Ostertour 2010 - Teil 2

Von

Text: Christof Hofbauer Bilder: Christof Hofbauer, David Gubler, Pascal Zingg

Spät war es geworden gestern Abend und dementsprechend kurz war auch die Nacht gewesen. So trotteten 4 verschlafene Fotografen am frühen Morgen des Karsamstag aus einer Weidner Bäckerei und lenkten ihre verquollenen Augen gen Himmel. Was sich dort sehen ließ sah eher nach Bett aus, denn nach Fototour. Aber um mal wieder den weisen Spruch von Nil zu zitieren: „Noch ist der Zug nicht da!“. Und in unserem Fall waren es ja noch gut 2 Stunden Fahrt gen Osten, an die KBS 200 in die Nähe von Pribram.
Tages oder besser nachts davor hatten wir über Ausdrucken und meiner „altehrwürdigen“ Karte, die an diesem Tag noch eine Rolle spielen sollte, gebrütet und einen Schlachtplan entwickelt. Los gehen sollte es um kurz nach 9.00 Uhr bei den Abraumhalden südlich von Pribram.
Auf dem Weg ins heutige Revier öffneten sich dann nicht nur die Augenschlitze meiner Mitfahrer zusehens, nein auch die Wolkendecke zeigte immer mehr Lücken und ließ die Sonne durch. Eins stand jetzt schon fest, in Sachen Sonnenschein wird’s heute ein Lotterietag.
Ab Plzen übernahm dann Pascal den Lotsendienst und da meine bereits erwähnte Straßenkarte ja allseits belächelt wurde ....“mensch von wann ist die denn“....“warum kaufst dir denn kein Navi“.... wurde letzgenanntes aktiviert und nun konnte ja nichts mehr schief gehen ...... denkste!
Erstmal wurde aber die erste Fotostelle planmäßig erreicht. Nur dort angekommen zeigte sich, dass die Sonne aufgrund langer Schatten nicht ganz mitspielte und die angedachte Besteigung des ersten Abraumhügels zu schwierig war.
Nun hieß es an der Alternativstelle gespannt warten was denn kommt. Und ceske drahy enttäuschte uns nicht, denn mit vernehmlichen Motorenklang kam 749 039-4 vor dem R 1245 durch die lange S-Kurve gefahren.

749 039 der ČD in Příbram


Nun schnell umgedreht, denn wenige Minuten später sollte aus der Gegenrichtung R 1244 kommen, da die R im Bahnhof von Pribram kreuzen. Mit Sonne und vorgespannter 749 011-3 gleich zu Beginn der zweite Hingucker des Tages.

749 011 der ČD zwischen Příbram und Milín


749 011 der ČD in Příbram


Na das fing ja gut an! Nun den Fahrplan und Karte gecheckt und weiter gings. Nach einigem Suchen entschieden wir uns als nächstes den Os 7905 Richtung Zdice vor der Kulisse der Kirche von Tochovice zu fotografieren. Leider verzog sich vor der Durchfahrt von 842 030-9 etwas die Sonne.

842 030 der ČD in Tochovice


Nun hieß es ein Plätzchen für den nächsten R suchen. Tja, Stellen fanden wir einige, aber die Sonne hatte sich mittlerweile ganz hinter einer dicken Wolkenwand verzogen und soweit das Auge reichte, Besserung war nicht in Sicht. Daher schweren Herzens die Entscheidung: Bahnhofsdurchfahrt in Tochovice.

749 162 der ČD in Tochovice


749 162-4 machte brav gute Miene zum trüben Spiel und ließ sich ablichten.
Wie aber nun weiter bei dem gruseligen Licht. Es stand ein Os und der nächste R Richtung Ceske Budejovice an. Erst mal Streckenerkundung. Nil und David fanden an einem See gefallen, über welchen sie den nächsten Os machen wollten, Pascal und ich fuhren weiter nach Breznice, fanden dort eine schöne Stelle und machten ebenfalls unser Pflichtbild. Beide Fotokunstwerke erspare ich aber den Betrachter. Es ging zurück die anderen beiden einsammeln und siehe da, kaum wieder an der Stelle bei Breznice angekommen, riss es am Himmel auf. Also ab in die Botanik und gebannt gelauert wer schneller ist, der Zug der Wolken oder der von ceske drahy. Gott sei dank gewannen die ersteren und so entstand bei Sonne mit dem R 1246, gezogen von 749 107-9, wohl eines der schönsten Bilder des ganzen Wochenendes.

749 107 der ČD in Březnice


So wie es aussah würde die Sonne nun etwas länger scheinen, drum fuhren wir kurz zum See nach Tochovice zurück und schossen hier einen unbekannt gebliebenen 842 als Os 7907 Richtung Pribram.

842 013 der ČD in Tochovice


Hatte ich gerade geschrieben, die Sonne sollte nun etwas länger scheinen? Weit gefehlt, schon zog es langsam wieder zu. Aber gen Süden sah es vielversprechender aus. Als ab und südlich von Breznice eine Stelle gesucht. Pascal schmiss das Navi an, fragte mich sicherheitshalber aber nochmal mit der Karte in der Hand wo es hingehen soll, ich ihm mit einem Fingerzeig beantwortete und ab gings. Nach Nase durch den Ort durch: „Sind wir hier richtig? ..... Ja klar!“ und unter der Eisenbahn durch ..... und schon gingen Gleis und Straße ihre eigenen Wege?!?!? Navi und Karte gecheckt: „Wart mal, die Straße geht immer weiter von der Bahn weg!“. Also umkehren und wieder nach Gefühl fahren, dabei durch Fenster Fotostellen erspähen und auch ein bisschen auf den Verkehr achten. Kurz hinter Breznice, in der Nähe von Hudcice, fanden wir an einem unbeschranktem Bahnübergang eine schöne Stelle mit Bogen. Schnell den Bahndamm gemäht, in aller Ruhe die Trassierung bewundert und auf das nächste Bardotka-Erlebnis gefreut! In die Karte guckte keiner mehr, wir wussten ja wo wir sind, nur noch ins Kursbuch. Doch statt dem nächsten Großdiesel kam ...... nichts!?!?!? Komisch! Nach einiger Wartezeit dann ein Pfiff.....halt....Schlagen von Rädern auf Schienenstößen....hört sich irgendwie komisch an und kommt von der falschen Seite....egal. David und Pascal kamen von ihrer erhöhten Fotostelle am Berg herunter gerannt, von dort gings nicht in die Richtung aus der der Zug kam, und währen Pascal seinen Schuh in einem Graben versenkte und die letzten Meter einschuhig zurücklegte, gelang David die erste Aufnahme einer Neulack-Büchse.

810 622 der ČD zwischen Březnice und Hudčice


Büchse?!?!?! Wir verstanden garnichts mehr. Komisch! Naja, warten wir mal, denn eigentlich sollte ja bald die Gegenleistung kommen. Nun gings für uns alle hoch auf den Hügel. Pascal mit einseitigem Ersatzschuhwerk, sein eigener quietsche nach Versenkung und anschließender Reinigung vor Nässe, der Rest zumindest mit fragenden Gesichtern. Endlich ein Pfiff....klang aber jetzt auch nicht wie Bardotka....wars auch nicht! Der 810 622-1 kam brav zurück.

810 622 der ČD in Hudčice


Nun waren wir vollends verwirrt und entschieden uns nach Breznice zum Bahnhof zu fahren. Vielleicht konnten wir dort was raus finden. Also versucht den Aushang zu entziffern, irgendwas mit Baustelle und Zugausfall stand da. Sollte man am Karsamstag wirklich die Bauzüge losgeschickt haben? Tja, der nächste Os war aber angeschrieben, dann sollte der auch kommen. Also wieder zurück zum Bahnübergang. Unterwegs ging mir eines nicht aus dem Kopf. Hatte ich es richtig in Erinnerung, Breznice war ein Abzweigbahnhof, wo war aber die südlich abzweigende Strecke? Eigentlich hätten wir diese ja überqueren müssen? Doch alle Gedanken verflogen denn der Bahnübergang war erreicht, Position war bezogen und der Os ...... kam nicht?!?!
Na nu aber, wir wieder zurück nach Breznice. Leben auf dem Bahnhof, neben Museumstriebwagen M262 056

M 262 056 der KŽC in Březnice


war auch eine Büchse zu sehen und plötzlich wurde es mir klar!!! Ich schäm mich heute noch dafür, doch ein Lachen kann ich mir auch nicht verbeissen: WIR STANDEN DIE GANZE ZEIT AN DER FALSCHEN STRECKE!!! Während Pascal und David bereits aus dem Auto raus waren, gab ich die Erkenntnis an einen ratlos schauenden Nil weiter, um dann auch gleich den fahrbaren Untersatz zu verlassen, denn pünktlich lief 749 107-9 mit R 1251 nach Praha in den Bahnhof ein.

749 107 der ČD in Březnice


Sollten wir lachen oder uns ärgern. Vier „alte“ .... o.k. in meinem Fall stimmts am ehesten .... Hasen und denen muss sowas passieren. Wie kams? Genau unterhalb der Ortschaft Breznice ist auf meiner Karte der Mittelfalz und gleichzeitig ein Seitenfalz. Auf die Frage von Pascal hab ich nur schlampig gedeutet und schon hatte er die falsche Strecke erwischt. Die dann abgeglichen mit dem Navi und schon verbrachten wir eineinhalb schöne Stunden und einen versenkten Schuh an der KBS 203 statt an der 200.
Na gut, so gabs wenigsten die erste Neulack-Büchse, auch wenn die Meinungen über das Design geteilt waren, und eine Anekdote über die wir bestimmt in Jahren noch lachen. Ausserdem haben wir einer Strecke ins Rampenlicht geholfen, die ansonsten sicherlich bei den Eisenbahnfotografen ein Schattendasein führt. Schön ist sie ja.
Wieder an der richtigen Strecke arbeiteten wir uns nun weiter Richtung Pisek. In Horni Nevestec wurden wir in Sachen Fotostelle auch fündig, aber pünktlich zum R 1250 mit 749 162-4 an der Spitze verließ uns die Sonne.

749 162 der ČD in Horni Nerestce


749 162 der ČD in Horni Nerestce


Wir beschlossen wieder Richtung Pribram zu fahren, warteten dort doch noch die Abraumberge. Dort angekommen konnten David und Pascal ihre schweizer Gene nicht länger bändigen. Während Nil und ich vom „Talgrund“ aus die Sache beobachteten, erstiegen die beiden „todesmutig“ die Steilwand und erreichten nach anstrengender Kletterei mühevoll den Gipfel, wo sie auf ein Grüppchen fröhlicher Radfahrer trafen  Auf der anderen Seite der Halde führt nämlich ein breiter Fahrweg nach oben  ! Das soll ihre Verdienst aber nicht im geringsten schmälern, verdanken wir doch ihrem Aufstieg ein paar herrliche Panoramaaufnahmen!!!
Der Reihe nach hatten ihren Auftritt 842 013-5 Richtung Pribram,

842 013 der ČD zwischen Příbram und Milín


842 013 der ČD in Lešetice


gefolgt von 749 039-4 mit R 1253 und ohne Sonne,

749 039 der ČD in Lešetice


der Gegenzug R 1252 mit 749 011-3 an der Spitze,

Baureihe 749 "Bardotka" der ČD zwischen Příbram und Milín


749 011 der ČD in Lešetice


und zum krönenden Abschluss und als Abschiedsbild M262 056.

M 262 056 der ČD zwischen Příbram und Milín


M 262 056 der KŽC in Lešetice


M 262 056 der ČD zwischen Příbram und Milín


Wir überlegten noch kurz, ob wir versuchen sollten die Formsignal oberhalb von Pribram umzusetzen. Da die nächste Wolkenfront aber bereits die Sonne zusehens verdunkelte entschieden wir uns für den heimischen Herd bzw. den Esstisch. Denn an ersterem hatte Sabine bereits Position bezogen um die hungrige Meute zu verköstigen.
Mit viel Hallo und Erzählungen gings durch den Abend, und natürlich mit Planungen für den kommenden Tag. Diesmal sollte die Strecke von Plzen nach Domazlice umgesetzt werden. Aber die Wettervorhersage machte uns keine großen Hoffnungen. Was solls, heute hatte es ja auch geklappt. Dann mal bis zu Teil 3.