Ein verpatztes Dampfwochende

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Des Dramas erster Teil – Samstag 18.10.
An diesem Samstag hatte ich mich mal wieder für eine Dampffahrt angemeldet. Die vorgesehene Route war Zürich - Brugg - Olten - Burgdorf - Konolfingen - Lyss - Biel - Sonceboz-Sombeval - Delémont - Basel - Brugg - Zürich. Zuglok war dabei die BR 01 vom Verein Pacific 01 202, ab Hasle-Rüegsau bis Moutier sollte ausserdem die 64 518 mitlaufen und von Biel nach Reconvilier Schubunterstützung liefern. Neben David wollten für einmal auch meine Eltern mitkommen. Als wir kurz vor halb neun in Zürich ankamen, fuhr der Zug gerade ein. Da es bis zur Abfahrt noch ein Stück hin war, reichte es noch für ein Bild aus der Zürcher Bahnhofshalle.
Baureihe 01 der VPac in Zürich HB


Pünktlich um 8:40 Uhr ging es dann los. Bis Hasle-Rüegsau lief alles nach Plan. In Hasle angekommen verliessen David und ich den Zug, um mit dem RE vorauszufahren. Vor Walkringen fanden wir dann eine gute Stelle. Also haben wir an diese rausgestresst, denn eigentlich hätte der Dampfzug im Blockabstand folgen sollen, da der RE in Walkringen aber noch einen Regio gekreuzt hatte, konnte der Zug nicht so schnell kommen. So hatten wir dann genug Zeit um uns auf einer Beige Heuballen zu platzieren, ehe der Zug kam.
Baureihe 01 der VPac zwischen Walkringen und Bigenthal


Als er an uns vorbei gerauscht war, hörten wie die Bremsen quietschen. „Der hält also hier, wahrscheinlich wird er nun vom Regio überholt, denn wir eh nehmen wollten“, dachten wir uns und gaben Gas. Als wir dann in Bahnhofsnähe waren, sahen wir dann aber dass es sich um eine Kreuzung handelte. Ausserdem fuhr der Dampfzug vor unserer Nase wieder weg. Das alles war aber nicht so schlimm, da wie gesagt der Regio noch kommen sollten, und in Biglen wegen einer Scheinanfahrt ein längerer Halt geplant war. Da die 01 allerdings noch Wasser nachfassen musste, wurde die Scheinanfahrt gestrichen, dies war uns jedoch egal, da wir ja unser Bild hatten und den Zug in Biglen trotzdem erreichten. Weiter ging es dann im Dampfzug nach Lyss, wo es eine Scheinanfahrt gab. Der Zug fuhr jedoch völlig gegen das Licht und die Ausfahrt an sich war überhaupt nichts Schönes, so dass wir keine guten Bilder machen konnten. Für das nächste gute Bild sollte dann die Ausfahrt von La Heutte herhalten. Wieder fuhren wir voraus. Als wir in La Heutte ankamen, standen dort auch schon einige Fotografen, wobei uns eine Autofahrt für nach dem Bild angeboten wurde. Wir nahmen dankend an, denn so sollten wir es nach dem Bild nach Sonceboz auf den Dampfzug schaffen, mit dem Regelzug, hätten wir bis Delémont hinterherfahren sollen. Wir standen also da und ein anderer Fotograf datierte Prosurf auf. „Ist in Biel mit +6 abgefahren, sollte aber mit +1 in Reuchenette sein“, meinte er. „Hä? Jetzt hat er +59 in Reuchenette“, war dann sein nächster Satz. Ich zückte also mein Handy und rief meine Mutter auf dem Zug an. Wie mir berichtet wurde, blieb der Zug im Malenwald stecken, weil die 64 518 den Dienst versagte. Wie wir erst später erfuhren versuchte die Reiseleitung nun eine Vorspannlok zu kriegen. Das Depot Biel hatte aber keine Lok, bzw. keinen Führer vorrätig. Als nächstes wollte man den Zug in zwei Teilen nach Reconvilier führen. Da dies rund drei Stunden Verspätung bedeutet hätte, wurde dieser Vorschlag jedoch auch wieder verworfen. Letzte Option war somit runter nach Biel und von dort zurück nach Zürich. Die Nachricht erreichte dann auch uns in La Heutte oben. Wir fuhren also wieder runter nach Biel, wobei wir nochmals in den Zug anriefen, um zu fragen, ob er schon unten stand, oder ob wir noch ein Pic machen könnten. Der Zug stand allerdings bereits wieder in Biel, und zwar in der Nähe des Depots. Unser Chauffeur steuerte dann zielgerichtet das Depot Biel an, an dieser Stelle nochmals Danke dafür. Dort angekommen, sahen wir, dass wir einige Geleise überqueren mussten um zum Zug zu kommen. Eigentlich wollten wir keinen Ärger und ziemten uns erst die Geleise zu überschreiten. Unser Chauffeur leihte uns dann aber Warnwesten und kam mit uns über die Depotgleise drüber, schliesslich stand der Zug auf dem innersten Durchfahrtsgleis. Bevor wir jedoch rüber gingen, lichteten wir noch die Heizlok des Depots Biel ab.
Re 4/4 II 11141 der SBB in Biel


Als wir im Zug waren, erfuhren wir, dass man den Zug in Biel nicht wenden konnte, da das Stellwerk im RB Biel an einem Samstagnachmittag nicht besetzt ist. Also entschloss sich die Reiseleitung zur Flucht nach vorn. Die Schublok wurde nun abgekuppelt und dann ging es mit über 100 Sachen runter nach Lausanne. Dort wurde die Lok dann auf der Drehscheibe gedreht, ehe es über die Jurasüdfusslinie wieder zurück nach Zürich ging. Mit etwas mehr als einer Stunde Verspätung erreichten wir schliesslich kurz vor 23 Uhr unseren Endpunkt im Zürcher HB.

Des Dramas zweiter Teil – Sonntag 19.10.
Am Sonntag sollte dann die 141.R.568 eine Probefahrt machen. Da es am Samstag doch etwas später wurde, entschlossen wir uns den Morgen auszulassen und am Mittag nach Bürglen TG zu fahren, dies auch, weil am Morgen Nebel angesagt war und der Zug aus dem Licht kam. Als wir nach Bürglen fuhren, hätten wir den Zug eigentlich in Frauenfeld überholen müssen, da war er allerdings nicht. Da noch ein Fotograf in der Einfahrt stand, war davon auszugehen, dass er Verspätung hatte. In Bürglen angekommen informierten wir uns dann erst einmal darüber, was mit dem Zug war. Wir fanden heraus, dass er ab Bülach +125 hatte. Abwarten war nun angesagt. So lichteten wir dann vorerst mal das ab, was an Regelzügen kam. Es waren dies: Ein DTZ auf Überführungsfahrt, …
RABe 514 "DTZ" der SBB in Bürglen TG


… ein IC, …
Bt der SBB in Bürglen TG


… sowie der Topblitz.
RABe 526 "GTW 2/6" der THURBO in Bürglen TG


Nach dem die Verspätung des Dampfzuges in Bülach auf +160 angestiegen war, beschafften wir uns neue Informationen und fanden heraus, dass die Lok anscheinend einen Defekt hatte. Wir dachten uns dann, dass man sie nun nach Schaffhausen zurückschleppt, was wir im Bild festhalten wollten. Bevor wir jedoch Bürglen verliessen, klärten wir noch ab, ob da noch was interessantes kommen würde, und siehe da, es sollte noch der Umgeleitete ÖEC 161 kommen, so waren wir immerhin nicht ganz vergebens in Bürglen.
Re 4/4 II der SBB in Bürglen TG


Nach dem ÖEC, gings dann aber definitiv in Richtung Bülach. Als wir dort ankamen war der Zug schon weg. Wir konnten allerdings Zeiten ausfindig machen und wussten, dass wir ihn bis Rafz holen konnten. In Rafz gab es dann eine kleine Ernüchterung, denn der Zug wurde nicht wie erhofft abgeschleppt, so dass man die Dampflok am Zugschluss hätte nachschiessen können. Nein, die Lok fuhr aus eigener Kraft zurück, dies war deshalb ungünstig, weil es Tender voran passierte. Wir liefen jedoch trotzdem noch schnell raus und machten ein Bild vom Zug.
SNCF 141 R der WCR zwischen Rafz und Lottstetten