Bergenbahn 2014: Etwas Sonne und viel Regen zum Abschluss
Von David Gubler
Dienstag, 07.10.2014Der Tag begann heute etwas später, da wir mal nicht aufs Fjell wollten, sondern morgens als Erstes nur nach Urdland. Nach einem kurzen Besuch des Buffets ging es bald los.
Das Wetter war einmal mehr sosolala. Zwar mit viel Blau, aber auch mit viel Gewölk. Die Fahrt nach Urdland war angenehm kurz, und wir stellten uns mal für den ersten Regiontog aus Bergen auf.
Trotz raschem Wechsel zwischen Hell und Dunkel wurde schnell klar, dass das mit dem Regiontog nichts wird, denn der war schlicht zu früh. Der Bergschatten klebte hartnäckig einige Meter über dem Bahnhofsgebäude; die Sonne steigt hier um diese Jahreszeit nur sehr langsam. Wie erwartet kam der Regiontog pünktlich im Schatten vorbei. Nun gut, in etwa einer Stunde hatten wir noch einen Lokaltog und den Cargolink-Güterzug. Wir sassen daher mal ins Auto und harrten der Dinge, die da kommen mochten.
Das Wetter wurde nun tendentiell besser, die Sonne meistens da. Nun hatten wir dafür zwei neue Probleme: Baumschatten auf den Gleisen und ein Tragwerkschatten auf dem Gebäude. Irgendwie bisschen unnötig.
Der Regio kam auch pünktlich und wurde von uns mit Bahnhofsgebäude abgelichtet.
Anschliessend liefen wir etwas dem ungenutzten Abstellgleis entlang nach vorne, um ein zweites Bild mit weniger Schatten zu machen, was soweit auch gelang (wenn man mal davon absieht, dass es nicht weniger Schatten hatte).
Der Regio hielt aber mit Führerstand auf unserer Höhe an und der LF quatschte uns an. Auf unsere Frage „English?“ hin erschien der Zugbegleiter und wies uns darauf hin, dass es verboten sei, über die Gleise zu gehen. Ich erklärte ihm, dass wir von der Strasse unten gekommen seien ohne die Gleise zu überqueren, worauf hin er uns sagte, dass man die Zäune nicht überqueren dürfe, die seien nicht zum Spass da (wir hatten allerdings auch keinen Zaun überquert). Um ihn zufriedenzustellen stiegen wir halt über den Zaun hinter uns, den er wohl meinte, und standen nun auf irgend jemandes Grundstück, was wir eigentlich auch nicht wollten, aber jänu.
10 Minuten später kam der Cargolink-Zug, das Problem mit den Schatten hatte sich natürlich noch nicht wirklich gebessert, aber eine Alternative hatten wir halt gerade nicht zur Hand.
Nun wollten wir eigentlich zwei Dinge gleichzeitig, einerseits bei der Haltestelle Seimsgrend den CargoNet- und einen Regiontog ablichten, andererseits gabs da vor Stanghelle noch eine sehr hübsche Stelle (hmm das reimt sich, was sich reimt ist guuut). Dummerweise waren die ziemlich gleichzeitig im Licht. Da es aber bis zum CargoNet-Zug noch etwas hin war versuchten wir mal, bei Stanghelle einen Regio zu kriegen. Wir kamen auf der Strasse dank eines LKWs, der sehr zügig fuhr und uns als „Bullenfänger“ diente auch gut voran, trotzdem mussten wir einsehen, dass das leider nicht mehr reichen konnte. Also schnurstracks zurück nach Seimsgrend.
Leider wurde das hier mit dem Wetter wieder entwas schwierig. Hell, dunkel, hell, dunkel, im 15-Sekunden-Takt. Der Regio aus Bergen war leider ein voller Verlust, doch das Hell, Dunkel ging muter weiter. Meine Nerven!
Leider wars beim CargoNet-Zug ebenso finster. Die schöne Vectron!
Der Lokaltog von hinten hatte wenig Licht, mit Betonung auf wenig. Das war nun echt nur noch nervig. Drei Züge, jeder im Dunkeln, und das trotz den teilweise grosszügigen Sonnenlöchern?
Es kam, wie es kommen musste: Auch der Regiontog hatte am Auslösepunkt Wolkenschaden. Aber naja, etwas weiter hinten, mit bisschen basteln, geht so...
Was nun? Bei Stanghelle drehte das Licht zwar schon langsam raus, aber was solls, besser als nichts. Probieren geht über studieren. Bei der Fahrt zum bekannten Bü war dieser bereits geschlossen, Lokaltog von hinten! Sogar die Sonne war da. Natürlich war meine Kamera noch verstellt von der letzten Stelle, das Bild wurde dadurch zu dunkel. Zwar rettbar, aber nicht ideal.
Als nächstes war nun die El 18-Überführung aus Myrdal dran, die wir letzte Woche schon gesehen, aber nicht fotografiert hatten. Es scheint, als würden die El 18 für die Flåmsbana aus Oslo mittels Regiontog nach Bergen überführt (El 18-Dotra :) ), um dann als Lokzug nach Myrdal und zurück zu verkehren. Ein bisschen gaga, aber nun ja. Den Lokzug hatten wir eigentlich nur auf dem Radar, weil wir dachten, dass da vielleicht noch die verbleibenden zwei El 17 überführt werden.
Der Bü ging etwa eine Viertelstunde vor Plan runter. Die El 18 kam und hatte tatsächlich was grünes am Haken... das war aber keine El 17, sondern eine komplette Flåmsbana-Komp, inkl. zweiter El 18! Sehr toll.... wäre nur nicht in diesem Moment schon wieder das Licht total abgesifft. Ich könnte k****n. So ein Mist. Klappt heute eigentlich auch mal irgendwas?
Nun, der ganze Frust nützte nichts. In einer halben Stunde war ein Regiontog fällig, das war unsere letzte Chance – wenn der überhaupt lichttechnisch noch zu gebrauchen war, denn die Sonne war schon ganz schön rum.
Der Zug kam, das Licht siffte nicht (!), das Seitenlicht war auch noch akzeptabel, und zwei Fotografen konnten sich endlich mal wieder freuen :)
Nun wurde es schwierig, wir hatte nämlich soeben die letzte bekannte Stelle „aufgebraucht“. Die Strecke nach Voss kannten wir, da war nix zu wollen (zumindest nicht um diese Jahreszeit), also weitersuchen in Richtung Bergen. Es dauerte nicht lange, schon fanden wir eine hübsche Fjord-Stelle. Für einen langen Zug ungeeignet, für einen Lokaltog aber ganz nett. Lokaltog... da war doch was... ach ja, da müsste doch gleich einer kommen? Kaum standen wir mit der Kamera bereit rumpelte eine Garnitur von hinten um die Ecke. Passt!
Wir suchten nun weiter nach einer Stelle, wurden aber einfach nicht fündig. Zuviele Bäume an der Strecke. Nachdem wir zum zweiten Mal durch Vaksdal kurvten gaben wir es auf, und entschieden, den anstehenden Cargolink-Zug an der vorherigen Regio-Stelle abzulichten. Dort angekommen wurde aber schnell klar, dass der Bergschatten nur noch wenig von unserer Talseite entfernt war, und der Zug erst in einer knappen Stunde kam. Uh-oh. Alternativen?
In Stanghelle hatten wir da doch von der Brücke einen sosolala-Blick auf die Strecke. Also eigentlich wäre der Blick nett gewesen, aber es hatte da zuviel Zeugs vor dem Gleis und das Seitenlicht war auch noch nicht so ganz 100. Nachdem wir noch oben durchs Quartier fuhren und wirklich, wirklich keine andere Möglichkeit fanden, stellten wir uns da auf. Der Wind blies uns zwar fast von der Brücke, man musste sich echt am Geländer festhalten, aber was tut man nicht alles...
Der Zug kam dann etwas später als erwartet, und das Licht war inzwischen auch ganz ok. So im Nachhinein gesehen war die Stelle deutlich besser, als es vor Ort den Anschein gemacht hatte.
Nachdem wir noch kurz hinter dem Bahnhof nach Alternativen geguckt hatten warteten wir mal noch weiter, es musste ja noch ein CargoNet-Zug kommen. Der Bergschatten, der sich inzwischen ganz schön schnell anschlich, bereitete dem Warten aber ein vorzeitiges Ende.
Zurück in Voss gings nach einer kurzen Dusche endlich in das Steakhouse, welches gestern geschlossen hatte. Eine gute Wahl! Ich hatte zwar schon wieder einen Burger, aber was für einen, die Beilagen waren auch toll, und dann die Crème Brûlée zum Dessert... mjam!
Unerfreulich dagegen, inzwischen waren wir uns das ja gewohnt, war der Wetterbericht. Die Gegend um Finse konnten wir uns einmal mehr abschminken, da waren Regen und Schnee zu erwarten, und da der Wind nachliess wurde es auch auf unserer Seite wieder schlechtes Wetter. Aktuelle Idee: Per Regio nach Bergen, bisschen die Stadt anschauen, und vielleicht noch einen Moba-Laden suchen. Wir würden sehen.
Mittwoch, 08.10.2014
Der heutige Tag ist leider etwas textlastig.
Wie geplant konnten wir erst mal ausschlafen, und nahmen dann um 9:23 den Lokaltog nach Bergen. Dieser bestand, wie alle Lokalzüge hier, aus einer modernisierten Bm 69-Garnitur. Nett, damit sind wir auch noch nie gefahren.
Lokaltog 1809 Voss ab 9:23, Bergen an 10:46
Der Zug war bequem, wenn auch schüli eng bestuhlt, sowas wie Beinfreiheit gabs hier bei voller Besetzung nicht. War aber total egal, schliesslich waren neben uns nur noch zwei andere Personen in unserem Wagen.
Das Fahrzeug hatte aber generell schon bessere Zeiten gesehen, die Fenstereinfassungen waren gammelig, die Klospülung funktionierte nicht richtig (die Fahrzeuge sind noch mit Plumpsklos ausgestattet, welche auf gewissen Streckenabschnitten abgeschlossen werden), die Fenster waren milchig und die Klappfenster undicht. Irgendwie beruhigend, dass das alte Rollmaterial auch in anderen Ländern nicht den besten Eindruck macht, nicht nur in der Schweiz... Ansonsten waren die Fahrzeuge aber erstaunlich laufruhig.
Die Strecke kannten wir inzwischen zwar schon vom Auto her, trotzdem gabs natürlich einiges zu sehen. Ich markierte ein paar weitere potentielle Fotostellen auf dem Tablet, für ein anderes Mal, und bald waren wir in Bergen.
In Bergen machten wir erst mal Bilder vom Abfahrtsplakat und amüsierten uns darüber, dass quasi viertelstündlich eine S-Bahn bis Arna (gleich hinter dem langen Stadttunnel) fährt – irgendwie ist dort doch nichts? Vielleicht Bus-Anschlüsse? Anschliessend machten wir einen kleinen Stadtrundgang um die Landzunge im Stadtzentrum. Unterwegs besuchten wir einige Buchläden auf der Suche nach Eisenbahnliteratur, allerdings mit sehr mässigem Erfolg. Äusserst gut dokumentiert waren dagegen Schiffe...
Nach einem kleinen Mittagessen drehten wir noch eine Runde mit der Stadtbahn, welche derzeit bis Lagunen verkehrt, aber in ein paar Jahren den Flughafen erreichen wird. An der Endstation gab es kurz ein Bild des schweizer Zuges.
Als bei der Rückfahrt die Stichkontrolle vorbei kam ahnten wir nichts böses, schliesslich hatten wir ja eine Tageskarte gekauft, irgend so ein RFID-Teil. Ich hatte die sicherheitshalber an einen RFID-Leser hin gehalten, da man ja nie weiss ob man die Dinger erst noch entwerten muss, und der Leser piepste und auf dem Display erschien irgendwas mit Datum und so, so dass ich dachten, dass das wohl richtig sei. Nur, die gute Dame von der Stichkontrolle war der Meinung, dass das zwar eine Tageskarte sei, dass man die aber noch entwerten müsse. Dafür muss man das Ding an den Leser halten (der natürlich Text auf Norwegisch ausspuckt), danach einen Knopf drücken, und dann die Karte nochmals an den Leser halten. Hallo, und das soll ich als Tourist, der einmal im Leben diese Bahn benutzt, einfach so erraten? Was sind da eigentlich für durchgeknallte Spinner am Werk, die sich diesen Müll ausdenken?
Immerhin war die Dame von der Stichkontrolle nett, wahrscheinlich hatten die pro Tag 30 Touristen mit demselben Problem...
Darüber, dass die dumme Einwegkarte Elektronik enthält und daher nicht über den Hausmüll entsorgt werden sollte, rege ich mich jetzt lieber nicht auch noch auf. Und ja, der Automat wäre durchaus in der Lage, gute alte Papiertickets zu drucken, schliesslich habe ich eine nutzlose Quittung für die Kreditkartentransaktion gekriegt, wie sie dutzdendfach neben dem Automaten am Boden lagen...
Zurück beim Bahnhof liefen wir noch kurz um das Gelände herum um einen Blick ins Depot zu werfen. Immerhin stand hier noch eine El 17 aufgebügelt herum, diverse Flåmsbanen-Wagen waren auch zu sehen, ebenso wie natürlich das übliche Geraffel.
Lokaltog 1820 Bergen ab 15:14, Voss an 16:32
Der Zug war wieder sehr spärlich besetzt, diesmal vielleicht mit 12 Personen in unserem Wagen. Pünktlich gings los. Der Stadttunnel machte schläfrig, und so verpennte ich den Grossteil der Fahrt bis hinter Dale.
Zurück in Voss gabs für mich einen kleinen Spaziergang um meine zwischenzeitlich eingetretenen Kopfschmerzen wieder los zu werden, und anschliessend gings fürs Nachtessen wieder zum Botega, wo wir vor genau einer Woche schon waren. Für mich gabs diesmal Spare Ribs, sehr zart, und als Nachtisch ein Stück Käsekuchen. Leider konnte die Bedienung Pascals Frage, ob es denn im Käsekuchen tatsächlich Käse habe, leider nicht beantworten – Lachend fand sie, sie mache den halt nicht selber.
Zurück in der Jugendherberge stellte sich einmal mehr die Frage nach dem „Und jetzt?!?“. Die Wetterprognosen für den morgigen Donnerstag hatten sich nicht gebessert, auf Fotografieren im Regen hatten wir keinen Bock, und darauf, den ganzen Tag in der Jugi vor dem Laptop zu verbringen, auch nicht.
Nun ja, etwas hatten wir ja noch nicht vollständig abgehakt...
Donnerstag, 09.10.2014
Wir waren zwar des schlechten Wetters schon lange überdrüssig, aber was will man machen. Auch heute verhiess der Blick aus dem Fenster genau das, was die Prognose vorhergesagt hatte: Regnerisch den ganzen Tag.
Das Tagesprogramm sollte daher heute, mal wieder, aus Zugfahren bestehen, und zwar nach Oslo und zurück, das sollte machbar sein.
Nach dem Frühstück gings daher erst mal in Voss zum NSB-Schalter, um Platzreservationen zu machen, schliesslich hatten wir keine Ahnung, wie voll die Züge waren. Die Dame am Schalter hatte für unser Anliegen kein Verständnis... nach Oslo, und zurück, am gleichen Tag?!? Und dann auch noch zwei vis-à-vis-Plätze am Fenster?
Natürlich bekamen wir die Reservationen trotzdem (50 NOK pro Reservation).
Regiontog 62 Voss ab 9:10, Oslo an 14:27
Die Fahrt war lang, aber gemütlich. Es gab freie Fensterplätze auf beiden Seiten, und die B7-Wagen waren sehr bequem. Um Finse schneite es, gegen Geilo lagen sogar schon ein paar Zentimeter Schnee.
Zum Glück dachten wir daran, unsere im Auto angehäuften Futter-Vorräte mitzunehmen, so konnten wir (bzw. ich) mal wieder etwas davon verputzen.
Hinter Hønefoss wars zweitweise sogar schön, mit Sonne und so. Bei unserer Ankunft in Oslo war der Zauber aber auch schon wieder vorbei.
In den anderthalb Stunden, die wir hier hatten, besuchten wir rasch das Geschäft von Norsk Modelljernbane, da dies das einzige gescheite Modelleisenbahngeschäft war, das wir in Norwegen überhaupt gefunden hatten. Dafür gings mit der T-Bana rasch nach Ensjø raus, von da liegt das Geschäft in Gehdistanz. Das Angebot in H0-Rollmaterial war tatsächlich auch sehr umfangreich, dasjenige in N... nicht. Es gab nur genau jene skandinavischen N-Modelle, welche man sonst auch überall bekommt, was zwar nicht ganz unerwartet war, aber trotzdem schade. Pascal war jedoch nicht unglücklich, fand er doch immerhin zwei Bildbände der norwegischen Eisenbahn.
Das Einwegticket war für die Rückfahrt sogar noch gültig (glaubten wir zumindest), und so waren wir eine knappe halbe Stunde vor Abfahrt des Zuges nach Bergen wieder im Hauptbahnhof. Wir evaluierten noch, ob wir per Flirt nach Drammen fahren könnten, was tatsächlich auch möglich gewesen wäre; allerdings war die Flirt-Doppeltraktion so voll, dass ich nicht motiviert war, da mitzufahren.
Regiontog 63 Oslo ab 16:01, Voss an 21:34
Wie von der Hinfahrt gewohnt ging es auch mit diesem Zug pünktlich los. Wir hatten sogar, wie gewünscht, zwei Fensterplätze in einem Viererabteil. Das zuvor noch teilweise schöne Wetter war jetzt komplett abgesifft, teilweise gar mit Platzregen...
In Hønefoss gab der Zugbegleiter durch, dass der Zug drei Minuten da stehen würde, und zufälligerweise stand auf einem Abstellgleis eine TMZ der Baneservice AS, so dass wir rasch aus dem Zug hüpften um ein Bild zu machen. Immerhin, bei der dürftigen Ausbeute der letzten Tage musste man alles nehmen, was man kriegen konnte...
Nach dem Eindunkeln stand ein Besuch im Bistro an, für mich gab es eine Lasagne mit Salat, das war ganz ok. Da ich für über 100 NOK eingekauft hatte gabs für 10 NOK Aufpreis noch eine Waffel dazu, auch nicht verkehrt.
Nach ein paar Episoden Big Bang Theory (in Spanisch!) und etwas vor mich hin dösen erreichten wir pünktlich Voss.
Morgen sollte nun unser letzter Tag hier in der Gegend sein. Angesichts des deprimierenden Wetters – auch die Prognosen für morgen passten ins Schema - waren wir darüber nicht mal unglücklich.
Freitag, 10.10.2014
Wie prognostiziert (also ich muss schon sagen, im schlechtes Wetter voraussagen ist der Wetterbericht echt gut) begann der heutige Tag mit vielen Wolken und etwas Regen. Grosse Sprünge würden wir daher nicht mehr machen.
Was uns noch fehlte war aber ein gescheites Bild der CargoNet-Vectron. Wir hatten bisher nur Bilder von weit weg, da müsste sich doch noch was machen lassen.
Nach dem Ausschlafen und einem gemütlichen Frühstück fuhren wir daher mal an die Stelle bei Seimsgrend, da konnte man auch noch weiter unten stehen. Zwischendurch guckte zwar die Sonne mal ein klein wenig zwischen den Wolken hervor, insgesamt gab es da aber wenig Anlass zur Hoffnung. Zwischendurch regnete es auch leicht.
Entsprechend kamen die nächsten Lokaltog im Dunkeln, ebenso wie der CargoNet-Zug (wie erwartet mit Vectron). Ein Bild gabs trotzdem.
Wir guckten uns zwischendurch noch das Ende der Strasse an, aber da war nichts zu wollen. Der Regiontog kam anschliessend auch bald vorbei, standesgemäss im Schatten. Was nun?
Bei Stanghelle waren wir der Meinung, dass da aus dem Quartier heraus noch was gehen müsste. Natürlich erwarteten wir keinen Sonnenschein, aber man konnte das ja trotzdem mal evaluieren, und es war sowieso unsere Richtung. Also machten wir uns mal auf den Weg.
In Stanghelle kurvten wir erst mal ein wenig durchs Quartier. Von einem Hügel herab schien es als könnte man da Ostfahrer ablichten, allerdings müsste man da etwas durchs Gehölz steigen, und da hatten wir angesichts des Wetters keine Lust darauf (über nasse Steine im steilen Hang klettern muss nicht sein). Wir stellten uns daher für Westfahrer auf, das ging ganz gut bei einem Bootssteg.
Allerdings regnete es inzwischen noch mehr, so macht das natürlich gar keinen Spass. Den Cargolink-Zug nach Bergen wollten wir aber dennoch abwarten, immerhin gab dieser farblich einen guten Kontrast zur düsteren Umgebung. Wir hatten noch einiges zu Futtern im Auto, Brot, Schinken und Käse, das gab immerhin einen kleinen Frust-Snack.
Zwischendurch stand der Skizug aus Bergen nach Ål an, welcher nur Freitags im Winterhalbjahr verkehrt. Wir hatten aber noch immer keine Lust darauf zu der Stelle für die andere Richtung zu kraxeln, deshalb entschieden wir uns für ein mehr schlechtes als rechtes Bild im Bahnhof Stanghelle; dafür blieb es sogar ein paar Minuten lang trocken. Immerhin hatte der Zug eine Werbe-El 18 dran, nett!
Bald begann es aber wieder zu regnen, ein Lokaltog und ein Regiontog kamen vorbei, und schlussendlich genau im Plan der Cargolink-Zug, alles im strömenden Regen. Pascal war die Motivation geradezu anzumerken (er blieb im Auto) und auch ich hatte es nun definitiv gesehen.
Die Fahrt zurück zum Flughafen ging relativ schnell und problemlos, die kurz vor dem Ziel angefahrene Tankstelle akzeptierte aber leider nur Karten-Zahlung, so dass wir dummerweise auf etwas Bargeld sitzen blieben. Die Ausschilderung der Mietauto-Rückgabe war etwas doof, da noch die alten Mietauto-Standplätze ausgeschildert waren und wir daher prompt in der falschen Ecke des Parkplatzes landeten.
Die Abgabe des Autos war problemlos, einfach Schlüssel am Schalter abgeben, niemand wollte das Auto überhaupt sehen. Auch den Bus ins Zentrum fanden wir auf Anhieb, dieser war zwar randvoll, fuhr dafür aber auch gleich ab und eine halbe Stunde später waren wir beim Busbahnhof.
Nach dem Verstauen der Koffern in den Schliessfächern (auch hier gabs so ein fancy elektronisches System ohne Schlüssel) nutzen wir die blaue Stunde, um noch ein paar Bybanen-Bilder an der Endhaltestelle zu machen, und anschliessend gingen wir über zum gemütlichen Nachtessen.
Zurück im Bahnhof stand unser Nachtzug zwar über anderthalb Stunden vor der Abfahrt schon drin, der Bahnsteig war jedoch noch abgesperrt. Amüsiert stellten wir dafür fest, dass selbst abends um 10:00 innerhalb 7 Minuten zwei S-Bahnen nach Arna fahren (die Eine davon weiter nach Voss)... wenig erstaundlicherweise hielt sich das Fahrgastaufkommen dann auch in Grenzen.
Regiontog 606 Bergen ab 22:59, Oslo an 06:27
Um 22:15 wurde der Nachzug geöffnet und wir konnten einchecken. Eine gemütliche Nacht wartet.
Morgen würde es spannend, denn wir hatten in Oslo einen 35-Minuten-Anschluss nach Göteborg, den wir unbedingt erwischen mussten – Es gab schlicht keine gescheite Alternative, um in Kopenhagen noch auf den Nachtzug zu kommen.
Samstag, 11.10.2014
Das Bett war bequem, dennoch schlief ich nicht besonders gut, wie üblich halt. Der Wecker war auf 06:15 gestellt, und der Blick aus dem Fenster verriet, dass wir bereits die Stadttunnel vor Oslo erreicht hatten. Wir waren wohl pünktlich unterwegs, sehr gut!
In der Tat stand der Zug 1-2 Minuten vorzeitig am Perron, und wir räumten unser Abteil. In der Bahnhofshalle suchte ich einige frische Backerzeugnisse und wir gingen bald zum Perron, wo unser Zug nach Göteborg abfahren sollte. Wir hatten nicht reserviert, da das am SBB-Schalter nicht ging und uns am NSB-Schalter beschieden wurde, dass das nicht nötig sei; daher wollten wir lieber früher als später einsteigen. Der Zug stand aber noch nicht da. Was würde wohl kommen? Wir beide tippten auf Signatur, Pascal hoffte aber auf einen Flirt...
Der Signatur kam 10 Minuten vor Abfahrt, wir schnappten uns ein Viererabteil und pünktlich gings los.
Regiontog 105 Oslo ab 07:02, Göteborg an 10:40
Die Fahrt war gemütlich und mit viel Schlafen verbunden. Einzig die Heizung, die zweitweise volle Pulle lief und dann wieder eine halbe Stunde den Betrieb einstellte mit entsprechenden Temperaturschwankungen war etwas mühsam. Pascal erlabte sich am funktionierenden Gratis-Internet und ergoogelte die Geschichte des Zuges und aller beteiligten Herstellerfirmen...
Göteborg erreichten wir mit 3-4 Minuten Verspätung, so dass wir der 10:40-Gumminase nach Kopenhagen nur noch zuschauen konnten. Nun gut, etwas Anderes hatten wir auch nicht erwartet.
Ich machte noch ein paar Bilder, die Sonne drückte sogar etwas, aber nicht zu den richtigen Zeitpunkten. Egal.
Da wir kein Bedürfnis hatten, in Göteborg mehr Zeit zu verbringen, gings auf die 11:40-Gumminase. Wow, hier gibts sogar sowas wie einen Taktfahrplan! Faszinierend.
Öresundstog 11069 Göteborg ab 11:40, Kopenhagen an 15:28
Der Zug kam etwa 20 Minuten vor Abfahrt an, beim Entern stellte sich aber erst mal heraus, dass am vordersten Fahrzeug die einzige vorhandene Türe kaputt war. Also Koffer durch den Wagenübergang wuchten. Die Türe war nicht das Einzige, das kaputt war: Ein Fenster hatte es auch erwischt (die Scheibe war zwar gebrochen, aber noch drin). Auch sonst machte die Büchse einen siffigen Eindruck. Der Boden war dreckig wie die Sau (die Sorte Dreck, die sich nicht mit einem Besen entfernen lässt), die Sitzpolster wurden vereinzelt durch andere, unpassende Polster ersetzt, das Schlitzkabel für Handyempfang war aussen (!) an die Deckenverkleidung hingekabelbindert und vom WC reden wir lieber nicht. Echt jetzt, sowas fährt in Schweden und Dänemark rum?
Die Ticket-Tante bemängelte noch, dass unsere Koffern leicht über die Gepäckablage heraus schauten... ja natürlich, da bestand ja auch ein gewaltiges Risiko dass die runter fallen, WENN DER ZUG AUF DER SEITE LIEGT. Also ich weiss ja nicht wie die das hier machen, aber bei uns versucht man normalerweise zu vermeiden, dass Züge auf der Seite liegen.
In Kopenhagen kamen wir pünktlich an, und hatten nun fast zwei Stunden totzuschlagen. Wir verstauten die Koffern in Schliessfächern (unter erneuter Benutzung des bekannten, auch als WC genutzten Liftes). Die primäre Erkenntnis war aber, dass um den Hauptbahnhof in Kopenhagen fototechnisch nicht wirklich was geht. Ich hätte gerne die Front des Gebäudes mit einem Zug im Einschnitt abgelichtet, aber beim aktuellen Sonnenstand war da nichts zu wollen, und die Technik-Kästen und Fahrleitungsmasten à discretion im Einschnitt machten die Sache auch nicht fotogener.
CNL 1273 Kopenhagen ab 17:23, Basel an 10:30
So ging es dann nach einem Snack auf den CNL, welcher pünktlich bereitgestellt wurde. Den richtigen Wagen fanden wir auf Anhieb, und vorerst waren wir die Einzigen im Abteil, sehr gut. Der Wagen hatte zwar offensichtlich bessere Zeiten gesehen, war jedoch nicht in besonders schlechtem Zustand und relativ sauber, man hört da ja zwischendurch mal wieder Horror-Stories von den aktuellen CNL-Verbindungen. Irgendwelche Annehmlichkeiten wie z.B. frisches Wasser gab es jedoch nicht.
Die Fahrt ging pünktlich los, und bald sorgte der Zugbegleiter für Unterhaltung, wie er in schlechtem (?) Dänisch, schlechtem Englisch, schlechtem Deutsch und schlechtem (?) Holländisch alles lang und breit erklärte. Was seine Muttersprache war fanden wir nicht so wirklich heraus, irgendwie tönte alles gleich akzentbehaftet. Wir wurden auch darauf hingewiesen, dass die Snackbar nur wenige Esswaren habe; scheint schwierig zu sein sowas zu planen, schliesslich weiss man bei den CNL ja nie, wieviele Personen mitfahren werden.
Die Fahrt durch Dänemark war langweilig bis zur Querung des grossen Belts, diese ist immer wieder spektakulär!
In Odense kam ein Paar mit Kind in unser Abteil, wobei er es vorzog, auf dem Gang mit dem Handy zu spielen, während sie nervös versuchte das Kind in Zaum zu halten, welches permanent auf den Sitzen herum krabbelte. Das konnte ja heiter werden.
Langsam wurde es dunkel, und dass ich das Licht im Abteil löschte um draussen mehr zu sehen (wenn man denn überhaupt durch die nassen Scheiben sah, es goss mal wieder in Strömen) kam den Paar wohl nicht ungelegen, denn immerhin wurde der Balg (und die Mama) endlich etwas ruhiger.
In Padborg versuchten wir ein paar Bilder vom Lokwechsel zu machen, der Zug stand aber so weit vorne, dass da eigentlich nichts zu sehen war ausser Dunkelheit. Immerhin stand noch eine Diesel-Gumminase am anderen Bahnsteig gut im Licht, nett.
Ich ging dann mal ins Bett. Gute Nacht.
Sonntag, 12.10.2014
Das Pärchen verliess und in Frankfurt, natürlich nicht ohne dass der Balg noch etwas rum schrie. Immerhin hatten wir das Abteil so bald wieder für uns alleine. Gefühlt ging die Fahrt zügig vonstatten, zwischendurch mussten wir zwar mal wieder wegen Einspurbetriebs warten, erreichten jedoch die Unterwegshalte pünktlich. Ich versuchte noch beim Bistro irgendwelches Frühstück zu bekommen, aber Fehlanzeige, es gab *gar nichts*. Rechtzeitig erreichte unser Zug Basel.
Damit hatten wir erfolgreich 17 Züge ausserhalb der Schweiz benutzt und nie Verspätungen über ein paar wenigen Minuten erlebt. Man könnte sagen das europäische Eisenbahnsystem sei besser als sein Ruf! Oder man könnte auch sagen, dass wir einfach nur Glück gehabt haben.
IR 1821 Basel ab 10:47, Zürich an 11:52
Nach einem Frühstücks-Einkauf im Coop gings direkt auf den IR. Dieser hatte noch genügend Platz für uns, gemüüüüütlich. Die SBB enttäuschte nicht, auch dieser Zug war absolut pünktlich.
S8 18842 Zürich ab 11:55, Effretikon an 12:11
Da ich keine Lust auf NDW-Lotto auf der S3 hatte, stresste ich auf die S8, und bald erreichte ich mein Zuhause.
Fazit
Nun, wie ihr vielleicht gemerkt habt, hat uns das Wetter ganz schön gefrustet. Damit muss man zwar rechnen, aber gerade mal zwei auch nur teilweise schöne Tage von 10 ist schon ein arg schlechter Schnitt. Wobei unsere Planung immerhin recht gut auf ging, so dass wir aus der Situation so ziemlich alles raus geholt haben, was sich raus holen liess. Und zuguterletzt hat uns das wechselhafte Wetter auch ein paar spezielle Bilder beschert, welche so bei eitel Sonnenschein nicht möglich gewesen wären.
Ein Totalverlust war allerdings das eigentliche Fjell um Finse, da war vom Wetter her leider gar nichts zu wollen, und das bei der spektakulären Landschaft! Nicht nur gemein, sondern richtig fies, jawolll! Immerhin haben wir schön brav rekognosziert, fürs nächste Mal. Lieber früher als später!
Relativ gut mitgespielt hat die Eisenbahn. Es gab zwar zwischendurch auch mal grössere Verspätungen, meistens war der Betrieb aber verlässlich, was sehr angenehm war, da man so mit dem grafischen Fahrplan planen konnte. Auch nett war, dass keine Signatur mehr verkehren; so gabs genügend El 18-Züge. Nett war auch, dass die El 18 noch gemischt Alt- und Neulack waren, wobei mir die Neulack-Variante eigentlich auch noch gut gefällt.
Was sich auf jeden Fall gelohnt hat war die Anreise per Zug. Ohne Kopenhagner Nachtzug wird das in Zukunft ein sehr mühsames Unterfangen, ich bin mir nicht so sicher, ob ich mir das dann nochmal antun werde.
So, ich hoffe, die Bilder haben gefallen und der Text war nicht allzu langweilig - Falls ja: Na denn, bis zum nächsten Mal!