Ab in die Wüste mit airberlin! (6)
Von Peter Hürzeler
Freitag 22.9.17Heute habe ich den Tag für den Kingman Canyon verplant. Um sechs ging wie üblich der Wecker und nach einer Stärkung mit einer Ladung Fruit Loops ging es gegen sieben in den Canyon. Weit fahren musste ich heute mal nicht, lag der doch nur ein paar Meilen vom Hotel weg. Etwas speziell ist, dass im Bereich des Kingman Canyon die beiden Streckengleise nicht zusammen liegen, sondern einzeln auf unterschiedlichen Höhenniveaus verlaufen. Das macht es etwas schwieriger in Bezug auf Standorte, da eigentlich immer nur ein Gleis abgedeckt werden kann. Ich ging aber einfach mal davon aus, dass wie üblich Rechtsverkehr herrscht, daher das obere Gleis für Eastbounds verwendet wird, das untere für Westbounds.
Ich platzierte mich zuerst bei der oberen Brücke, passend für Eastbounds auf der oberen Strecke. Lange musste ich den beiden schiesswütigen Einheimischen die im Tal unter mir Schiessübungen abhielten nicht zuschauen und schon kam ein Zug.
ES44C4 #6921, ES44AC #6160, C44-9W #5471, C44-9W #4112 und C44-9W #4392 zogen eine lange Schlange Container in Richtung Osten
Das fing ja gut an! Noch nicht mal 0800 Uhr und schon ein schönes Foto gemacht. Ich veränderte etwas meine Position und schoss dem nächsten fast in Blockabstand folgenden Zug aufs Näschen. Auch ES44C4 #6948, C44-9W #4149, AC44CW #5698, ES44C4 #6588 waren mit Kisten unterwegs:
Da ich die Punkte hier bereits erledigt hatte, plante ich nun zur unteren Brücke zu wechseln. Während ich von den Felsen herunterstieg, kam plötzlich auf der unteren Linie ein Eastbound daher. Es reichte noch knapp für eine Notschlachtung. Den hätte ich aber auch von oben nehmen können wenn ich das gewusst hätte. ES44DC #7518 und ES44DC #7899, sowie die Rear End Units ES44C4 #7133 und C44-9W #4124 schleppen ebenfalls Container in Richtung Landesinnere.
Nach etwas herum Kletterei im Gelände war ich dann passend für die untere Brücke postiert. Nur war jetzt plötzlich nichts mehr los. Erst eine knappe dreiviertel stunde später kam auf dem unteren Gleis ein Westbound durch. Der ultralange Getreidezug mit Loks vorne (ES44C4 #7099, C44-9W #4074, ES44DC #7526, C44-9W #4022), in der Mitte (geleaste CREX ES44AC #1307, C44-9W #653, C44-9W #4355) und hinten (ES44C4 #8079, ES44DC #7613) hatte dankbarer weise die hinteren Maschinen richtig dran, so dass man einen sauberen Nachschuss machen konnte.
Dann geschah nichts mehr. Weder kam was von oben, noch was von unten. Ich war wieder mal im Röstmodus - zum Glück ging heute ein schwaches Lüftchen, was das Ganze einigermassen erträglich machte. Erst kurz vor zehn hörte man das Grummeln eines Eastbounds. Etwas Ernüchterung trat ein, als ich den Zug um die Bergflanke biegen sah. Der kam doch tatsächlich auf dem unteren Gleis. Wieso das denn jetzt?
ES44C4 #8061, C44-9W #4647, ES44DC #7906, C44-9W #4161 und ES44C4 #4213 ziehen einen Containerzug ins Landesinnere
Der Ärger wurde noch grösser als ein in Blockabstand folgender Stacktrain bespannt mit ES44DC #7542, ES44DC #7837, C44-9W #5505 und ES44DC #7653 ebenfalls auf dem unteren Gleis herauf fuhr.
Ich entschloss mich zu einem Stellenwechsel, da ich vermutete, dass die obere Linie allenfalls gesperrt sein könnte. Ich habe da nämlich heute morgen in Kingman Depot ein Ultraschall Hi-Railer von Sperry gesehen. Könnte ja sein...
Auch wurde das Licht am aktuellen Punkt langsam grenzwertig.
Der Stellenwechsel war insofern passend, als dass der nächste Eastbound tatsächlich wieder auf dem unteren Gleis durchfuhr. Der Stacktrain war bespannt mit ES44DC #7593, ES44C4 #6795, C44-9W #4900, sowie den Rear End Units ES44C4 #6806, ES44DC #7617
Selbiges galt dann kurz vor elf auch für einen Eastbound-Autozug, gezogen vom Trio C44-9W #4073, ES44DC #7445, C44-9W #779:
Die ganze Zeit durch war kein einziger Westbound durchgefahren. Das änderte sich nun kurz vor halb zwölf. Ich fand das an sich durchaus passend, konnte ich doch von meinem Standort aus wegen des drehenden Sonnenstandes nun auch Züge auf dem unteren Gleis in Richtung Westen fotografieren - wenn er denn auf dem unteren Gleis gekommen wäre! Nein, der kam jetzt natürlich auf dem oberen Streckengleis. Ich wurde aus der Betriebsabwicklung langsam nicht mehr schlau. Mehr als ein Beweisbild gab es aber nicht, ich war da schlicht am falschen Ort um was Gutes auf dem oberen Gleis zu reissen. ES44C4 #6788, ES44C4 #4202, ES44C4 #4413, ES44AC #5802 mit einem Westbound Stacktrain
Ich blieb weiterhin auf meinem Felsen zwischen den beiden Streckengleisen. 10min später rumpelte es wieder und ein Westbound kam daher. Um meinen Ärger noch etwas zu vergrössern, kam der nun selbstverständlich wieder auf dem oberen Gleis. Ich war nur leicht genervt und verzichtete auf ein weiteres Beweisbild...
Mein Magen war gerade sehr aktiv an der Verdauung der Pizza von gestern am arbeiten, so dass ich mich entschloss mich mal kurz ins Motel zu begeben. Ist ja nicht so weit und die Krämpfe meinten, dass dies eine sehr gute Idee sei. Zudem ist eh Mittagslicht. Eigentlich hätte ich es mir ja denken können, sobald ich weg bin rollt es nun auch auf der unteren Strecke wieder in der richtigen Richtung. Und in der Tat, kaum war ich ein paar Meter in Richtung Kingman gefahren kam mir auf dem unteren Gleis ein vorhin so sehnlichst gewünschter Westbound entgegen. Dass ich dann bei Ankunft im Motel gleich noch einen zweiten Stacktrain ausfahren sah, welcher zudem an zweiter Stelle eine CSX Maschine vorgespannt hatte, war wirklich frustierend. Nachdem es gestern so schön geklappt hat, der morgen auch gut begonnen hat, war seither irgendwie der Wurm drin. Die Erlebnisse bestätigten aber mein Vorurteil gegenüber einem Besuch am Cajon Pass, den ich ja aussen vor gelassen habe. Bei so vielen verschiedenen Linien sitzt man ganz sicher immer am falschen Gleis. Etwas was mir auch schon 2008 am Sherman Hill passiert ist.
Nachdem mein Magen wieder Aufnahmefähig war, schaute ich infolge Hunger mal nach einem Imbiss. War zuerst Taco Bell Favorit, fand ich dann per Zufall die Burgerbraterei "Five Guys" die recht lecker aussah. Der Burger war wirklich Spitzenklasse und ich glaube ich habe soeben eine neue Favoriten Burgerbraterei gefunden.
Danach ging es erneut in den Canyon. Lange musste ich nicht warten und schon fuhr auf dem oberen Gleis ein Eastbound durch. Jetzt gehts wieder, wieso denn am morgen nicht?
Stacktrain mit ET44C4 #3858, ES44C4 #6870, C44-9W #4398, ES44C4 #6619, ES44C4 #7985
Für mich war das aber suboptimal, da ich nur für das tiefere Gleis wirklich ausgerichtet war. Kaum war der Eastbound durch, kam dann aber auch auf dem für mich passenden Gleis ein Westbound durch. Gleich drei C44-9W #4139, #5251 und #4094 zogen ein paar Container nach Westen
Ich kletterte nun wieder auf den Felsen wo ich den halben morgen fast ergebnislos verbracht habe. Die Warterei durfte wieder beginnen. Ein halbes Dutzend leckere Mandarinen später kam immer noch nichts. Erst rund eindreiviertel Stunden nach dem letzten Westbound kam endlich wieder einer vorbei. ES44C4 #8217, ET44C4 #3974, ES44C4 #6715, sowie die Rear End Unit ES44DC #7881, ES44C4 #8145 schleppen einen J.B.Hunt Intermodal Zug an den Pazifik
Dann passierte wieder nichts mehr. Da das Licht für die Stelle langsam weg war, musste was anderes her. Irgendwie hatte ich ab dem Kingman Canyon langsam die Schnauze voll, da heute vieles nicht so geklappt hat wie ich mir das vorgestellt habe. Das Generve bezüglich Zügen die auf dem (falschen) Gleis fahren musste ich für den Rest des Tages nicht mehr haben. Auch hatte Jan in seinem Bericht vom Frühling (Merci übrigens für die vielen Inspirationen!) festgestellt, dass es mit den Abendstellen im Kingman Canyon ein bisschen hapert. Ich hatte zwar einige Möglichkeiten gesehen, aber irgendwie war alles etwas Murks. Ich gehe da mit Jan einig. So machte ich einen kompletten Stellenwechsel und fuhr über Kingman hinaus nach Valentine, wo sich eine schöne Abendstelle befand. Flugs auf den Hügel geklettert begann auch dort die Warterei, welche aber nur kurz währte. Schon bald fuhr mir ein Eastbound in den Rücken. War ja nett, nur wäre in die andere Richtung viel besser. Und wenn dann hätten die Schlussloks gerade anders herum dran sein müssen. Stacktrain mit ES44DC #7512, ES44C4 #6891, C44-9W #740, sowie den schiebenden Rear End Units ET44C4 #3908, C44-9W #5466
Eine halbe Stunde später hornte es wieder von hinten, erneut kam ein Eastbound durch, diesmal ein recht kurzer Mixed gezogen von C44-9W #4169, C44-9W #5252, ES44DC #7217
Erneut verging fast eine halbe Stunde bis wieder was auftauchte. Doch kurz vor fünf wurde ich dann erlöst und ein Westbound Stacktrain gezogen von C44-9W #4459, ES44C4 #6797, ES44DC #7482, C44-9W #4729 fuhr durch
Ich entschloss mich eine kurze Erkundungsrunde in Richtung Crozier Canyon zu drehen. Vielleicht hätte man ja noch eine andere Stelle gefunden, doch war es dafür schon zu spät. Die Schattensituation war schon so, dass grosse Teile der Strecke bis zum Canyon selber im dunkeln lagen. So ging es schnell zurück nach Valentine und nochmals auf den Hügel hinauf. Knapp 20 Minuten nach dem letzten Westbound kam erneut einer aus der Richtung. ES44C4 #6997 und #7146 zogen einen kurzen Stacktrain in Richtung Westen.
Ich wartete noch etwas weiter, da ich schon einen Eastbound hornen gehört habe. Den nahm ich auch noch mit, es war ein Stacktrain gezogen von ES44C4 #4282, SD70ACe #9029, C44-9W #4373, C44-9W #4911 und ES44C4 #7138
Danach war hier aber nichts mehr zu reissen, die Stelle versank im Schatten. Ich verschob mich ein letztes Mal für heute Abend. Bei Antares gibt es eine Stelle wo man bis zum Sonnenuntergang halbwegs schlau was machen kann. Es ist nicht die Überstelle, aber immerhin besser als nichts. Als erstes kam wieder ein Eastbound, bei welchem ich einen halben Streiflichtschuss machte. Glint-Fotos sind nicht möglich, dazu steht die Sonne falsch, aber immerhin etwas Streiflicht bringt man hin. ES44C4 #8178, ES44C4 #8138, C44-9W #5437, ES44C4 #7158, ES44AC #5897 mit einem Stacktrain
In der Gegenrichtung kam ein paar Minuten später auch was vorbei: C44-9W #5421, ES44C4 #6670, sowie Rear End Unit ES44DC #7347 mit einem Westbound Stacktrain
Der eigene Schatten im Foto verrät es - die Sonne ging nun rapide dem Horizont entgegen. Ich blieb noch bis zum Sonnenuntergang, doch kam in der Zeit nichts mehr. Erst als ich mich zum Auto verschob kam nochmals ein Westbound vorbei - der hätte auch ruhig fünf Minuten früher kommen können.
Egal, für heute war Schluss. Zurück in Kingsman ging es direkt zu Walmarts: Ich musste mal wieder Vorräte auffüllen. Insbesondere Wasser/Getränke waren wichtig, doch auch etwas Sandwich-Material war wichtig, gibt es doch morgen garantiert keine Möglichkeit am Mittag in einer Imbissbude vorbei zu schauen. Dann ging es fürs Abendessen in den direkt daneben liegenden Panda Express. Zum Schluss schaute ich noch bei einer Tanke vorbei, bevor es ins Motel zurück ging.
Was nun noch anstand war die weitere Planung der Reise. Für morgen ist halbwegs alles klar, aber der Rest? Ich hatte mich da bis jetzt ein bisschen darum gedrückt, respektive hatte aktuell noch verschiedene Optionen wie ich nach San Francisco zurück komme, wo - so airberlin will - am 28.9 mein Rückflug stattfindet. Bis jetzt flog man SFO jedenfalls noch an.
Das Thema Grand Canyon inklusive der entsprechenden Touristenbahn wäre reizvoll. Auch gäbe es ein bisschen weiter östlich ja auch noch die Black Mesa & Lake Powell Railway, eine elektrifizierte Kraftwerksbahn mitten im nichts. Und bei Salt Lake City gäbe es auch die eine odere andere nette Sache. Und wenn man schon via BM&LP fährt, wäre Moab mit einem netten UP-Branch, sowie der Soldier Summit auch in Reichweite. Grosser Haken daran: Es ist verdammt weit und mir rinnt die Zeit davon. Die verfügbare Anzahl Tage mit den möglichen Reisezielen und den zu fahrenden Distanzen in Einklang zu bringen ist irgendwie ein Ding der Unmöglichkeit.
Ab Kingman zurück nach Barstow und dann eventuell noch nach San Diego runter wäre zwar verlockend, ist aber nicht minder weit und die Strecke Kingman - Barstow habe ich fotografisch schon recht gut erschlossen. Und ab San Diego rauf nach San Francisco ist halt dann auch nochmal eine rechte Strecke.
Der schnellste Weg wäre von Kingman rüber nach Las Vegas und dann einmal quer durch das in dem Teil praktisch bahnlose Nevada nach Reno zu fahren. Dort trifft man dann auf die UP über den Donner Pass (alternativ auch via Feather River). Ist zwar die schnellste und kürzeste Route, aber einen Tag im Auto quer durch Nevada ohne grosse Chancen auf Bahnfotos zu verbringen ist irgendwie auch nicht so mein Wunschprogramm.
Nach längerem hin und her entschied ich mich aber endgültig für genau den Rückweg. Auch wenn mich der Weg durch Nevada nicht gross reizt - es ist der sinnvollste Weg. Alle anderen Ideen führen unweigerlich zu einer noch grösseren Fahrerei, wobei ich dann jeweils auch nicht die benötigte Zeit aufwenden könnte um wirklich was brauchbares an Fotos zu machen.
Ich buchte daher für morgen noch ein Zimmer in Las Vegas. Nein, nicht auf dem Strip, denn a) viel zu teuer, b) ich will mein Geld noch behalten und nicht irgendwelchen Casinos in den Rachen schieben und c) eigentlich fahre ich nicht so gerne in Grosstädte rein, zu viel Verkehr, aber mal sehen....
Wie mein weiterer Weg nun im Detail aussieht und wieso ich sowohl Getränke wie auch Sandwich-Material für morgen gekauft habe - das könnt ihr ein anderes mal wieder auf diesem Kanal lesen wenn es heisst: "Ab in die Wüste mit airberlin!"