Verschwiegene Nebenbahnen und ländliche Hauptstrecken in Österreich und Tschechien - Teil 2
Von Christof Hofbauer
Man merkt halt doch langsam deutlich, dass trotz aller Sonne und Wärme unterm Tag der Herbst angebrochen ist. Die Nacht war ziemlich kalt unter meiner dünnen Decke und als der Wecker um sechs klingelte, war es draußen noch stockfinster. Naja, wird schon. Heiß geduscht, Auto aus der Tiefgarage „befreit“, die Tür war nämlich verschlossen und ich durfte nochmal eine Extrarunde zur Rezeption drehen, und ab gings. Als erstes Ziel hatte ich mir den Os 8300 nach Pocatky-Zirovnice ausgesucht, sollte der doch aus einer Wagengarnitur mit vorgespannter 210er bestehen.Erst mal fuhr ich aber zum Bahnhof. Rundumblick und Tanken waren angesagt. Dabei wurde klar, nach Westen vor Jindrichuv Hradec geht nichts. Dort stand eine dicke Nebelwand. Im Osten sah es dagegen sehr gut aus. So hatte ich noch ein wenig Zeit und konnte mich der im Schmalspurteil stehenden 705 919-9 der JHMD widmen, die hier auf die Abfahrt wartete.
705 919-9 der JHMD wartet mit dem morgendlichen Os 242 nach Obratan auf die Abfahrt.
Es war die erste Begegnung mit einer dieser Maschinen, die ich sonst nur von Bildern kannte. Irgendwie sieht sie schon ganz speziell aus. Wie ein Möbelwagen oder so. Zusammen mit dem schnittigen Wagen leicht gewöhnungsbedürftig, aber durchaus interessant.
Nachdem die Garnitur abgefahren war setze auch ich mich in Bewegung und suchte weiter östlich eine Fotostelle. Stellte sich als gar nicht so einfach heraus. Entweder war die Strecke ab von jeglicher Straße oder im Wald oder verwachsen oder lief falsch zur Sonne. Nach einigem Hin und Her durch die Ruhe des sonntäglichen Morgens, bei der ich maximal einige zum Angeln wandernde oder an Teichen sitzende Mitmenschen aufschreckte, fand ich bei Bednarec eine Stelle die ganz o.k. war. Zum einen konnte man dort den aus Richtung Jihlava kommenden R924 quer schießen, zum anderen kam hier der Os richtig im Licht.
Der morgendliche Os 8300 verlässt geführt von 210 037-8 Bednarec in Richtung Osten.
Leider kam die führende 210 037-8, im Gegensatz zu ihrer schön blau leuchtenden Schwester von gestern, in einer ziemlich verranzten „Herbstfarbentarnlackierung“ daher. Mit dem Anstrich, der seine besten Zeiten schon lange hinter sich hatte, und einer Portion „Alltagsschmutz“ der letzten 10 Jahre hebt sie sich nur recht schlecht vom Hintergrund ab.
Ich machte mich nun auf die Socken, denn heute war das nur der Tagesauftakt. Der E-Strecke wollte ich mich morgen intensiver widmen, war doch da auch „Batterietag“. Für mich gings weiter an die KBS 240 mit bunten Brillen und vielleicht, vielleicht einem 850er.
Nachdem ich vom tschechischen Straßenbau in eine Umleitung gehetzt worden war, kam ich Okrisky gerade recht um den Os 4809 auf den Chip zu bannen.
Os 4809 kommt in Form des 842 035-8 aus der Bahnhofskurve von Okrisky. Links ist das Streckengleis nach Moravske Budejovice zu sehen.
Für den nachfolgenden Rychlik sollte es etwas Richtung Jihlava gehen. Allzu viel Zeit hatte ich für den Wechsel des Fotopunkte nicht und so kamen bekannte Stellen weiter nördlich nicht in Frage. Das war mir einfach zu heiß. Ich pirschte mich daher an der Bahn entlang, immer auf der Suche nach einem tollen Fotoplatz. Leider musste ich feststellen, dass das nicht einfach war. Meist waren die Gleise dick bewachsen oder sie liefen am falschen Talhang. Schließlich landete ich in Dolni Smrcne und stellte mich dort am Haltepunkt in den Schotter.
Mit ordentlich Tempo passiert 754 046-1 mit dem R 667 „Petr Vok“ den kleinen Haltepunkt.
Anscheinend ist man jetzt dazu übergegangen, entgegen der ursprünglichen Planungen, und lackiert den Rahmen schwarz. Ich find, es steht den Maschinen mehr, ebenso wie die anderen Änderungen in der Farbaufteilung.
Ganz zufrieden war ich mit dem Foto aufgrund der Stelle nicht und während ich noch grübelte wohin jetzt, übersah ich auch noch den Gegenzug, der mich wenig später passierte. Spitze, bin stolz auf mich!
Nicht lange heulen, ab zum nächsten Zug! Es war mal wieder ein Os aus Jihlava dran. Da mir nichts schlaueres einfiel bzw. ich nichts besseres fand, fuhr ich zurück nach Okrisky auf den Bahnhof. Dieser ist für den Ort und die zulaufenden Strecken recht großzügig dimensioniert und tatsächlich als Inselbahnhof angelegt. Inwieweit dies genutzt wird konnte sich nicht herausfinden lassen. Es gab zwar vor Ort einen Fahrplan mit Haltezeiten, aber ohne Angabe der Abfahrtsgleise. Egal, ist stellte mich auf der westlichen Seite auf und lag richtig. Leider versperrten abgestellte Reisezugwagen etwas die Sicht und zudem kam die Garnitur noch Steuerwagen voraus.
Os 4808 läuft in den Bahnhof von Okrisky ein. Der führende Steuerwagen hört auf die kurze Bezeichnung 50 54 80-29 121-6 ABfbrdtn795.
Der schiebende 854 203-7 zeigt sich mit etwas verschattetem Näschen.
Jetzt sollte es wieder an die Strecke gehen. Am Ortsrand von Cervena Hospoda bot sich ein Blick mit Getreidespeichern im Hintergrund. Ich lief ein paarmal hin und her und probierte verschiedene Perspektiven mit und ohne Sandweg, usw. aus. Als dann der Zug kam und ich mein Bild im Kasten hatte merkte ich, dass ich die eigentlich mit für das Motiv gewollten Speicher gar nicht mit abgelichtet hatte. Künstlerpech oder einfach nur Schlamperei!
854 013-0 kommt als Os 4811 noch komplett im Originallack daher.
Ich gondelte nun weiter die Strecke entlang und siehe da, bei Konesin hatte ich die Garnitur wieder überholt. So konnte ich sowohl diese, als auch den entgegenkommenden Os 4810 hier ablichten.
Nochmal die einheitlich beige-rote Garnitur in der Nähe von Konesin.
Bunter war dafür der Gegenzug Os 4810 mit 854 209-4 an der Spitze, der von einem Standort nur wenige Schritte weiter abgelichtet wurde.
Bei der Anfahrt war mir die Schleife hinter Vladislav aufgefallen. Auf den ersten Blick ideal für den nachfolgenden Rychlik in Richtung Jihlava. Also zurück gedüst, Auto geparkt, Leiter gepackt und ab in die Wiese. Blöd nur, dass eine dicke Leitung auf halber Höhe der Masten befestigt war. Die ist mir natürlich bei der vorherigen Vorbeifahrt nicht aufgefallen. Doof! Damit schied der ursprünglich angepeilte Auslösepunkt aus! Mist! Etwas weiter hinterhalb gings aber noch leidlich. Zwar ist die Leitung dort auch etwas in der Lokfront, aber halt nicht mehr so präsent wie weiter oben.
Schön kann man den R 669 beobachten, wie er, gezogen von der grünen Blitzbrille 754 023-0, durch die langgezogenen Schleifen von Vladislav die Steigung heraufkommt.
Einmal „Plzner-Blitzbrille“ in der Variante grün. Auch nicht schlecht. Auch für den Gegenzug war mir in der Ecke Vladislav eine Stelle aufgefallen. Allerdings zeigte sich die in der Erinnerung schöner als in der Wirklichkeit. Signal und Felswand ließen sich nicht unter einen Hut bringen und die niedrige Leitung trieb mich wieder ins „Schotterbett“.
Wieder 764 046-1 und wieder „Petr Vok“. Diesmal aber als Gegenzug der vorherigen Leistung und mit der Nummer R 666.
Was jetzt? Die beiden folgenden Os könnten rund um Nemest nad Oslavou gehen. Dort gab es laut Karte eine Kurve am östlichen Ortsrand, in der ein Ostfahrer schön ins Licht drehen würde. Aber zuerst galt es mal den westfahrenden Os 4814 aufs Korn zu nehmen. Dies gelang vor Namest nad Oslavou nur bedingt, denn die Sonne war noch nicht soweit rum wie gedacht.
854 007-2 als Os 4814 vor dem Hintergrund von Namest nad Oslavou.
Aber immerhin fuhr der 854 007-2 mit der Tür voraus. Zwar erzeugte so der Balg einen Schattenwurf, durch die Ausrichtung des Triebwagens war es aber mal etwas anderes als die bisherigen Garnituren.
Als Reinfall stellte sich dann aber die Suche nach einer geeigneten Stelle für den Gegenzug heraus. Dort wo die Strecke nach dem Bahnhof in die Sonne dreht ist alles verbaut oder die Gleise kleben direkt am Hang. Eine Brücke gleich dahinter könnte schön sein. Dort zu fotografieren bedürfte aber einen massiven Einsatz von Kettensägen und Langholztransportern. So gabs den 854 203-7 im Bahnhof mit schattiger Schnauze. Na gut, hatten wir heute schon mal, daher kein hier kein Bild.
Wie nun weiter? Es gab demnächst wieder zwei Rychliks und einen Os. Wie wäre es mit etwas Streckenkunde und Bahnhofsaufnahme in Kralice nad Oslavou? Bitte sehr!
Nachdem der Os 4836 den Bahnhof Steuerwagen voraus verlassen hatte, folgte als nächstes der R 668 „Junak“, gezogen wieder von der bereits bekannten 754 023-0.
Langsam rollt 754 023-0 mit dem R 668 „Junak“ durch den Bahnhof von Kralice nad Oslavou. Gleich wird sie vor dem Ausfahrtssignal zum Stehen kommen und die Kreuzung mit dem Gegenzug abwarten.
Während ich noch den mitten am Bahnübergang zum Halten gekommenen Zug betrachtete, ließ sich hinterhalb der Gegenzug, gezogen von 750 710, erkennen. Komischerweise blieb auch dieser an der gegenüberliegenden Ausfahrt stehen. Das wunderte mich schon etwas, denn der Zug aus Brno hatte das Streckengleis doch längst frei gemacht. So eine Kreuzung habe ich in Tschechien aber auch schon „fliegender“ gesehen. Ich versuchte noch dem Ostfahrer zu folgen, was aber nicht gelang. Dazu war die Standzeit dann doch zu kurz. Zudem bremste mich eine Baustellenampel nahe der bekannten Fotobrücke aus, sodass ich die Verfolgung aufgab. Gemütlich gondelte ich nun noch einige Kilometer weiter um mich bei Vysoke Popvice für den Os 4816 aufzustellen.
Os 4816 von Jihlava her kommen, gebildet aus 842 033-3 und einem alten Beiwagen.
Nun war klar, dass es mit einem 850er heute nichts wird. Wäre ja auch etwas zuviel verlangt gewesen, soviel Glück. Ich folgte dem 843er, passierte die Baustellenampel diesmal „fliegend“ kurz vor dem letzten gelb und erreichte so die Brücke in Vladislav weit vor dem Zug. Beim Aussteigen gabs als kleine Zugabe den Os 4815 Richtung Osten.
Über den Dächern von Vladislav. 854 209-4 schiebt seine Garnitur Richtung Osten.
842 033-3 auf der Brücke in Vladislav.
Leider hängt auch vor dem Motiv ein Kabel tief, wodurch man nur die Auswahl zwischen Bildern „Brücke mit quer durchs Motiv laufendem Kabel“ oder „Motiv ohne Kabel, aber auch ohne Brücke“ hat. Ich entschied mich für die letztere Variante.
So nun ging es für mich heimwärts nach Jindrichuv Hradec. Und da ich hier wieder in die Umleitung musste, wählte ich gleich die Strecke über Okrisky. Dort musste es einen Teich geben, der sich am späten Abend umsetzen lässt. Würde das Licht noch reichen (knapp), würde ich die Stelle finden (nach einigen Fehlversuchen – ja), würde ich noch rechtzeitig da sein (nach einem kleinen Geländelauf – fast pünktlich auf die Sekunde)?
842 033-3 als Os 4816 im letzten Licht in Okrisky.
Puh, das hat ja gerade noch geklappt! Im Sommer würde das Motiv noch mehr hergeben, aber es war als Abschluss ganz o.k. Auf dem Rückweg zum Auto, den ich nun wesentlich entspannter hinter mich brachte, hörte ich von hinten ein Pfeifen. Jetzt, da die Sonne weg ist, schickte die CD eine 742er mit Beiwagen als Os auf die Strecke *grrr*. Hätten die das nicht mal unter dem Tag machen können.
Ich ließ mir mein Abendbrot aus Brezen, Hartwurst und getrockneten Tomaten am Seeufer trotzdem schmecken, genoss die Abendstimmung und machte mich in die einbrechende Dunkelheit auf den Weg nach Jindrichuv Hradec.
Die Bilanz des Tages war ganz o.k. Das „Überfoto“ war nicht dabei, aber die Ausbeute kann sich glaub ich sehen lassen. Morgen ist nun „Batterietag“ und der wird wohl in aller Herr Gotts Frühe im Nebel westlich von Jindrichuv Hradec beginnen. Denn drauf verlassen, dass Jarosov nad Nezarkou bedient wird kann man sich nicht.