Betrunkene Finnen und verregnete Trolle 11: Schöne Planung und grausame Realität.

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Montag 19.9.2016

Manchmal gibt es Tage an denen man nichts offensichtliches falsch macht und am Abend dennoch der Meinung ist, alles falsch gemacht zu haben. So könnte man den heutigen Tag ganz gut umschreiben.
Doch fangen wir von vorne an. Er folgte einem recht ausgeklügelten Plan, den wir uns am Abend zuvor ausgemalt hatten. Grund dazu war die Feststellung, dass heute auf der Raumabahn nebst dem ordentlichen Verkehr mit ein paar Talent und dem werktäglichen Güterzug zusätzlich noch Eventverkehr in Form einer Di4 mit Wagengarnitur für ein Kreuzfahrtschiffpublikum unterwegs war. Dass da eine Di4 im Einsatz war wussten wir seit gestern Abend mit Sicherheit, hatte wir die doch Solo in Dombås abgelichtet. Die Wagen dagegen mussten vermutlich schon in Åndalsnes sein. Das Wetter war für die Region auch gut vorhergesagt. In Küstennähe hatte es zwar einige Wolken, aber gemäss den Vorhersagen sollten die nicht stören.
So begann unser Tag recht früh, um 0630 klingelte bei mir der Wecker und nachdem etwas Wasser über meinen Kopf gerauscht ist, war ich dann auch wach. Kurz vor 7 fuhren wir los, besorgten uns an der nächsten Tanke noch etwas Flüssignahrung in Form einer Schoggimilch und fuhren dann schnurstracks an eine ausgemachte Stelle unterhalb Bjorli. Der Weg war lang, die Blitzer viele und so gabs ein gemütliches Cruisen bis dorthin.
Obwohl viel Wolken am Himmel waren, sah es recht vielversprechend aus, zeigten sich doch auch einige blaue Löcher rund um Bjorli, mit Tendenz der Zunahme derselben. Erstes Ziel war der morgendliche Talent nach Lillehammer. Normalerweise fahren die ja nur bis Dombås, aber da für den morgendlichen Zug kein Anschluss in Form eines Regiontog ab Trondheim vorhanden ist, fährt der Talent dann gleich selber weiter nach Lillehammer. Alles hoffen auf Sonne nützte aber nichts, die blauen Löcher waren nicht mit der Fotostelle und der Durchfahrzeit des Talent in Einklang zu bringen. Am Bergrand hielt sich hartnäckig eine Wolkenschicht und da die Sonne noch recht tief stand, war nichts mit Sonne an der geplanten Stelle. Der Talent fuhr im Dunkeln durch.

BM 93 "Talent" der NSB zwischen Bjorli und Stuguflåten



Wir fuhren nun einige Kilometer weiter talabwärts zur Stuguflåtbrua. Dieser Klassiker musste sein und wir haben uns dazu den Güterzug ausgesucht der als nächstes Anstand. Irgendwie wollte das hier aber noch nicht so mit Sonne. Einerseits waren immer noch Wolken am Himmel, andererseits war da noch ein Berg im Weg. Wir hatten aber noch etwas Zeit bis der werktägliche Güterzug von Åndalsnes hier hochgefahren kam. Kurz vor Durchfahrt kam die Brücke dann endlich in die Sonne. Noch schöner war dann die Bespannung des Green Cargo Güterzuges mit drei T44, die vorderste davon noch in orange. Die zwei blauen hatten wir in Dombås schon gesehen, die orangene wurde wohl in der Nacht neu hinzugekarrt, da wir die gestern nicht in Dombås gesehen haben. Passt so!

T44 322 der GC zwischen Verma und Stuguflåten


Ein Versuch den Zug nochmals an der oberen Stelle abzulichten misslang. Mit drei Zugloks war er einfach zu schnell unterwegs. Wir hatten ihn zwar ein- und knapp überholt, aber eben nur knapp und so zog der Zug durch wie wir aus dem Auto stiegen.
Dennoch zufrieden mit dem Ergebnis machten wir uns nun an den Di4 Extrazug. Um den mehr als einmal zu erwischen, planten wir eine Stelle unterhalb der Kehren von Verma aufzusuchen, um dann wieder hochzufahren zur Stuguflåtbrua. Zetlich sollte das aufgehen. Gesagt getan, nach Stellenschau im Bereich von Marstein entschieden wir uns für eine Stelle einige Kilometer oberhalb, direkt an der Rauma. Als wir eintrafen war noch schönster Sonnenschein vorhanden. Schnell wandelte sich das Ganze aber zu unseren Ungunsten. Als kurz darauf ein Bm93 als Lokaltog durchfuhr hatten sich schon einige Wolken vor die Sonne geschoben.

BM 93 "Talent" der NSB zwischen Marstein und Flatmark



Da noch etwas Zeit blieb bis die Di4 kam, schauten wir uns zwischenzeitlich noch einmal in Verma den offiziellen Aussichtspunkt auf die Kyllingbrua an, nur um festzustellen, dass der kurveninnenseitig lag und daher aktuell voll Gegenlichtlastig ist. So blieb es beim Punkt oberhalb Marstein, welchen wir wieder ansteuerten. Das Wetter hatte sich zu unserem Bedauern eher noch verschlechtert, an Sonne war praktisch nicht mehr zu denken. Zur Planzeit tat sich nichts. Als 10min später die parallelen Tourbusse auftauchten, fragten wir uns schon ob wir den Zug allenfalls verpasst hatten. Er kam dann aber mit etwa 20min Verspätung durch. Einige kleine blaue Löcher waren nun wieder da, aber so wirklich klappte es dennoch nicht. Wäre ja zu schön gewesen mit Sonne....

Di 4 651 der NSB zwischen Marstein und Flatmark


Schnell ging es nun zum Auto und dann hoch zur Stuguflåtbrua. Der blaue Himmel war hier kurz vor Bjorli eindeutig am überwiegen, aber genau vor der Sonne waberte eine dunkle Wolke herum und sorgte dafür dass unser Motiv grosszügigerweise voll im Schatten lag. Noch blieben aber geschätzte 20min bis der Zug hier war. Auch wenn etwas Wind da war, die Wolke hielt sich jedoch hartnäckig, windete sich solange bis die Di4 im Schatten an uns vorbeizog. Das Frustpotential war langsam am wachsen....

Di 4 651 der NSB zwischen Verma und Stuguflåten


Der Zug ging nun nach Bjorli zum Austausch der Reisegruppen. Wir liessen ihn das machen und fuhren im Gegenzug nach Verma.
Für die Talfahrt hatten wir uns den Blick von hinten auf die Kyllingbrua ausgesucht. Wir wussten nur in etwa wo sich der Fotopunkt befand, fanden ihn dann aber recht schnell im Gelände. Ärgerlicherweise war hier nun überhaupt nichts mehr mit Sonne zu machen. Es hatte inzwischen komplett zugezogen und so sassen wir im dunkeln und machten auch im dunkeln ein Foto vom Zug.

Di 4 651 der NSB zwischen Verma und Flatmark


Etwas genervt ging es sodann nach Åndalsnes runter. Die Di4 war noch am Zug und stand wunderbar vor dem Krezufahrtdampfer - der Aida.sol. Wir machten einige Aufnahmen von Zug und Schiff, erfreulicherweise manchmal sogar mit einem Hauch Sonne.

Di 4 651 der NSB in Åndalsnes


Als die Lok dann ans andere Zugsende gestellt wurde, gab es auch noch ein Foto mit dem Bahnhof.

Di 4 651 der NSB in Åndalsnes


Eigentlich hätte da nun auch noch ein Bm93 stehen sollen, der aber hatte Verspätung und so war der Dampfer weg, bevor der Zug da war. Es gab dann nur noch ein Bild mit Bm93 und Di4 im Bahnhof.

BM 93 "Talent" der NSB in Åndalsnes


BM 93 "Talent" der NSB in Åndalsnes


Etwas gefrustet über den bisherigen Tagesverlauf gab es nun mal Lagebesprechung bei einem kleinen Imbiss. Zudem wollte unser Auto auch mal Benzin und die Vorratstüte meinte auch, dass Nachschub nötig sei. Wir entschieden uns anschliessend trotz der recht miesen Wetterlage den Di4 Zug weiter zu verfolgen, war doch nochmals eine Fahrt nach Bjorli angesagt, von wo es dann gemäss Tagesfahrplan erst gegen 1900 als Dienstzug weiterging. Für uns erschloss sich diese Betriebsabwicklung nicht so ganz, aber was solls. Mangels anderer Alternativen lauerten wir dem Zug bei der Stahlbrücke über die Rauma unterhalb Verma auf. Auf die Sonnenseite musste man eh keine Rücksicht nehmen, denn die Chance auf ein Loch in der Wolkendecke war bei 0. Bis der Zug kam, vergnügten wir uns noch ein bisschen damit die Sandbank am Flussufer umzugestalten :D

Di 4 651 der NSB zwischen Verma und Flatmark


Wir fuhren nun hoch nach Bjorli. Ideen für eine Fotomöglichkeit hatte wir eigentlich keine, aber wir mussten eh rauf weil hier unten war in nächster Zeit keine weitere Zugsleistung zu erwarten. Auch waren wir der Talente gerade etwas überdrüssig so dass auch dies entscheidend zur Weiterfahrt mittrug. Schlussendlich landeten wir bei der ersten Morgenstelle. Eigentlich lichtmässig komplett falsch, liess die fehlende Sonne halt auch sowas zu. Auch wenn es nicht ideal ist, aber irgendwie muss man sich ja mit der Situation zurecht finden. Nichtsdestotrotz wären uns einige Sonnenbilder viel lieber gewesen. Schlussendlich kam die Di4 ganz passabel durch.

Di 4 651 der NSB zwischen Bjorli und Stuguflåten


Als der Zug durch war fuhren wir hinten nach direkt zum Bahnhof Bjorli wo gemäss Tagesfahrplan nun die Di4 mit Zug 4h Stilllager haben sollte. Zu unserem Erstaunen (oder auch njicht so ganz) war der Bahnhof leer. Kein Zug, keine Wagen, nichts....
Für uns war damit klar, die haben den Zug direkt nach Dombås hochgezogen und werden den vermutlich auch viel früher als geplant in Richtung Trondheim losschicken. Macht ja eigentlich auch Sinn. Irgendwie hatten wir der Planung im Tagesfahrplan nicht so ganz getraut. Als P Zug nach Bjorli, dann 4h warten und dann als Dienstzug nach Dombås.
Wir witterten unsere Chance eines Bildes einer Di4 mit Zug auf dem Dovrefjell, das Ganze zudem noch in Sonne, sah es doch in Richtung Dombås viel heller aus. So fuhren wir schnurrstracks hinterher. Kurz hinter Bjorli war wieder eitel Sonnenschein. Wieso hier und nicht weiter unten? Wir fühlten uns etwas verarscht. In Dombås ging es direkt weiter, hoch aufs Fjell nach Hjerkinn wo mit Ankuft unsererseits das Frustpotential gerade wieder anstieg. Wie wir auf den Parkplatz fuhren, rauschte der Regiontog aus Trondheim im Sonnenschein durch. Wir hatten gehofft dass es reicht und haben verloren. Dafür war es dann beim Aussteigen 2min später plötzlich Dunkel wie im Kuha*****. Die Wolken hatten uns wieder eingeholt :-(
Wir stellten uns dennoch hin, warteten, schauten dem Licht/Schatten-Spiel zu, fluchten, warteten, fluchten, warteten, schauten besorgt zur Sonne, welche sich bedrohlich dem Bergrücken näherte, warteten,.....
20 nach sechs war fertig mit warten, die Sonne weg, Alternativen keine mehr vorhanden. So ging es zurück zum Auto. Gerade als wir den Bahnhof Hjerkinn passierten fuhr dort der abendliche Regiontog nach Trondheim mit El18 vornedran durch. Und als wir entlang des Vålåsjøen fuhren, fuhr am anderen Ufer die Di4 mit ihrem Zug gen Trondheim zu. Das Ganze natürlich im Halbschatten und nicht fotografierbar, so richtig passend zum Tag. Nicht das erste mal heute kam das Gefühl hoch alles richtig gemacht zu haben, aber am Schluss doch mit leeren Händen da zu stehen. So fuhren wir dann zurück nach Dombås.

Passend zum Thema Raumabahn übrigens noch ein kleiner Abstecher ins Archiv. 2007 war ich dort schon mal unterwegs und fuhr die komplette Strecke mit dem Zug ab. Lohnt sich definitiv auch - es hat schon seinen Grund wieso gerade diese Strecke mit Di4 Extrazügen befahren wird. Wettermässig war es ähnlich wie heute. Dombås top, Åndalsnes flopp...

BM 93 06 der NSB in Dombås


BM 93 06 der NSB in Åndalsnes


Doch zurück ins 2016i:
Die Frage ob Italiener oder Frittenbude wie gestern war schnell beantwortet. Der Italiener war das Ziel und so gab es für uns noch je eine Portion Pasta, bevor es dann im Hotel nochmals eine Planungssession für den morgigen Tag gab. Im Gegensatz zu den beiden Vortagen verlängerten wir heute das Hotel nicht mehr, sondern gingen stattdessen heute noch zahlen. Wir haben uns wieder viel vorgenommen für morgen. Ob und wie es dann klappt, das wird euch dann David ein anderes mal erzählen...