Betrunkene Finnen und verregnete Trolle 10: Viel Sonne, wenige Züge

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Sonntag, 18.09.2016

Ich habe mal wieder (Ohrstöpseln sei Dank) den Wecker verpennt, wurde aber durch die Aktivität im Zimmer dann doch geweckt. Der heutige Morgen begann sehr entspannt. Einerseits begann das Frühstück erst um acht, andererseits versprach der graphische Fahrplan exakt gar keinen Zug bis zum ersten Regiontog irgendwann nach 10 Uhr.

Da es im anderen Gebäude Frühstück gab, ging es erst einmal raus an die frische Luft. Der Himmel war ziemlich verhangen, aber es hatte Aufhellungen - Potential ist da, ich will meine drei Sonnenstunden, die mir Meteoblue versprochen hat!

Das Frühstücksbuffet war eher mässig, irgendwie passend zum gestrigen Abendessen. Halt so, wie man sich Verpflegung auf einem Zeltplatz vorstellt: Irgendwie muss es primär günstig sein, und es müssen in der Hochsaison viele Leute „abgefertigt“ werden. Heute war freilich nicht viel los im Frühstücksraum.

Irgendwann waren wir dann aber trotz rumtrödeln unterwegs aufs Fjell. Das Wetter sah dabei immer besser aus. Auf dem Fjell selbst hing der Nebel, aber da die Sonne schon kräftig rein zündete konnte man ihm fast beim Auflösen zuschauen.

Das Ziel des Morgens war ein freier Abschnitt kurz vor Hjerkinn, beim Militärgelände. Wir waren trotz allem viel zu früh da. Güterzüge versprach weder die Live-Karte noch der graphische Fahrplan, da konnten wir beruhigt im Auto etwas weiter dösen. Die Fotostelle war unterdessen meistens im Licht, aber nicht ohne Unterbrüche.

Wir verfolgten den Zug etwas auf der Live-Karte, schliesslich weiss man bei den Norwegern ja nie, wann sie die Verspätungsmaschine anwerfen… der Zug war jedoch pünktlich im Anflug.

Ebenfalls im Anflug war eine grosse Wolke, die uns den Morgen verderben wollte. Wir fragten uns, ob wir uns allenfalls verschieben sollten, entschieden uns aber zu warten. Ein paar Minuten später wurde die Fotostelle wieder hell, nur um gleich darauf wieder im Wolkenschatten zu verschwinden. Meine Nerven!

Nach weiteren langen Sekunden schob sich die Wolke wieder ein bisschen beiseite, und legte langsam die Fotostelle frei. Der Regiontog kam mit nur wenigen Minuten Verspätung grösstenteils schön erleuchtet vorbei. Schöner Start in den Tag!

El 18 der NSB zwischen Hjerkinn und Kongsvoll


Der nächste Programmpunkt war leider erst der Personenzug in Richtung Norden - es war noch immer Wochenende, und daher leider nichts mit Güterverkehr. Wir diskutierten noch etwas hin und her, man hätte diesen Zug Anfang Fjell auf Seite Dombås ablichten können; dort waren jedoch die neuen Fahrleitungsmasten dafür auf der falschen Seite, was uns veranlasste, stattdessen einen zweiten Versuch am See zu unternehmen.

Meine gestrige Idee war irgendwas mit einem Boot im Vordergrund zu machen, denn sonst war mir der Querschuss irgendwie zu langweilig. Meine gegenüber gestern erweiterte Suche nach möglichen Motiven war aber nur semi-Erfolgreich; ich fand nur ein geeignetes Boot, und das war von der Bildkomposition her ein Gemurkse. Der dortige Baum musste daher als Vordergrund genügen. Der Regiontog kam bald vorbei, wie erwartet ein „Panzerzug“, und auch das Wetter hielt sich gut.

BM 73 der NSB zwischen Fokstua und Vålåsjø


Nun hatten wir einmal mehr ein dreistündiges Loch ohne Zugbewegungen. Wir hätten ja einen Fast-Food-Schuppen fürs Mittagessen aufgesucht, aber da in der Gegend kein solcher auffindbar war kraxelten wir stattdessen auf einen Berg bei Hjerkinn und verspeisten oben unsere Vorräte. Der Grund für die Kraxelei war natürlich, dass wir uns dort oben eine Fotostelle erhofften; und tatsächlich, das sieht doch ganz gut aus! Und jetzt noch mit Zug…

Das hätte Ihr Hauptpreis sein können! Leider machte uns der dünne Zugsverkehr einen Strich durch die Rechnung. Bild von Huerz.


Der Weg dort hinauf befindet sich am Rande eines militärischen Übungsgeländes, welches zwar für Fahrzeuge abgesperrt, aber grundsätzlich öffentlich ist. Allerdings wird deutlich vor Blindgängern gewarnt, man solle diese ja nicht anfassen (d’oh)… macht richtig Lust auf eine Wanderung querfeldein ;) Auf unserer Seite des Weges war allerdings eher nicht damit zu rechnen, denn so nah an zivilen Gebäuden wurde wohl nicht zum Spass rumgeballert. Ein Teil des Geländes war auch zeitweise Sperrgebiet, unsere Gegend allerdings nicht.

Die Zeit verging, und für den nächsten Zug aus Trondheim wollten wir ja wieder bei der Stelle gegen Kongsvoll sein, wo das mit dem Bild gestern in die Hose ging.

Dort angekommen machte das Wetter diesmal mehr Hoffnung; die Fotostelle lag zumeist in der Sonne. Zwischendurch kam allerdings auch mal ein Wolkenschatten auf, und es waberte ein bisschen hin und her (die Waberwolken sind bekanntlich die, welche wir am liebsten haben). Die Live-Karte versprach einen pünktlichen Zug. Auch das Wetter spielte gerade mit als der Zug um die Ecke bog…

… nur leider wars eine alte blaue Garnitur, statt der hübschen Roten, mit der wir gerechnet haben! Argh, die finden auch immer irgendwas, um uns den Spass zu verderben! Ja ich weiss, gibt es nur noch ganz wenige Blaue, seltene Aufnahme, Blah Blah. DAS TEIL IST HÄSSLICH ICH WILL EINEN ROTEN!

Tschuldigung. Wo waren wir? Ach ja, ihr wollt das Bild sehen.

BM 73 der NSB zwischen Hjerkinn und Kongsvoll


(Anmerkung der Redaktion: Nach all der künstlichen Aufregung soll festgehalten werden, dass der Schreibende natürlich trotz des "falschen" Zuges Freude am Bild hat)

Beim weiteren Programm waren wir etwas unschlüssig. Heute fuhr ja ein Zug mehr als gestern, in ca. zwei Stunden. Ich wollte auf einem Hügel in der Ebene wo ich mit Nil 2009 im Winter mal war; allerdings war der gemäss Osmand mitten im Sumpf-Gebiet, worauf Huerz keine Lust hatte. Er bevorzugte es, die nächsten beiden Züge bei Hjerkinn abzulichten.

Er brachte mich daher zum Ende des Fjells bei Dombås, und ich suchte mir einen möglichst schlauen Weg um die Bäche herum. Allerdings war dieser Weg jedoch nicht sonderlich schlau; wie sich auf dem Rückweg herausstellte, muss man einfach direkt quer über die Fläche gehen…

Jedenfalls war ich gerade auf meinem Hügel angekommen, da kündigte Huerz per Handy einen Talent an. Das kannten wir doch schon von gestern, wohl wieder ein Fahrzeugtausch. Leider war der noch nicht so richtig umsetzbar, weil noch kein Seitenlicht vorhanden war; meine Planung ging auch eher von einem Personenzug kurz vor Sonnenuntergang aus…

Trotzdem hier ein Bild, kleiner Zug in grosser Landschaft!

BM 93 "Talent" der NSB zwischen Dombås und Fokstua


Bemerkung am Rande: Wie auch schon erwähnt wurden in diesem Abschnitt die hölzernen Fahrleitungsmasten (die sonst noch auf der ganzen Strecke übers Fjell verwendet werden) gerade durch Neue aus Metall ersetzt; jene aus Metall sind farblich aber derart gut an die Landschaft angepasst, dass man sie noch weniger sieht als die Holzmasten. Schaut beim obigen Bild genau hin!

Nun begann das lange Warten, und blöder, am Himmel leider das lange Wabern. Eine grosse Wolke schob sich nämlich vor die Sonne.

Nach einiger Zeit kam wieder ein Talent vorbei, diesmal im Schatten und gegen Norden. Ich warnte Huerz, vielleicht konnte er damit was anfangen... konnte er, mehr oder weniger.

BM 93 "Talent" der NSB zwischen Hjerkinn und Kongsvoll


Und nein, keiner der beiden Talente war im tages“aktuellen“ graphischen Fahrplan verzeichnet. Jaja, die Norweger, sie wursteln einfach mal wieder irgendwas.

Die Wolke hielt sich hartnäckig, leider bis zum nächsten Zug. Dieser war ein doppelter BM 73, beide Garnituren in rot; man hatte wohl etwas Wochenende-Rückreiseverkehr zu bewältigen, denn Doppeltraktionen der BM 73 sahen wir sonst nie.

Huerz hatte mehr Wolkenglück, daher stellvertretend hier sein Bild.

BM 73 der NSB zwischen Hjerkinn und Kongsvoll


Das letzte Foto des Tages war, mal wieder, der mit El 18 bespannte Regiontog nach Trondheim. Ja ich weiss, wir langweilen euch mit Streiflichtbildern von diesem Zug, aber weil es so schön war hier halt nochmal, denn inzwischen hatte sogar meine Fotowolke ein Einsehen, bzw. die Sonne war inzwischen darunter...

El 18 der NSB zwischen Dombås und Fokstua


Und noch Huerz' Variante bei Hjerkinn, im allerletzten Abendlicht.

El 18 2243 der NSB zwischen Hjerkinn und Kongsvoll


Für das Abendessen hatten wir keine Lust auf das eher mässige Restaurant in der Touristation, und setzten uns daher in Dombås in den Moskusgrill. Huerz’ Pizza war gut, mein Fisch war auch fein, aber die Pommes ungesalzen, wie gestern schon - wieso tun die uns das an? Irgend eine Gesundheitsmassnahme der Regierung? Oder mögen das die Norweger etwa so?!?

Der graphische Fahrplan versprach, dass am späteren Abend vermutlich eine Di 4 mit Personenzug nach Åndalsnes überführt werden sollte, wohl um dort eine Ausflugsfahrt für Kreuzfahrtschiff-Touristen zu machen. Damit war einerseits klar, dass wir uns morgen um die Strecke nach Åndalsnes kümmern wollten; andererseits wollten wir heute Abend deshalb noch kurz am Bahnhof vorbei schauen um das zu bestätigen (nicht, dass die etwa plötzlich einen Talent dafür einsetzen).

Etwas früher als geplant (wir liessen das Dessert aus) gingen wir hoch zum Bahnhof. Dort stand, zu unserer Überraschung, bereits eine Di 4 *ohne* Zug. Was, wie jetzt, wo stehen denn die Wagen rum? Etwa in Bjorli? Wie auch immer: Die Überfuhr war offenbar kein Phantom und auch kein Talent, sehr gut!

Di 4 651 der NSB in Dombås


Zurück in der Unterkunft schmiedeten wir einen Masterplan für die Raumabahn morgen; das Programm wird guuuuuut! Einziger Negativpunkt: Früh aufstehen :( Na dann, ab in die Heia!