Osteuropa 2008 - Tag 9: Gospic - Gospic
Von Pascal Zingg
Dienstag 08.07.2008Dieser Tag wird wohl als der Tag der Dummheit in die Geschichte eingehen, aber davon später. Eigentlich begann alles völlig normal. Wir standen mal wieder gegen 7 auf und gingen zum Morgenessen. Die Bedienung glaubte wohl noch etwas zu träumen, als sie uns sah und wieder erkannte, auf jeden Fall schaute sie ziemlich ungläubig aus der Wäsche. Nach dem Essen wollten wir dann einen Güterzug als Taxi in Richtung Knin nehmen, sprich wir wollten ihn in die Gegend von Sucevici verfolgen. Daraus wurde aber nix, da dass Wetter schlicht und einfach mies war. Wir fuhren dann zum Bahnhof Zrmanja und warteten dort rund 30min, um zu sehen wie sich das Wetter entwickelt. Als das Wetter eher besserte, entschlossen wir uns an die Strecke hinter Sucevici zu fahren. Schnell fanden wir dann auch eine Stelle und stellten uns auf. Da gerade nichts kam, nutzten wir die Zeit dem Vermieter unseres Fiats anzurufen und ihm zu sagen, dass wir den Fiat um 14 Uhr bei der Chevy Garage retour geben wollten, denn mittlerweile war unser Chevy fertig. Der Vermieter fragte dann noch ob wir irgendwelche Probleme mit dem Wagen gehabt hätten, was ich am Telefon verneinte. Nach dem Telefonat verspürte ich Durst, und wollte etwas aus dem Kofferraum des Autos holen. Da fiel mir ein, dass mir Nil gestern von dem super tollen Gadget erzählte, dass der Autoschlüssel einen Knopf für den Kofferraum hat, den musste ich natürlich gleich mal ausprobieren, was wunderbar klappte. Da das Sixpack an Wasserflaschen noch eingeschweisst war, brauchte ich dann beide Hände und legte den Schlüssel in den Kofferraum. Ihr könnt euch jetzt sicher denken was kommt. Denkt jetzt ja nicht, so blöd kann man doch gar nicht sein! Glaubt mir man kann, besonders wenn man Pascal Zingg heisst! Ich nahm also die Flasche raus, und knallte den Kofferraum zu, wie der Deckel so runterknallte, sah ich den Schlüssel wie er mich eine Sekunde lang anstrahlte und dann im Kofferraum verschwand, DOH! Auto geschlossen, Schlüssel drin, super! Ich begann zu fluchen und Nil wollte wissen was denn los sei. Ich begann zu erklären und er meinte: Nei säg jetzt nöd! Doch dummerweise schon! Dann kam der Augenblick wo der eine den anderen am liebsten auf den Mond geschossen hätte. Die Frage war nun: Was tun? Nun mein Denkprozesse wurde kurzweilig durch ein Wummern unterbrochen, GM von hinten? Jetzt schon? Tatsächlich, da fuhr das Doppel schon vor, allerdings voll im Gegenlicht. Das war aber wie gesagt nicht das Problem, schnell schwankte unser Augenmerk wieder auf den Fiat Bravo. Ich zückte das Handy und rief den Vermieter an, ob man denn die Karre sonst noch wie aufbringt (man weiss ja nie). Dieser meinte, nur mit seinem Ersatzschlüssel, wo wir denn seien. Ähmmmmm good question. Ich meinte dann ich würde zum nächsten Kaff laufen und ihn wieder anrufen. Ich lief also los und nach wenigen Metern kam ein Kleinbus von hinten, also Daumen raus und gefragt ob man mitfahren kann, was die 3 netten Herren bejahten. Im Bus gabs dann die üblichen Fragen. Woher bist du? Was machst du hier? Wieso willst du zum Bahnhof? Geduldig erklärte ich alles, dann meinten sie der Bahnhof hiesse Zrmanja, was mir schon mal weiter half. Im Bahnhof von Zrmanja rief ich dann den Vermieter an und erklärte ihm wo ich war. Nach etwas suchen auf der Karte meinte er dann, er sei etwa in einer Stunde vor Ort, dies würde aber 50 Euro extra kosten. Ich dachte mir, geht ja noch, und eine andere Möglichkeit haste eh nicht. 15 Minuten später rief er zurück und meinte, dass es zu weit sei für 50 Euro, er müsse 70 haben, naja auch egal, soll einfach kommen meinte ich. Wie gesagt stand ich am Bahnhof und irgendwie schien da noch was zu kommen, denn im Bahnhof stand ein Baufahrzeug und wartete drauf wieder auf die Strecke zu gehen. Kurz später kam dann auch ein GM Doppel aus Norden.
Ich setzte dies im Bahnhof von Zrmanja um und schrieb Nil ein SMS, der noch hinten in der Strecke drin stand und den Zug dort ablichtete.
Nach diesem Zug stellte ich mich an die Hauptstrasse und wartete auf den Vermieter. Während dem Warten schaute ich mir dieses Kaff, dass wie schon mal erwähnt Sucevici heisst, Zrmanja liegt nämlich ganz wo anders, etwas genauer an. Nun das Dorf war ziemlich komisch da hatte es eine grosse Tafel mit einer römischen neun und einige Ruinen. Eigentlich dachte ich nur Ruinen aber dann kam aus einer vermeintlichen Ruine ein Frau raus, begann Holz zu spalten und Wäsche aufzuhängen. Meine Theorie ist nun, dass das Dorf wohl mal irgendwie ein Militärstützpunkt im Krieg war. Nach rund ein ein halb Stunden kam dann der Vermieter endlich, er hatte sich wohl etwas in der Zeit verschätzt. Ich erklärte ihm nun den Weg zum Auto und er flog über den Kiesweg dort hin, wobei er lächelte und meinte: "I like offroad, you know." Nach dem wir dann den Schlüssel für unsere Fiat Bravo wieder hatten, konnte es weiter gehen nach Sibenik. Dass wir um 14 Uhr da waren, musste Nil aber zünftig Gas geben, was er auch tat. Pünktlich waren wir dann beim Autocenter Aleksic in der Vorstadt von Sibenik. Dort erklärte man uns, dass man am Tacuma die Zündkerzen und die Startbox gewechselt hat und dass die Kiste jetzt wieder läuft. Wir nahmen also unsere Karre wieder in Beschlag und blochten zurück in Richtung Knin, von dort weiter nach Sucevici. Als wir gerade auf die Hauptstrasse nach Sucevici gebogen waren, warf ich einen Blick auf die Strecke und schon läutete die Zugglocke! Grüne GM mit Kurzgüter! Nil drückte aufs Gas und wir fuhren zu einer vorerkundeten Stelle bei Sucevici. Da die Güterzüge nicht gerade fliegen, reichte es relativ locker zur Stelle. Das Problem war einzig, dass die Sonne gerade mit einer Fotowolke kämpfte, als der Zug kam. Ausserdem war sie fast senkrecht.
Als der Zug durch war meinte ich zu Nil, dass ich bevor der Zug aus dem Bahnhof Zrmanja einen Pfiff vernommen hatte. Er meinte diesen auch gehört zu haben. Von der Zeit her, sollte das eigentlich der nachmittägliche Nord-Süd Güter sein. Also kurz aufgehorcht, da wummerte was, dann fix hinter die nächste Kurve gerannt und da tauchte die Doppel GM auch schon auf.
Nach dem Güter war es dann auch schob bald wieder Zeit für einen ICN, welchen wir natürlich auch mitnahmen.
Als der ICN durch war, stellte sich für uns die Frage, was wir denn nun noch machen wollen. Erst schauten wir uns die Bahnhofseinfahrt von Zrmanja an, ne geht nicht. Dann die Ausfahrt, dort fiel uns beim Hinlaufen auf, dass es dort zwei Pseudotunnel hat. Sprich man hat den Einschnitt an zwei Orten überdacht. Das Ganze ist relativ günstig gehalten, es hat einfach ein Spritzbetongewölbe über dem Gleis. Im Zusammenhang mit meiner Militärtheorie gehe ich mal davon aus, dass man die Galerien gebaut hat um Rollmaterial vor dem Feind zu verstecken. Nun Pseudotunnel hin, Pseudotunnel her, Fakt ist, die Ausfahrt liess sich ebenfalls nicht umsetzen. Also haben wir weiter in Richtung Knin geschaut, dort fährt die Bahn am Rande eines Canyons entlang, das gab aber auch nix. Schlussendlich entschlossen wir uns nochmals an die erste Nachmittagsstelle zu fahren. Nil schrieb währenddessen ein SMS an Jan Luckner, ob denn da noch was kommt, worauf dieser einen Güterzug bestätigte. Wir standen also da und es kam vorerst mal der ICN und danach lange nix mehr.
Das Licht wurde dann immer schlechter, denn es war mittlerweile schon fast 20 Uhr. Sekunden bevor die Sonne dann ganz weg war, donnerte der Zug doch noch durch. Allerdings im aller aller letzten Büchsenlicht, wie man so schön sagt.
Somit war dann die Likabahn für uns fototechnisch passé, denn morgen solls nach Rumänien gehen. Wir liessen es uns allerdings nicht entgehen schnell in Malovan anzuhalten und den Zug nochmals an uns vorbei wummern zu lassen, nur schauen und geniessen, ihr wisst ja, dass vergisst man manchmal beim Fotografieren ;). Auf dem Nachhauseweg haben wir dann noch unsere Mägen aufgefüllt, und Revue gezogen von der Etappe Likabahn. 5 Tage waren wir hier, 2 waren gut bis sehr gut, die anderen 3 naja bis schlecht. In diesen 3 Tagen ging dann aber auch ziemlich alles schief, was schief gehen konnte. Für Morgen ist nun der grosse Reisetag geplant, quer durch Ex-Jugoslawien durch, hoch nach Timisoara in Rumänien.
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