Neues rund um Summerau

Von

Lange hatte ich mit mir und den diversen Wetterberichten gerungen. Fahre ich oder fahre ich nicht. Samstagabend gegen 10.00 Uhr fiel dann die Entscheidung, zu spät um noch potentielle Interessenten zu informieren und zwecks Lust zur Mitfahrt zu befragen. Hatte sich die Wetterdienst bis dato fast stündlich widersprochen, zeigten jetzt die Portale einheitlich eine sonnige Vorschau.

Früh um fünf am Sonntag nach dem Tag der deutschen Einheit gings aus den Federn. Leidensgenossin war eine Bekannte, welche auf Besuch nun an diesem Tag mein Hobby mit allen Konsequenzen mitteilen "durfte" :-).

Kurz vor Regensburg wurde es hell und ein Blick an den Himmel zeigte, dass die versprochene Grenze der Wolkenfront sich wohl doch, entgegen der Vorhersagen, Richtung Süden verschoben hatte. Aber wie sagt Nil im Angesicht von Wolken meist "...noch ist der Zug nicht da!". Und wir hatten ja schliesslich noch einige km zu fahren. Prompt wurde es hinter Passau auch besser. Nur mehr leichte Bewölkung und die Sonne kam immer besser durch.

Kurz vor Linz aber dann die Ernüchterung. Nördlich standen zwei Lagen Wolken, die die Sonne abschirmten und meist nur ein difuses Licht durchliesen. Endlich in Summerau angekommen hatte sich die Situation am Himmel nicht gebessert. Wir hatten kurzzeitig überlegt, ob wir hinter Freistadt nicht nah Gmünd abbiegen sollten. Schliesslich war dort noch besseres Wetter vorausgesagt worden. Gut, dass wir es nicht taten.

Zügig gings nun nach Summerau. Erste Ziel war der Os 8506 nach Ceske Budejovice und der ging aufgrund des Sonnenstands nur im Bahnhof. Doch was war das? Neben den Wolken, die nur selten die Sonne durchließen stand uns eine zweite Enttäuschung bevor. Am Zug nach Tschechien hing nicht etwas eine 340er von CD-Cargo, sondern mit 1116 252-6 ein Taurus der ÖBB.

Als dann kurz vor Abfahrt des Zuges noch 340 049-6 mit einem Kohlezug, gebildet aus Eos-ähnlichen Vierachsern, von Tschechien kommend einlief, war eigentlich schon klar, hier hatte sich etwas verändert.

1116 252 der ÖBB in Summerau


Zu allem Überfluß verließ der Os mit 1116 252-6 an der Spitze den Bahnhof einen Tick zu früh. Kurz nach Abfahrt kam die Sonne wieder durch die Wolkenlücken.

Für die 340 049-6, die nach dem Umsetzen gleich wieder gen Heimat strebte, schien sie dann aber brav und hell.

340 049 der ČD in Summerau


340 049 der ČD in Summerau


Kurz nach der Ausfahrt setzte dann noch 1116 068-6 um, welche kurz zuvor zusammen mit einem anderen Taurus Summerau als Lz von Linz her erreicht hatte.

1116 068 der ÖBB in Summerau


Nach kurzer Befragung des Kursbuches fuhren wir erst nach Deutsch Hörschlag, wo uns der Fotopunkt aber nicht so überzeugte, um dann bei Zulissen Position zu beziehen. Ziel war der kappe Stunde später eintreffende EC Joze Plecnik.

Noch vor der Durchfahrt wurde es aber wieder lebendig. Ein langes Rauschen vom Damm in Deutsch Hörschlag verriet, dass ein Güterzug kommen müsse. Langsam schob sich dann auch 340 049-6 mit einem langen Autozug um die Kurve.

340 049 der ČD in Zulissen


Aha, gerade als Lz raus und nun mit einem Güterzug schon wieder da. Dann schien sie ja nicht weiter als Horni Dvoriste gekommen zu sein. Eine Erkenntnis die uns nochmehr in dem Verdacht bestärkte, dass in diesem Herbst wohl keine Hummeln mehr "fliegen" und wir auch auf Ersatzgestellung mit Bardotka nicht zu hoffen brauchten. CD-Cargo hatte jetzt auf E-Loks umgestellt. Kein Wunder, hatte man durch die Umstellung einiger Personenzüge auf Taurus nun genug Maschinen frei. Sofern dies bei einer Gesamtzahl von 3 so formuliert werden kann.

Durch diese Überlegungen verging die Zeit bis zum leicht verspäteten Eintreffen des EC, geführt mit 1116 228-6 und bestehend aus nur 3 Wagen, recht schnell.

1116 228 der ÖBB in Zulissen


Tja, nicht nur der Laufweg hat sich verändert, sondern auch die Zuglänge.

Wir wollten nun ein Stück zurück Richtung Summerau, zu einem an der Strecke stehenden Holzhäuschen, da sahen wir am Ende der langen Gerade 340 049-6 wieder leer daherkommen.

340 049 der ČD in Zulissen


Reger Pendelverkehr! So bekommt man auch bei Strecken zwischen zwei Grenzbahnhöfen Laufkilometer zusammen :-).

Ein Blick ins Jizdni rad sagte uns, dass der nächste Planzug um 12.26 Uhr von Summerau Richtung Ceske Budejovice fahren sollte. Es handelte sich um den "Bummelzug" und irgendwie musste die Garnitur vorher nach Österreich kommen. Sprich in der nächsten halben Stunde war etwas zu erwarten. Brav zog dann auch 340 062-9 mit der Leergarnitur am kleinen Häuschen vorbei

340 062 der ČD in Zulissen


und kam planmäßig als Os 8510 wieder zurück.

340 062 der ČD in Zulissen


Hab mit diesem Nachschuss oder Querschuss mal die Fotostelle getestet. Ideal wäre sie meiner Meinung nach für einzeln fahrende Loks, macht aber in der Variante auch keine schlechte Figur.

Wir machten uns nun über den sehenswerten "Großübergang" von Deutsch Hörschlag nach Cesky Herslak (wenn nur alles so leicht zu verstehen wäre wie dieser Ortsname) auf den Weg nach Horni Dvoriste um dort den Sp 1931 aus Ceske Budejovice zu fotografieren. Ebenfalls leicht verspätet stellte er sich mit 1116 252-6 an der Spitze als Rückleistung des am Vormittag fotografierten Os heraus.

1116 252 der ÖBB in Horni Dvoriste


Auch wenn man auf diesem Bild von der Garnitur nicht soviel sieht, aber die Kombination zwischen Taurus, CD-Wagenmaterial unter tschechischer Fahrleitung, stellt, trotz aller Trauer um vergangenes, eine interessante Variante dar.

Wir wechselten wieder unseren Standort. Für den Sp 1930 aus Linz wollte ich mich oberhalb der großen Wiese kurz hinter der Grenze und der Systemtrennstelle postieren. Schon von weitem sah man einen Herren mit Rucksack und stativähnlichen durch die Wiesen irren. Konnte sich ja nur um einen Fotokollegen handeln :-). Wir trafen ihn auch dann am geplanten Standort und wie es sich herausstellte war es ein tschechischer Eisenbahnfan, der uns mit der Info versorgte, dass vor dem gesagten Sp und dem Gegenzug der letzte verbliebe EM-Taurus seine letzte Planleistung vor dem Entkleben fahren sollte. Hatte der Tag recht "durchwachsen" begonnen, so war ließ diese Mitteilung und die mittlerweile vom blauen Himmel strahlende Herbstsonne die Empfindung ins Gegenteil kippen.
Die Wartezeit bis zum Erscheinen des Spaniers verbrachten wir mit lockerer Unterhaltung und Informationsaustausch, während dem mich wieder leicht das schlechte Gewissen quälte, das mich immer befällt, wenn ich mich mit Tschechen im schönsten Deutsch unterhalte, während ich mit meinen beiden abgebrochen Versuchen Tschechisch zu lernen über die gröbsten Floskeln noch nicht hinausgekommen bin.

Nun war es aber soweit und einer der schönsten EM-Tauri, die 1116 232-8, gab sich die Ehre.

1116 232 der ÖBB in Cesky Herslak


Schön!!!

Während der Kollege die Stellung in Erwartung eines Güterzuges halten wollte, beschlossen wir der Lokalbahn von Rybnik nach Lipno n.V. eine Besuch abzustatten. Zwar ist sie nach Umstellung auf Wechselstrom rein technisch keine Besonderheit mehr, Bespannung und Streckenführung laden aber immer zu einem Besuch ein. Hinter Rybnik, beim Haltepunkt Jenin begegnete uns dann 210 052-7 mit dem 20908 Richtung Lipno. Interessant ist die Fahrleitung auf dieser Strecke und deren Abspannung.

210 052 der ČD in Jenin


210 052 der ČD in Jenin


Letztes Fotoziel sollte die Rückleistung des EC Joze Plecnik sein. Bis dahin hatte wir aber noch Zeit und so fuhren wir nochmal in Horni Dvoriste zum Bahnhof um zu sehen was es schönes gab.

Zu unserer Verwunderung stand dort 242 213-7 mit eifrig putzendem Lokführer. Zwar konnte er gegen den stark abblätternden Lack auch nichts machen, aber die Fester erstrahlen im Glanz.

242 213 der ČD in Horni Dvoriste


Wir aber grübelten, denn was machte eine 242er hier? Die fahren doch nur Personenzüge?!? Ganz in Gedanken liefen wir vor zu dem Pärchen aus 240 010-9 + 044-8, die sich vor einen Güterzug gesetzt hatten.

240 010 der ČD in Horni Dvoriste


Gleich daneben stand mit 363 050-6, die sich kurz darauf mit ihrem Güterzug in Bewegung setzte, eine weitere Baureihe an diesem Tag.

363 050 der ČD in Horni Dvoriste


Nun zog auch die 242 an uns vorbei und es wurde klar: "Lokwechsel beim anstehenden Os 8512". Der beginnt zwar erst in Horni Dvoriste, die Garnitur kommt aber als Leergarnitur des 8505 aus Summerau. Es ist also zu vermuten, dass die 340er nurmehr zwischen den beiden Grenzbahnhöfen laufen. Eine im Gz-Dienst, eine im Pz-Dienst oder Pz und Gz gemischt. Somit reichen die drei vorhandenen Maschinen vollkommen aus und die Dieselloks konnten abgelöst werden.

Beim Vorziehen und Umsetzen passiert 340 062-9 mit 240 010-9 + 044-8 quasi ihre Ursprungsausführung, entstand sie doch als Umbau aus dieser Baureihe.

340 062 der ČD in Horni Dvoriste


340 062 der ČD in Horni Dvoriste


Mittlerweile hatten wir auch den tschechischen Eisenbahnfreund wieder getroffen, der an der Nordausfahrt Position bezogen hatte und nun strammen Schritts Richtung Zug unterwegs war. Nach einem kurzen Schwatz fuhren wir wieder auf die Wiese nahe der Grenze und lichteten dort die Garnitur des EC nebst 1116 228-6, diesmal auf dem Rückweg nach Prag, nochmal ab.

1116 228 der ÖBB in Cesky Herslak


Auch wenn mit dem Einsatz der Taurus und dem Verschwinden der Diesel wieder ein Stück Reiz verloren geganen ist, die Gegend um Summerau, Horni Dvoriste, Rybnik und Lipno n.V. ist immer wieder ein Erlebnis und sicherlich noch die ein oder andere Reise wert.