Sommer am Kap - Teil 3

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Mittwoch, 27.01.2016

Sein Auto nachts draußen an der Straße geparkt stehen zu lassen kann in Südafrika gaaaaanz schnell zu einer blöden Idee werden! Neben vielem Schönen hat dieses Land halt auch spezifische dunkle Seiten, auf die man sich einfach einstellen muss.

So tapse ich an diesem sonnigen, aber doch noch etwas kühlen Morgen über diverse Treppen und durch diverse elektrisch gesicherte Tore auf den Hinterhof um unseren fahrbaren Untersatz zu holen.

Ich tapse alleine, denn Nil und ich haben uns getrennt! Nein, nicht für immer, denn schließlich hatten wir mit dem Zimmerwechsel gestern, heute Nacht noch für nötigen Abstand beim Schlafen, und noch mehr beim Schnarchen, gesorgt. Nein, wir haben uns aufgrund der knappen Zeit aufgeteilt. Ich hole das Auto, er erledigt die Formalitäten an der Rezeption. Da wir gestern schon gezahlt hatten, sollte er ja schon an der Straße stehen, wenn ich aus dem Hof gebogen komm….. Tut er aber nicht!

Ja nu, warte ich halt ein bisschen. Und weil es so ein schöner Morgen ist, steige ich aus und laufe die paar Meter in Richtung Bahngelände runter. Unser Hotel befindet sich nämlich genau an der Einfahrt zum Personenbahnhof von Worcester. Bahnblick gab’s vom Zimmer aus zwar keinen, aber das ließ sich verschmerzen, denn die Alternative wäre Zimmer 1 mit dem schmalen Doppelbett gewesen. Definitiv KEINE Alternative. Zu sehen gibt’s nichts, also bahntechnisch wenigstens. Dafür springt mir aber ein Schild ins Auge. So wurden also die Büroeinrichtungen des ehemaligen VEB „Horch und Guck“ nachträglich noch zu Geld gemacht! Ein Skandal!









Nach diesem Akt investigativem Journalismus schlendere ich wieder zum Auto. Mittlerweile geht der Blick im 20 Sekundentakt aufs Handy, denn von meinem Mitfahrer ist noch nichts zu sehen und ich meine fast körperlich zu spüren, wie einige Kilometer weiter mehrere 35er mit einem Güterzug in Richtung Indischer Ozean los hämmern! Es ist nur so ein Gefühl, denn wie gesagt, genaue Fahrzeiten haben wir ja nicht, aber nach weiteren 5 Minuten bin ich mir ganz sicher, dass wir zu spät dran sind.

Endlich kommt er im Geschwindschritt durch die Hoteltür, wuchtet seinen Koffer in den Wagen und beklagt sich lautstark, dass er schon mal schnellere Rezeptionisten erlebt hätte. Gut, hilft jetzt nichts, wir können nur hoffen.

Einmal quer durch Worcester zu müssen beruhigt die Nerven nun auch nicht wirklich. Zwar ist die Stadt nicht riesig und der Verkehr um diese Tageszeit auch noch sehr überschaubar, aber es zieht sich halt doch, und als wir dann endlich draußen auf der Landstraße sind, geht der Blick bei jeder Biegung, bei jedem Hügel fast schon flehend nach vorne, in der Hoffnung das Ende des Güterzugs zu erblicken.

Wie wir wissen sind wir auf der Straße schneller unterwegs als der Zug, wir müssten ihn also einholen sollte er vor uns sein. Oder sind wir wirklich sooo spät dran? Im Kopf werden alle Durchfahrtszeiten der letzten beiden Tage nochmal rekapituliert. Soweit so gut, es müsste noch passen. Aber halt nicht wenn er aus irgendwelchen Gründen heute eher dran war. Und wären es nur 10 Minuten.

Langsam nähern wir uns dem Bahnübergang bei Goree, wo wir den Zug vorgestern zum ersten Mal gesehen haben. Von hinten fahren wir die Stelle an, also nicht den Gleisen entlang, sondern über die Hauptstraße. Ist zwar ein kleiner Umweg, da wir den Hügel auf der entgegengesetzten Seite umrunden wie die Bahn, ist aber schneller und bringt zudem noch einen Blick hinaus in die Ebene. Dort zwischen den Weinfeldern ist nichts zu sehen und wir schöpfen wieder Hoffnung. Also runter zur Bahn und das Auto gleich bei der Stelle am Straßenrand platziert. Alles wäre angerichtet: tolles Morgenlicht, blauer Himmel, sogar der Mond ließe sich noch mit aufs Bild bringen. Nur der Zug fehlt! Schade das mir die Idee, dass heute Morgen noch der Voorbaai-Zug in den Ablaufplan passen könnte, erst unter der Dusche gekommen ist. Ansonsten hätten wir auf dem Rückweg vom Essen noch Hölzchen stecken fahren können. Wäre eine gute Entscheidungshilfe gewesen.

„Kann man euch helfen?“, diese Frage kommt vom Fahrer eines weißen Pickup der neben uns gehalten hat. Wir verneinen mit dem Hinweis, dass wir hier nur auf den täglichen Güterzug warten.
Hm, meint er, den hätte er heute noch gar nicht gehört! Zuversicht keimt in uns auf durch die Bestimmtheit mit der er das sagt. Denn er scheint einer zu sein, der den Zug zumindest bewusst wahrnimmt und keiner von der Sorte „….was, hier fährt noch etwas?“.

Die Zuversicht verschwindet aber die kommenden Minuten genauso schnell wieder, wie sie zurückgekehrt war, denn alles was dieselt sind LKW auf der nicht allzu weit entfernten Hauptstraße. Wir geben uns und dem Zug noch eine deadline, überschreiten diese in gewohnter Manier um eine Viertelstunde, nur um ihn auszutricksen, und fahren dann los. Ohne Hast, denn das Zeitfenster bis zum Tourist aus Johannesburg ist groß genug, aber auch nicht ohne die Strecke aus den Augen zu lassen. Vielleicht kommt er uns ja entgegen.

Doch nichts passiert. Und auch wenn es ein paar kurze Abschnitte gibt, wo ein Güter- und erst Recht ein Lokzug mühelos durchschlüpfen könnten, wächst bei mir die Gewissheit, wir waren heute Morgen einfach zu spät dran… *grmbl* Voll blöd dass!

Ereignislos geht’s jetzt wieder an Worcester vorbei und dem Hexrivier entlang nach Osten. Wir haben diesmal diesen Weg gewählt, bietet er doch die Chance einen zufällig vorbeikommenden Güterzug fotografisch zu verarzten…. *hahahahuhuhuhihihi* ….. einen zufällig vorbeikommenden Güterzug? Was sind wir doch für optimistische Spaßvögel!

Ziel unserer Fahrt ist Touwsrivier. Dort an der Bahnhofsausfahrt besteht nämlich fast die einzige Möglichkeit um zu dieser Zeit einen Westfahrer mit einigermaßen Licht umzusetzen. Die Stelle ist zwar alles andere als der Brüller, aber man nimmt halt was man kriegen kann! Warum fahren eigentlich alle Nachtzüge der Welt gefühlt immer so, dass sie aus der Sonne kommen??? It’s magic!

Kurz hinter unserem Standort zweigte übrigens in früheren Jahren die Stichstrecke nach Ladysmith ab, die sich 144 km durch die kleine Karoo zog. Durch ein Hochwasser 1981 auf gut 40 km zerstört, wurde sie nie wieder aufgebaut. Kaum vorstellbar, im trockenen Hochsommer hier stehend, dass es hier Niederschläge mit solchen Folgen gibt.

Mit dem ehemaligen Vorhandensein dieser Strecke sind auch die ausgedehnten Anlagen erklärt, die es in Touwsrivier einmal gab und deren Reste man noch heute bewundern kann. Gab es doch mit der Stichbahn nach Ladysmith und dem nahen Hexrivier Pass genug zu tun.

Nil wollte ja eigentlich etwas weiter vorne stehen, noch vor dem Bahnübergang, in der Geraden bei der Ausfahrt. Doch zum einen gäb’s hier Licht nurmehr für nen Nasenschuss, zum anderen hängt dort einiges an Gelichter herum, welches ich nun nicht unbedingt als Gesellschaft brauche. Einen dieser Herren musste ich eben sogar umfahren, da er sich für sein, wahrscheinlich alkoholdösiges Vormittagsschläfchen, ausgerechnet die Fahrbahn der Straße ausgesucht hatte. Ich war aber ganz leise und habe ihn nicht aufgeweckt. Man soll beim Schlafen ja niemanden stören.

Während wir von den Vorbeifahrenden beäugt werden „Was machen die da?“ , äugen wir unsererseits in immer kürzeren Abschnitten auf die Uhr „Eigentlich sollte er schon da sein! Kommt der nun auch nicht, wie sein Kollege vorgestern?“.

Aber diesmal steht nirgends was von peak season geschrieben und einmal meinen wir auch etwas tuten gehört zu haben. Dann herrscht aber wieder Stille!

Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit erlöst uns das Rauschen von Lüftern. Man hört förmlich die Mühe, die es die Loks kostet, den Zug nach dem Halt in Touwsrivier wieder in Bewegung zu setzen. Laut Gehöranalyse würde ich sagen *bingo* das hört sich verdammt nach 6E an! Und wirklich, dass was ums Eck gekrochen kommt, lässt meine Mundwinkel nach oben schnellen!





Mit dem Tourist von Johannesburg nach Kapstadt verlassen E1364 und E1816 Touwsrivier. Während die führende Maschine im „Spoornet Orange“ unterwegs ist, trägt die hintere Lok die Lackierungsvariante „Maroon“.






Nochmal ein Blick auf die beiden Oldies bei der Ausfahrt aus Touwsrivier.





Den wollen wir nochmal, dass ist klar. Nicht ganz klar ist uns wo! Denn wie gesagt ist die Krux die, dass es fast nirgends Stellen gibt, wo man den Zug noch mit Licht auf der Seite oder gar auf der Spitze erwischen kann. Erst hinter den letzten Bergen, schon auf Wellington zu, wäre dies der Fall. Und das ist absolut keine Option, denn der Blue Train ist ja schon unterwegs in unsere Richtung.

Für uns geht’s aber erstmal wieder quer durch ganz Touwsrivier zurück zur Hauptstraße. Hier heißt es Geschwindigkeit aufnehmen und immer wieder einen Blick nach links werfen. Unglaublich, schon nach kurzer Zeit sind wir wieder auf gleicher Höhe mit dem Zug. Und das obwohl wir eine Ortsdurchfahrt und einen weiten Bogen, teils in der Gegenrichtung fahrend, hinter uns haben. Soviel zum Thema Tempo. So gesehen müsste es sich ausgehen, dass wir den Zug unten an den Tunneln wieder überholt haben. Doch andererseits, er hat die deutlich kürzere Strecke. Naja, wir werden sehen.

Während ich mich auf den Verkehr konzentriere und Ideen für mögliche Standorte einwerfe, arbeitet Nil am Handy. Dort in die Karte vertieft, kalkuliert er die Chancen auf Seitenlicht bei allen in Frage kommenden Stellen. Schließlich bleibt nur das Stück zwischen den Tunneln 3 und 2, mit Standort oben an der alten Trasse. Die Idee „quer über den See“ zwischen Almeria und De Doorns hat er mir mit Hinweis auf fehlendes Seitenlicht erfolgreich ausgeredet.

Runter von der Straße und rauf auf die Schotterpiste. Ach, ganz meine Welt! Oben angekommen stellen wir uns auf, fluchen etwas über die Erbauer der Stromleitungen unter uns und harren geduldig unter den Blicken des Anwohners auf den Zug. Unvermittelt sind wir wieder zur Attraktion geworden.

Endlich schleicht der Tourist heran und lässt sich von uns ablichten.




Auf Höhe der alten Trasse stehend, geht der Blick hinunter ins Tal wo E1364 und E1816 mit dem Tourist nach Kapstadt gleich in Tunnel 2 verschwinden werden.





Husch, husch ins Auto und hinab den Berg, denn der Blue Train naht. Bei der Verspätung, die der Tourist mit sich mitschleppt, besteht durchaus die Möglichkeit, dass die beiden Züge schon in De Doorns kreuzen. Wäre ganz schlecht für uns, denn wir wollen fürs erste Bild nochmal auf die Brücke bei Orchard. Also lasse ich unseren Franzosen über den Schotter fliegen und reihe mich, unten angekommen, hurtig in den Verkehr auf der Hauptstraße ein. Nie was los auf dieser Eisenbahn und wenn doch, dann hat man gleich Hektik *grins*

Kurz brandet am See nochmal die Diskussion auf „wäre hier Licht gewesen oder nicht“, wohl eher nicht, dann passieren wir auf Höhe der schon gezeigten Siedlung das Spalier der Obstverkäufer. In seltsamer Knickstellung stehen sie da, ab der Hüfte gebeugt, den Allerwertesten weit nach hinten gestreckt und auf dem langen Arm Obstkisten in die Fahrbahn haltend. Meist Trauben sind es die sie anbieten, aber auch andere Früchte, und das nur wenige 100 m hinter den hier überall an den Plantagen hängenden Warnschildern „kaufen sie kein gestohlenes Obst“! Ein Schelm wer Böses dabei denkt! *grins*

Während ich die lebenden Obstständer elegant umkurve, versucht Nil den Personenzug zu erblicken. Und, was noch wichtiger ist, ob er in De Doorns zwecks Kreuzung zu Halten kommt. Ne, kommt er nicht, er fährt langsam aber beständig weiter. Langsam ist gut, langsam ist sehr gut, denn vielleicht erwischen wir ihn an der Brücke ja dann sogar noch ein drittes Mal. Aber dafür müssen wir erst von der Hauptstraße runter und uns dann durchs Industriegebiet friemeln. Das zieht sich! Und wer mich und meine vorschriftsgerechte Fahrweise kennt kann erahnen, dass Nil in dem Moment auf den Nägeln kaut. Haben wir’s trotzdem geschafft? Naaa klaaar, wir sind sogar so früh da, dass ich mich noch fast überfahren lassen kann! Mal wieder auf die falsche Straßenseite zuerst geschaut und erst durch Nils Warnruf zum Bremsen gebracht, um mich dann anschließend auf die Leitplanke zu wuchten, zwecks besserer Sicht.





Trotz einer Körpergröße von 1,88 cm und einer Leitplanke als Leiterersatz schaffe ich es nur ganz knapp den Zug einigermaßen buschfrei zu bekommen. Findet sich denn hier in diesem Land keiner der Mal das Grünzeug schneidet? *grins* Wo ist „Huusmeister Kaczmarek“ wenn man ihn mal braucht?!?





Wer mit der kleinen Anspielung in der Bildunterschrift jetzt nichts anfangen konnte, dem sei eine Internet-Suche unter Einbeziehung der „Bläck Fööss“ empfohlen und er wird verstehen.

Durchfahrtszeit 12:04 Uhr bedeutet, der Blue Train ist nicht weit. Gekreuzt wird vermutlich gleich ums Eck in Sandhill. Also rüber auf die andere Straßenseite und wieder hoch auf die Leitplanke. Diesmal aber mit dem Auto als Stütze. Steht sich doch gleich angenehmer! Oder auch nicht! Brennt doch das mittlerweile heiße Blech ganz schön an der Rückfront. Doch ein richtiger Eisenbahnfotograf liebt es ja zu leiden. Zudem dauert es nicht lange und zwischen den Weinstöcken zeigt sich die noble, blaue Schlange eines der weltbekanntesten Luxuszüge. Der Blue Train naht.




Vorbei zu sein scheinen die Zeiten der klassischen 6E oder der Zweisystemloks aus dem Hause SLM. Die Traktion des Blue Train haben mittlerweile die modernen 20E aus chinesischer Produktion übernommen, die mit ihrer kantigen Kastenform aber zugegebener Maßen sehr gut zu den Wagen passen. Die der Lackierung des Luxuszuges angepasste Farbe einiger, für die Bespannung vorgesehener, Maschinen, wie hier 20 032 und 031, verstärkt diesen Eindruck noch.





Ich gebe zu, so heimlich, also ganz heimlich, hinten so, im letzten Winkel, hatte ich schon gehofft trotz allem besseren Wissens SLM-Maschinen vor dem Zug zu erleben. Aber nach einem Brand sind die wohl alle von dieser Leistung abgezogen worden.

Zum traurig sein bleibt aber keine Zeit, wir wollen den Zug bei Almeria nochmal haben. Drum geht’s schnell wieder zurück auf die Hauptstraße, wobei die Baustelle, die der Zug passieren muss, unser Gewinner sein kann, dann noch das Obstspalier passiert …. Äh, wie? ….. äh, ich mein natürlich das Spalier der Obstverkäufer, und schon sausen wir durch die Büsche hin zur Bahn.




Nochmal zeigt sich der Luxuszug in seiner ganzen Eleganz. Während die beiden führenden Maschinen brandneu sind, hat die nachlaufende Wagengarnitur nun doch schon ein paar Jährchen auf dem Buckel.























Im Gegensatz zum Tourist gestern zieht der Blue Train ohne Halt im Betriebsbahnhof Almeria durch. Egal, wir wollten ihn eh nichtmehr verfolgen. Denn nur ca. eine dreiviertel Stunde später steht ein Tourist auf dem Plan. Ihr wisst schon, der der gestern nicht gekommen war. Und den wollen wir an der „Seestelle“ verarzten. Heut mit schön Licht, schönem Farbenspiel und ohne Hektik und Sauerstoffzelt. Diesmal fahren wir auch ein Stückchen weiter hinten auf’s Gelände und bis fast zum Damm. Zum einen ist es so bequemer, man muss ja schließlich mit seinen Kalorien pfleglich umgehen, zum anderen wollen wir nach dem Foto sofort weiter. Ein zweites Mal soll der Zug nämlich in Touwsrivier auf den Chip kommen.




Sieht doch mit Sonne gleich ganz anders aus. E1555 und E1552 vor dem Tourist nach Johannesburg, aufgenommen zwischen den Hex-River Tunneln 2 und 3.





Die beiden orangen Maschinen an der Zugspitze kommen gut. Und noch besser kommt, dass das schon unser drittes 6E-Pärchen vor dem 4. Personenzug war!

Ach und bevor wir schnell die steile Böschung zum Auto hinunter laufen schaut nochmal genau hin, die Stelle hier ist der Gegenblick zum Standort für das Bild des Westfahrers von eben! Ihr wisst schon, dass von der alten Trasse hinunter ins Tal!

Aber nun los, trödeln gilt nicht! Hopp, hopp runter über den Hang, aber Vorsicht, nicht ausrutschen, Mensch Vorsicht hab ich gesagt *tststs* und jetzt schnell ins Auto! Der Zug hat schon wieder ordentlich Vorsprung und wir wollen doch in Touwsrivier noch kucken, ob was an der Einfahrtskurve zum Bahnhof geht.

Ne, geht nicht! Und auch nicht von der Fußgängerbrücke, die auf Höhe der ausgebrannten Ruine des Bahnhofsgebäudes über die Gleise geht. Zu hohe Wände und zu viele Masten an den ungünstigsten Stellen. Also wieder runter, während im Hintergrund schon vernehmlich der Zug rollt. Zu allem Übel ist straßenseitig noch ein hoher Betonzaun angebracht, durch den man zwar seine Kamera stecken kann, um sie dann am gestreckten Arm irgendwo hin zu halten, aber eben nicht einstellen und zielen. So werden die erhofften Bilder mit Brücke, Bahnsteig und Ruinen nur Mus.

Also wieder ins Auto und immer an der Wand, oder besser, dem Zaun lang. Und irgendwann hört der dann auch auf. Direkt an der Ausfahrt des Personenbahnhofs, kurz hinter einer ehemaligen Güterrampe, die wir nun ganz gemütlich erklimmen können. Denn Eile ist eigentlich nicht geboten. Hier in Touwsrivier findet allem Anschein nach der erste Personalwechsel statt. Also harren wir der Dinge und schauen was passiert. Und nach etlichen Minuten Standzeit geht es dann auch endlich weiter.

Die Lüfter springen an und mit singenden Motoren bringen die beiden Oldies die lange Leine des Tourist langsam wieder in Fahrt. Lasst uns mal die Gelegenheit nutzen, dabei nicht nur die Zugmaschinen anzusehen, sondern auch einen Blick auf die Wagen zu werfen.




Ordentlich was zu ziehen haben E1555 und E1552, als sie den Tourist nach Johannesburg aus dem Bahnhof von Touwsrivier ziehen.






Sie sind die südafrikanischen Elloks schlechthin, die Maschinen der Reihe 6E! Im Jahr 1974 gebaut haben E1555 und E1552 schon einiges erlebt. Leider neigt sich nun ihre Einsatzzeit rapide dem Ende entgegen.





Auch die Wagen sind nicht mehr die taufrischesten und wer weiß, vielleicht kann der ein oder andere von ihnen sich noch daran erinnern wie es war, hinter einer Dampflok durch Südafrika zu rollen…..




























Dort wo wir stehen, fächerten die Gleisanlagen in früheren Jahren übrigens nochmal richtig auf. Die Reste der Anlagen und die Eintragungen auf der Karte lassen vermuten, dass sich hier nicht nur das Betriebswerk, sondern auch ein Güterbahnhof befand. Die schon erwähnte Zweigstrecke nach Ladysmith und der nahe Hex-River Pass, der ein Schwächen oder Verstärken der Züge notwendig machte, sorgten sicherlich für genügend Beschäftigung.

Jetzt ist der Großteil des Geländes Brachland, so auch die Güterrampe unter unseren Füßen. Hier wurde schon ewig nichts mehr verladen. Dafür hat man jetzt Ruhe um sich über das weitere Tagesprogramm auszutauschen. Wir könnten hier jetzt noch etwas warten, in der wohl eher unbegründeten Hoffnung, dass man dem Personen- einen Güterzug hinterherschickt, oder wir könnten ganz gemütlich aufbrechen und gen Malmesbury rollen um dort zwecks Fotostellen für den Dieselzug zu schauen. Wir haben zwar etwas im Netz gesehen, aber sind auch der Meinung, da müsste doch noch was anderes gehen.

Die Wahl fällt ohne große Diskussionen auf „gemütlich von dannen machen“! Die Erfahrung hat einfach gezeigt, dass hier auf einen Güterzug zu warten oder zu hoffen, pure Zeitverschwendung ist. Die Wahrscheinlichkeit dafür tendiert eher gen Null. Gesagt getan, gut eine Entscheidung gibt es noch, denn wir hätten die Wahl zwischen „Hauptstraße“ und „ganz hinten rum über die Berge“. Auch hier gehen wir auf Nummer sicher und entscheiden für die in Teilen uns bekannte Route.

Kurzer Check: Wetter? Gut! …. Laune? Gut …. Weil Ausbeute? Gut! …. Also mal ehrlich, drei 6E-Pärchen innerhalb von zwei Tagen, damit hätte ich ja jetzt nicht gerechnet!

So rollen wir, an diesem herrlichen Sommertag, mit offenen Fenstern gemütlich durch die Karoo und hinunter ins Tal des Hexrivier. Sorry, ist find’s so nett den Namen einmal auf Englisch und einmal in Afrikaans zu schreiben. Also bitte nicht wundern! *grins*

Gesprächsthemen haben wir auch genug. So philosophieren wir, wofür um alles in der Welt, betrachtet man den in Südafrika noch vorhandenen Personenfernverkehr, braucht PRASA die ganzen neuen Lokomotiven die sie bestellt haben? Vierfachbespannung? Oder will man gar den Personenverkehr wieder ausweiten und die eingestellten Routen erneut befahren? Unwahrscheinlich! Aber dann sollte man vielleicht auch mal an die Wagen denken. Wie man auf den Bildern weiter vorne unschwer ersehen kann, haben sie doch auch schon einiges an Jahren runter und entsprechen sicher nicht mehr den modernen Standards. Und vor allem, und das ist das größte Mysterium überhaupt, wo wohl will man bitte schöne mit dem Ausflugsschiff hin, das, per Schwerlaster transportiert, gerade vor uns rechts abbiegt, immer weiter hinein in die trockene Karoo???

Fragen über Fragen!

Hinter Worcester betreten oder befahren wir dann Neuland. Immer Ausschau haltend nach evtl. Fotostellen rollen wir mehr oder weniger der Hauptstrecke entlang, in Richtung Tulbagh, immer im flachen Talgrund, der hier flankiert wird von hohen Bergen. Dort in der Nähe zwängt sich die Strecke Johannesburg – Kapstadt durch eine enge Schlucht, um dann hinaus zu kommen in die wellige Ebene vor dem Meer.









Die Schlucht ist auch ein Grund warum wir diese Route genommen haben. Wir wollen uns hier am vorletzten Tag nochmal mit einem Personenzug verlustieren. Und da man sich die Stelle erlaufen muss, ist es gut, wenn man sich vorher die Örtlichkeiten schon mal gesehen hat.

Und wo wir heute noch hin wollen? Hab ich das nicht gesagt? Oh! Entschuldigung! Heute ist DER erklärte Personenzugtag auf unserer Tour. Drei davon haben wir ja schon auf der Hauptstrecke erlegt. Nun steht noch ein Highlight aus, der Diesel geführte Personenzug Malmesbury- Kapstadt. Dieser fährt pro Richtung nur einmal am Tag. Frühmorgens ab Malmesbury hin und spätnachmittags ab Kapstadt wieder zurück. Der Zweck: Pendler in und aus der Stadt zu bringen! Bei einem 24 Stunden Takt definitiv kein Zugangebot für notorische „Zuspät-Kommer“. Wenn Du hier verschläfst, musst du deinem Chef beibringen, warum du gleich einen ganzen Tag zu spät dran bist. Wer möchte da noch über 10 Minuten Verspätung bei den S-Bahnen in München oder Berlin jammern?

Aber zurück zum hier und jetzt. Diesel und Personenzug! Eine Kombination die in Südafrika mittlerweile großen Seltenheitswert hat, wenn sie zwischenzeitlich nicht sogar einmalig ist. Von der Metro in East London mit ihrem Mischbetrieb einmal abgesehen. Schon alleine das ist Grund genug mal vorbei zu schauen. Und das Malmesbury sich auch noch wunderbar in den Weg nach Langebaan einbauen lässt, kommt noch dazu! Da übernachten wir nämlich, denn morgen soll es dann an die OREX, die Erzbahn von Sishen nach Sladanha gehen.

Übrigens, wer sich die Züge mal geben will, der sollte unbedingt im südafrikanischen Sommer auf die Pirsch gehen. Ansonsten wird’s nämlich in Sachen Beleuchtung eher mau, da in den anderen Jahreszeiten die große Leuchtkugel um diese Tageszeit schon im Meer baden gegangen ist.

Wir rollen aber noch durch herrlichsten Sonnenschein, auch wenn sich hinter uns über den Bergen etwas zusammenbraut, und wenden uns in Hermon in Richtung Westen. Hier im Bahnhof zweigt auch die Dieselstrecke nach Porterville ab. Laut Infos die ich im Netz gelesen habe angeblich derzeit ohne Verkehr. Eine Feststellung die ein paar Tage später aber durch eine Sichtung unsererseits erschüttert wird. Passiert uns doch bei Wellington ein kurzer Kühlzug mit zwei 35er davor. Wäre doch prädestiniert für eine Leistung von dieser Strecke, sind doch hier auch einige Gewerbeanschlüsse die passen würden. Aber das ist alles Spekulation.

Nach einigem Gezockel sind wir da. Zwar kommt man auf den meisten Straßen in Südafrika ziemlich zügig voran, darf man doch oft genug legal mit 120 km/h auf Landstraßen unterwegs sein die bei uns definitiv auf 80 beschränkt wären, trotzdem sind die Distanzen nicht zu verachten. Immerhin schaffen wir es noch mit ordentlichem Zeitpuffer in Malmesbury einzulaufen. Und den brauchen wir auch, denn die Baustelle einer Schnellstraße mit den daraus resultierenden Umleitungen bringt uns total aus dem Konzept. Malmesbury liegt übrigens an der Strecke nach Bitterfontain und zeichnet sich durch einen Spitzkehren Bahnhof aus.

Den hätten wir uns gerne angesehen, doch besagte Umleitungen machen uns einen Strich durch die Rechnung und nach einigem Hin und Her finden wir uns auf der Schnellstraße wieder. Genau da wo wir nicht hin wollten. Ziel war eigentlich die kleine Straße parallel zur Eisenbahn. Dorthin lotst mich Nil nun mittels Osmand.

Wieder unten an der Strecke wird uns klar, unsere Extratour einmal außen rum hat uns definitiv keine Zeit gekostet. Die kleine Straße entlang der Bahn ist nämlich soweit das Auge reicht eine Baustelle. Und wir dürfen erstmal nicht rauf. Ein etwas dubioser Absperrposten mit Container vor dem fünf Personen, mehrheitlich weiblich, lümmeln, ein paar orange Hütchen und ein Stopp-Schild gebieten uns Einhalt. Wir sind begeistert und erstarren wie befohlen an Ort und Stelle. Die Einheimischen sind weniger fasziniert und lassen die Stoppstelle einfach links liegen, überholen uns rechts über die Gegenspur und entschwinden gen Baustelle! Nanu? Machen wir was falsch und dienen gerade der Belustigung? Unsicherheit keimt auf! Aber egal, wir bleiben hart und halten unsere Position. Gut so, denn keiner lacht und am Ende, nachdem man uns lange genug ignoriert hat, werden wir belohnt und erhalten ganz offiziell die Genehmigung zur Durchfahrt. Also rauf auf die Baupiste.




Immer an der Bahn lang! Baupiste zwischen Malmesbury und Kalbaskraal.





Warum man hier baut wird uns schlagartig klar, als die Baupiste endet und wir wieder Teer unter den Rädern haben. Und dieses schlagartig meine ich durchaus wörtlich! Es knallt fürchterlich und wir beide erheben uns in einer unvergleichlichen Eleganz von unseren Sitzen, schweben eine Weile und nehmen dann wieder Position ein!

Es ist unglaublich! Die Straße, oder besser das was diesen Namen trägt, ist so wellig und mit Hubbeln durchsetzt, dass mehr als 40 km/h schon Suizidgedanken unterstellen lässt. Oder zumindest die Absicht, den Leihwagen im Kübel zurück zur Autovermietung zu bringen. Sowas hab ich noch nicht erlebt. Ein gutes hat es! Bei dem auf und ab stören die paar Schlaglöcher nun auch nicht mehr *bääm* …… upps, oder doch? Mehr in Flug- als in Sitzhaltung erreichen wir Kalbaskraal und bei dem was ich da sehe bleibt mir der Mund offen stehen. Kommt man zwischen den Bäumen durch, dann liegt es vor einem, das Gleisdreick gleich an der Bahnhofsausfahrt, nein eher noch in der Bahnhofsausfahrt, an dem die Dieselstrecke nach Saldanha von der Linie Kapstadt – Bitterfontain abzweigt. Hier oberhalb bei den Bäumen stehen, während ein Kesselzug in Richtung Meer in einem fast im 90° Gradwinkel abbiegt. Ein Traum! Ein Traum zu dem nur noch ein Güterzug fehlt.

Aber auch der Rest des Bahnhofs kann sich sehen lassen. Jedes Eck hier atmet Nostalgie. Das ist was für Chrissi und da will er nachher für ein Foto hin! Ganz egal wo wir vorher stehen. Und um die Chancen dafür zu kalkulieren, läuft bei der Fahrt zum eigentlichen Fotopunkt die Zeit mit. Erst über Schotter, dann über Schlaglöcher gefasst mit Teer geht es weiter. Nicht gut, aber besser wie vor Kalbaskraal und mit der Möglichkeit, mit einer reaktionsschnellen Slalomfahrt ordentlich Strecke zu machen. Klipheuwel wird sich noch angeschaut und Nil meldet seinerseits hier Ansprüche an, wird schwer alles unter einen Hut zu bekommen, dann ist unser Ziel Fisantkraal erreicht. Dort am Rande eines riesigen Townships wollen wir auf einer Brücke über der Bahn warten. Eingequetscht zwischen der Leitplanke und der Straßenbegrenzung stehen wir am Standstreifen und warten auf die Metro 2677, so nämlich die Nummer des Zuges. Und der trödelt mal wieder und lässt sich Zeit. Nichts für meine Nerven, warte ich doch sekündlich darauf, dass ein Auto neben uns hält und ein höflicher Mensch in Uniform fragt, ob wir schon von sowas wie einer Straßenverkehrsordnung gehört hätten. Denn anders als in Orchard ist das hier eine Hauptstraße. Doch die bemützten die uns passieren stört unser hier sein anscheinend wenig, denn sie lassen uns allesamt links liegt und endlich zeigt sich auch der Zug am Ende der langen Geraden.




Mit ordentlich Verspätung erreicht der abendliche Pendlerzug Metro 2677 den ehemaligen Bahnhof von Fisantkraal. 35-046 und 35-034 haben ihn von Kapstadt her ins Hinterland gebracht.






Kaum zum Stehen gekommen, quillt eine schier unglaubliche Zahl an Menschen aus den Wagen und macht sich auf den Weg in Richtung Township.





Nicht nur wegen evtl. ärgerlicher Mützenmänner war das Warten auf den Zug ein Nervenspiel. Am Himmel hatten sich nämlich unliebsame Kollegen ausgebreitet. Die dunkle Front über den Bergen sorgte langsam aber sicher für einen Rückstau, der sich immer mehr zu uns und in Richtung Sonne ausbreitete. Nur ein kleines Stück trennte uns bei den Fotos von der Finsternis.




Mächtig blubbernd und rotzend verlassen die beiden Maschinen mit ihrem Zug Fisantkraal um weiter nach Malmesbury zu rollen. Mittlerweile sind die meisten der ausgestiegenen Pendler schon in Richtung Township verschwunden, dessen Ausläufer man hinter den Bäumen sehen kann.





Wir machen uns auch auf den Weg. Nicht weit weg gibt es einen Blick über die Felder. Ideal für Teleaufnahmen! Nur blöd wenn man keines dabei hat oder besser gesagt nur eins für die Reservekamera, dabei aber zu faul ist die raus zu pulen und umzurüsten. Dabei müsste man sich nicht mal eilen, denn der Zug ist nach gut zwei Kilometern in Mellish schon wieder zum Halten gekommen. Und da steht er nun, und steht, und steht, bis er endlich wieder anrollt. Von uns festgehalten mit finsterem Hintergrund und unter gekonnter Auslassung diverser dunklen Stellen in der Landschaft, standen wir doch aufgrund des immer stärker werdenden Wolkenzugs zwischenzeitlich einige Male im Finsteren.




Gibt es im Osten von Kapstadt ausgedehnte Weinanbaugebiete, ist der Norden von Landwirtschaft auf Großflächen geprägt. Die abgeernteten Felder sind ein Indiz dafür, dass sich um diese Zeit der Hochsommer so langsam dem Ende zuneigt.





Super, da hat das doch mit Licht geklappt. Dann mal weiter im Text. Jetzt wird Nil übermütig, denn er will unbedingt noch ein Bild bei der Einfahrt in Klipheuwel. Bedenken meinerseits, dass uns das das Bild in Kalbaskraal kosten könnte, findet er unbegründet. Also drücke ich auf die Tube. An der Brücke angekommen sehen wir, der Zug war schneller als gedacht. Es bleibt gerade noch Zeit ihn raus zu lassen, für mich würde es mit parken und aussteigen schon zu knapp. Darum drehe ich schon mal und sammle ihn anschließend gleich wieder ein. Die Aktion war ein Schlag ins Wasser, denn die Strecke war schon zu sehr verschattet. Das Ganze hat nur Zeit gekostet. Trotzdem sollte es bis Kalbaskraal locker reichen.

Doch keine Ahnung wie er es geschafft hat, ob er einen Turbo gezündet hat oder ob der Lokführer eine Abkürzung kennt, wie wir nach einem ordentlichen Tiefflug über die Schlaglochpiste am Bahnhof in Kalbaskraal ankommen steht der Zug schon da. Eigentlich unmöglich der Strecke nach zu urteilen und den beiden Halts die er noch absolvieren musste, aber doch Realität. Und die vielen Menschen die sich gerade in den Seitenstraßen verlaufen bedeuten auch, er steht schon länger und wird sich wohl gleich wieder in Bewegung setzen. Also rasant vorbei am Bahnhofsgebäude, vor dem Bahnübergang am Schenkel des Gleisdreiecks eine Vollbremsung vom Feinsten hingelegt, unter den erstaunten Augen der Passanten aus dem Auto gehechtet und in den Stacheldrahtzaun neben dem Bahngelände geworfen.




35-046 und 35-034 im Abzweigbahnhof Kalbaskraal. Gerade verlassen die letzten dort ausgestiegenen Reisenden die Station.





Nochmal die ganze Szenerie aus einer leicht anderen Perspektive. Gleich hinter den Fotografen, ca. 20 Meter entfernt, liegt die diesseitige Weiche des Gleisdreiecks. Dort zweigt die Strecke in Richtung Saldanha ab. Hier hat ein Eisenbahner Stellung bezogen, wartend dass der Personenzug durchrollt, denn schließlich werden auch hier alle Weichen vor Ort per Hand gestellt.





Taadaa! Für mich der Höhepunkt des Tages! Eines tollen Tages wie ich feststellen muss! Denn eigentlich hat alles geklappt. Und hätten wir heute Morgen auch noch den Güterzug erwischt, dann wäre es ja direkt ein Gigantentag geworden!

Warum diese Euphorie? Naja, zum einen kann sich die Ausbeute heute durchaus sehen lassen, zum anderen hatten wir Irrsinnsglück mit dem Gewölke. So war das Sonnenbild hier zum Abschluss auch keine Selbstverständlichkeit. Den größten Teil der Strecke waren wir zurück zu nämlich im Schatten einer Wolkenfront gefahren und erst in Kalbaskraal hatten wir deren Spitze erreicht. Hat zwar nicht mehr für Volllicht gereicht, aber, wie ich finde, für eine coole Lichtstimmung!

Und kurz nachdem wir die Kameras haben sinken lassen, um dem Zug bei der Ausfahrt zu- und nachzusehen, ist Licht aus! Ach wer übrigens jetzt glaubt, dass die Wagen leer waren, nachdem was an den letzten Haltestellen so alles an Massen aus ihnen herausgequollen ist, der irrt gewaltig. Ein Blick durch die Fenster lässt nur Gesichter und Körper erblicken. Unglaublich diese Auslastung, aber andererseits auch kein Wunder, bei einem Zug am Tag!

Für uns ist jetzt Feierabend, oder besser leider noch nicht. Also fotografisch schon, doch wir müssen bis zu unserem Hotel noch eine ordentliche Strecke fahren. Und das ist nochmal richtig mühsam. Nicht nur wegen der schnell hereinbrechenden Nacht, sondern eher wegen dem Zeitdruck den wir mal wieder haben. Denn die Rezeption unserer Ruhestatt macht um 21.00 Uhr dicht und das Navi meint, es geht sich gerade so aus, mehr oder weniger! Was es aber nicht weiß ist, dass auf der Hauptstraße gebaut wird und das heißt Einspurverkehr mit wechselseitigem Anhalten. Da nagt der kleine Zeitfraß aber mal wieder ganz ordentlich! Und gegessen haben wir auch noch nichts!

Irgendwie schaffen wir es aber doch noch. Kurz vor knapp, will meinen, wenige Minuten vor 21.00 Uhr poltern wir an den Counter. Und dort werden wir freundlich empfangen, man zeigt uns unser Zimmer und legt auch in der Küche ein gutes Wort für uns ein, damit wir noch etwas zu essen bekommen. Nur der Kellner schaut etwas sparsam, hat er sich doch wohl schon auf den verdienten Feierabend gefreut. Traditionell bestellen wir „local beer“, bereuen diese Entscheidung aber gleich nach dem ersten Schluck. Ein Teufelszeug das nach allem schmeckt, nur nicht nach Bier. Der Name „Bone Crusher“ hätte uns doch eine Warnung sein sollen. Zum Essen gibt’s das unvermeidliche Steak, diesmal mit leckerer Senfsauce und wir genießen die Laue Nacht am Meer, liegt doch unser Hotel gleich oberhalb der Bucht, an der auch der Tiefwasserhafen Saldanha liegt, mit seiner Erzverladestation und damit dem Endpunkt der OREX.

Müde, gesättigt und zufrieden machen wir uns auf dem Weg ins Bett, nicht ohne vorher ein ordentliches Trinkgeld beim Kellner gelassen zu haben, als Dank, dass er uns auf Kosten seines Feierabends vor dem Hungertod bewahrt hat. Und als ich mich schließlich einrolle kann ich mir ein Lächeln nicht verkneifen. Ich fand’s heute richtig gut! Und wäre da nicht der Fehlstart heute Morgen…… ach was solls! Es hat doch sonst alles gepasst! Bis hin zum Hotel und zum Abendessen! Also perfekt!

Und morgen geht’s endlich an die Erzbahn zum Lotto spielen! Warum Lotto? Das erzähl ich euch im nächsten Teil! *grins*