Balkantour 2009 - Tag 5: Fushë Kosovë - Fushë Kosovë
Von Pascal Zingg
<b>Donnerstag 9.7.2009: Fushë Kosovë – Fushë Kosovë</b>(Text: Pascal Zingg; Fotos: Pascal Zingg, David Gubler, Neel Bechtinger)
Heute wurde ich um 4 Uhr vom Muezzin und seinem allmorgendlichen Aufruf zum Gebet geweckt. Gestört wurde sein Gemurmel nur durch das Brummeln einer NOHAB. Ich drehte mich zum Fenster und sah, wie die Lok gerade an den Zug setze, der Fushë Kosovë um 4:25 verlassen sollte. Die Tatsache, dass ich mich nur drehen musste, zeigt, wie geil mein Bett hier lag. Nachdem der Zug weg war, drehte ich mich erneut, um mir eine letzte Kappe Schlaf zu genehmigen. Eigentlich wollten wir früh aufstehen und den morgendlichen Regio aus Hani i Elezit im Bahnhof Fushë Kosovë erlegen, dies liessen wir aber bleiben, denn rund 20 Minuten vor der Ankunft des Regios begann es zu schütten.
Während ich scho wieder schlief, machte Neel dieses Bild aus dem Fenster des Hotels, die 005 holte übrigens Wagen aus der Wagenwerkstätte.
Wir drehten uns also alle erneut und wurden erst um ca. 10 Uhr von der Kennedy-Lok 003 geweckt, die im Bahnhof von Fushë Kosovë zu rangieren begann. Wir gingen zum Bahnhof und machten zwei, drei Schlechtwetterbilder.
Kennedy 003 rangiert im Bahnhof von Fushë Kosovë
Dann gingen wir auf Erkundungstour. Mit dem Auto suchten wir Strassen, die der Bahn entlang führten, was im oberen Teil der Strecke nach Hani i Elezit aber gar kein einfaches Unterfangen war. So fuhren wir erst über die riesige Baustelle in Richtung Flughafen und von da nach Lipjan. Neben der Strasse nach Lipjan fanden wir eine Strecke, wobei wir rätselten, ob denn da was fährt. Von Lipjan aus ging es über ein kleines Strässchen wieder zurück nach Fushë Kosovë, wo wir gerade recht kamen um NOHAB 007 beim Umfahren zu fotografieren.
Ein Schweizer im Kosovo, oder wenn ein Fotograf im Bild steht.
So sah das dann aus meiner Perspektive aus.
Nun fragten wir uns, wie denn das Wetter noch werden würde; wir tendierten auf schlechtes Wetter und wollten deshalb den Zug runter nach Hani i Elezit nehmen. Bei der Mittagssiesta im Hotel fiel uns dann auf, dass der Zug aus Pejë lokbespannt war, eher aussergewöhlich, denn normalerweise fuhren dort nur Y1. Da der Pejë-Zug nach Prishtinë fuhr, konnten wir ihn bei der Rückkehr in Fushë Kosovë noch einmal machen.
NOHAB 005 kommt aus Pristina zurück
NOHAB-Meeting in Fushë Kosovë
Anschliessend bestiegen wir den Zug runter nach Hani i Elezit. Eigentlich wären wir gerne auf der Lok mitgefahren, dies verwehrte man uns aber. Im Zug drin fiel mir auf, wie alt und gammlig die ex-SJ-Wagen eigentlich waren.
Unser Ticket 3 Personen Fushë Kosovë - Hani i Elezit und zurück
War der Zug ab Fushë Kosovë nur halb voll, so füllte er sich ab Lipjan allmählich. Plötzlich meinte Neel, man dürfe ja die Frauen hier nicht anschauen, was denn aber sei, wenn man selbst angeschaut werde. Er wies dabei auf eine Sitzreihe hin, auf der eine Mutter mit ihrer Tochter sass, und beide grinsten uns die ganze Zeit an. Wir fragten uns, ob die Mutter wohl einen „reichen“ Ausländer für ihre Tochter suchen wollte. Alsbald waren wir dann in Hani i Elezit. Dort gingen wir schnell zum Bahnhofsvorstand, zeigten ihm die Genehmigung und begannen, die NOHAB beim rangieren zu fotografieren, schliesslich war das Wetter in Hani i Elezit plötzlich gut.
Scheinanfahrt in Hani i Elezit. 007 rangiert auf ein anderes Gleis.
007 vor dem Bahnhofsgebäude
007 beim Umsetzen
Anschliessend warteten wir auf der Personenüberführung, bis der Zug aus Skopje kam. Von unserem Platz aus beobachteten wir, wie sich die Kinder des Ortes auf dem Bahnsteig sonnten. Als dann ca. 30 Minuten vor dem Zug die Grenzpolizei kam, wurden die Kinder von dieser verscheucht. Die Kinder kamen stattdessen nun auch auf die Überführung, und Nil machte sich einen Spass daraus, mit ihnen rumzublödeln. So ging die Wartezeit bis zum IC zumindest für ihn schneller rum. Mit einigen Minuten Verspätung kam dann der IC aus Skopje. Wir schossen die Mazedonische 661 und fotografierten dann das Rangiermanöver der Loks.
661 220 kommt mit dem IC aus Skopje in Hani i Elezit an.
Defile der beiden Loks
007 setzt an den Zug
Nun ging es mit dem IC wieder hoch nach Fushë Kosovë, wobei das Wetter wieder schlechter wurde.
Unser Zug in Kaçanik, leider spielte das Wetter nicht ganz mit.
Kurz vor Fushë Kosovë kam uns die Idee, dass wir noch schnell nach Prishtinë rein könnten. Wir fragten den Kondukteur, ob wir mit dem Leerzug wieder zurück dürften, wenn wir schnell nach Prishtinë raus fahren würden. Der Kondukteur war einverstanden. Der Leerzug machte aber auch null Sinn, denn der Zug fuhr leer Prishtinë – Fushë Kosovë und dann als Regio nochmals runter nach Hani i Elezit. Irgendwie waren diese Leerzüge auch in gewissen Fahrplänen drin und manchmal stiegen sogar Leute an den Unterwegsbahnhöfen ein. Wie erwähnt fuhren wir also nach Prishtinë, wo man uns beim Aussteigen nochmals fragte, ob wir wieder nach Fushë Kosovë wollten. Die zweite Frage war dann, ob wir auf der Maschine mitfahren wollten. Wir bejahten zweimal und machten anschliessend Bilder beim Umsetzen. Da sich mittlerweile auch das Wetter etwas gebessert hatte, konnten wir den Zug nochmals in der Sonne machen.
Der Leerzug nach Fushë Kosovë im eher kleinen Bahnhof von Pristina
Nach dem der Zug im Kasten war, gings auf die Lok 007 und auf dem Führerstand schaukelten wir nach Fushë Kosovë zurück. Erst auf der Lok wurde uns dabei bewusst, wie schlecht die Gleislage hier war.
Blick aus dem Führerstand der NOHAB bei der Einfahrt in Fushë Kosovë
In Fushë Kosovë angekommen gings schiesslich zu unserem „Stammlokal“, dem Aviano 2. Ich weiss, nach zwei Tagen von einem Stammlokal zu sprechen ist etwas übertrieben, die Tatsache, dass man uns Kaffee und Dessert spendierte, war jedoch ein Indiz, dass wir schon Stammgäste in diesem Lokal waren. Zum Abschluss des Tages mussten wir dann feststellen, dass in diesem Land eben doch nicht alles so funktioniert, wie es sollte, denn als wir wieder im Zimmer waren fiel plötzlich der Strom aus. Dies war besonders deshalb ärgerlich, weil auch das Wasser mit Elektropumpen in ein kleines Reservoir oben im Hotel gepumpt wurde, und wir so nicht duschen konnten. Statt zu duschen schauten wir halt ein bisschen aus dem Fenster. Da schien was los zu sein, denn die Feuerwehr kam gerade, und *quietsch*, musste das Feuerwehrauto mit einer Vollbremsung verhindern, Opfer einer der Schlaggruben zu werden... Das ging wohl gerade nochmal gut :).
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