Schaut mal die Zwei! Sind das nicht He Fu Bao und Bei Ho Thsai? - Teil 3

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Montag, 11.07.2017 - Beijing


Kann mir einer einen vernünftigen Grund sagen warum mein Handy mich jetzt im Urlaub so früh weckt??? *grrrrr*

Weil wir heute unseren Führerschein organisieren wollen! Weil wir dafür auf die Polizei müssen um die Aufenthaltsbestätigung zu holen! Weil wir dann endlich raus und an die ganzen Dieselstrecken fahren möchten, die wir letztes Jahr nicht geschafft haben! Weil Du es so haben wolltest, als Du nicht ans Meer, sondern wieder mal auf Fototour gefahren bist! Weil……

JAJAJA *hmpf* ist ja schon gut! Ich hab gesagt EINEN Grund!

Wenig später klopfen wir ein paar Stockwerke tiefer an die Tür der anderen. Pascal öffnet und ist verdächtig munter und aktiv. Nil und David dagegen grüßen eher wortkarg und mit verschwiemelten Augen aus den Kissen. Wundert mich jetzt nicht wirklich, dass Nil seine Ankündigung von gestern mitzukommen und sich selbst, unter die Decke, zurück zieht. Würde ich an seiner Stelle genauso machen.

Na, wir schießen dann mal los.

Im Sauseschritt geht’s zur Polizei. Mittlerweile schon fast Routine. Mittels hochgehaltener Pässe und dem Meldeformular vom letzten Jahr haben wir auch heute wieder schnell klar gemacht was wir wollen und finden uns so umgehend auf den Stühlen vor dem bekannten kleinen Schreibtisch im Flur wieder. Alles scheint seinen gewohnten Gang zu gehen, bis die durchaus hübsche, dafür aber etwas kratzbürstige Beamtin findet, dass könne man ja auch einen Neuling machen lassen. Ein typisch chinesisch schüchtern lächelnder Junguniformträger wird heran gezerrt und über unser Ansinnen in Kenntnis gesetzt, was er mit noch röterer Gesichtsfarbe und einer Abfolge herzzerreissender Seufzer quittiert. Eines ist sofort klar, der Gute ist überfordert. Macht den beiden Mädels gar nichts, eine weitere Kollegin ist nämlich dazu gekommen, gibt es ihnen doch mehr Zeit, zwischen zwei Ermahnungen, Zurrechtweisungen, Hilfestellungen, so genau ist das nicht auszumachen, privat am Handy zu daddeln oder eifrig mittels der chinesischen Version von Whatsapp zu chatten. Was zu Beginn noch nach einer nur wenige Minuten dauernde Prozedur ausgesehen hat, zieht sich jetzt deutlich in die Länge. Gut dass wir so viel Zeitpuffer eingeplant haben. Trotzdem geht der Blick in immer kürzeren Abständen aufs Handy, Uhrzeit checken.

Endlich ist alles, unter unzähligen Male Haare raufen und nervös auflachen, nur unterbrochen von den Kommentaren der beiden jungen Damen, in Heft und Formulare eingetragen und der Computer wurde auch erfolgreich gefüttert. Kann es ja zum Stempeln ab in den 1.Stock gehen. Wir verbleiben auf unseren Stühlchen, alleine und eindeutig unterbeschäftigt. Zerstreuung bietet nur ein weiterer Ausländer, Marke amerikanischer Student mit Surfer Boy Hintergrund auf Backpacker Tour. Nur die Sprache passt irgendwie nicht. Vielleicht Australier, Neuseeländer, Südafrikaner??? Auch sein Pass, den wir nur von weitem sehen, da er auf der anderen Seite des Vorraums platziert wurde, also der Typ, nicht sein Pass, bringt keine Klärung. So haben wir wenigstens eine Beschäftigung. Zusätzlich Leben in die Bude bringt noch ein erzwungener Umzug in eines der Büros, den wir antreten müssen. Unseren Schreibtisch braucht man für irgendetwas anderes. Darum werden wir mal ums Eck gescheucht. Alles ist also in Bewegung, und auch die Zeit läuft munter weiter, nur der Junge mit unseren Pässen taucht nicht mehr auf.

Endlich tappst er ins Büro, schwingt sich hintern Computer, und merkt, dass er was vergessen hat, was sofort anhaltende Belehrungen von seinen beiden weiblichen Kollegen zur Folge hat. So wirklich helfen wollen sie ihm anscheinend nicht, dafür aber mehr antreiben. Eigentlich ganz amüsant, hätten wir es nicht langsam eilig. Endlich werden uns Block und Bescheinigungen gereicht, wir dürfen unterschreiben, und schon sitzen wir draußen im Taxi zu Mr. Z.

Vorbei am markanten Gebäude des chinesischen Fernsehens, dass ich Gunar nun auch im Original zeigen kann, erreichen wir mit nur mässig viel Stau den Büroturm in dem Mr. Z. residiert. Der ist durchaus erfreut uns zu sehen und vertieft sich sofort in das Ausfüllen der ganzen Formulare. Da wir dieses Mal deutlich besser und professioneller vorbereitet sind, was Bilder und Unterlagen angeht, und ja, auch ich habe diesmal meinen deutschen Führerschein dabei, geht alles Ruckzuck. Nur beim Anblick von Pascals angebissenem Stück Plastik, was er seinen Führerschein nennt, schüttelt auch er den Kopf. Wird wohl nichts werden.

Hurtig geht’s zum Auto und während wir uns über Auslandurlaube unterhalten und über Uber, sowie den öffentlichen Nahverkehr in Beijing, haben wir auch schon das Krankenhaus erreicht. Gesundheitstest: check! Man kennt es ja. Blutdruck, Löffel vors Auge, lesen, Rot-Grün Test, Stempel, Formulare, und schon geht’s wieder auf die Straße. Raus zum großen Polizeigebäude. Auch das diesmal alles ohne Umweg. Kein Suchen eines Fotoladens, keine Extrafahrt zum Hotel wegen eines vergessenen Führerscheins, kein Besuch in der Pförtnerloge eines benachbarten Betriebes zum Anfertigen nötiger Kopien??? Ach wie langweilig ist das denn???

Da bringt auch die Tatsache, dass am Amt nochmals neue Formulare ausgefüllt werden müssen, weil die mitgebrachten nicht die richtigen sind, hatten wir das nicht letztes Jahr schon, keine rechte Spannung.






Lasst mal schauen. Soweit alles richtig ausgefüllt? Glaub schon! Na dann warten wir mal bis unsere Ticketnummer aufgerufen wird.







Es ist gerade mal Mittag, als wir uns an der bekannten U-Bahnstation mit einem freundlichen „bis zum nächsten Mal“ und einem shake hands von Mr. Z. verabschieden. Alle im Besitz eines neuen, hochwertig laminierten, Stück Papiers, dass uns für die nächsten 30 Tage zum Führen von Leihfahrzeugen der Klasse PKW ermächtigt. Alle? Nein, nicht wirklich alle. Pascal und das fehlende Eck seines Schweizer Führerscheins haben keine Gnade gefunden. Ihm bleibt in den kommenden drei Wochen nur die Beobachterrolle. Oder der geringere Verlustschmerz, wenn es ab morgen wieder heißt „no car!“.

Etwas überrascht sind Gubi und Nil schon, dass wir so früh wieder auf der Matte stehen, aber nicht unvorbereitet. Das zeigt sich auf der kurzfristig einberufenen Konferenz mit dem Thema „ja und was nun?“. Der Programmpunkt „No car!“ ist nämlich erst für morgen angesetzt, somit haben wir heute „zur freien Verfügung“. Fotografieren? Käme kurzfristig nur die Mauer oder die Ausfahrt am Südbahnhof in Frage. Da wüssten wir dass es geht, aber wir drei altgedienten zeigen nur wenig Neigung uns dort nochmal aufzustellen und auch Gunar hat seit gestern zumindest das Thema „Stadtmauer“ auch schon durch. Also fällt die Wahl auf „mal in die Innenstadt fahren und bummeln.“ Schließlich wollen wir ja auch wegen Straßenkarten und anderem Material schauen, was uns in den kommenden Tagen evtl. helfen könnte. Nil hat dafür schon etwas im Internet recherchiert. Also auf zur U-Bahn und rein in die Einkaufsmeile.





Ist das noch Kommunismus? Flanieren in einer der Einkaufsstraßen von Beijing.














Kurzes Orientieren, dann geht es gezielt zum Wangfujing Bookstore, dem Ziel unseres Strebens. Wieder einmal wechseln wir von der Schwüle des Sommers in die eisige Kühle von Innenräumen, und erstarren fast augenblicklich. Nein, nicht das es im Inneren dieses Mega-Buchladens kalt genug zum vereisen ist, es ist die schiere Größe dieses Etablissements das uns verharren lässt. Bücher, Bücher, Bücher, soweit das Auge reicht! Merke, der Chinese liest anscheinend immer noch gerne und viel. Na gut, jetzt muss man in einer Metropole wie Beijing auch schon etwas bieten, und wenn hier nur jeder fünfzigste etwas gedrucktes in die Hand nimmt, dann ergibt dass immer noch eine ganz beachtliche Menge. Also werfen wir uns ins Getümmel. Was wir wollen ist klar, wo wir es finden eher nicht. Ausschwärmen!












Sollte man sich hier sicherheitshalber versorgen? Wer weiß was wir mit unseren Autos, sofern wir denn welche bekommen, so alles an Pannen erleben werden……







Während sich die anderen im Gewirr der Gänge und Bücher verlieren, sicherlich auch getrieben von Neugierde, folgen Nil und ich den Zeichen. Sprich den Globen. Denn wir vermuten, dass dort wo die Erdkugeln die Welt abbilden, Straßenkarten nicht weit sein können. Und Bingo! Gleich ums Eck vom Eingang werden wir fündig. Eine ganze Abteilung, Gänge weise voll mit Reiseführern, Karten, teils skurril bebildert, aber alle mit einem Fehler, oder sogar zwei: in Chinesisch, auf Chinesisch!





Wie wärs mit einem China Atlas mit Western Lok a la Disney für Arme……







….oder doch lieber der umfirmierte TGV mit Kirschblüten und Fujiyama?







Alles ganz lustig und erheiternd nach dem Motto „Eh, guck mal! Oder hier! Ja, auch nicht schlecht, aber schau mal das an!“, aber so richtig weiter bringt es uns nicht. Also nochmal mit einiger Ernsthaftigkeit abtauchen, kramen und blättern. Schließlich heißt unsere Mission „Kartenmaterial erstehen, für den Fall, dass alle elektronischen Hilfsmittel versagen“.

Und die zu erfüllen ist alles andere als einfach. Erstmal Material aus den gewünschten Regionen finden. Die Innere Mongolei ist nun nicht gerade das Reiseziel Nummer eins für den Durchschnittschinesen. Hat man diese Klippe überwunden, sind die Kartenausschnitte entweder zu klein oder die Karten in so einem Maßstab, dass nur die Hauptstraßen abgebildet sind. Dazu kommt, dass, logischerweise, alles in Chinesisch beschriftet ist. Wie auch sonst? Macht ja in China durchaus Sinn. Halt nur nicht wenn man als Langnase in die Prärie reiten will. Oder besser gesagt in die mongolische Steppe.

Nach einigem Suchen finden wir aber dann doch so dies und das. Alles etwas kompromissbehaftet, aber besser als gar nichts. Also ab zur Kasse, wo viele helfende Hände auf die Kunden warten und sich auch eine dieser netten jungen Damen unserem Stapel annimmt. Mittels einer grünen Schnur kunstgerecht verpackt zu einem handlichen Bündel, wird es uns alsbald wieder übergeben und wir können den Tempel des Buches mit einem zufriedenen Lächeln verlassen.





Was zeichnet das verträumte Lächeln auf das Antlitz dieses jungen Mannes? Die reiche Beute oder doch die Schönheit der Dame, die ihm das Bündel gefertigt und übergeben hat, dass er nun so stolz und zärtlich in den Händen hält?







Wieder draußen überfällt uns spontan ein kleines Hüngerli. Kurzer Blick auf die Uhr, nein, bis zum Abendessen dauert’s noch zulang. Gut dass das goldene M gleich ums Eck ist. Nicht das wir ohne Besuch im Fastfood Tempel nicht auskommen, aber es ist jetzt das unkomplizierteste um an Nahrung zu kommen die nicht krabbelt und kriecht! Was ich damit meine? Das werdet ihr später schon noch sehen.

In der Kathedrale der amerikanischen Lebens- und Esskultur tobt der Bienenstock. Schätzungsweise die ganze Beijinger Jugend von 14 – 24 hat sich hier versammelt. Sehen und gesehen werden, dabei Handynachrichten checken, im Internet surfen und Musik hören, und natürlich nebenbei Pampebrötchen in sich hinein stopfen. Alles begleitet von verbalem Austausch in landestypischer Lautstärke. Es ist die Hölle! Und gleichzeitig lustig, denn so langsam sind wir assimiliert. So drängeln wir uns genauso vehement und gekonnt durch die Schlange bis wir vorne am Tresen stehen, wobei uns Körpergröße und Physionomie von Mitteleuropäern durchaus zu Gute kommen, um kurz darauf die letzten drei Plätze an einem Tisch zu entern, an dem zwei junge einheimische Mädels sitzen. Und auch hier machen wir uns erlerntes zu Nutze. Unverzüglich mit einer lautstarken Konversation beginnend, unterbrochen von vereinzeltem Gelächter, verunsichern wir die beiden Mädchen derart, dass sie uns irritiert und befremdlich anschauen. Als dann noch der Rest der Truppe zu uns stößt ist das Maß für sie voll und sie treten unverzüglich die Flucht an. Schon haben wir den Tisch für uns alleine. So macht man das! *grins*

Nein, es war natürlich nicht unsere Absicht jemanden zu vertreiben! Wir sind nur so aufgekratzt, denn bisher hat alles wie am Schnürchen geklappt! Es läuft gut, schon fast beängstigend gut! Vielleicht „zu gut“?

Während Gubi und Pascal noch etwas in der Burger Bude bleiben um an ihrer Figur zu arbeiten, vielleicht ist es auch bei letzterem der verzweifelte Versuch genügend Nahrungsreserven anzusammeln um die folgenden drei Wochen „chinesisches Essen“ zu überstehen, dem er nun aber auch überhaupt nichts abgewinnen kann, haben wir uns schon mal vor dem Eingang der Marktgasse gegenüber positioniert. It’s Selfie time!

Doch allzu lange bleibt unser Tun nicht unbemerkt und wir nicht ungestört! Gibt es doch anscheinend für den Durchschnittschinesen nichts erstrebenswerteres wie zusammen mit einem Europäer auf einem Speicherchip verewigt zu werden. Es ist schon erstaunlich, dass man selbst mitten in Beijing, in dieser Masse von Menschen, als ausländischer Tourist immer noch etwas Besonderes ist. Köpfe schieben sich ins Bild und schüchtern lächelnde Chinesen/innen deuten mit hochgehaltenen Handys an, dass sie gerne auch ein Bild mit uns hätten. Und so werden unsere drei Charakterköpfe, zusammen mit kindlich strahlenden Asiaten, in Pixel umgewandelt auf diverse Speicherkarten gebannt. Wettgrinsen mit Einheimischen! Eine Sportart, die uns auf dieser Reise extrem begleiten wird!

Erst als die beiden Anderen zu uns stoßen, können wir uns lösen und zusammen aufmachen, die Freuden und Köstlichkeiten des hinter uns beginnenden Marktes zu erkunden.












Nun, dies ist kein klassischer Markt mit Gemüse, Obst, etc., es ist eher ein Markt, wie er sich bei uns an Feiertagen in den Fußgängerzonen der Republik ausbreitet, mit Snacks, Naschwerk, Kleidung, Spielzeug und allem möglichen Krimskrams. Wobei sowohl der Krimskrams als auch die Snacks sehr landestypisch sind. Mag einem der Nippes zwar die europäischen Stilempfindungen verdrehen, so ist er doch unterm Strich in westlichen Augen nur schräg, aber harmlos. Beim Thema „kleine kulinarische Happen zwischendurch“ ist das schon bedeutend anders. Damit meine ich nicht das süße Backwerk, die kandierten Früchte oder die hier hergestellten Massen an Bonbons, nein, es sind eher die anderen Dinge die hier angeboten werden, und die die Grenzen „des guten Geschmacks“ bei mir weit überschreiten.

Gut, ich stehe dazu, dass ich als Fleischesser den Tod von Tieren billigend in Kauf nehme und deshalb noch bei keinem Schweinebraten, keinem Leberkäs und keinen Weißwürschtn Skrupel hatte. Aber ich gehe davon aus, dass die Tiere nicht gequält wurden oder wegen mir leiden mussten. Ob das immer ganz so richtig ist, kann ich natürlich nicht beschwören. Aber eins weiß ich sicher, dass was hier feilgeboten wird, kann ich auch vor dem Hintergrund einer anderen Kultur und anderer Sitten nicht gut finden. Gleich an einem der ersten Stände auf der rechten Seite, da wo sich viele interessierte sammeln, werden nämlich Skorpione als Snack angeboten. Und auch wenn Insekten die Zukunft der Nahrung sein mögen und auch jetzt schon eine wichtige Nahrung vieler Völker darstellen, muss es sein, dass man ihnen erst ihren Giftstachel abschneidet und sie dann lebendig auf Holzstäbchen pfählt??? Damit sie noch schön frisch sind und zur Begeisterung der Zuschauer mit den Beinchen strampeln können, bevor sie irgendwann im Fett landen??? NEIN, bei aller Liebe, das hat nun in meinen Augen nichts mehr Esskultur zu tun.





Auch wenn Maden am Spies nicht jedermanns Geschmack sind, andere Länder, andere Essgewohnheiten. Auf ein Skorpionbild habe ich hier ganz bewusst verzichtet.







Ganz interessant das Schild links am Stand mit Bildern von Jenen, die die angebotenen Esswaren schon mutig probiert haben.








Dass das irgendwie grenzwertig ist, scheinen, trotz ihres Angebots, wohl auch einige der Standbesitzer zu spüren. Wie sonst kann man sich die selbstgemalten Pappschilder mit „NO PHOTO“ erklären, die sie unverzüglich hochhalten, wenn sich eine Langnase ihrem Stand nähert.

Aber es gibt ja auch noch andere leckere Sachen zu bestaunen, also wenden wir uns doch mal dem Meer der Süßwaren zu.





Gubi, bewaffnet mit seiner kleinen Kamera, hat mal eines dieser sicherlich nicht zahnfreundlichen Süßigkeitenmeere verewigt, in die sich so manch Leckermäulchen wohl gerne mal ein Wochenende einsperren ließe.







Oder wie wäre es mit einer gepflegten Auswahl bestem, fernöstlichem Kitsches?






Hat ihr Heim oder ihr Äußeres zu wenig Pepp? Hier finden sie garantiert das richtige, um ihr Erscheinen oder ihre Wohnung einzigartig zu machen!






Der Markt hat sich mittlerweile verändert. Durch enge Gassen und vorbei an kleinen Räumen die vollgestopft sind mit Kartons und Ware, geht es unter aufgespannten Planen durch die Textilabteilung. Vom Flauschpulli bis zum „originalen“ Markenshirt gibt es hier alles, was der Chinese stricken, wirken oder fälschen kann! Einige Ecken weiter, die Spielwaren. Leider ohne Eisenbahn. Da hätten wir wahrscheinlich doch mal zugeschlagen! So besehen wir uns verkleinerte Ausgaben von Scharfschützengewehren, sogar zum Zerlegen, ganz wie in echt, Plastikspielzeug, militärisch und zivil, Bälle, Minidrohnen, und was das Kinderherz sonst noch so begehrt.

Irgendwie wird das alles langsam zu viel und so sind wir froh, als wir, vorbei an einer windigen Suppenküche, der Enge entfliehen und auf eine menschenleere Nebenstraße treten können. Was nun? Der Blick aufs Handy verrät, unterstützt vom knurren des Magens, dass es durchaus Zeit sein könnte, sich langsam wieder in Richtung Hotel aufzumachen. Burger Bude hält halt nicht lange vor!

In unserm Kühlbunker ist erstmal „Ruhe auf den Zimmern“ angesagt, verbunden mit chatten mit zuhause. Die da, die jetzt im tiefsten Schlummer sind, wollen doch morgen Früh gleich mit den aktuellsten Bildern der Weltreisenden beglückt werden möchten dürfen sein müssen …. oder irgendwie so.

Nachdem das erledigt ist und wir uns durch duschen und Klamotten wechseln wieder kultiviert haben, sammelt sich die Meute im hoteleigenen „original bayerischen Biergarten“ bei so typischen „bayerischen Spezialitäten“ wie Weißbier, Bratwurst und Pizza! Pizza?!? Eine bayerische Spezialität?!? Na gut, bei 8.000 km Entfernung muss man es nicht ganz so genau nehmen mit den regionalen Zuordnungen. Zudem hat die „Pizza“ die man hier als „Pizza‘“ serviert wird, mit „Pizza“ nur rudimentäre Ähnlichkeiten.

Trotzdem lassen wir uns im feucht schwülen Stadtklima von Beijing, das auch durch die Lage im großzügigen Hinterhof mit Grünanlage und See nicht gemindert wird, den importierten bayerischen Gerstensaft schmecken und erfrischend die Kehle hinunter laufen! „Resi, bringst ma no aorns?“ „Dangschee!“. Die Bestellung kann man hier nämlich getrost auf Bayerisch aufgeben. Die netten Damen die einen von Durst und Hunger befreien verstehen das nämlich genauso wenig wie reinstes Hochdeutsch. Egal was man sagt, in Kombination mit einem erhobenen leeren Glas kommt die Botschaft an und das kühle Gebräu ins stilechte Trinkgefäß.

Und während wir uns auf diese Weise laben, werden nebenbei die erworbenen Telefonkarten in die Handys gebastelt. Natürlich bei allen problemlos, nur meines mickert. Na gut, es ist mein eigentlich schon ausrangiertes und bereits recht altersschwaches. Im aktuellen muss ich die deutsche SIM-Karte lassen. Das ist die Crux wenn man selbständig ist, man muss immer erreichbar sein. Aber „Ente gut, alles gut“, wir sind in China, da darf man den Spruch schon mal abwandeln, mit einigem Probieren kann auch ich mein Kästchen bewegen die Karte anzunehmen und zu funktionieren. Mission erfüllt! Wir sind alle on air und können ohne Einschränkung kommunizieren!

Noch ein letzter Schluck, ein wehmütiger Blick in die Runde, schade dass wir schon wieder aufbrechen müssen. Irgendwie liebe ich dieses Hotel! Aber wozu die Wehmut?!? Morgen Früh ist „no car“ und spätestens am Abend sitzen wir wieder hier! Na dann mal Prost!