Ab in die Wüste mit airberlin! (4)
Von Peter Hürzeler
Am Montag war ich am Nachmittag auf der Trona Railway. Das Ergebnis der Tour war zwar gut, aber so restlos war ich noch nicht glücklich mit den gemachten Fotos. Insbesondere der etwas missratene Schuss mit den Trona Pinnacles nagte. So keimte gestern die Idee, dass ich anstatt einen Tagesausflug an den Cajon - hier herrscht zwar viel Verkehr, aber man steht garantiert immer am falschen Gleis - doch viel lieber nochmals zur TRC gehen würde. Optisch macht sowohl die Landschaft als auch die alten EMD Diesel wirklich was her (letztere auch akustisch!). Zudem: GEVO's werde ich die nächsten Tage entlang der Southern Transcon noch genug vor die Linse kriegen.Da zudem auch am Tehachapi noch ein bisschen was offen war in Bezug auf Morgenstellen, passte das doch ausgezeichnet.
Mittwoch 20.9.17
Wie üblich ging heute der Wecker um 0600. Nach einer Ladung Frosties kam ich so gegen 0645 weg und machte mich direkt auf den weg in Richtung Tehachapi. Auf dem Weg dahin sah ich kurz vor Mojave drei Züge in Richtung Tehachapi stehen. Mir schwandte schon übles, kam mir die Situation doch vom Montag fast vertraut vor...
Kurz vor Tehachapi kam mir dann noch ein Eastbound entgegen. Leider habe ich den zu spät gesichtet und konnte den Freeway nicht mehr verlassen. So machte es auch keinen Sinn mehr den noch zu verfolgen. Der war weg, aber das wäre der Zug für gewisse Stellen im Raum Mojave gewesen. Zu allem übel war in dem Bereich des Freeway wo ich mich hinter Tehachapi hinstellen wollte noch Bauarbeiten. Dadurch konnte ich nicht einfach so mein Auto hinparkieren - zuviel Highway Patrol Fahrzeuge schwirrten dazu herum. Ich fuhr daher gezwungenermassen weiter und platzierte mich dann am Fusse des Passes bei Ilmon hin. Die Befürchtungen bewarheiteten sich die nächsten 2h. Irgendwo musste wohl gebaut werden, denn es kam schlicht nichts. Kein Westbound, kein Eastbound, einfach nichts. Mir blieb nichts anderes übrig als einige Schweissperlen zu verdrücken, denn die Sonne knallte mal wieder ziemlich runter. Um 10 hatte ich genug und verschob mich zur nächsten Tankstelle in Richtung Bakersfield. Unterwegs sah ich dann auch einige Hi-Railer an der Strecke. Das ist nun definitiv dämlich gelaufen und so nicht geplant. Die schönste Zeit des Morgens war durch und ich hatte null Ergebnis.
Vor der Fahrt nach Trona galt es Reserven zu füllen - der Tank war nur noch halbvoll und ich benötigte auch Flüssiges. Nach den Besorgungen machte ich noch auf dem Parkplatz der Tanke eine kurze Lageanalyse. Ich war nicht mehr weit weg von Bakersfield, was einem die Option Amtrak San Joaquin anbot. Da wäre um die Mittagszeit sogar was passend gefahren. Ich prüfte verschiedene mögliche Fotopunkte auch unter dem Gesichtspunkt der danach folgenden Fahrzeit nach Trona. Irgendwie war aber alles recht eng und eher knapp mit der Fahrt nach Trona vereinbar. Und an dem Programmpunkt gab es für mich nichts zu rütteln. Alternativ war gemütlich nach Tehachapi hoch und dort irgendwas Essen zu gehen.
All die Planwälzerei war dann aber plötzlich vergebens, denn wie aus dem nichts fuhr mir ein Eastbound vor der Nase durch. Das war meine Chance mit dem den Pass hochzufahren!
Bei Ilmon platzierte ich mich wieder in den Hang und konnte den Zug ein erstes mal ablichten. Es führte ES44C4 #6995 vor C44-9W #5136, ES44DC #7896 und ES44AC #6311
Weiter ging es in den Bereich Caliente. Knapp reichte es für ein Foto beim Ausgang des Rodeo Canyon. Der Zug steckte seine Nase schon aus dem Canyon als ich an die Stelle gefahren kam:
Für das nächste Foto auf dem Tunnel 2 stehend hatte ich dann aber mehr als genügend Zeit. Für mich bedeutete dies 200m Fahrt, der Zug ging mal nach Caliente in die Spitzkehre und dann wieder zurück bis hierhin:
Die Durchfahrt in Bealville liess ich bleiben. Um dort an einen einigermassen tauglichen Fotopunkt zu kommen bedingt es Privatgrund (entweder Privat Privat oder UP Gelände) zu betreten. Letzteres war angesichts der im Schatten stehenden Hi-Railer nicht so wirklich ideal, und ersteres ist auch immer so ne Sache, zumal Stacheldrahtzäune ein schnelles hin und zurück auch erschwerten. So zog ich dann gleich hoch nach Keene, wo ich mich bei der Brücke über den Tehachapi Creek platzierte. Es dauerte einige Minuten bis der Zug hier war.
Weiter ging es nochmal zum Loop selber, den ich in einer zum Sonntag alternativen Position fotografierte:
Danach war für mich die Sache eigentlich gelaufen. Gemütlich fuhr ich auf der Passstrasse in Richtung Tehachapi. Fast zuoberst sah ich aber, wie der Zug im Loop-Siding stehen geblieben war. Ich ging mal davon aus, dass eine Kreuzung anstand, denn sonst liesse man den bergfahrenden Zug nicht einfach so stehen. Dies bestätigte sich dann einige Minuten später. Mir gab dies die Gelegenheit noch einige Bird-View Aufnahmen anzufertigen:
Dann war es aber endgültig Zeit aufzubrechen. Eigentlich war inzwischen schon wieder viel zu viel Zeit vergangen und für Trona wurde es schon fast wieder eng. Zum Glück musste ich dort nicht noch viel Recherche vor Ort betreiben, sondern kannte mich bereits vom Montag aus. In Tehachapi ging es noch kurz bei einem Shop vorbei - etwas kühles flüssiges musste sein. Temperatur mässig war es heute mal wieder warm, mein Fahrzeug meinte so gegen 90°F. Und ausgehend vom Montag nahm ich an, dass es in Trona dann nochmal ein paar Grad mehr sein wird. Ich fuhr diesmal via Ridgecrest, was von Osmand als direkterer und kürzerer Weg angegeben wurde. Schlussendlich fand ich die Fahrt dort durch viel mühsamer. Viel mehr Verkehr, Stop&Go durch Ridgecrest durch, etc. Entlang der Lone Pine Sub ist es viel gemütlicher zum cruisen. Gegen halb drei war ich dann endlich in Trona. Erneut konnte ich im Werksgelände ein paar im Leerlauf vor sich hindümpelnde Loks ausmachen. Ich hatte die Action also noch nicht verpasst. So stellte ich mich in die Ausfahrt von Trona. Das Thermometer zeigte wie erwartet noch einige Grad mehr und war nun bei Mitte 90°F angelangt. Um drei ging die Action los - man hörte ein Hupen und ein paar Minuten darauf fuhr mir der Zug vor der Linse durch:
Damit etwas Abwechslung zum Montag da war, hat man heute nur drei Loks angehängt. Zu meinem Erstaunen wurde aber nicht etwa eine der äusseren Loks abgehängt, sondern die am Montag noch im Viererpäckli steckende #2002 wurde extra aus dem Paket genommen. Eigentlich hatte ich ja auf andere Loks gehofft, ist der Nummernbereich 2001-2009 doch komplett mit einem Sammelsurium an SD40-2, SD40R und SD40T-2 gefüllt.
Ich fuhr direkt wieder zur Westend-Facility und machte mich daran den Berg zu erklimmen. Der sandige Untergrund half nicht wirklich dabei, aber ich wusste ja worauf ich mich einliess. Diesmal kraxelte ich etwas höher und stand mit etwas mehr Breitseite. Und auch das Tele hatte ich hoch geschleppt:
Nach der Durchfahrt ging es schnellstmöglich zum Auto runter und dann dem Zug hinterher. Auf der Schotterpiste ging es wieder zu den Trona Pinnacles, diesmal aber etwas weiter als am Montag. Das Resultat gefällt mir sehr gut:
Die weitere Verfolgung des Zuges auf der Piste war insofern sinnlos. Ich kam maximal auf gleiche Höhe wie die letzten Wagen, an ein Überholen war aber nicht zu denken, zu holprig ist die Pinnacle Road. So gab es nur noch einen Nachschuss in die Landschaft raus:
Erst auf der Teerstrasse war dann ein überholen möglich. Vom Montag her wusste ich dass es durchaus reicht trotz Umweg über die Spangler Hills den Zug zu überholen und ihn nach umrunden selbiger abzufangen:
In Searles folgte dann wieder das Rangierspiel, das ich dann mehrheitlich bleiben liess. Einzig ein Blick über den beim Rangieren öfter mal geschlossenen Bahnübergang war mir ein Foto wert:
Der beladene Zug wird gerade auf das Reststück der Lone Pine Sub gestossen und dort für die UP abgestellt. Rechts sind abgestellte Leerwagen sichtbar, die auf einem Siding entlang der TRC stehen.
Eher von Interesse waren drei Diesel der UP die ganz am Ende von Searles standen. Es sah aber nicht danach aus, dass die liefen. Eine Hörprobe war sinnlos - es windete zu fest und ich kam zu wenig nahe an die Loks hin. Ich wartete noch einige Minuten um zu sehen ob sich da was tat. Tat sich nicht und so machte ich mich dann zeitig vom Acker und auf in Richtung Barstow. Eventuell könnte man ja an der Mojave-Sub noch was reissen. Einen Versuch machte ich auch nachdem ich vermeintlich ein Spitzenlich in der Ebene zwischen Barstow und Kramer Junction sah. 30min später war aber immer noch nichts da und die Sonne war praktisch weg. Ich gab auf. Bei der Fahrt nach Barstow wurde mir dann klar, was ich gesehen habe: Signalboxen aus Chromstahl die von der Sonne angestrahlt entsprechend reflektierten....
Gleich auf dem Weg ins Motel schuate ich noch bei Panda Express vorbei. Das Essen am Montag war so gut gewesen, dass ich mir gleich nochmals Chinesisch gönnte. Der Abend war dann ganz der Planung der zweiten Woche gewidmet. Die Erkenntnis davon: Ich bin in einer etwas blöden Situation: Needles, Kingman Canyon und Crozier Canyon sind für mich Muss-Dinge, braucht aber alles je einen Tag. Das Ganze führt mich aber noch weiter weg von Frisco. Ab Crozier Canyon böte sich zwar an via Flagstaff (Grand Canyon Railway mitnehmen und Grand Canyon besichtigen) und dann hoch nach Salt Lake City zu fahren. Von dort dann via Donner Pass zurück. Das Ganze ist aber eine elende Fahrerei und ich bin bis jetzt schon mehr Meilen als eigentlich geplant gefahren.
Alternativ könnte ich vom Crozier Canyon zurück nach Kingman und dann hoch nach Las Vegas. Von dort ist aber dann bis zum Donner Pass nicht wirklich viel los bezüglich Bahn. Las Vegas - Reno gibts nichts (mehr), alles was in der Gegend mal an Bahn vorhanden war ist weg. Von Las Vegas aus der UP folgen führt auch wieder nur nach Salt Lake City. Alternative wäre von Las Vegas via Death Valley nach Reno zu fahren, aber das ist auch ein rechter Umweg. Via Ely wäre noch eine Möglichkeit, ist dort doch die Nevada Northern Railway zu Hause, doch ich gehe nicht davon aus dass die Museumsbahn unter der Woche überhaupt Betrieb hat. Und auf Stehzeuge stehe ich nicht so...
Alternativ könnte man aber auch noch in Richtung San Diego. Dort hätte es auch noch nette Stellen und einiges an Personenverkehr, doch aktuell meint Petrus er müsse dort etwas Wasser spendieren.
Irgendwie blöd. Vorerst buchte ich mal zwei Nächte in Kingman und vertagte den Entscheid über das wie weiter. Morgen geht es daher via Needles nach Kingman. Mal sehen was dort so läuft. Davon könnt ihr aber ein anderes mal auf diesem Kanal lesen, wenn es wieder heisst "Ab in die Wüste mit airberlin!".