Generäle und mehr 2010 - Tag 3: Sllatinë - Sllatinë
Von Pascal Zingg
Montag 31.5.2010: Sllatinë – Sllatinë(Text: Pascal Zingg; Fotos: Pascal Zingg, Neel Bechtiger)
Auch heute verhiess der Blick aus dem Fenster nichts Gutes. Eine riesige schwarze Wand türmte sich vor meinem Fenster auf. Es war das richtige Wetter um sich noch einmal umzudrehen und eine Runde weiter zu pennen. Nil wollte aber unbedingt aufstehen und zum Bahnhof fahren. So beugte ich mich dem Gruppezwang und stand auch auf. Wie wir zum Bahnhof kamen, riss es tatsächlich auf. Wir standen nun in der Sonne und konnten dort die Morgenzüge nach Pristina, Hani i Elezit und Pejë umsetzen. Für einmal standen wir dabei auf der Pristina-Seite des Bahnhofs Fushë Kosovë. Für den Zug nach Peja erklommen wir gar die Bruchbude, die unmittelbar neben dem Bahnhof stand. Diese sollte anscheinend einmal ein Einkaufszentrum werden, kam jedoch nicht über das Richtfest hinaus. Immerhin bietet der zerfallene Dachstock nun einen prima Ausblick auf die Geleise.
Der Zug IC nach Han i Elezit und Skopje fährt in Fushë Kosovë ein.
Wenig später verlässt der Regio aus Pejë den Bahnhof in Fushë Kosovë
Nach einem kurzen Abstecher nach Pristina kehrt er wieder zurück.
Als Abschluss des Morgenspektakels kam auch noch die Gartenlaube aus dem Bahnhof gefahren.
Gleich nach den Morgenzügen ging es nach Obiliq. Dort wollten wir uns die kleine Dampflok im Werk ansehen. Wir fuhren dabei zum Depot wo zwei 62er rumstanden. Beide machten sie nicht den fitesten Eindruck. Während wir schon mal die Loks umsetzten, ging Michael zum Chef der Minenbahn und holte sich eine Fotogenehmigung. Als er wieder kam, hatte jedoch schon jeder seine Bilder gemacht. Um die Leute von der Bahn nun nicht zu verärgern, gingen wir nochmals alle ins Depot und taten so, als würden wir die Loks ablichten. Wie uns Michael dann verriet, gab es noch einer dritte 62er, diese war im Werk und sollte gegen 10 Uhr einen Kohlezug in den Bahnhof von Obiliq bringen. Wir sind deshalb an die Strecke gefahren, um dort den Zug beim Ausgang aus dem Werk zu machen. Das Problem war nur, dass der Zug elendig lange nicht kam. Im Kosovo nimmt man es schliesslich nicht so genau mit den Fahrzeiten. Ausserdem hat man bei der Werksbahn in Obiliq Zeit, man muss ja nur alle zwei Tage einen Zug in den Bahnhof bringen.
Einige Reisteilnehmer schienen ab so viel kosovarischer Gelassenheit überfordert. Nach rund 30 Minuten wurde man ungeduldig. Sie wollten nicht mehr warten, zumal hier nur so eine „komische“ Dampflok kommen sollte. Nil und ich liessen uns dann überzeugen, dass wir mit drei weiteren Reiseteilnehmern der Gruppe nach Drenas fahren. Dort wollten wir schauen, ob bei Ferronikeli eine Nohab rangiert. Wir fuhren also über die bekannte Strasse nach Bardh und von da über die neue Strasse hoch nach Drenas. Letztes Jahr war dies noch eine Baupiste. Dieses Jahr war es schon eine halbe Autobahn. Ohne viel Zeit zu verlieren kamen wir deshalb nach Drenas. Witzig war, dass auf halber Strecke rund 100 Meter Asphalt fehlten. Wahrscheinlich wurden sich hier die zwei angrenzenden Gemeinden nicht einig, wer nun dieses Teilstück asphaltieren muss. In Drenas angekommen, stand gerade ein leerer Erzzug drin. Der Lokführer verriet uns, dass er gleich zur Mine Golesh fahren würde. Wir sind also runter auf die Strecke und haben den Zug vor Dritan erlegt. Leider war die Sonne in der Zwischenzeit verschwunden. Da brachte es auch nichts, dass wir den Zug nochmals einholen konnten. Im Nachhinein ist es wie immer, man schaut sich die Bilder von letztem Jahr an und sagt sich: „Mit Sonne war das damals alles besser!“ Zu allem Überdruss verlor Nil auf dem Feld, wo wir den Zug ein zweites Mal machten auch noch seinen Schlüssel. Nach kurzen Suchen fanden wir ihn jedoch wieder.
Nun konnte es wieder zurück nach Obiliq gehen. Dort war die Dampflok mittlerweile rausgekommen. Sie setzte dabei kurz um und rangierte einen Wagen weg. Michael meinte es würde gleich ein Leerzug kommen, denn die Lok ins Werk mitnimmt. Wir stellten uns deshalb an die Ausfahrt. Dort kam die Lok allerdings solo. Wie sich herausstellte, sollte der Leerzug nicht vor Mittag kommen. Wir sind deshalb nach Fushë gefahren, wo wir im Aviano 2 zu Mittag assen.
Nach dem Essen gings ins BW. Dort sollte es nun eine Aufstellung mit allen vier Nohabs geben. Leider waren die Lichtverhältnisse aber auch hier suboptimal, so dass der Frontschuss nicht wunschgemäss gelang.
Alle vier Nohabs (v.l. 006, 008, 005, 007) der HK in einer Reihe.
Nach der lichtmässigen Enttäuschung bei der Parade fuhren wir nochmals hoch ins Tal der Drenica. Bei der alten Frau gibt es nun eine kleine Bar. Sie erinnert an einen UCK-Kämpfer, der in Dritan aufgewachsen ist und dessen gesamte Familie von den Serben ausgelöscht wurde. An der Bar selbst bediente ein junger Kosovare, der einen etwas komischen Eindruck machte. Es schien als würde er nur auf den Anruf der UCK warten. Die Bar wäre bei schönem Wetter sicher zu empfehlen, an diesem Tag war das Wetter aber sehr garstig! Es zog und man fror. Ausserdem wurde es immer dunkler. Wir entschieden uns deshalb für den Zug nach Dritan hoch zu fahren. Gleich hinter dem Haltpunkt hätte man den Zug prima umsetzen können, doch eben das Wetter war schlecht. Es gab nun allerdings einige Aufhellungen, weshalb wir bis kurz vor Drenas fuhren, wo wir auf einen Güterzug nach Bardh warten wollten. Wie durch ein Wunder wurde es an dieser Stelle plötzlich hell. Leider kam jedoch kein Zug. Als das Licht nach rund einer Stunde wieder weg war, entschlossen wir uns einen Blick ins Werk von Ferronikeli zu werfen. Dort stellten wir fest, dass eine Kennedy am rangieren war. Wir fuhren dann zum Bahnhof und fragten nach Zeiten. Der Betriebsleiter meinte, dass vor 20 Uhr wohl nichts mehr runter gehen würde. Wir wollten deshalb umdrehen, wagten aber nochmals einen Blick ins Werk. Da sahen wir nun plötzlich zwei Kennedies und es schien als würde die eine bald rauskommen. Da wir gerade in der Sonne standen, entschieden wir uns zu warten. Wir stellten uns auf und wie der Zug kam, ging die Sonne weg. Dank dem Lokführer, der extra langsam fuhr, gelang es uns aber den Zug in einer unvorteilhafteren Position mit Hochspannungsleitung zu machen.
Kennedy 004 verlässt mit leeren Wagen das Ferronikeli Werk in Drenas.
Nach diesem Foto ging es in den Bahnhof, wo wir ebenfalls die Einfahrt kriegten. Das anschliessende Prozedere war das gleiche wie immer. Die Lok setzte um und man fragte, wann es denn weitergehen würde. Gleich, etwa in zwei Minuten war die Antwort. Wir sind also wieder runter an die Stelle unterm Werk und erwarteten den Zug. Leider kam er hier nicht mehr im Licht. Gefrustet ab so viel scheiss Wetter setzten wir uns ins Auto und fuhren nach Bardh, wo wir wieder auf den Bus mit der Reisegruppe auffuhren. Zusammen ging es zum abschliessenden Nachtessen im Aviano 2.
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