Bergenbahn 2014: Volle Herbstpower voraus!

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Mittwoch, 01.10.2014

Die Nacht im Schlafwagen war angenehm (auch wenn ich trotzdem ein paar mal erwachte), aber leider etwas arg kurz. Pascal weckte mich gerade rechtzeitig um noch das Gepäck zusammenzuräumen und in Bergen den Zug zu verlassen.

In Bergen am Bahnhof gabs dann erst mal ein Willkommens-El 18-Bild. Wenn auch das Natriumdampf-Licht etwas ein Krampf war: Der Bahnhof war durchaus nett.

El 18 2244 der NSB in Bergen


Da es in Bergen im Stadtzentrum leider keine Autovermietung gab, mussten wir nun zum Flughafen kommen. Der grosszügig dimensionierte Busbahnhof war kaum zu verfehlen, und auch der Shuttle-Bus zum Flughafen war gut ausgeschildert. Für die halbe Stunde Fahrt mussten wir 90 NOK pro Person abdrücken, nicht gerade billig.

Am Flughafen bekamen wir unser Auto problemlos. Es war zwar wie bestellt ein Golf, allerdings sind die Golfen gewachsen oder das ist eine Spezialausführung, jedenfalls ist es mehr Kombi als Golf. Uns wars recht, so hatten wir genügend Platz fürs Gepäck.

Als nächstes gings nach einem kurzen Einkauf schnurstracks aus der Stadt raus. Das Wetter liess zwar keine Sonnenbilder erwarten, aber wir wollten wenigstens mal die Situation abchecken. Bei Stanghelle stellten wir uns ein erstes Mal an die Strecke, da war eine Fotostelle vom Laster gefallen ;) Es dauerte nicht lange, bis ein Cargolink-Zug mit Traxx von hinten kam; eine halbe Stunde später kam ein Lokaltog von vorne.

BM 69 der NSB zwischen Dale und Stanghelle


Damit war diese Stelle fürs erste abgehakt (das machen wir nochmal mit Sonne) und wir fuhren weiter in Richtung Voss. Unterwegs machten wir einen zweiten Halt an einer anderen geklauten Fotostelle bei Seimsgrend, hier kam der Lokaltog von hinten, das musste reichen. Das Bild wurde aber derart dunkel, dass selbst mit Photoshops „Sonne“-Schieber im Anschlag nichts mehr zu machen war, deshalb erspare ich das euch vorerst. Wir waren später nochmal da, ihr verpasst also nix.

Nun war der Tag noch kaum halb rum und wir hatten unser Ziel Voss (auch genannt Vossevangen) eigentlich schon erreicht. Deshalb fuhren wir nun hoch in Richtung Fjell, um dort die Situation abzuchecken. Einen weiteren Lokaltog erwischten wir in Urdland (huiuiui schon wieder eine geklaute Stelle).

BM 69 der NSB in Urdland


Nach einem kurzen Besuch beim Bahnhof Mjølfjell auf der Suche nach Lokaltog-Fahrplänen, auf denen wirklich alle Regios verzeichnet waren (in dem Fahrplanheft, das ich in Bergen ergattert hatte, waren nur einige wenige verzeichnet) erreichten wir bald das Ende der (legal) befahrbaren Strasse. Was nun? Das Wetter war noch immer für nix, es regnete zwar nicht, konnte aber jederzeit damit beginnen. Dennoch beschlossen wir, zu Fuss eine kleine Expedition in Richtung Uppsete zu machen; so gabs zwar keine gescheiten Bilder, aber immerhin waren wir dann etwas ortskundig. Fotomöglichkeiten fanden wir dabei genügend, und erfreuten uns auch an einer unerwarteten Vectron von CargoNet, wenn auch ohne Bild. Eine Stunde später waren wir fast ganz hinten, und so blieb nur noch der Rückweg. Zuletzt setzte zwar noch leichter Nieselregen ein, insgesamt hatten wir jedoch Glück und blieben trocken.

Ørneberget


Die Fahrt zurück nach Voss war erstaunlich lang (ca. eine Stunde), aber wir waren ja früh dran. Nach einem kurzen Einkauf im Coop bezogen wir unser Zimmer in der Jugendherberge, um anschliessend noch kurz beim Bahnhof vorbei zu schauen (der wurde gerade mit neuem Mittelperron ausgestattet) und schliesslich ein Lokal fürs Abendessen aufzusuchen. Für mich gabs Fajitas de Pollo, mjam!

Zurück in der Jugendherberge mussten natürlich die Pläne für die kommenden Tage geschmiedet werden: Morgen Donnerstags sollte das Wetter gemäss aktuellsten Prognosen jetzt einigermassen gut sein, Freitags vielleicht teilweise, und dann für die ganze nächste Woche schlecht, wenn auch mit sehr grosser Unsicherheit. Was nun? Die Prognosen waren auch sonst in Norwegen nicht besser (Dovrebahn oder Nordlandsbahn), da bleibt uns wohl nichts anderes übrig als vorerst hier zu bleiben und zu schauen, wie sich das Ganze entwickelt... Erschwerend kam hinzu, dass die Jugi ab Freitag keinen Platz mehr hatte, und es in Voss keine bezahlbaren Alternativen gab. Der Plan war daher bis Freitag hier zu bleiben, danach nach Geilo rüber zu wechseln und dort mindestens zwei Nächte zu verbringen. Anschliessend würden wir weiter schauen.


Donnerstag, 02.10.2014

Pünktlich um 7:00 weckte uns mein Handy. Der Blick durch das Fenster liess etwas Hoffnung aufkommen: Es hatte zwar noch eine Hochnebeldecke, allerdings schien an einer Stelle helles Licht durch. Erst gings aber mal zum Frühstück, das voll Bio war und so, aber Pascals Geschmack nicht so ganz zufriedenzustellen vermochte (Gipfeli und so Zeugs fehlte).

Um 8 gings los, um 9 war die schier endlose Strasse zum Fjell hinauf geschafft. Das Wetter entwickelte sich positiv, der Nebel war sich am auflösen und schon reichlich Blau war am Himmel zu sehen.

Ørneberget


Wir entschieden uns, erst mal um den ersten und grössten See (den Langavatnet) herum zu laufen, um von der anderen Talseite her ein paar Bilder zu machen. Das war zwar nicht schwierig, aber mühsam, war doch die ganze Gegend mehr als nur matschig. Unterwegs überholte uns noch ein Regiontog mit El 18 in Richtung Oslo, in unserer Gegend zwar noch im Bergschatten, weiter hinten hätte es aber evtl. was gegeben. Nach einer guten Stunde kamen wir bei einer kleinen Halbinsel an, welche einen schönen Blick über den See erlaubte; aufgrund der Beinahe-Windstille sogar mit guter Spiegelung. Die Sonne siffte aber noch etwas im Nebel herum, zeitweise war es ganz schön dunkel.

Als erstes kam nun ein Lokaltog vorbei, der sich ausgezeichnet ablichten liess.

BM 69 der NSB zwischen Ørneberget und Vieren


BM 69 der NSB zwischen Ørneberget und Vieren


Es folgte ein paar Minuten später ein Cargolink-Zug mit Railpool-TRAXX, ebenfalls ein voller Erfolg, mit Sonne und Spiegelung!

Baureihe 185 der CL zwischen Ørneberget und Vieren


Nun war es aber an der Zeit, sich etwas zu verschieben, denn der Lokaltog kam bald aus Myrdal zurück. Auch dieser liess sich mit wunderbarer Spiegelung ablichten.

BM 69 der NSB zwischen Ørneberget und Vieren


BM 69 der NSB zwischen Ørneberget und Vieren
Ein Norwegischer Wohn-Traum!

Als nächstes bestiegen wir einen Hügel noch etwas weiter hinten, von wo aus wir einen ausgezeichneten Blick ins Tal hatten. Das Wetter war sich aber nicht mehr so sicher, was es genau wollte. Die Strecke war zwar quasi permanent im Licht, im Hintergrund waberten aber dauernd Wolkenschatten vorbei. Erst mal kam von Bergen her eine silbrige El 18, die wir so auf unserem Bildfahrplan nicht erkannten; da sie ohne Zug unterwegs war, war uns das aber auch ziemlich egal. Die Lok fuhr wohl nach Myrdal, als Ablösung für eine Lok der Flåmsbana. Die Wolken waberten fleissig weiter, so auch als der Regiontog aus Oslo kam. Wir hätten uns ausserdem eine rote El 18 gewünscht, aber eigentlich waren wir schon froh, von dieser Stelle überhaupt sowas wie ein Sonnenbild gemacht zu haben...

El 18 der NSB zwischen Ørneberget und Vieren


Nun musste es schnell gehen, es stand ein CargoNet-Zug sowie ein Regiontog, beide aus Bergen, an. Zügig gings daher von unserem Hügel wieder runter, allerdings zeigte sich schnell, dass der Weg dem See entlang länger dauern würde als gedacht. Den CargoNet-Zug erlegten wir daher als Semi-Notschuss über den See, wobei wir uns erneut über die Vectron freuten.

Baureihe 193 der CN zwischen Ørneberget und Vieren


Den Regiontog erlegte ich etwas vom Hügel herab, weil es sonst zeitlich einfach für nichts Anderes mehr reichte. Das Resultat war aber dann doch sehr zufriedenstellend.

El 18 der NSB zwischen Ørneberget und Vieren


El 18 der NSB zwischen Upsete und Vieren


Als nächstes stellten wir uns etwas weiter hinten im Tal auf; wir erwarteten einen weiteren CargoLink-Zug. Kurz nachdem wir uns über den Zustand der Blechverschalung des Tunnels lustig gemacht hatten wurden wir allerdings von einem Baufahrzeug von hinten überrascht, gescheites Bild gabs keines, aber wir bemerkten so, dass das Klappern eines Bleches wohl vom Wind des in den Tunnel einfahrenden Baufahrzeuges verursacht wurde. Hätten wir mal früher so weit überlegt...

Der CargoLink-Zug kam dann dafür etwas später perfekt im Licht.

Baureihe 185 der CL zwischen Upsete und Vieren


Nun versprach der Bildfahrplan einen Regio nach Myrdal. Das Licht passte dafür zwar nirgends so wirklich, dennoch machten wir uns auf, um beim Tunnelportal den Regio im Bahnhof abzulichten. Zeitlich war das Ganze eher knapp, reichte aber dann doch einigermassen gut.

BM 69 der NSB in Upsete


In Myrdal hätte der Regio einen CargoNet-Güterzug kreuzen müssen, also machten wir uns auf den Weg, um uns für die Gegenrichtung aufzustellen. Das Ganze war aber ein Überlegungsfehler, denn zeitlich konnte das gar nicht reichen. Pascal stellte sich daher unten an der Strecke auf, während ich den Hang hoch keuchte, Kamera im Anschlag, da der Zug jederzeit kommen konnte. Er kam aber nicht. Stattdessen kam der Regio aus Myrdal, der eigentlich nach dem Güterzug hätte kommen müssen, ok, wie auch immer.

BM 69 der NSB in Upsete


Der Güterzug wollte aber auch nachher nicht kommen, dafür besuchte mich Pascal oben am Hang. Der nächste Punkt war ein Regiontog nach Bergen in ca. einer Stunde. Wir warteten daher geduldig, immer in der Hoffnung, der Güterzug möge doch noch auftauchen; damit war aber nichts. Dummerweise war zur Planzeit auch vom Regiontog nichts zu sehen. Inzwischen wurde es wieder kälter, und die Bergschatten kamen rein ins Motiv. Als der Regiontog über eine halbe Stunde überfällig war und die Warterei unangenehm wurde, brachen wir die Übung ab und gingen zurück in Richtung Auto. Wir kamen noch nicht weit, da tauchte plötzlich ein Regiontog aus Bergen, also in der Gegenrichtung auf; ok, dann konnte der von uns erwartete Zug aktuell sowieso nicht kommen. Erst eine knappe Stunde später, wir waren schon fast beim Auto, rauschte am Hang oben ein Güterzug in Richtung Bergen vorbei, dies war wohl die vermisste CargoNet-Leistung; den Regiontog sahen wir nicht mehr.

Zwischen Ørneberget und Vieren


Zwischen Ørneberget und Vieren


Zurück in Voss mussten wir erst unter die Dusche, waren wir doch ziemlich verdreckt, und anschliessend gings in die Pizzeria am anderen Ortsende fürs Abendessen. Enttäuschenderweise gabs da amerikanische Pizzas, keine Italienischen (Pascals Kommentar am Abend zuvor: „Das sieht italienisch aus“). Entsprechend waren wir dann auch nicht so begeistert. Interessant waren dafür die aufgehängten, alten Plakate, welche unter Anderen einen Zug der MOB zeigten und fürs Skifahren in der Schweiz warben...

Voss


Anschliessend gings schnurstracks zurück zur Jugi, schliesslich war es schon spät und unangenehm kalt. Ausserdem wollten wir morgen für die erste El 18-Leistung rauf, die wir heute verpasst hatten, da der Wetterbericht für den Morgen noch Chancen auf Sonnenschein versprach. Sprich eine halbe Stunde früher aus dem Bett... Gute Nacht.