Marokko 2010 - Teil 2

Von

Text: Neel Bechtiger

[title]Montag, 01.02.10 Casablanca – Meknes[/title]

Karte

Neuer Tag und neues Glück. Er startete hinter normalen Vorhängen und einem feudalen Frühstück in der Ibis-Mampferia. Schlecht war es wirklich nicht, nur der Kaffe roch etwas nach Chlor was für meine Geschmacksnerven ziemlich befremdlich wirkte (das ich den Kaffeautomaten unter „Chlorkaffe gesetzt“ habe sollte ich lieber nicht sagen ;))

Casablanca
Eine ganz normale Kreuzung vor den Toren Casablancas.

Casablanca
Hier wurde überlegt und man ging ganz klar auf die Bedürfnisse der Fussgänger ein ;)

Dann ging es los, über die Autobahn wollten wir einen grossen Bogen um Casablanca herum machen um dann hinter Mohamedia wieder an die Strecke zu kommen. Idee und Umsetzung waren super, und der Weg dahin mit vielen Hindernissen und einigem Gebrüll im Wagen verbunden. Harmlos sind da die kleinen Isuzu PickUps welche mit 40km/h und mit der Ladefläche voller Personen die rechte Spur blockieren. Andere Szene, wir fahren und der vor uns fahrende Geländewagen biegt auf einmal links in den Mittelstreifen ein (Abstand zwischen den Fahrbahnen etwa 20m, viel Grünzeug aber keine Leitplanke), er wendete über den Graben und den Mittelstreifen hinweg mitten auf der Autobahn – LOL. Estnische Verhältnisse, nur illegaler. Nächster Knackpunkt, die Mautstation, davon wussten wir natürlich und teuer sollte es auch nicht werden, fieser waren da die Polizisten davor welche uns (Daniel fuhr) rauswinkten. Warum war uns nicht ganz klar, vermutlich allgemeine Kontrolle oder so, Radarpistole hatten sie keine also konnte es das nicht sein, Angst zu schnell gefahren zu sein hatten wir auch nicht, da wir uns eigentlich immer ans Limit gehalten haben (der Logan macht eh kaum 120). Als dann der freundliche Polizist aber sagte, man habe uns mit 134 in der 120er Zone erwischt stockte uns etwas der Atem. Was? .. das kann doch nicht. Wir fragten dann, woher er das wisse, er habe ja gar kein Messgerät. Er wisse es, meinte er. „Ob es ein Foto gibt“ fragte Daniel weiter? Nein, aber sein Kollege am Funkgerät habe es ihm gesagt, und er deutete auf das Funkgerät. Hihi, super Begründung. Ok, wir waren aber, obwohl wir wussten keine 134 km/h schnell gefahren zu sein, in unserer Position völlig machtlos und den Beamten ausgeliefert. Mit einer Quittung welche Daniel unterschreiben musste kam der Polizist dann zurück. Daniel hackte noch mal nach, wo habe man gemessen, und wo steht 134? Ist da etwas Toleranz schon abgezogen oder wie und überhaupt? Ob alles etwas geschätzt sei? ;) Das deutete Daniel indem er den Daumen ins Maul stecke, raus nahm und etwas schwenke, der Polizist lachte herzhaft und meinte, neinnein und zeigte auf das Funkgerät, der Kollege habe Fahrzeug und Nummer durchgegeben. Daniel glaube immer noch nicht unterschrieb den Zettel aber mit dem Kuli vom Polizisten. Dieser nahm den Zettel, gab uns den durchschlag und verlangte den Schreiber zurück, „he, i'ts my pen“, und er lachte wieder. Wir lachten ebenfalls und er wünschte uns viel Glück, dann waren wir weg. Die Situation ist uns extrem suspekt, er merkte sofort wie wenig Ernst wir ihn und seine Busse nahmen, ich glaube er wusste auch genau das wir keine 134 gefahren sind, aber er wollte seine 400 Dh und bekam sie auch, dagegen waren wir machtlos, was wiederum er lustig fand ;) Jaja, schon spassig, solche Touristen auf der Autobahn.
Das nächste Erlebnis gleich 200m weiter an der Betalstasion, 11 Dh wollten die, ich wollte Kleingeld machen und gab zwei 10er Stücke. Anstatt neun zurück zu geben warf man Daniel einen 10er zurück in die Hand und winkte durch. LOOOOL, schon wieder .. da hatte jemand keine Lust auf Kleingeld und senkte den Preis nach Gutdünken einfach auf 10 DH, erspart einiges an Arbeit und überhaupt. Wir konnten uns nicht mehr halten im Auto drin.
Daniel merkte dann auf einmal wie viel 400 Dh eigentlich sind und wurde etwas sauer auf den Polizisten, ändern konnten wir es nun aber nicht mehr. Hinter Mohamedia verliessen wir die Autobahn und fuhren parallel der Strecke nach Norden. Die Küste ist zwar relativ weit weg, sicherlich einen guten Kilometer und sowohl Autobahn als auch eine Küstenstrasse liegen dazwischen, trotzdem sieht man dank Hanglage meist sehr gut das Meer. Es gibt auch immer mal wieder Einschnitte und dank der Lage ist das eigentlich am ganzen Vormittag und Mittag im Licht. „Problem“ nur, die Bahn ist relativ weit weg von der normalen Strasse und man müsste sich das ganze erlaufen, worauf wir unter den Wolken keine Lust hatten. Weiter oben kurz vor Rabat fanden wir dann sogar in der Sonne eine nette Brücke wo wir uns mal für die nächsten Züge hinstellten. Der Takt war richtig gut, innert 15min kamen drei Züge nach Rabat und zwei von Rabat. Die Strecke, dass muss man dazu sagen, wir S-Bahn mässig betrieben von Casablanca über Rabat hinaus.

E 1300 der ONCF zwischen Skhirat und Bouznika
Zwischen Casablanca und Rabatt führt die Bahn mehr oder weniger der Küste entlang. Ein S-Bahn ähnlicher Takt verbindet die beiden Zentren, was einiges an Zugverkehr bedeutet. Hier fährt ein Franzose E1300 mit einem Expresszug nach Norden, zwischen Skhirat - Bouznika

E 1300 der ONCF zwischen Skhirat und Bouznika
Wenig später eine weitere 1300er, diesmal mit einem Expresszug von Marrakech nach Fes am Haken.

Z2M der ONCF zwischen Skhirat und Bouznika
Auch die neuen Doppelstockzüge der Baureihe Z2M welche die ONCF aus Italien beschafft hat sind auf der Strecke heimisch. Zwischen Skhirat - Bouznika

E 1250 der ONCF zwischen Skhirat und Bouznika
Natürlich gibt es auf der Strecke auch die Japaner der Reihe E1250 zu sehen, hier wieder mit einem Expresszug aus Casablanca, zwischen Skhirat - Bouznika

Die Sonne war irgendwann wieder weg und somit auch wir. Auf der Hauptstrasse fuhren wir weiter gen Rabat und auf einmal ging die Strasse vor uns runter. Ein kleines Tal wird durchquert, auch von der Bahn und gar nicht unfotogen. Wir parkten neben der Strasse und stellten uns mal an den Brückenkopf der Strassenbrücke um auf Züge zu warten. Es kamen erst ein paar Einheimische die mit dem Felsen im Hintergrund Familienfotos schossen und dann ein Zug von vorne. Ein Dosto, mit einer merkwürdig lackierten zweiten Einheit.

Z2M der ONCF zwischen Témara und Skhirat
Eine grosse Brücke überspannt ein kleines Flusstal kurz vor Rabat. Leider hat man die alte Steinbogenbrücke welche noch zu erahnen ist durch etwas sehr zweckmässiges ersetzt - Betonelemente. Aufgenommen mit einem Z2M Dosto nach Casablanca zwischen Témara - Skhirat

Z2M der ONCF zwischen Témara und Skhirat
...die hintere Z2M Einheit war dabei etwas speziell Lackiert. Was es mit damit auf sich hat haben wir nicht herausgefunden.

Da die S-Bahn bis nach Kenitra verkehrt wollten wir den Abschnitt Rabat – Kenitra auch noch besichtigt haben, man könnte ja etwas verpassen. Die Autobahn erreichten wir in der Aglo von Rabat noch ganz gut, aber dann hatten wir ein kleines Problem. Entweder man verlässt die Autobahn früh und streift Rabat im Norden, oder man fährt gleich rauf nach Kenitra (nächste Abfahrt) um dann Parallel wieder runter zu fahren. Wir entschieden uns für keine der beiden Varianten und verliessen über eine auf der Karte nicht vorhandene Ausfahrt die Autobahn und freuten uns kurz am glauben, alles richtig gemacht zu haben. Der Konsequenz war bitter und als wir wieder wussten wo wir sind waren wir MITTEN in der Millionenstadt Rabat. Mitten im Getümmel. Grand Taxis, Petet Taxis, überfüllte Busse und geparkte Autos, Mofahfahrer, Fussgänger und alle teilten sich die Spur. Und immer mal wieder war alles eine grosse Baustelle, eine Baustelle für die neue Tram von Rabat. Wir kamen aber ganz gut durch und liessen die Medina links liegen. Dank einem kleinen Stadtplan in der Marco Pollo Karte fanden den Weg nach Kenitra ohne verfahrer.

Rabat
Auf der Fahrt nach Rabat kurz vor Erreichen der ersten Aussenbezirke, die alten Stadtbusse sind noch in Betrieb.

Rabat hat uns aufgesogen und irgendwo im Norden auf der anderen Stadtseite wieder heraus gespuckt, hier auf der Hauptstrasse nach Kenitra. Die alten Mercedes 200 sind typisch für ganz Marokko, es sind die sog. GrandTaxis welche für einen Grossteil der Landbevölkerung das einzig erschwingliche Verkehrsmittel ist (abgesehen vom Esel vielleicht). Wem die mittlere Spur auf der Strasse gehört war uns auch nicht so klar, aktuell war sie uns, solange bis ein grösseres Fahrzeug entgegen kommt.
Etwas ausserhalb bogen wir dann ein erstes mal rechts ab und fuhren zur Bahn, die Stelle war nicht viel Wert, aber es war nicht schlecht und so schossen wir trotz keinlicht noch zwei Züge nach Süden (nur um es gemacht zu haben).

E 1300 der ONCF zwischen Kénitra und Sidi Bouknadel

Z2M der ONCF zwischen Kénitra und Sidi Bouknadel
Der Streckenabschnitt von Rabat bis nach Meknes, dem Ende der "S-Bahn" ist relativ unfotogen, in einer typischen Situation haben wir dem Expresszug nach Marrakech aufgelauert. Der Wald voller Korkbäume ist wie man unschwer erkennt künstlich angelegt und scheint auch im Marokkanischen Winter ertragreich zu sein, die Korkrinde fehlte bei allen Bäumen in der Plantage.

Als diese vorüber waren fuhren wir weiter, Kenitra durchquerten wir ohne eine weitere Stelle gefunden zu haben. Der Streckenteil bis Sidi Kacem war dann extrem ermüdend, sehr flach und ziemlich dicht bewaltet. Etwas Abwechslung boten da nur die sehr zahlreichen Polizeikontrollen (wir kamen immer durch) und die teilweise Abenteuerlich beladenen Lastwagen welche zu einer Ansässigen Zelulosefabrik fuhren. Das Wetter war ziemlich mies und so liessen wir Sidi Kacem links liegen und suchten die Strasse nach Meknes. Dank sehr schlecht angeschriebenen Wegen fanden wir diese nur durch unsere Intuition recht gut, aber nicht ganz auf Anhieb. Der folgende Streckenabschnitt wurde dann wieder interessant, da die Strecke erst durch ein sehr enges Tal und dann ewig über eine hügelige Hochfläche führt und da immer mal wieder sehr Fotogen eingebettet ist. Wir kennen Bilder von da, da sind die ganzen Berge und Hügel wüstig braun, aktuell ist aber alles grün / grau / braun, was ja eigentlich nicht schlecht ist, uns aber etwas überrascht.
Im Weiteren verlauf, wir waren fürs Hotel noch zu früh, wollten wir die Zeit noch nutzen für ein paar Fotos, dazu fanden wir eine gar nicht schlechte Stelle nähe Et Tleta. Wir standen an der Strasse im Auto und wollten auf eine Bahnbrücke quer knallen, da kommt aus dem Busch hinaus eine Familie und stellt sich auf den Platz vor uns. Das Mädel war dabei sehr chick wie ein Weihnachtsmann gekleidet, rotes Gewand mit weissen rändern ;) Die Familie wurde aus unserem Tun nicht ganz schlau und schaute immer wieder zu uns und grinste in unsere Richtung. Nach etwa 15min dann kam ein Grande Taxi und nahm die Leute mit – ein ziemlich gemeines und unberechenbares Nahverkehrskonzept. Der Zug, dummerweise ein Dosto, kam pünktlich und im hellsten Moment des Nachmittags über die Brücke gerollt, was mal wieder als Glück bezeichnet werden darf.

Z2M der ONCF zwischen Sidi Mbarek du R'Dom und Bab-Tisra
Ein Sprung nach Osten, wir befinden uns jetzt zwischen Sidi Kacem und Meknes, genauer gesagt zwischen Sidi Mbarek du R'Dom und Bab-Tisra. Auf diesem Streckenteil ist der Verkehr auf einen Stundentakt ausgedünnt und die Dostos der Reihe Z2M sind richtige Fernverkehrszüge geworden. Hier überquert eine Einheit von Fes her kommend eine ebenfalls sehr günstig aufgemöbelte alte Steinbogenbrücke.

So langsam bekommen wir Angst, irgendwie muss sich dieses Glück mal wieder ausgleichen auf Normalstand, was einige negativ Erlebnisse unvermeidbar macht ;) Für einen Zug von Marrakesch nach Fes stellten wir uns gleich auf einen Hügel weiter vorne um auf die Brücke quer zu ballern. Im Feld drin standen wir und die Bewohner der umliegenden Hütten schauten uns zwar an und einer kam sogar fast bis zu uns hin, man war etwas irritiert liess uns aber in Ruhe. Allgemein gibt es in der Gegend ziemlich viele Siedlungen und Dörfer die meist aus Lehmbauten bestehen. Wir fragen uns wovon die Landbevölkerung hier lebt, von der Landwirtschaft im Frühling? Auch Schulbildung oder ähnliches dürfte es nicht flächendeckend geben, denn heute am Montag waren die Strassen voll mit Kindern die bei uns in die Schule gehörten.
Der Zug oben auf der Brücke kam nicht schlecht, aber nicht wirklich von der Sonne angestrahlt.
Zurück beim Wagen nahmen wir die letzten Kilometer bis Meknes unter die Räder und erreichten beim eindunklen die Stadt. Im Üblichen Verkehrschaos fanden wir das bereits reservierte Ibis mit Leichtigkeit und einer grossen Portion Glück. Auch hier hatte man aber kein 3er Zimmer für uns und so mussten wir uns zwei Zimmre nehmen, was zwar etwas mehr kostet aber angesichts unserer Erwartungen an ein Hotel total passabel ist.
Wir machten uns Frisch, ich ging Duschen und dann wollten wir auf, Abendessen und etwas in der Stadt flanieren, beides gelang prima wobei die Altstadt (Medina) mit den kleinen Gässchen schon sehr speziell ist. Da gibt es alles zu Kaufen, von der gefälschten Rolex bis zum ganzen Gockel. Es ist schon ein ganz anderes Leben als bei uns in einer solchen Stadt …
Wir Assen dann etwas und verabschiedeten uns nach dem Rundgang, dauerte doch seine Zeit, wieder im Hotel im Internet und jetzt im Zimmer, gn8.

[title]Dienstag, 02.02.10 Meknes – Fes[/title]

Karte

Früh ging es heute raus, für Nil'sche Verhältnisse sehr früh. Wir hatten das Ziel bei schönem Wetter hinten in Tal zwischen Sidi Kacem und Meknes etwas zu verweilen. Der Tag begann so, dass ich von Daniel aus dem Zimmer geklopft wurde und obwohl ich um diese Uhrzeit normal nichts runter kriege ging ich mal mit zum Frühstück. Einen 3-Fachen Espresso und ein Glas frisch gepressten Orangensaft später waren wir wieder im Zimmer und machten uns fertig. Ich wechselte an der Rezeption noch 100 CHF in Dirham und dann fuhren wir unter strahlend blauem Himmel los. An einer Tankstelle kurz hinter der Innenstadt liessen wir die Karre voll tanken und fuhren raus. Gleich schon im ersten Ort hinter Ouarziahr fanden wir eine nette Stelle und schon gab es das erste Kreuz auf der Karte. Im weiteren Verlauf wollten wir für einen P-Zug nach Süden irgendwo in die Hügel auf halber Strecke, soweit kamen wir aber nicht, denn vor Et-Tleta kam uns in einer laaaangezogenen Kurve ein Japaner mit Güterzug entgegen. Schnell wendeten wir zwischen zwei Grandtaxis und versuchten dem Zug vorweg zu fahren bis zu einer anderen gesehenen Stelle. Mit einem spurt aus dem Auto heraus gelang ein prima Foto vom Japaner im frühen morgenlicht. Kaum war das Ende des Zuges in Sicht war klar, da wird geschoben, warum auch immer ... aber so gelang mit einem weiteren kurzen Sprint ein zweites Foto. Die Stelle für Nordfahrer gefiel uns so gut das wir gleich den ersten Dosto nach Casa da schiessen wollten. Nachdem eine Schafherde vor unseren Augen über die Gleise getrieben wurde kam der Dosto und zog fix vorbei gen Casa.

E 1200 der ONCF zwischen Sidi Mbarek Du R'Dom und Ain El Kaerma

E 1300 der ONCF zwischen Sidi Mbarek Du R'Dom und Ain El Kaerma
Unser erster Güterzug in Marokko! Bespannt mit einer E1250 und einer 1300er im Schub auf dem Weg nach Osten kurz vor Meknes. Hier aufgenommen zwischen Sidi Mbarek Du R'Dom und Ain El Kaerma.

Z2M der ONCF zwischen Sidi Mbarek Du R'Dom und Ain El Kaerma
Auch die Dostos sind bei gutem Wetter unterwegs, hier eine Einheit als Zug 112 von Fes nach Casablanca hinter Meknes zwischen Sidi Mbarek Du R'Dom und Ain El Kaerma.

Wieder im dicht geparkten Auto ärgerten wir uns erstmal über den Gestank von einem grossen verwesenden Tier welches neben dem Auto lag und fuhren dann los, Daniel hatte sich verparkt ;). An eine Wunschstelle etwas weiter würde alles passen, auch der Zug, es kommt ein richtig langer mit Lok. Die Stelle war richtig nett, die dreckigen Schuhe die wir durch das laufen auf dem matschenden Feld mitnehmen würden waren uns erstmal egal. Doch etwas störte den Blick ins Tal, eine auffällige Halle, die so gar nicht in die Landschaft passen will. Janu, mit etwas Tele-Einsatz umging ich die Halle und der Zug kam. Mit einem Franzosen wurde er im prima Licht von uns verhaftet, wie gewisse Herren aus München zu sagen pflegen ;).

E 1300 der ONCF zwischen Sidi Mbarek du R'Dom und Bab-Tisra
Eine 1300er bespannt Zug 105/205 (Casablanca - Oujda) auf dem Abschnitt bis Fes. Aufgenommen etwa auf halber Strecke zwischen Sidi Kacem und Meknes zwischen den Betriebspunkten Sidi Mbarek du R'Dom und Bab-Tisra. Die Gegend da ist anscheinend nur im Frühling so grün, ab Mai dürfte dann braun / graue dominieren.

Wieder beim Auto wurden erstmal die Schuhe vom gröbsten Schmutz befreit und wir fuhren weiter, eine Kurve aber nur und da sprang uns die Stelle für den folgenden Dosto ins Auge. Bis wir den Punkt erreichten durfte unser Logan wieder mal seine Geländetauglichkeit unter Beweis stellen, man ist ja lauffaul und so parkten wir unter den Blicken einiger Bewohner direkt an der Bahn auf einem nicht genau definierten Trampelpfad.
Während wir in der (heissen) Sonne auf den Dosto warteten war im Dorf drüben irgendwie Party, über die Lautsprecher wurde etwas durchgesagt und es war voll mit Menschen, vielleicht war Markt oder so ;) Auch dieser Zug kam im Licht wie geplant.

Z2M der ONCF zwischen Sidi Mbarek du R'Dom und Bab-Tisra
Der nächste Dosto aus Casablanca rollte als Zug 109 an uns vorbei, recht nah an Sidi Kacem dran, zwischen Sidi Mbarek du R'Dom und Bab-Tisra. In dem kleinen Ort links, welcher eigentlich nur aus zwei / drei Häusern besteht war an diesem Vormittag ein Markt, was die vielen Autos erklärt.

Für die nächsten Züge hatten wir wieder einiges an Zeit, denn der eigentlich nächste Zug, der von Fes nach Marrakech fuhr gerade als wir beim Wagen waren vor unserer Nase durch. Nächster richtiger Zug war dann der erste Zug aus Marrakesch nach Fes in etwas über einer Stunde, dafür fuhren wir etwas weiter nach Sidi Kacem und fanden am Eingang des Tals eine Stelle mit sehr grossem Weitblick, dafür eignete sich der Zug ideal. Aber es war noch viel Zeit und vor allem ich wollte mir noch eine Stelle etwas naher am Gleis anschauen, also fuhren wir über einen kleinen schmierigen Weg runter zum Gleis und stellten uns mal hin mit dem Auto. Wieder unter den verwunderten Blicken einiger Bewohner und Eseltreibern welche unseren Weg kreuzten. In der Sonne standen wir und schossen einen Dosto welcher von Fes her nach Casa kam fast im Vollicht.

Z2M der ONCF zwischen Sidi Mbarek du R'Dom und Bab-Tisra
Nur noch wenige Kilometer von Sidi Kacem entfernt befindet sich diese Z2M Einheit mit Zug 116 auf dem Weg nach Casablanca. Noch immer befinden wir uns zwischen Sidi Mbarek du R'Dom und Bab-Tisra.

Hoch an der eigentlichen Stelle direkt unter einer Hochspannungsleitung (was die für einen Krach machen können wusste ich gar nicht) warteten wir nicht lange ehe der lange Marrakech Zug mit Japaner gen Fes vorbei zog.

E 1250 der ONCF zwischen Sidi Mbarek du R'Dom und Bab-Tisra
E1250 mit Zug 600/111, dem ersten Zug aus Marrakech an diesem Tag (Abfahrt da um 5:00). Geknallt ins Tal kurz vor Sidi Kacem bei Bab-Tisra.

Zugleich gingen wir weiter an die Hauptmotive des Tages, dem Tal direkt vor Sidi Kacem. Die eigentlich netteste Stelle da ist aber irgendwie nur mit sehr viel Aufwand zu erreichen aktuell. Normalerweise führt der Fluss im Tal wohl kaum soviel Wasser wie aktuell, wo er unpassierbar ist. Ein Zugang von links oder rechts ist zwar Grundsätzlich möglich, aber mit relativ viel Laufarbeit verbunden – schlimmer aber wäre der Parpkatz mitten in einem dicht besiedelten Gebiet. Nein, ich habe überhaupt keine Vorurteile gegen die Landbevölkerung hier, aber seit dem Erlebnis in der Slowakei bin ich vorsichtiger geworden.
Wir liessen das Projekt dann erstmal sausen, nicht zuletzt auch wegen des Siffs welcher aufzog und der Sonne je länger je mehr die Kraft nahm. Im Tal drin, wir schauten uns die Situation an rollte von hinten auf einmal ein Zug an, es war aber kein normaler sondern ein Franzose mit komisch lackierten Wagen. Den Zug hatten wir gestern bereits gesehen (nur im vorbeifahren und ganz schnell), und hatte uns da schon etwas irritiert.
Wegen einer LA im hinteren Talbereich blieb der Zug fast stehen, was bei uns die Hoffnung den Zug mit einer kleinen Verfolgung doch noch schiessen zu können grösser werden liess. Bereits am Talausgang, es war gerade relativ hell, stoppte Daniel und wir liefen auf eine Felsnase hinaus bis wir auf das Tunnelportal querballern konnten, das ganze wieder unter den sehr misstrauischen Blicken ein paar Einheimischen die am Strassenrand auf ein Grandtaxi warteten. Wir hatten dem Zug doch fast 1min Zeit abgenommen und er schlich aus dem Portal hinaus. Die Stelle in die Gegenrichtung, also für Züge aus Fes, gefiel uns derart gut das wir gleich an der Stelle verweilten und auf ihn warteten.

E 1300 der ONCF zwischen Sidi Kacem und Bab-Tisra
Anstatt ein Dosto kam mit Zug 119 aus Casablanca dieser Franzose mit einigen komisch bunt Lackierten Wagen. Was es mit dieser Komp. auf sich hat wissen wir auch nicht genau, scheint aber Planmässig zu sein. Aufgenommen zwischen Sidi Kacem und Bab-Tisra.

E 1300 der ONCF zwischen Sidi Kacem und Bab-Tisra
Der Blick in die andere Richtung fällt auf eine E1300 mit dem Expresszug 120/611 nach Marrakech.

Während wir warteten fuhr ein weisser Lieferwagen den Bahngleisen entlang und verschwanden einem Ort wo er nur in den alten Bahntunnel gefahren sein kann – ob man so vielleicht hinten ins Tal kommt ohne den Wagen auf der Hauptstrasse zu parken? Wir probierten es einfach aus und befuhren tatsächlich den alten Bahntunnel welcher nur noch den Schotter beherbergt bis ans andere Ende. Da standen zwei Zelte und ein paar Fahrzeuge, und natürlich ein wenig Personal. Aha, daher kommt also die LA ... aber ... wir zogen es vor uns wie unschuldig wieder aus dem Staub zu machen. Mit dem festen vorhaben wohl bei Sonne nächste Woche die Stelle erneut aufzusuchen. Gleich am Tunnelportal standen wir dann trotz Sauwetter raus und schossen sowohl einen Japaner mit einem Train Voyageurs und einen Dosto von hinten.

E 1250 der ONCF zwischen Sidi Kacem und Bab-Tisra
Das schlechte Wetter trieb uns dann in Gleisnähe, hier rollt E1258 mit Zug 602/117 aus Marrakech kommend Meknes und Fes entgegen. Das alte Tunnelportal gehörte zur alten Strecke welche früher eingleisig und ohne Fahrdraht durch das Tal führte. Heute dient der Tunnel als Karrenweg auf die andere Seite des Bergrückens.

Dann wollten wir uns das andere Talende noch mal anschauen und fuhren dazu noch mal durch, an der Polizeikontroller hinter der Baustelle (ein sehr cleverer Ort) kamen wir vorbei und schauten uns die Stelle an. Es wäre einiges möglich, aber nicht bei dem Wetter ... und so fuhren wir wieder zurück.

Sidi Kacem
Aussenquartier von Sidi Kacem

Eigentlich mit dem festen vorhaben gen Fes aufzubrechen und um nach Stellen Ausschau zu halten auf dem Weg dahin. So weit kamen wir aber nicht, denn vor Et Tleta war auf einmal wieder etwas blau zu sehen und wir zogen es vor die kurze Wartezeit zum nächsten Zug noch zu verweilen. Zudem interessierte uns die Bespannung des Zuges, es war der Expresszug von Oudja nach Tanger welcher ja auf fast der ganzen Strecke mit Diesellok befördert wird. Erst kam noch ein Dosto aus Casablanca welcher an der „Hallenstelle“ vom Vormittag erlegt wurde.

Dann fuhren wir vor zur Brücke und schossen einen Expresszug nach Marrakech, welcher noch vor dem Tangerzug kam. Er kam im hellsten Moment der letzten Stunden.

E 1300 der ONCF zwischen Sidi Mbarek du R'Dom und Bab-Tisra
Bei riesigem Sonnenglück strahlte uns die E1300 mit dem Expresszug 124/613 von Fes nach Marrakech in der Sonne entgegen, aufgenommen wie so häufig an diesem Tag zwischen Sidi Mbarek du R'Dom - Bab-Tisra

Zum Tangerzug waren es dann kaum mehr 30min, und so stellten wir uns wieder an die Stelle vom Dosto vorhin und warteten. Der Zufall will es das die beiden Züge, Oujda Tanger – und der Gegenzug genau irgendwo bei uns in der Gegen kreuzen, so gab es sogar zwei Bilder – im Siff.

E 1300 der ONCF zwischen Sidi Mbarek du R'Dom und Bab-Tisra


Dann wurde es aber endlich Zeit um nach Fes aufzubrechen, denn dies wollten wir nicht erst nach Einbruch der Dunkelheit erreichen (Stellenschau). Als wir aber kurz bevor die Bahn weit weg von der Strasse geht noch mal an ein paar blaue Flecken heran fuhren konnten wir nicht anders, eine am Morgen gesichtete Stelle lud ein zum Fotografieren, zudem in 30min gleich zwei Züge kommen sollten. So wendeten wir und fuhren erneut durch die Strassensperre der Gendarmerie Royal hin zur Stelle. Da standen wir mal hin und mit viel Glück gab es eine fast angestrahlte Franzosenlok mit einem Marrakech Voyageur.

E 1300 der ONCF zwischen Ouarzirha und Ain El Kaerma
Ganz schwach drückte die Sonne nochmals etwas als uns auf dem Neubauabschnitt zwischen Ouarzirha - Ain El Kaerma eine weitere E1300 mit dem Expresszug 604/123 von Marrakech nach Fes vor die Linse fuhr.

Auf den paar Metern zurück zum Auto entdeckte uns dann eine kleine Familie welche auf dem Weg über die Brücke war. Die Mutter und die Tochter fanden uns zwar interessant, trauten sich aber nicht richtig. Die beiden Jungs hoch zu Ross .. oder Esel, oder einer Mischung aus beidem, hatten da aber weniger Berührungsängste und quatschen uns an. Sie sprachen aber kein Französisch sondern nur Arabisch, was eine Kommunikation verunmöglichte. Da wir noch auf einen Gegenzug warten wollten folgten uns die zwei mit ihrem Esel und stellten sich neben uns und wollten irgendetwas von uns. Ihr Esel schien so eine Art Mofa Ersatz zu sein, obwohl ich mein Mofa besser behandeln würde als die ihren Esel ;) Am Ende der Unterhaltung, die eigentlich keine war, drückte ich den Jungs etwas Kleingeld in die Hand und wir verdufteten nachdem ein Dosto unsere Kamera gekreuzt hat.

Zwischen Ouarzirha und Ain El Kaerma
Die Jugend war auch zur Stelle, hoch zu Esel kamen sie angeritten und blieben bis wir gingen. „Merkwürdige Ausländer“, mögen die zwei gedacht haben.

Dann aber endlich fuhren wir los, Meknes erreichten wir zur Rush Hour und trotz des kleinen Umwegs besorgten wir uns im goldenen M einen keinen Snack. Ohne weitere gewollte Umwege (dank etwas chaotisch angeschriebenen Strassen wurde es einer) fuhren wir an den Stadtrand von Meknes und fanden im leichten Regen eine Stelle die wir sicher noch mal besuchen wollen. Eine Neubaubrücke die in einen riesigen Einschnitt mündet.
Weiter fanden wir vor dem eindunklen noch ein zwei andere Stellen die man sich unbedingt noch mal anschauen muss, als Highlight eine riesige Brücke auf den Neubauabschnitt welche einfach aus dem Boden gestampft wurde – riesiges Teil.
Fes erreichten wir im Dunkeln und wieder fanden wir nur mit etwas Mühe unser Hotel, trotz genauem Stadtplan. Der Verkehr in Fes ist auch wieder extrem spannend, Marokkanisch eben. Im Ibis checkten wir ohne Probleme ein, unser Zimmer hatten wir uns vom Ibis Menknes reservieren lassen. Der hilfsbereite Parkplatzwächter zeigte uns ein nach seinen Angaben sehr gutes Lokal gleich in der nächsten Strasse und wollte uns unbedingt seinen Onkel für eine Stadtführung morgen vermitteln. Nachdem das Restaurant aber eher Bescheiden war, die Musik war grauenhaft laut und das Essen nur mässig lecker, verzichten wir glaube ich darauf ;) Im Ibis gab es nach einem kurzen Besuch am Bahnhof noch mal eine Internet Session ehe wir im Bett liegen und uns auf morgen freuen.