Ferien fast Zuhause – Planverkehr in der Romandie [2]
Von Neel Bechtiger
Dienstag 28. Juli 2020Neuer Tag neues Glück. Früh wollten wir heute nicht raus, auch wenn das Wetter ganz gut angekündigt war. So auf den «halbi nüüni» Pendel wollten wir bei Chexbres stehen. Es waren Wolken da, und die Fahrt hinauf kurz vor der halben Stunde wollte nicht. Ob es sich lohnt auf die Fahrt nach unten zu warten? Wir taten es einfach mal und die Wolken hatten etwas erbarmen mit uns in diesem Moment.
1- Morgens «früh» in der Lavaux. Direkt bei Chexbres wieder der Domino-Pendel. Man sieht an der Stelle das «Problem», die Sonne kommt gerade so über die Weinberge und die Sonne ist schon sehr spitz. Eine Stunde später muss man es nicht mehr probieren. Viel Glück hatten wir mit den Wolken, die sich just bei der Talfahrt der Domina einsichtig zeigten.
Und dann … unter dem Wolkenfeld mussten wir durch. Es war auf dem Satellitenbild absehbar, dass wenn man da unten durch ist man zumindest mal etwas Ruhe vor den Wolken haben sollte. So sind wir hinein ins Auto und nach Morges. Zur BAM, oder MBC wie sich die Bahn ja eigentlich nennt (BAM ist aber so viel prägnanter). Da gibt es ja zur Zeit emsigen Güterverkehr mit den Ge4/4’’’. Es wird Kies oder/und Schutt nach von Gland nach Apples gekarrt. Ab Morges natürlich auf schmaler Spur. Wie die Züge fahren wussten wir nicht, nur Gubi im Auto hatte so ungefähre richtzeiten im Kopf. Wenns denn stimmen würde …
Wir sind gleich mal nach Vufflens le Château, da wäre so ungefähr in 30min ein «Bergfahrer» fällig.
3- Erst aber mal ein Regio. Vufflens le Château geht auch am Vormittag ohne Château. Und im Bild wieder irgend so ein Stadler-Vogel. Oder auch nicht. Ich habe mit den Kunstnamen schon lange aufgegeben.
Ja und anstatt von vorne kam dann der Kiesverkehr plötzlich von hinten, was dann so gar nicht in den Plan passen wollte. War er später unterwegs als letztes mal bei Gubi, oder früher? Wir setzen uns bei dem Château einfach mal fest und warteten … dass wir so lange warten mussten wie wir dann gewartet haben war nicht geplant. Immerhin verliessen wir die Stelle dann mit einem Foto der beiden Ge mit einem Kieszug.
5- Alle 30min kommt so eine Kiste pro Richtung vorbei. Und immer kurz danach öffnet sich die Trasse für den Güterzug.
6- Und eben in so einem 5min Slot für den Güterzug kam dann plötzlich dieser «Holzzug». Die Drohne war zum Glück gerade oben, in der Hoffnung auf den Kieszug.
7- Die Sonne drehte langsam und wir verschoben mal für ein Regio an die «klassische Sicht» auf das Château.
8- Es war schon fast 12 Uhr als der Kieszug dann endlich mal eine Trasse nutzte. Mit der Drohne hatten wir zu diesem Zeitpunkt keine Lust mehr, deshalb halt einfach mit der grossen Kamera.
Eine Verfolgung stand an. Nicht im Stress, sondern einfach nach Apples. Da umfahren die beiden Loks den Zug und drücken ihn dann in den Werkanschluss hinein. Dabei kann man ihn auch nochmal mitnehmen.
9- Bei Apples schieben die beiden Loks den Zug in den Anschluss des Kieswerks. Eine Bitte an die lokalen Fotofreunde: Die Böschungspflege könnte man also verbessern an der Eisenbahn. *hmpf*
Und dann war Mittagszeit. Wir schauten im Volg in Apples vorbei und stellten uns an der Strecke mal hin zum Essen. Wir gingen einfach mal davon aus, auch bei der BAM ist Mittagszeit und deshalb würde der Zug sicherlich eine Stunde oder so in der Verladung stehen. So stellten wir uns mehr schlecht als recht an die Strecke an einer Stelle wo man ihn dann machen könnte wenn er wieder in Richtung Morges fährt.
10- Bei Bussy Chardonney stehen wir in der Wiese und Essen. Dabei kamen nebst den Wolken auch immer wieder die Regios vorbei
Es suppte nun langsam aber sicher zu. Wir wollten uns das nicht weiter anschauen … viel mehr wollten wir uns mal die BAM BoBo anschauen. Die fährt auf der Normalspur von Morges bis nach Gland mit dem Zug. Wäre natürlich auch etwas schönes so eine grüne BoBo.
In Morges angekommen stieg der Lokführer der BoBo gerade vom Bock und machte sich davon. Bügel unten, Rolo unten … so schnell wird die sich wohl nicht wieder bewegen? Das heisst der Zug muss noch oben sein, sonst könnte die BoBo ja etwas mitnehmen nach Gland und wieder fahren.
Also zurück an die Strecke. Am Bahnhofsende standen dann aber plötzlich zwei Ge4/4 und kuppelten gerade an einen Zug. Häää? Wie kamen die denn jetzt hier runter? Lokzug sofort? So lange hatten wir im Volg jetzt nicht zugebracht. Kann man gar nicht, kann jeder bestätigten welcher den kleinen Volg in Apples kennt. Da kein Zug rum stand und die BoBo ja nicht so tat als wollte sie gleich wieder kam uns die Version mit dem Lokzug am plausibelsten vor.
Also stellten wir uns wieder an die Strecke, jetzt aber für einen Bergfahrer. Wieder bei Bussy dreht die Strecke nochmal ins Licht und da stapften wir bald durch die Sonne zu einem kleinen Waldrand. Der Regio kam mit Sonne, der Kieszug kurz danach dann ….
Und dann schwerfällig! Wir fuhren nach Apples um zu schauen was passiert. Denn nach unserer Theorie müsste der Zug da ja noch in der Verladung stehen. Die hat nur ein Gleis, was macht man also mit dem zweiten Zug? Alles falsch gedacht, der Zug wurde umfahren und wieder in die Verladung gedrückt. Stirnrunzeln … in welchem Moment sollen wir den Zug denn verpasst haben? Wir fanden es nicht heraus.
Wir standen dann bei Yens an einen BÜ und warteten einfach bis der Zug zurück kommt. Schneller als der Zug war aber eine Gewitterzelle die sich aus dem Jura löste und in Richtung Genfersee zog. Sie erwischte uns am Rand, aber es wurde dunkel, schnell dunkel. Viel gefehlt hätte ja nicht am Ende, aber es fehlte.
So machte alles kein Spass! Auf dem Sattelitenbild war es ähnlich wie am Morgen, hinter dem Gewitter folgen wieder Wolkenlücken. Die galt es vielleicht noch zu nutzen?
Und wo wenn nicht zwischen Gland und Morges, vielleicht gibt’s ja mit der BoBo noch ne Runde nach Gland wenn da jetzt Wagen nach Morges gekarrt werden?
Gab es nicht, im Gegenteil, im Starkregen sahen wir die BoBo dann mit einem Zug von Gland nach Morges aus dem Auto heraus. Woher … nein, egal, keine Theorien mehr.
Bei Saint-Prex fanden wir so mehr oder weniger eine Stelle an der Hauptstrecke an die wir uns pflanzten. Die Sonne kam mal raus, aber nicht für immer. Immerhin ein paar Züge gab es, zwei sind zeigenswert.
12- Steuerwagen defekt? Eine Re460 vor einem IC Dosto. An der Traktionsleistung dürfte es ja kaum liegen, mit den lumpigen 6 IC2000 wird die eine Lok kaum überfordert sein.
Dann zog die nächste Wolkenwalze vor die Sonne und das wars dann mit der Sonne. Wir sind zurück nach Chexbres. Etwas zu früh, also nicht wir sondern die Sonne. Denn der nächste Güterzug den wir natürlich noch sahen hatte dann eine Milano Werbe BoBo von Cargo vorne dran. Schade eigentlich …
In Chexbres wollten wir dann heute endlich mal im Hotelrestaurant dinieren. Aber es sei voll, auch wenn kein Tisch besetzt war. Passte ja irgendwie zum verkorksten Tag. Etwas verwirrt gingen wir halt wieder ins Dorf und probierten die nächste Kneipe da aus.
[hr]
Mittwoch 29. Juli 2020
Etwas angefixt von der Werbe BoBo gestern Abend machten wir uns heute auf ins «BoBo Land», also der Strecke entlang des Jura Südfuss. Aber «nöd z’gschprängt». Heute war ja Mittwoch, und heute sollte das Wetter eigentlich nicht so gut sein. So zumindest sagten es die Prognosen konsequent vorraus, bis gestern Abend dann. Da drückte ein Hoch hinein welches die Wetterlügis irgendwie nicht auf dem Radar hatten. Aber war uns ja ganz recht. Am Vormittag soll aber mit Restbewölkung zu rechnen sein. Man wird sehen. Aus diesem Grund setzten wir die Abfahrt eher etwas später an als möglich. Erst um 0815 setzten wir uns in Bewegung. Wir reservierten eben noch im Restaurant des Hotels für heute Abend, um böse Überraschungen wie gestern zu vermeiden. Unterwegs sahen natürlich prompt ein Kesselzug mit 620er die Lavaux hinauf fahren. Hm, gute Zeit. Täglich ist der natürlich nicht. Die Strecke hatten wir nicht so auf dem Radar die Tage, denn zwischen Fribourg und Bern wird gebaut und die Strecke ist dicht, da ist also nur Schrumpfverkehr zu erwarten.
Um 0847 machten wir bei Essert-Pittet unser erstes Bild. Und es ging weiter. Mit zügen, und auch zwischenzeitlich mit einem Wolkenband. Aber erfolgreich war es allemal. Beendet haben wir den Besuch am Nordrand des Ortes mit dem auftauchen vom Railcare Zug nach Norden. Bis dahin kamen nicht weniger als 6 Güterzüge nach Norden. Dazwischen ganz viel ICN, FLIRT und sogar ein KISS im S-Bahn Einsatz. Stellvertretend drei Bilder.
15- Der spannendste Zug von Vormittag. 60021 von Lausanne nach Zürich RBL. Gleich 3 BoBos vor der Wagenschlange, wo auch noch ein paar Haubitzen mit im Zug waren. Im Haltepunkt Essert-Pittet (Zugende) schleicht sich gerade noch Postzug 50132 nach Daillens aus dem Bild.
16- Oh, ein ICN?! Also eigentlich ja ein IC5. Wegen dem Mais am Gleis war die Sicht nach Nordosten versperrt, einzig Nachschüsse lagen drin, so nahm man halt auch mal einen ICN mit.
17- Und nach einigen weiteren Zügen noch RailCare nach Norden. Es ist der 50855 von Charvornay nach Dottikon.
Stellenwechsel auf die andere Ortsseite. Eine rote BoBo kam daher mit einem kurzen Güterzug vom RBL nach Lausanne. Und dann noch eine hübsche Überraschung.
Und dann? Die Hochlichtglocke leitete eigentlich die Pause ein. Am Nachmittag würden wir wieder in der Gegend sein, was macht man aber bis dahin? Ein TGV fährt ja noch nach Paris … über Vallorbe. Da in den Kehren von Arnex sollte sicherlich noch etwas gehen. Aber das war ja kaum 10min entfernt. Also nehmen wir noch ein ICN mit etwas weiter vorne bei Ependes
Der TGV in den Kehren bei Arnex kam doch ganz nett. Also mit der Drohne, von unten war das alles nicht so prickelnd. Das Licht steht für den TGV9268 nicht optimal …
20- TGV 9268 von Lausanne nach Pairs (über Vallorbe) in den Kehren bei Arnex mit der Drohne. Hinten ist sogar noch der Lac de Neuchatle zu sehen.
Und dann Mittagessen! Wohin? Ich war ja schon sehr lange nicht mehr in Vallorbe. Also fuhren wir der Strecke entlang in Richtung Grenze. Schönes Tal, mit unheimlich wenigen Möglichkeiten. Wirklich schwierig … und der Verkehr ist ja auch nicht mehr so wahnsinnig. 3 TGV Zugpaare, und der Güterverkehr fehlte bisher komplett. Ja stimmt, wo bleiben eigentlich die Spagetti Züge die es doch sonst immer über Vallorbe gibt? Vielleicht ja morgen, hmpf.
Das Bahnhofsbuffet von Vallorbe lud uns ein, es gab das Tagesmenü und eine Stunde später kullerten wir vollgefressen wieder aus dem Buffet. Schöne Location, gutes Essen. Hat wohl den Status als Geheimtipp schon hinter sich?
Ein Bild auf dem Travys «Valle de Joux» Regio wurde dann von einer Quellwolke vereitelt, die am Mittag schon zahlreich im Jura «rumhängen» - wenn ich mich der Jugendsprache bedienen darf *hihi*. Und dann hatten wir es plötzlich wieder eilig. Ein Postzug raste mit einem beachtlichen Tempo auf die Westschweiz zu und wir hatten bei Vaumarcus eigentlich eine Idee mit ihm. Es reichte dann zum Glück locker, und nach einem Domino und einem ICN wars dann Zeit für den Zug.
21- 50072 von Frauenfeld nach Daillens fährt hier bei Vaumarcus gerade dem Neuenburgersee entlang, Yverdon ist schon bald erreicht.
Und das sollte es dann an der Stelle auch schon wieder gewesen sein. Der Wipf war im Anmarsch und im nächsten ICN als Passagier auf dem Weg zu uns. Um 16:30 würde er gerne von uns in Essert-Pittet am Bahnhof abgeholt werden. Denn im Block hinter seiner S-Bahn sollte der nächste Güterzug in Richtung Lausanne kommen. Der Stellenwechsel bot sich an und schon standen wir wieder in Essert-Pittet.
22- BoBo Land dieses Jurasüdfussgedöns. Hier haben wir gleich zwei davon am 61452 von Biel nach Lausanne
Und das war es dann auch erstmal wieder mit Güterverkehr nach Lausanne, die andere Richtung war Lichttechnisch ja nicht so gerade. Was tun? Etwas Bummelbahn? Bummelbahn ohne Stadler? Gibt’s ja gleich nebenan, bei der Chavornay – Orbe Eisenbahn. Normalspur und vor allem wegen dem Güterverkehr noch existent. Aber auch Personenverkehr gibt’s, mit einem 2-Achser fährt da die Bahn ständig hin und her. Nächstens wird die Bahn umgebaut und fortan soll es dann direkte Züge nach Lausanne geben (also FLIRT wohl). Hübsch kommt dieser Triebwagen auf jeden Fall auf der Brücke bereits in Orbe.
Kurzer hübscher Ausflug. Aber das wars auch schon aus der Ecke. Wir fuhren einfach wieder zurück an die Hauptstrecke. Ein BLS Zug sollte wieder kommen … zwar nach Norden, aber bei Bavois auf der Geraden müsste es schon irgendwie gehen?
Da pflanzten wir uns dann hin und fotografierten bis wir keine Lust mehr hatten. Es war heiss und stickig, fast Windstill. Was da fehlt ist leider etwas ein Hügel, da hilft nur die Drohne um etwas «in die Höhe zu wachsen».
25- Beginnen wir direkt im Haltepunkt Bavois von der Strassenbrücke. Eine Re620 mal wieder, für den Zug geht’s nach Lausanne und Genf.
26- Und dann wurde es plötzlich eilig. BLS war zu früh dran … und wir mussten ja erst noch in die Gerade laufen. Unterwegs kam aber erst noch dieser Zug von Chavornay nach Lausanne, der ist einfach eine Stunde zu früh in Chavornay losgefahren und hat uns somit ziemlich überrascht. Am Zug ist ihreszeichens die einzige SBB BoBo mit Wappen … man nennt sie auch die Wildsau
28- Die Drohne blieb gleich in der Luft, denn nur 3min später kam die BLS mit dem Tanker. Eine hübsche saubere Vectron zieht.
29- Vor den nächsten Güterzügen noch etwas Planverkehr. ICN5 nach Lausanne. Etwas weiter oben sieht man auch was da hinten dann irgendwann kommt, das Alpmassiv
Das war’s dann. Wir mochten nicht mehr in der Sonne schmoren. Eine Dusche musste her, und die Zeit fürs Abendessen rückte näher. Wir fuhren flott über Lausanne nach Chexbres. Wipf quartierte sich bei Christof ein und nach einer erfrischenden Dusche gings runter zum Restaurant. Der Monsieur, wie gestern, nein, kein Platz. Reservation? Nein, kann nicht sein, es sei nämlich alles voll. Als wir dann heute etwas energischer geblieben sind bot er uns immerhin einer der vielen freien Tische an der (offenen) Fensterreihe an. War wie auf der Terrasse. Er war alleine und sichtlich im Stress, aber für sein Lapsus gabs immerhin die erste Runde Bier auf kosten des Hauses.
Morgen geht’s dann früh raus … wir wollen nach Frankreich.