Chile 2012 - Tag 5: Baquedano und Cumbre-Pass
Von David Gubler
Der Morgen begann mit dem üblichen Frühstück im Aussichts-Speiseraum (ja ich weiss, ich habe euch im letzten Teil Bilder versprochen, aber gerade gemerkt, dass diese erst im nächsten Teil kommen. Ehrlich!). Getrübt wurde dieses leider durch einen beissenden Geruch, sowas wie Ammoniak. Dieser war mir gestern schon leicht aufgefallen, aber ich dachte, das sei nur temporär... die setzen wohl irgend eine giftige Brühe zum Reinigen ein oder so.Das heutige Programm sah so aus, dass wir morgens erst das Eisenbahnmuseum in Baquedano besuchen und danach die zweite Hälfte des Tages erneut am Cumbre-Pass verbringen würden.
Die knapp 80 Kilometer von Antofagasta nach Baquedano waren eher unspektakulär, aber wir überholten immerhin einen Zug, der plusminus im Licht kam. Baquedano liegt an der Ost-West-Strecke der FCAB und ist ein ehemaliger Knotenpunkt mit abzweigenden Strecken nach Norden und Süden, welche inzwischen stillgelegt sind (zumindest teilweise aber noch existieren). Macht also durchaus Sinn, dass sich hier ein grösseres Depot befindet.
Nun wollten wir natürlich zunächst den Zug fotografieren, welcher bald durch den Bahnhof fahren sollte, was auch gut gelang. Wir verfolgten ihn noch ein Stück weiter und machten ein zweites, eher mässiges Bild in einem kurvigen Abschnitt hinter Baquedano.
Drei GR12UM (1418, 1424, 1430) am ehemaligen Personenbahnhof von Baquedano
Dasselbe Trio östlich von Baquedano in einer S-Kurve draussen in der Pampa
Auf dem Weg zurück nach Baquedano kam uns mal wieder ein Spezialtransport entgegen - irgendwelche Tanks.
Als nächstes suchten wir die Zufahrt zum Museum. Diese führte angeblich quer über die Bahnhofsgleise, was doch irgendwie nicht sein konnte. Und tatsächlich, kaum waren wir quer über die Gleisanlagen gefahren, kam auch schon die Polizei aufgetaucht und hielt uns an. Wir sollen ihnen folgen, hiess es. Die Fahrt ging aber nicht zum Polizeiposten, sondern zum Eingang des Depots! Man hatte uns offenbar erwartet.
Nun, das Museum war, überraschung, kein Museum, sondern ein Schrottplatz. Aber irgendwie fand ich das dann doch ein bisschen faszinierend.
Man lasse sich vom letzten Bild nicht täuschen - Die Werkstatt war noch in Gebrauch! Und zwar wartet hier die Ferronor Lokomotiven, obwohl sie keine eigenen Gleise mehr hat, die zum Depot führen würden. Wir fanden dann auch eine zerlegte Diesellok, ein paar Arbeiter, eine Pallette mit neuen Zylinderbüchsen und neue Zylinderköpfe vor.
In einem Nebenschuppen (der Schuppen war sogar sowas ähnliches wie unterhalten, zumindest waren da Seitenwände dran und so), fand sich dann auch noch ein interessantes Gefährt.
Hmmmm.....
... die Türen ...
... irgendwie ...
... kommt mir das Ding ...
... vertraut vor ...
Das erlebt man auch nicht alle Tage: Fahrzeug mit Schweizer Wurzeln am anderen Ende der Welt!
Nachdem wir es dann aber doch irgendwann gesehen hatten (einige früher, andere etwas später), machten wir uns nach dem Mittag dann doch noch auf den Weg zurück zum Pass. Dabei trafen wir schon bald auf einen Zug und machten ein Bild, welches aber irgendwie nicht so der oberbörner wurde - Aber der Zug war ja sicher unterwegs zum Pass, das passt ja wieder 1A! Kurz darauf kam uns, schon wieder, ein Schwertransport entgegen - Die Dinger kommen häufiger (und wahrscheinlich pünktlicher) als in gewissen Ländern die Personenzüge!
Auch ihn Chile gibt es Verkehrsinseln, um die man rum zirkeln muss
Als nächstes präsentiere ich euch: Den weltweit einsamsten Eisstand. Fragt mich nicht, wie der das Zeugs kühl hält. Jedenfalls haben nicht nur alle ein Bild davon gemacht, sondern einige Mutige haben auch tatsächlich was gekauft, was offenbar nicht allen so gut bekam...
Helados heisst nichts anderes als "Glace" ("Eiscreme" für alle Deutschen)
Nun aber back to business. Wir fanden am Pass schnell eine weitere hübsche Stelle, und der Zug kam, wie erwartet, auch schon bald vorbei.
GL26C 1452, GR12U 1412 und G26C-2 2001 kämpfen sich den Pass hoch. Der Zug besteht, wie üblich in dieser Richtung, aus Kupfertransportwagen und leeren Schwefelsäurewagen
Als nächstes ging es weiter zur Passhöhe. Diese Situation kennt ihr an sich schon von gestern, diesmal aber mit deutlich besserem Standpunkt...
Etwas mehr Fernsicht wäre toll gewesen, aber ja, man kriegt halt nicht immer alles.
... wobei der Grossteil der Meute den Hügel am Gleis bevorzugte. Wozu man an dieser Stelle eine Warnweste brauchte, konnte ich jedoch nicht abschliessend klären.
Das muss für den LF eine ziemliche Gaudi sein, wenn so eine Truppe am Gleis steht
Nun wurden wir etwas arg einfallslos. Aber weils so schön ist, halt hier nochmal. Man möge mir verzeihen.
In der grossen Schleife auf Seite Pampa
Anschliessend kam ein Gegenzug hoch, aber auf Seite Pampa nicht so richtig im Licht. Wir wechselten daher zur Seite Prat. Während der Grossteil der Gruppe aber irgendwie an einer, uhm, nicht so tollen Stelle bleiben wollte, wollte ich lieber die S-Kurve von gestern, wo nur der Lokzug kam, noch mit richtigem Zug umsetzen. Ich ging daher zu Fuss mal vor. Irgendwie liessen sich die Anderen aber anscheinend doch noch überzeugen, und wenig später kam doch die ganze Gruppe Autos angekurvt. Das anschliessende Foto war ausgezeichnet!
GL26C-2 2006 fährt mit zwei "Neufundländern" GR12UM (1414 und 1413) Schwefelsäure und leere Kupferwagen in Richtung der Minen
Als nächstes stand wieder ein Zug von Prat her an. Wir suchten uns Alternativen zu gestern, welche auch ganz nett waren (wobei ich wieder zu Schweiz-1 wechseln musste, da sich der Rest der Gruppe an unserer gestrigen Stelle aufstellen wollte).
GL26C 1458 und GR12 2405 kämpfen sich den Pass hoch
Die geladenen Kupferplatten
Das Gold Chiles
Uhm, wie auch das nächste Bild zeigt, waren wir Fotostellenmässig schon etwas arg verzweifelt. Aber immerhin variierte die Bespannung des Kreuzungszuges.
"Unser" Zug kreuzt GR12UD 1409, Clyde G12 1431 und GR12U 1411 in Cumbre
Nun wechselten wir wieder den Zug, und fuhren auf Seite Prat runter.
Das Trio kommt gerade ins Abendlicht
Variante nach einem kurzen Sprint
Jetzt war die Sache aber sonnenstandstechnisch schon recht schwierig, weswegen wir uns auf den Heimweg machten (ich inzwischen wieder im mir zugeteilten Auto). Als wir (zwangsläufig) am FCAB-Depot vorbei kamen, sahen wir aber einiges an Aktivität, und es hatte auch noch etwas Sonnenlicht. So konnten wir doch noch zwei, drei Bilder machen. Weniger Glück hatte Schweiz-1, denn 1x falsch abgebogen = 1/2 Stunde lang durch Abendverkehr und Einbahnstrassen quälen...
G22CU 1444 wartet mit GR12 1440 auf die Abfahrt. Der Chef ist derweil mit seinem Meterspur-Quad unterwegs
Bahnhofsausfahrt und Feierabendverkehr
Für das anschliessende Abendessen gingen wir dann mal in ein richtiges Chilenisches Restaurant. Oder so. Da ich keine Lust auf Fisch oder halbrohes Fleisch hatte, bestellte ich mal hausgemachte Pasta (tönt lecker) mit Schinken-Tomaten-Sauce. Die Ernüchterung war dann doch ziemlich gross, als die hausgemachte Pasta lediglich Spaghetti aus dem Beutel waren und die Schinken-Tomaten-Sauce lediglich verdünntes Tomatenpüree (uäks). Käse gabs natürlich auch keinen (wobei, ob der hier erhältliche Käse die Sache dann verbessert hätte, wäre noch eine ganz andere Frage). Das erinnerte mich irgendwie an ein Ibis in Marokko - Da war zwar die Sauce besser, die Teigwaren dafür komplett ungesalzen (auch uäks). Es erschliesst sich mir echt nicht, wieso die Welt ausserhalb Europas keine Teigwaren zubereiten kann, sie aber dann doch auf die Speisekarte nimmt!
So, das wars mal wieder für heute.