Vielleicht kommt ja noch ein Güterzug! (7)

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Donnerstag 15.10.2020

Gestern konnten wir als sehr erfolgreichen Tag verbuchen. Wir hatten eigentlich kaum noch Wünsche offen für die Rhodopenbahn. Ok, die zwei Fotostellen, die gestern in Wolkenschäden untergegangen sind wären schon noch offen, aber nur wegen den beiden Stellen nochmals einen Tag anhängen? Auch die Wettersituation meinte eindeutig: weg aus Velingrad, weiter in Richtung Osten. Und so hatten wir uns für die restlichen verbleibenden Tage nochmals ein Programm im Bereich von Dimitrovgrad zusammengestellt. Allzu früh mussten wir aber auch heute nicht raus. Wir wollten mit dem Morgenzug aus Velingrad nach Septemvri noch was machen, der fährt aber bekanntlich erst kurz vor neun. So konnten wir uns auch heute mal wieder dem Morgenbuffet widmen, bevor wir dann auscheckten und uns zuerst mal kurz vor Velingrad an die Strecke stellten. Noch war es sonnig und so konnten wir einmal mehr den ПВ 16102 "Рила" ablichten. Zuglok war heute die 75 006.

ПВ 16102 "Рила" in Velingrad


Als weitere Stellen waren wir gerade etwas planlos. Kurz nach Velingrad an den Bahnübergang mussten wir uns nicht noch einmal stellen. Die weitere Strecke bis Kostandovo ist recht eingewachsen und wirklich was überzeugendes hatten wir da nicht. Kostandovo hatten wir auch schon, auch war da gerade eine etwas düstere Lichtphase - bereits waren erste Schleierwolken am Himmel auszumachen. Wir entschlossen uns dann mal die Schleife bei Dolene zu testen. Wir sind da schon mal einige Meter die Piste reingefahren, fanden dann aber, dass die Schlaglochpiste nicht zielführend sei, da zu zeitfressend für weitere Fotos. Heute aber hatten wir Zeit, so fuhren wir nochmals die Piste rein, diesmal bis nach ganz hinten. Die Strecke war wie sonst auch recht eingewachsen. Schlussendlich landeten wir beim Viadukt in der Schleife. Da sich in Dolene der 16103 und der 16102 kreuzen, hatten wir innert kurzer Zeit zwei Fotos. Zuerst kam der ПВ 16103 "Родопи" aus Spetemvri

ПВ 16103 "Родопи" bei Dolene


Wir wechselten dann die Seite und die Höhe für den 16102:

ПВ 16102 "Рила" bei Dolene


Wir hoppelten anschliessend zurück auf die Hauptstrasse. Bereits kurz nach Tsepino hatten wir den Zug wieder überholt. So konnten wir uns bei der Brücke kurz vor Varvara nochmals hinstellen:

ПВ 16102 "Рила" bei Varvara


Und dank des Aufenthaltes in Varvara gab es ein weiteres Bild dann auf der Fläche nach Septemvri rüber:

ПВ 16102 "Рила" bei Varvara


Dann verliessen wir die Rhodopenbahn aber endgültig. Unser Ziel war nun die Hauptstecke nach Plovidv. Zeitlich reichte es wunderbar für den nun anstehenden БВ1611. Dieser sollte den Sichtungen der letzten Monate eigentlich eine von DB Schenker gemietete dänische EA dran haben. Wir haben den Gegenzug vor ein paar Tagen auch schon so erwischt. Als Stelle hatten wir eine Brücke bei Kovachevo ausgemacht.
Deutlich war schon der angekündigte Schlonz am hereinziehen, es reichte aber noch gerade knapp für ein sauberes Sonnenfoto. Etwas erstaunt waren wir aber aber der Zuglok - es war keine EA, sondern eine 46.2 (immerhin).

46 211-5 zieht den БВ1611 bei Kovachevo in Richtung Svilengrad


Wie schon in der Planung vorgesehen fuhren wir nun dem Zug hinterher. Das Wetter trieb uns eh in Richtung Osten und so war die berechtigte Hoffnung da, dass wir den bis zur Endstation Svilengrad nochmals erwischen würden. Müsste eigentlich locker reichen, da wir auf der Autobahn auch gut vorankommen sollten. Als Zielstelle hatten wir uns eine Brücke bei der Einfahrt in den Bahnhof Svilengrad ausgesucht. Das Wetter war in der Gegend deutlich besser, auch wenn durchaus einige grosse Wolken auf Durchreise waren. Rund eine halbe Stunde nach unserer Ankunft war dann auch der БВ1611 hier:

46 211-5 mit dem БВ1611 kurz vor der Endstation Svilengrad


Die Stelle bot sich an gleich noch etwas weiter zu warten. Sie war passend im Licht und das noch für mindestens zwei Stunden. Zudem waren wir hier wieder am europäischen Korridor, so dass wir auf Güterzüge hofften. In Svilengrad hatten wir auf alle Fälle schon einen Containerzug der ÖBB mit Taurus in Richtung Türkei stehend gesehen. Es wurde aber mal wieder eine lange Warterei. Im Bahnhofsbereich war zwischenzeitlich mal etwas Leben in Form einer BDŽ 43er auszumachen, welche einige Güterwagen herumrangierte. Sonst flimmerte aber nur die Luft und wir wurden Zeuge von immer mehr Wolken, welche immer wieder vor die Sonne zogen. Kurz nach zwei Uhr wurden wir erlöst. Es kam was und dies sogar aus der richtigen Richtung. Die BDŽ hatte ein einsehen und schickte einen Zementzug - soviel zu "internationaler" Korridor....

43 539-3 mit einem Zementzug bei Svilengrad


Wir entschlossen uns nach einer kurzen weiteren Warterunde für einen Stellenwechsel. Ziel war nun die Stelle bei Preslavets wo wir auch schon waren. Dort sollte um vier Uhr ein Desiro nach Svilengrad auftauchen. Und vielleicht kommt ja vorher noch ein Güterzug ;)
Wir warteten dann bis vier Uhr - bewegt hat sich in der Zeit unter uns: nichts. Weder nach Westen noch nach Osten war was unterwegs und so gab es als nächstes Foto den ziemlich verschmierten Desiro:

ПВ10145 bei Preslavets


Da wir bis jetzt so extrem viel Glück mit Güterzügen hatten, legten wir unser Hauptaugenmerk halt mal wieder auf die Personenzüge. Das bedeutete: Stelle suchen für den БВ1614. Was da dran war ist klar, da es sich um die Gegenleistung des heute morgen zweimal fotografierten БВ1611. Bei Chrenogovoro hatten wir auch eine passende Stelle in Petto:

46 211-5 zieht den БВ1614 bei Chernogovoro in Richtung Sofia


Danach ging es flugs zurück nach Preslavets, wo wir den Rest des Abends verbringen wollten. Vor anderthalb Wochen hatten wir hier ja noch eine recht gute Zugsdichte erwischt, vielleicht kommt ja auch heute noch was.
Und zumindest die BDŽ hatte ein einsehen und schickte einen Schiebewandwagenzug mit türkischen Schiebewandwagen vorbei:

43 518-7 mit einem Schiebewandwagenzug aus recht frischen türkischen Schiebewandwagen bei Preslavets


In der Gegenrichtung war dann wieder ein Desiro im Plan. der schon fotografierte 30 020 kam aus Svilengrad zurück:

ПВ10144 bei Preslavets


Wir blieben bis zum Schluss - es kam aber nichts mehr. Für die Nacht hatten wir uns wieder in Dimitrovgrad einquartiert - wir wählten dazu das gleiche Hotel (Hotel Estilo) wie vor anderthalb Wochen. So schlecht war das aus der Erinnerung her nicht, recht zentral und direkt neben einem Kaufland gelegen bot es alles was wir brauchten. In besagtem Kaufland besorgten wir uns noch letzte Vorräte für morgen, danach gab es ein Nachtessen im dem Hotel zugehörenden Bistro. Morgen bleiben wir nochmals in der Gegend: Das Wetter ist hier definitiv am Besten. Gegen Abend hin geht es dann zurück nach Sofia.


Freitag 16.10.2020

Wir waren mal wieder früh am morgen unterwegs. Die Sonne war gerade am aufgehen als wir uns an die erste Stelle des Tages bei Krum nahe von Dimitrovgrad verschoben. Wettermässig war es etwas na ja: Sonne war klar auszumachen, es hing aber etwas Nebel und eine leichte Schmodderschicht am Horizont, so dass die Beleuchtung eher schwach war. Kaum waren wir auf der geplanten Brücke kam auch schon was. Passend zu unserem Glück mit Güterzügen kam die private PIMK-Rail mit einem Containerzug bespannt mit einer Vectron von hinten. Und passend zu unserem Glück waren wir natürlich an einer Stelle wo man Züge von hinten einfach nicht fotografieren konnte. :(
So war dann der erste fotografierte Zug der geplante КПВ10231, welcher kurz vor halb neun kam:

44 130-0 mit dem КПВ10231 bei Krum


Wir blieben hier, da wir a) keine andere Stelle hatten, b) diese noch mindestens bis zum nächsten Personenzug im Licht blieb. Es wurde zwischenzeitlich immer heller, die Sonne tauchte langsam aus dem Schmodder auf. Die Hoffnung lag natürlich darauf, dass bis zum Desiro kurz nach zehn noch irgend ein Güterzug kommen würde. Das Zeitfenster wäre auf alle Fälle da. Pünktlich viertel nach zehn kam dann der versiffte Desiro 30 020 als БВ8601 vorbei. Damit sei gesagt - nix mit Güterzug....

БВ8601 bei Krum


Wir zogen von dannen und fuhren zuerst nach Konstantinovo, wo eine passende Stelle vorhanden war. Kaum waren wir vor Ort und hatten uns für Ostfahrer hingestellt, rumpelte es von hinten und eine BDŽ 45er fuhr uns mit einem kurzen Getreidezug in den Rücken. Natürlich sahen wir den Zug zu spät und natürlich standen wir mal wieder so, dass auch keine Notschlachtung möglich war. Und natürlich kam bis kurz vor 12 dann wieder nichts mehr. So wechselten wir dann kurz nach Simeonovgrad wo wir uns Ausgangs des Ortes auf einer Strassenbrücke platzierten. Wir hatten bei der Recherche gesehen, dass von der Brücke was gehen könnte und in der Tat: uns präsentierte sich eine wunderbare Fotostelle, passend für einen Güterzug...
Bald schon kam der heute schon fotografierte Desiro aus Svilengrad zurück. Es war einmal mehr der versiffte 30 019/020:

КПВ10142 bei Simeonovgrad


Nochmals ging es kurz an die Stelle bei Konstantinovo. Der soeben fotografierte Desiro kreuzt in Nova Nadezhda den bekannten БВ1611. Natürlich hatten wir auch heute die Hoffnung auf eine EA. Gestern war immerhin eine 46.2 dran. Die Hoffnung auf eine EA zerschlug sich aber leider. Insofern noch schlimmer war eine ordinäre 45er dran.

Eigentlich hatten wir ja auf eine gemietete 86 von DB Schenker gehofft, da die häufig in dem Umlauf des БВ1611 läuft. Am Vortag kam immerhin eine 46.2, heute dann nur eine ordinäre 45er :(


Wir wechselten wieder zurück auf die Brücke bei Simeonovgrad in der Hoffnung, dass da irgendwann noch ein Güterzug auftauchen würde. Kurz vor drei hatten wir einmal mehr erfolglos die Füsse platt gewartet. Voller Zuversicht (oder so...) wechselten wir nach Preslavets. Vielleicht kommt dort ja noch was. Wir waren noch nicht so lange dort am warten rumpelte es. Unverhofft tauchte von Svilengrad her eine EA mit einem Containerzug auf. Obwohl wir eigentlich für Ostfahrer standen, reichte es immerhin für eine Notschlachtung des Westfahrers.

Gewartet hatten wir auf etwas aus der Gegenrichtung, dann rasselte es im Einschnitt und 86 013 fuhr durch - Zeit den Zug zu verfolgen...


Für uns war klar - den Zug wollen wir wenn immer möglich nochmals erwischen, auch ist es die Fahrkarte in Richtung Westen. Als Deadline hätten wir den später folgenden БВ1614 gehabt, aber da der nur mit einer ordinären 45er bespannt war, war dieser Güterzug unser Ticket in Richtung Sofia. Wir fuhren also schnellstmöglich auf die Autobahn und rüber nach Dimitrovgrad, wo wir hofften den Zug bei Chernogovoro nochmals zu erwischen. Da er noch eine Kreuzung mit einem Desiro hatte, hofften wir auf genügend Vorsprung bis dorthin. Die Kreuzung war aber speditiver als gedacht und so kam er uns mitten zwischen Dimitrovgrad und Chernogovoro entgegen. Plöd...
So hiess es: Bitte wenden, wieder zurück auf die Autobahn und weiter fahren. Da die Autobahn nun recht weitab der Bahnstrecke führt und wir unseren Vorsprung für eine andere mögliche Stelle preisgegeben hatten, blieb uns nicht viel anderes möglich als in die Region Pazardzhik vorzuziehen. Dort hatten wir zwischen Pazardzhik un Septemvri einige Brücken die wir ja schon getestet und für gut befunden haben. Anderthalb Stunden später waren wir vor Ort. Es war sogar Sonne. Da noch ein Personenzug im Plan war war für uns die Frage etwas: kommt der Güter vor oder nachher? Kurz vor Durchfahrt des Personenzuges wurde es dunkel - eine Wolke schob sich vor die Sonne. Kurz nach dessen Durchfahrt tauchte auf dem falschen Gleis fahrend auch unser Güterzug auf - es blieb dunkel.
Zu unserer Überraschung war die Bespannung aber nicht mehr gleich. Hinter der EA lief neu auch noch ein Engländer in Form einer Class 88 mit (ehemalige englische Class 92). Irgendwo musste der noch eingereiht worden sein.
Für uns die Erkenntnis: ohne dieses Manöver wäre das noch sehr eng geworden. Leider blieb es aber bei diesem Dunkelbild:

Bei Zvanichevo hatten wir den Güterzug dann überholt - leider siffte aber kurz vorher der Durchfahrt das Wetter ab. Zu unserer Überraschung war hinter der 86 013 dann noch ein Engländer in Form der 88 027 (ehemalige Class 92) eingereiht.


Wir fuhren nun auf direktem Wege via Septevmri in Richtung Autobahn. Als wir dabei die Bahn überquerten sah ich noch eine lange Reihe fabrikneuer Kesselwagen im Bahnhof stehen, welche ich fotografieren wollte. So legten wir nochmals einen kurzen Zwischenstopp am Bahnhof ein. Anderes Programm hatten wir eh nicht mehr. Es sollte sich aber durchaus lohnen - nicht nur wegen der Kesselwagen.
Kurz vor halb sieben gab es noch einen Personenzug nach Pazardzhik, welcher mit einr ganz netten Lok bespannt war: 44 001 in Sonderlackierung:

44 001-3 ist eine von zwei Maschinen der Reihe 44 mit Sonderlackierung. Hier beschleunigt sie den БВ8641 aus Septemvri


Und auch die Rhodopenbahn bot uns noch eine Überraschung. Der КПВ 16221 - ein Zusatzzugspaar Septemvri - Velingrad, war einerseits mit dem wirklich einzigen gesichteten, versprayten Personenwagen der Schmalspurbahn gebildet, andererseits aber mit der bis dato nicht gesehenen vierten betriebsfähigen 75 - der 75 005 - bespannt. Und die Lok sah wie aus dem Ei gepellt aus. Ein Blick auf's Revisionraster verriet wieso: 5.10.20 -> 11 Tage her seit die eine Revision mit Neuanstrich erhalten hat.

КПВ 16221 abfahrtbereit in Septemvri. Die Lok ist frisch aus der Revision, der Wagen leider der einzige versprayte Wagen den wir auf der Ganzen Tour auf der Rhodopenbahn überhaupt angetroffen haben.


Das war nun aber wirklich das letzte Foto der Rhodopenbahn der Tour. Was noch final anstand war die Fahrt via Autobahn nach Sofia rein, wo wir uns in der Nähe des Flughafens in einem Hotel ein Zimmer gebucht hatten. Die Fahrt war unspektakulär, angesichts des durchaus dichten Verkehrs aber auch mühsam. So war der Entscheid in Sofia dann gleich im Hotel was zu essen recht schnell gefällt. Kurz nach elf war dann Feierabend.


Samstag 17.10.2020

Ein letztes mal hiess es früh aufstehen und so waren wir kurz vor Sonnenaufgang bereits unterwegs. Unser Flug ging erst um 1600, so dass wir den Morgen über noch was machen konnten. Über Nacht war eine Schlechtwetterfront mit Regen, Blitz und Donner über uns gezogen. Die Wetterfrösche meinten aber, dass heute in der Iskar-Schlucht die Sonne auftauchen sollte. Genau das wollten wir jetzt austesten. Erste Anlaufstelle war die Felsenstelle bei Tserovo, welche wir trotz zwei Anläufen immer noch nicht zufriedenstellen hatten. Das Wetter präsentierte sich eigentlich als durchaus Sonnig - wenn da nur nicht dicke Nebelschwaden durch das Tal gewabert hätten. Noch hatten wir aber etwas Zeit bis zum angedachten Personenzug und so warteten wir zuerst noch im Auto auf Sonne. Langsam entwickelte sich ein kleiner Spot, als der angrenzende Bahnübergang zu bimmeln begann. Zeit für den gedachten P-Zug war es nicht, wir hatten aber beide aus Unwissenheit auf was P-mässiges von hinten getippt, daher nicht interessant. Aber natürlich war es kein Personenzug von hinten, natürlich war es ein Güterzug von vorne, natürlich einer der privaten TBD Cargo, bespannt mit einer 46er und natürlich wäre der halb in Sonne bei uns durch. Vielleicht kommt ja noch ein Güterzug? Ja, bla bla und so. Wenn es mit Güterzügen nicht wirklich klappen will, dann klappt es einfach nicht so wirklich. Einmal mehr waren wir etwas gefrustet. Wir stellten uns dann für den P-Zug raus, welcher dann im ausgesprochen Nichtlicht durchfuhr - der Nebel war mal wieder stärker geworden.

БВ7621 bei Tserovo


Da nun ein paar Züge aus Sofia anstanden, suchten wir auf der anderen Seite von Tserovo eine passende, bis jetzt von uns nicht abgeackerte Fotostelle auf. Es begann nun immerhin endgültig aufzureissen, obwohl ein paar Restnebelfetzen die Sache immer mal wieder spannend machten.
Der erste Zug kam aber sauber durch:

КПВ20201 bei Tserovo


Auch für Nummer 2 war es ganz passend

БВ2671 bei Tserovo


Da der dritte im Bunde recht bald nach dem zweiten Nordfahrer kam, lohnte sich ein Stellenwechsel nicht und so blieben wir nochmals hier. Zuerst kam aber noch ein Desiro von hinten vorbei. Mit 30 023/024 war es wieder ein ziemlich übel verschmiertes Exemplar:

КПВ20274 bei Tserovo


Nur ein paar Minuten später bog dann eine weitere 44er um die Ecke. Zu unserer Freude war die Komposition auch sehr sauber. Dafür trieben mal wieder ein paar Nebelschwaden ihr Unwesen. Es reichte aber zu einem bis auf den Hintergrund sauberen Bild.

БВ2611 bei Tserovo


Zum Abschluss der Fototour wollten wir nun noch eine Stelle bei Gara Bov umsetzen. Bevor da was ging, war aber zuerst mal noch etwas Grünpflege notwendig. Angesichts dessen, dass an der vorherigen Fotostelle die bisher verwendete Klappsäge ihr zeitliches gesegnet hatte und wir nur noch mit einer Gartenschere ausgestattet waren, war das etwas mühsam. Mitten drin sahen wir dann im Bahnhof einen Güterzug mit einer 43er stehen. Da wir den unbedingt noch erwischen wollten, liessen wir die Stelle dann sein und fuhren zurück in Richtung Sofia und stellten uns in Vlado Trichkov hin. Kaum vor Ort, machte uns eine der inzwischen aufgetauchten Quellwolken ihre Aufwartung. Als dann schon bald danach der Güterzug hörbar war, war klar: Dunkelbild.

43548-4 mit einem Güterzug bei Vlado Trichkov


Irgendwie symptomatisch für unser Glück in Bezug auf Güterzüge für diese Ferien. Es sollte dann auch unser letztes Foto der Reise werden.
Anschliessend ging es zurück nach Sofia, wo wir noch kurz in den Aussenbezirken herumkurvten um allenfalls ein gescheites Bild der dortigen Tramstrecken zu machen. Mittagszeit und Linien entweder in Ost/West oder in Nord/Südausrichtung sind dem aber nicht förderlich und so gaben wir dann nach kurzer Suche auf und fuhren endgültig an den Flughafen. Das Auto war schnell abgegeben - Parken, Schlüssel einwerfen, fertig.
Nach einer Fiebermessung und Ticket-Check beim Einlass an den Flughafen, waren wir schon bald unsere Koffer los und durch die Sicherheitskontrolle durch und warteten auf unseren Flieger aus Wien. Kurz vor vier ging es los, wirklich viel habe ich nicht mitgekriegt. Anderthalb Stunden später landeten wir in Wien, wo es dann per Bus zum Terminal ging. Wir hatten nun knapp 50 Minuten Zeit für unseren Anschluss nach Zürich. Und Wien Schwechat bot dafür das volle Programm:
Zuerst gab es eine Passkontrolle - wir reisen ja nach Schengen rein.
Es folgte eine Kontrolle vom Österreichischen Bundesheer. Da wir nur in Transit waren war das schnell erledigt.
Dann folgte das für mich unbegreifliche: Wir landeten als Transitreisende in den öffentlichen Bereichen des Flughafens. Was das bedeutete war klar: Der ganze Scheiss mit Sicherheitskontrolle durfte nochmals durchexerziert werden. Wieso gewisse Flughäfen meinen sie müssen Transitreisende die nach Schengen einreisen zwischendrin in die öffentliche Bereiche führen, ist für mich nicht verständlich und einfach nur dämlich. Nur weil ich in Schengen einreise will ich nicht zwingend auch in Österreich einreisen. Ich bin immer noch Transitpassagier! Zürich beispielsweise macht auch eine Passkontrolle, führt dann Transitreisende aber direkt zu den Terminals und nicht via öffentlichen Bereich und zusätzlicher Sicherheitskontrolle dahin.
Und ja: ich hatte so ziemlich die Arschkarte gezogen bei der Sicherheitskontrolle. Die Bedienerin der Gepäckröntgenanlage war wohl komplett neu und entsprechend überfordert. Quasi jedes zweite Gepäckstück wurde zur Spezialbehandlung aussortiert. Ich stand so zur Nachkontrolle schon als Nummer 3 in der Schlange. Und die Person direkt vor mir war natürlich mit allerhand Fläschchen und Tübchen mit mehr als den 150ml Inhalt unterwegs. Dementsprechend brauchte die Kontrolle Zeit ohne Ende. Als ich dann nach knapp 10 Minuten Wartezeit endlich auch an die Detailkontrolle kam, waren hinter mir schon wieder ein halbes Dutzend weitere Personen am warten. Mein Fotorucksack wurde dann einmal komplett zerlegt. Dass ich die Kamera separat durch die Kontrolle lasse und Laptop / Tablet auch raus nehme ist Standard. Dass ich neu sogar Blitz und alle Objektive gesondert aufs Band legen soll (wurden alle nochmals separat geröntgt), ist mir noch nie passiert. Dazu wurde dann auch am hinterletzten Teil der Ausrüstung noch ein Abstrich für die Sprengstoffkontrolle genommen. Auch wenn der gute Mann nur seinen Job macht - ich (und eigentlich alle die hier in dieser Schlange gerade zerlegt wurden) waren doch etwas angepisst und er bekam dies auch lautstark zu spüren.
Aus dem geplanten kurzen Imbiss zwischen den beiden Flügen wurde nichts. Es reichte nach einem schnellen Gang durch den Terminal gerade noch für eine Pinkelpause bevor auch schon das Boarding losging. Per Bus ging es wieder aufs Rollfeld. Bis wir aber dann einsteigen konnten, dauerte es. An der Dash8 war noch irgend ein Batterieproblem vorhanden, welches durch ein paar Techniker zum Glück gelöst werden konnte. So ging es mit nur wenigen Minuten Verspätung los nach Zürich, wo wir fast pünktlich landeten.
Pascal hatte schon bald eine passende Verbindung nach Pfäffikon, so dass wir uns schnell verabschiedeten und getrennt auf den Heimweg machten. Ich hatte noch etwas mehr Zeit, so dass ich mir noch was zum Abendessen besorgen konnte. Knapp 2h später war ich dann auch in Thun.


Epilog

Ferien zu Zeiten von Corona - für die Planung definitiv kein einfaches Unterfangen. Bulgarien hat aber als quasi Notlösung doch sehr gut funktioniert. Das Land bietet einen interessanten Betrieb mit eigentlich vielen verschiedenen Fahrzeugen. Landschaftlich sind einige reizvolle Strecken auszumachen (das Land bietet in der Hinsicht auch sonst sehr viel meiner Meinung nach). Im Personenverkehr ist als Manko ein bisschen die Graffity-Problematik zu erwähnen, sonst aber kann man sich auf den meisten Linien damit fotografisch den Tag unterhalten. Die Rhodopenbahn ist ein Thema für sich - ein Besuch dort lohnt sich wirklich.
Wo wir aber wirklich nicht glücklich wurde war der Güterverkehr. Vermutlich wirkt da Corona auch noch ein bisschen mit. Der Güterverkehr ist eher lau und nicht planbar. Triebfahrzeugtechnisch wäre es hier über die verschiedenen Gesellschaften extrem spannend - aber wenn nichts fährt...
Dass das Wetter dann nicht immer zu unserem Wohlgesinnen war, ist einfach wie es ist. Berichte von Kollegen die zeitgleich in Nordeuropa unterwegs waren vermeldeten von dort nichts anderes und auch zu Hause war das Wetter sehr wechselhaft. Die Grosswetterlage über Europa war zum Zeitpunkt der Ferien schlicht schwierig.
Im Grossen und Ganzen sind wir aber zufrieden (und gesund ;) ) aus Bulgarien zurückgekehrt und die zwei Wochen Abwechslung zu Homeoffice, quasi als Corona-Auszeit, haben wirklich gut getan.