Eine Woche in Italien - Teil 4 von 5
Von David Gubler
Heute war so einigermassen taugliches Wetter vorher gesagt, aber wir fanden bald raus, dass am Gotthard nach wie vor nichts lief. So entschieden wir uns, nach dem immerhin kleinen Erfolg von gestern uns erneut auf die Suche nach TRAXX zu machen. Mangels besserer Ideen suchten wir erneut die Strecke Chiasso – Milano im Raum Carimate - Lentate auf.Am Morgen gings aber zuerst mal zum Bahnhof von Castronno. Personenzugmässig war doch einiges los, es fuhren zuerst in beide Richtungen Regio-Express durch, danach kamen die halbstündlichen Regios, was zur Abwechslung mal ein gutes Licht auf die italienische Bahn warf :)
Wir fotografierten einige der Züge, unter anderem eine E 464 mit Pendelzug und ein neuer Doppelstock-Triebzug ALe 711. Das Bahnhofsgebäude mit Stellwerk-Vorbau gab dabei eine nette Szenerie ab, und die Sonne schaute auch bisschen durch die Wolken.
FS E 464 mit Pendelzug fährt ohne Halt in Castronno durch
Neubau-DoSto ALe 711, welche hier halbstündlich Verbindungen nach Mailand sicherstellen, in Castronno
Darauf hin machten wir uns auf in Richtung Lentate. Unterwegs trafen wir in Mozzate auf einen Bahnübergang, der sich gerade am senken war; also schnell Auto parkiert, Kamera ausgepackt und gewartet, was denn da kommt... Es war ein Baufahrzeug der FNM. Nicht gerade die grosse Erleuchtung, aber was solls, war ja auch kein Aufwand.
Nicht näher identifiziertes Baufahrzeug der FNM in der Ortsdurchfahrt von Mozzate
In Lentante angekommen stellten wir erst mal fest, dass das Wetter hier alles andere als toll war. Wir wollten eigentlich erst mal von der Wiese neben der Brücke der Hauptstrasse von Lentate fotografieren, dort wurden aber inzwischen Industriegleise gebaut, was das ganze ziemlich unattraktiv machte. Auf der anderen Seite gabs das in Italien übliche Problem, dass beidseits der Strecke Betonzäume aufgestellt waren; irgendwie schafften wir es aber trotzdem, uns so aufzustellen, dass alle drei fotografieren konnten, und so erlegten wir als erstes mal eine E 652 mit Güterzug.
FS E 652 mit Güterzug in Richtung Mailand
Über die Stelle waren wir aber nach wie vor nicht glücklich, und verlegten uns dem Weg entlang in Richtung Carimate. Dort tauchte zweimal der unvermeindliche Regio mit E 464 auf, und, was uns mehr freute, die Sonne begann durch zu drücken. Nun kam eine G2000 der SBB in Richtung Chiasso, die sich aber in dieser Richtung nicht gescheit erlegen liess. Die Sonne passte schlechter und schlechter, und wir wollten uns langsam zur Ortdurchfahrt Carimate verlegen. Um eventuell auftauchende Güterzüge nicht zu verpassen, blieb ich an der Stelle, während sich die beiden Kollegen zu Fuss und mit Auto nach vorne begaben. Kaum waren sie weg, geschah mal wieder das Unvermeidliche: Ein FNM-Güterzug tauchte auf, gezogen von einer E 630. Das Licht war zwar mau und die Stelle sowieso, aber trotzdem ärgerlich für die beiden Kollegen.
FNM E 630 "Knödelpresse" mit Güterzug kurz vor Lentate
Etwas später, in Carimate angekommen, stellten wir die mitgebrachte Leiter an der Mauer parat. Nicht lange gings, da kam wieder der Regio (gähn) und ein CIS ETR 470 (übergeb).
Leider nix tolle Fotostellen... Hauptsache es gibt irgend ein Motiv, und wenns nur eine Schutzkonstruktion gegen heruntergefallene Stromleitungen und ein Signaltelefon-Häuschen ist: CIS ETR 470 "Pendolino" in Carimate
Nun wurde zur Abwechslung mal wieder die Gegenrichtung grün, eine E 652 mit Güterzug tauchte auf, das Resultat mässig. Nun ging das Spiel von neuem los, Regio von vorn, Regio von hinten, CIS von vorn, Regio von vorn. Etwas Abwechslung brachte erst wieder ein Güterzug mit E 633 von vorn. Immerhin, die Auswahl an alten FS-Loks war nicht schlecht.
E 633 mit Güterzug. Man staune: Nur verdreckt, nicht versprayt!
Die beiden Kollegen regten sich darüber auf, dass sich die 483 der FNM heute wieder nicht blicken liessen; mich störte das nicht so sehr, da ich von den FS-Loks auch noch kaum Bilder hatte.
Die Fotostelle (sofern sie diese Bezeichnung verdient) hatten wir aber definitiv gesehen, und gingen zurück nach Lentate, wo wir am Morgen schon standen; aber nicht, ohne noch beim nächsten McDonalds was zu futtern zu holen. Kaum war das Auto in einem Gammelweg abgestellt, kam aber schon ein riesiger Muldenkipper, der nun tatsächlich die wohl kleinste Strasse mit den engsten Ecken des ganzen Ortes entlang fahren wollte. Interessanterweise hielt er es nicht für nötig, sich bemerkbar zu machen, war da wohl das Horn kaputt...?
Eisenbahnmässig gings weiter mit dem nächsten Güterzug, schon wieder mit FS E 633, und dem CIS EC nach Milano, gezogen von einer SBB Re 484, bei welchem sich die Sonne aber gerade wieder im Dunst versteckt hatte. Der nächste Regio (ekliger, vergammelter und versprayter Steuerwagen voraus) wurde gefolgt vom CIS EC aus Mailand, wieder mit 484.
E 633 (ja, schon wieder) mit Güterzug in Richtung Mailand
CIS EC in dieselbe Richtung. Zum Glück funktionieren die ETR 610 noch nicht, sonst wär das jetzt auch so ein Schnabel-Zug :)
Wir hatten diese Stelle nun aber auch satt, und wussten nicht so recht was tun. Unser Deutscher Kollege wollte aber umbedingt das FNM-Depot in Novate bei Mailand besuchen, und zwar per Auto. Nach anfänglichem Zögern wagten wir den Versuch, und waren erstaunlicherweise in nur einer halben Stunde da, da eine Autobahn fast direkt daran vorbei führte. Leider war von aussen her quasi nichts im Depot zu sehen, weshalb wir die Wache am Eingang fragten, ob wir rein dürften. Nur mit Bewilligung, hiess es. Es war aber inzwischen schon deutlich nach fünf, und natürlich niemand mehr da, der uns diese hätte geben können. Ein anwesender FNM-Angestellter, der etwas Englisch sprach, versuchte, die Security zu überreden, uns rein zu lassen, aber es war leider nichts zu wollen. So kehrten wir bald um, und versuchten, aus Milano raus zu kommen. Das Navi lotste uns prompt auf eine Ausfallachse, die genau so aussah, wie man sie sich vorstellen würde. Viele Spuren, total verstopft, nur heruntergekommene bis verlassene Gebäude auf beiden Seiten, Lichtsignale über alle Spuren hinweg (!). Das kostete uns prompt eine halbe Stunde, was aber auch nicht weiter tragisch war.
Wir fuhren nun zurück nach Carimate, um uns in der Standardkurve aufzustellen. Endlich kam die Sonne gescheit hervor, so dass wir den folgenden Regio mit komischem Steuerwagen (man könnte sagen, dass ein normaler Waggon verwendet wurde, an Stelle des WC wurde einfach ein Führerstand eingebaut) ablichten konnten.
Es kam wieder Regio von hinten (verschmiert), Regio von vorn („verschmiert“ beschreibt dieses Fahrzeug nicht mehr passend, denn bei dem mussten die Sprayer erst die Originalfarbe wiederherstellen, damit man das Grafitti sah), danach ein CIS EC mit 484 von hintem im Gegenlicht, und ein CIS ETR 470 von vorn. Eine positive Überraschung folgte aber doch noch, in Form einer leer fahrenden FNM E 483, die uns allerdings etwas überraschte, so dass die Fotoposition dann auch nicht ganz zufriedenstellend war. Es folgte noch ein Autozug von Carimate her mit E 652, der sich an unserer Stelle mit dem entgegenkommenden Regio kreuzte. Nun war die Sonne quasi unten, wir warteten aber nach der gestrigen Erfahrung noch, bis das Licht komplett weg war. Und wieder staunten wir nicht schlecht, als zwei Minuten, bevor wir gehen wollten, das Signal in Richtung Carimate auf Grün wechselte! Statt einer 483 kam heute allerdings „nur“ eine alte E 655, wie üblich versprayt.
Ersetze WC durch Führerstand, und fertig ist der Steuerwagen. Regio nach Chiasso bei Carimate. Als Novum für Heute sogar in gescheitem Sonnenlicht!
NordCargo-483 leer aus Chiasso, vermutlich unterwegs ins Depot bei Novate
E 655 der FS in erbärmlichem Zustand mit Güterzug in Richtung Chiasso
Das wars dann auch schon vom heutigen Tag. Die Quantität war eigentlich garnicht so schlecht, aber die Qualität leider unter aller Sau, sowohl Zug-, wie Licht-, als auch Fotostellen-Technisch.
Auf dem Weg zurück zu unserer Pension nahmen wir uns vor, eine Pizzeria zu besuchen, was wir bei der erstbesten Gelegenheit auch taten. Die gefundene Pizzeria hatte – zumindest von den Preisen her – einen leicht gehobenen Anspruch, was wir witzig fanden, da wir mit verschwitztem T-Shirt und kaputten bzw. verdreckten Hosen rein gingen. Nachdem wir darüber philosophiert hatten, ob ein Süssgetränk aus der Dose jetzt edler oder weniger edel als Offenausschank ist, kam die Pizza sehr schnell und war auch soweit ok (soviel zum Thema Fast Food...). Die Sache mit der Rechnung allerdings nicht so einfach: Zuerst war der Kellner verwirrt, als ich die „fattura“ wollte (was zwar übersetzt durchaus Rechnung heisst, aber der Kellner stellte sich darunter wohl eher eine Aufstellung auf einem A4-Blatt vor), und danach waren wir verwirrt, als da ein Punkt „Coperto“ auftauchte, der nicht gerade günstig war, und den wir nicht deuten konnten. Da das eigentlich nichts anderes als der Service sein konnte, bezahlten wir und ernteten jedenfalls keinen bösen Blick des Kellners.
Bald waren wir zurück in unserer Pension, suchten noch ein paar wichtige italienische Begriffe raus (das „Coperto“ ist das Gedeck, also tatsächlich die Bedienung; und ein Güterzug ist ein „Treno merci“), und gingen bald ins Bett.