Ulrich Neumanns Werk... (6) - Von Luzern nach Engelberg
Von Peter Hürzeler
Ulrich Neumann ist ein Bahnfotograf und Autor aus Wirges im Westerwald/Deutschland. Zu seinen aktivsten Zeiten fotografierte er nicht nur vor der Haustür und in Deutschland, sondern begeisterte sich ab Mitte der 1980er Jahre auch für die Eisenbahnen in der Schweiz. Teilweise mehrmals jährlich führten Ihn seine Reisen zu den Schweizer Bahnen. Dabei entstanden quer durch die Schweiz einige tausend Dia die den Alltag in den entsprechenden Jahren dokumentieren. Dazu gehörten nebst Streckenaufnahmen auch Lok- und Wagenporträts.Im Zuge einer Nachfolgeregelung durfte ich im Jahr 2018 den gesamten Teilbestand an Motiven aus der Schweiz als Dauerleihgabe übernehmen. Zwischenzeitlich kam auch noch der Teilbestand mit Motiven aus dem angrenzenden Ausland (Schwarzwald, Vorarlberg und Tirol) dazu. Damit verbunden ist das entsprechende Publikationsrecht mit der Bitte dies durchaus auch zu nutzen und die Bilder nicht nur in der eigenen Sammlung verstauben zu lassen. (Diesbezügliche Anfragen bitte jeweils an bahnbilder@huerz.ch).
In diesem sechsten Teil geht es in die Zentralschweiz, genauer zur Luzern-Stans-Engelberg Bahn, LSE. Die Bahn war 1898 als Stansstad-Engeberg-Bahn, StEB eröffnet worden und führte als meterspurige Adhäsionsbahn von Stansstad an den Gestaden des Vierwaldstätter Sees nach Obermatt. Dort wurden spezielle Zahnrad-Schiebelokomotiven angehängt, welche die Kompositionen über die nun folgende kurze, aber mit einer Maximalneigung von 246 Promille heftige Rampe zur Endstation Engelberg hoch beförderten. Die Bahn war ab Beginn mit Drehstrom elektrifiziert. Die fehlende direkte Anbindung ans übrige Schienennetz machte sich schon bald negativ bemerkbar. Erst zu Beginn der 1960er Jahre konnte die Bahn komplett saniert werden, was quasi einem kompletten Neubau entsprach. Ab Stansstad wurde die Bahn nach Hergiswil verlängert, wo Anschluss an die schmalspurige SBB Brüniglinie bestand. Somit konnten die Züge nun auch Luzern erreichen. Das komplizierte und veraltetet Drehstromsystem wurde zugunsten von Einphasenwechselstrom 15kV 16 2/3Hz geändert, so wie es auch von der Brünigbahn verwendet wurde. Das Rollmaterial wurde komplett ersetzt. Acht neue Pendelzüge aus einem BDeh 4/4 mit einem Zwischen- und einem Steuerwagen bildeten fortan das Rollmaterial. Aufgrund der Verlängerung nannte sich die Bahn neu auch Luzern - Stans - Engelberg Bahn, LSE. Was blieb, war die 246 Promille Rampe kurz vor Engelberg, welche mit steigenden Frequenzen immer mehr zu einem Hindernis wurde. Erst ab Mitte der 2000er Jahre konnte eines der verschiedenen Projekte zum Ersatz der Rampe in Angriff genommen werden. Ab Grafenort wurde die Strecke in einen weniger steil ansteigenden Tunnel verlegt, welcher kurz vor Engelberg endet. Geologische Probleme mit riesigen Wasssereinbrüchen verzögerten mehrmals dessen Inbetriebnahme und erst auf den Fahrplanwechsel 2010 war es dann soweit und die alte Bergstrecke hatte ausgedient. Schon zuvor im Jahr 2005 übernahm die LSE die benachbarte SBB Brünigbahn und nennt sich seither Zentralbahn, ZB.
Die BDeh 4/4 Triebwagen erlebten dies noch knapp, sind zwischenzeitlich aber auch aus dem Betrieb ausgeschieden.
Als Ulrich im Sommer 1986 Ferien in der Zentralschweiz verbrachte war es aber noch nicht soweit und die LSE war noch die LSE wie sie es ab Mitte der 1960er Jahre war. Einer der Ferientage war teilweise der LSE gewidmet.
Beginnen wir im Bahnhof Luzern. Im Jahr 1971 war der Bahnhof fast komplett abgebrannt. 1986 wurde am neuen Bahnhof gewerkelt was das Zeugs hält und so prägten Kräne die Szenerie. Der neue Bahnhof wurde dann 1991 eröffnet.
Nicht beheben konnte der Neubau die recht engen räumlichen Verhältnisse rund um die Langensandbrücke, wo sich Ein-Ausfahrt aus dem Bahnhof Luzern in Normal- und Meterspur, sowie Depotzufahrt bündelten.
Entsprechend liegen die Gleise hier kreuz und quer. Unbeeindruckt davon hat Regionalzug R119 kurz vor dem Mittag des 16.8.1986 nur noch wenige Meter vor sich bis er am Perron zu stehen kommt:
Anschliessend führte die Fahrt von Ulrich gleich hoch nach Engelberg. Wir machen aber einen kleinen Zeitsprung zum 15.6.1992 wo Ulrich erneut in der Gegend war und auch etwas Zeit beim Bahnhof Stansstaad - dem betrieblichen Zentrum der LSE mit Depot und Werkstatt - verbrachte. Nebst einigen Fahrzeugporträts entstanden auch ein paar Fotos des laufenden Betriebes. Speziell interessant war dabei die Einfahrt eines Regionalzuges aus Luzern. Nebst einem Verstärkungswagen führte der Zug auch einen geschemelten, normalspurigen Schiebewandwagen mit:
Einfahrt eines Regionalzuges in Stansstad. Am Schluss führt der Zug einen geschemelten, normalspurigen Schiebewandwagen mit.
Der Schiebewandwagen wurde sodann vom Deh 4/6 #122 vom Zugsende wegrangiert, so dass der Regio seine Fahrt nach Engelberg nach der Kreuzung mit einem Gegenzug fortsetzen konnte. Der Deh 4/6 #122 war erst ein Jahr zuvor - zusammen mit einem Schwesterfahrzeug - von der SBB Brüniglinie übernommen worden. Das Schwesterfahrzeug #121 wurde direkt nach der Übernahme zu einem De 4/4 ohne Zahnradantrieb umgebaut, während der #122 vorerst noch als Deh 4/6 in den Einsatz kam und erst 1993/1994 ebenfalls "entzahnt" wurde.
Deh 4/6 #122 rangiert den geschemelten, normalspurigen Schiebewandwagen weg, während der BDeh 4/4 #1 mit einem kreuzenden Regionalzug unterwegs nach Luzern ist.
Die weitere Strecke im Talgrund bis nach Grafenort war nicht gross im Fokus von Ulrich - weder 1986 noch 1992 - so dass wir gleich in den letzten Abschnitt zwischen Grafenort und Engelberg wechselnm nun wieder mit Bildern vom 16.8.1986. Hinter Obermatt erwischte Ulrich den talwärts fahrenden Schnellzug 31 mit dem BDeh 4/4 #2:
An gleicher Stelle wurde aber auch der bergwärts fahrende Regionalzug R130 abgelichtet:
Kurz hinter dieser Fotostelle verschwindet die Bahn heutzutage im Tunnel. 1986 war der Tunnel aber erst als Projekt vorhanden und so führt die Bahn danach in einigen weiten Kurven und schon etwas steiler ansteigen bis nach Obermatt, wo dann die Zahnstangenrampe begann. In diesem Streckenstück erwischte Ulrich den bergwärts fahrenden Regionalzug R128
Regionalzug R128 hat demnächst die Station Obermatt erreicht, von wo es dann steil bergwärts nach Engelberg geht.
Die eigentliche Steilrampe war grossteils im Wald und entsprechend nicht einfach fotografisch umsetzbar. Dennoch: fotografieren konnte man:
Im Bereich des Eugenisees ist die Strecke dann wieder flach. Der heutige Tunnel endet auch kurz vor diesem Bereich, so dass sich an der restlichen Streckenführung bis in den Endbahnhof Engelberg nichts geändert hat.
Ulrich erwischte dabei den bergwärts fahrenden Regionalzug R124 mit dem BDeh 4/4 #1
Während Ulrich einen Querschuss über den See machte, stand seine Frau parallel dazu etwas näher beim Trasse und hat ebenfalls zwei Fotos des gleichen Zuges geschossen.
Beachtenswert bei diesen beiden Fotos sind sicher auch die Unterschiede in der Lackierung zwischen Steuerwagen und Triebwagen. Letzterer weist noch das ursprüngliche Design mit mehreren, schmalen Zierlinien und einer wesentlich dünneren Schrift für das Logo auf.
Im Endbahnhof Engelberg gab es dann auch noch ein Foto:
Zum Schluss dieses Teils kehren wir aber wieder - so wie das auch Ulrich am Abend tat - zurück in den Ausgangsbahnhof Luzern. Nochmals gab es hier eine kleine Fotosession. Nebst vielem anderem konnte auch noch der ausfahrende Regionalzug R138 mit dem schiebenden BDeh 4/4 #4 fotografiert werden:
Damit endet dieser Teil. Weitere Teile aus dem Werk von Ulrich Neumann folgen in loser Folge hier auf diesem Kanal.