Adiós Pajares-Pass - Teil 2: warten auf die Kohle in Andorra

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28.5.17

Wir sind gestern ja noch bis in die Gegend von Samper de Calanda, respektive Andorra vorgedrungen. Grundlos war das nicht. In Andorra steht ein Kohlekraftwerk. Früher hatte es in der Gegend einige Braunkohlevorkommen, die ausgebeutet wurden. Dazu gab es auch einige Werkbahnen, welche bis zum Schluss mit Dampf betrieben wurden. In den 1980er Jahren waren die Flöze leergeräumt. Seit einem Umbau des Kraftwerkes auf Steinkohle wird nun über die ehemalige Werkbahn Kohle zum Kraftwerk geliefert. Dazu kommen zwei 319er zum Einsatz, da ab Samper de Calanda die Strecke nicht elektrifiziert ist. Diese Dieselloks und die damit bespannten Züge waren unser erklärtes Ziel.
Wer übrigens den Betrieb in den 1970er/1980ern sehen will, bei DSO gibt es drei wirklich interessante Berichte:
Hi-Fo bei DSO
Hi-Fo bei DSO
Hi-Fo bei DSO


Um sieben schrillte heute der Wecker. Da Morgenessen wie üblich ausfiel waren wir kurz vor Acht ready, hatten ausgecheckt und machten uns mal auf den Weg nach Samper de Calanda, wo wir uns ein Bild der Lage machen wollten. Die beiden Diesel standen noch unverändert da, so dass wir den Kohlezug sicher nicht verpasst hatten, zumal auch die Wagen unverändert im Bahnhof standen. Wir befanden das als gut. Nun hiess es für uns mal die Strecke nach potentiellen Stellen abzuklappern. Christof hatte im Vorfeld einige Fotos im Netz ausgedruckt, leider fehlten dazu aber jeweils genaue Ortsangaben. Osmand kannte in der Gegend zwar die Strecke und die Hauptstrasse nach Andorra, nicht aber irgendwelche Strässchen und Feldwege die uns nützlich gewesen wären und zur Strecke führten. Da solche aber definitiv vorhanden waren mussten wir diese auf gut Glück abfahren und hoffen, dass sie Zielführend sind. Rund 1h später und kurz vor Andorra liegend hatten wir dann eine der Fotostellen ausgemacht. Wir stellten uns hin und begannen zu warten. Da die Strecke recht gut einsehbar war, fanden David und Christof auch noch Zeit sich um den Frontspoiler zu kümmern. 10min später war der wieder wie neu und hält nun garantiert besser als vorher :)
Ansonsten hiess es aber für uns einfach warten und Zeit totschlagen und sich von irgendwelchen Mücken verstechen zu lassen. Die Sonne stieg immer höher und es wurde heisser und heisser. Auf den Gleisen rührte sich aber nichts, nichts und nochmals nichts. Um den Mittag rum war der Sonnenstand dann so achsig, dass wir aufgaben. Alle Fotos die Christof ausgedruckt hatte zeigten einen gut ausgeleuchteten Zug, so dass wir darauf spekuliert hatten, dass der am Morgen kommt. Da nun Sonntag Mittag war nahmen wir mal an, dass wohl wegen Sonntag heute nichts fährt. Etwas enttäuscht zottelten wir von dannen....
....nur um auch Minuten später keinen Zug zu sehen und zu hören. Meist kommt ja dann in solchen Fällen was. Heute aber definitiv nicht. Für uns stellte sich nun die Frage: Was machen wir heute eigentlich noch?
Der Tenor war klar: Wir wollen ein Bild des Kohlezuges und so waren wir uns schnell einig wieder in Alcañiz zu übernachten und buchten im selben Hotel wie letzte Nacht.
Mein Wunsch an die Strecke Lleida - La Pobla de Segur zu gehen musste für heute realistischerweise ausgeschlagen werden. Viele der Fotostellen dort sind etwas für den Morgen. Zudem ist Nachmittags tendenziell weniger Verkehr als am Morgen, so dass es sich für heute nicht mehr lohnte. David brachte die Idee an die Küstenpiste Tarragona - Valencia zu verschieben, welche von allen anwesenden als Gut befunden wurde. So nahmen wir die zwei Stunden Fahrt unter die Räder und trafen bei Vinaròs ans Meer. Unterwegs war die Berglandschaft wieder einmal atemberaubend schön.
Wir suchten uns nun eine passende Fotostelle und wurden kurz vor Amposta fündig. Innerhalb rund 1h kamen dann auch zwei passende Züge durch. Dazwischen war aber auch die Gelegenheit da, sich mal etwas an Iberischen Köstlichkeiten in den Magen zu schlagen.

130 090 der RENFE zwischen L'Aldea-Amposta-Tortosa und Ulldecona-Alcanar-La Senia


252 052 der RENFE zwischen L'Aldea-Amposta-Tortosa und Ulldecona-Alcanar-La Senia


Wir hatten die Stelle gesehen und verschoben uns nun weiter nordwärts. Bei Camarles machten wir eine Fussgängerbücke aus, die evtl. als Fotostelle taugen könnte. Fürs erste Foto mit den beiden S447 war aber vorerst mal ein kurzer Sprint nötig. Wie wir auf die Brücke kamen, kamen die auch schon angebraust.

447 351 der RENFE zwischen L'Ampolla und Perelló - Deltebre - Camarles-Deltebre


Wir warteten anschliessend noch einige Züge ab, da uns die Stelle durchaus gefiel.

130 026 der RENFE zwischen L'Ampolla und Perelló - Deltebre - Camarles-Deltebre


470 070 der RENFE zwischen L'Ampolla und Perelló - Deltebre - Camarles-Deltebre


Eine weitere Stelle erhofften wir uns im Bereich zwischen Caproig und l'Ametlla de Mar, wo die Bahn recht nahe entlang der Küste führt. Das Strässchen entlang der Bahn ist aber leider immer unterhalb der Bahn und seit dem Doppelspurausbau der Strecke ist diese eingezäunt, so dass man nicht so ohne weiteres auf die andere Seite der Bahn gelangt, welche aufgrund des Sonnenstandes notwendig gewesen wäre. Nur an einer Stelle fanden wir auf Osmand einen Bachdurchlass - geeignet für unsere Zwecke. Wäre der nicht auf der Karte veremrkt gewesen - wir hätten den nicht gefunden. So aber stellten wir unser Auto auf einen gleich dort befindlichen Parkplatz und konnten durch den Durchlass auf die andere Gleisseite wechseln. Nach etwas Suchen im Gelände fanden wir dann auch einen passenden Fotostandpunkt. In der tiefer werdenden Sonne konnten wir hier nun einige Züge im wunderbaren Abendlicht fotografieren.

448 014 der RENFE zwischen L'Ametlla de Mar und L'Ampolla - Perelló - Deltebre


470 070 der RENFE zwischen L'Ametlla de Mar und L'Ampolla - Perelló - Deltebre


252 065 der RENFE zwischen L'Ametlla de Mar und L'Ampolla - Perelló - Deltebre


252 067 der RENFE zwischen L'Ametlla de Mar und L'Ampolla - Perelló - Deltebre



Wir suchten danach weiter ob wir noch was passendes finden, wurden aber bis Salou nicht mehr fündig. Da wir auch noch den Rückweg nach Alcañiz unter die Räder nehmen mussten, entschieden wir uns dann den Heimweg anzutreten. Auch wenn wir einige Kilometer mit dem Ausflug an die Küste zurückgelegt haben, so entschädigte der Nachmittag doch noch für den bildlosen Vormittag und rechtfertigte den Ausflug ans Meer. Ob wir dadurch den Kohlezug verpasst haben werden wir dann morgen feststellen.

Der gute Herr an der Rezeption staunte nicht schlecht, als wir heute wieder in seinem Hotel eincheckten. Ungeachtet dessen zog er wieder das volle Programm mit Passkopien und so durch. Im Hotelrestaurant war heute Trubel angesagt. Irgend eine Kommunion oder was ähnliches war im Gange und so durften wir nur mit einer reduzierten Karte in der Cafeteria vorlieb nehmen. Da es aber schon wieder 10 Uhr abends war, verzichteten wir darauf uns noch was auswärtiges zu suchen. Müde nach dem langen Tag ging es anschliessend auf direktem Wege ins Bett.


29.5.17

Auch heute ging es wieder ohne Morgenessen los. Wir kauften uns aber an der Tanke direkt neben dem Hotel noch etwas Flüssiges. Auch heute haben wir wieder ausgecheckt, eigentlich wollen wir nämlich heute Abend nicht mehr in der Gegend sein. Da gestern Sonntag kein Kohlezug nach Andorra unterwegs war, erwarteten wir dass der heute fahren würde. Irgendwann muss ja das Kraftwerk zu seiner Kohle kommen, da die lokalen Vorkommen seit Jahren ausgeschöpft sind.

Frohen Mutes fuhren wir nach Samper de Calanda und dort geradewegs an den Bahnhof. Die Loks standen unverändert da - wir hatten gestern also nichts mehr verpasst. Neben dem Bahnhofsgebäude stand heute ein Auto und auch der Bahnhof war offen. Sehr gut - ein Bahnhofsvorstand vor Ort den man nach Fahrzeiten ausquetschen kann. Gedacht, getan und wir störten ihn beim lautstarken TV schauen. Ziemlich dämlich schauten wir dann aber aus der Wäsche als er uns mitteilte, dass die nächsten zwei Wochen wegen Bauarbeiten an der Strecke der Kohlezug ausfalle. Das war jetzt aber blöd. Zweie Tage investiert, dass nix, aber auch gar nix herausschaut. Etwas angesäuert zottelten wir von dannen um mal Kriegsrat abzuhalten. Die Strecke nach La Pobla de Segur kam nochmals aufs Tapet, aber bis wir dort wären wäre der Spuk für heute auch schon grösstenteils wieder durch - gleiches Problem wie gestern also. Morgen ist zudem das Wetter in der Gegend eher mau. Das eigentliche Ziel - der Pajares Pass - glänzt die nächsten Tage auch durch recht unbeständiges Wetter. Eine Möglichkeit die von David aufgeworfen wurde: Douro-Tal in Portugal. Wir einigten uns mal auf Zamora als Zwischenziel für heute Abend und buchten auch entsprechend ein Hotel. Der Ort lässt uns sowohl die Option Pajares Pass, wie auch Douro-Tal offen. Zudem ist die Gegend selber auch recht spannend, verkehren dort doch Gumminasen und die Hybrid-Patitos. Bevor wir losfuhren schauten wir zum Glück nochmals die Signalllage im Bahnhof an. Die Ausfahrt Seite Valencia war grün - da kommt was! In einem ersten Anlauf verschoben wir uns schnellstmöglich auf das Portal des an den Bahnhof angrenzenden Tunnels. Irgendwie wollte uns die Situation aber nicht so gefallen, zu viele Masten, zu viele Schattenwürfe. So riskierten wir es auf die andere Seite des Bahnhofes zu wechseln und uns ein paar 100m vor der Einfahrt aufzustellen. Die Lichtsituation bot sich dort zwar mit nicht mehr allzu viel Seitenlicht an, aber da die Sonne momentan eh gerade Katz & Maus mit einer Wolkenschicht spielte anstelle die Gegend auszuleuchten war das verschmerzbar. Die Eile wäre nicht geboten gewesen, dauerte es dann doch noch um die 15 Minuten bis der Zug dann endlich um die Ecke kam.

335 029 der CONT zwischen Samper und La Puebla de Hijar


Schöne Lok, aber bei der Beladung des Zuges hätten sie sich wirklich mehr Mühe geben dürfen.
Da wir noch einiges an Kilometern vor uns hatten, das Wetter hier auch nicht wirklich mitspielte, entchlossen wir uns anschliessend in Richtung Zaragoza zuverschieben und uns an die Altbaustrecke Zaragoza - Lleida aufzustellen. Wir hofften dass dort sicher etwas mehr Betrieb zu erwarten sei, da dies ja eine Hauptstrecke sei. So zumindest die Gedankengänge von David und Christof. Vor Zaragoza sahen wir an der bisherigen Strecke einen netten Fotopunkt, welcher aktuell sogar in Sonne gewesen wäre. Da bis zur nächsten planmässigen Fahrt aber noch rund 2h abzuwarten waren, haben wir uns für die Weiterfahrt entschieden. Etwas ausserhalb Zaragoza fanden wir dann eine für unsere Zwecke geeignete Brücke. Hier liegen die Altbaustrecke und die neue LAV nach Huesca in trauter Zweisamkeit nebeneinander. Eine Konsultation des Fahrplanes ergab aber wenig erfreuliches. Auf beiden Strecken war die nächsten paar Stunden nichts planmässiges sichtbar. Wir hofften daher auf Güterzüge.
2h später hofften wir immer noch. In der Zwischenzeit hatten wir etwas Gegessen, viel herumgeblödelt und uns noch viel mehr gelangweilt. Dann aber kam eine total verranzte Traxx die fabrikneue VW durchs Land zog:

253 041 der RENFE zwischen Zaragoza-Goya und Villanueva de Gallego


Wir warten weiter und hofften weiter... vergebens. Nichts kam mehr bis wir eine Stunde später entschieden abzuzotteln. Hauptstrecke wurde mir von David und Christof versprochen. Da wird es viel mehr Verkehr haben, wurde mir versprochen. Ja genau!
Zum Ganzen passte es dann auch, dass wir hinter Zaragoza in eine Regenwand fuhren. Hinter Logroño bestand dafür wieder die Chance auf Sonne. Wir hatten da im Vorfeld in der Gegend eine nette Stelle im www gefunden. Auch wenn wir noch einige Kilometer bis Zamora vor uns hatten, wagten wir angesichts des recht grossen blauen Loches in der Wolkendecke den Gang an die Strecke. Immerhin sollte innert einer Stunde auch ein Alvia hier durch fahren. Zeitweise standen wir auch in eitel Sonnenschein, doch je mehr die Durchfahrtszeit näher rückte, desto kleiner wurden die Chancen auf ein Sonnenfoto. David betätigte sich Zwischenzeitlich als Ruinenbauer, während Christof und ich das ganze aus archäologischer Betrachtungsweise heraus laut kommentierten - sehr zum Missfallen von David :D
Zur errechneten Durchfahrtszeit hörten wir dann auch einen Zug. Nur kam der von hinten und hatten keine Fensterwagen, sondern Containerwagen dran - ein Güterzug. Freude herrscht! Er stellte sich in die Ausweiche von San Ansensio ein paar hundert Meter hinter uns. Die CAF Büchse kam dann auch bald von vorne ums Ecke gefahren.

Baureihe 121 der RENFE in San Ansensio


Leider war an Sonne inzwischen kaum mehr zu denken. Im Gegenteil es wurde dunkler und dunkler. Der Containerzug mit einer verranzten Traxx (gibts die auch sauber?) setzte sich unmittelbar nach der Kreuzung in Bewegung, nur um in unserem Fotospot dann wieder still zu stehen. Die Lokführer hatten uns gesehen und sich im Motiv kurz hingestellt. Das nennt man Service!

253 016 der RENFE in San Ansensio


Laut hupend fuhren sie dann unten durch und hatten sichtlich Spass dass jetzt ihr Zug von drei Spinnern auf Foto verewigt wurde. Wir machten uns dann schleunigst auf vom Hügel herunterzusteigen und ins Auto zu steigen, da eine Regenfront drückte. Wir waren noch nicht beim Auto als die ersten Regentropfen fielen. Kaum im Auto war der Wolkenbruch da - das war jetzt knapp!
Der Rest des Tages war dann ausgefüllt mit einer direkten Fahrt über die Autobahn nach Zamora. Angesichts der dort wieder vorherrschenden Sonne schauten wir uns noch die Fahrplansituation an, mussten dann aber feststellen, dass in vernünftiger Frist nichts fährt. Die beiden Hybrid-Patitos hatten wir verpasst, die nächsten Gumminasen fuhren erst einiges später. So checkten wir dann ins Hotel ein und gingen in der durchaus sehenswerten Stadt noch etwas essen. Auch besprachen wir das weitere vorgehen, konsultierten Wetterkarten und entschieden uns dann was wir die nächsten Tage machen. Gegen Mitternacht war dann Feierabend. Wie es weitergeht und wo es uns hinschlägt gibts dann ein anderes Mal auf diesem Kanal...