Auf der Suche nach Schlumpfine - Teil 1: Ein Start mit Pleiten, Pech und Pannen

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Montag 30.9.2013 Freienbach - Vierkirchen
Die Vorgeschichte zu meiner Herbsttour 2013 ist lang. Das grosse Problem: Keiner hatte Zeit. Nil hatte bereits im Sommer angetönt, dass er während den Schulferien keine Zeit hat. Chris hatte eigentlich auch keine Zeit, konnte sich aber zum Tag der Deutschen Einheit ein langes Wochenende frei schaufeln. David hatte noch Ferien zu gut und wollte diese auch einsetzen. Blieb die Frage wohin man gehen sollte. Anfangs war Griechenland ziemlich hoch im Kurs. David und ich hatten bereits einen Schlachtplan geschmiedet, da kam die Hiobsbotschaft. David bekam für Anfang Oktober auch keine Ferien. Blieben die vier Tage mit Chris. Dieser hatte auch mit Griechenland geliebäugelt, begrub dieses Unterfangen der Flugpreise wegen dann aber doch noch. So wussten wir eine Woche vor Ferienstart noch nicht, wohin es gehen sollte. Erst eine halbe Woche vorm langen Wochenende konnten wir Tschechien als Ziel festlegen, dies vor allem auf Grund der Grosswetterlage. Da es in der Schweiz zu meinem Ferienbeginn ziemlich mieses Wetter war, entschied ich mich bereits am Montagabend nach Vierkirchen zu Chris zu reisen. Dienstag und Mittwoch wollte ich dann auf eigene Faust durch Tschechien reisen. Bei Chris konnte ich derweil noch ein Kursbuch und ein Güterzugfahrplanheft abholen.


Dienstag 1.10.2013 Vierkirchen - Tisnov
Zusammen mit Chris machte ich den Schlachtplan für Dienstag. Der Morgen war dabei ganz dem Motto der Tour gewidmet, es sollte nämlich die erste Schlumpfine gejagt werden. Für alle nicht CD-Fans sei hier erwähnt, dass es sich bei einer Schlumpfine um eine Lok von CD Cargo im neuen ("Schlumpfine" genannten) Design handelt. Diese erste Schlumpfine sollte keine geringere sein als die einzige Bardotka im neuen Cargo Design. Zu suchen sei diese Lok am Nahgüterzug nach Volary meinte Chris. So fuhr ich am Dienstag früh in die Sumava. In Volary angekommen musste ich feststellen, dass dort eine 742 mit Begleitwagen stand. Dies hatte schon mal nicht viel Gutes zu bedeuten. "Steht eine Lok mit Begleitwagen da, ist der Zug wohl nicht unterwegs", hatte Chris noch am Vorabend gesagt. Da ich den Zug zur Planzeit weder in Prachatice noch in Husinec fand, musste ich davon ausgehen, dass der Zug an diesem Tag nicht fuhr.

Weiter ging es damit auf der KBS 200. Diese war zwar zwischen Pribram und Zdice in Folge Bauarbeiten gesperrt, doch sollte im Umlauf der Rychlik eine Bardotka mitlaufen. Grund genug dieser Strecke einen Besuch abzustatten. Kaum in Pisek angekommen, wurde der Blick ins Kursbuch gewagt. Es war sogar ein Rychlik in Sicht. Laut Laufplan, wars jedoch weder eine Bardotka, noch ne Brille. „Nicht so schlimm, ich nehm auch einen 854er“, dachte ich mir und suchte nach einer Stelle. Der Bahnhof von Cizova war nicht unbedingt die Überstelle, war aber durchaus umsetzbar. Also schaute ich mir noch Vraz u Pisku an. Dieser Bahnhof ging nun definitiv nicht. Also wieder zurück nach Cizova. Was mich in Vraz wundert war das grüne Signal. „Naja auch in Tschechien werden die Blöcke schon lange vorher gestellt“, dacht ich mir. Wieder in Cizova war es noch rund 15Minuten hin bis zum Rychlik. Also begann ich den weiteren Nachmittag zu planen, als ich plötzlich ein Rohren vernahm. Ich blickte auf und sah eine Schlumpfine in Form einer Brille mit Nahgüterzug durchrauschen "d'oh, den haste nun aber oberdämlich verdaddelt", regte ich mich zu recht auf. Etwas genervt stand ich rund fünf Minuten später an der Stelle und was kam? Nichts! Ich hatte mal wieder die Bemerkung im Kursbuch nicht gelesen. Etwas genervt über so viel Inkompetenz meinerseits ging es weiter in Richtung Pribram. Es musste eine Stelle für die Bardotka gefunden werden. Leider war die Suche nicht sonderlich erfolgreich, so dass ich bei Horni Nerestce einen Notschuss machen musste, der mich nicht zufrieden stellte. Weiter ging es mit dem Rychlik aus Ceske Budejovice. Lichttechnisch war dieses Unterfangen hoffnungslos. Ich entschied mich deshalb den Zug beim Umsetzen in Pribram zu erlegen. Eine Idee, die mir endlich brauchbare Bilder lieferte.
754 007 der ČD in Příbram


754 007 der ČD in Příbram


Was ich in Pribram ebenfalls sah, war ein Kofferradio aka 742 mit einem Güterzug. Noch war der Zug abgestellt. Noch war aber auch die Strecke gesperrt. Laut meinen Infos sollte jedoch der nächste Rychlik den Streckenabschnitt Pribram - Zdice wieder befahren. Ich fuhr daher nach Libomysl und stellte mich vorerst für den Güterzug in einer etwas erhöhten Position auf. Kurz vor dem Rychlik ging ich dann näher ans Gleis. Einerseits wollte ich die Bardotka etwas Formatfüllender haben, andererseits war der Zug mit nur zwei Wagen auch nicht gerade panoramafüllend. Zufrieden mit der neuen Stelle stellte sich die Frage, ob meine Infos korrekt waren und die Bardotka auch wirklich kommen sollten. Es stellte sich heraus, das die Infos stimmten, so dass die Bardotka auch noch ins rechte Licht gerückt werden konnte.
Baureihe 749 "Bardotka" der ČD zwischen Zdice und Libomysl


Nach diesem erfolgreichen Schuss war ich wenig motiviert meine Position nochmals zu ändern. Nachdem ich an diesem Tag so viel verbockt hatte, schien mir das Glück nicht hold zu sein, weshalb ich auch nicht mehr mit dem Güterzug rechnete. Ich setzte mich also ins Auto und drückte ein bisschen auf meinem Handy rum. Als ich kurz hochschaute, erspähte ich dann etwas Blaues! "Shit, Güterzug!" Ich sprang auf und schon war der Fotoapparat im Anschlag, so dass doch noch ein gescheites Bild von einer Schlumpfine entstand.
Baureihe 742 "Kofferradio" der ČD zwischen Zdice und Libomysl


Zufrieden mit dem Abend ging es nun nach Zdice. Mittlerweile war die Sonne so tief, dass keine vernünftigen Fotos mehr möglich waren. Für mich hiess dies: Kronen besorgen, Autobahnvignette kaufen und ab auf die Autobahn in Richtung Tisnov. Dort angekommen, ging es in eine bereits bekannte Pension. Ich frachte auf englisch, ob noch ein Zimmer frei sei, worauf die Dame mit der Achsel zuckte und fragte: "Sprechen sie deutsch?" Mit einem Schmunzeln auf der Lippe klärte ich die letzten Details und verzog mich aufs Zimmer, wo ich den nächsten Tag an der KBS 240 plante. Nach dem Debakel vom Dienstag sollte wenigstens der Mittwoch rentieren.


Mittwoch 2.10.2013 Tisnov - Weiden
Bei wolkenlosem Himmel startete ich in den Mittwoch. Es ging zuerst nach Kralice nad Oslavou. Hier wollte ich den ersten Rychlik auf der Brücke machen. Wie sich schnell herausstellte kam der 8 Uhr Zug jedoch noch nicht im Licht. Dies war schade, war er doch mit der najbrt 2.0 Brille bespannt. Das erste was man im Licht machen konnte war ein Schneewittchensarg.
Baureihe 842 der ČD zwischen Kralice nad Oslavou und Rapotice


Weiter ging es mit einem 854.
Baureihe 854 der ČD zwischen Kralice nad Oslavou und Rapotice


Schliesslich konnte mit dem 10 Uhr Zug doch eine Brille festgehalten werden.
750 704 der ČD zwischen Kralice nad Oslavou und Rapotice


Nach rund zwei Stunden rumstehen und frieren, war ich mit dem Start zufrieden. Ich war mir nun sicher, dass dies ein guter Tag wird. Voller Tatendrang ging es daher nach Omice, wo ich die nächste Stelle suchte. Ich hatte bei ZelPage eine Stelle gesehen, die aus einer Waldlichtung auf die Strecke gemacht wurde. Irgendwie liess sich die Stelle jedoch nicht finden. Wie ich später auf der Tour feststellen musste, fotografieren Tschechen gerne von Bäumen runter, die gesuchte Stelle war deshalb wohl auch eine Baumstelle. Neben der fehlenden Stelle bot sich mir derweil aber ein noch viel grösseres Problem. Auf einmal war der blaue Himmel nämlich von einer Vielzahl von Wolken bedeckt worden. Neben der Stellensuche begann nun auch das bange Hoffen auf ein blaues Loch. Immerhin gestaltete sich die Stellensuche erfolgreich, so liess sich die Einfahrt in Strelice umsetzen. Da das Licht gerade gegen senkrecht zog, liess sich beim Hinlaufen auch noch ein 854er festhalten.
Baureihe 854 der ČD zwischen Střelice und Omice


Leider sollte dies das letzte Sonnenfoto für länger sein. So kam auch der nächste Rychlik im Schatten. Nun suchte ich mir was für die najbrt 2.0 Brille. Da diese jedoch zu spät kam und die Aussichten auf Licht eher schlecht waren, wechselt ich nach Bitovcice. Schliesslich war dies rund 50km entfernt. Die Chance war also da, dass das Wetter dort besser war. Leider war eher das Gegenteil der Fall, so dass der Zug auch in Bitovcice im Schatten kam.
750 704 der ČD in Bitovcice


Da es in der Region von Brünn doch noch mehr blaue Löcher gab, entschied ich mich wieder zurück zu wechseln. Der Plan war sich in Namest nad Oslavou aufzustellen. Dort sollten drei Brillen in nur einer Stunde kommen. Wie fast erwartet kamen die ersten beiden jedoch im Schatten.
750 713 der ČD zwischen Náměšť nad Oslavou und Studenec


Dann Begann das Drama von Namest. Bereits bei der zweiten Brille kündigte sich ein blaues Loch an, das langsam näher kam. Ich schätzte, dass dieses Loch etwa 15 Minuten halten musste. Würde es mich um ca. 16:30 Uhr erreichen konnte es mit der letzten Brille aufgehen. Tatsächlich erreichte mich das Loch um ca. 16:30 Uhr. Wie berechnet war zu Planzeit um 16:44 Uhr auch noch Licht, das Ende des Loches war jedoch absehbar. Um 16:46 Uhr wars dann soweit der Schatten war da. Nochmals zwei Minuten später kam der Zug ...
754 023 der ČD zwischen Náměšť nad Oslavou und Studenec


Genervt über so viel Pech schmiss ich mich wieder auf die Autobahn. Chris wartete bereits in Weiden auf mich. Dort angekommen musste der Schlachtplan für die nächsten Tage festgelegt werden. Chris zeigte mir einige Bilder vom Riesengebirge und vom Altvater. Aus dem Bauch heraus entschied ich mich für das Riesengebirge, worauf Chris noch ein Hotel in Liberec buchte. Anschliessend gings auch schon ins Bett, sollte es doch Tags darauf wieder früh losgehen.