Molto Bene - Ligurische Küste reloaded! - Teil 3
Von Peter Hürzeler
28.5.2016 Laigueglia - Celle LigureDer Wecker um 0500 war irgendwie einfach nur nervig. Wir fragten uns beide was uns da geritten hat so früh aufzustehen. Aber eigentlich wussten wir das ganz genau. Es ist Samstag, wir sind an einer absoluten Morgenstellen-Strecke wo man ab Sonnenaufgang fotografieren kann und es kommt was spezielles. So waren wir kurz nach halb sechs auf der Piste einmal mehr unterwegs nach Capo Mimosa. Erste Anlaufstelle war der bekannte Felsen beim Campingplatz wo wir schon gestern waren. Bereits war ein italienischer Kollege vor Ort - waren wir nicht die einzigen die Frühaufsteher sind. Wie wir auf den Felsen kamen fuhr unerwartet für uns etwas aus Seite Ventimiglia vorbei. Die Sonne war gerade schwach am Horizont sichtbar, die Belichtungseinstellungen von gestern daher völlig unbrauchbar. Notfallmässig konnte ich noch etwas ISO schrauben und dank dem RAW und Photoshop lässt sich zumindest was erkennen. Eine D345 mit einem Dienstzug - im Schlepp defektes Material...
Das war aber nicht mehr als eine Zugabe. Wir waren eigentlich für was anderes da, hatten aber noch etwa 20 Minuten Zeit bis der Zug fahrplanmässig hier durchkam. Minütlich wurde das Licht nun besser, die Sonne stieg langsam über den Horizont. Wir waren stetig am Belichtungseinstellungen kontrollieren und anpassen. Zur angedachten Planzeit kam aber nichts. Wir warteten. 10min später: nichts, 20min später: immer noch nichts. Wir wurden langsam ungeduldig. Noch blieb genügend Zeit für den ersten Intercity ab Ventimiglia. Wir wussten nun wie die Stelle dafür gleich beim anderen Ende der Kurve an der wir standen erreichbar ist, aber langsam kam der Punkt wo wir wechseln mussten wenn wir den IC nicht gefährden wollten. Doch dann wurden wir erlöst. Mit gut 20min Verspätung zum von uns errechneten Plan kam eine E656 mit einer langen Schlange von russischen Schlafwagen durch. Der Zug ist bekannt, es ist die wöchentliche Verbindung Moskau - Nizza, welche am Samstag morgen nur noch wenig vor dem Endpunkt Nizza ist.
Glücklich dass es geklappt hat packten wir unseren Kram zusammen, verabschiedeten uns vom italienischen Kollegen welcher andere Pläne hatte, und zottelten rüber ans andere Ende der Kurve. Durch die Verspätung des Nachtzuges mussten wir hier nur gut 10min auf den nun anstehenden Intercity 505 von Ventimiglia nach Rom warten. Gezogen wurde er zu unserer Freude von einer E402B noch im passenden XMPR Lack. Molto Bene :)
Wir warteten noch das nächste Regionalzugspaar ab, welches rund eine halbe Stunde später in kurzer Folge durchfuhr:
Nun hiess es wieder den Berg hoch zur Strasse und ab in unser Auto. Weit zu fahren hatten wir nicht. Wir stellten uns einige hundert Meter weiter wieder an die Strecke. Ideal war es hier zwar noch nicht, aber es funktionierte immerhin. Eigentlich war der Plan ja Cervo, doch dafür waren wir noch etwas zu früh und so waren wir immerhin an der Strecke falls allenfalls noch ein Güterzug käme. Zuerst kam aber ein Regionalzug:
Für den nächsten Regio versuchten wir eine Stelle etwas weiter in Richtung Cervo. Zu unserer Überraschung hatte der beidseitig eine E464 dran, ansonsten vermochte uns die Stelle nicht so zu überzeugen.
Nun war die zeit aber reif sich nochmals nach Cervo zu begeben. Wir parkierten unser Auto gleich wieder auf dem Parkplatz beim Dorfeingang und begaben uns raus auf den einen Wellenbrecher. Schon bald kam das gewünschte Objekt, der Thello EC 139 angefahren:
Und auch den in Andora kreuzenden Regionalzug nahmen wir noch mit:
Wir verschoben uns nun wieder an die vorherige Stelle. Wir hatten dort noch eine Rechnung offen mit dem mittäglichen IC745. Den in Richtung Nizza fahrenden Thello EC konnten wir dadurch nur mit einem Nachschuss machen, aber den hatten wir gestern schon ganz nett erwischt. Vor dem Intercity rollte zuerst noch ein Regionalzug durch:
Ausser einem Regio aus dem Rücken kam leider nichts vorbei. Insbesondere auch nichts an Güterzügen. Wirklich viel davon sind unseren Sichtungen nach zu urteilen nicht auf der Strecke unterwegs. Wir haben beim letzten Besuch einen gesehen, dieses mal bis jetzt noch keinen. So kam dann halt als nächstes der Intercity:
Nun hatten wir Zeit uns dem Loch im Magen zu widmen. Über die Mittagszeit sind nur einige Regionalzüge unterwegs, für die wir ausser in Cervo selber nicht viele Ideen hatten. Und die Stellen in Cervo hatten wir gestern schon ganz vernünftig abgegrast. Der im Fahrplan vorhandene Intercity aus Genua war sowohl beim ersten Besuch wie auch gestern nicht durchgefahren und so vermuteten wir den auch heute als Ausfall (Anmerkung der Redaktion: Scheint als fährt dieser nur Sonntags, denn wir konnten in am nächsten Tag in Genua ablichten). So haben wir uns für ein feines Mittagessen in unserem schon fast Stammlokal in San Bartolomeo entschieden. Frisch gestärkt ging es gegen halb zwei wieder nach Cervo. Wir stellten uns wie schon beim ersten Besuch oberhalb des Tunnelportales beim Dorfende hin. Hier trafen wir auch wieder auf den italienischen Kollegen vom Morgen.
Erste gesichtete Zugsleistung war ein Güterzug mit einer französischen "Astride". Leider aus dem Rücken und so nicht wirklich verwertbar. Der Zug bestätigte zwar dass es Güterzüge gibt, aber eben - die Menge davon ist wohl sehr klein... [Anmerkung der Redaktion: Nach Info von Julian L. ist das der nur samstäglich verkehrende MRI48363, der sozusagen einzige unter dem Tag verkehrende Güterzug).
So war dann ein Regionalzug das erste wirklich brauchbare an der Stelle:
Kurz nach Durchfahrt wurde die Luft plötzlich schwül, auch wurde die hinten sichtbare Landzunge zunehmend fader sichtbar. Es sah ganz danach aus, dass vom Meer her die angekündigte Front nun endgültig im Anzug war.
Der Thello EC eine halbe Stunde später ging aber noch passend durch:
Für uns war nun eh die Zeit da zusammenzupacken. Wir gingen zurück zum Auto und fuhren in Richtung Autobahn. Wie wir auf die Autobahn einbogen und auf Cervo hinunter sahen, war uns klar wieso es so schwül geworden war. Wie aus dem nichts heraus waren inzwischen erste Wolken über dem Dorf am entstehen. Auch wenn wir diese nur Sekunden gesehen haben, so konnte man sie richtiggehend wachsen sehen. Glück gehabt, dass wir unser Programm noch so gut über die Bühne bringen konnten.
Wir fuhren nun nach Genua, hatten wir für dort doch noch eine Stelle im Kopf. Ziel waren die verschiedenen Brücken über den Torrente Polcevera an den Strecken in Richtung Mailand. Kurz vor Genua kamen wir aber zuerst mal in die Hinterlassenschaften eines zuvor passierten Unfalles: Stau. Zu unserem Glück war der aber schon in Auflösung begriffen und wir waren schnell durch. Etwas problematischer war aber, dass wir zwar wussten wie die Stelle aussieht, nicht aber wie man dorthin gelangt. So fuhren und liefen wir in der vermuteten Gegend alle möglichen Strässchen und Wege ab, sofern wir nicht von irgendwelchen "Privatgrund" Schildern aufgehalten wurden. Nach rund einer Stunde suchen gaben wir auf. Einmal waren wir zu hoch, dann wieder viel zu weit weg, dann waren Bäume im Weg, dann war wieder Privatgrund ein Hindernis. Das beste was noch ging war folgender Regio:
Wir waren hier praktisch an der Stelle, nur eben etwas zu wenig hoch. Oben dran wäre sogar eine freie Matte gewesen, sprich: die Fotostelle ist dort. Nur waren da die Hindernisse "Privatgrund", "verschlossenes Tor" und vor Allem: "Schafe mit Wachhund" im Weg. So mussten wir einsehen, dass wir die Stelle zwar gefunden hätten, nicht aber hinkamen und wir da erfolglos abzotteln mussten.
Es war uns aber zuwider schon aufzugeben. Bei der Zugfahrt nach Genua haben wir auf der Linie einige Täler über grössere Brückenbauwerke überfahren, diese Brücken checkten wir nun nacheinander nach möglichen Fotostellen ab.
Die erste grössere Brücke war bei Santa Marta. Trotz verschiedener abgefahrener Nebensträsschen fanden wir aber keinen unverbauten Blick, zuem kamen wir nur auf die Höhe der Brücke und bei den massiven Seitenwänden reicht das nicht. So ging es weiter nach Mignanego wo sich wieder so ein tal querender Steinviadukt befindet. Hier kamen wir mit etwas suchen sogar in eine annehmbare Höhe mit an sich passendem Ausblick auf die Brücke - wenn den da nicht dutzende (ok, so viele waren es nicht, aber zu viele definitiv) Freileitungen, Telefonmasten, Einzelbäume und dergleichen im Wege gestanden wären. Evtl. hätte es ja einen freien Blick gegeben, nur waren zwei Maultiere und ein Esel im Feld, so dass wir das nicht prüfen konnten - also hiess es erneut: Weitersuche.
Für diese Seite des Passo dei Giovi gab es nichts mehr, wir fuhren über den Pass auf die andere Seite und dort schlussendlich bis Isola del Cantone. So wirklich fündig wurden wir nicht. So entschieden wir uns kurz vor sieben endgültig den Stecker zu ziehen und nach Celle Ligure in die gebuchte Unterkunft zu fahren. Die Fahrt dorthin war kurzweilig, einchecken war schnell erledigt und nach einer Dusche wollten wir nochmal eine Pizza essen gehen. Wieso wissen wir nicht, aber es war definitiv viel los in diesem Celle Ligure und so dauerte es ein bisschen bis wir was gefunden haben. Es war schlussendlich keine Pizzeria, sondern wie sich dann während dem Essen herausstellte eines dieser Lokale wo man für etwas weniger auf dem Teller etwas mehr bezahlt. Sowohl Bedienung wie auch Ambiente passten da zwra nicht so ganz dazu, aber Menge auf dem Teller und das dafür einkassierte sprachen Bände. Zugegeben, Lecker war es, aber dennoch...
So gab es hinten nach nochmals ein Gelati um den Füllstand im Magen noch etwas anzuheben.
Planung gab es heute nicht mehr und so ging es nach etwas surfen schon bald einmal ins Bett.
29.5.2016 Celle Ligure - Thun
Heute klingelte er Wecker mal vernünftig erst um halb acht. Anschliessend verdrückten wir uns runter in den Saal und genossen das Morgenessen. Gegen viertel vor neun machten wir uns auf den Weg nach Genau Flughafen wo wir etwa eine halbe Stunde später auch ankamen. Die Rückgabe des Mietfahrzeuges war kurz und schmerzlos und auf den Volabus in die Stadt mussten wir auch nicht lange warten. So hatten wir in Genau Piazza Principe noch fast 2h Zeit totzuschlagen. Was macht man als Eisenbahnfotograf an einem Bahnhof? Natürlich: Züge fotografieren! Wobei derer hier nicht ganz so viele sind wie man dies vermuten würde, aber es hatte. Das Wetter war wie angesprochen recht durchzogen. Ab und an tröpfelte es, sonst war es recht stark bedeckt.
Als erste verwertbare Leistung tauchte Frecciabianca 9758 aus Roma Termini auf.
Da sonst nicht wirklich viel lief, war dann der nächste wirklich interessante Zug der IC 1535 aus Milano, der hier für die Weiterfahrt nach Ventimiglia Kopf macht. Das ist der Intercity der uns am Mittag jeweils gefehlt hat. Anscheinend fährt der nur Sonntags. Wir hofften allenfalls auf E402B, aber es war eine recht lädierte E444R dran:
Hinten die Lok abgehängt, kam aus dem Tunnel schon ein weiteres Exemplar des Typs E444R und setzte sich von vorne an den Zug:
Nachdem der Intercity Platz gemacht hatte kam schon bald unser gebuchter Thello Eurocity 140 auf das selbe Gleis eingefahren. Der hatte sogar zwei E444R drann, die hintere aber abgebügelt.
Schade dass dieses Doppel nicht gestern oder vorgestern auf der Strecke vorbei kam. Die beiden Maschinen wurden nacheinander abgehängt. Anschliessend setzte sich die E444R die den IC 1535 nach Genua gebracht hatte vor den Zug. Diese Lok hatte nach Abfahrt des IC in die Tunnels Seite Ventimiglia gewechselt und stand dort bereit bis der EC zum kuppeln bereit war. Leider sah die Lok wie schon festgestellt recht lädiert aus. Nichtsdestotrotz gab es noch ein Foto des Zuges:
Nun war es aber an der Zeit einzusteigen und unsere gebuchten Sitzplätze einzunehmen. Die Fahrt nach Milano verlief unspektakulär, einzig in Pavia hielten wir deutlich länger als geplant und prompt hatten wir wieder 10min Verspätung die wir bis Milano Centrale mitbrachten. Hier trennten sich unsere Wege. Pascal war schnell verschwunden, ging doch der nächste Regio nach Chiasso schon bald und er musste noch ein Ticket besorgen. Ich hatte etwas mehr Zeit bis mein Regio nach Domodossola abfuhr. Sämtliche Eurocity waren schon komplett ausgebucht, so dass ich da nicht anders reisen konnte. Nachteilig: 1.5h Aufenthalt in Domodossola bis was weiter in die Schweiz fuhr...
Der Regio entpuppte sich dann als Zweifachtraktion ETR 425 von Trenord. Die Fahrt war kurzweilig, zu sehen gab es vor Allem eines: Regen. In Domodossola schiffte es in Strömen. Die eigentlich angedachte Essenspause in einer Pizzeria fiel buchstäblich ins Wasser. Domo war fast ausgestorben, eine geöffnete Pizzeria fand ich keine. So gab es halt in einer Bar in Bahnhofsnähe zwei Espresso und ein Gelati zum Abschluss bis der Interregio in Richtung Brig abfuhr. Anderthalb Stunden später war ich zurück in Thun und die Reise somit abgeschlossen.
Die Reise war ganz passend. Obwohl die Wetteraussichten etwas durchzogen waren, genossen wir zwei erfolgreiche Tage vor Ort. Stellenmässig hat man es aber nach zwei Tagen auch gesehen - nichtsdestotrotz ist es aus fotografischer Sicht schade dass die Strecke verschwindet. Wer also noch Zeit findet....