Eines Tages in Japan - Frühjahrstour 2017 (8)
Von Neel Bechtiger
08.05.2017 Omagari – KitakamiSchönen guten morgen Japan! Was bringt der heutige Tag denn so?
Wir wissen es nicht, wir wussten ja noch nicht mal wo wir übernachten geschweige denn was wir morgen machen wollen.
Wir starteten einfach wie geplant in den Tag, um 0730 vor dem Hotel. Die Nacht war ruhig und wir hatten uns in den späten Stunden noch etwas um die Strecke gekümmert an der wir heute unseren Tag verbringen wollen. Dem Akita Shinkansen. Dieser verlässt die angesamte Shinkansen Linie nach Norden in Morioka und fährt dann über die Tazawako Line bis nach Omagari. Diese wurde zu diesem Zweck bis 1997 auf Normalspur umgenagelt und ausgebaut. In Omagari machen die Züge Kopf und dann gehts noch bis Akita, der Ou North Line folgend. Auf der Ou Line fahren auch noch „normale“ Regionalzüge die vom Süden her kommen. Insofern konnte und wollte man die nicht einfach der Kapspur berauben. So gibt es von Omagari bis Akita beide Gleise, teilweise nebeneinander, teilweise als 3-Schienen Gleis ineinander.
Und genau da hin wollten wir heute früh als erstes, wenn das Wetter denn gepasst hätte ... aber die Prognosen behielten recht und es war komplett zugezogen heute am frühen Morgen. Der Programmpunkt wurde also auf später verschoben und wir widmeten uns der Streckenkunde auf der Tazawako Line bis Morioka. Oder so weit wie wir halt kommen ....
Wir fuhren aus dem Städtchen und besorgten gleich ein Frühstückchen beim Family Mart (ich bin grosser Fan der Läden, auch wenn es üble 08/15 Shops sind, aber das Angebot ist echt nicht schlecht).
Es lief wie so oft, einer fuhr, der andere hatte die Karte (in Form von Osmand auf Davids Tablet) auf den Knien und markierte hier und da eine mögliche Stelle, mit möglichst Sinnvollen Beschreibungen. Wir kamen weit, weiter als wir gedacht hatten. Bis vor die Tore Moriokas, bis wir die ersten zaghaften Aufhellungen in den dichten und tiefhängenden Wolken sahen.
Direkt vor Morioka war die „erste“ Stelle, da warteten wir dann einfach mal. Und wie wir so im Auto sassen und uns gerade über das Frühstück her machten kam ein Sonnenspot und ein Regio. Oh, klaro ... Regionalverkehr, nicht vergessen! Über die Gesamtstrecke gibt es nur sehr spärlichen Regionalverkehr, hauptsächlich zu den Hauptverkehrszeiten, aber im Dunstkreis von Morioka gibts natürlich auch noch mehr Nahverkehr. Hatten wir mal wieder nicht auf dem Plan ... aber geklappt hat's ja trotzdem. Und schöner als andere Silberblechbüchsen sind die hier auch nicht. Wobei sich die Farbkombination doch echt hübsch macht ;).

Ein erster E6 Shinkansen ging dann gleich darauf nicht nur im Schatten sondern sogar im Regen ab. Dass war mal ungemütlich mit einer priese Nass dazwischen.
Aber so einfach geben wir nicht auf, denn die blauen Flächen am Himmel wurden immer grösser und bildeten sich in den schnell ziehenden Wolken mal hier und mal da.
Also zurück nach Harukiba zu einer Brücke die wir gefunden hatten auf der hinfahrt. Wir gingen einfach mal davon aus da auch verregnet zu werden, denn je näher man den Bergen kam desto dunkler wurden die Wolken. Aber da haben wir irgendwie falsch gerechnet. Denn wir standen plötzlich in einem grossen blauen Loch. Und das hielt sich auch genau so lange wie nötig, bis nämlich der E6 nach Tokyo die Brücke passierte. Hübsch, Stelle #1 mal wirklich nett im Kasten.

Die Brücke von vorhin war ja so schlecht nicht, ausserdem wars in den Bergen einfach wirklich zu verhangen. Also probierten wir unser Glück nochmal. Und 2h nach dem wir das erste mal an der Brücke aufgeschlagen sind klappte es dann auch. Es war gerade etwas High-Noon mit Shinkansen. Denn auch auf dieser Linie ist ein dichter Takt mit den Bullet Trains. Mal folgen sie sich im Abstand von einer Stunde, mal hat's ein Loch von zwei Stunden. Alles in allem aber dicht, für die Distanz welche die Züge bis Tokyo zurück legen auf jeden Fall. Über das äussere der E6 kann man ja sicher geteilter Meinung sein, aber ich finde die Kisten einfach Steil! :-)


Das war's dann auf der Brücke. Wie man sieht war die Sonne schon arg weit rum (wieder ein Vorteil der E6, die Nase hat immer Licht ;)) und wir wollten auch mal noch auf die andere Seite der Berge zurück. Da hatten wir vor allem eine Stelle im Köcher die wir am Nachmittag unbedingt umsetzten wollten! Davor ... wäre das 3-Schienen Gleis noch nett eigentlich?
Hach, wir fuhren hinter ein paar Schleichern über die Hauptstrasse zurück in die Berge. Ein Vergnügen ist diese Strassen nicht, dichter Verkehr, kaum überholmöglichkeiten. Aber wir schaukelten uns durch und probierten noch etwas aus auf der anderen Seite.
Die Bahn übrigens durchquert den grössten Gebirgsriegel mit einem Scheiteltunnel – die Strasse geht mehrheitlich oben drüber.
Die Strecke führt vor dem Tunnel auf der Westseite der Berge durch ein enges Tal, ohne Strasse. Es wäre mal etwas anderes vom Motiv her! So richtig zugänglich aber nur über einen Dreckweg, und unser Auto war ja jetzt nicht das Geländegängigste. Aber man macht was man kann und wir fuhren mal den Weg hinein und folgten dem Weg. Die Wolken sassen in den Bergen aber als hätten sie sich da eingemietet. So gingen zwei Shinkansen die wir irgendwie so mitnahmen ohne Sonne aus.


Irgendwie so mitnahmen? Ja, denn der Fahrplan war zu dem Zeitpunkt nur mehr Makulatur. Gerade die letzten zwei Züge waren alles andere als im Plan, der Ostfahrer (Bild 6) hatte über 30min Verspätung auf unsere Berechnung und wir glaubten schon nicht mehr mit seinem auftauchen.
Und daaaann? In den Bergen sitzen zu bleiben wäre Sinnlos, die Wolken gelle ... da sah die Fläche um Omagari aus der Ferne schon besser aus. Also wälzten wir uns mit dem ganzen Verkehr auf der Hauptstrasse zurück nach Omagari. Dabei brauchten wir deutlich länger als berechnet, was in Stress ausartete. Wir hatten in den Bergen so viel Zeit vertrödelt dass das 3-Schienen Gleis unerreichbar wurde. Aber für ein Bild an der „Doppelspur“ direkt hinter Omagari sollte es noch reichen, wenn wir den pünktlich da sein würden.
Pünktlich und pünktlich gell. Gerade als wir auf die Brücke hoch gelaufen sind kam ein Regio unten durch. Aber natürlich auf der Kapuspur ... somit schon wieder eine neue (Unter)Baureihe – Check #Baureihensammelninjapanisteinfach.

Nur 30 Sekunden später rollte dann ein Shinkansen nach Omagari rein. In wessen Fahrplantrasse? Nun, nicht in seiner ursprünglichen auf jeden Fall ;).
Aber wir warteten ja eigentlich auf einen Shinkansen nach Akita, der hätte so ungefähr zur Zeit des Regios in Omagari losfahren müssen. Kam aber nicht sofort. Wir stellten uns die Sinnfrage (so doll ist die Stelle ja nun nicht) und waren schon fast soweit zu fahren. Als dann das Spitzenlicht doch noch auftauchte nach etwa 10min.
Die Spitzkehre in Omagari ist übrigens interessant. Wir hatten heute früh aus dem Hotel heraus mal zugeschaut. Der Zug wendet in lediglich 2min. Zug fährt ein, der Lokführer rüstet ab, in de Zeit steig hinten wieder einer rauf und rüstet ihn sofort wieder auf. Und kaum sind die Türen auf geht's schon wieder weiter. Speditiv möchte man meinen.

Ja, und jetzt war's soweit. Die Wolken zogen sich immer mehr zurück und das eher milchige Licht wurde immer besser. Für uns Grund genug an unsere Lieblingsstelle von heute zu Fahren. Der Brücke bei Ugo Nagano. Da quert die Hauptstrasse die Bahn in einem wunderschönen Aussenbogen. Dahinter die Berge, der Ort, die Wolken. Eigentlich alles was man so haben will.
Bevor wir aber da aufgebaut haben gings nochmal zur Verpflegungsversorgung zum Family Mart ;).
Wir parkten unterhalb der Brücke auf einem grossen Ashpahltplatz – in der Hoffnung da niemanden zu stören. Warten konnten wir dann auf der Brücke, etwas ungemütlich hinter der Leitplanke. Aber lange sollte es ja nicht dauern.

Zug ist ist vorbei, der Wunschzug, an der Wunschsstelle zur Wunschzeit. Gibt's ja auch nicht alle Tage solche Bilder! Wir erwarteten dann Shinkansen von hinten, vielleicht. Für ihn probierten wir uns direkt an der Brücke von unten. Die Szenerie noch mit einem kleinen Bach war herrlich, aber so richtig umsetzen konnte man die Kiste einfach nicht. Immer etwas war immer im Weg. Schade! Wir gaben auf und wechselten die Ortseite. Dazu einmal quer durch die engen Gassen des kleinen Ortes, immer froh kein Gegenverkehr im falschen Moment zu haben. Drüben wars auch nicht so 1000%. Aber am BÜ konnte man ganz nett stehen ... auch wenn da irgend ein Unternehmen eine Halle im schrecklichen rot zielgenau auf dem falschen Grundstück aufgestellt hat.


Ja, und da der Aussenbzogen von vorhin soooo nett war, gings nochmal da hin zurück. Vor allem David wollte an der Stelle noch einen Local haben. Der ist bald fällig, jedoch erst kurz nach dem nächsten Shinkansen. Dann etwas querer und für den Regio schua'mer mal.


Und jetzt gingen uns die Ideen etwas aus. Und die Wolken begannen uns wieder etwas Sorge zu bereiten. Es waren dann doch noch welche da, und je tiefer die Sonne sank desto grösser wurde das Risiko von den Trümmern am Horizont. Ideen ... mmmh ... Fläche weiter vorne! Kakunodate ist die grösste Ortschaft zwischen Akita und den Bergen, und da um dieses Städtchen führt die Bahn ständig durch Landwirtschaftsfläche. Die Sonne passte und im Hintergrund gibt's Berge und Wolken. Also hin da!
Doch wir blieben hängen vor dem Ort. Da war ja noch diese Brücke. Und nachdem David den Regio im Aussenbogen gewünscht hat, wünschte ich nun die Brücke. Man kam ganz entspannt hin und konnte gleich unterhalb der Stelle parken. David machte sich schon sorgen über die Länge der Züge, dass es genau nicht aufgeht auf der Brücke. Und wie es so ist, er ist schlau, ich nicht ... er hatte recht. So passte der E6 nicht so richtig drauf. Aber von der anderen Seite gings ....? Mhhhh.
Das löste dann die nächste Diskussion aus die wir wieder den ganzen Tag vor uns her schoben. Nämlich: was tun?
Unser Problem: Wir müssen das Auto übermorgen früh in Utsunomiya um 9 Uhr abgeben. Die Distanz da runter ist ganz schön gross, so schnell am Abend fährt man das nicht. Morgen soll das Wetter aber nochmal schön sein am Vormittag, zumindest besteht die Chance auf Sonne. Und die Stellen im Tal ... vor allem ein Blick von oben. Also am Vormittag alles auf eine Karte setzen, zwei Stellen machen, dann verdampfen und runter fahren? Aber eigentlich hat man von den E6 ja schon schöne Bilder. Besser nochmal etwas anderes machen und heute Abend schon einen kleinen Sprung nach Süden wagen? Ach, immer diese Entscheidungen wenn man spontan fährt!


Der E6 auf der Brücke war durch und wir nahmen noch mit was es mitzunehmen gab. Mit einem weiteren Sonnenbild rechneten wir nicht, aber es kam dann doch noch etwas besser als vermutet. Ein Regio und ein E6 klappten gerade so. Einzig der Hauptschuss auf den Regio war nicht mehr im Licht. Schade, wir hätten mal einen schönen Vordergrund gefunden ;).


Wir buchten ein Hotel in Kitakami und fällten somit die Entscheidung für morgen. Es gibt kein E6 mehr, wir machen auf nach Süden. Beginnen in Kitakami an der Kitakami Line und arbeiten uns dann entlang der Hauptstrecke nach Süden. So zumindest der Plan. Übernachten wollen wir dann in Utusunomiya oder vielleicht auch nochmal Fukushima, wie es halt dann so kommt.
Für einen letzten Zug, die Sonne hielt sich erstaunlich, gings an den Stadtrand von Kakunodate. Irgendwie fädelten wir auf ein Reisfeld und stellten das Auto auf die Seite. Der Zug wird ja noch was bra.... und schon kam er. Somit war's nix mehr mit Tele. Eigentlich hatte ich einen Streiflichtschuss im Sinn. Nun, so wurde immerhin der Nachschuss nett ;).


Und dann war's das! Wir winkten dem letzten E6 von heute hinterher und verabschieden uns von dem Mini Shinkansen. Ich war froh in dem Moment haben wir das Programm entsprechend umgestellt. Denn die E6 sind wirklich einfach schöne Züge. Die Gegend ist Herzallerliebst und das Abendessen gestern war einfach nur lecker! Insofern, alles richtig gemacht!
Kitakami wurde im Kriegsrat als nächstes Ziel definiert. Da wollen wir nicht etwa die Schweizer Sitten einführen und die Japaner erziehen sondern einfach nur übernachten.
Man könnte sich jetzt über die berüchtigte Hauptstrasse 46 nach Morioka vorkämpfen und dann die Autobahn nach Süden nehmen. Oder man fährt hinten rum bis nach Yokote und nutzt dann die bestimmt leerere Autobahn die östlich direkt nach Kitakami führt.
Wir wählten die Variante zwei, der Meinung mindestens genau so schnell zu sein wie über Morioka, aber mit dem Wissen den anstrengenden Pass auslassen zu können. So führte uns unser Navi einmal auf der Hochebene nach Süden bis nach Yokote. Es war schon 20 Uhr als wir den Ort durchquerten und wir hatten Hunger! Also stoppten wir kurz bei einem FastFood Schuppen, verköstigten uns in 30min und weiter gings.
Aber Yokote folgten wir ständig der Kitakami Line, einer Dieselbahn von Yokote nach Kitakami. Die hatten wir für morgen früh noch auf dem Radar. Leider sah man natürlich jetzt in der Dunkelheit gar nichts mehr. So musste dann im Hotel Googl Maps mit StreetView her halten damit wir im ewigen Wald Nordjapans noch etwas finden.
Unser Hotel, mal wieder Bahnhfosnah (da sind halt die Kettenhotels) war ganz normal Nett. Es wurde doch fast 22 Uhr bis wir einchecken konnten und dann gab's nur noch eine Stellenschau für morgen früh. Erst Kitkakami Line und dann rüber an die Hauptstrecke. Ganz unspektakulär.
Gute Nacht!