Als Multimillionär durch das Jahr 1385 - Teil 3

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Shanbeh: 21. Farvardin 1395

Die Nacht im Zug war kurz und nicht wirklich erholsam, das lag auch daran das die Betten in den Abteilen nicht sehr lang sind und selbst ich mit meiner "bescheidenen" Körpergrösse hinten anstiess. Aber im Grundsatz kann man nicht klagen, das Problem war vermutlich eher ich. Ich wurde immer mal wieder wach. Einmal wars zu heiss und ich öffnete das Klappfenster für frische Luft - die mir sogleich zügig in die Birne pustete. Dann wars zu kalt und ich schloss es wieder. Das Spiel ging ein paar mal hin und her und irgendwann wurde es langsam hell.
Einmal Nachts wurde ich wach und schaute in einem Bahnhof raus, und da kam gerade ein Eurorunner Doppel mit einem Orient Express ähnlichen Zug durchgefahren ... ob besetzt oder leer vermag ich nicht zu sagen. Ob die Reisen von Budapest nach Teheran bzw. Shiraz wirklich noch angeboten werden? Daniel sah den Zug auch und so sind wir uns beide sicher nicht geträumt zu haben. Im Nachgang zur Tour schauten wir noch auf den Fahrplan des Zuges und es passte, die Fahrt gibts wirklich noch.
Die Ankunft in Shiraz war auf 7:10 Uhr angesetzt, um 7 Uhr kam so langsam Leben in unser Abteil. Den Sonnenaufgang ca. 30min vorher über der Wüste verschliefen bzw. verdösten wir gepflegt. So richtig ausgeruht war niemand von uns. Wir räumten zusammen, nutzten das westliche Klo im Wagen nochmal und traten dann auf den Bahnsteig des riesigen neuen Bahnhofs von Shiraz. Er liegt gute 30km nördlich der Stadt. Dies aufgrund der Topografie, die Stadt liegt in einem Talkessel und die Bahn endet oben. Es wäre wohl zu aufwändig die Bahn in den Stadtkern runter zu führen, da lässt man die Leute lieber mit Taxen rausfahren. Ausserdem verleiht der Bahnhof diesem Stadtteil sicherlich einen enormen Entwicklungsschub, und so ist er vielleicht bald nicht mehr ausserhalb der Stadt sondern mitten drin ;).
Wir schauten uns im Bahnhof um. Ausser unserem Zug waren zwei ranzige Personenzugwagen da und hinten auf den Abstellgleisen standen ein paar verlassene Autowagen. Das wars dann auch schon. Und dafür dann 4 überdachte Bahnsteiggleise und unzählige Rangiergleise? Amhm ..., aber man hat ja noch etwas vor.

Wir steigen aus dem Zug aus und strecken uns auf dem Bahnsteig. Es war kühl draussen und die Sonne ging gerade auf – erfrischend!


Das Bahnhofsgebäude von Shiraz von den Bahnsteigen her. Für einen Zug am Tag ... etwas ... gross ... aber was noch nicht ist kann ja noch werden.


Etwas irritiert sahen wir in der Halle des Bahnhofs bereits Leute sitzen und auf etwas warten ... nur auf was? Unser Zug fährt erst um 17 Uhr zurück und vorher kennt unser Fahrplan kein Zug. Wir warfen viele blicke an die Wände und sahen ausser dem hier grimmig schauenden Kohmenei und dem dafür umso mehr grinsenden Rohani nichts - sprich kein Fahrplan.
Wie auch immer, im Iran hat man Zeit, es verwundert uns nur bedingt das da die Leute schon am frühen Vormittag herumsitzen für den Abendzug. So konnten wir aber nicht, wir hatten um 9 Uhr ein Date mit Europcar am Flughafen. Der Bitte das Auto am Bahnhof übernehmen zu können wurde nicht stattgegeben, wir müssen zum Flughafen. Und dazu hatten wir ja jetzt 2h Zeit. Also lasst uns den ÖV probieren!
Doch wie wir auf den Bahnhofsvorplatz treten fährt da gerade der einzige nach Stadtbus ausschauenende Bus davon und sofort sind wir von Taxifahrern umringt. Einer war besonders "energisch" und wollte uns in relativ verständlichem Englisch unbedingt in die Stadt mitnehmen. Wir waren seeeehr skeptisch, vor allem weil er schon einen Fahrgast habe der in die Stadt will, so koste es für uns nur mehr 10'000 Tuman anstatt 15'000 ... egal wohin in der Stadt, er würde uns sofort fahren. Wir könnten ihm trauen. Achja, und er wollte auch wissen das kein Bus mehr fährt.
Wir mochten eigentlich nicht und bei uns schrillten alle Alarmglocken. Ein aufdringlicher Taxifahrer der mit guten Preisen lockt weil bereits jemand im Auto sitzt. Da endet man am Schluss ohne Geld und Hose irgendwo in einem Graben? Andere Taxen waren da, aber der Preis war zu gut und nachdem wir sahen wer bereits im Auto sitzt war es etwas einfacher. Eine Frau, was aber irgendwie gleich wieder verdächtiger wäre. Gut, sie war auch Touristin .... trotzdem eine Falle?
Als wir ihm unser Ziel offenbarten und darauf hofften das er dann danken ablehnt war er nach einer ersten Schrecksekunde (warum wollen die zum Flughafen wo sie doch vom Bahnhof kommen?) alles kein Problem, eben nur kurz den anderen Fahrgast ausladen und dann wäre er bereit für unser Ziel, wo immer es sein mag.
Ich gebe zu, mit nicht ganz unmulmigen Gefühl bestiegen wir das Taxi. Er verteilte gleich Visitenkarten - er sei Touristenführer - und fuhr kriminell wie alle anderen los. Das mit der Karte ist sicher ein Vorwand um unser Vertrauen zu gewinnen damit wir nicht an einer Ampel reiss aus nehmen ... irgendwo wird das Krummschwert schon gewetzt.
Aber es war nicht so, wir fuhren wirklich in die Stadt, die nicht sehr gesprächige Touristin (die anderen tippten auf Französin, dafür war IMO das Englisch aber viel zu gut) ging zu ihrem Hotel und wir verblieben im Peugeot für die Fahrt zum Flughafen. Mit dem Bus wären wir vermutlich nicht ganz so schnell gewesen, wobei uns das auch nichts brachte, es war gerade mal 8 Uhr durch.
Der Preis blieb beim vereinbarten. Man sollte nicht so misstrauisch sein, die Iraner sind ein nettes und sehr zuvorkommendes Volk!
Und wir stapften ins Domestic Terminal des Flughafens, doch wo war Europcar? Ahhso, im International Terminal. Huch, was es nicht alles gibt auf dem Iranischen Hinterland (wobei das Shiraz ja nicht ist). Das Terminal war aber nicht gleich ums kleine Eck, sondern eher ums grosse Eck. So 1.5km. Ich hätte ja ein Taxi nehmen wollen für die Strecke, den anderen waren die 100'000 Rial zu teuer. Lieber durch die Morgensonne laufen mit dem Rucksack entlang der Hauptstrasse und sich dabei von jedem Taxi blöd anhupen lassen? Bitteschön, die Mehrheit entscheidet ;).
Im International Terminal, an dem täglich doch immerhin ca. zwei Flüge losgehen (und einer davon mitten in der Nacht nach Istanbul) war dann auch der gesuchte Europcar Schalter. Natürlich ... tata ... leerer als leer. Kein Mensch da, aber eine Nummer mit Schild. Wir waren immer noch zu früh und wollten niemanden unnötig stressen, geben wir also Zeit bis 9 Uhr. Ich malte schon aus wie wir um 10 Uhr noch da sitzen, erfolglos herum telefonieren und die Hoffnungen schwinden ein Auto zu bekommen.

Verlassener Europcar Schalter. Kennt man ...


Aber Europcar überraschte positiv, zwar 20min zu spät aber gestenreich entschuldigend kam eine Frau zum Schalter und begann umgehend mit der Übergabe des Mietwagens. Das System spuckte etwas und so dauerte es zwar fast 45min bis wir das Auto hatten, aber jetzt hatten wir es ja alles andere als eilig. Das wir das Auto in CHF bezahlen wollten statt EUR brachte sie etwas aus dem Konzept, denn CHF kannte sie nicht. Aber irgendjemand in irgend einem Büro sagte ihr ein umgerechneten Betrag den Sie uns nannte und der uns passte. Zu den Schweizer Franken meinte sie dann nur ganz entzückt, dass die Noten so schön bunt seien. Ja, im Vergleich zu den Rial Scheinen sind sie wirklich schön bunt, denn das Geld des Khomenei ist ganz schön trist gehalten farblich (und sieht alles gleich aus, hilft nicht gerade die Geldscheine auseinander zu halten).
Wir hatten das Auto unter dem Hintern, ein Renault Tocar, oder bei uns Dacia Logan. Der einzige wirkliche Mangel war der platte Reservereifen. Er wird dann wohl nicht nur Platt sein sondern löchrig, also nicht gemacht beim letzten Schaden. So sah er auch aus ... auf unseren Hinweis kam ein zuckersüsses lächeln und ein "neinnein, sie werden keine Probleme haben mit dem Auto". Jajaja, sicher nicht, wenn die wüsste, auf jeden Fall nervten wir sie nicht länger sondern wollten ganz einfach im verlaufe des Tages ein Vulkanizer aufsuchen, so ein Mensch könnte uns auch helfen. Sonst ist der Renault Logan ganz gut im Schuss, etwas altertümlich wohl, aber was erwartet man im Iran? Immerhin haben wir Klimaanlage, eine Zentralverriegelung und man höre und staune sogar ein Radio ;). Weiter haben wir noch ein Motor (welcher eher an einen Traktor als an ein Auto erinnert), elektrische Fensterheber (vorne) und sogar Kopfstützen (aber auch nur vorne ;)).

Wir fuhren vom Flughafen weg und stürzten uns ins Getümmel, das hier in Shiraz im Vergleich zu Teheran aber deutlich abgeschwächt ist. Als allererstes steuerten wir gleich ein Hotel an welches wir bei de Einfahrt in die Stadt mit dem Taxi heraus gesehen hatten, es war einfach perfekt gelegen und sah sogar nach etwas aus. Nee, es war nicht nicht das Hotel Shiraz, dieses thront zwar herzallerliebst an einem unmöglichen Ort über der Stadt, aber sieht weder nach unserer Preiskategorie aus noch darf man da schlafen (ihr erinnert euch, Namen - Namen Regel).
Nein, "unser" Hotel war aber mehr oder weniger daneben, es hiess Hotel Royal. Da wir noch immer überhaupt kein Gespür für das Geld haben legten wir einfach mal ein Limit von 100 EUR oder 4 Millionen Rial fest für die Nacht, für alle drei verständlicherweise. Mit 3.8 Millionen war das Angebot zwar nah dran, aber der Preis schien uns ob der gebotenen Leistung fair, für unsere Verhältnisse natürlich sogar günstig. Man könnte jetzt sicher auch in 5 EUR Miefbuden übernachten, aber da legten wir alle drei keine grossen Wert drauf, auf diese Authentizität können wir gut verzichten ;). Unser Bargeldbudget gibt ca. 250 EUR am Tag her, mit 100 EUR Kosten für eine Übernachtung konnten wir also haushalten.
Das Hotel liegt optimal an der Einfallachse nach Norden, direkt am Stadtrand, aber trotzdem nah an der Innenstadt das man mit der Metro rein kommt.

Das Zimmer ward bezogen und wir machten uns wieder auf. Es war schon fast Mittag und der erste, letzte und einzige Fixpunkt heute im Bezug auf Eisenbahn war die Rückfahrt des Nachtzuges nach Teheran um 17 Uhr. Davor blieb noch viiiel Zeit, Zeit um sich die Strecke anzuschauen und Zeit für sightseeing. Direkt am Osteingang der Stadt, also bei unserem Hotel, liegt das Qur'an Gate mit eine Grünanlage mit riesigem Wasserfall. Diese schauten wir uns zuerst an, nachdem Daniel zwei mal per U-Turn die Strassenseite wechseln musste, aber das hat System in diesem Land.

Durch das Qur'an Gate im Norden der Stadt blicken wir runter auf Shiraz.


Auf der anderen Strassenseite gehts noch etwas besser. Die riesige Iran Fahne, das wunderschöne Hotel rechts ... eigentlich hat alles einen gewissen Charme (nicht negativ ;)).


Neben dem Gate gibt es ein kleiner Park mit einer Moschee und diesem Wasserfall. Malerisch eigentlich.


Das Qur'an Gate ist schön renoviert und präsentiert sich dem Besucher im besten Zustand.


Wir fuhren aus der Stadt hinaus und lernten die Strassen und den "Landverkehr" des Irans etwas kennen, und es fährt sich doch viel angenehmer als der Verkehr von Teheran es vermuten lies. Man sollte zwar ständig Obacht halten, aber der Iraner fährt nicht sehr unvorhersehbar, er verzichtet auch auf abrupte Fahrmanöver. So richtig gefährlich wurde es heute nie.

Wir suchten erst eine Stelle für den Nachtzug, was gar nicht schwer war, und dann widmeten wir uns dem nächsten Touristenprogrammpunkt. Ah ne, erst sollten wir mit der vielen Zeit noch unser Reserverad reparieren lassen. Ein Vulkanizer am Stadteingang von Marvdasht durfte diese Ehrenvolle Aufgabe übernehmen. Routiniert und für unschlagbare 50'000 Rial (also so flockige 1.25EUR) reparierte er unser Reserverad in Windeseile. Natürlich nur notdürftig, aber so wird es auf der ganzen Welt gemacht. Luft rein --> Wasserbad --> Loch lokalisieren - Nagel rausziehen (hoppla), Pfropfen rein, nochmal Luft, nochmal kontrollieren --> fertig. 5min Arbeit. Das Reserverad kann so halt wirklich nur als Reserve dienen, aber mehr muss es ja nicht.

Beim Vulki um die Ecke gab es noch ein Krämer der uns dieses deliziöse Getränk kredenzte. So fruchtig wie die Dose aussieht war auch deren Inhalt. Daran kann man sich gewöhnen!


Jetzt aber der nächste Touristenpunkt: Persepolis. Die alte Hauptstadt, älter als unser Glaube, älter als so ziemlich viel. Als wir noch auf den Bäumen sassen hatten die Perser hier schon eine Hochkultur. Viel ist von Persepolis nicht geblieben, Alexander der Grosse und andere Schurken von den Türken bis zu den Mongolen "rutschten" drüber und zerstörten weite Teile davon, bis es in Vergessenheit geriet und von den Nazis in den 30er Jahren wieder ausgebuddelt wurde (das war jetzt die Kurzform die ich aus dem Blablabla Tours Reiseprogramm abgetippt habe --> Wikipedia kennt die ganze Geschichte).
Als Individualtourist ist man da wieder die alleinige Ausnahme, aber eine Busladung Schweizer und eine Busladung Franzosen war anwesend, neben relativ vielen Iranischen Touristen, auch in unserem alter. Die Klientel war bunt gemischt.

In der Gegend muss irgend eine Sportveranstaltung gewesen sein, denn der Parkplatz vor Persopolis war allerhand Ambulanz zu sehen. Mit unserem eintreffen bestieg das Personal die Fahrzeuge und fuhr ganz entspannt davon.


Wer mag sich an die Szene erinnern wo der Beisser und James Bond an der Pyramiden von Gizeh eine Verfolgung lieferten? Erinnert ihr euch an das geschwafel durch die Lautsprecher? Genau so, mit der pompösen Musik und dem geschwafel war es auf der Anlage. Wenn man des Nachts da wäre mit der Beleuchtung, vermutlich könnte man die Szene wiederholen ;).

Hinter dieser Mauer verbirgt sich Persopolis, die alte Hauptstadt von Persien.




Am Eingang


Es gibt auch viele Bereiche die aussiehen wie auf diesem Bild, freigelegt aber mehr nicht. Andere Bereiche wurden wieder aufgebaut.


Persopolis


Persopolis


Beeindrucken sind die riesigen Tore oberhalb der Stadt in den Fels gehauen.


Von da oben überblickt man auch schön die ganze Anlage


Nach dem Rundgang waren wir erstmal etwas platt, es war richtig schön Sonnig und entsprechend warm. Nicht unangenehm heiss, aber doch warm. So brauchten wir eine Pause, etwas Futter und etwas kühles zu trinken. Natürlich gibts bei dem Tourimagnet auch FastFood Geschäfte die ihre Waren feil boten. Was kleines Essen, mhm, ein Hotdog z.B. wir waren mutig, und eben, was kleines kann so schlecht ja nicht sein.
Wir bestellten drei HotDogs und drei Getränke, über den Preis waren wir etwas überrascht, aber gut, Touristengegend, da nimmt selbst der Iraner etwas mehr als üblich, ist ja sogar für westlichen Touristen dieser Touristenmagnet. Was dann aber nach 20min kam waren drei riesige Hotdogs, der Preis erklärte sich dadurch. Und wir wollten doch was kleines das den Magen nicht gleich ganz füllt. Geschmacklich war er ... spannend. Die Pilzsauce irritierte etwas, aber mit viel Ketchup wurde der Geschmack erfolgreich neutralisiert ;). Jetzt aber so im Nachgang gesehen: er war einfach nur grauslig!
Vollgefressen gings aufs Klo und von diesem Erlebnis berichte ich jetzt lieber nicht. Nennen wir es mal so: Dafür das es hier viele westliche Touristen hat hat man sich nicht sonderlich viel Mühe gegeben ...
Als wir gegen 15 Uhr vom Parkplatz fuhren schauten wir gen Himmel und uns blieb der letzte Bissen HotDog in der Speiseröhre stecken. Wo sind denn die vielen Wolken plötzlich her gekommen? Das war doch vorhin noch schön ... über den Bergen war alles voller Quellwolken und dazu gesellte sich fröhlich ein dicker Siff der Sonnenlicht klaute en masse. In der diesigen Luft kommt dazu das man nicht sehr weit sieht, man also die Wolkensituation weiter weg nur grob erahnen kann. Wir ahnten mal: da wo wir die Stelle ausgeguckt haben ists finster, aber weiter hinten könnte es schön sein. Also fuhren wir auch zwecks Stellenguck weiter weg von Shiraz. Zeit um zur Stelle zurück zu fahren bliebe genug, wir rechneten nicht vor 17:15 Uhr mit dem Zug.

Die Stellenschau offenbarte eine schöne Gegend, es folgt ein relativ enges Tal mit schönen Ausblicken auf die Bahn und die dahinter liegenden Berge - nur die neben der Bahn verlaufende Autobahn ist etwas unschön. Aber wir blieben nicht, denn die Wolkensituation sah da genau so besch**** aus. Davor sah es weiter vorne bei der eigentliche Stelle wieder besser aus. Nun, das Problem ist bekannt: Es ist überall da schön wo man nicht ist und da wo man ist, ists blöd.
Mit der Gewissheit wieder mal die falsche Entscheidung zu treffen (der erste Punkt um sich nicht über sowas aufzuregen) fuhren wir also vor an die eigentlich ausgewählte Stelle. Und es sah wirklich nicht so schlecht aus, besser als vermutet sogar. Wir waren in der Sonne, nicht Risikolos und vor allem der Siff machte uns zu schaffen, aber erstmal waren wir voll im Licht. Dumm nur war der Zug noch 45min weit entfernt.

DAS Transportmittel für Güter im Iran. Die alten Mercedes Trucks sind allgegenwärtig. Und es gibt alles ... auch Sattelschlepper, Betonmischer usw. Dieses Modell war mit einer ganzen Armada anderer Benzen dabei Schutt von irgendwo nach nirdendwo zu fahren.


Wir sassen auf dem Hügel und blickten ins Tal ... verdammt ... wir sitzen jetzt wirklich im IRAN an der Strecke und warten auf einen Zug. Worüber wir vor 5 Jahren nicht gedacht haben und vor einem halben Jahr gescherzt hatten ist nun Realität.
Der Zug kam fast punktgenau mit der Wolke, aber er war schneller, hihihi. Der Blick auf die Wagen und die Loknummer zeichnete uns aber einige Fragezeichen auf die Stirn. Es waren nämlich nicht dieselben Wagen wir an unserem Zug und es war auch nicht dieselbe Lok. Ahm, es gibt doch nur den Teheran Zug pro Tag .. wo kommt der her, wo ist unser Zug?

Der Teheran Zug verlässt Shiraz um 17 Uhr. Nur wenige Kilometer nach dem Startbahnhof fährt er der Dämmerung entgegen nach Norden.


Die Frage würde uns wenn dann am Bahnhof beantwortet und genau dahin fuhren wir dann schnurstracks. Blöd liegt er ausserhalb und blöd ist er nicht direkt zu erreichen, aber wir hatten ja keine Eile. Der Bahnhof war absolut verwaist und der Schrankenmann wunderte sich etwas. Unsere gestenreiche Deutung zum Bahnhof brachte ihn aber dazu das Knöpfchen zu drücken, auch wenn er nicht wusste warum.
Drinnen das selbe Bild, nichts los, nur der Beamte der "Passport Police" war da und der ärmste musste dann halt hinhalten als Infoquelle. Gut hätte er Englisch gesprochen, hätte ... so mussten wir um ihm die Info zu entlocken was hier für Züge fahren viel Zeit und einige Telefonate geben. Er pfiff erst einen Eisenbahner herbei der irgendwo im Gebäude war und dann rufte er jemanden an der Englisch kann und extra vorbei kam. Man konnte ihm nicht vorwerfen sich nicht Mühe zu geben zu haben. Die Info war aber ernüchternd, es gebe nur ein Zug um 17 Uhr nach Teheran, sonst kein Verkehr. Nicht nach Isfahan usw.
Aber woooo ist unser Zug? BW im Boden? Käumlich ...
Wir verschoben die Frage auf das Internet im Hotel, vielleicht kriegen wir da was raus, ansonsten bleibt es ein Mysterium - Inshallah. Mam-nu und auf wiedersehen. Wir fuhren zurück zum Hotel und hatten im Feierabendverkehr unseren Spass ;).

Im Hotel nahmen wir uns nicht zu viel Zeit, wir machten uns kurz frisch und liefen in der Dämmerung los in die Innenstadt. Beziehungsweise zur nahe gelegenen Metro Station die auf unserer OSM Karte drauf ist. Daniel war auch der Meinung mal Bilder der Metro gesehen zu haben von der Eröffnung. Das mag alles sein, aber der Ast zu uns raus war noch nicht gebaut ... es war nichts da was auch nur ansatzweise nach Metro ausschaute, geschweige denn eine war.
Die Entfernung zur Innenstadt hielt sich in Grenzen, so sind wir halt gelaufen.

Auf dem Weg in die Innenstadt. Der Platz ist knapp und so nutzt man das normal trockene Flussbett halt auch um Strassen an die Ränder zu bauen. Clever eigentlich, ob auch nachhaltig? ;)


Da war noch Action auf dem Basar und wir liefen einmal hin und einmal her, ohne dabei auch nur einen nennenswerten Teil davon gesehen zu haben. Dank dem Hotdog war unser Hunger immer noch im Rahmen und so verköstigten wir uns "über die Strasse", was gar nicht so einfach ist. Es gibt nicht viele Strassenbuden mit Essen, wir fanden Popcorn und Mais an einer Joghurt Mayo Sauce (wieder mit Pilzen natürlich). Das war lecker!

Das alte Fort in der Stadt ist Abends wunderschön beleuchtet.

Auf dem Bazar, da lassen wir die Bilder sprechen

Auf dem Basar von Shiraz

Auf dem Basar von Shiraz

Auf dem Basar von Shiraz

Auf dem Basar von Shiraz

Auf dem Basar von Shiraz

Auf dem Basar von Shiraz

Auf dem Basar von Shiraz

Auf dem Basar von Shiraz

Auf dem Basar von Shiraz

Habt ihr euch einen Iranischen Basar anders vorgestellt? Nicht so heraus geputzt und hergerichtet? Tja, der Iran überrascht immer wieder ... aber es war einfach nur wunderschön und die Atmosphäre gigantisch.


Die Uhr tickte und wir wollten schon zurück zum Hotel laufen da sahen wir den Busbahnhof zu unserer rechten. David machte ein paar Bilder und wir entschieden uns dann mit dem Bus zum Hotel zu fahren. Welcher es ist? Keine Ahnung, wir fragen uns durch und bestiegen das gelbe Gefährt. Das mit den Frauenabteilen ist etwas inkonsistent, hier sind sie hinten, in Teheran waren sie vorne. Die Fahrt ging bald los und wir schlichen durch die Stadt, wirklich ein Erlebnis ... überall wo nötig wird gehalten, werden Leute rein oder raus gelassen, und das gerne auch ohne zum Stillstand zu bremsen. Es ist ein kommen und gehen im Bus ... und Fahrkarte? Hat irgendwie niemand (oder haben alle ne Monatskarte) ... wir haben die noch gewissenhaft gekauft.

Mit einem Gefährt wie diesem fuhren wir dann zurück zum Hotel. Man wäre zwar schneller gelaufen, aber das Erlebniss machts.


An der passenden Station, wir liefen das GPS mitlaufen, stiegen wir aus und drehten noch eine Runde um den Kreisel.
An einem Ort wurde das traditionelle Brot gebacken und wir stellten uns interessiert in die Schlage. So etwas in den Magen dürfte schon nochmal sein nach dem grossen Basarspaziergang. Wir wurden bevorzugt behandelt und ein halbes Fladenbrot wurde uns gereicht, Geld wollte er keins dafür, Dankeschön! Das Brot war wirklich lecker so frisch, kein Vergleich zur Pampe die man in den Restaurants jeweils bekommt hier (möglichst noch abgepackt damits den nächsten Atomkrieg überlebt).
Eine Strasse weiter drüben stand ein klassischer StreetFood Stand, etwas wurde Frittiert und viele Leute standen drumherum und füllten sich ein Brot aus den vollen Gefässen. Es stellte sich als Falafelbude heraus. Man bekommt ein Brot und füllt dann einfach selber, vom frisch frittierten Falafel bis zur Sauce am Schluss. Zutaten gibt es reichlich, Zwiebel, Bohnen, Tomaten, Pommes ... ;)

Street Food im Iran. Es gab Falafel zum selber bauen.


Wir hatten unseren Spass, die Leute am Stand hatten ihren Spass .. und wir wurden genährt. Daniel probierte dann noch ein Malzbier aus (natürlich Alkoholfrei) und brachte uns zur Erkenntnis, es ist KEIN Bier Ersatz, einfach nicht.
Im Hotel wurden wir dann gar nicht mehr alt, es war aber auch schon 23 Uhr. Ich duschte und legte mich dann hin .. und unter dem Schreiber einer E-Mail bin ich eingeschlafen. Gute Nacht.