Spanien im März (1) – um die Kohlebahn zum Kraftwerk Andorra
Von Neel Bechtiger
04.03.2018 Uster – Urrea de GaénWohin fährt man so Anfang März in den Urlaub? Wenn nur eine Woche bleibt ... dann am besten nicht zu weit weg. In den Süden sollte es aber wegen dem tendenziell schönen Wetter gehen. Also nichts gegen Lappland, aber wir wollten eine Woche gemütlich in der Wärme. Und da bietet sich natürlich Spanien an.
Geflogen sind wir ab Zürich nach Madrid, mitten in das corazón Spaniens :-).
Aber da verweilten wir nicht lange, wir nahmen unseren Mietwagen entgegen und fuhren gleich nach Norden. Da wir erst um 15 Uhr im Corazón gelandet sind war heute natürlich mehr viel zu reissen. Denn wir hatten ein Ziel: Urrea de Gaén. Klingt erstmal nach nichts ... und das würde ich so auch unterschreiben :-). Aber da ist nicht nichts, denn da ist El Carbonero *mariachisound.
Von Samper, nahe diesem Urrea de Gaén gelegen, startet die Bahn des El Carbnero! Sie führt bis zum Kohlekraftwerk von Andorra. Die Strecke ist nicht elektrifiziert und ca. 25Km lange. Im Bahnhof von Samper zweigt die Strecke von der elektrifizierten Hauptstrecke ab und führt dann nach Süden zum Kraftwerk.
Die Züge kommen aus dem Hafengebiet von Tarragona und bringen das braune Gold – el carbón – zum Kraftwerk - central eléctrica. Dafür wird auf dem letzten Stück noch eine Diesellok vor den Zug gespannt.
Im Bahnhof werden auch die Züge „gelagert“, volle wie auch leere. Das heisst man sieht immer schön, was noch kommen könnte. Da auch nur eine Lok im Einsatz ist und die in Samper wohnt wenn nix los ist, hat man eigentlich immer die Ahnung wo so ein Zug gerade steckt. Wenn man ihn dann findet und er nicht im Kraftwerk steht und entlädt.
Ich bin abgeschweift ... genau. Wir fuhren nach Eben diesem Urrea de Gaén, da hatten wir für die erste Nacht eine Pension gebucht. Mitten im kleinen Städtchen. Da wir aber auf der Fahrt nach Norden doch noch etwas Licht hatten und ein paar Löcher in den Wolken waren standen wir mal noch an eine Stelle auf der Neubaustrecke. Nahe Garbajosa fanden wir nächst der Autobahn ein plätzchen. Nur bis ein Zug kam ... dauerte es etwas.
1- Wir sind bei Garbajosa an der Neubaustrecke Madrid – Barcelona. Auf der Fahrt vom Flughafen nach Norden nahmen wir noch an dieser Stelle ein Zug mit. Hier fährt ein AVE nach Norden.
Das Hotel erreichten wir zeitig und parken konnten wir bei der Iglesia. Bedient wird man im Restaurant unten, da wohnen die Besitzer der Pension. Die wirklich zu empfehlen ist für die Gegend. Nett gelegen und gemütlich mit einem grossen Wohnzimmer als Gemeinschaftsraum. Ausser uns war niemand da.
Wetter morgen? Nö ... aber abwarten.
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05.03.2018 Urrea de Gaén – Urrea de Gaén
Wir wollten heute vor allem die Carbaneros fotografieren. Da waren vor kurzem noch originale 333 im Einsatz, zumindest gibt es viele Bilder davon. Wir hofften einfach mal.
Aber in der Früh war gar nichts. Wir setzten uns mal vors Kraftwerk und warteten auf Züge. Entweder einer kommt raus, oder einer fährt rein. Aber nichts geschah, über zwei Stunden bewegte sich kein Rad. Ob die überhaupt fahren?
Wetter war eh nicht, und so störte es auch weniger. Als dann aber die Wolkenlöcher zahlreicher wurden verschoben wir uns nach Samper an die Hauptstrecke. Da geben sich am Mittag zwei Personenzüge die Ehre. Langläufer welche über die Bestandsstrecke Madrid mit Barcelona verbinden. Backsteine? Natürlich. Nach einiger Schererei im Gelände, wir hätten fast unser Auto versenkt im Schlamm, fanden wir dann etwas gemütliches und ansprechendes direkt hinter dem Bahnhofstunnel im Osten von Samper.
2- Am Vormittag suchten wir vergeblich einen Carbanero auf der Strecke nach Andorra. Da wir aber keinen fanden gings halt mal auf die „Hauptstrecke.“ Wir stehen direkt östlich von Samper und warteten auf zwei sich kreuzende Regionalzüge. Da kam doch tatsächlich in einem Sonnenloch ein Güterzug. 263 021, eine Spanien Trax, kam mit Container in Richtung Zaragoza.
3- Auf der Strecke gibt es kaum Personenverkehr. Nur am Mittag gibts ein Zugpaar, der Rest findet um die Jahreszeit im dunkeln statt. Es sind natürlich Backsteine, in diesem Falle die Einheit 111. Die Kisten fahren von Madrid bis Barcelona durch, sind also veritable Langläufer, trotzdem Backsteine. Und wir hatten mal richtig Glück mit der Schmiererei :-(.
Der zweite Personenzug ging voll im Schatten, der Backstein wäre immerhin sauber gewesen.
Wie wir da weiter warten hören und sehen wir dann einen Carbanero in Richtung Kraftwerk fahren. Die Strecke war von unserem Standpunkt aus knapp einzusehen, wobei er nicht zu überhören war in der Steigung. Also sind wir ihm hinterher und nutzten die gewonnen Ortskenntnisse mit den Dreckstrassen.
Die gibt es zahlreich, und vor allem um vom Bahnhof von Samper in Richtung Andorra zu kommen bedient man sich am besten so einer. Der Umweg über Asphalt wäre riesig und würde viel mehr Zeit kosten.
Direkt vor dem Kraftwerk probierten wir ihn, die Sonne hatte aber gerade eine schlechte Phase.
Die Rückfahrt die wir an der selben Stelle erwarteten klappte dann aber prima mit Sonne! Und es ging schneller als erwartet, die Lok hat nur Garnitur getauscht im Kraftwerk.
4 – Endlich ein Carbonero. Bespannt mit 333 388, der Lok die in diesem Zeitraum da im Einsatz stand. Der Zug ist auf dem Weg vom Kraftwerk nach Samper, aufgenommen kurz hinter dem Kraftwerk bei Andorra.
Wir folgten ihm bis nach Samper und schauten dem Umspannen im Schatten zu. Denn ein voller Zug stand mittlerweile in Samper. An den setzte sich die Diesellok sogleich und fuhr wieder zurück zum Kraftwerk. Wir hinterher und es gab nochmal ein Bild mit viel Sonnenglück.
5 – Am Nachmittag begann es dann zu laufen. Der Zug fuhr hinauf nach Samper und die Lok setzte gleich an einen vollen Zug. Hier ist er ca. 1Km vor dem Kraftwerk.
Das wars dann am Carbanero. Wir nutzten die Zeit noch für Stellenkunde an der Hauptstrecke in Richtung Osten. Denn die Carbaneros mit E-Lok sind ja auch nicht ganz uninteressant. Wir schafften es bis Alcañiz und notierten eine nette Ecke. Dann wurde es dunkel und sehrsehr Nass.
Wir fuhren in die Pension zurück die wir verlängert haben unter Tage und taten nicht viel ausser Planen. Das Wetter auf der Iberischen Halbinsel ist die Woche nicht so. Und wir müssen etwas Zielen mit unseren Wünschen. Aber morgen wollten wir erst mal hier bleiben, denn das Wetter war ziemlich gut angekündigt.
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06.03.2018 Urrea de Gaén – Logroño
Heute war es richtig schön angesagt, also gestern noch. Am Nachmittag soll dann eine Front rein ziehen. Aber vielleicht verirrt die sich ja und nimmt die falsche Abfahrt. Wer will denn auch hier ins nichts?
Wir starteten früher als gestern denn die Sonne lachte tatsächlich durch das Zimmerfenster. Wir sind gleich wieder zum Kraftwerk gefahren. Unsere Taktik von gestern schien uns so schlecht eigentlich nicht. Und heute hatten wir mehr Glück, denn kurz nach der Ankunft rollte unsere bekannte Lok schon wieder vorbei. Und die sah aus auf dieser Seite ... nicht so schön. Aber für Mercandias Verhältnisse war sie eigentlich ganz schön sauber. Wenn man sonst so 333 anschaut in dem Land ... naja :-).
6- Neuer Tag – alte Lok. Und auf dieser Seite war die 388 leider etwas mehr verunstaltet. Aber für eine Mercandias Lok ziemlich sauber alles in allem. Man will nicht meckern. Wir waren heute früh als gestern am Kraftwerk und siehe da, da kam ein Carbanero.
Wir nahmen dann gleich den Gegenzug bis nach Samper mit und vernüngten uns im Bahnhof beim Umsetzen. Der war erschreckend leer. Das heisst, noch eine Fahrt hinauf, und dann runter. Und bis dann ist hoffentlich auch auf der E-Bahn was gekommen?
7- Wir hatten gestern ja erlebt, dass es schnell gehen kann. Deshalb sputeten wir uns zur nächsten Stelle, die nur über Dreckwege erreichbar war. Wir sind ca. 3Km nördlich vom Kraftwerk und der Carbanero ist schon wieder unterwegs und feilt an den Schienen. Es geht leer nach Samper.
8 – Ohne zu eilen gab es sogar nochmal ein Bild, hier jetzt kurz vor Samper bereits. Schneller als die vollen sind die leeren Züge zwar, aber nicht viel.
9 – Bahnhof Samper. Wir schauten der Lok beim Umspannen zu. Leider war keine E-Lok zu sehen hier im Bahnhof. Aber dafür setzte sich die 333 wieder an den nächsten Zug.
10 – Und nur 10min nach dem Umsetzen ging es schon wieder los. Wir sind direkt hinter Samper. Zu erkennen an der endenden Fahrleitung :-).
11 – 333 388 hat wieder einen vollen Zug dabei und fährt zum Kraftwerk von Andorra. Standpunkt wie vorhin, einfach ohne Tele.
12 – Wir brauchten nun etwas Zeit um ihn zu überholen und einen Vorsprung heraus zu fahren. Aber bei dem Tempo der vollen Züge kein Problem. Die eine Lok ist mit den vollen Wagen ganz schön gefordert und auf der Steilen Strecke gehen teilweise kaum 15km/h. Hier sind wir ca. 5Km vor dem Kraftwerk und schiessen wieder mit dem Tele in die Gerade. Hinten sogar noch zu sehen, die Gipfel der Pyrenäen.
Die Rückfahrt würde wohl auch gleich wieder starten. Aber dafür war nun keine Sonne mehr. Nordfahrer zur Mittagszeit sind einfach schwierig. Wir sind vorgefahren bis Samper und sahen, dass im Bahnhof nichts war. Noch kein voller Zug vom Hafen war zu sehen. Also muss ja wohl irgendwann bald mal was auftauchen. So sind wir an die Stelle zurück von gestern. Heute war es weniger gemütlich, ein kalter Wind fegte durch die Landschaft ... und immer mehr Wolken gesellten sich zum blauen Himmel.
15 – Für die Rückfahrt hatten wir keine Stellen mehr, das Licht wäre überall draussen. So ging es zurück an die Stelle von gestern an der E-Bahn. Da in Samper nämlich kein voller Zug mehr stand müsste da bald mal etwas kommen vom Hafen, damit dem Kraftwerk nicht die Kohle ausgeht. Es kam aber erst der Regio nach Madrid. Netterweise die selbe Garnitur wie gestern ... wuäääh.
Als die Sonne dann an der Stelle rausgedreht ist fuhren wir etwas vor. Blau war immer noch vorhanden, wenn auch nicht viel. Wir schauten uns eine Stelle an, fanden sie doof und wollten gerade wechseln als ein voller Erzzug mit einer piekfein sauberen 289 in der Sonne oben an uns vorbei fuhr. Dass war ärgerlich!
Wir dachte mal mit: Leere Züge stehen in Samper genug, die Lok wird wohl gleich wieder mit einem Leerzug zurück kommen. Denkste, kaum an der Stelle für den Ostfahrer kam ein zweiter Zug in Richtung Samper.
16 – Es dauerte über 3 Stunden bis sich das nächste Rad bewegte. Es war ein Kohlezug nach Andorra. Bespannt mit einer schönen 289er, in einem völlig blöden Moment :-)
Wir standen lange in der Sonne. Und dann kam eine Front. Die saubere Lok kam wie erwartet zurück, aber etwa 2min zu spät. Denn als sie kam war es Zappenduster. Wir hofften, dass sich der zweite Zug mit der Sifflok etwas Zeit lässt. Denn die Sonne sank am Horizont in ein blaues Loch. Und da kam der Zug ... und er war 30 Sekunden zu früh für ein Sonnenbild.
17 – Das Wetter wurde am Nachmittag richtig garstig. So konnte man nicht arbeiten. Und prompt kamen zwei Carbaneros an der E-Bahn und ein Regio im Schatten. Ein Belegbild trotzdem von der zurück kehrenden 289er vor dem dramatischen Himmel. Ungelogen, 30 Sekunden nach dem Bild war die Sonne voll da.
Das war ja mal eine Krux mit den Zügen auf der Hauptstrecke. Nachdem es am Vormittag doch soooo schön war. Wir warteten noch einen Regio ab ... der dann natürlich auch knapp nicht mehr in der Sonne kam. Fluseln waren noch da, auch wenn der Himmel sonst da hinter uns schon wieder schön geputzt war.
Auf nach Logroño, ein Hotel reservierten wir uns bereits am Nachmittag. Da oben wollen wir ein Tag sitzen, ehe es dann wohl weit nach Süden geht. So zumindest die aktuellen Wetterprognosen und die Planungen dazu.
Als wir nach dem Regio losgefahren sind rechnete ich mal los ... denn die Sonne strahle mit voller Kraft und das Licht war herrlich. Wenn unsere 333 gleich mit dem vollen Zug rauf ist, und gleich wieder runter fährt, dann müsste sie ungefähr jetzt wieder da sein. Der Bahnhof war leer und der Puls schnellte darauf hin etwas in die Höhe. Dann könnte er ja gleich! Also an die erstbeste Stelle hinter dem Bahnhof und warten. 5Min, nichts ... 10min ... nichts ... und dann ein Tröööt in der Ferne. Blick zur Sonne ... mmmhanaja. Aber gerade so klappte es. Und das Bild entschädigte für den Nachmittag aber sowas von.
18 – Wir rechneten mal als wir die E-Piste verliessen. Wir hatten noch viel zu fahren heute, aber mussten eh wieder am Bahnhof von Samper vorbei. Und wenn wir nicht ganz falsch rechnen dann müsste sehr bald ein Leerzug von Andorra her kommen. Und am Horizont hatte es blaue Streifen. Mit extrem viel Glück gab es das letzte Bild vom Tag.
Spannend war es dann nicht mehr. Wir setzten uns ins Auto und haben einmal den Autobahnfisch gemacht. Bis nach Logroño waren es dann doch fast 3 Stunden fahrt.