Im Land von Haggis und Bagpipes - Teil 3

Von

Bei unserer Reise quer durch Schottland sind wir inzwischen in Fort William angelangt. Fort William ist nicht nur für Whiskey-Liebhaber (Ben Nevis Distillery) und Wanderer (Ben Nevis) bekannt, sondern durchaus auch Bahnfahns ein Begriff, läuft hier doch ein Teil der West Highland Mainline durch. Die West Highland Line führt ausgehend von Glasgow nach Crianlarich. Dort teilt sich die Bahn einerseits in einen Ast nach Oban, andererseits nach Fort William und weiter nach Mallaig. Diese heute als West Highland Line betitelte Strecken sind aber die Reste von einigen verschiedenen Gesellschaften. Insbesondere der Oban Ast wurde nicht durch die originale West Highland Railway gebaut. Auch gab es einige weitere Branchlines die heute aber alle weg sind. Mehr dazu aber hier https://en.wikipedia.org/wiki/West_Highland_Line (und dann durchhangeln -> interessant!)

Erster Anlaufpunkt war die Teilstrecke ab Fort William nach Mallaig. Heute sind hier noch 4 Zugspaare vorhanden, davon drei ab/nach Glasgow. Im Sommer kommen zusätzlich noch 1-2 Dampfzugspaare des "Jacobite" dazu. Insbesondere letztere und einige der Bauwerke entlang der Strecke sind dem Eisenbahnfan ein Begriff.
Bei unserer Ankunft am Abend in Fort William war das Wetter recht vernünftig und so war der eigentliche Plan einen Querschuss über das Loch Eil auf die abendliche Rückleistung des Jacobite zu machen. Aber irgendwie verhaute ich mich total mit unseren und den Fahrzeiten des Zuges, so dass mir auf dem Weg dahin der Zug schon entgegen kam. So musste kurzfristig umdisponiert werden. Notnagel war dann die Schwingbrücke über den Caledonian Canal in Barnavie. Dass zudem ausgerechnet zur Durchfahrt des Zuges noch eine Siffwolke die Sonne leicht verdunkelte passte zum etwas missglückten Versuch. Die Lok kam Tender voraus, da es in Mallaig keine Drehscheibe gibt. Es führte die LMS Stanier Class 5 #44871.

Stanier Class 5 No. 44871 der WCR zwischen Banavie und Corpach


Am nächsten Morgen hatte sich das Bild aber gewaltig geändert. Schon in der Nacht hat es gewittert und dicker fetter Regen war heute morgen angesagt. Dabei war der Plan doch mit der morgendlichen Leistung des Jacobite nach Mallaig zu fahren. Dies hatte ich so meiner Partnerin abgerungen. Irgendwie war aber die Lust in strömendem Regen zu stehen nicht so da und so entschieden wir uns für ein Alternativprogramm: Besichtigung der Ben Nevis Distillery. Nur hatte diese was dagegen, waren doch bis Nachmittags um eins alle Touren für Gruppen ausgebucht. Da der Regen aber langsam nachliess entschlossen wir uns das ursrpüngliche Programm dennoch durchzuziehen. So ging es flugs zum berühmten Genfinnan Viadukt wo schon bald auch die LMS Stanier Class 5 #45407 mit dem morgendlichen Jacobite dahergefahren kam:

Stanier Class 5 No. 45407 der WCR zwischen Glenfinnan und Locheilside


Stanier Class 5 No. 45407 der WCR zwischen Glenfinnan und Locheilside


Da in Glenfinnan eine Kreuzung mit einem der Regionalzüge anstand, gab es auf dem Rückweg zum Fahrzeug auch noch eine Aufnahme der beiden eingesetzten Class 156:

Class 156 der Scot zwischen Glenfinnan und Locheilside


Auch bei meiner 1999er Reise gab es ein Foto vom Viadukt und dem Jacobite. Das Wetter war damals nicht besser...

4-6-0 der WCR zwischen Glenfinnan und Locheilside



Danach fuhren wir weiter in Richtung Mallaig. Aufgrund einiger Strassenbaustellen verzichtete ich darauf den Zug zu verfolgen und so gab es nur noch ein Bild in der Nähe von Lochailort mit der Polnish Chappel als Motiv:

Stanier Class 5 No. 45407 der WCR zwischen Lochailort und Beasdale


Recht bald nach dem Jacobite folgte ein Regionalzug nach Mallaig, welchen ich einige Kilometer weiter ablichtete. Die Komposition bestand wieder aus zwei Class 156:

Class 156 der Scot zwischen Lochailort und Beasdale


Für uns ging es nun ab in Richtung Isle of Mull. Heute ist die Insel leider Eisenbahnlos. 1999 war das noch nicht der Fall, gab es damals doch noch die Isle of Mull Railway (https://en.wikipedia.org/wiki/Isle_of_Mull_Railway). Diese 1983 in Betrieb genommene Parkeisenbahn verband den Fähranleger in Craignure mit dem Castle Torosay. Im Einsatz waren drei Dampfloks und einige Dieselloks. Torosay Castle wurde aber im 2012 verkauft und ist seither nicht mehr öffentlich zugänglich was den Todesstoss für die Bahn bedeutete. Einerseits war das Ausflugsziel weg, andererseits wurde auch die Erlaubnis zur Bodenbenutzung nicht verlängert. Das in Besitz der Bahn befindliche Material ist heute grösstenteils bei der Rudyard Lake Steam Railway (http://rlsr.org/index.html) zu finden.
Mitgefahren bin ich im 1999 nicht, aber immerhin gab es ein Foto der "Lady of the Isles"

2-6-4 der IoMR in Torosay Castle


PS: Wo diese in Privatbesitz befindliche Lok heute ist habe ich trotz intensiver Suche im WWW nicht gefunden, auch bin ich mir nicht so 100% sicher ob es wirklich eine 2-6-4 oder nicht eher eine 2-6-0 ist. Man findet hierzu etwas wiedersprüchliche Angaben im Netz....

Via Fähre setzten wir dann über nach Oban. Hier stiessen wir wieder auf die West Highland Line. So gab es dann am Abend noch ein Foto des auf Fahrgäste wartenden Zuges nach Glasgow. Auch hier sind Class 156 im Einsatz. Leider war der andere Perron abgesperrt...

Class 156 485 der Scot in Oban


Tags darauf ging es weiter in entlang der Strecke in Richtung Loch Awe und dem Klichurn Castle. das wir auch besichtigten. Es stand aber gerade noch eine Zugsleistung nach Oban an, welche ich mit schwachem Sonnenschein auf der angrenzenden Bahnbrücke über den River Orchy ablichten konnte:

Class 156 der Scot zwischen Dalmally und Loch Awe


Unser Weg führte uns nun via das Tal des River Orchy wieder an den anderen Ast der West Highland Rail. So stand ich oberhalb Tyndrum erneut an der Strecke. Der Zug kam aber etwas früher als geplant unter der Brücke hervorgeschossen. Fast hätte ich mir da das Foto versaut.

Class 156 496 der Scot zwischen Bridge of Orchy und Upper Tyndrum


Der Teil vereinigt sich dann in Crianlarich mit dem einzelnen Class 156 aus Oban zu einem gemeinsamen Zug, welcher dann weiter nach Glasgow fährt. Wir liessen den Zug dann ziehen, obwohl wir an sich die gleiche Richtung einschlugen. An Loch Lomond gab es für uns aber noch einen Zwischenhalt.
Erst bei Dumbarton stiessen wir dann wieder auf die Strecke. Ich nutze die Gelegenheit für einen halbstündlichen Halt bei der River Leven Bridge.
Die Strecke ist hier schon im Einzugsbereich von Glasgow und daher elektrifiziert und mit einem recht dichten Verkehr ausgestattet. Ein Teil der Züge endet zwar gleich vorher in Dumbarton Central, aber nach der an die Brücke anschliessenden Haltestelle Dalreoch zweigt die Stichlinie nach Balloch ab. Dazu kommen Züge nach Helensburgh Central. So kommt immerhin ca. alle 10 Minuten was vorbei, so dass die halbe Stunde recht ergiebig war und dies nicht nur in Bezug auf die Anzahl Züge, sondern auch in Bezug auf Baureihen. Dies ermöglichte es auch verschiedene Fotostandorte zu machen.

Als erstes kam mir eine Class 320 von Balloch nach Airdrie vor die Linse:

Class 320 318 der Scot zwischen Dumbarton Central und Dalreoch


Die Gegenleistung war dann ein gemischtes Class 320 / Class 318 Doppel, wobei der Class 318 noch die ältere Lackierung aufweist:

Class 320 312 der Scot zwischen Dumbarton Central und Dalreoch


Nun waren ein Zugspaar Edinburgh - Helensburgh Central respektive vice versa an der Reihe. Diese Züge werden mit Class 334 geführt.
Ich verschob mich für die beiden Zugspaare von der parallelen Strassenbrücke runter ans Ufer des Leven um eine etwas andere Perspektive zu haben:

Class 334 028 der Scot zwischen Dumbarton Central und Dalreoch


Class 334 024 der Scot zwischen Dumbarton Central und Dalreoch


Nachfolgend nahm ich nochmals ein Zugspaar von/nach Balloch auf. Ich verschob mich dazu erneut auf die Strassenbrücke. Aus Balloch kam das gemischte 318/320er Doppel zurück:

Class 318 269 der Scot zwischen Dumbarton Central und Dalreoch


In die Gegenrichtung war es ebenfalls ein gemischtes 318/320er Doppel, jedoch beide Garnituren in der neuen ScotRail Farbgebung.

Class 318 265 der Scot zwischen Dumbarton Central und Dalreoch


Danach ging es weiter in Richtung Lowlands, respektive Tags darauf in die Scottish Borders.
Nach einem Besuch von Melrose und der dortigen Melrose Abbey fuhren wir entlang des Gala Water hoch in Richtung Edinburgh. Melrose selber ist heute Eisenbahnlos, wobei das nicht immer so war. Bis Ende der 1960er Jahre führte die Waverley-Route (https://en.wikipedia.org/wiki/Waverley_Route) hier durch. Seit letztem Jahr ist zumindest das benachbarte Tweedbank wieder ans Bahnnetz angeschlossen, indem ein Teil der ehemaligen Waverley-Route wieder aufgebaut wurde. Ausgehend von Edinburgh führt die Strecke über das Trasse der Waverley-Route bis nach Tweedbank. Die Strecke wird als Borders Railway vermarktet: https://en.wikipedia.org/wiki/Borders_Railway
Es handelt sich dabei um einen kompletten Neubau unter Verwendung der alten Trasse. Im Gegensatz zu früher ist die Strecke heute einspurig, hat dafür etwas gestreckte Kurven und erlaubt etwas höhere Tempi. Aus Kostengründen hat man aber viele Brücken und Bahndurchlässe nur einspurig ausgeführt und auch die ursprünglich angedachten Doppelspurabschnitte recht zusammengekürzt. Die bisherigen Frequenzen sind scheinbar erheblich besser als die Planungen voraussagten und führten bei ScotRail zu ernsthaftem Triebfahrzeugmangel. Es gibt auch schon Stimmen die eine Verlängerung nach Hawick und als Fernziel sogar wie früher bis Carlisle propagieren. Mal sehen...
Für uns Eisenbahnfotografen präsentiert sich die Linie aber nicht ganz als einfache Sache. Im Zuge des Neubaus hat man doch recht grosszügig Zäune aufgestellt. Insbesondere Orte wo frühere ebenerdige Trassequerungen vorhanden waren die durch Strassenbrücken ersetzt wurden sind teils massive Zaunverbauungen erstellt worden.
Ein erster Anlauf einer Fotostelle bei der River Tweed Bridge bei Tweedbank war aus diesem Grunde erfolglos.
Eine erste vermeintliche Stelle sah ich von der Strasse aus bei Fountainhall. Der Marsch über ein kürzlich mit Mist versehenen Feld war aber vergebens, die Stelle in einem Einschnitt dank der Zäune nicht machbar. Da gerade was kam, gab es dann halt eine Notschlachtung quer übers Feld:

Class 158 der Scot zwischen Stow und Gorebridge


Einige Kilometer weiter fand ich was weiteres was so halbwegs ging, auch wenn ich nicht wie gewünscht ins Feld hineinkam:

Class 158 740 der Scot zwischen Stow und Gorebridge


Class 158 740 der Scot zwischen Stow und Gorebridge


Danach waren wir bereits im Speckgürtel von Edinburgh und es entstanden keine weiteren Fotos mehr (ok, eines vom Tram, das habe ich aber schon in Teil 1 gezeigt ;) ).

Damit endet dann auch schon dieser kleine Reisebericht aus Schottland. Die Landschaft selber macht mit ihren Strecken wirklich Lust nach mehr, bei einzelnen Linien ist aber halt doch wenig Verkehr. Zudem ist das Wetter immer ein bisschen eine Lotterie, doch denke ich bei entsprechend genügend vorhandener/frei verfügbarer Zeit und rollender Planung anhand der Wettervorhersagen wäre einiges machbar. Das lag aber bei dieser Reise nicht drin, das Thema Bahn war denn auch nur Nebensache und wenn es gerade zeitlich aufging konnte ich mal hier mal dort eine halbe Stunde einsetzen. Und dafür gab es doch eine recht ansehnliche Ausbeute.