Auf der Suche nach Schlumpfine - Teil 4: Ein Tag mit Hindernissen.
Von Christof Hofbauer
Pascal hat einen Wunsch für heute, nämlich das Treffen mit einer gutgebauten tschechischen Dieseldame *grins* Daher geht es im Morgenlicht ab in Richtung Turnov. Er hatte da irgendwie bei der Bahnhofseinfahrt eine Stelle ausgekuckt, da will er hin. Soweit so gut, aber zum einen versteckt sich die Sonne je weiter wir in Richtung Turnov kommen, immer mehr hinter einer Schmodderschicht, zum anderen mag die angepeilte Stelle ja ganz nett sein, wir finden sie aber nicht. Und da so langsam die Zeit drückt, entscheiden wir uns für die Bahnhofsausfahrt. Auf dem Weg dorthin sehen wir einen ankommenden Nahgüterzug mit 742er-Doppel, eine rangierende 743, die Lackierung hat sie verraten, und den Rauch eines Dampfzuges. Scheint ja einiges geboten zu sein heute!Beim Rauslaufen in die Kurve an der Ausfahrt denke ich so bei mir: "Wäre doch ganz nett, wenn heute mal eine Brille vor dem Zug kommen würde." Nicht dass ich Bardotkas nicht mag, ganz im Gegenteil, mir fehlt irgendwie nur der Glaube, dass die Prager etwas schicken würden, was ich noch nicht vor der Linse hatte. Bei Brillen wäre die Wahrscheinlichkeit schon deutlich höher.
Pascal hat aber anscheinend gestern Abend braver aufgegessen, denn das mit der Brille wird nix. P.S.: Am Tag danach wäre mein "Wunsch" in Erfüllung gegangen.
Die wohl ranzigste aller Prager Maschinen hatte man an diesem Tag mit der 749 253-1 ins Rennen geschickt. Dem Klanggenuss tut das Aussehen aber keinen Abbruch, als sie den R 1138 aus dem Bahnhof von Turnov schleppt.
Schade dass wir den Zug nicht in ganzer Länge auf der Strecke fotografiert haben. Die kunterbunte Zusammenstellung hätte ein tolles Motiv gegeben. Übrigens, Pascal hatte die gleiche Lok ein paar Tage vorher auf der KBS 200 fotografiert. Kommt ganz schön rum die alte Dame.
Wir schlendern zurück in den Bahnhof, denn mittlerweile ist die 743er auf einem Stumpfgleis am letzten Bahnsteig abgestellt worden. Die will ich noch fotografieren. Jaja, wieder nur ein Bahnhofsbild, aber wer weiß wie lange es die ausgefallen Lackierungen bei diesen Maschinen noch gibt, bevor alle Exemplare auch erblaut sind. Die Chance für ein Foto sollte man sich daher nicht entgehen lassen.
Noch passt aber die Sonne nicht und so vertreiben wir uns die Zeit bis sie reingedreht hat, mit Bummeln über den Bahnhof. Zu sehen gibt es ja das ein oder andere, schließlich wird Jubiläum gefeiert. Nach Besichtigung einer Modelleisenbahn im Eisenbahnwagen und nähere Inaugenscheinnahme eines Hektors ist es dann soweit, das Licht passt.
Ihre Lackierung verrät sie schon von Weiten. Keine "normale" 742 sondern 743 010-1 sonnt sich nach getaner Arbeit im Bahnhof von Turnov. Besonders nett fand ich übrigens die Holzklötze unter den Rädern.
So jetzt reichts aber, jetzt haben wir schon genug Zeit hier vertan. Jetzt wollen wir wieder auf Güterzugjagd gehen. Und hierfür ist das nächste Ziel die 071 von Mlada Boleslav nach Nymburk, stehen da doch ein Brillen bespannter Güterzug und ein Nahgüterzug an. Zeit haben wir noch genügend, sprich wir können in Ruhe eine Stelle suchen. Das stellt sich dort angekommen aber als nicht so leicht heraus. Die Gegend ist recht flach, die Strecke nicht überall erreichbar und zudem ordentlich eingewachsen. Nahe Lustenice werden wir dann aber schließlich fündig. Ein kleiner Fußmarsch entlang dem Rand eines abgeernteten Feldes und wir können eine kleine Erhebung entern. Bis zum Güterzug ist noch eine gute Stunde Zeit und die brauchen wir auch, denn wieder einmal stehen erhebliche Rodungsarbeiten an.
Probeschuss mit Regionova. 814 080-8 als Os 6043 auf dem Weg nach Nymburk.
Kaum ist der Gelbling durch kommen wir ins Grübeln. So richtig Seitenlicht wird's wohl nichtmehr geben, wenn der Güterzug in einer dreiviertel Stunde kommt. Was nun? Riskieren oder den Standort nach weiter hinten verlegen, wo die Strecke dreht? Da könnte das Licht passen, wir aber mit Sicherheit den Nahgüterzug ver...passen. Wir wollen es riskieren. Auch wenn es uns schmerzt, dass wir unseren frisch gepflegten Bahndamm verlassen müssen. Soviel Aufwand für eine Regionova......tststs *urgs*
Lustenice scheidet als möglicher Fotoplatz aus und danach geht die Strecke weg von der Straße. Einen Feldweg hin zur Bahn verpassen wir und als wir den nächsten nehmen, nimmt das Unglück seinen Lauf. Nachdem wir festgestellt haben, dass man am dortigen Bahnübergang nirgends stehen kann und dem entsprechend wieder zur Straße zurück fahren, lässt mich ein Blick nach links erstarren. Im schönsten Licht dieselt eine Brille mit einer langen Schlange Autotransportwagen heran. Mist! Der Güterzug gut eine halbe Stunde vor Plan!
Was jetzt! Schnell die Karte zu Rate gezogen. Einige Kilometer weiter gibt es eine Querverbindung wieder hin zur Strecke, könnte knapp werden, könnte aber auch reichen. Wie schnell fährt so ein Güterzug im Schnitt?
Wir haben relativ lange Sicht auf die Strecke als wir uns dem Bahnübergang nähern und nichts ist von einem Zug zu sehen. Haben wir es geschafft? Irgendwie mag ich nicht so recht daran zu glauben und als die Minuten verstreichen ohne das etwas passiert, sinkt die Hoffnung immer mehr, dass die Schlange sich bald am Ende der langen Geraden zeigen wird. Durchfahrende Personenzüge machen dann langsam aber sicher die letzten kleinen Hoffnungsschimmer zunichte. Doch dann schlägt der Bahnübergang doch zu einer Zeit an, an der kein Personenzug zu erwarten ist. Wenig später hornt es auch kräftig, doch leider von der falschen Seite.
Sorgt für zusätzliche Verwirrung, die allein fahrende 750 330-3.
Nachdem die erste Verwunderung vorbei ist, macht sich der Verdacht breit, dass das die planmäßige Rückleistung von Nymburk her ist, allerdings ohne Fracht und wieder rund eine halbe Stunde zu früh. Wir warten noch den nächsten Schnellzug ab und verschieben uns dann. Das nächste Ziel ist die 070, soll dort doch heute am Spätnachmittag eine Güterzugleistung anstehen.
Steuerwagen voraus rollt R 1113 in Richtung Nymburk.
Irgendwie lässt mich der Güterzug aber doch noch nicht los und darum drängle ich, kaum sind wir losgefahren, dass wir uns bei Vsejany doch nochmal auf die Lauer legen sollten. Zeit haben wir noch, denn auch wenn wir bis zur planmäßigen Durchfahrtszeit warten, bleibt noch genügend Spielraum für den Streckenwechsel.
R 1112 auf seinem Weg nach Mlada Boleslav.
Als der Schnellzug durch ist, und auch die in Gegenrichtung fahrende Regionova, ist klar, nix wird's mit einem Güterzug. Schade! Schön selber versemmelt. Aber hätten wir gewusst, dass das dumme Ding vor Plan kommt und somit das Licht auf alle Fälle noch passt, ........ ja, hätten, hätten, hätten ...... haben wir aber nicht! Und so haben wir es gründlich verk...... *grrrrr*
Aber Kopf hoch, neue Strecke, neues Glück ....... altes Problem. Irgendwie geht's überall nicht und wo es geht steht Kraut. Genauer gesagt, an einer Stelle hinter Kropacovna Vrutice. Doch dem Bewuchs kann man ja zu Leibe rücken und das tun wir dann auch recht kräftig. Mit vollem Körpereinsatz sogar, naja, wenigstens Pascal. Ein unbedachter Schritt und er macht sich purzelnd in mehreren Etappen nach unten weg in den Wassergraben. Glücklicherweise ohne größere Folgen, von ein paar Schrammen abgesehen, und die werden als natürlicher Schwund verbucht.
Wieder oben auf unserer Wiese harren wir der Dinge die da kommen. Und sie kommen! Allerdings welche, auf die wir ganz gerne verzichtet hätten, nämlich Wolken! Eine ganze Wand hat sich heran geschoben und trübt immer stärker das Sonnenlicht. Haben wir noch bei herrlichsten Sonnenschein die Vegetation beschnitten, graut es nun immer mehr um uns herum und uns graut auch. Mit etwas Glück bekommen wir noch eine Schaufel Licht ins Motiv geworfen als der Schnellzug vorbei kommt, dass war es dann aber auch schon.
854 001-5 mit zwei Beiwagen als R 1145 gen Prag unterwegs.
Da schmerzt es auch gar nicht mehr so, dass der retrolackierte 854er als Gegenzug kommt und der Güterzug sich überhaupt nicht blicken lässt. Pflicht bewusst haben wir nämlich noch gewartet. Mit gemischten Gefühlen machen wir uns auf den Weg. Wie soll man den Tag bewerten? Am besten man lässt es bleiben, macht noch ein bisschen Streckenkunde und bereitet sich anschließend seelisch auf ein leckeres Abendessen und ein paar kühle Bier im Hotel vor.
Die letzten beiden Punkte klappen dann auch ohne Probleme und wie geplant, im Gegenteil, es gibt sogar noch ein Konzert einer einheimischen Dixie-Band kostenlos oben drauf. Das nenne ich mal ein Unterhaltungsprogramm.
Gut genährt und getränkt entern wir die Zimmer, nicht ohne vorher noch eine Nacht gebucht zu haben. Wenigstens versuchen wir es, aber die Dame an der Rezeption kann weder Deutsch noch Englisch, und am Computer kennt sie sich auch nicht aus. Sie ist nur die Nachtwache! Und so vertröstet sie mich auf morgen früh!
Jetzt aber ab in die Heia, morgen geht's rüber nach Schlesien, dort wo ein Teil meiner Wurzeln her kommen. Ich freu mich schon drauf!