Kanada 2015: Auf der Suche nach Zügen und Schnee - Teil 4

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Freitag 27.2.2015 Wainwright – Wainwright
Als wir am Donnerstag Abend nach Wainwright fuhren, vermehrten sich die Schleier am Himmel ganz offensichtlich. „Nach zwei Tagen ohne Züge ist es wieder einmal Zeit, für einen Tag ohne gutes Wetter“, kommentierte David erzürnt. Er sollte recht behalten, am Freitag Morgen war der Himmel arg bedeckt, so dass wir mit einer ewig schlechten Laune am Frühstückstisch sassen. Das ging soweit, dass David sich selbst über die überkommunikative Dame an der Rezeption ärgerte. Dabei wollte uns die Gute nur mitteilen, dass wir in Edmonton unbedingt die West Edmonton Mall besuchen sollten. Endlich wieder auf Achse machten wir uns an das Projekt Fabyan Trestle. Diese Brücke war ein weiterer Spot, den wir im Internet gefunden hatten. Unser Problem war einzig, dass google maps nur eine etwa sieben Kilometer lange weisse Strasse dort hin kannte. „Wenn das wieder so ein Feldweg ist, können wirs gleich vergessen“, meinte David. Wie wir in Richtung dieses Fabyan fuhren tauchte plötzlich ein Schild auf: Fabyan Trestle Lookout next left. Auf meine Aufforderung der Tafel zu folgen, meinte David kurz: „Was bringt das? Das ist doch sicher wieder irgendwas Historisches.“ Ich klärte ihn auf, dass diese Fabyan Trestle genau unsere Brücke war. Statt einem Feldweg trafen wir unterdessen eine geräumte und asphaltierte Strasse an. Als wir nach 10 Minuten auf einem Parkplatz an der Brücke standen, waren auch die letzten Zweifel über das Erreichen der Brücke verflogen. „Das war ja mal einfach“, meinten wir. Nach etwa 15 Minuten des Wartens kam dann auch ein Zug. Ein gescheites Bild gabs aber trotzdem nicht, dafür war das Wetter einfach zu schlecht. Wenig motiviert fragten wir uns, was wir nun tun sollten. Noch einmal nach Lloyminster? Oder gar nach North Battleford? Nun im Norden schien es auf zu klaren, so verkrümelten wir uns in Richtung Lloyminster. Dort angekommen wollte David seine neu erstandenen Stiefel austauschen, da die geleimte Naht bereits kaputt war. Als wir nach erfolgreichem Tausch aus dem Peavy Mart kamen, schien gar die Sonne. Also nichts wie raus an die Strecke. Wir fuhren erst zum Bahnhof, dann zur Raffinerie, fanden aber an beiden Ort nichts, das man hätte umsetzen können. Stattdessen war das Wetter bereits wieder abgeraucht. Planlos fuhren wir auf einen Bahnübergang an der Strecke warteten einige Minuten und entschieden dann doch wieder in den Süden zu fahren. Da das Wetter nun etwas aufklarte, wollten wir es nochmals mit der Fabyan Trestle versuchen, fanden auf der anderen Seite der Brücke jedoch keine Stelle. Dann also weiter in Richtung Edmonton. Als wir im Kaff Namens Irma ein grünes Signal sahen, war derweil klar, dass man sich aufstellen musste. Schnell war am Horizont ein Spitzenlicht zu erkennen. Als der Zug näher kam, fragte ich mich, was der für komische Wagen hatte und wieso der so kurz war. „Ist das etwa...“, nicht fertig Gedacht rief David (er stand 50m entfernt): „Das isch ja en Personezug!“ Tada, es war der Canadien. Während David uns gerade als Deppen bezeichnete, weil wir den nicht auf dem Radar hatten, grübelte ich nach: „Mooooooment, den hatte ich doch im Fahrplan nachgeschaut und mich darüber aufgeregt, dass der östlich von Edmonton nirgends im Licht kommt.“ Ich griff zum Tablet und entnahm dem Fahrplan die Zeit für Wainwright: 4:04 Uhr. Dann blickte ich auf meinen Chronometer: 13:35 Uhr. Der Herr Kanadier hatte also mal wieder sportliche 9:30 Stunden Verspätung. Somit war das eher Zufall, dass er uns vor die Linse fuhr.
EMD F40PH-2 6411 der VIA in Irma


Nach dem Canadien suchten wir weiter in Richtung Edmonton. Bei Kinsella überholten wir dabei einen Zug, der gerade in der Kreuzung stand. Gleich hinter der Ausweiche fanden wir einige Einschnitte, die uns allerdings nicht restlos überzeugten. Wir suchten weiter und wurden zwei Einschnitte weiter vom Gegenzug überrascht. Also gings zurück zur alten Stelle. Während David nochmals einen anderen Hügel ausprobierte stellte ich fest, dass da nochmals etwas von Hinten kommt. Der Notschuss auf den Zug brachte dabei die Erkenntnis, dass das Wetter schon wieder abgeraucht war. Unmotiviert zogen wir deshalb von Dannen. Als in Irma nochmals ein Zug in der Ausweiche stand, wollte David unbedingt noch ein Bild machen. Auf Grund des nicht vorhandenen Lichts, wurde daraus allerdings nur ein Dubi. Als wir anschliessend noch den Bahnhof Wainwright besuchten konnten wir gerade einer Doppelkreuzung zuschauen. Ausserdem standen dort noch mit Panzern beladene Wagen. Diese hätte wir natürlich gerne fotografiert, doch war a) kein Licht, b) der Zug zugestellt und c) keine Lok an den Wagen. Wir liessen es deshalb bleiben und fuhren zurück ins Ramada.

Samstag 28.2.2015 Wainwright – Edmonton
Der Blick aus dem Fenster kündigte auch an diesem Tag nicht gerade viel Gutes an. Das Wetter war noch immer auf der schlechten Seite. Wir fuhren trotzdem zur Brücke und warteten. Als ich gerade weggedöst war, sah David einen Zug, ausserdem drückte die Sonne gerade ordentlich durchs Grau. Leider kam der Zug fünf Minuten zu früh, denn kaum war er durch, drückte die Sonne noch mehr. Diesmal hatten wir jedoch keine Zeit uns aufzuregen, denn nochmals fünf Minuten später erspähten wir schon den nächsten Zug.
GE ES44DC der CN bei Fabyan (Trestle Bridge)


Nun dieses Bild war halbwegs in Ordnung, aber eigentlich wäre etwas mehr Licht schon eine schöne Sache gewesen. Wir entschlossen uns zu warten. Während zwei Stunden passierte nun wenig. Während ich immer mal wieder wegdöste, schicke uns die CN nur zwei Züge von hinten, dies war uns reichlich egal, weil das Wetter sowieso gerade Pause hatte. Gegen Mittag erspähten wir dann aber doch noch einen Silberstreifen am Horizont, da kam etwas Blau uns zu. Und siehe da, kaum hatten wir Licht auf der Brücke, schickte uns die CN einen farbigen Kistenzug. Nach den Pleiten der letzten Tage war dieses Bild Balsam auf die Fotografenseele.
GE ES44DC der CN bei Fabyan (Trestle Bridge)


Da die Landschaft hinter der Trestle eher langweilig war, entschlossen wir uns auf den nächsten Zug zu warten. Leider hatte dieser aber nur weiss verpackte Bretter geladen, so dass dieses Bild nicht eben super wurde. Wir entschieden uns den Zug zu verfolgen, ev. würde ja noch was im Bahnhof Wainwright gehen. Diese Hoffnung wurde zerstört, weil dort zwei Gegenzüge standen. Immerhin hatten wir nun aber Gewissheit, dass der Nachschub auf der Reise nach Edmonton gesichert war. Wir verschoben uns deshalb wieder gegen Westen. Weit kamen wir nicht, denn in Irma stand schon wieder ein Ostfahrer, der hatte noch Frontlicht und stand in der Ausweiche. „Den machen wir rasch“, war unser erster Gedanke. „Aber wo gehts über die Gleise?“, der zweite. „Ah die haben extra den Zug getrennt, so dass der Feldwegübergang frei bleibt!“ Etwas verwirrt über diese Tatsache, (wieso sollte man einen Feldweg frei halten?) überschritten wir die Gleise. Auf der anderen Seite gabs dann Klarheit. Da stand ein Hi-Railer und zwei orange Männchen robbten unter der laufen SD70M-2 herum. Das nennt man dann wohl Troubleshooting auf kanadisch!
EMD SD70M-2 8905 der CN in Irma


EMD SD70M-2 8849 der CN in Irma


Weiter ging die Reise zum bereits bekannten Einschnitt von Kinsella. Hier mussten wir nicht lange auf unseren Containerzug warten.
GE ES44DC 2311 der CN zwischen Viking und Kinsella


Auf dem weiteren Weg nach Edmonton suchten wir weitere Motive, fanden aber keine. Kurz vor Ryley entschloss man sich deshalb dazu, den parallelfahrenden Kistenzug noch einmal zu machen.
GE ES44DC 2311 der CN in Ryley


Wie wir feststellen musste, war das Wetter inzwischen schon wieder am abrauchen. Wir füllten deshalb unseren Tank und fuhren nach Edmonton, schliesslich gab es dort noch eine Stelle an der Brücke über den North Saskatchewan. An der Stelle angekommen, waren wir überrascht, wie gut das Wetter in Edmonton war. Wir stellten uns auf und konnten sogleich einen Getreidezug erlegen. „Das war ja mal speditiv“, dachten wir uns.
EMD SD75I 5697 der CN in Edmonton


Anschliessende Nachforschungen ergaben derweil, dass man auch querer stehen konnte. Wieder stellte man sich auf und begann zu warten. Da gleich neben uns eine Highwaybrücke war, liefen wir Gefahr, dass der Schatten dieser Brücke in die Bahnbrücke wandern könnte. Es begann die lange Zeit des Bangen und Hoffens. Da vorerst nichts passierte, hatte man Zeit sich um zu schauen. Dabei fiel mir auf, dass es hinter der Highwaybrücke einen Sessellift hatte. Beim genaueren Betrachten stellte sich heraus, dass es dort sogar einige Skipisten gab, die von der Anhöhe einige 100 Meter zum Fluss hinunter führten. Skifahren in der Stadt, das war etwas, dass wir aus Europa nicht kannten. Viel lieber wäre uns indes ein Zug gewesen. Inzwischen waren schon wieder 30 Minuten vergangen und die Aufreger folgten nun im Zehn-Minuten-Takt. Nummer eins: Lokzug von vorne mit Loks falsch rum. Nummer zwei: Der ewig lange Zug von hinten schlich im Schneckentempo über die Brücke und hatte keinen Schub. Nummer drei: Eine Rangierfahrt mit einigen SD40-2 und einem Yard Slug nahm den Abzweiger wenige Meter vor der Brücke. Nach so viel falscher Action hatte der Highway-Schatten bereits die Basis von Pfeiler eins und zwei erreicht. Gerade noch schaffte es allerdings der Containerzug vom Nachmittag auf die Brücke.
GE ES44DC 2311 der CN in Edmonton


Zufrieden zogen wir von dannen. Nun galt es noch ein Hotel zu finden. Leider war das HolidayInn etwas voll, da ich am Abend aber noch zum NHL-Spiel der Oilers wollte, ging ich den Kompromiss mit Bettsofa und etwas erhöhtem Preis ein. Da es auf dem Hotelparkplatz noch ein Restaurant der Kette SwissChalet gab, war auch klar, wo unser Abendessen stattfand. Im SwissChalet, das ganz stilecht ohne Holz auskam, gab es dann typische Schweizer Spezialitäten wie Spare Ribs oder Thai Chicken. Bedient wurde man derweil von einer netten Dame, die aus dem asiatischen Teil der Schweiz stammen musste. Nach diesem irrsinnigen Erlebnis, ging es kurz aufs Zimmer, wo wir feststellen mussten, dass unser Hotel sehr ringhörig war. So vernahmen wir bereits auf dem Gang Geräusche von einer Dame, die offensichtlich an Keuchhusten litt. Etwas später wurde das Geräusch durch jenes eines Herrn verstärkt. Während David sich die Kopfhörer überzog, störte mich das ganze wenig, denn eigentlich war ich schon wieder im Begriff zu gehen. Nach etwas suchen, sollte ich dann auch die Light Rail finden, die mich zum Stadion der Oilers brachte.

Sonntag 1.3.2015 Edmonton – Jasper
Da ich am Eishockeyspiel die glorreiche Idee hatte eine „kleine“ Tüte Popcorn with Butter zu essen, wars mir am anderen Morgen noch immer schlecht. Ich verzichtete daher aufs Frühstück. David fragte sich derweil, ob man ev. auf die Morgenstelle an der Brücke verzichten sollte. Gründe gabs dafür allerdings keine. Die Stelle war gut erreichbar, nahe beim Hotel und das Wetter war erst noch ausgezeichnet. Da Davids Berechnungen noch kein Seitenlicht auf der Brücke voraussagten, fragten wir uns, ob man wohl irgendwo die Light Rail fotografieren konnte. Da ich am Vorabend mit dem Ding gefahren war, hatte ich natürlich (wenn auch im Dunkeln) rausgeschaut. Die Tatsache, dass es Bahnübergänge gab, liess vermuten, dass wohl irgendwas gehen würde. Wir fuhren deshalb mehrere Punkte an und fanden schliesslich beim zweiten Bahnübergang eine geeignete Stelle. Gleich nach unserer Ankunft kamen zwei alte Düwag Triebwagen. Wir warteten den nächsten Takt ab in der Hoffnung noch einen neuen Siemens Triebwagen zu kriegen, wurden jedoch enttäuscht.
Siemens-Duewag U2 1001 der LRT in Edmonton


Trotz der Enttäuschung nach dem zweiten Zug auf die Brücke. Kaum hatten wir uns aufgestellt und die nötige Gartenarbeit verrichtet, kam auch schon ein Zug.
GE ES44DC 2254 der CN in Edmonton


Kaum angekommen, waren wir deshalb auch schon wieder weg. Der Weg führte uns nun raus aus der Ebene, immer schön den Rocky Mountains entgegen. Da das Wetter noch immer prächtig war, schauten wir uns die eine oder andere Stelle an. Immer wieder mussten wir jedoch feststellen, dass wir nun langsam aber sicher ein Mittelschweden- resp. Kanadaproblem bekamen. Sprich die Strecke verlief nun zusehends im Wald. Als wir Hinton erreichten, hatten wir zusätzlich zum ewigen Wald auch noch ein Wolkenproblem. Nach einer Rekognoszierung der Strasse nach Brule stellten wir uns bei Henri House auf und hofften auf einen lichten Moment. Da unsere Wünsche diesmal jedoch nicht erhört wurden, gab es an diesem Tag kein Bild mehr.