Wolkenlotto und ein Unfall in der Westschweiz
Von David Gubler
Freitag war, wie meistens, mein Frei-Tag, und so musste natürlich ein Programm her. Das Wetter in der Westschweiz war zwar eher als Mässig vorhergesagt, aber verglichen mit dem Rest der Schweiz noch gut, und es sollte von Westen her besser werden. Nun ja, wieso auch nicht.Das erste Ziel war das Château de Chillon, um einen Stadler KISS abzulichten, welcher ins Wallis unterwegs war um dort Probefahrten zu machen. Zunächst sah es auch ganz gut aus, die Zugkraft Aargau (welche ich an genau dieser Stelle schonmal fotografiert hatte...) kam in der Sonne vorbei.
Danach war aber Schicht im Schacht, die Sonne liess sich nicht mehr blicken, auch für den KISS nicht. Immerhin hatte ich jetzt eine gute Idee, was ich den Rest des Tages tun könnte: Bem 550 jagen. Das sind die Möchtegern-Trams, welche unter Gleichspannung auf der Strecke Genf - La Plaine verkehren.
Also mit dem Trolleybus nach Montreux, und dort den IR nach Genf genommen. In Lausanne ging aber erst mal nichts mehr. Ich war gerade mit unserem Firmen-Mailserver beschäftigt, da war mir das im Moment sogar recht, dass wir im Bahnhof standen (Mobil-Internet funktioniert während der Fahrt nicht so gut), nach etwa 10 Minuten kam aber dann die Durchsage, es gebe eine technische Störung. Na gut, kanns ja geben. Nach weiteren fünf Minuten wurde aus der technischen Störung plötzlich ein Unfall (?!?) und der Zug wurde geräumt, man solle den IC :42 nach Genf nehmen.
Aus lauter Jux ging ich mal nach vorne, vielleicht lässt sich ja rausfinden, was denn das Problem ist. Und tatsächlich, ich wurde nicht enttäuscht - die Szene war zu lustig, um kein Bild davon zu machen...
"Nein Chef, der Gabelstapler passt nicht zwischen den Zug und das Perron. Ja Chef, wir haben es ausprobiert." :)
Die Gruppe war gerade mit einem zweiten Stapler am üben, um den ersten frei zu kriegen, und schaffte es dann auch gleich - Deshalb kein zweites Bild.
Nun ja, ausser ein paar Lackschäden am Gepäckwagen...
... scheint nichts weiter passiert zu sein. Der Zug fuhr dann leer noch vor dem IC los in Richtung Genf.
In Genf angekommen gabs erst mal grosse Verwirrung, denn in der Unterführung, welche ich erwischte, war es nicht möglich, zum Gleichstrom-Bahnhofsteil zu wechseln. Ich schaffte es dann doch noch auf den nächsten Flirt, aber nur, weil ein paar Jugendliche während 2-3 Minuten aus lauter Blödsinn die Türe blockiert hatten...
Das erste Ziel war Satigny. Nun ging das Wolkenlotto erst richtig los. Hell, dunkel, hell, FLIRT, dunkel, TGV, hell, dunkel, hell...
Dieser TGV wurde gerade von einem netten "Spotlight" beleuchtet...
... während ein FLIRT...
... und ein B 82500...
... schön im Licht kamen. Die B 82500 sind sehr spannende Fahrzeuge: Neben 1.5 kV Gleichspannung können sie auch unter 25 kV Wechselspannung fahren (was in Frankreich ja keine Seltenheit ist), aber sie haben zusätzlich noch einen Dieselmotor, der immerhin gut die Hälfte der im Elektrobetrieb zur Verfügung stehenden Antriebsleistung liefern kann. Die Variante B 81500 kann nicht mit 25 kV betrieben werden, wobei diese dann teilweise einfach im Dieselbetrieb auf diesen Strecken fahren.
Die Strecke nach La Plaine ist auch interessant, weil sie nach französischen Normen ausgerüstet ist. Da gehört selbstverständlich auch das "Crocodile" dazu.
Falls jemand jetzt damit nichts anfangen kann: Das Crocodile ist das Pendant zu Integra-Signum. Anstatt dass die Signalstellung magnetisch übertragen wird, wird sie aber elektrisch übertragen - Die Züge haben eine Bürste, über welche die angelegte Spannung und damit der Fahrbegriff festgestellt werden kann. Man hört sogar, wenn die Bürste über das Crocodile streift. Das Crocodile kommt auf den "Lignes classiques", also nicht-Hochgeschwindigkeitsstrecken, zum Einsatz.
Das war ja alles schön und gut, aber wo zum Geier waren meine erhofften Bem 550? Internet sei Dank habe ich dann doch noch herausgefunden, dass diese einfach lediglich als Verstärkerzüge eingesetzt werden. Der erste kam, etwas verspätet, nach 1600 vorbei. Leider nur im Halblicht...
Nun wollte ich mein Glück eine Station weiter, in Russin, versuchen. Der Flirt 10 Minuten später brachte mich hin - so ein dichter Fahrplan ist schon etwas feines, und das hier in der Pampa draussen!
In Russin angekommen, wollte erst mal ein TGV abgelichtet werden, sehr nett mit Bahnhofsgebäude.
Die Suche nach Standpunkten offenbarte weitere Fotomöglichkeiten, die allerdings nur im Hochsommer einigermassen funktionieren.
Inzwischen war es Zeit für den nächsten Bem 550. Um die Planzeit war es allerdings wieder finster. Dann wieder hell. Und wieder finster. Zum Glück hatte der so viel Verspätung, dass sich die Wolke etwa zum dritten mal "wieder verziehen" konnte... Meine Nerven!
Da total nur vier Kompositionen zur Verfügung stehen (plus eine in Reserve), welche jeweils in Doppeltraktion verkehren, aber abends vier Leistungen von Genf her gefahren werden, musste es natürlich Rückleistungen geben. Da das Licht in Satigny dafür am ehesten passen sollte, nahm ich wieder den nächsten Flirt. In Satigny war leider die Fotowolke, die mir zuvor schon über Stunden Kummer bereitet hatte, nach wie vor präsent, doch es gab kein Zurück. Und siehe da, es klappte sogar mit dem Licht!
Aufgrund der Fotowolke machte ich mich wieder auf zurück nach Russin. Aber inzwischen hatte sich auch dort wieder eine Wolke festgesetzt, der nächste Bem 550 kam im Schatten. Dafür positionierte ich mich für die folgende Rückleistung auf dem nahen Hügel.
Den nächsten Zug setzte ich nun doch noch im Bahnhof um, wie ich das eigentlich schon eine Stunde davor vorgesehen hatte.
Nun war eigentlich noch eine Rückleistung ausstehend, diese liess ich aber sausen, um dafür noch Zeit für ein Nachtessen in Genf zu haben (wobei dann die Halbe Stunde doch zu knapp war, da ich mal wieder mal A****-Schlange erwischt hatte) und um noch vor Mitternacht zu Hause zu sein.
Am Samstag war die Drei-Seen-Fahrt von SBB Historic mit der A 3/5 angesagt. Zeitlich war diese leider etwas ungünstig gelegen, so dass sich die Foto-Möglichkeiten auf die Region Murten beschränkten. Da die Wettervorhersage für Murten gar nicht mal schlecht war, war ich etwas früher da, da ich mit der TPF noch ein Hühnchen zu rupfen hatte:
Wie man sieht, hat das nicht so ganz geklappt - Wetter war (noch) für nix, und das Gras inzwischen auch zu hoch. Schade.
Das nächste Ziel war die A 3/5 kurz vor Murten. Ich hatte dort eine absolut geniale Fotoposition gefunden und die Sonne war auch voll da, so dass ich das Bild WAS IST DAS?!? SCHAU MAL HINTER DIR, EIN DREIKÖPFIGER AFFE!!!
Ähm, wo waren wir? Genau, beim Lötschberger. Zum Glück sind sie äusserlich nicht so übel, wie wenn man drin sitzen muss. Ein Kollege meinte, dass das Geschüttel nur zwischen Bern und Thun so übel sei, weil dort die Gleislage schlecht ist. Als ich am Morgen mit dem Lötschberger von Bern nach Murten fahren durfte, habe ich festgestellt, dass die Gleislage wohl auf dem ganzen BLS-Netz schlecht ist. Immerhin, man hat nicht nur fast alle (ausser 3+2-Bestuhlung) schlechten Eigenschaften der Nina übernommen, sondern auch neue Hinzugefügt: Dank der Klimaanlage kann die Temperatur jetzt auch im Sommer zu tief sein, wenn der Thermostat mal wieder spinnt. Bemerkenswert ist auch, dass die Sitze zwar anders geformt sind als bei der Nina, aber auf die genau gleiche Art und Weise unbequem sind. Vielleicht haben die Berner aber einfach andere Füdli als wir Zürcher... Erm egal. So einer kam jetzt.
Nach einem Lötschberger in der Gegenrichtung folgte der Dampfzug, der nun unterwegs nach Kerzers war.
Ja ich weiss. Die Lokomotive hängt falsch rum dran. Das ist böse, böse, böse. Ihr werdets überleben :)
Inzwischen hatte mich der Nachbar entdeckt. Er suche eben jemanden, der seinen "schönen Miststock" (seine Worte - er meinte die Sonnenblumen auf dem Kompost) fotografieren könne... Da konnte ich natürlich nicht gut Nein sagen :)
Ich wartete noch das nächste Tüpflizug-Päärchen ab...
... und schaute danach rasch in Kerzers in den Bahnhof rein, um ein Bild der A 3/5 zu machen.
Das nächste Ziel war kurz vor dem Bahnhof Corcelles-Nord. Ich war zwar etwas zu früh dran, aber vielleicht gabs ja noch ein Regio-Bild. Zunächst ging aber völlig unerwartet der Bahnübergang runter, und das folgende, ungleiche Päärchen tauchte auf:
Etwas später gabs ein Bild der Domina, welche hier stündlich zwischen Murten und Payerne pendelt.
Und schliesslich kam auch die A 3/5, wie geplant. Der Foto-Schleier war zwar auch da, aber nicht weiter tragisch. Trotzdem, hier als Variation in "unechtem" (weil digital) schwarz/weiss.
Kaum war der Zug durch, durfte ich Feuerwehr spielen - gleich an drei Stellen brannte die Wiese... Die anwesenden Gemüsebauern fragten mich, ob ich gekommen sei, um das Feuer zu löschen... ;)
Danach gings nach Corcelles-Sud. Ein paar Minuten später fuhr ein putziges kleines rotes Dadüdada mit Blaulicht vorbei - offenbar brannte es an einigen Stellen noch immer...
Ein paar Minuten später kam die Domina...
Und noch etwas später nahm ich den Gegenzug, um via Fribourg - Bern - Brugg an die Bötzberg-Südrampe zu kommen. Dort sollte sich noch eine Ae 6/6 mit Sonderzug blicken lassen, doch leider war mal wieder die übliche Fotowolke vor Ort, obwohl es grosse blaue Abschnitte gab. Das Resultat erspare ich euch.