Chile 2012 - Tag 4: Antofagasta und Cumbre-Pass

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Der heutige Tag begann mit einem spektakulären... Morgenessen! Das lag weniger am Essen an sich, sondern an der Lokalität: Befand sich das Frühstücksbuffet doch im obersten Stock unseres etwa zehnstöckigen Hotels. So hatten wir einen wunderbaren Überblick über Antofagasta und die Küste (Bilder folgen im nächsten Teil).

Danach wollten wir schauen, ob wir uns den Rangierbahnhof der FCAB von innen anschauen konnten. Ins Gelände wurden wir zwar rein gelassen, danach war aber niemand auffindbar, der uns rum geführt hätte. So schauten wir uns halt selber an, was da so rum stand, darunter eine Londoner Telefonzelle, ein kleiner Dampfkran, eine Dampflok, ein "cybertren" sowie Personenwagen, weche zwar halbwegs modern aussahen, aber unbenutzt waren (wenig erstaunlich, hat doch die FCAB keinen öffentlichen Personenverkehr mehr).

FCAB in Antofagasta
Telefonzelle - Sieht irgendwie nach einem Londoner Modell aus

FCAB in Antofagasta
Das Verwaltungsgebäude der FCAB, erbaut in historischem Stil

Unidentifiziert der FCAB in Antofagasta
Abgestellte Personenwagen, sahen noch gebrauchstauglich aus, aber mangels Bedarf ungenutzt

Während wir am rum gucken waren kam Herr Hertz vorbei, und schaute sich unsere Autos an bzw. entfernte das angekettete Reserverad und wechselte das von uns gestern montierte Rad aus, dessen Reifen zwar (noch) dicht war, aber wenig vertrauenserweckend aussah.

Der Bahnhof selber war total unspektakulär, er hatte zwar ein paar Gleise, diese waren aber allesamt unbenutzt; einzig ein Durchfahrtsgleis in der Mitte wurde verwendet, um zum Hafen fahren zu können. Es dauerte tatsächlich auch nicht lange, da kam ein Zug in Richtung Hafen gefahren. Lichttechnisch war zwar nichts zu wollen, aber der musste ja irgendwann zurück kommen.

So stellten wir uns an der Bahnhofsausfahrt auf, wo das Gleis die eine Hälfte der Strasse überquerte, um nachher in der Mitte der beiden Fahrtrichtungen zum Hafen zu gehen. Die Warterei war angenehm, aber es dauerte eine Weile, bis sich etwas regte. In der Zwischenzeit konnten wir einem kleinen Auffahrunfall sowie drei Jungs, welche die Blumen an den Kandelabern gossen, zuschauen.

Antofagasta
Blumen wollen bewässert werden

Eine gute Stunde später tutete dann was, und die Lok kam zurück - leider ohne Zug, bääääh!

GA8 952 der FCAB in Antofagasta
Rangierlok 952 vom Typ GA8

Damit hatten wir hier genug gesehen, und machten uns auf den Weg zum Cumbre-Pass. Dieser stellt die Verbindung zwischen der Küste und dem Hinterland her, und wird von der FCAB primär zur Versorgung der Kupferminen im Hinterland genutzt. Dafür wird in Mejillones, ein Nachbarort von Antofagasta, Schwefelsäure angeliefert (der Transport durch Antofagasta ist ihnen wohl zu gefährlich) und zu den Minen transportiert, während in der Gegenrichtung Kupferplatten aus den Minen nach Antofagasta in den Hafen transportiert werden. Auf Seite Mejillones befindet sich die Station Pampa, wo die Pasststrecke quasi beginnt, während sie auf Seite Hinterland in ein Gleisdreieck beim Bahnhof Prat mündet.

Unterwegs stellten wir fest, dass entlang der Strasse vielerorts brandneue Zäune aufgestellt waren (bzw. gerade wurden) - wozu das wohl...? Wild hat es doch hier keines...

Wenig später stiessen wir auf einen Transport von riesigen Fahrzeugen zu einer der Minen, das konnen wir uns natürlich nicht entgehen lassen! Nun wussten wir auch, weshalb unter den Hochspannungsleitungen so absurde Höhenbeschränkungen angegeben waren (z.B. Höhenbeschränkung 12 Meter...).

Prat
Eindrücklich ist nur der Vorname!

Prat


Prat
WOW!

Prat
Angeblich soll das ein Achslager der grössten Muldenkipper der Welt sein. Nein Blödsinn :) Keine Ahnung wozu das gut ist.

Danach fuhren wir mal zur Passhöhe und beguckten die dortige Ausweiche (Bahnhof Cumbre), danach fuhren wir etwas auf Seite Antofagasta runter. Dort stellten sich erst mal alle an einer ziemlich hübschen Fotostelle auf. Dumm nur, dass der Sonnenstand dort einfach hinten und vorne kein gescheites Bild erlaubte; weil aber irgendwo ein dumpfes Grollen zu vernehmen war, blieben irgendwie trotzdem alle dort.

Als eine andere Gruppe zurück zur Passhöhe wollte, packte ich daher die Gelegenheit und fuhr mit, denn dort passte der Sonnenstand. Und tatsächlich, wir waren noch nicht an der Fotostelle angekommen, sahen wir schon einen Zug um die Ecke kommen, 1A im Licht. Hat sich also schon gelohnt!

GL22C 1452 der FCAB in Cumbre
Clyde GL22C 1452 (ehemals Queensland Railways QR), G12U 1412 (ehemals EFE) und Clyde G26C-2 (ehemals Western Australian Gouvernment Railways WAGR) mit einer Ladung Kupfer und leeren Schwefelsäure-Wagen

GL22C 1452 der FCAB in Cumbre
Bei der Ausweiche Cumbre auf der Passhöhe

Der Zug ging aber in die Ausweiche, d.h. da kommt sicher was aus der Gegenrichtung. Wir (inzwischen war ich bei Schweiz-1, den "Hürzis", in einem Toyota 4Runner dabei - Was für ein Unterschied zu den rustikalen und unbequemen Nissan-Pick-Ups!) fuhren wieder zur Kehre runter und stellten uns dieses mal etwas schlauer auf. Nach ein paar Minuten kam der Zug um die Ecke gebogen, vorne drei Loks, danach ein Haufen Schwefelsäure-Wagen, zwei Mittelloks und dahinter leere Kupfertransportwagen. So muss das aussehen!
Was in dieser Gegend anfänglich ziemlich irritierte war, dass man keinerlei Referenzpunkte für Distanzen und Grössen hatte - Keine Gebäude, keine Bäume, keine Büsche, keine Autos. Als der Zug auftauchte, war ich daher erstaunt, wie gross der war, weil ich die Dimensionen des Geländes anfänglich falsch eingeschätzt hatte... Ebenfalls grösser als erwartet war der Lärmpegel. Was für eine Show, die uns die FCAB da ablieferte! Und das bei einer Meterspur-Eisenbahn, unglaublich! Wobei dazu zu sagen ist, dass die Loks durchaus europäische Normalspur-Dimensionen haben.

GL26C-2 2006 der FCAB zwischen Cumbre und Pampa


GL26C-2 2006 der FCAB zwischen Cumbre und Pampa


GL26C-2 2006 der FCAB zwischen Cumbre und Pampa
Spitzenloks: GL26C-2 2006 (ehemals Queensland Railways), GR12UM 1414 und 1413 (ehemals CN/Neufundland Railways)

GL26C-2 2006 der FCAB zwischen Cumbre und Pampa


GR12U 1403 der FCAB zwischen Cumbre und Pampa
Mittelloks: GR12U 1403, Clyde/GM G22 1435

Nachdem der Zug durch war, stellten wir uns für den bereits auf dem Pass wartenden Gegenzug auf, den wir zuvor schon fotografiert hatten; dieser kam auch, aber erst eine halbe Stunde später. Weiss der Geier was die dort oben gemacht haben.

GL22C 1452 der FCAB zwischen Cumbre und Pampa


GL22C 1452 der FCAB zwischen Cumbre und Pampa


GL22C 1452 der FCAB zwischen Cumbre und Pampa
Nun nur noch mit zwei Loks: Die 1416 wurde ausgereiht

Nun fuhren wir diesem Zug etwas nach, kamen aber nicht weit. In der Ausweiche Pampa stand schon wieder ein Gegenzug, sehr nett! Eine passende Stelle war schnell gefunden. Leider hatte der Zug etwas unfotogene Wagen, wobei wir nicht so richtig einordnen konnten, wofür diese gut sind.

GL26C-2 2009 der FCAB zwischen Cumbre und Pampa
GR12UD 2009 und GR12UM 1426 auf dem Weg von Pampa in Richtung Cumbre

Weil nun sonnentechnisch auf dieser Seite des Passes nichts mehr ging, wollten wir den Zug auf der anderen Seite (Seite Prat) weiter fotografieren, und fanden dafür eine hübsche Stelle. Anstelle des erwarteten Zuges kamen aber drei Loks runter. WTF? Wir stellten uns etwas tiefer auf, damit es nicht so auffällt, dass da der Zug dahinter fehlt...

GR12U 1403 der FCAB zwischen Cumbre und Prat
Die beiden Zwischenloks und die dritte Lok des Gegenzuges kehren zurück

Wir warteten eine Weile auf den Zug, den wir eigentlich fotografieren wollten; dieser kam jedoch wider erwarten nicht gleich hinter den Schubloks, sondern gar nicht. Als wir etwas später das Gefühlt hatten, einen Zug von unten her zu hören, fuhren wir etwas in Richtung Prat und suchten eine Stelle, die einen Blick auf die Strecke erlaubte. Wir fanden zwar keinen gescheiten Blick auf die Strecke, dafür jedoch einen Bautrupp, der von Hand dabei war, die Gleise zu richten. Immerhin, hier schaut man zur Infrastruktur. Zudem erkannten wir im Tal unten einen bergwärts fahrenden Zug, und waren uns daher sicher, dass derjenige von oben noch länger nicht kommen würde. Stattdessen stellten wir uns nun für den Bergfahrer auf, der etwas später auch kam.

FCAB zwischen Cumbre und Prat
Ein Bautrupp richtet Schienenstösse mit Muskelkraft und Hebelwirkung

GL26C-2 2011 der FCAB zwischen Cumbre und Prat
Der Gegenzug bestehend aus GL26C-2 2011 (ehemals Queensland Gouvernment Railways QGR), GR12UM 1425 (ehemals Neufundland Railways) und einer unbekannten dritten Lok. Der Zug fuhr sehr langsam - Kein Wunder, nur die erste Lok arbeitete, die beiden anderen wurden geschleppt!

Anschliessend verfolgten wir ihn bis zur Passhöhe, wo sich die Kreuzung mit dem noch immer wartenden Gegenzug ablichten liess - Sehr hübsch!

GL26C-2 2011 der FCAB zwischen Cumbre und Prat


GL26C-2 2011 der FCAB in Cumbre


GL26C-2 2011 der FCAB in Cumbre


Wir verfolgten "unseren" Zug weiter, da dieser weiter gegen Pampa wieder schön im Licht kam.

GL26C-2 2011 der FCAB zwischen Cumbre und Pampa


Nun waren wir der Meinung, dass der heutige Tag gelaufen sei, und wollten uns auf den Heimweg machen. Wir fuhren deshalb weiter runter, um irgendwann wieder auf die Hauptstrasse zu treffen. Das passierte auch, aber dummerweise, richtig, waren da die brandneuen Zäune im weg! Wir fanden tatsächlich keine Möglichkeit, um den Zaun herum zu fahren, und beschädigen wollten wir ihn auch nicht - Da blieb nur eine Möglichkeit: Alles wieder zurück. Dies wurde für die Nissan Terrano zum Problem, denn trotz zugeschaltetem Allradantrieb blieben die Fahrzeuge stecken; die Vorderräder rührten sich nicht. Auch hier hätte ein Blick ins Handbuch sicher nicht geschadet, aber irgendwer fand dann auch so raus, dass die Vorderräder einen Freilauf haben, den man an der Radnabe manuell umschalten muss (D'oh!). Sowas habe ich in meinem Leben noch nie gesehen...

Zwischen Cumbre und Pampa


Während die Nissan-Fahrer am fluchen und feststecken waren, tauchte hinter uns ein Scheinwerfer auf dem Gleis auf - Ein bergwärts fahrender Zug! Oh, wir hätten da noch eine nette Stelle im Köcher... und wir mussten ja sowieso zurück zum Pass.

GR12U 1405 der FCAB zwischen Cumbre und Pampa
Abendstimmung mit GR12U 1405, Clyde GL22U 1454 und GR12U 1404

GR12U 1405 der FCAB zwischen Cumbre und Pampa
Diese Stelle fehlte uns noch

Anschliessend fuhren wir "hinten rum", wo wir ursprünglich her gekommen waren, zurück zur Hauptstrasse. Ich sass inzwischen wieder im mir zugeteilten Nissan, hatte aber Rückenschmerzen von der etwas zu kompromisslosen Fahrweise unseres Fahrers - den ganzen Tag Schläge zu kriegen ist nicht so toll. Naja, immerhin hat sich das Leiden gelohnt ;)

Fürs Abendessen wollten wir zum Food-Court des Einkaufszentrums (toller Tipp, Herr "lokaler Guide"). Dummerweise verblödelten wir zuvor zuviel Zeit mit Wasser-Einkaufen, und kamen erst genau auf den Zeitpunkt im Food-Court an, als alle schliessen wollten. Einzig der KFC war noch willig, uns das Zeugs zu verkaufen, was schon viel zu lange in der Auslage lag - Naja, besser als nichts.

Später stellten wir fest, dass es da auch noch ein Restaurant gegeben hätte, wo dann einige auch tatsächlich essen gingen. Wir nahmen stattdessen unser Dessert dort. Etwa eine Stunde später, als wir uns auf den Heimweg machen wollten, bemerkten wir unser nächstes Problem: Wir kamen nicht mehr ins Parkhaus! Die Reiseleitung brach in leichter Panik aus (nicht, dass es schlimm gewesen wäre, die Autos erst am nächsten Morgen wieder abzuholen), und unser Guide konnte einen Sicherheitsmenschen auftreiben, welcher uns dann zeigte, dass man auch "aussen rum" ins Parkhaus kommt. Alles kein Problem also.

Zurück im Hotel stellte sich dann heraus, dass wir unseren Guide im Parkhaus vergessen hatten. Was für eine Glanzleistung... Hoffentlich vergessen wir niemanden in der Wüste...

Das mit der kalten Dusche hatte sich inzwischen auch erledigt - Irgendwo ist da wohl was falsch konstruiert. Warmes Wasser kam nämlich, aber erst nach ca. 10 Minuten (nicht übertrieben!) Wasser laufen lassen... Und das in einer Stadt, welche nicht gerade mit Trinkwasser gesegnet ist.