Eines Tages in Japan - Frühjahrstour 2017 (12)
Von Neel Bechtiger
15.05.2017 Yonago – YonagoWarum sind wir eigentlich hier im Süden? Gestern hat es ja schon ganz gut geklappt ... nur wollten die Wetterprognosen heute nicht so richtig. Schleiergewölk war angesagt, und Schleiergewölk war auch zahlreich vorhanden. Hinderte uns aber nicht daran in aller früh aufzubrechen. Nach dem Sake-Dance gestern Abend fiel das natürlich leicht ... nicht. Noch im dunkeln war der Schleier nicht wirklich zu sehen, aber zu erahnen. Wir gondelten ein Stündchen hinauf in die Berge um zu unserem Zielgebiet zu gelangen. Und es kam wie es kommen musste, es war dunkel. Also setzten wir uns erstmal im Auto hin und mampften unser Frühstück aus dem Family Mart.
Immerhin der Fahrplan ging auf, denn ein erwarteter Güterzug kam nach Süden, ebenso die Limited Express Züge und auch der Nachtzug. Vorteil an der ganze Sache: Wir haben morgen nochmall einen Vormittag Zeit. Ist zwar nicht so geplant gewesen, aber wenn es sein soll.
Das erste Sonnenbild gab es nach 3 Stunden an der Strecke. Die Uhr zeigte kurz vor 10 Uhr und wir waren gerade etwas am Streckenkunde vor Niimi am betreiben. Im Bahnhof von Butchi-Kojiro fuhren wir kurz ran für die Fahrzeiten der Regionalzüge. Und der Plan sah auch bald etwas vor.
An diesem Bahnhof treffen sich unsere Hakubi Line und die Geibi Line um dann zusammen nach Niimi zu führen. Auf der Hakubi Line ist ja gut was los, was auf die Gibi Line nicht zutrifft. Da fährt nix um die Zeit. Also war klar was kommt, ein 115er.

Wir blieben gleich in der Gegend und verschoben uns nur etwas nach Norden. In der Hoffnung dass das blaue Loch doch bitte irgendwie da bliebe. Aber vor dem Foto nochmal etwas Essen. Ein Krämer bzw. Eher eine Raststätte wo wir auch gleich parken konnten zog uns an. Aber das Angebot war ausser Kecksen nicht unbedingt Frühstückskonform. So zogen wir mit etwas Getränk und Kecksen wieder ab.
Die Stelle selber liegt auf einer Strassenbrücke über das Flusstal. Nicht wirklich angenehm zum stehen, denn es fehlt ein Gehsteig. Aber die Japaner fahren ja sowieso kaum 30km/h (dürfen ja auch selber schneller ;)) und so bleibt es Gefahrlos hinter der Leitplanke. Je einen Limited nahmen wir mit, ehe die Sonne sowieso rausgedreht wäre.

Es sappte wieder zu. Und so machten wir das einzig richtige : GEMÜTLICH. Zurück über den kleinen Pass an die Stellen für den Nachmittag. Da warteten wir einfach im Auto oder unter ein paar Bäumen, und lasen Bücher, quatschten und mampften. Immer auf der Suche nach einem blauen Loch am Himmel.
Wir wollten sich mal bis die Güterzüge durch sind an der Strecke bleiben, dann ins Hotel und vorschlafen für mogen :-).
An der ersten Stelle bei Kami-Iwami konnte man perfekt warten. Also blieben wir da und schauten uns den Personenverkehr an.

Die nächste Stelle für den ersten Güterzug war nur wenige hundert Meter weiter im Norden. Da liess es sich sogar noch gemütlicher warten ... nämlich nicht in der Bushaltestelle (wo wir doch hier noch keinen einzigen Bus gesehen haben). Auch hier wieder erst der Personenverkehr und dann der erste Güterzug mit einer EF64. Die Uhr zeigt 14:22 Uhr.


Man siehts schon. Der Himmel wurde nach Norden hin blauer. Also nutzten wir die kleine Hoffnung und fuhren nach Norden an einer am frühen Vormittag noch entdeckte Stelle. Das Blau war aber sooooo weit weg (oder zog von uns weg) dass es aussichtslos wurde. Also mussten wir wohl oder übel im Schmodder bleiben. Bis kurz vor Neu schafften wir es. Dann war deadline und der Güterzug kam nach einer Kreuzung mit einem Limited sofort.

Zwei Güterzüge sind durch, es folgt der letzte. Für diesen fuhren wir wieder rauf auf den kleinen Pass. Die zwei Züge die wir hatten, hatten wir eher von weitem fotografiert. So musste ein Bahnübergang hier. Diesen fanden wir bei Nakaiwami.

Jetzt hätten wir eigentlich ins Hotel fahren können ... man verpasst ja nix bei dem Wetter. Aber so richtig dunkel war es eben noch nicht. Das blau aus dem Norden zog wieder näher und ob wir jetzt im Hotel blöd rum sitzen, an der Küste bummeln oder hier an der Strecke unsere Bücher lesen macht ja auch kein Unterschied. So blieben wir sitzen in der Gegend. Auf einer Brücke bei Shimoiwami. Da standen wir am frühen Morgen schonmal und werden auch nochmal da hin – es ist unsere Stelle für den Nachtzug. Abends gehts aber auch ganz nett ... und die Seite würden wir morgen nicht mehr hier machen können. Also ... hoffen ... warten ... und einen Limited Express im Schatten fotografieren. Dann aber kam die Sonne! Und ein Limited hatte bald Plan. Aber erst noch ein Regio, den sahen wir schon im Vollicht auf der Ausweiche vor uns. Aber der blieb stehen und wartete geschlagegene 9min auf die Kreuzung mit dem Fernverkehr. Dass sich die Sonne in dieser Zeit wieder etwas versteckt hat versteht sich von selbst.

Nun wissen wir auch weshalb die Regionalzüge hier so verschieden Fahrzeiten haben. Es gibt Regios die brauchen von A nach B 12min, und jene die brauchen 30min. Dabei gehts vor allem um Kreuzungen, die nicht so oft möglich sind ... und man scheint hier dem Fernverkehr in der Planung definitiv den Vorrang zu geben.
So gab es heute doch noch ein Sonnenbild, so mehr oder weniger. Und wir hatten jetzt durtscht. Markt gibts erst in Neu wieder, was ganz schön weit unten. Aber da stehen ja hier in Japan immer diese Automaten im nix. Schnell fanden wir einen und konnten Münzen gegen Getränke tauschen.

Ein Bild sollte es noch geben. Denn eine Stelle für den Abend hätten wir ja noch. Und wenn die Sonne nochmal unter dem Schleier hervortaucht könnte es ja schönes Abendlich geben. Gab es aber nicht ... denn ein Regio war Schattig und für den Limited war es nur solala.

Jetzt aber weg. Es war zwar erst 17:30 Uhr, aber die Lust war definitiv aufgebraucht. Wir fuhren ganz gemütlich entlang der Strecke nach Yonago in Richtung Hotel. Aber nicht ganz. Von einem geschlossenen Bahnübergang aufgeschreckt stellten wir uns noch einmal. Regionalverkehr! Und so schafften wir auch heute noch eine neue Baureihe :-).

Nun aber ins Hotel! Es galt noch den letzten Tag in Japan zu Planen. Nicht ganz einfach ... denn wir wollen bis am Mittag hier bleiben, müssen am Abend aber dann schon am Flughafen in Tokyo sein. Dazwischen liegt auch noch ein bisschen Weg, ganz schön sportliche Anforderungen. Dazu aber morgen mehr :-).
[hr]
16.05.2017 Yonago – Tokyo – Zürich
Der letzte Tag in Japan beginnt wieder früh, sehr früh, viel zu früh. Aber was will man machen ... es locken Güterzüge und ein Nachtzug. Und da heute die letzte Chance auf Sonnenbilder ist von den Kisten für uns müssen wir wohl oder übel raus. Wir hatten ja Übung. Und auch den Family Mart kannten wir, so ging es routiniert an die ganze Sache.
Wir wollten erst zu unserer Aussenkurve bei Kakaiwami. Aber so weit kamen wir nicht. Kurz davor bei der gerade von Shimoiwami stand da ein Güterzug nach Norden in der Ausweiche. Die Sonne hätte gerade ... also schnell rechts rein in den Wegstummel vor der Brücke und mal schauen was passiert.
Er wartete auf einen Regio, der alsbald als 115er standardgelb daher kam. Und dann kam die Sonne! Nur der Zug wollte sich nicht bewegen, 2min, 3min ... 5min, und dann verschwand die Sonne wieder im Gewölk. Aber immerhin, man hat ihn ja stehend fotografieren können.


Der Fahrplan am frühen Morgen ist dicht. Es folgen Personezüge und Güterzüge. So durften wir keine Zeit verlieren. Weit war unsere Bushaltestelle“ bei Kakaiwami nicht. Da parkten wir in der kühlen Luft es Morgens und zogen gleich unseren Schockodring aus der Vorratstüte. Wir wollten hier vor allem den Güterzug nach Süden erwischen. Und was halt noch so dazwischen kommt.


Ja, war doch nett. Also zurück zur Brücke. Die Anwohner schauten nicht mal mehr aus den Fenstern als wir mit unserem Klotzauto an die Brücke fuhren. Und es sah gut aus am Himmel!



Das war doch alles schön! Auch wenn man an den Stellen variieren kann und nicht alle Varianten geklappt haben. Wir hatten weiter nördlich noch eine Stelle im Köcher die wir unbedingt anfahren wollten. Also gings 30min zurück in die Richtung von der wir heute Früh ja eigentlich gekommen sind. Über den Bahnübergang und hinauf über die kleine Strasse. Parken konnte man prima und wir machten uns wieder über die Vorräte. Die mussten bis heute Nachmittag ja schliesslich weg sein. Da mein Buch auch schon zu Ende ist blieb auch fast nichts übrig als Fressen :-D.
Was da oben ging war nett ... nichts was man im nachhinein gemacht haben muss, aber nett.


Es war schon fast Mittag, also bald. Und wir mussten langsam ans aufbrechen nach Süden denken. Um 16 Uhr hatten wir ein Date mit der Vermietung. Unser Klotz geht schon wieder zurück an seinen Besitzer. Aber so ein bisschen Zeit bliebe ja noch für Sonnenbilde und eine Stelle hätten wir auch noch. Nur wollte es nicht mehr und nach einem solala Bild und ein paar Schattenbildern liessen wir es sein – man soll ja nichts erzwingen am letzten Tag.

Gemütlich ging es dann mit viel Zeitpuffer nach Süden bis Okayama. Die Fahrt vorbei an allen Stellen war wirklich schön. Ab Niimi nahmen wir dann aber zwecks Zeit die Autobahn. Diese führt bergbergab durch die Täler und über die Hügel bis an die Küste. Und man durfte mal 90km/h fahren! Das erste mal, dass unser Auto offiziell über 60 durfte. Die Klotzautos sind ja geräumig und praktisch – für dass was wir mit ihm gemacht haben perfekt geeignet. Aber für die Autobahn und solch mörderische Geschwindigkeiten einfach nicht ausgelegt. Denn so ab 70km/h wurde es nur noch lauter, aber nur sehr bedingt schneller. Nur bergab kamen wir mal auf die 90, sobald es bergauf ging war so bei 65km/h Schluss. Aber ich mag unser Auto trotzdem! :-). Wir lernten aber, für die weiten von Hokkaido mit langen Autobahnen die bis 110km/h offen sind, wäre es nicht unbedingt das passende Auto.
Wir waren schneller als erwartet und konnten nochmal 30min an „unsere Brücke“ östlich des Bahnhof sitzen. Wer weiss was da noch so kommt.

Jo, es kam eigentlich nichts :-). Und so fuhren wir zeitig zur Vermietung. Das Klotzauto wurde zurück gegeben und wir machten uns zu Fuss auf den Weg zum Bahnhof. Wir waren viel zu früh, denn unser Zug sollte erst um ca. 17:30 Uhr gehen. Diesmal ohne Umsteigen und direkt nach Tokyo.
Die Reservation haben wir uns schon auf dem Weg hierhin besorgt, denn dass wir diesen Zug nehmen müssen war klar. Sonst wirds dann Eng am Abend.
Da die Zeit heute Abend in Tokyo mit einem etwas Sinnlosen Ausflug zum Hotel der ersten Nacht an der Station Hamamtsucho verbracht wird, war da schon klar. Also gab es unser „Abendessen“ schon um 16 Uhr im Bahnhof in einer kleinen Kneipe. Dass war nochmal richtig Lecker und die Ramen schmeckte vorzüglich!

Unser Shinkansen war relativ leer auf Teilstrecken und so schliefen wir schonmal etwas vor für den Abend.
Tokyo erreichten wir natürlich pünktlich. Und jetzt wurde es nochmal stressig. Unser Japan Rail Pass gilt genau noch heute und wir müssen heute noch zum Flughafen. Dafür gibts den Flughafen Express (kennen wir ja noch aus dem ersten Teil). Aber der letzte verlässt die Innenstadt schon um 22 Uhr. Es war kruz nach 20 Uhr. Und der Ausflug zum Hotel musste noch .... warum? Ich habe ja, man kann sich kaum mehr erinnern, mein Laptop irgendwo liegen lassen. Da er nicht im Hotel in Utsunomya lag, musste er in Tokyo sein. Weit ist es ja nicht vom Hauptbahnhof, aber 3 Stationen mit dem Local muss man schon zurück. Bei den Menschenmassen um diese Zeit kein Vergnügen mit dem grossen Koffer.
David wartete nach dem Kampf im Local mit den Koffern in der Station Hamamtsucho und ich lief die 10min zum Hotel alleine. Da wollte man von einem liegen geblieben Laptop aber nichts wissen. So war die ganze Sache für gaaar nichts!
Die Zeit rannte und der letzte Express von Uneo zum Flughafen war weg. Es fehlte nicht viel, es fehlte eigentlich praktisch nichts. Was uns das Genick gebrochen hat war der Bahnhofswechsel von der JR zur Keisei Bahn. Dass dauerte nämlich länger als erwartet.
Alternativen? Mit der S-Bahn ... klar ... oben rum oder direkt mit dem Bummler? Irgendwie war alles blöd und wir nahmen einfach den Bummler für die ganze Strecke. Dauerte zwar länger, aber unser Abflug war nicht gefährdet.
Ein letztes mal Blechdosen fahren, ein letztes mal unser Ticket von Tokyo nutzen (ist jetzt auch schön leer ;)) und dann waren wir schon da.
Unser Flug geht zwar erst am Vormittag, aber trotzdem wollten wir Flughafennah übernachten. Weil morgens um 7 Uhr aus der Stadt raus? Sicher weniger geschmeidig als einfach kurz rüber laufen. Und am Abend hat man Platz und Zeit.
Das Hotel war innert 10min zu Fuss erreichbar. Schön markiert am Boden. Bis dann irgendwann die Schnellstrasse kam und man sich da irgendwo durchquetschen musste. Das Hotel war aber nett für die letzte Nacht und an der Bar gabs noch ein Absacker!
Ansonsten geschah nix mehr. Wir gingen ins Bett, standen auf und flogen zurück nach Hause. Mit der Swiss, alles bekannt, alles nett, alles wie es sein soll. Und am Abend lagen wir schon wieder im eigenen Bett in der Schweiz.