Eines Tages in Japan - Frühjahrstour 2017 (6)

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05.05.2017 Niigata – Tsuruoka

Das Wetter heute begann schonmal wie angekündigt. Es regnete vor dem Zimmerfenster. Eile war also nicht angesagt. Aber irgendwie waren wir trotzdem um 0730 Uhr schon draussen. Die Hoffnung doch noch auf Sonne zu treffen am Vormittag war nicht ganz unbegründet. Denn es gab da ein Wetterdienst der so etwas erzählte ...
Wir checkten aus und gingen mit dem Gepäck zu unserer Garage.

0.1 – Wir müssen unser Auto befreien aus dem Parkhaus. David macht gerade die Abholung klar ... noch ist der Lift aber da.


0.2 Wenig später geht die Türe dann wieder auf und unser Aqua steht bereit. Auf der Drehscheibe vor dem Tor wurde er noch gedreht und fertig.


Und wieviel kostets nun? Wirklich, die 1000 Yen waren korrekt und wir mussten kein zweites mal Lehrgeld bezahlen. Na, beim nächsten mal dann vielleicht ;).
Wir fuhren gemütlich aus Niigata heraus und im Regen nach Norden. In Murakami verfuhren wir uns gleich mal kurz bevor wir wieder auf dem richtigen Weg waren. Wir schauten uns heute die Uetsu Main Line an. Da haben wir im Internet ein paar wirklich schöne Fotos gesehen, ja sogar so halb aktuell mit Güterzügen. Da das Wetter morgen schön sein sollte wollten wir heute fürs rekognoszieren investieren und morgen dann in der Sonne abräumen (toller Plan, geht bestimmt auf).
Auf der Strecke gibt es 7 Zugpaare mit Ltd. Express Zügen, und dann noch ordentlich Regionalverkehr. Eben, vielleicht sogar Güterverkehr? Und auch ein Joyful Train gibts, wäre ja was langweilig wenn nicht. Es ist der Kirakira Ltd. Express ... mir schwante ja böses und ich sah schon wieder grauslige Dieselumbauten. Aber weiss, vielleicht kommt ja wirklich mal ein schöner bunter Triebwagen.
Wir fuhren der Küste entlang und füllten unsere Karte mit Kringel wo man stehen könnte. Vor allem die ersten Kilometer hinter Murakami sind nett, ein bisschen Landwirtschaft zwischen Bahn und Strasse, ein paar Häuser, dahinter das Meer. Könnte man auf jeden Fall ansteuern mit Sonne.
Ein erstes mal angehalten haben wir am Mount Horai. Da wollten wir eine Stelle genau anschauen und uns auch etwas die Füsse vertreten. Denn nach der langen Fahrt im Regen im geheizten Auto wurden die Augenlider schwerer und schwerer.

1 – Das Wetter heute war wie vorhergesagt unterirdisch. Also machten wir alles ganz gemütlich und schauten uns die Strecke für heute und evlt. morgen mal an. Es ist die Uetus Main Line. Es ist die Verlängerung der Strecke von Kuopio nach Norden. Von Murakami bis Tsuruoka führt die Strecke ständig mehr oder weniger dem Ozean entlang. Das versprach ein paar Motive. Wie zum Beispiel dieses hier welche wir als erstes anfuhren bei Echigo Kangawa. Der Knubbel im Meer heisst Mt. Horai und ist doch hübsch. Beim Wetter, ok, nicht. Im Bild ist eine aus dem letzten Teil bekannte Baureihe. Sie gehören aber zur Untergruppe 1000 und nicht 1100 ;). Also E653-1000. 7-Teilig als Inaho limited express unterwegs von Niigata nach Akita. Mit 7 Zugpaaren täglich ist die Linie ziemlich dicht bedient. Erst seit Juli 2014 hat die Baureihe die ganze Linie übernommen, davor liefen die JR East 485er auf der Piste. Da waren wir bissl zu spät.


Wir fuhren dann im Regen weiter nach Norden und kringelten hier und da etwas an. Auch nahmen wir die Zeit der Fahrstrecke gleich mit. Denn die Ltd. Express Züge kreuzen hier irgendwo in der Ecke, und dann man für zwei Züge zwei Stellen machen will muss man gucken wie schnell man von A nach B kommt. Diese Zeitnahme wurde sorgfältig notiert und sollte uns dann hoffentlich wertvolle Dienste leisten.
Das nächste mal gestellt haben wir uns bei Atsumionsen mit frischem Gebäck im Gepäck. Da gab's ne gemütliche Stelle um das Auto hinzustellen, Züge zu gucken und sogar zu fotografieren.

2 – Ein Sprung nach Norden, nach Atsumionsen. Wir fotografierten zwar immer mal wieder bisschen was bei dem Wetter, das nächste was ich zeigen will ist aber erst da oben. Hier ist ein lustiges Regiogespann welches uns noch häufiger vor die Linse fahren wird. Es sind zwei Kiha 48-1500 Garnituren, mit noch unterschiedlichen Lackierungen.


Irgendwann wurde das Sitzleder überstrapaziert und wir schauten uns noch die letzten Kilometer der Küstenstrecke an. Dabei kamen wir auch an einem gemütlichen Aussenbogen vorbei. Da stellten wir unser Auto vor eine Kette an einer Einfahrt und blieben sitzen. Natürlich, kaum standen wir wollte ein Japaner durch die Kette brechen. Gut zu wissen, da ist Verkehr, wenn man wirklich da steht muss man etwas mehr am Rand parken ;). Für den Kirakira, der erwähnte Ausflugsbomber, stellten wir uns dann auch gleich ans Gleis. Man will ja sehen was da kommt. Und was da kam war doch mal nett. Dummerweise Regnete es natürlich immer noch und ich wollte meinen Schirm nicht so richtig loslassen.

3 - Kirakira! Ou, vorsichtig, wieder mal ein Spassbomber. Der Kirakira verkehr zwischen Niigata und Sakata. Es ist ein umgebauter Zug der Serie 485. Wirklich erkennen kann man das aber nicht mehr. Hier ist der Zug auf dem Weg nach Norden. Das Bild von David, meine Kamera wollte nicht und ich fand den Schirm zu halten gerade wichtiger :-). Diese Aussenkurve liegt kurz vor Iragava.


Wir setzten uns wieder ins Auto und warteten einfach weiter. Als da plötzlich Container zu erkennen waren. So richtig sahen wir die Strecke nicht ein, aber das war mal klar ein Containerzug nach Norden. Ich räumte also mal das Güterzugkursbuch aus dem Koffer und probierte mal heraus zu friemeln wo wir überhaupt sind hier. Streckennummer? Ortschaft? Eingetragen sind im Kursbuch natürlich nicht alle Orte, sondern einfach die grossen und jene welche die für den Güterverkehr entscheidend sind. Das können dann auch Ortsnamen sein welche Google Maps nicht kennt (Abzweigungen, Betriebsstellen).

4 – Schau'mer doch mal ins Kursbuch für die Güterzüge. Welche Strecke eigentlich? Ahh da links, 112-114.


5 – OK, so siehts dann aus. Erstmal gucken ob's die richtige Strecke ist. Dann schauen wo man ist. Blöd da, dass die Tabellen durchs halbe Land führen und nicht alle Ortsnamen auch auf den Karten sind (Betriebsstellen usw. kennt Google u.U. gar nicht). Aber wie ihr an den Vermerken seht haben wirs rausgefischt. Und dann kümmerte ich mich mal um die Bemerkungen oben. Verkehrstage? In welchem Zeitraum fahren die Züge denn? Und was haben wir da sonst noch so für Infos drin.


Wie am lesen, interpretieren und übersetzen war rollten gleich nochmal Kisten Richtung Norden vorbei. Aha, hier ist ja was los! Lok haben wir leider schon wieder nicht gesehen.
Nun wurde es uns zu bunt, wenn man schon blöd an der Strecke steht dann bitte auch mit richtiger Streckensicht. Also zurück nach Atsumionsen an den Tunnel. Da nahm ich wieder das Kursbuch auf die Knie und machte weiter. Verdickt: Die beiden Züge Nordwärts waren sogar drin, und so je nach Rechnung waren die auch ganz schön pünktlich. Und was kommt sonst noch? Wenn man dem Kursbuch glauben schenkt müsste am Abend einer nach Süden. Das wäre dann alles im Licht hier auf der Strecke. Nun, wir würden's ja dann sehen. Auf jeden Fall gewann die Strecke gerade etwas an Interesse. Wenn schon Güterverkehr ist? :-)
Dann mussten wir uns wieder etwas dem eigentlich recht dichten Personenverkehr widmen.

6 - Zurück in Atsumionsen an unserem Regenparkplatz. Da konnte man so schön im Auto sitzen und bissle gucken. In den Stunden die wir an der Stelle sassen reifte auch der Plan für die nächsten Tage. Und immer wieder „mussten“ wir raus, wie hier für den Inaho.


7 – Und ein Bilck zum Tunnel. Kiha 48 1535 kommt gerade als Regio nach Atsumionsen aus dem Tunnel „geschossen“ ;).


Es war mal trocken, es regnete mal. Wechselhaft, aber keine Chance auf Sonne oder sowas ähnliches. Also kümmerten wir uns noch um die Planung für die kommenden Tage. Was hätten wir denn da so im Angebot:

Tadami Line und Aizu Mountains
Küstenstrecke weiter im Norden, da haben wir auch mal was gesehen, aber das Angebot an Fahrzeugen schiehn uns etwas knäppchen.
Akita Shinkansen
oder nach Süden in Richtung Nagano wo man auch auf dem Shinkansen vielleicht was machen kann?

Es war etwas viel im Angebot. Das Wetter sah überall ähnlich aus. Die nächsten zwei / drei Tage gut, dann unbeständig. Etwas Kopfzerbrechen machte uns vor allem die Tadami Line. Das wäre schön, aber kaum vernünftig mit dem Mini Shinkansen zu verbinden. Die Option gefiel mir natürlich von den Fahrzeugen her am besten. Aber der Aufwand ... denn wenn man da oben ist, ists nach Utsunomiya ein riemen zu fahren. Wo man doch schon fast auf Hokkaido war, aber das Auto wollte in Utsunomiya wieder zurück gebracht werden. Dann noch Tadami Line?
Wir wälzten Kilometer, Fahrpläne (wo gibts hübsche Ltd. Expresszüge), kategorisierten, Favorisierten ... und dann hatten wir irgendwann keine Lust mehr. Die Entscheidung fällt dann morgen nach dem Blick aufs Wetter zum Mittag. Denn klar wurde in dieser Phase nur: Wir bleiben nochmal einen Tag an der Strecke. Sie ist klasse, es läuft etwas und morgen soll's ja wieder Sonnig sein. Und plötzlich ist's nicht so schön und man braucht noch einen Zusatztag und dann wäre die ganze Planung sowieso wieder hinfällig. Kennt ihr bestimmt auch diese Situation. Zuviele Möglichkeiten, zu wenig Zeit, zu viel was man gerne machen würde. Aber warum fertig planen, es kommt sowieso anders als man denkt. Also buchten wir noch ein Hotel für Heute Abend (seit die Feiertage vorbei sind ist das auch ganz einfach, es gibt Kapazitäten überall und günstig sindse auch noch). Wir buchten uns in ein Hotel nächst dem Bahnhof von Tsuruoka.
Für den Südfahrenden Kirakira wollten wir dann nochmal bei Gatsugi eine Stelle anfahren. Ausserdem hatten wir Hunger und wollten da noch kurz etwas Snacken beim Family Mart.

8 - Etwas nördlich von Gatsugi nochmal ein Bild von diesem regnerischen Tag. Ein Inaho Ltd. Express nach Norden im fast schon letzten Licht des tages.


Der Kirakira kam dann im dunkeln, 17 Uhr war schon und unsere Lust noch länger an der Strecke rum zu eiern war dann definitiv Vergangenheit. Also fuhren wir laaaangsam nach Norden. Schauten hier und da nochmal eine Stelle an und begegneten sogar um ca. 18 Uhr noch dem Güterzug. Die Loks hatten wir so noch nicht gesehen und der Zug war auch wieder mehr oder weniger im Plan unterwegs. Alles seeehr nett!
Vor Tsuruoka schauten wir uns noch die letzten Kilometer vor Tsuruoka an, da ist die Strecke zwar weg von der Küste, aber nett wars trotzdem. Wir probierten noch einen Waldweg der uns dann irgendwann zu bunt wurde und wir drehten. Es war schon fast dunkel als wir die Stelle für morgen früh noch fanden. Eine Strassenbrücke direkt vor Tsuruoka. Da wäre man schön schnell aus der Stadt und die Sonne wäre früher da als an der Küste.
Der erste Teil des Plans stand also noch bevor wir unser Hotel fanden.
Dieses war wie erwartet, ein Kettenhotel, nett, günstig ... und diesmal in der Provinz auch mit kostenlosen Parkplätzen ;).
Wir checkten ein und kümmerten uns mal um die Fahrpläne und Stellenpläne für morgen. Wir fotografierten die grossen Fahrplantabellen vom iPad mit dem Handy ab (dann muss man nicht jedes mal die Relationen eingeben sondern kann einfach die Bilder anschauen) und überlegten wo man welchen Zug wie am besten machen könnte. Vor allem die beiden Güterzüge. Aber das war natürlich etwas schwer ... Nordfahrer am Mittag ... mhm.
Dann war 20 Uhr durch. Was nun? Wir hatten ja einen Fehler gemacht am späteren Nachmittag. Der „kleine Snack“ beim Family Mart fiel etwas grösser aus, also war unser Hunger nicht sehr gross. Zu klein um richtig Essen zu gehen. Dass war jetzt blöd.
Und wir gaben der Vernunft nach, bei der Einfahrt in die Stadt war da doch so ein gelbes M am Strassenrand. Für den kleinen Hunger gar nicht verkehrt. Und wir bewegten uns noch etwas nach dem ganzen Tag sitzend im Auto. Denn wir liefen raus, 2km hin, 2km zurück.
Und dann gingen wir schon ins Bett, etwas früher als gewöhnlich, wir wollen morgen aber auch früh raus. Um 06:45 Uhr wollen wir an der Brücke sein. Also 06:30 Uhr spätestens dem Auto die spohren geben.