Griechenland, unverhofft (2)
Von David Gubler
Montag, 14.1.2019Heute sollte das Wetter schlecht werden. Allerdings bestand am Morgen noch Hoffnung auf Sonne, deshalb machte ich mich dennoch rechtzeitig auf den Weg, um für IC 53 wieder bereit zu sein.
Diesmal trieb ich aber nicht soviel Aufwand wie gestern, sondern stellte mich einfach etwas südlich von Domokos an den Beginn der Rampe. Und tatsächlich, die Sonne schaute sogar noch raus.
Leider reichte der Sonnenschein nicht mehr bis zum ersten Nordfahrer, und so gabs oberhalb von Velesiotes ein Dunkelbild. Das erspare ich euch, da es das später noch “in Gut” gibt.
Der nächste Programmpunkt war das Viadukt von Thavmako. Es führt zwar ein Weg direkt dort hin, aber der war nur etwa zur Hälfte befahrbar, und wurde immer schlammiger mit tiefen Schlammgruben. Deshalb parkte ich das Auto schlussendlich etwas näher bei der Hauptstrasse und ging zu Fuss weiter.
Die angedachte Fotostelle wäre sehr bequem erreichbar, allerdings muss man dabei an ein paar Ställen vorbei, und dort waren gerade einige Hirten beschäftigt. Diese hatten zwar nichts gegen mein Tun, aber eine Horde (15? 20?) aggressiver Hunde dabei, und diese machte das Ganze dann doch etwas arg ungemütlich.
Auch hier erspare ich euch das Dunkelbild, gibts nämlich noch mit Licht. Für den Rückweg hatte ich keine Lust auf eine weitere Begegnung mit der Hundemeute, und kämpfte mich stattdessen durchs Gebüsch zurück zum Weg.
Als nächstes guckte ich mir den Zugang zum Bahnhof Xyniada an. Das war gar nicht so einfach, denn das Satellitenbild kannte ganz viele Wege, die nicht befahrbar waren. Schlussendlich war der praktikabelste Zugang vom Kifera-Viadukt aus über die Bauwege bis zu einer Unterführung unter der NBS durch, von wo aus der Weg nicht mehr befahrbar, aber problemlos begehbar war. Bis zur eigentlichen Fotostelle ging ich dann allerdings nicht, denn das war noch ziemlich weit, und das Wetter wurde nicht besser.
Nächster Programmpunkt war ein Augenschein beim zweiten, grösseren Kifera-Viadukt; war alles relativ einfach zugänglich, aber heute gabs weder passendes Wetter noch passende Züge, deshalb liess ich den Aufstieg bleiben.
Stattdessen gondelte ich etwas der Strecke entlang in Richtung Norden, um irgendwo noch ein Belegbild eines HellasSprinter machen zu können. Ziel war der IC 59. Nach ganz vielen Nebenstrassen und einiger Wartezeit kam dieser dann auch vorbei.
Der Tag war zwar fototechnisch nicht der Grosserfolg, aber immerhin hatte ich nun all die Zugänge zu den Fotostellen gefunden.
Dienstag, 15.1.2019
Heute sollte nun das Wetter wieder besser sein. Der Morgen begann jedoch primär mit starker Bewölkung. Als erstes wollte ich den morgendlichen IC 53 in der Bahnhofseinfahrt von Aggeie machen. Da dieser aber wie vorgestern viel zuviel Verspätung hatte und das Wetter sowieso noch nicht mitspielen wollte, liess ich den schlussendlich bleiben.
Das eigentliche Programm für heute war, das Kifera-Viadukt abzufrühstücken. Also gings für den ersten Nordfahrer, IC 50, da hoch. Trotz den Büschen war eine geeignete Fotostelle schnell gefunden; aber die Wolken waren leider noch etwas zu präsent, und der Schatten im unteren Bereich des Bildes ebenso.
Aber kein Problem, es kommt ja ca. eine Stunde später noch der 884!
Also, käme. Zur Planzeit tat sich nichts. Irgendwann so um 11:50 musste ich mich entscheiden, weiter auf den 884 zu warten oder mich umzupositionieren für den IC 55 in Gegenrichtung. Beide Züge hatten keine Verspätung angekündigt, obwohl der 884 offensichtlich verspätet war; da konnte man nur raten, was jetzt passiert. Ich entschied, mich umzupositionieren. Das war aufgrund des Bewuchses gar kein einfaches Unterfangen! Viel Gefluche und dorniges Zeugs in den Händen später erreichte ich doch noch eine geeignete Position, und wartete keine 5 Minuten, bis IC 55 um die Ecke bog. Und ja, die Mühe hat sich gelohnt, war doch die Bespannung einmal mehr sehr toll!
Flux wechselte ich zurück auf die andere Seite, verpasste aber den 884, der dann doch noch auftauchte (Kreuzung wohl nach Aggeie verlegt), um Sekunden.
Der letzte Programmpunkt war nun noch der IC 52. Allerdings war dieser so spät, dass das Licht schon ganz schön rum war und für Nordfahrer in dieser Gegend nicht mehr wirklich passte. Die Lösung für dieses Problem war dann ein Querschuss von weiter oben.
Nun hatte ich mal wieder ganz viel Zeit für den Abstieg. Für den Abend wollte ich nochmals ein Bild eines HellasSprinter machen, diesmal mit Sonne. Die Stelle von gestern gefiel mir aber nicht sonderlich, deshalb suchte ich mir eine andere Brücke aus. Das klappte dann auch alles. IC 59 war zwar etwas spät dran, aber nicht zu spät.
Eigentlich hätte ich nun gerne in Aggeie noch ein, zwei Varianten bei Dämmerlicht gemacht. Allerdings war mir nicht so klar, ob sich der Zug bis dort einholen liesse. Einerseits war das Ganze mit dem Auto schon ein ziemliches Gegondel; andererseits mussten die am IC 59 einen Lokwechsel machen und die Altbaustrecke war nun auch nicht besonders schnell. Aber ja, Versuch macht Kluch! Also ab, dem Zug hinterher!
Ich kam zwar gut vorwärts, aber als ich in Aggeie ankam konnte ich dem IC 59 nur noch dabei zuschauen, wie er in den Bahnhof einfuhr. Da haben zwei Minuten gefehlt, leider.
Für den kreuzenden IC 56 reichte es zwar noch für ein Bild, aber das war irgendwie nicht besser als jenes vom Sonntag, deshalb lasse ich das.
Mittwoch, 16.1.2019
Für heute hatte ich mir für IC 53 die Bahnhofsausfahrt von Domokos vorgenommen. Die Situation dort sieht so aus, dass der alte Bahnhof ersetzt wird durch eine Neubaustrecken-Haltestelle ca 1 km weiter südlich. Der alte Bahnhof hat derzeit einen Haufen Gleisanlagen, welche primär für Baugerödel genutzt werden. Alt- und Neubaustrecke sind hier kreuz und quer miteinander verbunden.
Etwas südlich des alten Bahnhofs ist eine Überführung im Bau. Das heisst, sie ist quasi fertig, aber über die Altbaustrecke führt keine Brücke, sondern der Damm der Rampe ist hier eingeschnitten - Es ist/war offenkundig nicht vorgesehen, die Altbaustrecke hier befahrbar zu lassen! Ja, das widerspricht früheren Aussagen, dass die Altbaustrecke als Rückfallebene dienen soll. Ich kann dieses Mysterium leider nicht auflösen.
Auf dieser halbfertigen Überführung wartete ich nun auf IC 53. Im Online-Fahrplan hatte er über 20 Minuten Verspätung drin, kam dann aber doch mit nur gut 10 Minuten Verspätung vorbei.
Der nächste Programmpunkt war die Fotostelle oberhalb von Velesiotes, welche am Montag im Schmodderlicht abgesoffen war, mit IC 50.
Wie man sieht gingen die warmen Temperaturen dem Schnee schon ganz schön an den Kragen, leider.
Nächstes Ziel war der IC 55. Den 884 liess ich sausen, da der mal wieder unbestimmte Verspätung hatte und man nur raten konnte, wann der wohl auftaucht. Ziel war das Thavmako-Viadukt, das mit den Hunden, wobei ich auch diesmal einen Umweg um die Ställe rum machte. IC 55 kam recht pünktlich vorbei.
Nächster, und aufwändigster Programmpunkt war das Viadukt hinter Xyniada. Am Montag ging ich noch zu Fuss zum Bahnhof. Da ich heute aber unter zeitlichem Druck war, versuchte ich es dennoch mit dem Auto, und siehe da, abgesehen von einer kleinen Rutschpartie, welche der Renegade mit 4WD-Lock nur so ganz knapp im zweiten Anlauf bewältigen konnte, ging das ganz gut. Im Anschluss musste ich aber dennoch noch gute 2 km zur Fotostelle gehen, denn dieser Bereich war definitiv nicht fahrbar. Die letzte Herausforderung war das Finden eines freien Blickes durch die Büsche; schlussendlich sass ich auf Schnee, der wiederum auf einem zusammengedrückten Busch lag. Alles ganz schön vorsichtig; Hätte ich den Schnee punktuell zu stark belastet, wär ich durch die Schneeschicht durch gefallen und hätte im Busch gesteckt. Ich hatte in den vergangenen Tagen mehr als genügend Gelegenheit, diesen Effekt auszuprobieren.
Das Licht war zwar auch hier schon etwas rum, aber naja, man kann halt nicht immer alles haben. Dafür kam der IC 52 mit der bekannten, äusserst erfreulichen Bespannung!
Die Idee fürs Abendprogramm war, mich südlich von Palaeofarsalos aufzustellen, um die Dieselloks auch unter Fahrdraht zu fotografieren. Ist zwar nicht schön, aber quasi zu Dokumentationszwecken. Das wurde allerdings durch übermässige Verspätung des IC 59 vereitelt; finster wars, als der kam. Entsprechend wars das für heute.
Donnerstag, 17.1.2019
Der letzte Tag! So bisschen hatte ich zwar inzwischen die Strecke gesehen, aber Alternativen für einen Tag sah ich keine, und schlussendlich konnte ich doch noch ein attraktives Programm zusammenstellen.
Den Beginn machte IC 53, mit dem ich den Fehlschlag von gestern abend nachholte: Adtranz unter Fahrleitung. Voilà.
Die nächste Idee war das Thavmako-Viadukt, zum Dritten, aber diesmal für die Gegenrichtung. Für diese Ansicht gab es sogar einen gut begehbaren, passenden Weg, und auch die kläfzenden Köter waren so kein Problem. Klappte alles wunderbar mit IC 50.
Den 884, hmmm, heute war er mal pünktlich. Beim grossen Kifera-Viadukt hatte ich ja am Dienstag früh so ein halblicht-Bild produziert… das könnte man ja wiederholen.
Gesagt, getan. An der Fotostelle überraschte mich der Grieche vom Sonntag, der da schon auf den 884 wartete; allerdings hatten wir diesmal keine Zeit für einen ausgedehnten Schwatz, denn der 884 kam schon ziemlich bald vorbei.
Und ich musste auch gleich wieder weiter, denn für den IC 52 hatte ich mir gestern hinter Xyniada noch eine Fotostelle gemerkt, die ich machen wollte; zur Abwechslung mal keine Brücke…
Gleich südlich des Bahnhofs Xyniada gibts eine Aussenkurve, die von ein paar Abstellgleisen oberhalb schon fast (leider nur fast) einsehbar ist. Leider war die Schneesituation so, dass es quasi unmöglich war, zu Fuss durch die Büsche zu kommen. Aber ich hatte einen Plan B: Schneeschuhe! Ja, wer packt schon Schneeschuhe ein für Ferien in Griechenland… komische Schweizer halt.
Damit war es dann möglich, auf dem Schnee zu gehen, der auf den zusammengedrückten Büschen lag, ohne dauernd durch den Schnee in die Büsche rein zu fallen. Fast wie Moses, der übers Wasser geht. Nur, dass der fast-wie-Moses dann gelegentlich eben trotzdem hinein fällt, lautstark flucht, und sich mit Verrenkungen und auf den Knien wieder zurück an die Oberfläche kämpfen muss.
Wo warn wir? Ach ja, beim IC 52.
Ob sich der Aufwand jetzt gelohnt hat kann jeder selber entscheiden, aber ich hatte für den IC 52 jetzt auch keine besseren Ideen, die nicht schon umgesetzt waren.
Damit war dieser Urlaub für mich fototechnisch abgeschlossen. Ich hatte noch etwa vier Stunden Auto fahren vor mir, und die wollte ich nicht komplett bei Dunkelheit machen; deshalb ersparte ich mir die abendliche Kreuzung in Aggeie.
Die Fahrt zurück nach Athen war unspektakulär. In Athen gabs bisschen Stau, aber nicht arg, und nach Anbrechen der Dunkelheit war ich schlussendlich am Flughafen und konnte das Auto abgeben. Etwas überrascht war ich, dass es nicht mal Mecker gab, weil das Auto so dreckig war…
Das Flughafenhotel hatte ich nur ausgewählt, weil mein Flug am Freitag um 06:30 schon los ging, und ein Transfer um diese Zeit echt nicht nötig gewesen wäre. Es war zwar nicht schlecht, aber auch nicht herausragend, und definitiv viel zu teuer; Aber irgendwie das Einzige… Die Alternative wäre gewesen, am Donnerstag Nachmittag zurück zu fliegen, aber so hätte ich defacto den gesamten Donnerstag verloren, und das wars mir dann auch nicht wert.
Freitag, 18.1.2019
Früh aufstehen, Einchecken, Sicherheitskontrolle klappte alles einwandfrei. Der A321 der Swiss war zum Glück auch nicht ganz voll, der Mittelplatz der Dreierreihe blieb wieder frei. Aber die Verpflegung, also unterste Kanone, das labbrige “Quiche” war nun echt nicht das, was ich mir als Frühstück erhofft hätte. Aber janu, muss halt alles billig sein…
Aber auch der Flug ging vorbei. Der Flughafen Zürich hatte für einmal keine Probleme mit der Gepäcksortierung und mein Koffer kam sofort, und schon bald war ich wieder Zuhause.
Epilog
Es hätte eigentlich kaum besser laufen können - ich bin sehr froh, dass ich den Kurzausflug gemacht habe.
Etwas enttäuscht, wenn auch nicht ganz unerwartet, bin ich ob der Eisenbahn-Gesamtsituation in Griechenland. Was ich da gehört und gesehen habe ist irgendwie so weit von einem modernen und effizienten Betrieb entfernt wie es überhaupt nur geht. Und das müsste nicht sein, denn gerade die durchgehende NBS könnte viele gute Impulse bringen, für den Güterverkehr und auch für die ganzen Nebenstrecken, welche z.T. nur noch einen erbärmlichen Restbetrieb haben. Aber wenn das Geld nicht mal zur Instandhaltung von Signalanlagen reicht, sind die Aussichten auf einen gescheiten Betrieb wohl gering.
Nichtsdestotrotz, der letzte Ausflug nach Griechenland wirds sicher nicht gewesen sein!