Nordskandinavien im Coronaherbst (1/11)

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Sonntag 13 September
Früh ging es nicht los heute. Erst um 11:50 Uhr sollte unser Flug nach Amsterdam die Limmatstadt verlassen. Also so ungefähr und wir hofften mal darauf pünktlich raus zu kommen aus Zürich. Denn viel Verspätung mochte es nicht leiden bei dem Anschluss nach Stockholm.
Stockholm über Amsterdam, auch ganz schon dumm irgendwie. Aber bei dem Preis ... und bei den Zeiten ... es gab nicht viele Gründe direkt mit der Swiss zu fliegen. Der Umstieg und der potenzielle Anschlussverlust wäre eigentlich auch gleich der einzige Grund. Aber bei den doch eher bescheidenen Flugbewegungen am Himmel über Europa dürfte der normale Wahnsinn wie man ihn noch letzten Sommer erlebt hat kaum mehr vorkommen.
Viel zu früh stand ich am Bahnhof von Uster und wartete auf die S14. Noch in kurzen Hosen, man ist ja grundsätzlich mal optimistisch eingestellt. Und die Wettervorhersagen, achbah, die ignorierte ich einfach mal gekonnt. Ist durchaus eine Tugend von mir :-). In Oerlikon wechselte ich in den IC5 zum Flughafen. Schön hält jetzt mehr Fernverkehr in Oerlikon, aber als ich den Koffer in den ICN gewuchtet hatte fluchte ich etwas nicht die kurz danach fahrende S-Bahn mit Niederflureinsteig benutzt zu haben. Fernverkehr mag sein, aber Gepäcktauglich sind die Kisten einfach mal eher nicht. Aber die 5min brachte ich auch im Türbereich gut rum, ohne auch nur einen einzigen Reisenden dabei gestört zu haben. Viel war nicht los an diesem Sonntag um 10 Uhr auf dem Zug.
Am Flughafen war genau so wenig los, am Check-In war kaum jemand und an der Sicherheitskontrolle waren die drei Bahnen unten praktisch frei. Andere Ziele waren dann auch eher Urlaubsziele im Mittelmeerraum. Zwei Flüge in die USA, und das wars dann eigentlich mit Langstrecke auch schon für heute. Was die Corona Zeit so alles mit dem normalen Alltag macht ...
Nach dem obligatorischen Schnitzelbrot vom Steinerbeck und etwas rumsitzen am Gate A83 ging das Boarding sogar früher los als angekündigt. Die 737 der KLM stand schon lange rum und auch das Personal hatte wohl Stalldrang. Viel zu früh war alles fertig. Was aber nicht mal daran lag, dass der Flieger besonders leer gewesen wäre. Ich würde mal sagen so zu 2/3 belegt war er schon, keine freie Reihe mehr, aber einiges an Mittelplätzen frei, so auch in unserer Reihe weit hinten im Flieger.
Der Flug war langweilig und kurz. Da rollten wir fast länger von der Polderbahn ans Gate in Amsterdam. Pünktlich waren wir und der Anschlussflug nach Stockholm ging kaum 5 Gates weit entfernt. Also hiess es nochmal 30min warten, auch wenn die Umsteigezeit mit knapp einer Stunde knapp angesetzt war (also für normale Verhältnisse). Der Flug nach Stockholm wurde dann voll, also so richtig. Wir wunderten uns schon warum Gubi nur noch Mittelplätze reservieren konnte, aber die Antwort war dann einfach - weil einfach alles belegt ist. Corona und so ... momol. Aber wir wollen uns beileibe nicht beschweren, denn nur weil KLM die Flieger füllt kamen wir spontan noch zu diesen guten Preisen. Und die Masken blieben den ganzen Flug über bei allen Leuten im Sichtfeld brav auf.
Erst dachte ich nicht viel Glück zu haben, Kinder hinten, vorne, nebenan. Alles voller Kinder ;). Aber die waren brav und meine Ohrstöpsel sind wirklich dicht. Und Glück hatte ich auch noch, denn genau in meiner Reihe blieb der Gangplatz frei, also konnte ich etwas Abstand zwischen mich und meinen Fensternachbarn bringen. So waren die etwas über 2h auch ganz erträglich. In Stockholm dann fast das übliche Gedränge überall. Beim Aussteigen wie auch am Gepäckband. Aber auch wenn es nur ein Gefühl ist, etwas mehr Abstand als normal war schon überall zu sehen.
Gubis Koffer war früh dran, meiner eher weniger. So haben wir viel Zeitvorsprung wieder eingebüsst den wir unverhofft bekommen haben weil man hinten am Flieger auch aussteigen konnte. So wirklich eilig hatten wir es zwar nicht, aber doch ein bisschen. Denn Hertz macht um 17 Uhr den Schalter dicht, ab dann sollten wir unser Auto am Automaten auslösen. Damit habe ich kein Problem, aber kann man am Automaten auch Gubi dazu buchen? Kann man am Automaten auch die Super Cover Versicherung kaufen (die unverschämt günstig offeriert wird - aber Online nicht gebucht werden kann)? Und kann man da auch Norwegen dazu kaufen? Alles fragen über Fragen ... die uns ein Mensch besser als ein Automat beantworten könnte.
Wir waren um 17:04 Uhr beim Car Rental Center eingeflogen, die ewige Busfahrt half nicht gerade schneller zu sein. Der Dude von Hertz war aber noch da und verwies uns sogleich an den Automaten. Unser Schlüssel sei da. Aber die kurze Frage ob man da alle unsere Optionen buchen kann stellten wir frecherweise doch noch schnell. „Jaja ... glaube ich, vielleicht“. So ungefähr war seine Antwort. Also setzte er sich hin und tippte alles doch vor Ort. Gut so, alles einfacher. Denn der Automat, den wir dann für die Schlüsselübernahme doch noch bemühen mussten, machte nicht so einen vertrauenserweckenden Eindruck. Die Software, die Geschwindigkeit und der Touchscreen erinnerte mich doch stark an die alten DB Fahrscheinautomaten ... also nichts was man bedienen will, wenn man nicht unbedingt muss.
So kurvten wir um 17:30 Uhr vom Platz und sofort waren wir auf der E4 nach Norden, günstig gelegen ist der Flughafen schon, zumindest wenn man in diese Richtung stechen will. Viel geschah in den nächsten 1 1/2 Stunden nicht. Wir fuhren einfach nordwärts um unser Ziel, das Best Wester in Söderhamn (Söderhafen) zu erreichen. Ob es wirklich das Zuhause von Söder ist, also sozusagen ein Flecken Bayern in Schweden? Weiss ich nicht, denn es war dunkel als wir vor dem Hotel auf den Parkplatz gerollt sind. Wer also wissen will was die Franken da oben machen soll selbst hinfahren, den gefallen übernehme ich niemanden ????


Montag 14. September
Aufstehen um 7 Uhr, Frühstück (für Gubi), Abfahrt um 8 Uhr. Das war so ungefähr der Plan heute früh. Und dann nach Norden treiben lassen. Die Wetterprognosen waren sich nicht so einig wie weit in den Norden man wirklich muss, da suppt etwas rum, aber vor allem in Landesinnern, und je weiter nördlich desto besser sowieso.
Das erste Ziel war mal Jättendal, an der Küstenstrecke in Richtung Sundsvall. Sundsvall war das Ziel für später, denn da war die Prognose ab Mittag so richtig gut. Wir schmissen uns wieder auf die E4 und fuhren nach Norden. Einen ersten Halt legten wir in eben diesem Jättendal ein, denn da gibt es einen kurzen offenen Abschnitt in der Landschaft. So wirklich geht das aber …, ach doch da von der Wiese aus? Also sind wir in der Sonne mal auf die Wiese gelaufen, um dann festzustellen, eigentlich nein. Kommt überhaupt etwas? Hochja, ein Snabbtåg nach Stockholm, oder ist der schon durch? Nein, denn kaum auf dem Fahrplan mehr Studium betrieben kurvte die Renn-Regina von hinten heran.

1- Das erste Bild, nichts was man unbedingt zeigen muss, aber es ist das erste Bild. Hier ist eine Rennregina (X55) bei Jättendal zu sehen wie sie als Snabbtåg von Umeå nach Stockholm nach Süden fährt.


Wir stellten das Fahrplanstudium für die Regina ein, hatte sich erledigt. Ja, alles etwas mühsam geworden hier in Schweden, seit die täglichen grafischen Fahrpläne nicht mehr im Netz zu finden sind. Und der Jahresfahrplan von solchen Strecken ist einfach ziemlich unbrauchbar. Da ist ja jeder Zug der übers Jahr mal bestellt wird drin - und verkehrt er auch nur einen einzigen Tag im Jahr. Das ganze spontane ist dann nicht drin. Man erkennt schon, so wirklich sinnvoll einzusetzen ist das nicht. Oder zumindest bisher nicht. Auf einer Strecke wie der Erzbahn mit viel regelmässigem Verkehr ist es machbar, aber an einer "viel" befahrenen Strecke wie hier unten, keine Chance (Hinweis; nein, leider kannten wir das JVF Tool zu diesem Zeitpunkt noch nicht).
Der Regina folgt im Personenzugfahrplan ein X-Tåg nach Gävle in etwa 30min. So toll fanden wir die Stelle dann auch nicht um warten zu müssen. So bequemten wir unseren Volvo wieder weg vom Parkplatz des Tourismusbüros (in dieser Gegend!?) nach Norden. Nach Gnarp. Was für ein toller Ortsname, dies allein wäre ein Ferienhaus wert. GNARP! ;)
Da gibt es laut Luftbild bisschen etwas. Und so war es auch. Die normale Regina ging prima vor dem Ort im Wald, und dann standen wir im Ort und warteten auf einen Intercity von Linköpping nach Sundsvall am Ortseingang. Dabei haben wir noch einen Anwohner verschreckt, der meinte doch tatsächlich wir sehen über den Fahrradweg an die Stelle gefahren ... also bitte, wir doch nicht. Oder doch? So richtig ausgeschildert ist das in diesem Gnarp also nicht ;). Was da wohl als IC kommt? An einen Dosto dachten wir nicht, denn so einer kam dann. Aber erst nach einem Güterzug ... was alles toll klingt ist gar nicht so toll, denn die Sonne hat sich pünktlich verabschiedet und wollte nicht mehr. Das war jetzt schade, aber vorhersehbar.

2- Ein X-Tag nach Gävle bei GNARP (so ein toller Ortsname!). Das Reginchen fährt südlich des Ortes nach Süden.


3- Beim warten auf einen IC nach Sundsvall zog es erst mal zu und dann kam sogar noch GreenCargo vorbei. Eine Rc mit mit «Mischer».


Und jetzt, Mittlinje (Sundsvall – Ånge)? Oder Botniabahn (Sundsvall – Umeå), oder ganz etwas verrücktes, Stammbana? Die Mittlinje flog bei der Durchfahrt von Sundsvall aus der Auswahl. Denn da hingen Wolken, und die beiden Mittagszüge von Norrtåg waren in der SJ App als Ausfall gemeldet. Und ob dann auch ein Güterzug kommt? Man könnte ja hoffen, aber nein. Also eigentlich Stambana, denn auch auf der Botniabahn war am Mittag alles irgendwie mit Ausfall drin. Was war denn da nur los? Recherchen später ergaben ... nichts spezielles, bisschen Bauarbeiten hier, bisschen Bastelei da und dann mal mit und mal ohne Busersatz. Also doch Stambana ;).
Aber bei Kramfors fuhren wir an einer doch ganz netten Stelle der Botniabahn vorbei, wir wollten es uns mal anschauen, einfach um es mal gesehen und notiert zu haben. Die Stelle war aber so hübsch und die Sonne schien so schön vom Himmel das man doch mal einen Blick auf den Fahrplan werfen musste. Hach, nur eine gute Stunde bis zum ersten Norrtåg des Nachmittags ... könnte man ja doch eben abwarten? Gesagt getan und mit viel Dussel war der Himmel im richtigen Moment auch völlig frei von Wolken.

4- Bei Kramfors stellten wir uns an der Botniabahn auf, bzw. am südlichen Ende davon. Eine Stunde mussten wir auf eine Bewegung warten, die Züge die in der Zeit bis dahin gekommen wären hatten alle Ausfall. Aber dieser Lokalzug von Norrtåg mit dem hübschen Lirex kam ja prima!


Wenn es schon aufreisst kann man ja auch an der Botniabahn bleiben? Denn jetzt rollte das Rad wieder. Regios und eine Rennregina waren noch angekündigt für die nächsten Stunden. Nur wo? Ich war zwar schonmal hier, aber dass ist ja eeewig her, und so richtig erinnern wo die Stellen sind konnte ich mich auch nicht mehr. Aber was solls, es gibt genug in dieser Gegend. Zum Beispiel bei Bolstarbruk ... also gewusst haben wir es nicht, aber gesehen von der Strasse aus ;). Da noch Zeit war besuchten wir den lokalen Coop und besorgten Polarbrød mit Tubenkäse. Nicht wirklich weil wir in nostalgischen Erinnerungen schwelgen wollten, vielmehr weil es sonst nichts Essbares gab ausser Keksen und solcherlei „gesundheiten“. Und ich wollte etwas richtiges Essen und nicht nur Zucker mit Fett (und nein, Tubenkäse zähle ich nicht dazu ;)).
Dann an die Stelle ... und wir hatten so viel Zeit vertrödelt, da war auch schon bald Zeit für die Züge. Mein Plan zwei Frontschüsse zu machen ging leicht daneben, denn der Snabbtåg kam zuerst, womit ich ganz sicher nicht gerechnet habe. So gab es halt zwei Nachschüsse, was jetzt auch nicht weiter schlimm ist, Rolos existieren in Schweden offenbar nicht in dieser Jahreszeit.

5- Wir sind bei Bolstabruk am Edsfjärden, noch immer an der Botniabahn. Eine Rennregina nach Stockholm kam früher als erwartet. Streiflicht ist bei dieser Lackierung auch nicht verkehrt.


6- Und dann der Zug für die Stelle vorhin, nun halt auch von hinten. Wieder Norrtåg mit dem Regionalverkehr nach Umeå.


Und dann nach Aspby. Da passte die Streckenausrichtung in dieser Gegend am besten. Die Brücke über die Bahn kam mir dann (wenig erstaunlich) irgendwie bekannt vor. Aber die Abendseite hatte ich noch nicht. Das Warten da oben war relativ unangenehm, aber die Strasse zum Glück nur sehr spärlich befahren. Was erwarteten wir, eigentlich einen Norrtåg von vorne.

7- Bei Aspby immer noch an der gleichen Strecke. Ein Norrtåg fährt nach Sundsvall. Am Nachmittag nach der «Betriebsruhe» ist an Werktagen ziemlich viel los im Personenverkehr. Der Bahnhof da vorne ist einerseits der Abzweigbahnhof für die (alte) Stichstrecke an die Stambana, andererseits gibt es auch einen Bahnsteig für den «Flughafen» … ähh ja.


Und als der durch war? Ideenlos waren wir jetzt plötzlich, denn für den nächsten Norrtåg von hinten würden wir nirgends mehr hinkommen. Also Streiflicht ... auf die Regina. Oh, Regina, auch hübsch! Noch hübscher war aber der Green Cargo Zug der sich im Bahnhof von Aspby zur Kreuzung bereit gestellt hat ... :-). Glück muss man haben, Güterzüge auf der Botniabahn sind jetzt auch keine stündlichen Gäste.

8- Ein weiterer Personenzug hielt uns auf der Brücke. Und wir hatten Glück und konnten diesen Güterzug von GreenCargo noch abstauben. Der Kreuzungszug (das Reginchen) ist hinten am Bahnsteig auch noch zu erkennen.


Das wars dann, wir buchten uns in Sollefteå das City Hotel und fuhren gemütlich der Nebenstrecke entlang da hin. Einzig aufgeschreckt von einem grünen Signal. Aber da konnte doch gar nichts kommen? Mh, Gubi war da eher weniger begeistert von meinem "neinnein", setzte sich aber nicht durch. Denn ich mochte nicht trödeln, ich wollte irgendwie noch an die Stambana. Für 5 Minuten Sonne, gute Idee ... da kommt bestimmt etwas. Durch Sollefteå durch ging es nach Forsmo und dann links weg bis Västerflo. Es ist jetzt nicht so, dass ich da etwas gekannt hätte, aber da ist ein kleiner BÜ der ganz Nett ausschaut. Auch wenn das Licht sehr spitz stand. Licht interessiert uns aber nicht, was soll schon kommen, von so viel Glück träumten wir nicht. Natürlich kam etwas, natürlich aus der falschen Richtung. Rumänen, gleich zwei davon. Hübsch, aber unfotografierbar.
Wir hatten eh nichts mehr vor, geschweige denn etwas zu tun, also setzten wir uns einfach fest bis zum Sonnenuntergang. Und in den folgenden 15min kamen tatsächlich zwei Züge nach Süden im schönsten Abendlicht. Scandinavian Light Show - schon am ersten Tag. Beängstigen! Einmal war es eine leerfahrende Mz, und dann noch ein Hector Zug. Mit Ösilok vor einer Vectron und Holzzug. Wie gesagt, wir hatten heute Nachmittag offensichtlich einen Lauf. Dafür werden wir bestimmt mal noch bitter bezahlen müssen.

9- TMZ 1419 von «BLS Rail» (nicht die BLS) fährt als Lokzug bei Västerflo nach Süden.


10- Unerwartet gefolgt von einem Holzzug mit Hectorrail. Eine 142 vor einer Vectron.


Das City Hotel lockte dann, erst Hotel, dann Essen. Der Schuppen liegt mitten in "der Stadt" (also wenn man das Dorf denn so bezeichnen will) im 4. Stock eines Geschäftshauses. Es ist Schwedisch, sehr Schwedisch. Sehr hübsch ... oder nein, nennen wir es lieber nett oder lieblich. Gut gemeint, und absolut akzeptabel. Nichts wo man Alt werden will drin, aber es ist nett. Die Bedienung ... mmh ... eher weniger. Aber wir sind ja hart im Nehmen :).
Als Restaurant haben wir ein Grill herausgepickt. Die Auswahl war auch eher bescheiden. Der Chinamann, ich hätte ja Lust auf Chinamann gehabt, macht erst am Freitag wieder auf. Der Grill war etwas mehr "feine Bude" als gedacht. Das Essen war sehr OK, aber der gute Koch hat mit Fertigprodukten um sich geworfen als hätte er seinen Berufsstolz zuhause vergessen. Der alte Pulverkönig der. Aber da ich so fertigsaucenquatsch ja nicht absolut eklig finde, sondern die auch gut runter bekomme will ich mich auch gar nicht beschweren. Mit einem tschechischen Bier geht sowieso alles runter :-).



Dienstag 15. September
Aufgewacht bin ich früh heute noch vor dem Wecker und es war herrlich. Der Blick vom Fenster geht auf den kleinen Stadtpark inmitten von Sollefteå. Da steht ein einzelner Baum mit roten und gelben Blättern (Ahorn?). Und der leuchtete in voller Kraft in der Morgensonne. Als wir dann um 07:15 Uhr zum Frühstück sind war es noch immer so .. um 07:30 Uhr dann plötzlich nicht mehr. Hm, wo ist die Sonne hin?
Das schauten wir uns dann um 8 Uhr, als wir das Hotel verliessen, genauer an. Und wo kam die Sonne da genau her, durch welches Loch der dicken Wolken kämpfte sie sich vorher? So klar war es nicht, klar war nur, es ist dunkel. Aber nicht überall, denn nach Norden war es blau, einfach nur blau. Und da hin wollten wir sowieso. Aber leider nicht weit, denn wir hatten unseren Schlafplatz gut nach der ersten Stelle ausgerichtet. Bei Forsmo führt die Stambana über eine grosse Brücke und auf dem Wiederlager der alten Brücke steht es sich wunderbar. Da waren wir zwar noch nie, aber dank Luftbildern war es nicht schwer zu erraten, wo man da hin muss und auch wie man da hin kommt. Das Auto parkten wir am Anfang des alten Bahndamms und dann liefen wir in der Sonne nach hinten. Und da waren doch tatsächlich Eisenbahner am Werkeln auf den Gleisen, und die parkten auch da. Gut getroffen. Also bin ich nochmal zurück um das Auto aus dem Weg zu stellen. David stand schon vorne und machte erst ein Bild von der Brücke in Vollsonne, und dann ein Bild von einem CargoNet Zug nach Narvik ohne Sonne.
Wir wussten aufgrund der Prognosen schon das sich da irgendwo genau bei uns eine Wettergrenze befindet. Im Süden bedeckt, im Norden schön. Aber dass die Wettergrenze doch so ganz genau bei uns war, war schon nicht ganz so toll. Denn, es hätte schon Sonne kommen können, aber wie lange es wohl dauern würde? Lange vermutlich ... sehr lange? Auf jeden Fall zu lange. So sind wir nach 30min abgedampft, gekommen ist in dieser Zeit nur ein Zug von hinten.
Wir wollten weg von den Wolken, etwas nach Nordosten. Nach (oder zum) Uvsjön. Ein kleiner Seedamm mitten im Wald. Da war ich auch schonmal, aber so richtig geklappt hat damals nichts, und wir waren eher zu spät. Ausserdem .... Drohne .... :-)
Gute 45min hatten wir da hin die wir fast ausnahmslos in der Sonne zurück legten. Erstmal da kämpften wir uns irgendwie durch den Wald und die Büsche ans Nordufer des Sees. Denn da wollte man jetzt zum Beginn erst stehen. Keuchend und mit zitternden Knien wegen den vielen mit Moos bedeckten Steinen kamen wir am Ufer an einen Platz der uns gefiel. Und es roch! Es roch so herrlich nach Herbst, nach Skandinavien. Nach Moos, nach See, nach Blättern auf dem Waldboden. Mmmmh.
Weniger schön waren die Wolken, die uns nie so richtig in Ruhe lassen wollten, auch da nicht. Denn da oben war plötzlich ein anderes Wolkenband zuständig. Und das machte es einfach dumm zu warten. David war optimistischer als ich, seine Drohne stand bereit auf einem kleinen Stein nah am Wasser. Ich für meinen Teil zog es vor mir ein paar Verschwöhrungstheorien rein zu ziehen im Netz (ein Internetsender aus der Schweiz, hat ein K und ein LA im Namen) zur Allgemeinbildung. Ob die den Unsinn, den sie in die Welt hinaus posaunen wirklich selber glauben? Auf jeden Fall ist es unterhaltsam! Also für mich, als Leser der Lügenpresse und Systemmedien. Mal schauen, ob ich nach dem Urlaub wenn ich mir das Zeug noch weiter anschaue irgendwann indoktriniert bin und daran glaube? Gubi macht sich schon sorgen ... aber ich kann ihn beruhigen :-D.
Ja wo waren wir. Achja, Drohne oder nicht, und Sonne. Es begann dann zu rauschen im Wald. Das war anders als die Autos, also ein Zug wohlwahr. Und die Drohne stieg. Ein letzter Wolkenfetzen war gerade kurz davor vorbei zu ziehen, ob das reicht? Zum Glück, also für alles reichte es. Und es kamen zwei Rumänen mit einem leeren Stahlzug. Das war doch mal hübsch! Es war zwar schon 11 Uhr durch und für ein erstes Bild war es reichlich spät, aber immerhin ... Sonne :-).

11- Wir sind im Wald an der Stambana. Also ja, DEM Wald – denn Mittelschweden besteht ja aus einem grossen Wald. Wir sind am Uvsjön hinter Skorped. Der erste Zug war dieser leere Stahlzug mit zwei Mb von Green Cargo.


12- Gubis Drohne war hier das erste mal in diesem Urlaub im Einsatz, meine hatte noch Pause. Selber Zug, selber See. Nur mit der Auslösung muss Gubi noch etwas üben *ups


Die Drohne zu landen wurde dann schwieriger. Aus diesem Grund liess ich sie auch die ganze Zeit in der Tasche. Irgendwie will ich sie nicht am ersten Tag schon versenken. Abgesehen davon hatten wir das Bild von unten jetzt, jetzt könnten wir auch ganz gemütlich beim Auto mit der Drohe stehen und sie von da sicher steigen lassen wenn man etwas hört. Aber dagegen hatte das Wetter nun wieder etwas, denn der Schleier kam zurück und machte sich breit. Und der Wind wurde stärker, so hört man den Zug unmöglich früh genug. Also kämpften wir uns auf der anderen Seite vom Damm wieder zum Ufer vor. Vom Wasser aus gab es so nur noch eine El16 von CargoNet mit einem Kistenzug aus Narvik, so im Halblicht.

13- Gegenseite vom Damm am Uvsjön. Hier ist eine El16 von CargoNet mit Kisten unterwegs nach Oslo Alnabru.


Also weiter, wieder unter den Wolken durch. Wir liessen uns heute aber auch vom Wetter "treiben", oder eher gängeln? Unschön. Wir setzten die Suche nach Stellen fort. Bei Mellansel standen wir dann am Bahnhof am geschlossenen BÜ. Ein CargoNet Zug nach Süden stand im Bahnhof und kreuzte wohl. Der Gegenzug (GreenCargo) war vorbei und wir schauten uns eine Stelle am Ortsausgang an als der Bahnübergang schon wieder bimmelte. Doppelkreuzung, und ein zweiter GreenCargo Zug fuhr nach Norden. Im Streiflicht, ich glaube das Bild ist sogar ziemlich nett geworden.

14- in Mellansel wollten wir eigentlich nur ein bisschen Gucken. Ein bimmelnder BÜ schreckte uns auf und das Resultat war das Bild dieses GreenCargo Zuges nach Norden.


Gubi wollte jetzt runter ans Wasser da in Mellansel, zu diesem Tümpel den man auf dem Bild oben erkennt. Dafür konnte ich mich so gar nicht begeistern, aber ich widersetzte mich nicht. Also standen wir bald da unten und warteten und warteten. Fast eine Stunde, bis das Licht langsam rausdrehte ... wenn denn Licht gewesen wäre. Ihr könnt es erraten, da hat uns doch schon wieder so eine Wolkenschicht eingeholt. Als wir dann gingen war es gerade sehr dunkel, und der Bahnübergang ging sehr laut an. Rumänien nach Süden, aber in was für einem schrecklichen dunklen Moment. Einfach nur schade.

15- In Mellansel am See unten. Wir standen für Südfahrer und es kam über eine Stunde nichts. Gerade als wir am gehen waren bimmelte aber der BÜ im Dorf und die zwei Rumänen schauten vorbei. Es war also nicht der hellste Moment an diesem Nachmittag – aber die Stelle soll gezeigt werden (-:


Bis nach Langvismon liessen wir uns dann treiben. Da waren wir endlich weit genug weg von dem ganzen Mistwetter. Also vielleicht, nur noch am Horizont würde die Sonne dann irgendwann da hinein sinken. Aber das wäre bestimmt noch 90min weit weg? Ja, war es ... aber Zug kam in dieser Zeit keiner. Die Stelle am Bahnhof war jetzt auch nicht unbedingt 1000%, aber die Gegend in der Sonne, das Licht war so grandios. Wäre so grandios gewesen. Denn die Sonne sank in den Schmodder und wir sassen wieder im Auto.
Umeå war unser Ziel heute, und doch noch 90min weit weg, und mit einem Schlenker entlang der Strecke noch weiter. Immerhin gab es nochmal ein paar Kringel auf der Karte. Alles Stellen die man mal machen müsste, vieles vor allem mit der Drohne interessant ... was natürlich auch nicht einfacher ist. Aber nun denn, man wird ja sehen. Morgen ist es sicher kein Wetter, aber danach soll es wohl so schlecht nicht werden, vielleicht. Mit einem Bett Umeå blieben wir ja mal in der Gegend.
Über unzählige Dreckstrassen folgten wir der Bahn so gut es ging, bis wir plötzlich in Vännäs waren, also praktisch in Umeå. Auch da müsste man mal mit Sonne hin, da gibts immerhin wieder Personenverkehr. Denn dieser Punkt ist an der Stambana in diesem Abschnitt schon etwas schade, kein Personenverkehr ... einfach nicht. Nicht einmal am Tag ein kleiner Triebwagen als sichere Leistung, einfach nichts. Wobei der Güterverkehr abgesehen von der Flaute am Nachmittag ja ganz ordentlich lief.
Früher wäre es mit den täglichen Grafen auch irgendwie einfacher gewesen. Denn an diese haben wir uns heute nicht wieder gewagt, zu viele Linien, zu viele Erklärungen. Und ob sie dann wirklich fahren, auch wenn sie fahren müssten?
In Umeå buchten wir uns wieder mal in ein Best Western am nördlichen Stadtrand. Fussläufig zur Innenstad bzw. zum Bahnhof mit der "Fressmeile". Aber es gab keinen mondänen Burger (hätte ich ja Lust gehabt) sondern wir landeten in einem Edelschuppen. Gubi nannte die Küche so schön "experimentell". War sie auch, lecker war es, oh ja! Viel mit Schaum und wilden Geschmäckern wurde gearbeitet. Grosse Teller, kleine Portionen, grosse Preise. Am Schluss waren wir dann plötzlich 1100 Kronen ärmer. Das lag aber nicht zuletzt am Bier, also an den Bieren (Mehrzahl) um ehrlich zu sein ;).
Zu Fuss zurück zum Hotel, in 10min zu machen als kleiner Verdauungsspaziergang. Dabei schauten wir auch dem ersten Nachtzug nach Stockholm zu wie er einen kurzen Halt im Bahnhof einlegte. Und dann morgen? Es soll Regnen, einfach den ganzen Tag regnen. Die Trefferquote wird mit 50% angegeben. Was dann ja eigentlich nur Sonne bedeuten könnte, wenn man sich irrt. Oder einfach kein Regen? Wir werden es sehen ;).


Mittwoch 16. September
Regentag. So war es angekündigt und so sah es auch aus um 7 Uhr durch das Guckloch im Zimmer. Habe ich schon gesagt, dass wir eigentlich gar kein Fenster sondern mehr ein Oblich hatten? Nun denn, es reichte um zu sehen, dass es Schifft, also Sprühte, so richtige Tropfen sehen anders aus. Dann konnte es nur noch besser werden.
Wir sind dann gleich mal zum Frühstück verschwunden. Wie so oft hatte ich ein bisschen Appetit auf dem Weg zum Buffet, aber der Blick auf all die Speisen liessen den Appetit dann gleich wieder verschwinden. Aber wer will denn auch ungestärkt in so einen schönen Regentag startet? Also pappte ich etwas Rührei auf den Teller und ein paar Gurken. Rührei, also es stand zumindest da geschrieben. Weiss vielleicht jemand, gibt es Rührei im Grossmarkt schon fixfertig? Denn was da auf dem Teller lag hatte mit einem Ei vermutlich schon länger (oder gar nie) Kontakt. Pampe, Geschmacklose Pampe. Ich erinnerte mich spontan an den übelsten Flugzeugfrass nach einer "erholsamen Nacht" in der Eco am Ende eines Langstreckenflugs. War es bei Delta im Anflug auf Frankfurt? Irgendwann hatte ich schonmal solche unsägliche Paste im Mund, damals würgte es. Diesmal habe ich immerhin fertig gegessen ...
Wir starteten voller Elan in den Tag. Nicht. Aber was will man denn. Wir verliessen Umeå auf dem schnellsten Weg in Richtung Nyåker. Da hat es so eine neue Brücke der Bahn neben einer alten Brücke. Dummerweise steht die alte Bahnbrücke nördlich der neuen, und auf der Südseite ist alles voller Wald. Das ist nichts für ein Bild mit der grossen Kamera bei Sonne. Aber mit der Drohne ... und heute auch mit der grossen unter den Wolken. Ausserdem kann man da so wunderschön im Auto warten und hat Signale in beide Richtungen im Blick. Und Sonne ist den ganzen Tag irgendwie richtig mit der Drohne, wenn sie also kommen würde könnte man etwas machen. Und wenn nicht, dann haben wir immerhin nach gestern nochmal ein Gefühl für den Verkehr auf dieser Strecke mitgenommen.
Gleich beim hinfahren kam ein Zug mit RC's nach Norden. Das Signal wurde wieder grün und 3min später stand auch fest, es ist kein Immergrün, es kam ein zweiter Zug. Oder doch ein Immergrün? Denn es wurde kurz darauf wieder grün. Nein, ein dritter Zug kam im Regen durchgefahren. Ein 3er Paket ... und dann blieb es rot.

16- Bei Nyåker standen wir gemütlich im Regen. Im Auto warten ist ja auch etwas, und wir konnten uns an diesem zweiten Tag an der Stambana nochmal etwas mit dem Verkehr anfreunden um ein Gefühl dafür zu bekommen. Die erste Bewegung war sofort nach Ankunft zu verkünden, eine Re von GreenCargo mit Schiebewandwagen nach Norden.


17- Sofort gefolgt von diesen zwei Rc’s mit Kisten, auch nach Norden.


Nass wie wir waren wegen der paaren Minuten ausserhalb des Wagens zogen wir es dann vor drinnen zu warten. Und so verging die Zeit sehr schnell, wir waren um ca. 10 Uhr da, und erst um 16 Uhr bewegten wir uns wieder weg. War aber gemütlich. Und als es dann auch mal aufgehört hat zu regnen versuchte Gubi sogar noch ein Foto mit der grossen Kamera von der Südseite aus zu machen. Da unten am Wasser ... ginge sogar, nur kam in den 90min in denen er da unten stand kein Zug mehr nach Süden und der Regen setzte wieder ein. Das trieb in irgendwann zurück zu mir in die Wärme im Auto.

18- Es kam immer wieder mal ein Zug. Zeigen will ich hier noch Rumänien mit einem gemischten Güterzug nach Norden.


19 – Gubi stiefelte am Nachmittag noch runter zum Ufer auf der Westseite der Brücke. Da sieht man schön die Situation mit der neuen Bahnbrücke, der alten und der Strassenbrücke ganz hinten. Nur kam in dieser Zeit kein Zug von vorne … aber wieder; so hat man die Stelle immerhin mal in der Übersicht.


Ja, das war es auch schon, bis zum ca. 14 Uhr lief es ganz gut, total 7 Nordfahrer kamen in der Zeit, und waren es 3 Südfahrer? Wie auch immer, ab 14 Uhr war es dann aber einfach Still auf den Gleisen. Ob es immer so ist? Wir hoffen es mal nicht, denn am späteren Nachmitttag gäbe es durchaus ein paar hübsche Stellen in der Gegend.
Wohin jetzt? Nach Sollefteå! Denn morgen, deshalb sitzen wir das Mistwetter mit einer demütigen Ruhe aus, soll es schön sein in der Gegend. Man traut es sich ja fast nicht zu sagen, aber 11 Sonnenstunden für die ganze Region werden vorhergesagt.
Gebucht haben wir vor der Abfahrt wieder im City Hotel Sollefteå, diesmal aber ein normales Doppelzimmer. Über 2 Stunden Fahrt lagen dann vor uns, sind wir gestern echt soweit gefahren einfach so über den Tag verteilt? Scheint so ... wir wählten aber nicht den Weg entlang der Strecke, sondern den schnellsten grossteils über die E4. Dass man da abschnittsweise der Botniabahn entlang fährt war uns aber irgendwie egal, wir wollten nur raus aus dem Auto irgendwann ;).
Wir kennen das Cityhotel ja bereits, es gewann aber tatsächlich noch ein paar +Punkte dazu, denn das Doppelzimmer ganz am Ende des Gangs macht deutlich mehr her als das "Familienzimmer" mit Etagenbett. Bevor wir das Hotel bezogen gab es noch Essen beim Donny, oder wie hiess der Burgerbrater nochmal? Irgend sowas, in einer Garage am Stadtrand, er serviert aber sehr smakelige Hamburgare! Und die Hamburger sind einfach normale Schwedische Küche … kann man nichts gegen sagen (-: .
Das war der Tag, wenig Spannendes zu erzählen, aber immerhin, wir sind immer noch genauso gut gerüstet für morgen ... also so gut wie gestern ja auch schon irgendwie ;).