Trains Down Under - Teil 17: Frust und Spass am Arthurs Pass
Von David Gubler
Montag, 10. August 2015Wir gingen den heutigen Tag ruhig an. Pascal hatte sowieso keinen Stress, den Flughafenshuttle zu erwischen; und ich musste erst noch herausfinden, was ich überhaupt machen wollte. Eigentlich wollte ich noch etwas mehr Zeit am Arthurs Pass verbringen; das Wetter war für Dienstag und Mittwoch gut vorhergesagt, während es heute eher schlecht bis mässig sei. Da es die letzte Nacht geschneit hatte, hatte ich aber die Befürchtung, dass es wieder ein Kettenobligatorium gäbe, und darauf hatte ich keine Lust. Der Verkehrsdienst der Neuseeländer beschied "Chains essential" (Ketten erforderlich), was man jetzt auf zwei Arten auslegen konnte - reicht dabei haben, oder müssen sie montiert sein?
Nun ja, aufgrund des guten Wetters morgen und übermorgen hatte ich aber eigentlich keine Wahl, und buchte deshalb mal die erste Nacht im Motel auf der Passhöhe, in welchem wir schon vorletzte Nacht übernachtet hatten. Nach kurzem zusammenpacken gings los. Ich verabschiedete mich von Pascal und suchte mir den Weg zum nächsten Einkaufszentrum, um ein paar Vorräte zu bunkern (auf dem Arthurs Pass gibts zwar einen Supermarkt, aber wie das mit den Öffnungszeiten und Angebot aussieht, wer weiss...). Der erste Versuch, ohne Navigator durch Christchurch zu finden, gelang ganz gut. Nach einem kurzen Einkauf im "New World" und einem Baumarkt, der endlich passende Sicherungen für meinen Adapter hatte (wenn auch 10A statt 2.5A, aber mehr ist bekanntlich besser, nicht wahr ;) ), gings aus der Stadt raus.
Kaum draussen, begrüsste mich das schöne Wetter. Und das ist jetzt keine Ironie. Die Alpen waren wunderschön sichtbar, kein Dunst, keine Wolken! Damit hatte ich jetzt nicht gerechnet! Nun ja, mal gucken, vielleicht geht ja doch noch was. Ein Zug kam mir aber (wie erwartet...) keiner entgegen, der sich mit dem Alpenpanorama hätte ablichten lassen.
Die Fahrt auf dem Pass ging gut vonstatten, die Schneeketten benötigte ich nicht, da es quasi keinen Neuschnee gab. Ausser ein paar rutschigen Ecken war die Strasse in gutem Zustand.
Was nun? Das Wetter war noch immer gut. Es war nun halb 11 vorbei, für den TranzAlpine war ich sowieso zu spät, aber wir hatten ja vor ein paar Tagen um 12:35 eine Kohlezug-Kreuzung in Springfield beobachtet - Der runterfahrende Kohlezug musste doch etwa um 11:25 hier oben auftauchen? Ich stellte mich mal bei der Waimakariri River-Brücke auf, und wartete auf den Kohlezug. Dieser kam aber nicht. Und kam nicht. Etwas später kam er dann immernoch nicht. Was war denn das jetzt wieder?
Nach 12 stellte ich mich um für den Gegenzug. Wer weiss, vielleicht kommt der ja jetzt zu früh, wenn die Kreuzung nicht klappt. Die gewählte Stelle war bei der Mt White Bridge. Das Problem hier war, dass diese nur über einen matschigen und steilen Weg zu erreichen war, und das wollte ich mit dem Auto nicht riskieren. Also zu Fuss gehen. Eine Verfolgung würde zwar so nicht klappen, aber jänu.
Die Stelle war wie erwartet schon knapp im Licht, und machte nach einer kurzen Gestrüpp-Trim-Aktion auch was her. Nach rund einer Stunde Wartezeit schaltete das Signal vor mir auf orange; oha, da passiert was, gut! 10 Minuten später wechselte es auf rot. Blick zum Himmel. Uh-oh, was ist denn das für Mist, der sich da anschleicht?!? Ok, Glück gehabt, das Zeugs löst sich auf. Als der Zug dann kam, war nur der Hügel rechts hinten abgedunkelt - Passt!
Nach dem Marsch zurück zum Auto war an eine Verfolgung nicht mehr zu denken. Was nun? Der nächste zu erwartende Zug war wohl der TranzAlpine in Richtung Christchurch, aber das war noch lange hin. Ich verblödelte etwas Zeit mit futtern, rekognoszieren, Strecke im Auge behalten (da passierte nix) und experimentierte schlussendlich an einem Streiflichbild ein paar km vor der Passhöhe rum. Irgendwie wurde das aber alles nix. Schlussendlich wartete ich 20 Minuten nach Planzeit noch immer an der Stelle, die Sonne war weg, der Zug aber nicht in Sicht. Kaum hatte ich mich auf den Rückweg zum Auto gemacht, tauchte dieser auf, natürlich... naja es wäre sowieso nix gescheites dabei raus gekommen.
Ich checkte noch kurz den Avalanche Creek-Weg, um herauszufinden, ob es da wohl irgendwo einen Blick auf den Bahnhof runter gäbe. Stattdessen fand ich zunächst aber einen Wasserfall, der sich vielleicht mit Langzeitbelichtung irgendwie umsetzen liess... das Resultat war dann aber eher ernüchternd unspektakulär. Auf dem Rückweg fand ich dann doch noch raus, wo der Weg abzweigt, und lief rasch hoch. Resultat: Ja, vermutlich würde man einen freien Blick finden, aber ausser dem Wald des Gegenhanges ist nix mit Hintergrund. Nicht toll.
Der nächste Programmpunkt war der Bezug der Unterkunft. Noch während ich in der Reception stand, rumpelte es draussen gewaltig - ein Kohlezug bremste und hielt an. Also doch nix mit einem Zugspaar pro Tag... Toll, mal wieder zu unnützen Zeiten.
Meine "Wohnung" war gemütlich, mit Gasofen statt Elektroheizung. Zwischendurch rumpelte es mal wieder, die ganze Hütte vibrierte, wenn die Eisenbahner wieder irgendwas mit ihrem Kohlezug bastelten.
Abendessen gabs im Wobbly Kea, wie gehabt (naja, ist jetzt nicht so, dass es hier noch ein anderes Lokal gäbe...). Pizza Hawaii stand auf der Speisekarte; es gab ein Riesending, wobei ich knapp die Hälfte davon in einer Tüte mitnehmen konnte, mjam lecker Mittagessen für morgen!
Nach dem Bearbeiten der heutigen Bilderausbeute gings dann ins vorgeheizte Bett. N8!
Dienstag, 11. August 2015
Der Wecker schmiss mich pünktlich um 7:15 aus dem Bett, schliesslich wollte ich genügend Zeit haben, um zur Cass River Bridge zu gelangen, um das Bild zu wiederholen, welches am letzten Sonntag vom Nebel vereitelt wurde. Kaum war ich auf, rumpelte es draussen schon... ein Kohlezug unterwegs an die Westküste. Hier ist ja richtig was los!
Nachdem alles eingepackt war, was ich für den Tag brauchte, ging es erst mal darum, das Auto aufzutauen. Die Scheiben waren tollerweise nicht nur von aussen, sondern auch von innen gefroren... zum Glück hatte ich meine Canon CPS-Karte dabei (wenn das Canon wüsste).
Vor der Abfahrt ein Blick nach links in den Bahnhof, da stand ein Zug abfahrbereit nach Christchurch... hmm ob der auf der Waimakariri River-Brücke schon im Licht kommt? Wär natürlich nett, mit Frontlicht und so! Aber hmm, irgendwie war das kein Kohlezug, das sah eher nach Containern aus, oder so... War das jetzt der Dairy Train? So richtig sehen konnte ich es leider nicht.
Nach der kurvigen Fahrt durch den Wald in Richtung Cass tauchte es auf, das Problem des heutigen Morgens: Eine dichte, fiese, tief hängende, unausweichliche Nebelsuppe. Noch viel übler als am letzten Sonntag. Das konnte ja heiter werden. Immerhin, Wolken hatte es keine.
Das Bild vom Milchzug konnte ich mir so auch gleich ans Bein streichen. Von der Brücke sah man nämlich nix. So ging es dann halt, wohl oder übel, doch an die Cass River Bridge-Stelle.
Der Weg dorthin war nach wie vor beschwerlich, aber jetzt, wo ich wusste, wie man auf dem Weg bleibt, doch einiges weniger frustrierend. So war ich nun viel zu früh dort, über 45 Minuten vor der Planzeit. Sooo früh würde der Zug dann auch nicht kommen.
Nun begann der Kampf der Sonne gegen den Nebel. Himmel mal blau, mal grau; hinten mal hell, mal dunkel; Berge links mal sichtbar, mal verdeckt; mal Licht auf dem Trasse, mal keins. Quintessenz: Die Situation besserte sich kaum. Und so kam es, wie es kommen musste: 10 Minuten vor Plan kam der TranzAlpine im Nebel vorbei, 1:1 dieselbe Situation wie vor zwei Tagen. Na Danke, das Aufstehen hat sich heute mal wieder gelohnt, was.
Ok, aber irgendwie musste ja jetzt dann bald der Kohlezug kommen, dessen Kreuzung wir in Springfield beobachtet hatten. Also zurück zum Auto marschiert. Ich war kaum 15 Minuten unterwegs, dröhnte es von hinten; der Kohlezug kam. Erkenntnisse? Der Zug existiert; Gestern habe ich ihn wohl um weniger als eine halbe Stunde verpasst; Er ist mindestens eine Stunde zu früh in Springfield, und steht dort wohl länger rum; und ein Foto dieses Zuges schliesst sich zu 100% aus mit dem gewünschten Foto des TranzAlpine. Super, wie wenn fotografierbare Züge hier oben nicht sowieso schon Mangelware wären.
Jänu, da nützt alles schimpfen nix. Nachdem ich zurück beim Auto war fuhr ich halt (wider besseres Wissen...) zum Blick auf die Waimakariri River-Brücke, und futterte dort erst mal meine Pizza von gestern. Mjam!
Bald tauchte auf der Brücke ein HiRailer auf, damit war endgültig klar, dass in nächster Zeit nichts kommen würde. Ich fuhr deshalb halt zur Passhöhe, um Internet-Zugang zu haben, und Wetter zu gucken. Nachdem das alles erledigt und einiges an Zeit vertrödelt war, stellte ich mich wieder für den Kohlezug auf, der von Springfield her kommen musste. Und heute dafür so, dass eine Verfolgung möglich war.
Der Start machte der erste Bahnübergang der Cragieburn-Road, wo ich auf den Zug wartete. Heute war er später als gestern, das war auch mal wieder toll, da mir hier das Seitenlicht ausging. Irgendwann begann es aber dann doch noch zu grummeln, und einige Minuten später tauchte der Zug auf. Immerhin.
Der nächste Programmpunkt war der Blick in eine etwas zugewachsene Gerade von der Hauptstrasse aus. Die Stelle gefiel mir zwar nicht besonders, aber man muss halt nehmen, was man kriegen kann.
Nun suchte ich mir was vor der Passhöhe. Dabei musste ich einen kleinen Umweg fahren, mein zeitlicher Vorsprung war daher nicht so gross, wie ich mir das erhofft hatte. Fündig wurde ich bei einer Strassenbaustelle (hier wird gerade einiges umgeackert, um eine neue Strasse als Ersatz für das kurvige Stück durch den Wald zu schaffen), der Zug tauchte jedoch schon auf, daher klappte es nicht ganz so, wie ich es mir erhoffte. Dass die Kohlewagen Tarnfarbe haben und vor dem Hintergrund kaum sichtbar sind, fällt mir auch erst im Nachhinein auf...
Was nun? Bis zum Personenzug wars noch lange hin, und sonst war keine Bewegung absehbar - also runter nach Otira, vielleicht geht da ja was. Die Brücke in Jacksons hatte ich auch noch im Kopf.
Den Pass runter stresste ich ein bisschen, da ich den Kohlezug keinesfalls verpassen wollte (vorallem wenn man nicht weiss, ob er schon durch ist oder nicht, ist bekanntlich blöd). Der Zug kürzt hier durch den Tunnel ab, aber die Höchstgeschwindigkeit im Tunnel wird bei der Steigung wohl kaum über 60 km/h sein...
In Otira angekommen herrschte im Bahnhof vorallem eins: Gähnende Leere. Uh-oh, evtl. doch schon durch? Die Signale liessen kein eindeutiges Urteil zu. Ich tippte im Zweifelsfalle aber mal darauf, dass die Eisenbahner mal wieder irgendwo was bastelten, und wartete an der nördlichen Ausfahrt des Bahnhofs.
Meine Vermutung war richtig, einige Minuten später kam der Kohlezug eingefahren. Er hielt jedoch schon in der Einfahrt an, zwecks Personalwechsel. Anschliessend passierte nichts mehr, ausser, dass der Bergschatten mir langsam aber sicher ins Motiv wuchs. Blick auf die Uhr, Blick in den Fahrplan: Hmm, die warten wohl auf den TranzAlpine, das wird definitiv nix mehr mit dem Bild hier. Also fix zur Brücke in Jacksons, in der Hoffnung, den TranzAlpine dort noch zu kriegen, obwohl ich dafür eigentlich zu spät war.
Den TranzAlpine traf ich aber unterwegs nirgends an, und ich hatte meistens Blick auf die Strecke, demfall war er wohl noch nicht durch. Gut so. Nach einigen Minuten Warten grummelte es hinten im Gebüsch, und der TranzAlpine tauchte auf. Zwar (wie erwartet) ohne Frontlicht, aber dank dem dunklen Hintergrund trotzdem ziemlich gut!
Nun war es Zeit für den Kohlezug, deshalb stellte ich mich ans andere Ende der Brücke. Doch der Kohlezug kam nicht. Ich rechnete, ausgehend von den Personenzug-Fahrzeiten und einer Kreuzung in Otira mit maximal 40 Minuten Zeit bis zum Kohlezug. Noch bevor diese 40 Minuten rum waren, brummte es... hinten! Zurück über die Brücke gerannt stellte ich mich für den Kohlezug in der Gegenrichtung auf.
Hübsch. Der Zug stellte sich in Jacksons in die Kreuzung, und dann passierte erst mal wieder nichts mehr. Erst eine halbe Stunde später bewegte sich was Gelbes im Gebüsch, und der von mir erwartete Kohlezug kam endlich über die Brücke. Im Nachhinein gesehen ist das Bild aber eine Enttäuschung, auch hier macht die Tarnfarbe der Kohlewagen das Bild etwas kaputt.
Den Kohlezug weiter zu verfolgen wollte ich nicht, denn die guten Stellen wurden da hinten rar, die Fahrstrecken weit und da die Strasse Umwege macht, bestand das Risiko, den Zug zu verpassen. Also Feierabend? Nicht ganz. Auf dem Weg zurück nach Otira gabs ein unbrauchbares Schattenbild des Kohlezuges, aber anschliessend fuhr ich definitiv zurück zur Passhöhe. Unterwegs machte mir ein Splitt-Streu-LKW noch ein Geschenk der besonderen Art, und lieferte eine Ladung Splitt direkt auf meine Windschutzscheibe (das Zeugs soll doch auf die Strasse! WTF?!?), so wies aussieht mit leichten, aber bleibenden Schäden. Mal gucken, was die Vermietung dazu meint :(
Einen Punkt hatte ich nun noch auf dem Programm. Und zwar war die Tankanzeige der Meinung, dass es vielleicht eine gute Idee wäre, mal wieder was einzufüllen. Gegenüber des Bahnhofs gibts eine einsame Zapfsäule, welche vom nahen Kiosk aus bedient wird; das etwas ungewohnte System klappte einwandfrei.
Nachdem das Auto beim Zimmer geparkt war, schnappte ich mir nochmal die Kamera, denn es rumpelte draussen wieder ganz gewaltig, als wieder der 5-Uhr-Kohlezug gegen Westen ankam. Irgendwie erhoffte ich mir auch noch ein Bild der fünffach-Traktion am Zug von Otira, den ich vorhin bei Jacksons fotografiert hatte.
Nun ja, lichttechnisch war das Ganze natürlich nicht der Brüller, aber wenn man an den Reglern schraubt...
Nun wurde erst mal Personal gewechselt, und dann ging das Gebastel los. Die drei Helper wurden abgehängt, und der Kohlezug rechts auf dem Bild zog vor. Aber nicht etwa auf die Strecke raus, sondern in ein Abstellgleis daneben! Es stellte sich heraus, dass die Gleislängen hier für die Kohlezüge garnicht ausreichend sind, und das trotz mindestens einer planmässigen Kreuzung pro Tag. Ein Fall für die Bastelbrüder.
Nun mussten die drei Helper weg. Der Kohlezug, der soeben vorgezogen hatte, blockierte aber noch immer Teile der Bahnhofseinfahrt. Kein Problem, dafür gibts auf der Südseite ein spezielles Helper-Ausziehgleis. Anschliessend konnte der ostwärts fahrende Kohlezug den Bahnhof verlassen.
Ob dann der leere Kohlezug zurückgedrückt wurde oder von den Helpern rausgezogen wurde, habe ich nicht mehr beobachtet, denn langsam wurde es mir zu langweilig und kalt. Fest steht, dass der Zug später den Bahnhof wieder verliess, also nicht etwa da übernachtete. Stattdessen gings zum Abendessen wieder ins Wobbly Kea. Das "Curry des Tages" war noch immer Poulet und schmeckte seltsamerweise exakt gleich wie letztes Mal... was jetzt nicht schlecht ist :)
Nach einer heissen Baileys-Schokolade als Dessert gings dann zurück "nach Hause".