Sommer zwischen Furka und Oberalp
Von Pascal Zingg
Auch in diesem Sommer gab es wieder einiges zu sehen an Furka und Oberalp. Einerseits präsentierte die DFB ihre HG 4/4 704 im täglichen Betrieb, andererseits fuhr der Swiss Alps Classic Express erstmals mit einer komplett rot lackierten Garnitur. Als Bonus obendrauf gab es dann auch noch das neue Glacier Konzept, dass einige neue Stelle ermöglichte. Alles in allem drei gute Gründe um mal wieder einige Tage in den Alpen zu verbringen.Beginnen wollen wir unsere Reise in die Berge am Dienstag, den 16. Juli. Da die HG 4/4 704 am Wochenende vor allem für den Gegenzug mit dem blauen Wagen eingesetzt wurde, entschloss ich mich unter der Woche an die Furka zu gehen. Dann sollte die Lok nämlich den schönen roten Stammzug ziehen. Sollte ... Schon am Montag tauchten nämlich Bilder auf, die zeigten, dass der Stammzug plötzlich mit den blauen Wagen gefahren wurde. Kurz vor der Abfahrt zu Hause kam dann der nächste Dämpfer, als mir ein Kollege erklärte, dass die HG 4/4 auf Grund eines Problems mit der Umsteuerung an diesem Tag nicht fahren sollte. Tatsächlich führte diese Info zu einem kurzen Zögern meinerseits. Da ich den Tag jedoch schon geplant hatte, ging ich trotzdem nach Realp. Dies in der Hoffnung, dass der Zug wenigstens mit den roten Wagen fahren würde. Die Hoffnung zerstörte sich leider schnell, als ich feststellen musste, dass die HG 3/4 4 gerade vor den blauen Zug setzte. Nichts desto trotz wurde der Zug bei der Ausfahrt in Realp festgehalten.
Wie ich bereits vorgängig abgeklärt hatte, sollte danach noch ein Sonderzug mit der kleinen HG 2/3 6 «Weisshorn» fahren. Dieser immerhin mit einem schönen roten Zug. So sollte rund eine Stunde später ein zweites Bild in Realp entstehen.
Danach stresste ich auf den Pass hoch und rannte zur Bahnstation runter. Alle die schon mal auf der Furka waren, wissen vom Pass zur DFB Station sind es läppische 260 Höhenmeter, die auf rund einem Kilometer Weg zurückgelegt werden müssen. Da ich von der Stelle in Realp bis zum Parkplatz ebenfalls noch 800 (flache) Meter zurück zu legen hatte, war dieses Unterfangen deshalb mit ein bisschen Stress verbunden. Trotzdem sollte die Mission klappen. So kam ich zur Planzeit auf dem Pass an. Das Problem war einzig, dass der Zug noch nicht da war. Die Lok hatte offenbar ein Problem mit dem Druck, weshalb sie nur langsam den Berg hochkam. So war ich fast schon wieder ausgeruht, als die Weisshorn 20 Minuten später im Bahnhof Furka DFB einfuhr.
Nach einer Pause mit Bratwurst und Getränk ging es die 260 Höhenmeter wieder hoch. Erst jetzt wurde mir bewusst wie steil dieser Weg eigentlich ist. Nur beschwerlich schleppte ich mich deshalb die Wiese hoch. Oben angekommen entschied ich mich die DFB fahren zu lassen. Stattdessen widmete ich mich nun dem Glacier Express. So ging es nach Hospental zur Reussbrücke. Hier gabs zuerst einmal einen Kometen.
Dann folgte der Glacier Express, wobei ich feststellen musste, dass der Zug eine Stunde früher vom Aspekt des Seitenlichts noch etwas idealer gewesen wäre.
Da nun ein Glacier aus der Gegenrichtung kommen sollte, entschied ich mich für einen Szenenwechsel an den Oberalp. In den Kehren unterhalb des Nätschen sollte dieser Zug gut im Licht kommen.
Schliesslich ging es zurück ins Urserental. Die Kartenstudie hatte ergeben, dass es in der Ebene zwischen Oberalp und Furka die eine oder andere Stelle geben musste, in der man den letzten Glacier des Tages umsetzen konnte. Schnell wurde ich dabei fündig.
Da das Licht gerade passte und ich noch eine weitere Stelle erspähte, entschied ich mich noch einen Regio abzuwarten. Dieser kam jedoch Steuerwagen voran. Obwohl nun ein bissiger Wind aufzog, entschied ich mich nochmals eine Stunde auszuharren. Dies in der Hoffnung, dass der nächste Zug ein Komet sein würde. Schön sind die zwar auch nicht, aber immerhin besser als diese Steuerwagenzüge. Nun, mein Wunsch wurde nicht erhört. Zum Glück, muss man diesmal sagen. Offenbar wird mit den Regios an Randlagen Rollmaterial ausgetauscht. So kam von hinten zu meinem Erstaunen eine HGe 4/4 II ohne Steuerwagen. Wenig später folgte der Gegenzug ebenfalls mit HGe 4/4 II. Dieser sogar mit einer äusserst hübschen, weil stilreinen Garnitur.
Zufrieden packte ich meine Sachen und fuhr nach Hause. Da bereits Tags darauf die HG 4/4 wieder im Einsatz war, entschied ich mich eine Woche später nochmals an die Furka zu fahren. Diesmal sollte es dann auch mit den roten Wagen klappen. So stand ich am Morgen des 22. Juli wieder in Realp, wo die HG 4/4 704 nun mit dem roten Zug vobeikam.
Es folgte der bereits bekannte Sonderzug. Dieser fuhr praktisch den ganzen Monat Juli jeweils von Montag bis Donnerstag für ein Carunternehmen, dass diese Reisen öffentlich ausgeschrieben hatte.
Der Zug fuhr dabei nach Gletsch, wo die Lok umfahren wurde.
Für mich ging es indes wieder hoch zum Muttbach, wo demnächst die Rückfahrt der HG 4/4 704 anstand.
Offenbar gab es bei der Umsteuerung noch immer Probleme. So untersuchte die Lokmannschaft das fehlerhafte Teil in der Station Muttbach-Bélvèdere ausgiebig. Mir gab dies Gelegenheit, nochmals ein Bild vom Zug zu machen.
Das gleiche Spiel wurde mit dem Sonderzug wiederholt.
Eigentlich hatte ich danach nochmals eine Glacier Session geplant. Da das Wetter jedoch nicht so recht mitmachen wollte, beendete ich den Fototag an dieser Stelle.
Wiederum zwei Wochen später sollte am 8. August nochmals ein Highlight anstehen. So fuhr an diesem Tag der Swiss Alps Classic Express von St. Moritz nach Zermatt. Da der Zug auf dem ersten Abschnitt von St. Moritz nach Chur einem gewöhlichen Regio Express mitgegeben wird, schenkte ich mir den Ausflug zum Albula. Stattdessen ging es an diesem Morgen direkt in die Rheinschlucht.
Da ich beizeiten an der Stelle war, sollte es dabei auch noch für den Güterzug reichen, der an diesem Tag ausschliesslich für den Getränkeproduzenten in Illanz fuhr.
Es folgte der RE nach Disentis. Er wurde gezogen von der Ge 4/4 II 622, die Werbung für die Partnerbahn in Japan macht.
Mit etwas Verspätung folgte Ge 4/4 I 610 mit dem SACE. Der Zug war gebildet aus den Mitteleinstiegswagen, die die DFB extra für diesen Zug hergerichtet hat und einem Gourmino Speisewagen der RhB.
Da es von der Stelle in der Schlucht einige hundert Meter zum Auto laufen musste, war an eine Verfolgung auf der RhB nicht zu denken. Dies wäre auf Grund des Sonnenstands aber sowieso schwierig gewesen. Erst nach dem Lokwechsel in Disentis hatte ich eine Chance zu überholen. So entstand das nächste Bild kurz vor der Einfahrt im Dieni. Aufmerksame Betrachter werden dabei bemerken, dass der Zug neben der neuen Zuglok (HGe 4/4 I 36) nun auch noch einen Aussichtswagen am Zugschluss erhalten hatte.
Leider gehört der Bahnhof im Dieni zu jenen MGB Stationen, die schon modernisiert wurden. Die Bilder vom anschliessenden Kreuzungshalt wurden deshalb nicht so prickelnd. Viel besser stellte sich die Situtation auf der anderen Seite des Oberalps dar. Hier erspähte ich bereits früh einen bekannten Fotografen, dem ich die Stelle einfach mal abkupferte.
Zu meiner Überraschung kam der bisher leicht verspätete Zug nun zu früh. Offenbar hatte man ihm den 16-minütigen Kreuzungshalt im Passbahnhof gänzlich gestrichen. Stattdessen fand die Kreuzung im Nätschen statt. So dass man den Zug ohne Stress unterhalb des Bahnhofs nochmals erlegen konnte.
Nun folgte der Wechsel zur DFB. Hier wollte ich den Zug unbedingt auf der Rampe hinter dem Tiefenbach erlegen. Das Problem war hier das gleiche, wie auf der Furka. Ok, im Tiefenbach betrug die Höhendifferenz nur 200m, aber ein gewisser Weg wars trotzdem. Um den Zug nicht zu riskieren, liess ich als die Brücke hinter Hospental sausen. Dies obwohl ich den Zug bis Hospental im Nacken hatte. Es ist daher davon auszugehen, dass es für beides gereicht hätte. Nur eben, sicher ist sicher! Was derweil gar nicht sicher war, war das Wetter. Im Tiefenbach angekommen musste ich feststellen, dass eine dicke Wolke über die Stelle waberte. Was nun? Hoch zur Furka und den Passbahnhof machen? Nein, dort hatte ich die HGm 4/4 schon erlegt, das wars irgendwie nicht. Runter und pokern, war daher die Entscheidung. Schliesslich gab es Hoffnung, dass man mit etwas laufen den Zug aus dem Wolkenschatten brachte. Bei meinem Weg runter an die Stelle erhöhte sich derweil meine Hoffnung, dass es am Steinstaffel Viadukt doch noch klappen könnte. Schliesslich waberte die Wolke immer mehr in Richtung der Station Tiefenbach DFB. An der Stelle angekommen dominierte jedoch erneut der Schatten. Ich überlegte weiter hoch zu laufen, war aber ein bisschen ausser Atem und deshalb ziemlich unmotiviert. Zudem schwächelte die Wolke nun plötzlich doch wieder. So stand ich zur Planzeit also in der Sonne. Nur ihr wisst wie das ist, wenn du in einer solchen Situation zur Planzeit in der Sonne stehst, dann hat der Zug aber ganz sicher Verspätung ... "Lex Fotowolke" sagt man dem wohl. Nun Lex Fotowolke schien seinen Lauf zunehmen, als nach einem längeren sonnigen Abschnitt im dunkelsten Moment ein Pfiff zu hören war. Gerade fuhr der Zug also im Tiefenbach los und das Foto drohte ins Wasser zu fallen. Nervös fiel der Blick zum Himmel und auf den Schatten. Dieser schien recht schnell zu ziehen. Zudem ist der Zug auf dieser Rampe nicht all zu schnell. So sollte es tatsächlich noch gelingen die HGm 4/4 im Licht zu fotografieren.
Wer das letzte Bild genau angeschaut hat, der hat oben am Hang sicher die Häuser entdeckt. Dies ist das Hotel Tiefenbach an der Passstrasse und der zugehörige Stall. Wie ihr nun richtig vermutet, war dort oben mein Auto. Wie der eine oder andere vielleicht ebenfalls bemerkt hat, sieht man darunter auch ein Teil des Wanderweges. Da musste ich nun also wieder hoch. Dies war zwar mühsam, dank zweier längerer Aufenthalte auf der Furka und in Gletsch, war es jedoch auch kein Problem den Zug wieder einzuholen.
Wie ihr sicher ebenfalls bemerkt hat, hatte der Zug bereits in Realp den Speisewagen verloren. Einen weiteren Wagen liess man derweil in Gletsch. Dies wohl aus Kapazitätsgründen. So übernahm die HGe 4/4 II in Oberwald nur mehr drei Wagen. Diese brachte sie nun das Goms hinunter, wobei ich immer wieder mit dem Problem zu kämpfen hatte, dass die Sonne etwas sehr achsig war. Bei Lax und Mörel sollte es dann aber doch noch mit einem Bild klappen.
Nichts mehr zu machen war zwischen Visp und Zermatt. Die hohen Berge und aufkommende Wolken verhinderten ein weiteres Sonnenbild. So endete der Tag mit der langen Heimfahrt durch den Lötschberg und über den Brünig.