Osteuropa 2008 - Tag 12: Timisoara - Timisoara

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Freitag 11.07.08
*gähn* ... es war noch nicht mal 8 Uhr als wir aus den Federn gehüpft sind und in unserem Designer Hotel zum Frühstück gingen. Designer Hotel weil hier irgendwie alles so super auf Design ausgelegt ist: das Waschbecken, die Tische beim Frühstück, ja sogar das Besteck. Das Frühstück an sich mochte mich nicht überzeugen, es gab und gibt wohl morgen weder Rührei noch sonst etwas in der Art - da ich aber eh nicht der z’Mörgeler bin, nicht weiter schlimm. Schlimm war dann aber die Strasse auf welche wir gelangten, um den ersten Zug zu erwischen. Dieser fuhr von Timi nach Radna, über eine relativ lange Dieselpiste, er braucht aber ewig, wir aber auch. Irgendwo auf der Strecke sollte er noch einen Zug aus Sibiu kreuzen, wir wollten natürlich beide mitnehmen. Nachdem wir aus der Stadt raus waren, gelangten wir an einen BÜ bei Giarmata, welcher geschlossen war. Alsbald fuhr dann eine 60er mit vier Görlitzer Dostos vor unserer Nase vorbei - Nett! Wir wussten überhaupt nicht was da für Zeugs fährt, so waren wir positiv überrascht, es hätte ja auch ein Desiro sein können. Nun galt es den Zug einzuholen, was gar nicht so einfach war, denn wir hatten wieder mal das Baustellenglück auf der Strasse. Auf etlichen Kilometern war die Strasse eine einzige Baustelle, mit herausgerissenen Fahrbahnen, Gegenverkehr auf der eigenen Spur und unendlich vielen Schlaglöchern. Irgendwie ziehen wir die Baustellen an :-(. Bei Pischia aber, wir waren uns sicher, hatten wir den Zug wieder eingeholt, gerade schnell rollen die ja nicht. Wir parkten am Bahnübergang direkt vor dem Bahnhof und wollten gemütlich raus laufen als eine Lokpfeiffe ertönte. Was, schon da? So stellten wir uns fix an die Stelle und *klackklack* waren die ersten Fotos vom Tag im Kasten - guter Anfang, weiter so bitte.
60-0809 der CFR in Pischia


Wir verfolgten den Zug weiter und besprachen dabei, wie wir weiter vorgehen wollen. Der Zug von Sibiu kommt nur ganz unten vor Timi im Licht, ich hatte aber keine Lust mehr die ganze Baustelle zurückzufahren - verständlicherweise. So liessen wir diesen Zug aus Sibiu sausen und wollten den Regio ein zweites Mal erlegen. Am Bahnhof von Fibis dann überholten wir die Kiste und stellten uns in Zabrani an einen Bahnübergang, nicht die Überstelle aber ganz nett. Wir hatten keine genauen Fahrzeiten von dem Zug, nur die Ankunft von Radna, diese war aber erst in gut 45min ... so war klar, die Kiste kommt ewig nicht, weil wir standen nur etwa 10km vor diesem Radna. Wir beschlossen dann unsere Position in Richtung Bahnhof zu verlassen, mussten aber kapitulieren, weil wir den scheiss Bahnhof nicht fanden! Das Krasse Gegenteil zu Kroatien hier, da drüben ist jeder Haltepunkt angeschrieben, hier nichts ... nirgends, man muss schon Glück haben wenn man was sieht. Meist führen dann auch noch irgendwelche Schotterpisten zu den Bahnhöfen hin, welche nicht den Eindruck machen als ob sie grossartig benutzt würden. Bahnhof nicht auffindbar, also zurück zur BÜ Stelle am Dorfeingang. Wir setzten uns um punkt 10 eine Tote Linie und sagten: Ist er bis dann nicht durch, sind wir weg, weil wir wollten unser nächstes Ziel noch erreichen. Ein Expresszug nach Timi welcher über Arad rein kam, die Strecke war da noch gut 20km von uns entfernt und wir rechneten mit mindestens 30min Wechselzeit über eine kleine Strasse. Es war 10 aber kein Zug in Sicht, so packten wir zusammen, sassen im Auto, ich liess die Karre an und *trööööööööt* - scheisse, schnell raus! Da kam der Zug, es reichte gerade noch so auf unsere "Fuzzruine", welche wir als erhöhten Standpunkt missbrauchten für den Zug. Für das Telebild welches wohl noch besser gekommen wäre, reichte es dann aber doch nicht mehr.
60-0809 der CFR zwischen Alius und Zabrani


Nun war es aber höchste Eisenbahn um zu wechseln. Als wir auf der Nebenstrasse so fuhren sah ich in einer Senke im Schatten etwas stehen und links davon ein Tier am Strassenrand. Ich dachte: Bauer und Pferd, ging wohl vom Gas aber bremste nicht. Auf einmal schrie dann Pascal aber: "Pass auf ne Kuh." Da drehte sich der "Bauer" und auch ich bemerkte, dass es ne Kuh war, welche nun ganz gemächlich begann die Strasse zu überqueren. Ab in die Eisen und viel hat nicht mehr gefehlt und die Kuh hätte unser Chevikreuz in der Haut gehabt :-) Wir fuhren dann weiter über die kleine Strasse bis kurz vor Arad und bogen da wieder auf die Fernverkehrsstrasse 69 nach Timi ein. Die Bahnstrecke von Arad nach Timisoara führt immer mal wieder der Strasse entlang, so rechneten wir uns gute Chance aus, eine passable Stelle für den Zug zu finden. Leichter gesagt als getan, weil es gibt nichts, oder zumindest nicht da wo wir waren. Es war einfach nur zugewachsen, und da das ganze eine E-Piste ist, kann man die Bahnhöfe dank Mastgewirr gleich vergessen. Dies mussten wir feststellen, als wir im Bahnhof von Sagu unser Glück probiert hatten. Kaum standen wir auf dem Bahnsteig kam aber eine Oma angelaufen und plapperte irgendetwas. Wir gaben ihr zu verstehen: nix verstehen deine Sprach! Dies ging bei ihr nicht so ganz rein und sie quatschte weiter und verwarf die Hände, was wollte sie uns bloss erklären? Auch der Bahnhofvorstand konnte nicht übersetzen, er meinte aber Französisch zu sprechen ... oder es klang ein wenig danach, verstanden haben wir aber auch nichts. Vielleicht wollte man uns klar machen, dass der Zug, welcher gleich kam, nicht hält oder so. War uns doch Egal, wir hatten ja ein Auto, was wir ihr dann versucht haben zu erklären. Der Zug welcher kam war ein *trommelwirbel* Desiro, er blieb unfotografiert. Wir wollten dann gehen, die Alte folgte uns aber und erzählte weiter irgendetwas, sie musterte dann den Wagen, und schaute durch die Fenster. Dann erklärte sie uns wie wir nach Timi kommen und dafür wollte sie dann eine Schokolade haben ;) Bei dem Wetter ... *mhm* :) Wir fuhren, ohne dass wir ihr eine Schoggi hätten geben können, weiter durch Timi durch an die nächste Strecke. Der Schlachtplan sah vor an der E-Piste von Timi nach Lugoj ein paar Stunden zu verbringen. Ein IC stand an und ein Regio ... und da E-Piste dachten wir, dass vielleicht noch der eine oder andere Güterzug kommen könnte. Die nächsten 3h sind dann schnell erklärt, denn ausser einem Baufahrzeug kam NICHTS und wir warteten vergebens in der Nähe von Remetea Mare auf einen Zug. Wir liessen es dann bleiben und fuhren weiter mit dem Ziel Jebel, um 15:10 sollte da ein Zug aus dem Bahnhof in Richtung Giera rollen. Es war etwas nach 14 Uhr und wir dachten, kein Problem! Es war ein Problem, 20min verdepperten wir in auf der Hauptstrasse in Baustellen und Ampelstaus davor, weitere 20min verdepperten wir weil eine Strasse welche laut Karte hätte durch ein Dorf führen müssen da drin endete ... und schon war es 15:10 durch und wir noch weit weg von diesem Jebel. Nun hatten wir keinen Stress mehr und das Ziel hiess Liebling bzw. Jebel. Als wir dann in Sacosu an einem Bahnhof vorbei fuhren, meinte Pascal, wir könnten doch kurz die Abfahrten anschauen, vielleicht kommt ja was. Ich sah den Sinn der Aktion nicht ganz, fährt eh nix ... wollte aber nicht widersprechen. Und tatsächlich, Pascal sollte recht behalten, denn einer der beiden Aushängefahrpläne versprach einen Zug in 5min aus Timi nach Lugoj. Als dann der Bahnübergang an der Einfahrt zu ging war auch mir klar, da kommt etwas. Leider aber im Gegenlicht, es war eine Lok der BR 80 mit drei Nahverkehrswagen, welche recht gut besetzt waren. Nun war für den Zug aber erstmal Pause, in dem Bahnhof im Nirgendwo stand er jetzt 31min und machte nix. Keine Kreuzung, kein Anschluss ... einfach nur warten und Zeit vertrödeln. So wundert es nicht, wenn Züge für wenige Kilometer ewig brauchen ... Wir hatten die Szene dann aber im Kasten und weiter ging es nach Liebling wo erstmal der Bahnhof begutachtet wurde, extrem fotogen! Auf der Strecke (9km) bis Jebel schauten wir uns dann noch ein wenig um, denn für das einzige Zugpaar des Tages wollten wir da stehen. Jetzt ab nach Jedel zum Bahnhof, auf dem Weg fuhren wir von hinten auf einen recht fix fahrenden Bus auf. Man denkt sich ja nichts dabei, bei der Dorfeinfahrt Jebel sehe ich wie vor dem Bus einige Gänse auf die Seite rennen und dachte nur: „Oh, das war aber knapp“. Einen Augenblick später tauchen unter dem Bus zwei Gänse auf, welche es nicht mehr geschafft hatten. Der Bus hat ohne auch nur zu reagieren die Gänse überfahren! Soviel hält man in diesem Land also von streunenden Tieren ... Pascal taten die Tiere leid, ich glaube: Besser Bus als Fuchs. Nach einiger Sucherei in Jebel, wo denn dieser Bahnhof ist, fanden wir ihn und schauten gerade einer Malaxa Kiste und einem 4 Wagen Ferkeltaxezug bei der Ausfahrt zu. Was nun? Malaxa fährt nach Liebling und kommt dann zurück im Licht, Ferkeltaxe? OK, der Bahnhofsvorstand schien auch zu wissen was wir wollte,n und gab uns mit Handzeichen. Seine Message war, dass sich weiter hinten die Strasse über die Bahn bewegt und man da die Ferkel noch knipsen könnte. Insgesamt zwei Mal erwischten wir dann den Ferkelzug, wobei auch locker mehr gegangen wäre. Die Züge schleichen, das ist nicht normal! Zu erwähnen ist noch, dass beim ersten Foto eine Itakerin angerannt kam und fand: It's so ugly (sie meinte die Taxen). Davon gibts von uns natürlich ein kräftiges *pffffff*.
79 "Ferkeltaxi" 101 der CFR in Unbekannter Ort


79 "Ferkeltaxi" 101 der CFR in Unbekannter Ort


Als wir mit dem Ferkel zufrieden waren ging es zurück nach Jebel bzw. Liebling. Wir erlegten den Zug im Bahnhof Liebling und noch drei Mal auf der Strecke bis Jebel, ehe wir uns da in den Bahnhof stellten und auf den nächsten Zug warteten.
77 943 der CFR in Liebling


77 943 der CFR zwischen Liebling und Conacul Iosif


77 943 der CFR in Jebel


77 943 der CFR in Jebel


Lange, das wussten wir, mussten wir nicht warten, den nur 5min später sollte bereits ein Zug, den Bahnhof gen Timi verlassen. Der Schrankenposten welcher den BÜ senkte, und das A-Sig welches aufgezogen wurde, bestätigte uns dann: Er kommt. Im besten Licht erlegten wir zwei Ferkel auf dem Weg nach Timi.
79 "Ferkeltaxi" 532 der CFR in Jebel


Nun war bereits Zeit für das "Highlight" des Tages, den Belgrader, er kommt aus Belgrad und überquert bei Moravita die serbisch-rumänische Grenze. Er führt zudem Kurswagen nach Bukarest mit, was uns sicher machte das es sich um einen lokbespannten Zug handeln musste. Im Bahnhof von diesem Stamora Moravita stand dann noch ein Malaxa Triebwagen welchen wir machen wollten, dazu eine Altlack 60er und eine von irgendeiner Privatbahn. Kaum aber waren wir auf den Bahnsteigen, wurden wir darauf hingewiesen das man keine Fotos machen darf. Strategisch Important sei das hier, darum no Foto. Dumm war nur, dass Zingg das Foto schon im Kasten hatte.
77 910 der CFR in Stamora Moravita


Da im Bahnhof eine 60er stand, und der Zug laut Fahrplan fast 30min steht, waren wir uns gar nicht so sicher, mit was für einer Lok der Zug aus Serbien ankommt, möglicherweise sogar mit einer serbischen? Aus diesem Grund gab es für uns nur eins, der Zug musste vor dem Bahnhof in den Kasten. So liefen wir einige Kilometer hinter dem Bahnhof aber immer noch paar Kilometer weg von der Grenze an die Strecke und stellten uns so, dass uns niemand sehen konnte. Der Zug wollte und wollte jedoch nicht kommen, und wir rechneten jeden Moment damit kassiert zu werden - weil als Motiv diente uns: eine Desinfektionsanlage und sonstige Gebäude welche wohl mit dem Grenzübergang zusammenhängen. Aber he, was wäre denn ein Urlaub ohne den gewissen Nervenkitzel? ;) Der Zug kam dann, enttäuschte uns aber ein wenig, 1. war eine 60er davor und 2. war die Komp. etwas langweilig, wir haben mehr serbische Wagen erhofft. Der einzige Serbe hing am Zugschluss und war wegen seinem Blau kaum vom Rest zu unterscheiden. Einziges Farbtupferl war der CFR Liegewagen in rot.
60-0822 der CFR in Stamora Moravita


Als der Zug durch war, verzogen wir uns schleunigst zum Auto und zurück zum Bahnhof von Jebel, hier hatten wir noch eine Stelle offen für die Kiste. Im letzten Büchsenlicht um kurz nach halb 9 gingen dann die Schranken runter und die Ausfahrt wurde gezogen. Und er rollte durch, der Belgrader, der einzige Internationale Zug auf dieser Strecke.
60-0822 der CFR in Jebel


Wir waren zufrieden und fuhren in die untergehende Sonne hinein nach Timi in unser Nobelschuppen. Nach der Ankunft, machten wir uns ganz schnell frisch und liefen dann wieder in das grosse Einkaufscenter um noch etwas zum Mampfen zu bekommen. Nun sitzen wir hier, der Zingg schnarcht schon hinter mir, und haben uns was für morgen azsgeheckt. Es soll in den flachen Westen gehen ... mal schauen was das wird.

(Text: Neel Bechtiger)

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