Von Tüpflis, Ostereiern und zu schmalen Geleisen
Von Pascal Zingg
Ostersonntag und schönes Wetter, da sollte man sich wohl mal wieder mit der Kamera nach draussen wagen. Nur wohin geht man an so einem Feiertag? «Zur tpf», meinte Kollege Huerz. Dies weil dort zum letzten Mal Meterspurzüge nach Broc fuhren. Gesagt getan, so ging es am frühen Sonntagmorgen in die Region von Bulle. Genauer nach Vaulruz, wo erst einmal der Flirt aus Bern erlegt wurde.Wie alle Fahrzeuge der transport public fribourgeois (tpf), tragen auch die FLIRT die spezielle Lackierung mit den Punkten oder T(ü)pflis, was den ersten Teil des Titels erklärt.
Ähnlich gepunktete Züge fahren auch zwischen Bulle und Broc, wo wir als nächstes hinwollten. Da wir dort die S60 aber knapp verpassten, ging es gleich weiter an die andere Meterspurstrecke, die von Bulle über Gruyere nach Montbovon führt. Auch hier gab es Tüpflis, diesmal in Form eines Surf-Triebzuges.
Da die SURF-Triebwagen eine ziemlich runde Front haben, erinnern sie mich immer wieder an Ostereier, was für diesen speziellen Tag sehr passend war. Weiter ging es derweil an der Strecke nach Broc, wo das nächste getüpfelte Osterei festgehalten wurde.
Vom Osterei ging es noch einmal zum FLIRT. So wollten wir bei Romont zwei weitere Leistungen des RE (Bern –) Fribourg – Bulle festhalten.
Zufrieden mit der Ausbeute in Romont ging es wieder an die Strecke zwischen Bulle und Broc. Hier folgte der bereits bekannte Surf 101 als S60.
Da nun die Sonne etwas gedreht hatte, konnte man bei diesem Zugpaar nicht nur die Hinfahrt erlegen. Wir wechselten deshalb nach Broc-Fabrique, wo wir den Zug bei der Ausfahrt erneut erlegten.
Wie man auf dem letzten Bild sehr gut erkennen kann, befindet sich in Broc-Fabrique, die Callier Schockoladenfabrik. Diese war der Hauptgrund sein, wieso sich Bund und Kanton Freiburg entschlossen den kurzen Streckenabschnitt zwischen Bulle und Broc von Schmalspur auf Normalspur umzubauen. Ironischerweise gab Cailler kurz nach dem Umspurungsentscheid bekannt, dass sie in Zukunft nicht mehr auf die Bahn setzen will. Der Güterverkehr endete daher bereits vor der Umspurung! An den Absichten die «zu schmale» Spur anzupassen hat sich jedoch nichts geändert. So endete der Meterspurbetrieb am Ostermontag. Ab Dezember 2022 werden die RE dann von Bern über Bulle bis nach Broc fahren.
Gehen wir aber von der Schockoladenfabrik zurück zu den Ostereiern. Diese zogen uns nun wieder an der Strecke nach Montbovon in ihren Bann. So wurden kurz vor Gruyere zwei Züge festgehalten.
Es folgten zwei weitere Aufnahmen des Surf 101 auf der Rampe zwischen Broc-Village und Broc-Fabrique.
Wie man auf den beiden letzten Bildern feststellen kann, bezeichnet die tpf ihre Surf-Fahrzeuge einzeln als ABe, B und Be. Dies ist in meinen Augen etwas sinnlos, weil die Züge festgekuppelt sind und eine durchgängige Nummer haben.
Ebenfalls etwas sinnlos war danach die Fahrt an die Strecke nach Montbovon, wo wir auf Grund des Sonnenstandes keine wirklich gute Stelle fanden. So war es der bekannte 101er, der übrigens auf den Namen Moitié-Moitié hört, der uns hinter La Tour-de-Trême als nächste vor die Linse fuhr.
Für die Rückfahrt stellten wir uns an die vielleicht bekannteste Stelle an dieser rund sechs Kilometer langen Bahnstrecke. Sie befindet sich in der Rampe zwischen les Marches und la Tour-de-Trême.
An dieser Stelle entstand im Herbst 2010 auch mein bisher einziges Bild von dieser Bahn. Damals konnte ich den heute nicht mehr existenten Rollbockbetrieb festhalten.
BDe 4/4 123 befährt im Oktober 2010 mit einem Güterzug die Rampe zwischen les Marches und la Tour-de-Trême.
Während ich noch in Erinnerungen schwelgte, sassen wir bereits wieder im Auto um an die Strecke nach Montbovon genauer nach Albeuve zu wechseln. Hier kam einmal mehr der Werbesurf.
Nach einem weiteren Wechsel ging es bei la Tour-de-Trême weiter.
Als nächstes Highlight folgte dann die Stelle beim Schloss von Gruyerz. Hier wurde der schöne Triebwagen 104 nachgeschossen, während der 106er von vorne kam.
Nach abermaligen Wechsel stand der Bahnhof Broc-Village auf dem Programm. An diesem wunderten wir uns, dass man bei der letzten Modernisierung das Durchfahrtsgleis gekappt und stattdessen das Ausweichgleis intakt gelassen hatte.
Da wir nun keine Stellen rund um Broc hatten, verzogen wir uns langsam in Richtung Montbovon. Dies natürlich nicht ohne einen Nachschuss von Surf 104 in Albeuve zu machen.
In Montbovon angekommen, wollten wir uns eigentlich dem Streetrunning von Surf 106 widmen. Dies erlitt allerdings einen Autoschaden. Unverrichteter Dinge wechselten wir deshalb zur anderen Bahn, die in dieser Region Ostereier betreibt. Anders als bei der tpf heissen die Dinger bei der MOB allerdings ALPINA. Im Gegensatz zur Tüpflivariante haben die ALPINAs zwei angetriebene Drehgestelle. Dies erlaubt es der MOB die Triebwagen im Mischbetrieb einzusetzen. So zum Beispiel im Belle Epoque Express, wo pseudohistorische Wagen zwischen zwei ALPINAs gehängt werden. Obwohl diese Kombi nicht allzu schön ist, erlegten wir sie in Rougemont.
Etwas schöner scheint derweil die Kombi mit Panorma- und Steuerwagen, die wir hinter Château-d’Oex nachschiessen konnten.
Als Abschluss ging es dann noch einmal nach Rougemont, wo ein weiterer Panorama Express festgehalten wurde.
Zufrieden mit der Ausbeute ging es anschliessend über die sieben Berge zurück in heimische Gefilde.