Balkantour 2009 - Tag 22: Timisoara - Timisoara

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Sonntag 26.07.2009 Timişoara - Timişoara
(Text: Neel Bechtinger; Fotos: Pascal Zingg, David Gubler, Neel Bechtinger)

Heute sollte es der Tag der 80er werden, zumindest am Morgen. Es war Sonntag, und wir wollten den Tag an der Piste nach Buziaş und Logoj verbringen. Einerseits fährt auf dieser Strecke ein Regio, andererseits ein Schnellzug nach Bukarest, der den Regio in Buziaş überholt. Es waren also zwei Züge kurz hintereinander unterwegs. Danach hatten wir ein Loch in unserer Planung, denn auf dieser Linie würde danach nichts mehr laufen, und sonst in der Region ebensowenig.
Sonntags um acht Uhr morgens waren die Strassen von Timişoara ziemlich leer, was uns zügiges Fortkommen ermöglichte. So waren wir schnell aus der Stadt draussen und erlegten den Zug ein erstes mal bei Urseni.
80 540 der CFR zwischen Urseni und Uliuc
Der 80er Regio bei Urseni

Danach versuchten wir der Strecke zu folgen, wobei wir prompt bei einer Kiespiste hängen blieben – es sollte für heute nicht das letzte mal sein. So fuhren wir dem Zug über die Hauptstrasse hinterher, und beim Bahnübergang von Sacoşu Turcesc gelang ein weiteres Bild, leider „im Busch“.
80 540 der CFR zwischen Sacosu Mic und Uliuc


80 540 der CFR in Sacosu Mic


80 540 der CFR in Sacosu Mic
Der Regio fährt in Sacoşu Mic ein und verlässt den Bahnhof dann wieder in Richtung Buziaş

Eigentlich wollten wir den Regio vor Buziaş nochmal erlegen, dies gelang uns jedoch nicht, da die Büsche etwas zu gross und zahlreich waren, und in der sehr platten Landschaft waren auch kaum Motive zu finden. In Buziaş angekommen trafen wir erneut auf den Zug. Der Bahnhof war hübsch, der Zug stellte sich auch schön hin, nur das Licht wollte nicht – mal wieder genau in der Gleisachse. So war auch die Überholung mit dem Schnellzug, gezogen von einer 65er, nicht gerade toll umsetzbar.
65 925 der CFR in Buzias
Der Regio wird in Buziaş (sprich: Busiasch) vom IC nach Bukarest überholt.

Da der Schnellzug nun noch eine Kreuzung abwartete, hatten wir nochmal etwas Zeit, um dem Schnellzug voraus zu fahren und eine Stelle zu finden. Die einzige auffindbare Fotogelegenheit war laut Karte aber nur über eine weisse Strasse zu erreichen, was erfahrungsgemäss nichts Gutes bedeutete. Und so war es auch dieses mal, und von unseren 10 Minuten Vorsprung blieb bis zum Bahnhof von Căpăt nichts mehr übrig. Es reichte nur noch mit rennen gerade so für ein Bild.
65 925 der CFR in Căpăt
Der IC durchfährt den kleinen Haltepunkt Căpăt

Um den nachfolgenden Regio ablichten zu können, fuhren wir noch weiter bis Lugoj, konnten aber beim besten Willen keine gescheite Fotostelle mehr finden. Das Beste, was wir finden konnten, war ein Bahnübergang kurz vor Logoj.
80 540 der CFR zwischen Lugoj und Boldur
Der Regio kurz vor Lugoj (sprich: Lugosch)

Als nächster Programmpunkt stand ein richtiger Heckenschnellzug an; sowas kann man sich bei uns gar nicht mehr vorstellen. Es war ein Nachtschnellzug, der, statt über die direkte E-Piste, quer durch die Pampa über Dieselstrecken fuhr, und für eine 30-Minuten-Strecke zwei Stunden verdödelte. Vor Buziaş war unseres Erachtens die einzige Stelle, an der das Licht einigermassen richtig war. So stellten wir uns in die Hügel und warteten auf den Zug. Dieser kam bald, gezogen von einer 65er, und war schön bunt. Beäugt von der erstaunten Dorfbevölkerung zogen wir von dannen.
65 974 der CFR zwischen Buziaş und Căpăt
Der Heckenschnellzug bei Buziaş

Nun war das erwähnte Loch da. Ein von Pascal im Internet gefundenes Bild verriet uns jedoch, dass rund um den Betriebsmittelpunkt Gătaia von RegioTrans betriebene Caravelle verkehrten. Aus unserer Erfahrung lernend suchten wir für die dreissig Kilometer auf der Karte eine Strecke raus, die über keine weissen Strassen führte, was zwar ein kleiner Umweg war, aber das war es uns wert. Doch auch die gelbe Strasse (eigentlich Nebenstrasse, bisher aber immer befestigt) überraschte uns in einem Dorf mit Sand und Schotter. Wenn nicht der nächste Ort auf einer staubigen Tafel ausgeschildert gewesen wäre, wären wir bestimmt umgekehrt... Der Weg wurde immer schlechter, und war schlussendlich nur noch ein Staub-Pfad irgendwo im Nichts. Beim nächsten Dorf wurde es zum Glück wieder besser, und wir kamen wieder schneller voran, und fuhren mal zum erstbesten Bahnübergang. Nun hatten wir mal wieder eines dieser Erlebnisse... Ein gut angezogener junger Mann kam mit einem Eimer aus dem Haus, lief zum Ziehbrunnen am Bahnhof und holte Wasser... noch kein fliessendes Wasser hier? Weiter gings nach Gătaia.
Zwischen Rittberg und Sosdea
Die "befestigte Strasse nach Gătaia.

Dort angekommen war mächtig was los, ein paar Caravelle waren abgestellt, und kurz nach uns kam eine Dreifachtraktion in Richtung Timişoara eingefahren. So standen insgesamt sieben (!) Zugskompositionen rum, mitten im Nichts. Ungestört konnten wir die Aufstellung fotografieren, und anschliessend die Ausfahrt mit Formsignalen.
Baureihe 97 "Caravelle" der RT in Gătaia
Die Aufstellung in Gătaia. Wieder einmal imens wieviele Caravellen dort rumstanden!

X 4300 "Caravelle" der RT in Gătaia


X 4300 "Caravelle" der RT in Gătaia
Weitere Eindrücke aus Gătaia

Aus dem Aushangfahrplan wurden wir nicht schlau. Er war ziemlich verwirrend, mit vier oder fünf Zeiten, Bemerkungen und überhaupt. So wussten wir nicht so recht, wo die noch besetzte Caravelle hin fahren würde, gegen Buziaş oder Reşiţa? Letzteres war eigentlich unser Ziel. Wir fuhren aus dem Ort hinaus, um am ersten Bahnübergang zu sehen, wohin die Caravelle abzweigt – sie fuhr in Richtung Buziaş. Die Strecke wäre zwar möglicherweise interessant gewesen, war aber per Strasse kaum zu erreichen.
Zurück im Bahnhof versuchten wir erneut, den Fahrplan zu verstehen, was dann auch, zumindest teilweise, gelang. Wir deuteten, dass bald ein Zug aus Timişoara nach Reşiţa fahren würde, und stellten uns deshalb vor dem Ort an eine Brücke. Es kam eine Doppelgarnitur mit den „neuen“ Kisten, die mit der hässlichen Front.
X 4300 "Caravelle" der RT in Gătaia
Die Caravallen aus Timişoara überqueren den kleinen Fluss bei Gătaia.

Aber von den normalen Caravelle hatten wir eh genug Bilder, und so wollten wir halt diese verfolgen. An der Ausfahrt standen wir gleich wieder an den Bahnübergang. Dabei verwirrten wir einen Rumänen, der auf ein Daumen-Taxi gewartet hatte, da wir direkt vor seiner Nase parkieren mussten. Seinen erwartenden Blick konnten wir leider nicht erwidern. Während wir auf den Zug warteten, wurde die Schrankenwärterin auf uns aufmerksam und meckerte in unsere Richtung. Das störte uns aber wenig, da wir sowieso hinter den Schranken standen. Der Zug kam, wir erlegten ihn hier, danach am nächsten Bahnübergang, am übernächsten, überübernächsten und so weiter, bis wir irgendwann in Bocşa Română waren.
X 4300 "Caravelle" der RT zwischen Gătaia und Măureni


X 100 der RT zwischen Berzovia und Gherteniş
Der Zug zwischen Gătaia und Bocşa Română.

Von der hiesigen Dorfdurchfahrt stammte das Bild, das Pascal gefunden hatte. Da durch die Dörfer fahren ja bekanntlich immer etwas mehr Zeit braucht, wollten wir eigentlich den letzten Bahnübergang auslassen, wurden aber quasi genötigt, den Zug nochmal zu fotografieren, da dieser schon geschlossen war. Unser Vorsprung war zwar nun dahin, aber dank zwei Haltepunkten im Ort und technischen Problemen mit der Vielfachsteuerung der hinteren Einheit waren wir trotzdem früh genug da. Mal wieder wurde die Dorfbevölkerung auf uns aufmerksam, vorallem Pascal, der es sich auf einem Schutthaufen gemütlich gemacht hatte. Der Lokführer kannte uns inzwischen und hatte erneut Freude, wie das in Rumänien so üblich war.
X 100 der RT in Bocşa Română Haltă


X 100 der RT in Bocşa Română Haltă
Die schöne Ortsdurchfahrt von Bocşa Română

Nun folgte der letzte Streckenabschnitt bis Reşiţa, durch ein enges und dicht bewachsenes Tal. Es gelang nur ein Foto, wiederum an einem Bahnübergang mit aufsässiger Schrankenwärterin...
X 4300 "Caravelle" der RT zwischen Moniom und Câlnic
Der Zug im engen Tal vor Reşiţa

In Reşiţa konnten wir den Zug unerwartet ein letztes mal erlegen ehe wir uns etwas umschauen und mit Essen und Trinken eindecken wollten.
X 4300 "Caravelle" der RT zwischen Reşiţa Nord und Câlnic
Der Zug diesmal kurz vor Reşiţa.

Dabei sahen wir uns noch die Strassenbahn an und erlegten ein altes Dortmunder Tram der Linie 10 in einer Plattenbauten-Schlucht.
GT8 der PRESCOM in Reşiţa
Die einzige Strassenbahnlinie von Reşiţa wird mit Trams aus Dortmund betrieben.

Die Einfahrt der E-Piste sah auch noch nett aus, die wollten wir vielleicht auch noch probieren. So schauten wir uns am Bahnhof die Fahrpläne an und fanden heraus, dass tatsächlich in einer Stunde etwas kommen sollte. So liefen wir den Hügel hoch und trafen auf zwei sich sonnende Mädels ;) Eigentlich nichts spezielles, doch die Mädchen waren nakt. Etwas verlegen schweifte der Blick ab und schon kamen die nächsten zwei ins Blickfeld. Wie wir feststellen mussten, waren wir auf dem FKK-Hügel von Reşiţa gelandet. Wir liessen uns aber nicht beirren und fanden bald eine Fotostelle. Nun war leider Wolkenlotto angesagt, ein paar Quellwolken wollten uns das Bild vermiesen. Wir warteten meist im Schatten, hatten aber bei der Durchfahrt des Zuges doch Glück, denn dieser kam fast vollständig in der Sonne und war mit einer 40er bespannt.
Baureihe 43/44 der CFR zwischen Reşiţa Nord und Banila Cilnic hc
Ein Regio der CFR fährt in Reşiţa ein.

Nun hatten wir eigentlich nichts weiteres mehr vor, und machten uns auf den Rückweg. In Bocşa schauten wir noch im „Hauptbahnhof“ vorbei, und trafen auf eine Caravelle, die wohl eine unglückliche Begegnung mit einem LKW hatte. Nachdem wir diese fotografiert hatten, wurden wir vom anwesenden Personal verscheucht, was uns aber ziemlich egal war, denn wir hatten alles fotografiert was wir wollten.
Baureihe 97 "Caravelle" der RT in Bocşa Română
Auch in Rumänien scheinen LKW-Fahrer manchmal zu schlafen

Die Fahrt ging nun nach Jebel. Dort angekommen fuhr ich mal zum Bahnhof, und und in diesem Moment sahen wir ein Caravelle-Päärchen gegen Timişoara fahren. Eine weitere Caravelle stand noch im Bahnhof, bekam aber gerade vom Chef die Kelle; die war wohl nach Giera unterwegs. So fuhren wir etwa einen Kilometer raus an die Strecke. Diese machte eine grosse Kurve, dadurch konnte man die Züge wieder einholen; das kannten wir schon vom letzten Jahr mit dem Ferkelexpress. Im Gegensatz zu diesem kam die Caravelle aber nicht, fuhr wohl sonst irgendwo raus. Stattdessen entdeckten wir im Fahrplan Interessantes: Ein Malaxa war noch in Liebling, und sollte in einer Stunde zurück kommen. Eigentlich wollten wir ja dieses Jahr nicht an diese Strecke, aber wenn wir schon mal hier waren... und ein Malaxa war ja auch nicht verkehrt. So fuhren wir nach Liebling und da stand tatsächlich ein Neulack-Malaxa. Das Personal wartete davor gemütlich auf die Abfahrt.
77 940 der CFR in Liebling
Idylle in Liebling: Ein Dacia und ein Malaxa warten auf die Weiterfahrt

Das Wetter war inzwischen wieder optimal, die Quellwolken waren fast komplett weg. Wir erlegten den Zug bei der Ausfahrt und mussten feststellen, dass dieser abgesehen vom Personal leer unterwegs war. Auch kein Wunder, bei dem sensationellen Angebot von einem Zugpaar pro Tag... Dieses ist anscheinend von der Gemeinde Liebling finanziert. Die deutsche Siedlung möchte den Luxus eines Bahnanschlusses anscheinend nicht missen. Unterwegs konnten wir den Malaxa noch zweimal erlegen und stellten uns schliesslich in die Einfahrt des Bahnhofs Jebel. Neben dem erwarteten Malaxa kam auch noch eine Caravelle vorbei, nicht schlecht.
77 940 der CFR zwischen Liebling und Conacul Iosif


77 940 der CFR zwischen Liebling und Conacul Iosif


77 940 der CFR in Jebel
Der Malaxa auf dem Weg nach Jebel (sprich: Schebel). Wer weiss wie lange hier noch Züge fahren.

X 100 der RT in Jebel
Auch die Tage der Malaxa sind gezählt, so fahren auch in Jebel schon Caravellen von RegioTrans.

Wir waren nun ziemlich geschafft, und es war höchste Zeit, die Fahrt nach Timişoara in Angriff zu nehmen. Es war schon nach acht, und um neun hatten wir mit einem Rumänen abgemacht, den Pascal über ein Forum kennengelernt hatte. Nach einem kleinen Essen in der Iulius Mall trafen wir ihn und er zeigte uns Timişoara. Kurz nach Mitternacht mussten wir zurück zur Iulius Mall, da unser Auto noch dort stand. Vom Gara Nord gab es direkte O-Bus-Linien dorthin. Das Problem war aber die Beschaffung der Tickets; um diese Zeit war das schlicht nicht mehr möglich, denn alle Geschäfte, die diese verkaufen, waren geschlossen, und unser Kollege konnte partout keine mehr auftreiben. Super System, man bekommt keine Tickets mehr, obwohl die Busse noch fuhren... Wir wollten ein Taxi nehmen, aber unser Kollege riet uns davon ab, denn denen könne man nicht trauen. Schade, ich wollte doch umbedingt mal Dacia fahren ;) So fuhren wir stattdessen halt schwarz mit dem Stadtbus bis zur Mall, zum Glück kam keine Kontrolle vorbei!
Jetzt im Hotel gehts gleich ins Bett, war ein langer Tag... Morgen steht der Wechsel nach Arad auf dem Programm, aber erst nach dem Ausschlafen ;)

Tag 23: Timisoara - Arad
Tag 21: Subotica - Timisoara