Nordeuropa 2009: Ånge - Sundsvall - Zürich (28.3. und 29.3.)

Von

Samstag, 28.3.2009
Text: David Gubler
Heute war wieder Reisetag, aber da wir von Ånge nach Sundsvall nur etwa eine Stunde benötigen würden, hatten wir vor, uns nochmals auf die Jagd nach den Hector Rail-Zügen zu begeben. Da das Frühstück nur vor acht bis neun stattfand, war auch klar, wann wir aufstehen mussten. Die Motivation wurde gleich mal durch das Wetter gedämpft, denn es war, *Trommelwirbel*, bedeckt. Nun folgte das übliche Prozedere, und nach halb neun waren wir startklar. Als erstes stand ein Personenzug auf dem Programm, die Zugnummer (10xxx) liess irgend eine Ersatz- oder Zusatzleistung vermuten, der Zug war im Kursbuch allerdings als X2000 aufgeführt. So fuhren wir bis irgendwo nach Torpshammar zu der am vorherigen Tag gefundenen Stelle („Dort, wo Nil ausgerutscht ist“). Wir waren uns schon bewusst, dass wir zeitlich eher knapp waren, aber wir waren so knapp, dass wir uns noch nicht mal aufgestellt hatten, da brauste der Zug schon heran. Es war... kein X2000, keine lokbespannte Ersatz-Komposition, nein, eine Regina-Doppeltraktion.
X52-2 der SJ zwischen Torpshammar und Viskan

Na toll. Naja, vielleicht würde der interessante Zug gleich noch kommen. 20 Minuten später waren wir uns sicher, dass dem nicht so war.
Ich ging inzwischen rasch zum Auto, um den Fahrplan zu holen, den ich im Stress liegen gelassen hatte. Da ja sowieso nichts kommt, liess ich meine Kamera unten bei Nil... und es kam, wie es kommen musste: Kaum war ich vom Auto weggelaufen, kam ein Hector Rail-Zug von Ånge her gefahren... Keine Chance mehr, um auf dem vereisten Weg rechtzeitig nach unten zu gelangen :(
Nun warteten wir keine 10 Minuten, und trauten unseren Augen nicht: Was da dahergefahren kam, war tatsächlich ein Norwegischer Bm 92!
BM 92 der NSB zwischen Torpshammar und Viskan

Ein Blick ins Kursbuch verriet, dass dies aber durchaus eine planmässige Leistung ist, einmal jeden Samstag. Wenigstens bezüglich Züge hatten wir mal Glück, wenn schon das Wetter nach wie vor den Miesepeter spielte (inzwischen schneite es sogar leicht).
Nun geschah erst mal wieder nichts mehr. Als nächstes hätte ein Hector Rail-Zug von Sundsvall her kommen müssen, deshalb gingen wir, als wir das im Schneegestöber rum stehen satt hatten, zurück zum Auto und fuhren an eine andere, nicht minder schöne Stelle, wo wir im Auto warten konnten. Anderthalb Stunden später war der Zug dann da, nach wie vor im Schneegestöber.
Baureihe 142 der HCTOR zwischen Torpshammar und Viskan

Nun war hier lange nichts mehr zu wollen, der tagesaktuelle Fahrplan versprach aber noch einen Güterzug, der in der Nähe von Sundsvall ein Anschlussgleis bedienen und danach nach Ånge fahren sollte. Dieser hätte allerdings schon gestern fahren müssen, wir haben ihn aber nie gesehen, hatten aber auch nicht ganz immer die Strecke im Blick. So machten wir uns auf in Richtung Sundsvall, die Strecke im Auge behaltend (keinen einzigen Zug haben wir gesehen...), und suchten erfolglos das Industrie-Anschlussgleis. Nachdem wir zuviel Zeit vertrödelt hatten, schauten wir mal im Bahnhof Sundsvall nach, ob da was rum stand; aber es war weit und breit kein Güterzug zu sehen, der in der nächsten Zeit hätte abfahren können. Auch hatte es in Sundsvall am heutigen Tage etwa 10 cm geschneit, so dass die Gleise zum Güterbahnhof eingeschneit waren, was uns verriet, dass da schon länger kein Zug mehr durch war. Die Suche nach diesem Zug konnten wir also aufgeben.
Stattdessen fotografierten wir nochmals den BM 92...
BM 92 der NSB in Sundsvall C

BM 92 der NSB in Sundsvall C

... und schauten uns die Ortsdurchfahrt durch Sundsvall an, welche ziemlich kurios ist: Bahnübergang reiht sich an Bahnübergang, die Strecke verläuft überall auf Strassenniveau, fast wie eine Tramlinie. Der BM 92 fuhr bald ab, so fotografierten wir diesen.
BM 92 der NSB zwischen Sundsvall C und Sundsvall Västra

Danach bezogen wir erst mal unser Hotelzimmer und begaben uns danach nochmals zur Ortsdurchfahrt, um eine Regina und einen X2000 zu fotografieren; ein Güterzug hätte auch noch kommen müssen. Die Regina kam auch bald und der X2000 nach langem Warten ebenfalls, von einem Güterzug war aber nichts zu sehen.
X52-2 der VT zwischen Sundsvall C und Sundsvall Västra

X2000 der SJ zwischen Sundsvall C und Sundsvall Västra

So füllten wir uns halt stattdessen unsere Mägen und mussten unser Auto tanken und den ganzen Müll ausräumen, um es abgeben zu können. Nachdem diese Pflicht erledigt war, gings nochmals zum Bahnhof, um zu schauen was läuft. Ein X2000 stand an, diesmal Steuerwagen voraus, den wir vom praktischen Perronzugang à niveau inklusive Barriere fotografieren konnten.
X2000 der SJ in Sundsvall C

Das Personal wechselte gerade, und schon kam ein Lokführer auf uns zugelaufen, der uns umbedingt den Führerstand des X2000 zeigen wollte, ein Angebot, dass wir natürlich noch so gerne annahmen :) So schauten wir uns dort um und konnten ein paar Fotos machen, lange blieb aber natürlich nicht Zeit, da der Zug bald weiter musste.
X2000 der SJ in Sundsvall C

Wenige Minuten nachdem der X2000 weg war erschien eine XTÅGET-Regina, die den X2000 wohl in Sundsvall Västra gekreuzt hatte, welche ebenfalls noch fotografiert werden wollte.
X52-2 der TKAB in Sundsvall C

Damit war dann aber für heute Schluss, nach einem kleinen Imbiss gings zurück ins Hotel.

Sonntag, 29.3.2009
Text: Nil Bechtiger (www.bahnpics.com)
Der letzte Tag, wieder ein Reisetag... so schnell war der Urlaub vorbei? Ach.... schade!
Der Tag begann früh, sehr früh für unsere Verhältnisse. Bereits um 8:11 verliess unser X2000 Sundsvall gegen Stockholm. Das Ganze wurde noch schlimmer wegen der Zeitumstellung diese Nacht, der Zug fuhr also eigentlich schon um 7:11, was ein frühes Aufstehen unbedingt erforderte - Zug verpassen ging nicht, wäre ein teurer Spass geworden.
Wir standen gegen sieben auf und liefen um viertel vor acht los zum Bahnhof, mit dem Wissen von gestern Abend, in etwa fünfzehn Minuten da zu sein. Waren wir auch, wenn auch David mit seinem Rollkoffer etwas Mühe hatte. In der Nacht und noch immer schneite es, die Neuschneedecke war wieder einige Zentimeter hoch, nicht unbedingt ideale Bedingungen für so kleine Räder ;)
Der Bahnhof war aber schnell erreicht und der X2 stand schon drin, er war aber zehn Minuten vor der Abfahrt immer noch verschlossen. Ob die Eisenbahn die Zeitumstellung vergessen hatte? Nein, natürlich nicht, und etwa fünf Minuten vor Abfahrt wurden die Türen geöffnet und die draussen wartenden und frierenden Fahrgäste in den völlig überhitzten Zug gelassen.
Wir hatten dieselben Plätze wie bei der Hinfahrt, zwei Fenster in der Reihenbestuhlung hintereinander, obwohl die Tante an meinem Bahnhof etwas von 4er-Sitzgruppe erzählt hatte. Egal, wir setzten uns nebeneinander. Aber wir hatten wieder mal aussergewöhnliches Glück, wie schon bei der Hinfahrt sassen wir direkt hinter einem kleinen Kind. Erst war es ziemlich still, weil es am Essen war... Nach dem Füttern dauerte es nicht lange und im Halbschlaf verrnahm ich ein Glucksen und hastige Bewegungen der Fahrgäste in den beiden Reihen vor mir. Bald breitete sich beissender Gestank aus... Der Balg hat Material gesrülpst. Och Mensch! Zum Glück hatten wir nicht unsere Plätze wie reserviert eingenommen, denn neben dem Balg wäre einer von uns gesessen, aber so hat nur das Polster eine Ladung abgekriegt. Auf jeden Fall stank es dann relativ fies bis zur Ankunft in Stockholm, das Kind an sich verhielt sich ruhig und lachte immer mal wieder nach hinten ;)
In Stockholm war Zugwechsel angesagt, Abfahrt um 12:21 nach Kopenhagen; so hatten wir genau 50 Minuten Zeit für ein Mittagessen. Wir schauten aber gleich bei der Ankunft noch, wo unser Zug fahren sollte, fanden ihn aber nicht wirklich. Nur um 12:06 stand ein Zug nach Kopenhagen auf dem Plan. Ohne Zweifel, dass musste unser Zug sein, aber wieso zu dieser Zeit? Abermals kramte ich die Reservation hervor, da stand 12:21... hm. Die Abfahrtstafel in Druckform hatte ebenfalls 12:21 als Abfahrt drin, von 12:06 stand da nichts. Wir vernahmen zwar beim wegen Stress nicht so gemütlichen Essen immer mal wieder Durchsagen mit Malmö und Kopenhagen drin, verstanden aber nichts... weil überhaupt nichts auf Englisch durchgesagt wurde.
Um 12 waren wir beim Zug und ich schnappte mir erstmal die Zugbegleiterin, um sicher zu gehen, dass es wirklich unser Zug war. Jaja, wegen Bauarbeiten seien die Fahrzeiten angepasst worden, wir sollten einsteigen Die Plätze waren wieder wie bekannt zwei Fenster hintereinander und nicht in einem 4er, auch egal, mit den Mitreisenden konnten wir uns arrangieren.
Diesmal ohne Kinder oder sonstigen möglichen Lärmquellen ging es los in Richtung Kopenhagen, abgefahren waren wir 05, bestätigten alle Uhren... lol?
Die Fahrt war langweilig und angenehm, aber schön... und ganz im Süden kam sogar noch ab und an die Sonne raus.
Kopenhagen erreichten wir dann mit etwa fünf Minuten Verpätung um kurz nach halb sechs. Der Zug wude prompt in das Stumpengleis am Bahnhofsende gesetzt. Da bestand kein direkter Zugang zum Bahnhof, sondern man musste rauf auf eine Strassenbrücke und bei einem anderen Perron wieder runter, was bei nicht wenigen Reisenden zu Verwirrung führte. Bahnsteiganschluss bestand zwar direkt, aber ein hohes Absperrgitter verhindert das Durchkommen. Das war wohl noch ein Überbleibsel von vor dem Schengener Abkommen.
Im Bahnhof assen wir eine Kleinigkeit zu Abend, zum Glück konnte man mit Euro bezahlen, ehe wir uns auf den Bahnsteig setzten und warteten, bis der Nachtzug bereit gestellt wurde. Um halb 7 war das soweit und wir bezogen unser Abteil.
Jetzt während der Fahrt, wir müssen kurz vor Padborg sein, habe ich meine letzten Importbiere aus Finnland geöffnet, welche wir beim Audi-Auti aufräumen noch gefunden hatten und.... ja, wir tun nichts. Wohl beide verteufeln in Gedanken, dass der Urlaub schon wieder vorbei ist, das normale „Prozedere*.
Im Nachhinein betrachtet war der Urlaub zwar nicht Top von der Ausbeute her, es gab gute Phasen, doch er war interessant, schön und vor allem lustig. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt. Finnland hätten wir uns zwar schenken können, der Rest war aber nicht beeinflussbar ;)

Einen Tag später sollten wir gegen Mittag in der Schweiz ankommen und unsere Ferienstimmung wieder gegen Alltagsprobleme tauschen müssen.