Schaut mal die Zwei! Sind das nicht He Fu Bao und Bai Ho Tsai? – Teil 14

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Hohhot – Hohhot, 22.07.2016


Alarmstart! So schnell haben wir noch selten ein Hotel verlassen. Wenigstens nicht, wenn nicht gerade eine Zugdurchfahrt drückt oder ein strahlend blauer Himmel es einfach zu schade machen würde, auch nur eine weitere Sekunde länger im Bett zu bleiben und diese Pracht zu vergeuden.

Aber beides ist nicht der Fall. Gubi und Gunar wollen einfach nur schnell raus aus der Sammelunterkunft und weit, weit weg von irgendwelchen Krabbelviechern. Die haben sich zwar als vordergründig harmlos herausgestellt, wenigstens hat die morgendlich durchgeführte Leibesvisitation keine Einstich- oder Bissstellen gezeigt, nett sind solche Zimmergenossen undefinierbarer Spezies aber trotzdem nicht.

Und da man nie weiß wie reisefreudig so ein lustiger Haufen ist und wo er vielleicht zwischenzeitlich sein neues Domizil aufgeschlagen hat, schreitet Gubi, kaum haben wir den ersten anvisierten Fotostandort des heutigen Tages erreicht, zur Tat. Während wir anderen uns in „Gleisnähe“ einen etwas erhöhten Standort suchen, da ist doch die Sache mit dem doofen Zaun, hat er seinen Koffer hinter dem Auto abgelegt und geöffnet, um jetzt akribisch ein Stück nach dem anderen des Inhalts durchzusehen und ggf. auszuschütteln, um so den evtl. mitgereisten noch, quasi als special offer des Hauses, eine kostenlose Flugstunde zu geben und sie, ganz ökologisch, wieder zusammen mit Mutters freier Natur zu bringen.

Beobachtet wird er dabei nicht nur von uns, herab von unserem leicht erhöhten Standort, nein, auch ein chinesisches Muttchen, dass sich eigentlich vom nahen Dorf herkommend nur ein bisschen in Puschen auf dem Feldweg die Beine vertreten wollte. Und nun wird diese ehrenwerte Frau, die im Laufe der bestimmt schon 70 oder 80 Lebensjahre so manches, oftmals wohl auch fürchterliches, sehen und erleben musste, Zeugin von ganz und gar absonderlichen Vorkommnissen. Nicht nur dass aus zwei dieser neumodischen Bezinkarren eine Unzahl von fremdartigen Langnasen hervorgequollen ist, nur um danach scheinbar sinnlos in der Landschaft herum zu stehen, nein, eine von denen wühlt nun auch noch in seinem Reisegepäck, fördert abwechselnd Dinge daraus hervor oder winkt mit ihnen! Das will doch näher betrachtet werden.

Erst noch mit einem Dorfnachbarn, der eben ein her geradelt kam, ausgetauscht, und auch er kann sich keinen Raim darauf machen, was sich vor den Augen der Beiden abspielt, dann wird sich langsam und Schritt für Schritt genähert. Wolln wir doch mal sehen.

Am Ende steht die Gute wirklich mit dem Fußspitzen am Koffer, streckt den Hals und bekuckt sich aus den kleinen Augenschlitzen alles ganz genau. Nichts entgeht ihr, weder Computerkabel noch Gubi‘s farbige Socken. Alles fest im Blick. Wenn sie könnte, wie sie wollte, sie würde sich glatt mitten rein setzen um nur ja nichts zu verpassen. Oder am besten selber mit herumwühlen. So hat es jedenfalls den Anschein.

Und da ist sie wieder, diese kindliche Neugierde der Chinesen, die so völlig allem widerspricht, was wir ab einem Alter von 3 Jahren, teils mit schmerzhaften Klapsen auf Po oder Finger, lernen. Nämlich Zurückhaltung und Abstand wahren. Nein, sowas gibt es hier in diesem Land nicht. Entweder man ignoriert dich und dein Tun, oder man nimmt lebhaft und eng Anteil. In diesem Fall sehr eng!

Gubi selbst lässt sich nicht beeindrucken. Weder von seiner neuen Bewunderin, noch von den flotten Sprüchen, die sein Tun begleiten und die ihren Ursprung auf dem Hügelchen zu haben scheinen, auf dem wir stehen. Sorry, aber die Situation ist viel zu bizarr um sie unkommentiert zu lassen. Warum hat eigentlich in diesem Moment keiner dran gedacht ein Foto zu machen?

Und während er stoisch sein morgendliches Werk und die Durchsicht der Ausrüstungsgegenstände beendet, bringen wir uns zum ersten Mal in Position. Oder besser gesagt ich, denn das was ich vorhabe läuft so unter der Kategorie Querschuss mit hohem Seitenlichtanteil. Nix für Fotoästeten, aber meine erste HXD1 will ich nicht unfotografiert an mir vorbeiziehen lassen.





Die von Siemens und Zhuzhou gemeinsam entwickelten HXD1 werden von Hohhot aus vor Kohlezügen Richtung Osten eingesetzt. HXD10185 ist an diesem Morgen aber in der Gegenrichtung unterwegs und bringt einen Leerzug zurück zu den Minen im Westen.






Fanjia Gedan heißt das Dörfchen um die Ecke und wir stehen nicht weit von der Portalstelle, an der auch gestern schon der Fototag seinen trüben Anfang nahm. Und wie man sieht, auch heute lässt sich die liebe Sonne eher sehr dosiert blicken. Immerhin versucht sie sich gerade durch die Wolken zu kämpfen.

Dafür rollt es hier ganz mächtig, denn einmal mit dem Leerzug mitgeschwenkt, schon kommt eine Fuhre in Gegenrichtung in Sicht. Und die ist ja mal nett bespannt. Noch gar nicht mal alt vor noch recht neu.





Während HXD10185 mit einem Leerzug gen Westen unterwegs ist, schleppen SS4G 7033 und HXD21126 gemeinsam einen schweren Vollzug in Richtung Meer.






Und weiter geht’s. Nur ein paar Minuten später, der nächste Franzose mit einem Vollzug. Diesmal gebildet aus 4-achsigen E-Wagen. Und somit haben wir auch die beiden Wagenvarianten, die hier im Kohleverkehr eingesetzt sind. Entweder sind dies Blockzüge aus Spezialwagen, von denen immer drei per fester Kuppelstangen miteinander verbunden sind oder es sind die klassischen E-Wagen.

Da die Sonne nun immer stärker drück beschließen wir, nun wieder komplett, uns etwas weiter von der Strecke weg und weiter hinauf auf den Hügel hinauf zu begeben. Gute Entscheidung, denn als nächstes naht wieder ein Leerzug „von hinten“. Bedeutet: Satten Querschuss auf die nächste SS4G!





Laufen die schweren Kohlezüge, gebildet aus Selbstentladewagen, mit Doppelbespannung gen Osten, reicht vor den Leerzügen eine einzelne Doppelloks. So ist auch SS4G 7236 für diesem Zug alleine ausreichend.






Im Hintergrund übrigens die Neubaustrecke, auf der ab und an Schnellzüge vorbeirollen. Noch ist es aber zu dunkel um über die Distanz vernünftige Bilder zu machen. Ach ja, und am linken Bildrand sieht man oben am Hang noch die im Bau befindliche Hochgeschwindigkeitstrasse, auf der in absehbarer Zeit Bullet Trains für ein ganz neues Reiseerlebnis in dieser Region sorgen werden.

Aber nicht ablenken lassen, die nächste Zugfahrt naht. Diesmal ist es kein Kohlezug. Nein, SS4G 7010 kommt mit einer Garnitur bunter Container daher.





Mit einem Containerzug aus Richtung Hohhot kommend ist an diesem Morgen SS4G 7010 unterwegs.






Ganz nett, eigentlich. Und heller wird es auch. Aber irgendwie stehen wir hier zu quer für Züge aus Richtung Hohhot. Das geht noch besser, das geht noch dynamischer. Und zwar von dem deutlich höherem Hügel rechts vorne, gleich über der Ausfahrtskurve aus dem nahen Bahnhof. Zudem könnten wir, weil weiter oben, auch besser hinüber auf die Neubaustrecke schießen. Also nichts wie los und verschieben.

Kurz nur ist die Fahrt, dann stehen unsere beiden Fahrzeuge gut und optimal im Motiv. Das sehen wir aber erst wenn wir oben auf der Kuppe stehen.

Hierher zu kommen im Übrigen gar nicht so leicht wie gedacht. Irgendwann die Tage hat hier ein großer LKW mit grobstolligen Reifen gewütet. Dementsprechend sieht der Fahrweg aus. Und als wir denken, wir haben das Gröbste schon geschafft, öffnet sich vor uns ein Schlammpfuhl unbekannter Tiefe und enormen Ausmaßes. Und es ist knapp, sehr knapp, dass wir da heil rein, durch und wieder raus kommen. Die ausgefahrenen Spuren sind so tief, dass wir Gefahr laufen mittig aufzusetzen. Selbst wenn wir uns dabei am Unterboden nichts beschädigen würden, du willst da nicht aussteigen müssen. Also mit einer Seite rein in die Böschung, nur um irgendwie Halt zu haben und Traktion. Mit der anderen Seite auf der glitschigen, schmierigen Kuppe zwischen beiden Rinnen balancieren, die die LKW-Reifen hinterlassen haben. Da kann man schon mal ins transpirieren kommen. Aber alles gut und wir kommen durch. Nochmal muss ich den Stunt aber heute nicht wirklich machen.

Während die anderen „nach höherem“ streben, bleibe ich noch kurz bei den Autos. Denn es naht was von hinten. Und da es mir beim fotografieren ja auch immer auf die Fahrzeuge ankommt, und sich zudem ein Einzelfahrer zeigt, schadet so eine Großaufnahme auch nicht.





Da die Vollzüge gen Osten meist mit zwei Maschinen bespannt sind, rollen den ganzen Tag über Vorspannloks lehr wieder zurück in Richtung Hohhot. Hier ist SS4G 7021 auf dem Weg gen Westen.






Ach, ich glaub ich bleibe noch ein, zwei Zugfahrten hier unten, bevor ich mich zu den anderen hinauf auf erhöhte Position begebe. Mal Loks in groß ist auch nicht schlecht. Und außerdem bin ich gerade etwas faul und will nicht schon wieder den Rucksack bergan schleppen. Also einen trockenen Stein gesucht und im Schatten abgesessen. Die Glühmurmel meints nämlich langsam richtig gut mit uns und hat die Temparaturstufe schon mal auf „braten“ gestellt.

Doch es ist vertrackt mit dieser Strecke. Entweder es rollt fast auf Sicht hintereinander her oder es rollt gar nichts. Eine gute halbe Stunde muss ich in meiner selbstgewählten Diaspora aushalten, bevor es links von mir wieder summt. Links ist vom Grundsatz her eigentlich die falsche Seite, denn da kommt die Sonne her. Aber es ist wieder nur eine Leerfahrt. Allerdings diesmal zwei Maschinen. Was werden die da oben jetzt schimpfen. Für mich ist es ideal. Zwei Loks, zwei Bilder.






SS4G 0608 zusammen mit HXD21116 als Leerfahrt unterwegs







Leerfahrt zweier Generationen. Während SS4G 0608 noch über konventionelle Antriebstehnik verfügt, handelt es sich bei HXD 21116 um einen Drehstromer.







So, jetzt stehe ich aber den anderen im Bild, sollten sie doch in die Kurve hineintelen wollen. Daher bringe ich mich elegant mit einem beherzten Sprung über die nächste große Wasserlache aus dem Blickfeld. Fehler! Ganz großer Fehler! Denn die Sohlen meiner Schuhe sind längst mit schwerer, schmieriger Erde verklebt. Und da der Untergrund, wo feucht, ähnlich beschaffen ist, ist es als wollte ich einen Tangoschritt auf Schmierseife hinlegen. Hinlegen, ein gutes Stichwort! Denn kaum habe ich wieder Bodenkontakt, zieht es mir auch schon augenblicklich die Füße weg und mit der Eleganz eines ausgewachsenen afrikanischen Elefanten gehe ich in einen unfreiwilligen Spagat über. Hm, hab gar nicht gewusst, dass ich sowas kann. Meine Bänder und Sehnen denken sich in diesem Moment überraschenderweise dasselbe, finden es aber nicht so witzig wie ich und melden unverzüglich schmerzhaften Protest an. Aber die Alternative wäre gewesen, sich der Länge nach in die Pampe zu legen. Jetzt auch nicht unbedingt erstrebenswert, ist man nicht gerade auf Suche nach Linderung für sein Rheuma oder die Gicht. Es ist im wahrsten Sinne des Wortes ein Balanceakt. Und nur mit Mühen kann ich mich in der Position halten, und was noch wichtiger ist, auch wieder aus ihr befreien, um schließlich festzustellen, dass ich außer ein paar schmierigen Händen und diversen Spritzern auf der Hose nichts weiter abgekommen habe von Chinas Muttererde.

Die anderen auf ihrem Hügel haben von meinem Stunt und dem Beweis für absolute Körperbeherrschung natürlich mal wieder nichts mitbekommen. Wobei, ich bin mir nicht wirklich im Klaren, ob ich mich darüber freuen oder ärgern soll. Zwar entgeht mir so die verdiente Bewunderung für mein körperliches Geschick, andererseits erspart mir es jede Menge Häme und dumme Sprüche. Und da letzteres wohl überwiegen würde, ist es gut so wie es ist. *grins* Dann mal schnell Hände waschen, nochmal kurz checken ob nicht doch irgendwo ein Pfund Dreck an mir klebt und eiligst wieder aufstellen, denn es naht die nächste …… Lokleerfahrt!





Die nächste Leerfahrt gen Westen. Diesmal ist es SS4G 7033 die zurück in Richtung Hohhot fährt.






Drei Leerfahrten hintereinander! Hm, eigentlich gar nicht mal schlecht für den Standort den ich hatte. Bei Zügen hätte ich immer nur die ersten Wagen mit draufbekommen bzw. wären sie aus Richtung Ulanqap unterwegs gewesen, hätte ich sie beim Querschuss gar abschneiden müssen. Also, eigentlich hab ich damit alles richtig gemacht, denn Einzelfahrer von oben kommen nicht ganz so gut.

Aber nun ist genug genug und ich packe mein Bündel, um zu den anderen hoch zu steigen.

Kaum oben angekommen gibt’s dann auch gleich die erste Zugfahrt. Nur halt auf der anderen Strecke und ohne Sonne. Ist jetzt eher suboptimal, weil schade, da es sich dabei um einen der hier seltener verkehrenden CRH5A handelt, auf der anderen Seite, weiß auf grünem Grund geht auch bei Keinlicht.





Kurz mach die Sonne mal Pause, als der unbekannt gebliebene CRH5 auf dem Weg in die Hauptstadt der Provinz Innere Mongolei ist.






Und auch die nächste Zugfahrt findet wieder drüben auf der Neubaustrecke statt. Diesmal mit Beleuchtung, dafür aber auch mit grau-blauem Drehstromer und grünen Wagen. Gut getarnt würde ich sagen, trotz Vollausleuchtung.





HXD3C0643 heißt die Gute, die mit einem Schnellzug in West-Ost-Richtung an diese 3-Streckenlick an uns vorüber zieht. Unten die Masten der Güterbahn, darüber die Neubaustrecke mit Zug, und links oben eine Brücke und ein Tunneleingang der im Bau befindlichen Hochgeschwindigkeitsstrecke. Autobahn und Landstraße verteilen sich zudem malerisch in der Landschaft. Mobile China 2016!






Nur kurz währt die jetzt folgende “Stille“. Denn kaum ist der Personenzug im Tunnel links von uns verschwunden, rauscht es aus dem Tal weiter hinter schon wieder vernehmlich und einer der langen Kohlezüge naht. Diesmal mit einer Maschine der Reihe HXD1 an der Spitze, was umgehend zu lautstarken Ausrufen der Begeisterung beim Verfasser dieses Berichts führt. Haben wir doch Loks dieser Reihe noch nicht allzu oft gesehen. Dass ist dann auch schon mal ein Streiflichtbild wert. Und da hier zwei Strecken in Sichtweite liegen, bleibt es nicht aus, dass sich auf dem entstandenen Foto dann auch gleich zwei Züge zeigen. Einmal der Leerzug im Vordergrund und einmal ein Schnellzug nach Hohhot, der gerade den Tunnel verlässt. Und das garantiert live und ohne Einsatz von photoshop, zuhause am heimischen Computer!






Während HXD 10071 mit einem Leerzug auf der "Altbaustrecke" unterwegs ist, verlässt im Hintergrund gerade eine HXD3C vor einem Schnellzug den Tunnel und strebt auf der Neubaustrecke dem nächsten Halt Hohhot entgegen.







Und weil’s so schön war, das Ganze nochmal in Quer mit besserer Beleuchtung. Übrigens, vor lauter Begeisterung für HXD1 unterblieb der Nummernschuss rüber auf den P-Zug. Weshalb die Identität der führenden HXD3C unbekannt bleiben muss.







Später auf unserer Tour werden wir dann erfahren, dass die HXD1, ebenso wie die SS4G, Blockzüge auf der Kohlemagistrale nördlich von Beijing fahren, ähnlich denen auf der OREX in Südafrika. Die Zahl der dort so verkehrenden Züge und eben diese Blockzugbildung lassen den Schluss zu, dass irgendwo am Beginn der Magistrale, die hier vorbeifahrenden Einzelzüge gebündelt und mit anderen Maschinen bespannt werden. Sprich, HXD1 übernehmen dann einen Teil der Garnituren, mit denen hier mehrheitlich HXD2.1 unterwegs sind. Die anderen gehen, ohne Umspannen, von Ulanqap aus in den Süden.





Wieder ein Leerzug auf dem Weg zu den Minen. Diesmal ist es HXD21143, die eine Garnitur aus vierachsigen E-Wagen bespannt.







Nicht 100%-ig bestätigt hat sich im Übrigen die an diesem Vormittag auf unserem Hügel entwickelte Vermutung, dass nur die fest gekuppelten Ganzzüge ans Meer gehen, da sie ja wohl für die Automatische Entladung gebaut wurden. Zumindest legt dies die Zusammenstellung der Wagengruppen mit fest verbundenen Abschnitten und vermutlich dort drehbaren Kupplungen nahe. Nein, auf der Kohlemagistrale in den Bergen konnten wir später auch noch Züge aus E-Wagen sichten. Was bedeuten kann, dass auch in solchen Fahrzeugen Kohle zu den Häfen transportiert wird. Oder unsere Vermutung war richtig und diese Kohlezüge gehen einfach nur in Chinas weiten und im Winter kalten Osten.

„Hey Buben, drüben sollte gleich ein Schnellzug auftauchen!“, reißt uns Nil aus unseren Gedankenspielen. Also Kamera hoch und gespannt gewartet. Denn, so er weiter, wenn er sich die Zugnummer dieser Leistung anschaue, dann könnte das die Gegenleistung zu dem mit SS7C bespannten Schnellzug von gestern sein. Wie Recht er doch hat!





Leider unbekannt blieb SS7C, die auf der Neubaustrecke mit einem Schnellzug gen Westen unterwegs ist. Im diesem Sommer kam die eher seltene Baureihe mit einem Zugpaar auf die Strecke östlich von Hohhot.






Nett! Nur doof, dass trotz Teleeinsatz die Nummer nicht zu lesen ist. Dazu ist es einfach zu schwach auf der Brust. Nur ein anderes „Immerdrauf“ mit höherer max. Brennweite gibt es nicht für meine Fotografierbildlmaschine. Ober wenn es das gibt, dann nur sau groß, sau schwer und sau teuer. So muss ich nun wohl damit leben, eine unbekannte Maschine im Archiv zu haben. Zum zweiten Mal.

Gut! Besser so, wie gar nicht, oder? Schwerer wiegt das, was beim Betrachten des Bildes am Display noch klar wird. Die Sonne ist schon zu weit rum. Drüben auf der Neubaustrecke, die ja nach rechts immer weiter von uns wegführt, hast du kein Seitenlicht mehr. Und auch hier an der Güterbahn rettet uns nur noch die leichte Rechtskurve unter uns. Das aber auch nicht mehr lange. Würde also Zeit, dass endlich etwas von Westen her gerollt kommt!

Kommt aber nicht. Denn das nächste was sich bewegt ist ein Kesselzug aus Richtung Ulanqap. Und als sich dann der Große Steuermann, hoch oben am weltumspannenden Trafo doch endlich herablässt, und uns was aus dem Westen schickt, zieht natürlich schön brav eine der Wolken mit, die gerade über uns immer stärker aufquellen. Man hat’s schon nicht einfach! *grins*






Einen langen Kesselzug hat SS4G 0601 am Haken, als sie sich von Osten her Fanjia Gedan nähert.







Auch die modernen HXD2.1 kommen vor den schweren Kohlezügen nicht ohne Hilfe aus. So hat sich bei dieser Leistung SS4G 7029 zur Unterstützung vor Zuglok HXD21118 gesetzt.







Hm, da haben wir ja durchaus Glück gehabt. Denn im letzten Moment zieht die dicke Wolke tatsächlich noch weitestgehend aus dem Bild. Aber Wolke hin oder her, wir müssen trotzdem aufbrechen. War doch die Seite des Kohlezugs schon ordentlich dunkel. Und das lag eindeutig nicht an seinem Inhalt! Also, zurück zu den Autos und die Talseite wechseln. Hinüber zur Neubaustrecke mit ihren herzallerliebsten und so aufregenden HXD3C…. *grusel* . Aber gut, Abwechslung tut Not und zudem kann man von da drüben auch sehr gut auf die Güterpiste rüber zielen.

Auf zwölf geht es zu. Und die Bilanz bisher? Irgendwie durchwachsen. Den Auslöser durchdrücken konnten wir heute Morgen ordentlich. Und auch das Fahrzeugprogramm konnte sich sehen lassen. Nur war es halt teilweise schon eine recht trübe Angelegenheit. Oder einfach auch Verkehr aus der falschen Richtung. Da tut es dem Ganzen gut, dass beim hinunter gehen zu den Autos noch einmal was rollt.





Während unbekannte SS4G als Leerlok wieder gen Hohhot rollt, ist weiter hinten im Bahnhof SS4G 0600 zum Stehen gekommen. Sie wird sich gleich vor die links von ihr abgestellten Containerwagen setzen.






Während wir unsere Ausrüstung in die Autos verfrachten setzt die 0600 vor uns um, einmal quer über die Gleise und ran an den Containerzug. Also erzwinge ich auf der anderen Gleisseite nochmal einen Betriebshalt und eile von dannen, um die Gute abzulichten.





SS4G 0600 ist vor wenigen Minuten leer in Fanjia Gedan angekommen und hat sich jetzt vor einen abgestellten Containerzug gesetzt.






Ob es jetzt am Hochlicht lag, an der allgemein um sich greifenden Mittagsmüdigkeit, dem mangelnden Interesse an dem dargebotenen Sillleben „Lok an stehendem Containerzug in einem Chinesischen Provinzbahnhof hinter Zaun“ oder ob die anderen gar wussten, dass in der Wiese die man durchqueren muss besonders militante und aggressive Disteln ihre Heimat haben die Dir binnen kürzester Zeit Waden, Knöchel und Kniee zerstechen? Auf jeden Fall bin ich der einzige der sich Zwecks Foto auf den Weg gemacht hat. Der Rest döst etwas genervt ob der Verzögerung in den Fahrzeugen.

Dauert aber nicht lange und ich bin, kleine fiese Stacheln aus meinem Laufapparat ziehend, wieder bei ihnen und es geht über Land- und Schnellstraße hin zum Tunneleingang und hoch in den Hang des Hügels, den man vorhin auf dem Bild mit der SS7C sehen konnte.





Kaum dort angekommen und etwas nach oben geklettert, rumpelt eine SS4G drüben auf der Güterbahn heran. Leider im Dunkeln. Dafür geht sich ein Querschuss auf die nach Westen fahrende HXD2.1 aus.





Während eine SS4G mit Containern gen Osten rollt, ist HXD21134 mit leeren Tragwagen in die Gegenrichtung unterwegs.






Und während wir jetzt nun, immer wieder Position und Blickwinkel verändernd den Hang rauf und runter stampfen, rollt es unten auf beiden Strecke ordentlich vorbei. Und da ich euch nicht über Gebühr langweilen will mit spannenden, ja gerade nervenzerreißenden Zeilen wie „sind wir ungefähr 20 Höhenmeter nach oben durch die Stachelsträucher gestiegen….“ und dergleichen mehr, halte ich nun Ausnahmsweise meinen Mund, oder besser, die Finger still, und überlasse Euch ganz allein den Bildern.

Eine kurze Erklärung nur noch. Die Ansammlung von Häusern hinter der Güterbahn ist Donggedan, die links unterhalb der aufgeständerten Neubaustrecke ist Dagedan. Und nun viel Spaß beim Kucken!





Die Schnellzüge östlich von Hohhot sind, mit wenigen Ausnahmen, fest in der Hand der Reihe HXD3C. Hier ist es 0749 die für die Traktion sorgt.






Nicht nur die ganze Szenerie bleibt wolkenbedingt im Schatten, auch ihre Nummer hat diese ostwärts fahrende SS4G leider erfolgreich verschleiert.







Und auch die Identität des jetzt leer nach Westen fahrenden Helferleins konnte leider nicht geklärt werden.







Nette Abwechslung im sonst meist blau-silbernen Einerlei hier auf der Schnellzugstrecke. Leider war die rote HXD3D0256 mit ihrem Schnellzug nach Ulanqap etwas zu langsam unterwegs. So musste die Nase der im Hintergrund in dieselbe Richtung fahrenden HXD21132 abgeschnitten werden. Übrigens, die „Lady in red“ war uns bereits Tags davor vor die Linse gefahren.







Auch im von HXD21132 gezogenen Güterzug laufen diese auffallend gelben Wagen, die wir hier in der Region bereits öfter gesehen hatten.







Dann erfüllt ein gewaltiges Schmettern das Tal, als eine DF8B mit einem Güterzug von Osten her auftaucht. Besonders sind die Fahrzeuge hinter der Zuglok, scheinen es doch Schüttgutwagen zu sein, mit Kabine. Muss dass, was da geladen wird wohl bewacht werden?







Nun steht als nächstes das Regionalzugpaar 6055/6056 an. Wie schon erwähnt, der einzige Personenverkehr auf der sonst nur von Güterzügen benutzten "Altbaustrecke". HXD3C0894 passiert auf dem Weg nach Ulanqab den kleinen Ort Donggedan.







Kaum ist der Personenzug rechts von uns hinter dem Hügel verschwunden, kündigt sich weiter hinten schon der nächste Zug an. Diesmal ist es wieder eine SS4G mit einer Schlange vierachsiger E-Wagen. Und ich könnte platzen, weil ich wieder keine Chance habe, die Nummer heraus zu bekommen. Ist hier unten den Lesern vielleicht ein Spion, der mir mal sein Bildbearbeitungsprogramm zur Nummernkennung ausleihen könnte? *liebschau*







Nun geht’s zur Abwechslung mal wieder auf die Neubaustrecke. Und dort sehe ich, sehr zu meiner Freude, mal wieder rot! HXD3C0894 ist’s, die hier von Hohhot her kommt.






Hey, ist ja hier wie an der Brücke zum Beijinger Hauptbahnhof. Na gut, vielleicht nicht ganz. Die Zugfrequenz ist doch deutlich niedriger und auch die Fahrzeugvielfalt. Aber ansonsten gilt das elbe wie in der Hauptstadt: Wer hier mal in der Ecke ist und nur wenig Zeit und Möglichkeit hat zwischen beruflichen Terminen oder familiären Kultur- und Sightseeing Verpflichtungen mal kurz seinem Hobby zu frönen, der ist an dieser Stelle genau richtig. Recht leicht anzufahren, per Taxi zum Beispiel, und nicht so weit weg von den nächsten Städten, lässt sich hier an einem halben Nachmittag der Chip schon ordentlich füllen. Und mehr Variationsmöglichkeiten und Landschaft hat’s gegenüber Beijing auch. Mal den Hügel etwas weiter rauf, mal ganz runter ans Gleis, mal viel Tele, mal den Blick auf das große Ganze. Was auch wir bei den nächsten Bildern kräftig tun.






Einen Leerzug hat HXD21005 am Haken, als sie an diesem Nachmittag Donggedan passiert. Sie ist eine der ersten Maschinen, die nach Serienstart 2012 in Dienst gestellt wurde. Gebaut wurde sie von der Lokfabrik im nahen Datong.







Deutlich mehr Lenze haben die zwischen 1993 und 2007 gefertigten, 2x 3.200 kw starken SS4G auf dem Buckel. Eine davon zieht hier einen beladenen Kohlezug nach Osten. Wie die Kurven erkennen lassen, läuft in diesem Abschnitt die Güterbahn noch auf der alten Trasse.







Diesmal unten am Gleis. Auf dem Weg nach Hohhot verlässt HXD3C 1032 den Tunnel bei Dagedan. Warum sie hier in der Region so zahlreich im Schnellzugverkehr eingesetzt werden, erschließt sich dem uninformierten Betrachter nicht wirklich. Denn mit einer Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h zählen die seit 2010 in Kooperation von Bombardier und Dalian Loks nicht wirklich zu den edlen Rennern. Gut, der Begriff „edel“ würde sich auch durch die eher schlichte, oder kann man sogar sagen „plumpe“ Form, ausschließen.







Deutlich schnittiger kommt da doch CRH5 5049 daher, obwohl auch er auf der Neubautrasse nur mit vergleichsweise moderatem Tempo unterwegs ist. Warum das so ist, bleibt die Frage. Übrigens, über den LKW, über den wir uns geärgert haben, weil er beim Auslösen genau da war wo er war, werden wir uns in 20 Jahren wohl freuen, so nach dem Motto „guckt mal, was damals auf der Straße so unterwegs war“.







Nun heißt es aber zusammenpacken und Abmarsch. Schließlich haben wir noch zwei fixe Dates heute. Einmal rauf auf den Hügel von gestern Abend, diesmal aber bei Sonne, und einmal für die SS7C Leistung nahe an die Strecke. Und dafür brauchen wir eine Stelle, an der die Strecke richtig ins Licht läuft. Dass das quasi gleich beim Hügel ums Eck der Fall ist, ist eine glückliche Fügung, die wir gerne so hinnehmen.

Erstmal versuchen wir aber unsere Autos, die schon eine Zeitlang mit weit geöffneten Türen auf der Sandkehre standen, mittels Klimaanlage auf eine erträgliche Temperatur herunter zu kühlen, dann geht es mittels informeller Wendeanlage und Schnellstraße ab nach Westen. Der Aufstieg ist heute, sonnenbeschienen, im Vergleich zu gestern auch nicht leichter geworden, was darauf schließen lässt, dass sich sowohl unser Fitnesszustand, als auch die Neigung des Hangs über Nacht nicht verändert haben. Sonderbar! Dafür wird oben abrupt das jeweilige Gepäck leichter, verschwindet doch der Inhalt einer der mitgeführten Wasserflaschen umgehend in der Kehle des Trägers, nur um dann wenig später über die Poren desselbigen, der uns umgebenden Luft zugeführt zu werden. Effekt, das leichtere Gepäck hilft keinem mehr, wenn man nun schon oben ist. Und das Mehr an Wasser in der Luft steigert maximal die vorherrschende Luftfeuchtigkeit. Irgendwie hat der Plan einen Fehler.

Egal, dafür ist die Sicht von hier oben toll und wenn jetzt noch was kommt, hat sich doch die ganze Schinderei gelohnt. Und gar so hoch war es ja nach hier heroben auch nicht.





Kaum oben und schon taucht weiter hinten der erste Zug auf. Das nenn ich mal wieder perfekt organisiert von BlaBlaBla-Tours! Sind schon Klasse die Jungs! SS4G7017 ist’s die kurz darauf unter uns durch rollt. Am Haken hat sie einen Leerzug für die Kohleminen im Westen.







Und auch die nächste Zugbewegung lässt das Herz des Fotografen höher schlagen. Diesmal ist es SS4G7022, die mit einer Schlange E-Wagen daher kommt. Heute ist es an den Grabmälern auf der Wiese hinterhalb menschenleer und keine rituellen Feuer lodern. Schön in dieser Einstellung auch wieder zu sehen, das Nebeneinander von Gütermagistrale = ausgebauter Altbaustrecke und Neubaupiste rechts davon, sowie neuer Hochgeschwindigkeitstrasse links.









Ich habe mich gemütlich ausgestreckt in den Hang gefläzt, Fotorucksack als Kopf- und Nackenstütze. So entgeht mir auch die rote HXD3D, die drüber auf der Neubaustrecke vorbeiflitzt. Egal. Dafür habe ich hier einen herrlich entspannten Ausblick auf die nächste Güterzugleistung die gerade heranrollt. Diesmal ist es wieder eine neuere Maschine, die eine Schlange leerer Kohlewagen heranschleppt.






Mit einem Leerzug rollt HXD21038 wieder in Richtung Westen.














Mal ehrlich, ich könnte hier oben noch Stunden liegen. Gemütlich in der Sonne dösend, nur ab und zu mal sich erheben, um ein Bild zu verfertigen. Oh ja, genau das könnte mich jetzt begeistern. Denn wenn ich ganz tief in mich rein höre, habe ich gerade null Bock auf kraxeln, schleppen, schwitzen, keuchen. Da lieber hier ruhen, am Busen der Natur, mit einem Stöckchen Linien in den Sand malen oder mit Steinchen schnipsen, und dabei den Blick in die Ferne schweifen lassen. Nur unterbrochen von zeitweiser Aktivität, wenn sich gerade mal ein Zug nähert, so wie gerade der weiße Renner, drüben auf der Neubaustrecke.





Ein unbekannt gebliebener CRH5A jagt bei Erdaohecun auf der Neubaustrecke in Richtung Westen.







Aber, wir haben Programm! Steht doch drüben auf eben dieser Neubaustrecke in einer Stunde der nächste Reisezugblock gen Osten an. Und den wollen wir auf keinen Fall verpassen. Ich schon zweimal nicht. Sollte doch einer der Züge *Spekulatius….Spekulatius* mit einer SS7C bespannt sein. Wenigstens wenn man davon ausgeht, dass die Leistung die wir gestern gesehen haben eine tägliche ist. Und so hilft es nichts, hoch mit den müden Knochen und den steilen Hang hinunter getapst und geschliddert.

Auf dem Weg zu den Autos machen wir noch fix, was wir gerade auf dem Berg beschlossen haben. Wir bleiben nämlich noch eine Nacht hier. Also nicht genau hier, in Hohhot halt. Heute Morgen war es nämlich doch recht deprimierend an der Güterbahn. Darum spekulieren wir auf Sonne, um noch ein paar Fotos vom Feldherrnhügel herunter zu machen. Dann wieder rüber zur Neubaustrecke bis die SS7C kommt, und dann ab gen Osten. Also grob in Richtung Beijing. Die „Leopoling-Fraktion“ scharrt schon mit den Hufen. Gut, vielleicht morgen Nachmittag noch ein kurzer Abstecher an die Dieselpiste gen Mongolei. Aber das müssen wir heute Abend noch ausdiskutieren. Übernachtung buchen können wir aber jetzt noch nicht: Kein Netz!

Weit verschieben wir uns nicht, und streng genommen hätte man das Stück auch zu Fuß gehen können. Nur, wir wollen ja dann noch weiter der Strecke entlang. Und da das von unserer aktuellen Position wegführt, ist es schon praktischer das kurze Stück zu fahren.

Wobei, ich drehe ja nochmal eine kleine Extraschleife, will ich doch etwas Eisenbahn Archäologie betreiben und ein paar Bilder auf der aufgelassenen, eingleisigen Strecke machen. Also entlasse ich meinen Beifahrer zu den anderen in die Freiheit, drehe und fahre zurück, nicht ohne vorher vereinbart zu haben, dass wir uns oben auf dem Hügel über dem Tunnel wieder treffen.





Das Tunnelportal verrät es! Erst 1956 gebaut, gehört die ursprüngliche Trasse bereits schon wieder zum "alten Eisen". Während die begradigte Linie, zweigleisig ausgebaut, rund 200 m hinterhalb des Fotografen im Berg verschwindet, ist links neben dem Tunnel die Neubaustrecke zu sehen, die wieder auf einer anderen, direkteren Trasse das Tal durchschneidet. Und als ob das noch nicht genug Schienen wären, entsteht in unmittelbarer Nähe noch eine Hochgeschwindigkeitsstrecke.







Hier im Schotter der aufgelassenen Linie zu stehen, die genau 50 Jahre zuvor erst eröffnet worden war, macht schon nachdenklich. Zeigt es doch überdeutlich, wie schnell und radikal sich in der aufstrebenden Nation China die Dinge doch verändern. Und wie konträr die Entwicklungen in Europa und in Deutschland doch laufen. Wer käme hier schon auf die Idee, eine in den 50-ern gebaute Linie teilweise durch eine neue Linienführung zu ersetzen, und dann gleich auch noch zwei neue Strecken parallel zu bauen, nur um die Durchlassfähigkeit zu erhöhen und mehr Verkehr auf die Schiene zu bringen.

Das probate Mittel bei uns, mit so einer eingleisigen Strecke zu verfahren, wäre doch, den Fahrplan auszudünnen um Raum zu schaffen, jeden zweiten Bahnhof oder jede zweite Ausweichstelle aus Kostengründen abzubauen. Freut sich doch der Controller in der Chefetage über jede ausgebaute Weiche, die das Betriebsergebnis weniger belastet. Und Bahnhöfe die nicht mehr da sind, braucht man auch nicht mehr kostenintensiv zu besetzen.

Wie? Was mit den Personen wird, die man nicht mehr in dem Maße befördern kann wie früher, und den Gütern? Na, zu was haben wir doch quasi gleich nebenan eine teure Autobahn in die Landschaft gestellt. Da können die doch prima drauf fahren. Und zugleich mit den dafür notwendigen Käufen von PKW und LKW die Wirtschaft ankurbeln und Arbeitsplätze sichern! Eine echte win-win-Situation also! Oder etwa nicht?

Nein, kurz mal durchschütteln, das gehört jetzt nicht hier her. Also lieber nochmal umgesehen und geschaut, ob sich was findet was sich meiner „Schienennagel/-schrauben“-Sammlung hinzufügen lässt. Dabei kann man auch prima sinnieren, was hier nach der Eröffnung wohl alles so gerollt ist. QJ bestimmt. Vielleicht auch JS und KD? Personenzüge gezogen vielleicht sogar von der ein oder anderen Vertreterin der wenigen und seltenen Schnellzugdampfloks? Später dann sicher DF4B! Ganz sicher! Aber könnten nicht auch noch BJ hier gelaufen sein. Evtl. sogar die Ausführung als Doppellok. Und so weiter und so fort. Man könnte endlos spekulieren und sich in andere Zeiten zurück träumen. Doch Gewissheit wird es mangels Quellen wohl nie geben.

Darum auch lieber schnell los, denn mit meinem Ausflug in die Geschichte der Chinesischen Eisenbahn hab ich schon ordentlich Zeit verdödelt. Zeit, die mir am Ende fehlen könnte, wenn der Auftritt der SS7C naht. Dann schnell wieder vor zu dem Ort wo ich die anderen zurückgelassen hatte.





Nichts mehr zu sehen ist von der ursprünglichen Bahntrasse, die hier mal in Blickrichtung verlief. Mittlerweile rollen die Personenzüge auf der Neubaustrecke von Ost nach West, so wie hier HXD3C0560, die einen Schnellzug nach Hohhot bringt. Ganz nebenbei mal bemerkt, ob es so schlau war, die Unterführung so anzulegen, dass sie tiefer liegt wie der daneben fließende Fluss?






Doch da ist niemand! Also kein Auto zumindest. Und auf dem Hügel rechts von mir steht auch niemand. Zumindest seh ich keinen. Aber die könnten ja irgendwo abgesessen im Gelände sitzen. Also, dann mal Rucksack geschultert und rauf. Fragen kann ich nämlich auch nicht. Kein Netz!

In der Regenrinne geht’s bergan. Wenigstens solange wie die noch da ist. Denn auf halber Höhe wurde sie weggerissen und dort wo sie einmal verlief, gähnt nun ein Loch und dahinter ein fast senkrecht abfallender Hang. 20 m Freiflug? Ne, darauf hab ich jetzt keine Lust. Also müssen ein Baum und schließlich die Einzäunung der Strecke als Kletterhilfe und Sicherung dienen. Kaum wird das Terraine wieder besser, rauscht es auch schon hinter mir. Rum gedreht, aus dem Kameragurt gewunden und schnell abgedrückt. Ergebnis: geht so….





Auf der Neubaustrecke westwärts unterwegs ist HXD3D0382. Gleich wird sie im Tunnel bei Lamawan verschwinden.






Lady in red! Kommt immer gut, aber dafür hab ich gerade keinen so rechten Kopf. Wo sind die Anderen? Leicht planlos laufe ich etwas im Hang hin und her, steige noch ein bisschen weiter hoch, obwohl ich gar keine Lust dazu habe. Denn was, wenn am Ende der Plackerei vier breit lachende Typen unten auf der Straße auftauchen und ich mich umsonst hier oben abgemüht habe. Handy raus, auf das Display geschaut. Nichts! Hab nämlich gerade eine Nachricht abgesetzt: „Wo seid ihr?“ Der Empfang ist auch hier oben grausig und telefonieren unmöglich. Aber vielleicht quetscht sich in den wenigen Augenblicken der Verbindung mal eine Nachricht rein und raus. Aber das ist jetzt auch die Krux. Denn runter gehen zum Auto heißt ins Funkloch wandern. Hierbleiben, wo etwas Chance besteht Netz zu haben, heißt, vielleicht die nächsten Züge zu verpassen. Kommt doch der erste P-Zug aus dem nächsten Block in nicht mal mehr 20 min. Und die SS7C wird wohl so in ner dreiviertel Stunde da sein. Und ich sitz jetzt hier fest. Mist! Denn wenn ich fahre und die anderen kommen genau dann aus der Botanik gelatscht? Aber wo ist dann das zweite Auto?

Dann rappelt es in der Hosentasche: „Wir sind zu Fuß über den Berg zum anderen Tunnelausgang! Gunar hat das Auto hinterher gebracht.“ Na super! Und ich turn hier oben auf dem Berg herum. Also schnell wieder runter. Aber nicht so schnell, dass freier Fall daraus wird. Man denke an das Loch!

Unten wuchte ich dann schnell den Rucksack auf den Rücksitz und prügle mit meinem SUV los. Doch nicht lange geht die wilde Fahrt. In Lamawan wird gebaut. Und so habe ich, während ich im Schritttempo hinter einem Backer herfahre, an dessen Schaufel eine große Betonplatte baumelt, genug Zeit und Muße, den alten Streckenverlauf rund ums Dorf zu betrachten. Dann ist das Baugefährt weg und ich hab freie Fahrt über die noch sandige Hauptstraße.





Noch recht rustikal präsentiert sich die Hauptstraße von Lamawan. Der Bautrupp ist aber unweit dieser Stelle bereits mächtig zu Gange.






Und während ich am Ortsausgang plötzlich auf Schienen stoße, rollt oberhalb von mir gerade der erste Schnellzug nach Osten durch. Gut, ne HXD3C vorne dran, dass soll mich also erstmal nicht kratzen. So hab ich Muße, noch in aller Ruhe ein Bild von der Schienenanbindung des dahinter liegenden „keine Ahnung was“ zu machen.






Während ich mich unten noch mit „Schienenarchäologie – Teil II“ beschäftige, lichtet Gubi vom Hang aus den gerade vorbei fahrenden Schnellzug mit einer HXD3C an der Spitze ab.







Das ist alles, was von der einstigen eingleisigen Hauptbahn Ulanqap - Hohhot noch übrig geblieben ist. Bis hier hin, an den Westrand des kleinen Örtchens Lamawan führen noch die Schienen, die allem Anschein nach zwar selten, aber doch für die Anlieferung von Gas genutzt werden. Wenigstens lässt der im Hintergrund sichtbare Kesselwagen darauf schließen.







Egal was es ist, was sich hier hinter Mauern und Toren versteckt, es muss schon irgendwie wichtig sein, wenn man dafür einige Kilometer der einstigen Strecke liegen lässt. Andererseits der Verkehr ist bestimmt nicht der Brecher, so provisorisch ist die Verschwenkung durch den aufgelassenen und seiner sonstigen Gleise beraubten Bahnhofs und die Anbindung ans Anschlussgleis ausgeführt.

Gut, manche Geheimnisse sollen nicht gelüftet werden und wenn ich ehrlich bin, ich hab jetzt auch besseres vor. Also schnell das Auto in den Schatten unter der Brücke geparkt, Wasserflaschen in die Außentaschen des Rucksacks und hoch zu der Bande, die johlend oben an der Geländekante verteilt sitzt oder steht.





CRH5A-5053 ist aus Hohhot kommend in Richtung Osten unterwegs, als er die kleine Ortschaft Lamawan passiert, durch die früher die eingleisige Strecke lief. Die Stapel von Schienen sind das einzige, was, neben dem Anschlussgleis, noch von der sich früher hier befindenden kleinen Station übrig geblieben ist.






Zeit kurz durch zu schnaufen und die Umgebung etwas genauer zu betrachten. Jetzt, von hier oben, kann man erkennen, dass es nicht nur Tore gibt und eine Mauer die das Gelände umschließt, zu dem das Anschlussgleis führt, es gibt auch Menschen die selbige bewachten. Pförtner? Oder doch Militär?

Als ich noch nicht da war, so lassen sich jetzt die anderen vernehmen, fand da drüben so eine Art Apell statt. Gehört hätte man nichts, doch da standen einige recht stramm in der Gegend herum und so. Also doch Militär? Wenn ja, war es ja gut, dass ich gerade nicht viel mehr den Hampelmann gemacht habe. Andererseits, obwohl er freien Blick auf uns hat, scheint sich der Mann hinter der Scheibe des Pförtnerjäuschens nicht sonderlich für uns und unser Tun zu interessieren. Also volle Konzentration auf die Strecke, Blick nach Westen, denn von dort sollte sie nun nahen. Und nach einigen Minuten des Hoffens und Bangens tut sie es dann auch, in ihrer ganzen beige-roten Schönheit! Meine Damen und Herren, die SS7C.





Langsam taucht die Sonne die Landschaft in ein mildes Abendlicht, als von Westen her kommend, sich SS7C0030 mit einem Schnellzug den Fotografen nähert.






Aaah, das i-Tüpfelchen für meinen Fototag! Von mir aus könnten wir nun aufbrechen. Der gute Mann da drunten in seinem Häuschen macht mich ehrlicherweise doch leicht nervös. Aber die anderen sehen das noch etwas relaxter, und so entstehen von hier oben noch die Fotos von einer HXD3D und, schon während des Abstiegs, eines einer hier allgegenwärtigen HXD3C. Dann machen wir uns auf zu einem Nachbarhügel, auf dem man deutlich weniger auf dem Präsentierteller sitzt.

Auto gleich mitnehmen? Ach nö, die paar Meter kann man zu Fuß gehen. Und auch wieder zurück! Ist gesund!

Ausgesprochen blöder Zeitpunkt, um an die Gesundheit zu denken. Um nicht zu sagen, saublöder! Aber davon ahnen wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts.






Mit einem bunten Schnellzug rollt HXD3D0371, von Hohhot her kommend, an diesem Sommerabend über die Brücke bei Lamawan.







HXD3C1036 auf der langen Brücke über den Dahei Fluss.






Als Fußweg zum neuen Standort dient die alte Hauptbahn, jetzt verkümmert zu einem Anschlussgleis. Dafür ist sie aber recht gut eingeschottert worden, auch wenn die Gleislage von Nahmen betrachtet, dann doch etwas „holprig“ ist.





Terrain des aufgelassenen Bahnhof von Lamawan. Die Reste der ehemaligen eingleisigen Hauptbahn von Hohhot nach Ulanqap dienen heute nur noch als Anschlussgleis für ein Areal unweit des Fotostandortes.






Schöner Blick. Wo hab ich denn nur meine Zeitmaschine? So 30 Jahre zurück und der QJ zuschauen, die gerade, aus dem Gegenlicht kommend, mit einem langen Güterzug durch den kleinen Felseinschnitt stampft. Hach wäre das jetzt schön!

Aber vorbei! Vergangenheit! Das einzige was hier und heute schnauft und stampft sind wir, auf unserem Weg zum Hügel. Dort angekommen sind nicht alle mit der Situation recht glücklich. Und so steigen am Ende nur Nil und ich nach oben, während der Rest unten am und um das Wehr nach einem netten Blick sucht. Nicht unerfolgreich wie ich später feststellen kann.






Was sonst als eine HXD3C hat der nächste Schnellzug als Zuglok. Diesmal ist es die 0989, die gleich in den Tunnel bei Lamawan verschwinden wird.







Während sich Nil und ich nach dem Bild wieder ins Gras sinken lassen und die anderen immer noch unten um das Wehr turnen, können wir von unserem Feldherrnhügel beobachten, wie sich zwei Uniformierte „meinem“ SUV nähern, um in eingehend zu inspizieren. Hm, eindeutig Militär! Was sofort in meinem Kopf einen Film ablaufen lässt, in dem das Postenhäuschen und der von den Anderen geschilderte Appell vorkommen. Keine besonders gute Kombination, nimmt man uns dazu, hoch auf einem Berg sitzend und mit Kameras bewaffnet in genau die Richtung fotografierend.

Anderseits sieht das, was die Zwei da machen eher nicht nach Untersuchung aus, eher nach typisch chinesischer Neugierde, Marke „guck mal Koffer… könnten Touristen sein“. Dafür spricht auch, dass sie nach ein paar flüchtigen Blicken schon wieder ablassen von unserer Karosse und davon schlendern.

Also konzentrieren wir uns wieder auf den Zugbetrieb. Wohl alles halb so wild. Aber ein flaues Gefühl bleibt!






Weit haben sich schon die Schatten der Berge hinter uns ins Motiv geschoben, als HXD3D0263 in Richtung Hohhot rollt. Mit seinen 6 Wagen ist diese Leistung für chinesiche Verhältnisse quasi schon ein Kurzzug.







Gubi, drei Stockwerke weiter unten postiert, hat die Vorbeifahrt so eingefangen.






Während ich noch den Zug beobachte, wie er in den Abend hinein rollt, sehe ich aus dem Augenwinkel, dass unser fahrbarer Untersatz nun doch wieder Gesellschaft bekommen hat. Autsch, das kann ja noch was werden heute Abend. Mit einem mulmigen Gefühl schliddern wir den steilen Abhang hinunter. Dann, unten bei den anderen auf der Straße angekommen, wird kurz Kriegsrat gehalten. Egal wie, ich muss wohl in den sauren Apfel beißen und das Auto holen. Hier rumstehen und warten bringt es jetzt auch nicht. Vorsichtshalber lasse ich mal den Rucksack in Obhut der anderen. Diskutiert sich vor Ort vielleicht etwas leichter. Dann geht’s zurück. Diesmal auf der Straße. Da kann man etwas länger in Deckung laufen und die Lage sondieren.

An sich ein guter Gedanke, wenigstens bezogen auf den einen Typen der immer noch um unsere geparktes Gefährt schleicht. Gegen das Rudel Uniformierter die mir aber jetzt in breiter Front auf der Straße entgegen kommen, hilft das nun aber auch gar nichts. Und der Jeep der sich, in Tarnfarben lackiert, nun dazu gesellt, entspannt meine Gesichtsmuskeln jetzt auch nicht unbedingt. Also was tun? Lächeln und winken! Ne, vielleicht etwas übertrieben. Bin ja kein Zeichentrick Pinguin. Aber mit ausdruckslosem Gesicht und ohne Argwohn einfach weitergehen hilft eventuell. Hoffe ich wenigstens. Und siehe da, ein kurzer Augenkontakt, ein kurzes Kopfnicken und schon habe ich die mir entgegenströmende Phalanx passiert, ohne irgendwelche Schwierigkeiten.

Toll, denke ich, die Jahre des Fotografierens hinterm Eisernen Vorhang haben sich bezahlt gemacht. Oder war alles nur Paranoia, und die Herrschaften im Militärzwirn strömen nur nach einem harten Tag für Volk und Vaterland heim in den verdienten Feierabend? Hoffnung keimt auf und zarte Entspannung macht sich breit. Erst recht, als ich mein Auto „unbewacht“ vorfinde. Also please start the engines, nach vorne gebraust, schnell die anderen samt Fotoausrüstung eingesackt und einem schönen Abend in Hohhot steht nichts mehr entgegen.

Denkste!

Aber sowas von! Kaum kommen nämlich die anderen aus der verbliebenen Fototruppe in Sichtweite, sehe ich auch schon alle meine flüchtigen Bekannten von eben wieder, inkl. Jeep! Und was es da zu bestaunen gibt, würde man im Fußball vielleicht als Rudelbildung bezeichnen.

Artig stelle ich mich dazu, also besser das Auto, entsteige selbigen, um mich unvermittelt in einer Befragung über unser Tun vorzufinden. Ja, jetzt haben wir Gewissheit, das hinterhalb der Brücke ist irgendwas militärisches, und die die gerade so zahlreich vor und um uns herumstehen, finden das nicht lustig was wir getan haben.

Also, um es präzise zu sagen, dass wir hier die Eisenbahn fotografiert haben ist ihnen aber sowas von egal. Um was es der Horde geht ist etwas anderes, und zwar das, was sich aus der Frage erschließt, die uns der einzig etwas Englisch sprechende jetzt stellt: „Do you take pictures of my house?“ „Hey, Mann, nein! Wir wissen ja nicht mal wo du wohnst!“. Scherzhafte Erwiderungen derart wären im Moment gerade nicht zuträglich, soviel ist uns natürlich klar. Also verneinen wir ganz brav und erklären nochmal, dass wir nur zum Eisenbahn fotografieren auf den hiesigen Hügeln herumgelungert haben. Gut, gut. Er würde uns ja glauben, nein seinem Gesichtsausdruck nach nimmt man ihm das auch ab, aber trotzdem, wir sollen ihm die Bilder zeigen! Und wehe, das ist was von den Gebäuden oder dem Gelände drauf.

Gut das Pascal nun am nächsten steht. Er war nicht mit auf dem letzten Hügel und daher fehlen auf seinem Chip die Querschüsse. Und auch von weiter vorne hat er immer nur in die Länge rein gehalten. Daher sind seine Bilder wirklich unverfänglich. Doppelt gut, dass meine Kamera im Rucksack steckt und selbiger ganz unschuldig an der Stützmauer der Bahntrasse lehnt. Da wären nämlich etliche „Nummernschüsse“ drauf, also Bilder quer auf die Lok um die Nummer später ins Heft übertragen zu können. Und was ist da im Hintergrund……?

Aber so scheint das mobile Tribunal erstmal besänftigt. Und wir sehen unseren Abend wieder eher in Hohhot als links von uns in einer tristen Amtsstube. Dann muss aber telefoniert werden. Und während wir warten, verfinstert sich die Miene des Fragestellers wieder. Irgendwie skurril, wenn solche Gespräche übers Handy geführt werden. Man stellt sich als unfreiwilliger Aushilfsspion dann doch eher ein Funkgerät in oliv vor, oder?

Nach einigen hin und her bei der Telekommunikation sind nun wieder wir dran: „Passports!“ Also überreichen wir ihm unsere Pässe. Die werden auch gleich eifrig durchgeblättert. Und schon scheint die Stimmung wieder umzuschlagen. Denn die Stempel aus aller Herren Länder scheinen zu faszinieren. Doch halt, was soll das! Umgehend wieder ernst werden. Und amtlich! Nochmal telefonieren. Und wieder zeigt sich eine starke Falte auf der Stirn des Wortführers, während seine Kollegen und wir zunehmend unschlüssig herumstehen, und überlegen, was das Ganze jetzt werden soll. Dann werden die Pässe fotografiert. Wohl auf Anweisung aus dem Telefon.

Als wir die Papiere zurückbekommen, deute ich einen Wink dahingehend, dass wir jetzt entlassen sind, schwinge mich auf den Fahrersitz und will gerade starten, da wird mir unmissverständlich bedeutet: „Nein, nein! Wieder aussteigen. Wir sind noch nicht fertig!“ Die allgemeine Ratlosigkeit steigt, während wieder telefoniert wird.

Dann endlich steht die Entscheidung, wie mit uns zu verfahren wäre, fest. Man hätte jetzt unsere Personalien, wir könnten fahren und es wäre besser, wenn wir hier in unmittelbarer Nähe so schnell nicht wieder auftauchen würden. Verstanden, kein Problem! Einmal eine Runde Hände schütteln, jeder mit jedem, also bezogen auf Chinesen und Langnasen. Alles mit einem herzlichen Lächeln, man hat ja schließlich nur seine Pflicht getan. Alles gut!

Auch wenn es am Ende dann auch nur lästig war und etwas Zeit gekostet hat, sind wir doch froh, als wir endlich losfahren können. Und schon nach wenigen Metern wird diskutiert, ob und wenn ja, was es denn für Konsequenzen haben könnte. Ergebnis: Wohl gar keine! Die Bilder mit unseren Daten werden irgendwo in einer Datei verschwinden und nie wieder gesehen werden, wenn sie nicht schon bereits gelöscht sind.

Gunar, den wir wenig später erreichen, wundert sich, wo wir solange abgeblieben sind. Er war schon vorher vorausgefahren, da er noch versuchen wollte, an der Ausbaustrecke was zu machen. Und nachdem er nun auch im Bilde ist, über die Geschehnisse der letzten Stunde, sortieren wir uns wieder in die Fahrzeuge und rollen hinein in unsere dritte Nacht in Hohhot. Über die staubige Hauptstraße, vorbei an einem Unfall, bei dem ein abbiegender LKW mal wieder partout nicht auf den vorfahrtsberechtigten Gegenverkehr warten wollte, Ergebnis ein PKW unter dem Auflieger und viele Menschen drum herum, jetzt muss er Zeit haben, hinein in die leuchtende Metropole.











Drei Nächte in dieser Stadt und wir haben uns von Nacht zu Nacht gesteigert, was die Klasse des Hotels anbelangt. Den Hut ab Herr Hotelreservierer! Dieser Schuppen, den wir jetzt entern, ist nicht von schlechten Eltern.

Schnell unter die Dusche, Staub und Schweiß abspülen, dann geht es hinaus in das leuchtende, blinkende Lichtermeer der Großstadt. Hier steppt richtig der Bär.






Chinas Lichterglanz! Festgehalten von Gubi.














Kulinarisch führt unser Weg eher nach unten. Nach „gut bürgerlich chinesisch“ am ersten Abend hier in der Stadt, und „pseudo-europäisch“ am zweiten, sind wir nun bei schnödem Fastfood gelandet. Gut, aber es geht schnell und Pascal hat auch seine Freude.

Aufmerksamkeit ist uns dabei auch hier gewiss. Und so muss die Schichtleiterin schon mal einschreiten, um ihre schnatternde Schar Hühner hinter dem Tresen wieder zu beruhigen, die unseren Auftritt lautstark kommentieren.

Dann hält es jeder nach seiner Fasson, um es mit dem Alten Fritz zu sagen. Entweder auf kürzestem Weg in Richtung Bett verschwinden oder noch eine Runde durch die Glitzerweilt einer aufstrebenden Nation schlendern. Ich tendiere, diesmal durchaus „alterskonform“, zu der ersten Variante und liege nur kurz danach bereits in meinem herrlichen Bett für diese Nacht.

Schön wars und durchaus erfolgreich. Auch wenn uns heute Morgen die Wolken doch arg zugesetzt haben. Aber dafür hängen wir ja morgen nochmal einen halben Tag dran, bevor dann quasi der Rücksturz gen Beijing beginnt. Knapp zwei Drittel des Urlaubs sind schließlich schon rum. Jungs, wie die Zeit vergeht…..

In diesem Sinne! *gähn* Gute Nacht!