Eine Woche in Italien - Teil 1 von 5

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Text: Nil Bechtiger

Die Reise begann für mich und David am frühen Montag morgen, da die Herrschaft aus Deutschland erst am Dienstag anreiste war für uns das Ziel an diesem Montag klar definiert und hatte 3 Buchstaben – FNM.

Vor einem Monat haben wir an einem regnerischen Sonntag die Strecken von Laveno und Novara mal abgefahren, nun wollten wir die Früchte dieser Arbeit ernten.

Gegen 5 Uhr traf ich bei David ein, wir verluden seinen Krams und dann ging es auf direktem Weg in den Süden. Die neuralgischen Punkte im Verkehrsnetz welche dabei zu überwinden sind waren schön leer gefegt und wir kamen so voran wie geplant.
Im NüviNavi war so auch schon das erste Ziel fix einprogrammiert, die Brücke bei Varese hatte die Ehre von uns als erstes Ziel angefahren zu werden.
Den Gotthard überwindeten wir ohne Probleme und nach einer kurzen Pause in Ambri ging es ohne halt bis zur letzten Tankstelle vor der Schweizerischen / Italienischen Grenze bei Stabio.
Obwohl der Tank noch gut voll war wollte ich nochmals zu Schweizer Preisen voll tanken, weil in Italien kostet der Sprit gute 30% mehr, muss man sich ja nicht geben wenn nicht nötig.
Ich schaute noch David an und fragte, müssen wir noch Einkaufen, worauf ein eher nein kam, so liessen wir es bleiben. Das wir es später noch bereuen dachten wir zu dem Zeitpunkt noch nicht ;).
Bei Stabio verliessen wir die Schweiz zum ersten mal und waren voll im Plan, es war kurz vor 8 und das Nüvi sagte eine Ankunft um 8:13 am Friedhof von Malnate vorher.
Diese Zeit hielten wir auf die Minuten ein, gutes Navi, oder guter Fahrer? ;)
Der Friedhof liegt als höchster Punkt von einer Hügelkette gut platziert am Hang und von da aus hat man einen schönen Blick auf die grosse Bogenbrücke der FNM Strecke von Varese nach Saronno – Milano.
Am Friedhof war um kurz nach 8 noch nicht viel Betrieb, so konnten wir uns einen Parkplatz im Schatten aussuchen. Das Ziel aber vom Wagen aus Fotos schiessen zu können wurde vom üblichen Lobardischen Wald zunichte gemacht, kein durchblick zum Viadukt vom Parkplatz aus. So mussten wir weg und der kleinen Strasse hoch etwas folgen, ehe wir einen guten Blick auf das Viadukt hatten.
Ziel bis zum Stellenwechsel war klar, Altbau 700er … und noch so ein Dosto oder so ;)
Lange mussten wir auf die Erfüllung unserer Ziele nicht warten, es herrschte zur HVZ gut Verkehr von und nach Milano.

EB 740 der FNM zwischen Varese und Malnate
Regio von Varese nach Milano, gebildet aus einer Doppeltraktion 700er Komps.

Lasst mich noch ein Wort über die 700er loswerden.
Die 700er haben übrigens zt. Baujahr 1927! Und die Variante mit den Türen mittig angeordnet (EB700 + 730) ist sogar noch genietet und vom Kasten her etwa im Originalzustand. Die anderen Fahrzeuge (mit den Türen am Rand = EB740) haben wohl mal einen etwas umfangreichere Modernisierung erhalten. Von den EB700 gibt es sogar ein "Nostalgiefahrzeug", 700 001. Die Steuerwagen dürften ein ähnliches alter haben, die Mittelwagen hat man von der SBB übernommen.

EA 750 der FNM zwischen Varese und Malnate
Nebst den Dostos neuerer Bauart und den 700er hat die FNM noch einige Triebwagen aus den 70ern und 80ern im Bestand, welche jeweils mit einigen Doppelstock und Einstockwagen Pendelzüge bilden. Hier zu sehen ein Triebwagen der Reihe EA750 mit einen Dosto B und und einem Dosto Bt nach Varese.

Wir wechselten dann, als wir alles hatten, noch etwas weiter hoch um noch etwas „abwechslung“ ins Motiv zu kriegen.

ALe 711 der FNM zwischen Varese und Malnate
Als erstes kam dann eine Doppeltraktion der ganz neuen Ale711 auf dem Weg nach Milano Cadorna.

E 630 der FNM zwischen Varese und Malnate
Und das alles ist noch nicht genug, es gibt noch einige Züge welche Lokbespannt verkehren. Eine der Loks welche dazu verwendet werden sind die Knödelpressen der Reihe 630, welche aus Tschechien importiert wurden. Die Züge verkehren auch wieder als Wendezüge. Die Loks werden übrigens sowohl bei LeNord und LeNord Cargo eingesetzt.

Nach etwa zwei Stunden an der Brücke und nachdem uns die Carabinieri einmal angequatscht hat, was wir machen, kam auch oben noch der Zug der Begierde, ein 700er.
Leider meinte es LeNord nicht gut mit uns und schickte den „Künstlerzug“ vorbei ;)

Allgemein auffällig ist, dass die FNM Schmierereien im Vergleich zur FS konsequent entfernt, man sieht selten verschmierte Züge, natürlich kommt es vor, ist aber nicht die Regel wie bei der Ferroviare de la Stato.
Dann hatten wir es gesehen, und die nächste Stelle stand auf dem Plan.
Wir wussten zwar nicht genau wo, steuerten aber einfach mal die nächste freie Fläche an, kurz hinter Vedano Olona. Auf der Brücke der Via Bixio gefiel es uns so gut, dass wir die Karre unten beim Platz des AC Vedano in den Schatten stellten und mal hoch liefen um zu warten.
Die HVZ war schon länger vorbei, und so hat sich das Zugsangebot auf je zwei Züge pro Richtung und Stunde verschlechter (kein 30min Takt).

E 760 der FNM zwischen Vedano Olna und Venegono sup.-Castiglione
Lange warten mussten wir trotzdem nicht, den schon bald rollte ein Dosto EA761 vorbei nach Milano.

ALe 711 der FNM zwischen Vedano Olna und Venegono sup.-Castiglione
Und kurz danach kam aus der Gegenrichtung ein leicht beschmierter Ale711 auf dem Weg nach Laveno.

EB 880 (Steuerwagen) 6 der FNM zwischen Vedano Olna und Venegono sup.-Castiglione
Etwas näher dran dann wenig später ein Steuerwagen mit dem langen Regio und der E630 hinten dran.

Die Sonne schien ohne Gnade auf unsere Rüben, was das Warten ohne Schatten etwas unangenehm machte, so wechselten wir etwas weiter nach hinten um im Schatten stehend auf die nächste Zugwelle zu warten. Es war massiv gemütlicher, und allzulange mussten wir auch hier nicht warten.

EB 850 (Steuerwagen) 5 der FNM zwischen Vedano Olna und Venegono sup.-Castiglione
EB850 Steuerwagen am Zugschluss vom Regio nach Laveno, kurz vor Vedano Olona.

Wiederum nur wenige Minuten später rollte endlich das Ziel vorbei, ein EB800 Steuerwagen. Am Zugschluss leider nicht gut zu erkennen ein echter EB700 …

EB 800 (Steuerwagen) 17 der FNM zwischen Vedano Olna und Venegono sup.-Castiglione
EB700 Pendelzug von Laveno nach Milano bei Vedano Olona

Der mit Abstand schönste Teil der FNM welcher mir bekannt ist, sind die Kilometer zwischen Novara Nord und Galiate, auf der Strecke von Novara nach Saronno.
Da gibt es als erstes eine Stahlbrücke über den Ticino, bei Ponte Ticino (aha, wär hätte das gedacht ;)).
Wir wollten dann relativ direkt da hin, wurden an der Alt Stazione um 1.2 Euro erleichtert und bogen zugleich auf die erst seit kurzem eröffneten Superstrada gen Süden ab, zum Glück kostet die aber nicht noch mal extra.
Immer dem Navi folgend fuhren wir eine Strecke welche wohl auch einfacher gegangen wäre, dachten wir … weil eine Dorfdurchfahrt und eine Brücken sahen sehr nach extrem Nebenstrasse aus. Jetzt betrachtet sind wir gar nicht soooo schlecht gefahren ;)
An der Brücke angekommen versuchten wir irgendwo etwas weiter weg von der Brücke ans Wasser zu kommen, was misslang, mangels Parkmöglichkeiten an der Strasse kamen wir gar nie dazu irgendwo durchzustechen.
Am Anfang der Strasse gab es einen Parkplatz und wir stellten uns mal hin, ohne zu wissen wann die Züge genau kommen.
Gerade als wir standen begann es gaaaanz laut zu rauschen und ein EB740 Pendel rollte an uns vorbei gen Novara. Und erst beim betrachten des Bildes wurde uns bewusst, dass wir eigentlich für die Stelle schon zu spät sind, den Seitenlicht war wohl schon ausverkauft.

EB 740 der FNM zwischen Galliate und Ponte Ticino
EB740 als Regio nach Novara auf der "Ponte Ticino"

Da wir einen Stundentakt vermuteten hatten wir nun erstmal eine Stunde Zeit, und die nutzten wir damit den angesammelten Hunter zu stillen. Den gleich im Rücken der Stelle gibt es eine nette kleine Gartenwirtschaft in der uns wenig später ein Pastagericht mit Salat aufgetischt wurde *mjam*.
Etwas unerwartet kam dann während dem Essen noch ein Triebwagen mit zwei Dosto Wagen vorbei, und das obwohl wir beide im Fahrplan nur einen Stundentakt im Kopf hatten. Aber bitte, uns solls egal sein, solange es keine nicht geahnten Taktlücken gibt ;)
Das Menü war schnell weg, der Bau etwas dicker und die Rechung bezahlt, und schon ging es auf an die nächste Stelle.
Da die Strecke relativ gerade verläuft stellte sich in dieser Stunde das Problem mit der sehr spitz stehenden Sonne fast überall, das nutzten wir dazu mit dem Tele voll auf die Strecke zu rotzen.
Es gibt hinter der Brücke über den Ticino eine Fussgängerbrücke im Wald, welche wir uns erlaufen mussten von einem Parkplatz aus. Fahren war nicht drin, weil das da das Naturschutzgebiet Ticino ist … und da drin ist, überhaupt nicht Silvioland like, Fahrverbot.
Der Schuss runter von der Brücke war … interessant, mit gefällt er ausgesprochen gut!

EB 740 24 der FNM zwischen Galliate und Ponte Ticino
EB730 Pendel nach Novara kurz vor Galiate

Der 700er war durch und wir wollten jetzt mal an die offene Fläche zwischen Galiate und Novara, welche wir aus dem Zug und auch bei guglmäps ausgemacht haben.
Dank Nüvi ohne verfahrer fuhren wir durch Galiate und kamen direkt auf die Strasse welche parallel zur Bahn an die Stelle führt.
Eine kleine Strassenbrücke dient als idealer Standpunkt, und man kann im Schatten warten.
Nicht so ideal, die Autobahn ist gleich 100m weiter dahinten, was ein gewissen Lärmpegel mit sich bringt.
Wir warteten dann auf der Brücke auf die rückfahrt des 700er, was nicht lange dauerte.

EB 740 24 der FNM zwischen Novara und Galliate
EB740 auf der Rückfahrt von Novara nach Milano bei Galiate

Ein Vorteil hat die Autobahn, direkt da ist eine grosse Raststätte, davor ein Parkplatz wohl für die Mitarbeiter. Wir rechneten uns also grosse Chancen aus, da etwas zu Trinken zu kaufen, den der Liter Brause aus der Schweiz war schon länger weg und durch das ewige in der Sonne stehen war auch genug Durst vorhanden.
Aber vorerst warteten wir mal auf der Brücke auf den halbstunden Zug, der dann irgendwie nicht kam … also doch kein sauberer Takt.
Der nächste Zug zur vollen Stunde liess aber auch nur 30min auf sich warten, es war „leider“ kein EB 700er sondern ein EA750 mit zwei Dostos und einem einstöckigen Steuerwagen.

EA 750 13 der FNM zwischen Novara und Galliate
EA750 13 der FNM auf dem Weg nach Novara bei Galiate

Da wir die Rückfahrt von der Kiste nicht unbedingt machen wollten ging es nun ans Einkaufen, doch ein grosses Vorhängeschloss an der Türe zur Raststätte verhinderte unser vorhaben. Der einzige, der sich dafür interessierte war ein LKW Fahrer welcher genau mit seiner Kabine vor der Türe stand und uns etwas unwirklich anschaute, als wir gerüttelt haben ;)
Wir aktualisierten unseren Plan und fuhren nach Galiate, irgendwo da muss es doch bestimmt ein Supermercati oder so was geben. Wir umrundeten die Einkaufsstrasse einmal und parkten am schluss am Ende am Strassenrand. Da war ein Kiosk und wir wollten halt da etwas kaufen, kurz vor dem den Kiosk betraten sah ich im Augenwinkel ein grosses COOP Logo, aaaalso zurück und da rein.
Reichlich mit Getränken im Gepäck ging es dann zurück zur Stelle hinten an der Autobahn.
Nebst der kleinen Brücke gibt es 200m weiter hinten noch eine Brücke einer Superstrada, wo man sich bestimmt irgendwo in die Böschung stellen kann, so unser Gedanke.
Netter Nebeneffekt, dank Reisplantagen (muss fast Reis sein) ist der Vordergrund nicht „langweilig“ grün sondern schön mit Wasser bedeckt.
Wobei das Wasser nur gerade 5 – 10cm tief ist und teilweise etwas abgestanden wirkt ;)
Wir stellten uns dann gemütlich an den Weg und warteten mal auf den nächsten Takt.
Und wieder hatte die FNM eine Überraschung für uns im Gepäck, es kam anstatt etwas erwartet altes ein EA 761 Dosto im alten Lack nach Novara durch. Wegen mangeldem Seitenlicht habe ich mich relativ nah an der Strecke positioniert.

E 760 3 der FNM zwischen Novara und Galliate
EA 761 003 als Regio nach Novara bei Galiate

Die Rückfahrt des Dostos wurde dann natürlich abgewartet, und von mir etwas weiter weg “erledigt“.
Weiter ging es zum nächsten Takt, Zwischenzug kam nämlich wieder keiner, mit einem EB740 wie gewünscht.
Doch so um 18 Uhr gestaltete sich das Wetter eher entsprechend der Vorhersage, Schleier machte sich langsam breit und versaute uns natürlich prompt den Schuss des Zuges nach Novara. So hielten wir aus und schossen den zurück kehrenden Zug noch nach.

EB 740 24 der FNM zwischen Novara und Galliate
EB740 von Novara nach Milano bei Galiate

Wir liefen dann zum Wagen zuück, und prompt kam in diesel Takt ein Zwischenzug ;) Es war auch ein EB740, da aber nicht mehr Licht als vorher war störte es uns nicht sonderlich.
An der Brücke wollten wir noch den 19 Uhr Zug nach Novara machen, auch wenn das Licht mehr schlecht als recht war.

ALe 711 2 der FNM zwischen Novara und Galliate
Und noch ein letztes mal überraschte uns die FNM, ein neuer Dosto Ale711 kam nach Novara gebraust.

Das wars dann, die Rückfahrt wollten wir uns nicht mehr geben.
Nächstes Ziel war ein noch nicht genau definiertes Hotel in der Schweiz möglichst weit im Süden, wir hatten in Mendrisio etwas heraus gesucht.
Die Fahrt führte also zurück über Busto, Gallarate und Varese bis in die Schweiz. Das NüviNavi hat sich dabei als nicht 100% verlässlicher Partner erwiesen, etwas merkwürdige Routenführung teilweise. Aber zum Glück mussten wir nur an diesem Tag mit dem Teil auskommen, der Deutsche Besuch hat nämlich sein TomTom im Gepäck ;)
Am Zoll wurde wieder wie bei der Einreise nicht kontrolliert, und wir waren wieder „in der Heimat“. In Mendrisio fuhren wir mal zur Adresse des Hotels und fanden es, gut gelegen direkt am Bahnhofsplatz.
Die Preise waren in Ordnung und wir checkten ein, und dann kam die Dusche. Bei den schwülen knapp 30°C kam ich doch gut ins schwitzen im laufe des Tages.
Nächster Punkt war dann das Abendessen, weil das Mittagessen noch im Bauch lag wollten wir nicht etwas allzugrosses, vielleicht ein Döner oder so? *MJAM* ;)
Da wir diesen in Mendrisio aber nicht kriegten bestiegen wir kurzerhand die S-Bahn nach Chiasso, vorteil, man sieht gleich was an SBB und Privatbahnmaterial so rumsteht im BW.
Das BW war gut gefüllt, z.B mit einer Del Fungo 474 und einer G2000, Hupac Brillen, alles war da.
In der verlassenen Fussgängerzone fanden wir zwar eine Dönerbude, die hatte aber geschlossen, so beliessen wir es bei einem kleinen Snack und einem Bier in einer Bar.
Am Bahnhof schauten wir dann bis zur Abfahrt unserer S-Bahn noch einer Stopfmaschine bei der Arbeit zu, ganz schön Laut die gute ;)
Zurück in Mendrisio, es war so kurz vor 23 Uhr, ging es dann nur noch ins Bett.