Dschingis Khan reloaded - Teil 5: Wintereinbruch

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Samstag 7. Oktober 2017 – Pause in Ulan Bator
In der Tat hatte die Wetterprognose für einmal recht. So war der Himmel über Ulan Bator stark bedeckt. Zusammen mit Peter und Teemulen hatten wir uns deshalb einen Schlachtplan zurechtgelegt, wie wir diesen Tag trotzdem über die Runden bringen wollten. Als erstes stand dabei der Bahnhof auf dem Programm. Da ich hier jedoch schon Sonnenbilder gemacht hatte, drückte ich nur sporadisch ab und genoss vor allem die Atmosphäre, die am Bahnhof herrschte.
M62M-018A fährt mit Zug 282 in Ulan Bator ein. Der Buchstabe A in der Loknummer rührt daher, dass es sich bei dieser Lok um eine umgebaute Hälfte einer Doppeltrommel handelt.


Wenig später wird der RA2-001 für seine Fahrt nach Darkhan bereit gestellt.


Um zu sehen, wie die Stadt gewachsen ist, zeige ich hier das Bild von TEM2-1259 beim bereitstellen eines Zuges im Mai 2011.


Neben den Tamaras sind es vor allem die TEM18DM, die in Ulan Bator rangieren. In diesem Fall die Nummer 3021


Auf Erkundungstour durch den Bahnhof fielen mir die Fahrpläne ins Auge. Was dabei auffiel, war die Tatsache, dass der Triebwagen in keinem Fahrplan auftauchte. Dies ist übrigens auch auf der Website der UBTZ so. Es scheint fast so, als wolle man den Triebwagen nicht publizieren, weil er wohl sowieso sehr gut ausgelastet ist.
Beim Gang durch den Bahnhof fiel mir dieses Plakat ins Auge. Der Zeichner war wohl ein Amtrak Fan.


Nach dem Bahnhof ging es derweil zur Wendeschleife der beiden O-Bus-Linien. Da ich kein Fan von O-Bussen bin und mich auch nicht besonders gut fühlte (die Magenprobleme hatten an den Kräften gezehrt). Machte ich ein einziges Bild und setze mich dann wieder in den UAZ, wo ich etwas vor mich hingammelte.
Vorstadtidylle in Ulan Bator. Ein O-Bus in der Wendeschleife vor unserem UAZ.


Dies galt auch für die Zeit, als die andern beim Essen waren. Nach O-Bussen und Essen ging es in einen buddhistischen Tempel und in ein lokales Einkaufszentrum. Zum Abendessen wurde dann der Schlachtplan für Sonntag verkündet. Mit dem nationalen Schnellzug 271 sollte es auf der nördlichen Strecke bis Dsüüncharaa gehen. Dort wollten wir auf den Triebwagen wechseln, der uns wieder nach Ulan Bator zurückbringen sollte.

Sonntag 8. Oktober 2017 – Mit dem Zug ins verschneite Jurtendorf
Während die Gruppe schon relativ früh zum Bahnhof fuhr, entschied ich mich dafür etwas länger zu schlafen und gemütlich zu frühstücken. Im Anschluss ging es ohne Stress, dafür zu Fuss zum Bahnhof. Hier wurde gerade 2Zagal-003 vor unseren Zug 271 gespannt. Kurz darauf wurde der Zug bestiegen, wobei wir einen Platz im Hard Seater hatten. Während ein Teil unserer Gruppe im grossen Abteil sass, war man am Fenster vis-a-vis vertieft am Kartenspielen. Die beiden älteren Herren waren derart vertieft, dass sie keinen Blick für die Landschaft hatten, die nun immer winterlicher wurde. Während so manch einer aus der Gruppe über den Wintereinbruch staunte, überbrachte uns Peter die schlechte Nachricht, dass der Triebwagen bereits ausgebucht war. Dies war doch recht enttäuschend, denn einerseits wäre ich gerne im Triebwagen gefahren, andererseits hätten wir mehr Strecke gemacht. Kaum war Peter wieder weg, sass auch schon eine junge Mongolin im Abteil und wollte wissen, was denn all diese Touristen in diesem Zug machen. Interessant war dabei, dass auch sie so ganz und gar nicht in den Zug passte. Dies nicht etwa, weil sie ein beinahe perfektes Englisch sprach, als viel mehr, weil sie mit ihren westlichen Klamotten doch irgendwie gar nicht zu den alten Opas mit ihren Karten passen wollte. Wie sie uns berichtete, war die Strasse nach Darkhan jedoch vom Schnee blockiert, weshalb auch dieses „It-Girl“ den Zug nehmen musste. Nach dem Schwatz mit der Mongolin hatten die Reiseleitung Suppen organisiert. Da mongolischen Weitstreckenwagen über heisses Wasser verfügen, war die Nudelsuppe (man kennt sie aus China) schnell zubereitet. Kaum gegessen, stand unser Zug auch schon in Bajanbüüral.
2Zagal-003 fährt mit Zug 271 aus dem Bahnhof von Bajanbüüral aus.


In diesem Kaff bei Kilometer 300 befindet sich neben dem Eisenbahner Erholungsheim auch das Jurtencamp, in dem wir zwei Nächte zuvor geschlafen hatten. Nun war die Szenerie allerdings nicht wieder zu erkennen, denn der Schnee färbte nun die ganze Landschaft weiss. Da wir nicht auf den Triebwagen wechseln konnten, mussten wir hier raus und auf den Gegenzug warten. Zusammen mit einer Heerschar von Mongolen standen wir auf dem Bahnsteig und staunten nicht schlecht, wie viele Leute in diesem abgelegenen Winkel der Welt auf den Zug wollten. Nach dem Zug 272 wenig später mit einer Trommel im Bahnhof eingefahren war, galt es im gut gefüllten Zug einen Platz zu finden. Hatte man seinen Platz gefunden, ging es in erneut sehr gemütlichem Tempo nach Ulan Bator. Zurück in der Hauptstadt sollte es ein kleines kulinarisches Highlight geben, so besuchten wir das Mongolian Barbecue. Da der Mongole die Deutschen anscheinend sehr toll findet, hatte man dort gerade Oktoberfest. Aus dem Radio trällerte deshalb den ganzen Abend eine bayrische Schlagerband, die einen Hit nach dem anderen coverte. Teemulen staunte indes nicht schlecht, als die Band plötzlich Dschingis Khan von der gleichnamigen Band coverte. Noch etwas komischer schaute er kurz danach aus der Wäsche, als die deutschen Touristen beim Lied „Ich war noch niemals in New York“ begannen mitzusingen.