Welcome to Rosamunde Pilcher County... Part 10
Von Peter Hürzeler
11.9.2015Der Tag begann recht früh mit einem recht mageren Morgenessen. Nach etlichen "English Breakfast" war das heutige "Continental Breakfast" einfach nur mager. Zusammen mit dem Zimmerpreis ist für uns das Holiday Inn in Bath keine Empfehlung wert. Aber eben, wir waren gestern froh, dass wir überhaupt ein Hotel fanden.
Erster Anlaufpunkt war die bekannte Morgenstelle in Bath mit Blick auf die Bahnhofsausfahrt. Leider wollte aber das Wetter nicht ganz so wie wir das wollten. Stetig waberte eine Schmodderschicht vor der aufgehenden Sonne durch. Mal war es etwas heller, mal etwas dunkler, wirklich sonnig war es aber bei keiner Zugsdurchfahrt. *grmbl*
Zuerst kam ein dreiteiliger Class 158 mit einem zusätzlichen Class 153 durch:
Beim anschliessenden HST drückte die Sonne stark durch:
Dann ging es aber wieder bergab für die nachfolgenden Regio mit einer Ein-, repsektive Doppeltraktion Class 150
Da keine Aussicht auf Besserung bestand hatten wir genug und fuhren weiter. Wir hatten für den Mittag eine Stelle bei Bedwyn ausgemacht, was noch einige Kilometer Fahrt bedeutete, zumal das Ganze über Nebenstrassen ging. Das Wetter war eher mässig - der Himmel war überzogen von einer Schmoderschicht, welche sich nicht wirklich auflösen wollte. So war das mit dem gestrigen Trip von Ost nach West eigentlich nicht geplant. Schlussendlich blieb uns aber nichts anderes übrig als sich damit abzufinden. Könnte ja auch Regnen oder Nebel haben wie im Osten - zudem: wir sind ja in England... ;)
Wir machten es uns oberhalb der Crofton Locks gemütlich, mussten aber nicht mal lange warten bis ein erster Güterzug dahergefahren kam. Leider aus der falschen Richtung aber was solls. Speziell war dafür die Bespannung. Sieht aus wie eine Class 66 ist es aber nicht! Es war eine Class 59 (eine von gerade mal 15 produzierten Stück!) von Mendip Rail jedoch noch im Anstrich vom früheren Eigentümer Hanson Rail.
Leider blieb die Loknummer unerkannt, kann sich aber nur um 59101, 59102, 59103 oder 59104 handeln ;)
Kurz danach kam noch ein HST durch
Hintergrundkulisse für das Foto spielte übrigens das Crofton Beam Engine House ( Crofton Pumping Station ). Es handelt sich dabei um ein Pumpenhaus für den im Vordergrund durchführenden Kenneth and Avon Canal. Beim Bau des Kanals stand man vor dem Problem, dass beim sich in der nähe befindlichen Scheitelpunkt des Kanals keine Quelle fand, um die notwendige Schleusenkaskade zur Bewältigung des Kulminationspunktes mit Wasser zu versorgen. Man löste das Problem dann mittels einer Pumpstation die etwa 2km weiter Wasser aus dem Kanal und einem Speichersee entnimmt, 12m hoch pumpt und dann mittels einem Speisungskanal dem Scheitelpunkt zuführt. Das Pumpenhaus beherbergt zwei dampfgetriebene Pumpen - beide betriebsfähig. Die ältere und heutige #1 gebaut von Boulton & Watt stammt aus dem Jahr 1812 und war ursprünglich die zweite Pumpe. Die neuere heutige #2 gebaut von Harvey and Co. stammt aus dem Jahr 1846 und ersetzte die ursrpüngliche #1 aus dem Jahr 1810. Im Normalbetrieb wird heute eine Elektropumpe für den Betrieb des Kanals verwendet, es gibt aber mehrmals im Jahr Events, wo die beiden dampfgetriebenen Pumpen angefeuert und betrieben werden.
Zu unserer Freude stiess der Kamin schwarze Rauchwölkchen aus...
Bevor wir uns aber dem Pumpenhaus widmen konnten, drückte noch ein HST, welchen wir bei Bedwyn aufnehmen wollten, was dann auch klappte, auch wenn wir zwischendurch etwas komisch bei unserem Treiben angeschaut wurden. Schlussendlich standen wir halt hoch oben auf einer Brückenmauer...:
Bis zur nächsten Zugsleistung dauerte es nun einige Zeit, so dass wir uns kurzerhand eine Führung durch das Pumpenhaus genehmigten. Wir erfuhren dabei, dass heute aufgrund einer speziellen Gruppenführung die beiden dampfgetriebenen Pumpen angeheizt wurden. Nichtsdestotrotz galten die niedrigeren Eintrittstarife für Nicht-Dampf-Zeiten. Leider verpassten wir es beide entsprechende Fotos im innern zu machen. Die Führung ist aber sehenswert, die Technik der Pumpen sehr interessant. Definitiv ein Besuch wert!
Da nach der Führung noch Zeit blieb genehmigten wir uns im Bistro gleich noch was leckeres Süsses.
Nun stand aber eine Güterzugsleistung an. Wir verschoben uns wieder auf den Hügel gegenüber. Das Wetter war zwar etwas besser, die Sonne drückte, der Schmodder war aber immer noch da als die Class 66 der EWS durchfuhr.
Für die nächste HST-Leistung blieb ich nochmals vor Ort, während David auf Stellensuche plötzlich verschwunden war. Ich machte mich anschliessend auf den Weg nach unten zum Kanal, wo ich dann auch kurz auf David traf, der hier ein Motiv gemacht hat, welches ich mit dem nächsten HST nun ebenfalls verwirklichte.
David hatte sich wieder für die Stellensuche entschieden und versuchte einige hundert Meter weiter was zu machen (Nachtrag: Die Suche war erfolglos, war die Strecke weiter oben doch komplett zugekrautet). Ich blieb gleich hier, liess sich doch für den nächsten HST die Stelle und damit das Motiv variieren.
Dazwischen und danach gab es aber auch Zeit etwas lokale Fauna oder aber den durchaus regen Verkehr auf dem Kenneth and Avon Canal zu fotografieren:
Da nun für längere Zeit nichts mehr anstand, lichtmässig die Stelle langsam aber sicher auch für nichts mehr taugte stand wieder ein Stellenwechsel an. DIE Idee hatten wir für den angebrochenen Tag nicht mehr. Weiter in den Süden war für heute aufgrund der Wetterlage keine Option, Stellen an der Westküste bei Bristol/Cardiff distanzmässig keine Option mehr und so blieb schlussendlich Shrivenham die einzige halbwegs vernünftige Option. Ich war dort die Woche zuvor schon mit Sandro. Die Fahrt dahin sollte aber dauern. Die Ortsdurchfahrt von Marlborough erwies sich als 1A Stauquelle, dahinter liefen wir zwei nicht zu überholenden landwirtschaftlichen Fahrzeugen auf und als wir diese kurz vor Badbury endlich überholen konnten war der nächste Stau bei der M4 Auffahrt auch gleich um die Ecke. So verpassten wir das deutliche blaue Loch bei Shrivenham auch knapp und schon bald nach unserer Ankunft begann es endgültig zuzuziehen. Im Gegensatz zur Vorwoche erwischten wir heute aber knapp einen Kesselwagenzug von DB Schenker mit führender Class 60
Ansonsten war der Verkehr hinsichtlich der Fahrzeugauswahl recht mager. HST, HST und nochmals HST, dazu alle von First Great Western.
Einzig ein Class 66 Lokzug von DB Schenker lockerte das Ganze etwas auf.
Dafür hatten wir Zeit um uns die Wettersituation für die nächsten Tage anzuschauen. Grundsätzlich zog aus Westen ein deutliches Sturmtief auf. Im Süden wars mehrheitlich schlecht. Für Sonne hätte man fast bis nach Schottland fahren müssen, jedoch war auch dort nicht so wirklich sicher ob es denn ebensolche auch hätte.
Eine Option für uns war der Besuch einer Modellbahnmesse in Leamington Spa, waren doch dort ein paar englische Spur-N Kollegen am ausstellen. Mehrmalige Konsultationen von verschiedenen Wetterdiensten gaben aber Anlass zu Hoffnung, besagten die doch mehrheitlich, dass trotz Sturmtief ein Streifen rund um Exeter wolkenlos sein soll. Passt doch für die schöne Meeresstelle bei Dawlish und bringt uns Rosamunde Pilcher County etwas näher, auch wenn wir heute morgen mit Bath durchaus schon was davon gestreift haben....
Wir gingen das Risiko ein und buchten uns mangels Hotels in Dawlish ein solches in Torquay. Bedeutete zwar am morgen eine halbe Stunde Anfahrt aber wenn es in Dawlish nichts hat muss man dies halt in Kauf nehmen. Für heute bedeutete dies aber auch noch einige Kilometer die zu fahren sind. So machten wir uns gerade rechtzeitig auf den Weg. Schon auf dem Weg zum Auto erwischten wir erste Regentropfen und kurz nach Abfahrt regnete es dann richtig. Via M4 ging es bis Bristol wo wir voll in die abendliche Rush Hour kamen und im Stau festsassen. Zu unserem Glück konnten wir aber recht bald in Richtung M5 abbiegen wo zwar immer noch sehr viel Verkehr war, es aber einigermassen zügig voran ging. Unterwegs gab es dann an einer Raststätte mal etwas zu Essen. Immer mehr oder weniger im Regen ging es weiter bis Torquay wo wir gegen 10 abends eintrafen und eincheckten. Wir bekamen ein Zimmer auf dem Erdgeschoss. Spätestens nachdem die ersten Leute draussen vorbeigelaufen sind wussten wir wieso das Zimmer so günstig war. Man hörte deren Unterhaltung fast ungedämpft im Zimmer....
Durch die Fahrerei hundemüde war bei mir aber dennoch bald Feierabend und so war der Schlaf nicht weit weg.