Zurück in den Norden - Skandinavien 2022 - Teil 8
Von David Gubler
Sonntag, 20.3.2022: Arlanda - ÅngeNachdem im letzten Teil Neel sich auf den Nachhauseweg gemacht hat um seine patriotischen Verpflichtungen der Nussgipfel-Vernichtung zu erfüllen (hihi lustig nein nicht schlagen bitte *autsch* *aua*), war der Spass für mich noch lange nicht zuende.
Es stellte sich aber die Frage nach dem “wie weiter”. Optionen? Die naheliegendste war, sich an der Bergenbahn in den Bergen einen weiteren Tag zu vertun. Wenn ich mir da die Mühe machen würde, zum Tunga-Tunnel hoch zu laufen, wären noch eine ganze Reihe neuer Motive möglich. Das Wetter war dafür genau morgen gut, wobei die Prognosen in den letzten 24h eher schlechter als besser wurden. Nachteile: 1. hätte ich Neel nicht zum Flughafen bringen können 2. über 8h Autofahrt mit Ankunft nach 21:00. 3. In den folgenden Tagen war das Wetter da wenig einladend, sprich ich müsste mich anschliessend wieder grossräumig verschieben. Irgendwie alles nicht so prickelnd.
Die zweite, etwas schwammige Alternative war, sich in Schweden wieder hoch zu kämpfen (wie weit würde ich sehen) und unterwegs diverse Dinge an der Stambanan und in der Gegend um Ånge zu machen, um dann irgendwann wieder nach Norwegen rüber zu wechseln.
Hier im Süden wollte ich nicht bleiben. Ich bin nicht im Winter in Schweden, um dann völlig schneefreie Fotos zu machen… Die Gelegenheit für die letzten Tage war ja günstig um Neel zurück nach Stockholm zu bringen, aber das musste jetzt reichen.
Nun ja, die >8h Auto fahren bei Variante Geilo gaben am Schluss den klaren Ausschlag für Variante Schweden. Im Verlauf des Vormittags hatte ich dafür in Ånge das Hotel Mittlandia klar gemacht.
Nachdem ich Neel nun verabschiedet hatte, musste ich erst mal aus dem Parkhaus raus. Das war schwieriger als gedacht, denn der Automat wollte das Ticket nicht einziehen. Ich versuchte es an der zweiten Schranke weiter links, derselbe Effekt. Irgendwann bemerkte ich, dass sich die Schranke öffnete, obwohl ich das Ticket noch in der Hand hielt; funktioniert offenbar kontaktlos... Der kurze Besuch kostete nicht mal was, nett! Anschliessend ab auf die Autobahn nach Norden.
Kurzer Halt bei der nächsten Tankstelle und hinter Gävle gings auf Landstrassen weiter. Dabei folgte ich, so gut es ging, der Stambanan gegen Norden. Diese zeigte sich im Bereich des Sees Ljusnan als erstaunlich fotogen, diese Gegend müsste man sich auch mal geben. Heute aber nicht. Der Himmel war zwar nach wie vor strahlend blau, aber der Weg nach Ånge noch weit und Schnee hatte es auch noch kaum, und so liess ich einen Stahlzug und einen X40 links liegen. Hinter Ljusdal wurde dann der Schnee immer mehr. Die Landstrasse wurde aber langweilig, und die Fahrt zog sich wie Kaugummi. In Ånge war das Hotel schnell gefunden und der hinterlegte Schlüssel ebenfalls. Kurze Planung für morgen (Wetter soll gut werden!) und ab ins Bett. Gute Nacht!
Montag, 21.3.2022: Ånge - Örnsköldsvik
Die Nacht im Mittlandia war gut, das Frühstücksbuffet hingegen… ich sag mal mittelmässig. Immerhin, es gab schon ab 6 Uhr Frühstück, keine Selbstverständlichkeit.
Anschliessend ging es gleich mal an die Strecke, Ziel war ausserhalb von Ånge, wo es morgens schon Seitenlicht hatte. Im Bahnhof von Ånge stand schon Hector Rail mit Vectron und einer ex-1142 bereit, der würde wohl gleich kommen? Angekommen an der ersten Fotostelle des Tages tat ich mich mit dem Parken etwas schwer, und kaum war ich aus dem Auto gehüpft trötete es auch schon im Wald. Zum Glück hatte ich noch fast eine Minute Zeit, um an eine taugliche Fotoposition zu rennen… Für die Drohne war ich aber viel zu spät.
Vectron 243 114 und eine unidentifizierte 142 (ex-ÖBB 1142) ziehen einen Holzzug in Richtung Sundsvall
Das war ja mal eine Punktlandung! Früher hätte der auch wegen der Baumschatten nicht kommen dürfen.
Ein Norrtåg kam als nächstes - Die Alstom-Dinger gefallen mir echt gut.
Stellenwechsel. Vor Torpshammar gibts einen offenen Abschnitt, der hatte inzwischen Seitenlicht. Ich war mit Neel 2009 im Winter schon mal da, aber bei absolutem Gruselwetter, entsprechend war eine Wiederholung gar nicht verkehrt.
Es dauerte nun ein bisschen, Güterverkehr war gerade nicht. Das Nächste waren wieder die Norrtåg, die kreuzten da in der Gegend. Zuerst der nach Östersund…
… wenig später der nach Sundsvall.
Die nächste Bewegung war nun ein IC nach Duved. Zuerst dachte ich der käme via Sunsvall, aber irgendwie tauchte der im Zugradar nicht auf… bis ich dann irgendwann merkte, dass der via Stambanan nach Ånge fährt - gerade noch rechtzeitig für einen Wechsel. Allerdings dachte ich nun an einen X40, da ich gestern einen gesehen hatte, aber verschmähen wollte ich den trotzdem nicht, man weiss ja nie. Die einzige Ecke, wo der gescheit im Licht kam, war in der Schleife südlich des Personenbahnhofs von Ånge. Mit der grossen Kamera war da leider nix aufgrund arg vieler Büsche am Gleis, aber mit der Drohne gings ganz gut. Und es kam tatsächlich eine Rc mit Wagen daher!
Rc6 1343 zieht IC 80 von Stockholm über die Stambanan nach Duved. In Ånge macht die Strecke eine Runde um den Ort, damit die Züge nicht Kopf machen müssen obwohl die Strecke grob aus Westen rein kommt und wieder nach Westen raus geht. Für Güterzüge gibt es eine direktere Abkürzung, welche den Bahnhof Ånge auslässt.
Ich stellte mich eigentlich schon darauf ein, nun etwas Zeit zu haben bis zum nächsten IC, der von Duved via Sundsvall nach Stockholm verkehrt. Aber da tauchte ein Güterzug aus Sundsvall auf dem Zugradar auf. Die einzige Ecke, wo der schon Frontlicht hatte, war die erste Fotostelle des Morgens, die ging in der Gegenrichtung nämlich auch.
Dort angekommen musste ich aber primär mal feststellen, dass die den Güterzug irgendwo stehen liessen. Wann der kam wussten nur die Götter… Das Problem war nun, dass der so langsam aber sicher mit dem IC aus Duved im Konflikt stand.
Nun, die Lösung war, wieder nach Torpshammar zu fahren. Dort drehte das Frontlicht für den Güterzug inzwischen rein und den IC konnte man da notfalls auch erlegen. Schlussendlich dauerte das mit dem Güterzug zwar noch etwas, aber er kam dann doch noch gut vor dem IC vorbei. Green Cargo-Rc, schick!
Zuerst aber noch ein Norrtåg: X62005 ist auf dem Weg nach Sundsvall. Die Strecke hier hat einen schon fast brauchbaren ungefähr-2h-Takt im Regionalverkehr.
Green Cargo im Anmarsch: Die fliegende Vorhut hat sie schon entdeckt, die Rd2 1100 mit Autotransportwagen (vorne) und Schiebewandwagen (hinten).
Man beachte den Unterschied zwischen dem schwedischen Lichtraumprofil (vorne) und dem europäischen Lichtraumprofil (hinten). Eindrücklich!
Für den nun folgenden IC suchte ich was am Stödesjön. Da der noch gefroren war, konnte ich da ein paar Ansichten “vom Wasser aus” ausprobieren. Doch inzwischen war schon wieder ein Güterzug aus Sundsvall unterwegs. Das artet ja geradezu in Stress aus! Am Seeabschnitt ging der ganz gut, wenn auch nur mit der Drohne. Rd2-Doppel, schick schick!
Rd2 1129 und Rd2 1074 mit leerem Holzzug unterwegs ins Landesinnere. Beide Loks gehören zur Untervariante Rd2ER und sind mit ETCS ausgerüstet für den Einsatz auf der Botniabahn.
Nun war es aber endgültig Zeit für den IC. Auch der kam mit Rc bespannt.
Im Winter muss man nicht Moses oder Bootsbesitzer sein, um vom Wasser aus zu fotografieren. Das eröffnet doch ein paar sonst unmögliche Perspektiven. Hier zieht Rc6 1412 den IC 11 via Sundsvall nach Stockholm.
Und weils so schön ist gleich nochmal mit Drohne. See, Wald, Hügel, Siedlung aus Holzhäusern, IC mit Rc… viel schwedischer gehts nicht!
Im Zugradar war auch schon die nächste Güterzugbewegung ersichtlich. Ich suchte mir eine passende Stelle am See dafür; mit der grossen Kamera ging das auch mit leichten Vegetations-Kompromissen. Für die Drohne reichte es bei diesem Zug nicht mehr, denn er kam etwas unerwartet; die Erfassungen des Zugradars waren hier etwas unregelmässig, z.T. hatten die Züge ewig zwischen den Bahnhöfen (angeblich…), manchmal tauchten sie aber auch plötzlich auf, wie der hier.
Es rollt ganz schön was. Eine unidentifizierte Rd2 ist mit Schiebewandwagen unterwegs gegen Westen, während auf dem See gefischt wird.
Wenn wir schon da sind nehmen wir auch noch den folgenden Norrtåg mit.
Das war ja alles mal weit ergiebiger als gedacht!
Nun hatte ich etwas Zeit vor dem Abendprogramm (der Güterverkehr hatte nun etwas Pause), und suchte mal die Strecke bis Nedansjö auf Fotostellen ab, leider nur mässig erfolgreich. Die Erkenntnis war, dass ich das Abendprogramm wieder vorne bei Stöde verbringen würde.
Dort guckte ich mir erst mal alle Varianten an. Ein Norrtåg kam vorbei.
Ich positionierte mich um, da der Zugradar einen weiteren Güterzug aus Sundsvall erwarten liess. Dieser verschwand dann aber irgendwann, vermutlich im Holzlager in Töva. Die nächste Bewegung war nun der Norrtåg aus Sundsvall. Leider schwächelte inzwischen die Sonne; ziemlich viel Schmodder machte sich da am Himmel breit.
X62012 ist auf dem Weg nach Östersund und passiert einige Häuser am Wasser. So zu wohnen wär doch was! Und im Gegensatz zur Schweiz könnte man sich das hier wohl sogar leisten…
Nun stand wieder ein Güterzug an, diesmal aus Ånge. Für den hatte ich eigentlich nicht so richtig Licht, deshalb improvisierte ich etwas mit der Drohne. Hector Rail kam wieder mit Vectron und 1142 vorbei, das sehen wir gerne!
Streiflicht geht nicht immer, aber öfter als man vielleicht denkt. Eine unidentifizierte Vectron und eine 1142 als Helferlein befördern Holz zur Küste.
Der letzte Zug des Abends war der IC aus Stockholm via Sundsvall nach Duved, die Gegenleistung des am Mittag fotografierten Zuges. Das Licht war zwar inzwischen nur noch marginal vorhanden, aber seis drum, ist halt wie es ist.
Damit war auch das heutige Fotoprogramm erfolgreich abgeschlossen. Die “wie Weiter”-Frage musste aber noch geklärt werden. Das Wetter sollte hier in der Gegend bzw. weiter nördlich in Schweden weiterhin gut sein, in Norwegen dagegen gar nicht. Deshalb buchte ich mal das Scandic in Örnsköldsvik, weil weiter zu fahren wollte ich mir nicht antun; auch das waren schon zweieinhalb Stunden. Bei Burgerbrater in Sundsvall gabs einen Zwischenstopp zur dringend nötigen Verpflegung, und relativ angenehme 2h später war dann auch Örnsköldsvik erreicht. Tanken, Hotel, Dusche, Bett. Programm für morgen? Schaun wir mal, ein paar Ideen warten schon auf ihre Umsetzung.