Ein Oberpfälzer in der Pfalz!

Von

Im Westen des Landes liegend, rund um Rhein und Pfälzer Wald, gehörte die Pfalz über längere Abschnitte der Geschichte zum Königreich Bayern. Schon seit 1214 von den Wittelsbachern regiert, dem Geschlecht, dass seinen Ursprung im oberbayerischen Scheyern hat und das auch die bayerischen Fürsten und Könige stellte, wurde es, nachdem die bayerische Linie im Jahr 1777 ausgestorben war und der Pfälzer Zweig die Regentschaft in Bayern übernahm, mit diesem vereinigt.

Im Rahmen des ab Mitte des 19. Jahrhunderts aufkommenden Eisenbahnbooms, erhielt auch diese Region ihre ersten Linien, die später verstaatlicht und zur Pfalzbahn zusammengefasst wurden. Somit gab es auf dem Gebiet des damaligen Bayerns zwei Staatsbahnen.

Eine der Linien, die damals neu entstanden, war die knapp 58 Kilometer lange Pfälzische Maximiliansbahn von Neustadt (Haardt), heute Neustadt (Weinstraße) und Wissembourg im Elsass. Einst gebaut als Konkurrenz zur rechtsrheinischen Strecke, war sie eine bedeutende Route für den Kohleverkehr in Richtung Elsass und in die Schweiz. Auch als Teil der Fernverkehrsroute von Amsterdam via Köln, Bingerbrück nach Strasbourg und Basel hatte sie in früheren Jahren eine wichtige Funktion.

Heute sind diese Zeiten längst vorbei. Der hochwertige Verkehr, sowie der Gütertransport, ist auf andere Linien abgewandert und die Verkehrsströme haben sich, nicht zuletzt durch die Kriege, in denen die Verbindung nochmals strategische Bedeutung hatte, verlagert. So dient die zweigleisige Strecke heute nurmehr dem Regionalverkehr, hauptsächlich zwischen Neustadt (Weinstrasse) und Karlsruhe. Aber auch auf dem, von 1975 bis 1997 sogar ganz eingestellten, Teil ins französische Wissembourg gibt es wieder durchgehende Züge.


Freitag, 16.09.2022

Eigentlich hatte der Plan ja ganz anders ausgesehen. Wollte ich doch ein Wochenende in der Pfalz, gemeinsam mit Freunden, um zwei Tage verlängern und diese Zeit nutzen, einen Abstecher ins Elsass und an die Maximilansbahn zu machen. Die letzten Leistungen der Strasbourger BB 67400 ablichten und auch mal den 643er von DB Region einen Besuch abstatten. Zwar keine Senioren wie die französischen Maschinen, aber doch eher Exoten, die es nicht überall zu sehen gibt. Schönes Spätsommerwetter und verfärbte Weinfelder waren dabei fest mit eingeplant.

Doch der Mensch denkt, der Wettergott lenkt. Je näher der Reisetag kam, desto düsterer wurden die Prognosen. Da half auch kein "Augen zu und einfach weiterplanen". Anfang der Woche fiel dann die Entscheidung. Keine Abfahrt am Mittwoch Abend in Richtung Elsass. Was bleibt ist der Freitag, denn da gibt es laut Vorhersage wenigstens mit etwas Glück die Chance auf Sonnenlücken. Ob die aber dann jeweils mit einer Zugfahrt zusammen fallen? Immerhin gibt der dichte Takt auf der Linie Anlass zur Hoffnung, dass zumindest ein oder zwei Bilder entstehen könnten.

Aufgrund dieser Aussichten mache ich mich am Freitagmorgen mit eher mäßiger Eile auf den Weg. Ich habe mir so grob Ziel und Zug ausgeguckt, aber ohne Anspruch auf 100%ige Umsetzung. Nicht zuletzt, weil die Anfahrt via A6 und weiter immer für diverse Überraschungen namens Stau gut ist. Doch irgendwie habe ich an diesem Vormittag zumindest in Sachen Verkehr Glück. Ohne große Verzögerungen geht es durch bis Edenkoben. Die schnellziehenden Wolken über mir lassen immer wieder, mal kleinere, mal größere blaue Löcher entstehen, durch die die Sonne dann die Landschaft um mich herum erhellt. Ob das aber im Takt mit dem Fahrplan von DB Region geschieht, scheint eher zweifelhaft.

Ein ganz klares NEIN auf diese Frage. Angekommen zwischen Weinfeldern und Schienen gibt es nur jeweils eines von Beidem. Entweder Sonne oder Zug. Dreimal versuche ich's und dreimal gibt es nur die Variante vorne dunkel, hinten hell. Trotzdem drücke ich ab. Man weiß ja nie, wann man wieder hier her kommt. Und ob dann noch die DB Talente rollen?





Mit "Fritz Walter" unterwegs in der Pfalz. Der so geadelte 643 516, zusammen mit 643 025, rollt, von Neustadt/Weinstraße kommend, in Richtung Karlsruhe. Im Hintergrund erhebt sich das Hambacher Schloss, 1832 Schauplatz des Hambacher Festes. Einem politischen Treffen, auf dem die Teilnehmer Forderungen nach nationaler Einheit, Freiheit und Volkssouveränität formulierten.






Nun ist es 643 504, der im Schutz einer dunklen Wolke, als RB 81416 auf dem Weg nach Neustadt/Weinstraße unterwegs ist.






Und auch bei Versuch drei schließt sich die Wolkenlücke passgenau bei herannahen des Zuges, wodurch auch dieses Mal nur ein Dunkelbild zustande kommt. Nach dem Halt in Maikammer-Kirweiler beschleunigt 643 009 als RB 12439 in Richtung des nächsten Haltes Edenkoben.






Muss ich sagen, dass ich zwischen den Zügen meistens im prallen Sonnenlicht stand? Und dass der Höhenrücken im Hintergrund fast ohne Pause angestrahlt war? Nein, warum auch! Offensichtliches muss man nicht hervorheben.

Ich beschließe aufzubrechen und mich zu verschieben. Zwar durchaus nett hier, wenn mal die Sonne scheinen sollte bei Zugdurchfahrt, aber man steht halt sehr tief. Umso mehr, wenn man, sprich ich, seine treue Colakiste im Auto gelassen hat, in der Überzeugung, warum auch immer, man würde sie hier nicht brauchen. Wenn nicht hier, wo denn dann um Himmels willen!

Ein kurzer Blick auf die Karte und die Schätzung des vermutlichen Sonnenstandes in einer halben Stunde oder so, haben ergeben, dass auf der anderen Seite von Edenkoben, in Edesheim durchaus etwas gehen könnte. Nur der Weg dorthin, der eigentlich nur einmal kurz durch den Ort und dann links wäre, ist wegen Baustelle, Umleitung und Stau dann doch wesentlich ungemütlicher und vor allem länger als gedacht. So fährt der nächste Takt ohne mich, während ich mich, natürlich im besten Sonnenlicht, langsam, sehr langsam dem nächsten Zielpunkt nähere.

Auto in Edesheim abgestellt und ein Stück die Strecke raus gelaufen, diesmal MIT Colakiste am Arm, schon ist ein Platz gefunden und auch ein großes, blaues Loch hat sich über mir aufgetan. Ob das aber bis zum Zug reicht? Immer wieder geht der Blick erst nervös aufs Handy, Uhrzeit und Verspätungslage checkend, dann leicht verzweifelt über die Schulter gen Himmel, denn während der Zug trödelt, ist die nächste Wolkenfront gut im Plan.





Ein kleines Geheimnis um seine Identität macht 643 502. Ist er an der Seite mit der entsprechenden NVR-Nummer beschriftet, ist diese an der Front durchgestrichen und daneben die 513 notiert. So maskiert ist er als RB 81418 vom französischen Wissembourg unterwegs nach Neustadt/Weinstrasse und hat gleich den nächsten Halt Edesheim (Pfalz) erreicht.






Neben den Talent der Reihe 643 sind auch Desiros der Deutschen Bahn mit vereinzelten Leistungen auf der "Pfälzischen Maximiliansbahn" unterwegs. So wie 642 160 und 529, die als RE 12029 in Richtung Rhein fahren.






Hey, da hat es ja tatsächlich mit zwei Sonnenbildern geklappt! Bingo! Wie knapp es bei dem zweiten war, kann man an den grauen Wolken, die sich links oben ins Bild schieben, erahnen. Stimmung deutlich aufgehellt, auch wenn sich zu meiner Überraschung ein Pärchen Desiros mit in den Zugverkehr "geschlichen" hat. Bei Sonne nehm ich im Zweifelsfall alles! Und dass der nächste Talent wieder im Dunkeln kommt, dämpft die Laune nur ein bisschen. Abgedunkelt wird er trotzdem. "Was man hat, hat man!", denkt sich der Sammler.





Während 643 005 als RB 12411 durch die Weinfelder bei Edesheim (Pfalz) rollt, bremst Gegenzug RB 12412 im Hintergrund gerade an den Bahnsteig des Haltepunkts der kleinen Pfälzer Ortschaft.






Es ist halb drei, als ich wieder gen Auto marschiere. Der Himmel scheint für die nächste Zeit verdunkelt und im Magen regt sich Hunger. Frühstück ist ja auch schon lange her. Also braucht es einen Metzger, oder ähnliches, und eine neue Stelle. Beides schwierig zu finden. Denn ist die Strecke nicht verbaut, verläuft sie zwischen Weinfeldern, nur erreichbar über gesperrte Straßen, sprich zu Fuß. Bei dem Wetter irgendwie keine Option. So versuche ich mein Glück südlich von Landau (Pfalz). Da gibt es laut Karte vielleicht den ein oder anderen Punkt. Zudem könnte man hier in einer der kleinen Ortschaften in Sachen Brotzeit fündig werden. Wird man nicht! Die einzige Metzgerei die ich auftue ist gut besucht. So gut, dass die Kunden bereits auf dem Bürgersteig warten, während die drinnen anscheinend die Wurst Scheibe für Scheibe bestellen. Definitiv will ich hier nicht so lange warten, hat mich doch die Sucherei schon genug Zeit gekostet. Bin ja nicht zum Vergnügen hier.

Nach einigen Versuchen lande ich in Steinweiler (Pfalz). Einem Örtchen ohne Metzgerei, dafür aber mit Haltepunkt, dessen Umfeld wenigstens etwas Variationsmöglichkeiten bietet. Dort am Parkplatz angekommen, muss ich erstmal eine große Runde drehen, um auf die andere, die "Sonnenseite" der Strecke zu kommen. Heißt einmal den langen Bahnsteig hinter, dann hoch auf eine alte Straßenbrücke und drüben das Ganze wieder zurück. Und von hinten drück der Zug.

Blöd nur, dass ich mir vorhin den Fuß vertreten habe, alte Sportverletzung, und nun mehr humple als laufe. Oben auf der Brücke, also auf halbem Weg angekommen, sehe ich den nächsten Talent schon am Ende der langen Geraden. Das wird nix! So ein Mist! Denn von hier oben gibt's nur Schatten, einen bildfüllenden Bahnsteig und eine Reihe Lampen. Das kann ich mir sparen. Nur wenn ich es bis zum Ende des Bahnsteigs schaffe, könnte es was werden. Aber wie, denn laufen ist nicht drin. Und der Zug schon fast zum Greifen nahe. Trotzdem Zähne zusammen beißen gegen den Schmerz und versuchen. Wenn ich scheitere, wovon ich ausgehe, dann habe ich es wenigstens probiert. Bis zum Schluss, während ich im Wackelschritt wie Quasimodo den Fuß hinterherziehend die Kamera einstelle, bin ich mir sicher, dass es nicht klappt....





Auf dem Weg nach Karlsruhe kommen bei Steinweiler (Pfalz) 643 516 und 025 unter der Nummer RE 12031 daher.






Jawohl! Gedanklich klopfe ich mir auf die Schultern! Gut, dass ich es versucht habe. Ich war tatsächlich vorne, genau im richtigen Moment. Sekunden später und die Fuhre hätte mich unfotografiert passiert. Manchmal rentiert es sich, nicht aufzugeben. Aber keine Zeit zu viel zu feiern. Schon steht die nächste Leistung von hinten an. Während die Sonne strahlt, rollen zwei bekannte Desiros in den Haltepunkt und bleiben zu meiner Überraschung stehen.





Eigentlich ohne Halt sollte RE 12026 den Haltepunkt Steinweiler (Pfalz) passieren. Doch an diesem Tag haben 642 160 und der führende 642 529 einen außerplanmäßigen Stopp eingelegt. Nun beschleunigen sie wieder auf die Strecke in Richtung Landau.






Kaum sind die Beiden am Ende der langen Gerade verschwunden, taucht dort schon wieder der nächste rote Punkt auf, wird größer und manifestiert sich als weitere Talentleistung.





643 507-6 ist als RB 12413 auf dem Weg nach Karlsruhe.






Schlag auf Schlag geht es jetzt. Kaum ist der Zug nach Karlsruhe verschwunden, steht auch schon wieder einer in Gegenrichtung an, diesmal aus dem französischen Wissembourg kommend und somit die eigentliche "Stammlinie" befahrend. Für den möchte ich ein bisschen raus laufen, zu einer Pferdekoppel. Leider sind die dort grasenden Hottehüs etwas Kamera scheu und räumen das Motiv, noch bevor der Talent herangedieselt ist.





Von Wissembourg im Elsass nach Neustadt/Weinstraße ist RB 81422 unterwegs. An diesem Tag für den Dienst eingeteilt ist 643 503.






Und wieder vergehen nur Minuten bis die Gegenleistung ansteht. Diesmal mit einem Zug in die Elsässer Grenzstadt. Viel Programm also, und das alles unter blauem Himmel. Einzig, wohin nun stellen ist die Frage, damit das Bild wenigstens etwas anders aussieht, als die davor.





Auf dem Weg auf der historischen Route der "Pfälzischen Maximiliansbahn" nach Wissembourg, ist der aus Neustadt/Weinstrasse kommende 643 504 als RB 81425.






So, ich habe hier fertig! Alles was man hier und jetzt noch ablichten könnte, wäre eine Wiederholung. Zudem geistert mir eine andere Idee im Kopf herum. Nur rund 20 Kilometer weiter, im französischen Lauterbourg, sollte nach Plan in rund eineinhalb Stunden eine 67400 aus Strasbourg ankommen. Würde sich ausgehen und dabei auch noch Zeit für den längst fälligen Imbiss lassen. Zudem ist an dieser Strecke nicht mehr viel zu holen, dreht die Hauptroute von/nach Karlsruhe etwas südlich von mir, hinter Winden, aus dem Licht. Das ich beim Zurückgehen von der Brücke herunter weiter hinten ein mechanisches Vorsignal stehen sehe, registriere ich zwar, nur über die Bedeutung mach ich mir keine größeren Gedanken. Schade, wie sich später herausstellt.

Übrigens, kleiner Fun Fact am Rande. Fast auf die Minute genau zur gleichen Zeit, als ich die RB 81425 abgelichtet habe, hat Gubi, rund 2.700 km weiter nördlich, in Valnesfjord (Norwegen) auch für einen Talent abgedrückt.











Nachdem ich erfolgreich zum Auto zurück gehumpelt bin, geht es erstmal zu einem Einkaufszentrum, an welchem ich am Herweg vorbei gekommen bin. Da hat es einen Dönermann! Man erinnere sich. Knurrender Magen vor gefühlt drei Stunden oder so. Dort gibt es was leckeres auf die Hand, wobei sich die Wahl aber als nicht so leicht herausstellt, stimmt doch das Preis-Leistungs-Verhältnis hier absolut, was meint, dass die feilgebotenen Portionen alle riesig sind und es an die Berufsehre von Cheffe geht, wenn man nur etwas Kleines will. Aber was soll ich machen, abends, und das ist schon bald, winkt ein leckeres Menü und dafür möchte ich dann noch genug Platz haben.

Wieder auf dem Weg sehe ich schon kurz meinen Zug schwinden, stehe ich doch schon auf der Auffahrt zur Autobahn im Stau. Dort haben sich im Berufsverkehr mehrere Autos zusammen gepackt und dabei nicht nur Form, sondern in einem Fall auch das Rad samt Antriebswelle verloren. Gottlob scheint niemand ernstlich verletzt zu sein und der Unfall fand auch vor Ende der Beschleunigungsspur statt, sodass ich mich dort im Schritttempo, allen Trümmern ausweichend, am Ende doch recht zügig einsortieren kann.

Unterwegs werden nun noch die zwei nachkommenden Urlauber kontaktiert. Direkt auf dem Weg zur Unterkunft werden sie deutlich früher am Zielort Ilbesheim aufschlagen wie ich, mit meinem "Umweg" über das Elsass. Und da ich mir nicht mehr sicher bin, bis wann der Tisch bestellt ist, höre ich lieber mal nach. Sie kämpfen gerade mit einem Stau, was ihre Ankunft verzögert und auch die geplante Uhrzeit fürs Abendessen steht nicht gegen mein Vorhaben. Also alles gut, grünes Licht und bis später.

Bis kurz vor Lauterbourg hab ich noch Sonne. Und auch ein Bild von der Signalgruppe in Richtung Deutschland geht sich gerade noch so aus. Dann ist vorbei mit lustig und es wird trübe. Außer, der Tradition des Vormittags folgend, der Hintergrund, der in hellem Glanz erstrahlt. Das zudem nur ein Triebzug kommt, anstatt der erwarteten und erhofften 67400 ist dann noch das i-Tüpfelchen.





Bis heute haben sich im Bahnhof Lauterbourg die mechanischen Signale erhalten. Hier die Ausfahrt in Richtung Deutschland.






Beispielhaft für den Zustand des französischen Eisenbahnnetzes abseits der Magistralen und Schnellfahrstrecken zeigt sich der Bahnhof von Lauterbourg, Grenzstation zu Deutschland. Alte Signaltechnik, in die Jahre gekommene Informationssysteme, überwucherte, brach liegende Infrastruktur. Mitten drin, X76659, der kurz zuvor als TER 30708 von Strasbourg her gekommen ist und wenig später als TER 30713 wieder die Rückreise antreten wird.






Anstelle des planmäßigen, mit einer Diesellok der Reihe 67400 bespannten, Wendezugs, ist X 76660 kurz vorher als TER 30708 in den weitest brach liegenden Bahnhof von Lauterbourg geschlichen. Nun steht der Triebzug bereit, um als TER 30713 wieder in die elsässische Metropole zurückzukehren.






Das wars! Schade dass es weder mit einem Sonnenbild zum Abschluss des Tages, noch mit einem Foto einer 67400 geklappt hat. War das heute nur eine Ausnahme oder ist deren Ende jetzt doch schneller als vermutet gekommen? Eine Sache, die es vielleicht die Tage noch zu klären gilt.

"Querfeldein" mache ich mich nun auf den Weg nach Ilbesheim. Dabei passiere ich auch den Bahnhof von Winden. Nun wird mir auch mein Versäumnis bewusst, der Sichtung des "Spiegeleis" vorhin nicht nachgegangen zu sein. Glänzt doch der Abzweigbahnhof mit zwei netten Gruppen von Flügelsignalen. Da hätte man gerne noch Fotos davon gemacht. Aber wäre dadurch, in Erwartung einer 67400 in Lauterbourg, meine Entscheidung anders ausgefallen, als hinüber nach Frankreich zu fahren? Wohl kaum! Dazu entwickelt der Großdiesel doch zu viel Anziehungskraft. Also dann beim nächsten Mal!

Zwischenzeitlich sind meine Freunde in Ilbesheim angekommen und haben dort schon Quartier bezogen, wie ich via Telefon erfahre. Und auch ich habe nur mehr ein kurzes Stück. Nachdem ich mein Gepäck und mich selbst ins Zimmer gewuchtet habe und mein Outfit Gaststätten tauglich gemacht ist, sitzen wir auch schon im nahen Lokal und lassen uns mit Essen und Wein verwöhnen. Alles in allem doch noch ein erfolgreicher Tag und eine gute Entscheidung, gefahren zu sein.


Samstag, 17.09.2022

Wenn ich ehrlich bin, einen Spätsommertag in der Pfalz habe ich mir ganz anders vorgestellt. So mit Wärme, Farbe, Sonne! Was es draußen vor dem Fenster gibt ist aber genau das Gegenteil davon. Kalt, grau, trüb und windig. Und so legen wir auch keine große Eile an den Tag. Gilt es doch erstmal gemütlich das hervorragende Frühstück zu verspeisen und dabei einen Tagesplan festzulegen. Jenny hat ihr Reisekopfkissen vergessen und will sich daher im nahen Landau ein neues besorgen. Und auch ich könnte dabei gleich zuschlagen, brauche ich doch ein selbiges für daheim. So landen wir zuerst in einem Bettenhaus, bevor wir uns aufmachen, die Gegend zu erkunden. Da laufen durch die Weinberge bei immer wieder einsetzendem Regen und kaltem Wind nur so semi erotisch ist, haben wir uns entschieden hinüber nach Wissembourg zu fahren. Das Städtchen soll ganz nett sein und gute Cafes haben. Na wenn das kein Ziel ist.

Praktischerweise gibt es direkt vor dem Bahnhof einen Parkplatz, von dem man idealerweise zwecks Erkundung aufbrechen kann. Und da in dem Kopfbahnhof gerade Rush Hour ist, geht es sich auch noch mit ein paar Eisenbahnbilder aus.





Fahrzeugparade im elsässischen Grenzbahnhof Wissembourg, dem Endpunkt der ehemaligen "Pfälzischen Maximiliansbahn". Machten hier zu Hochzeiten der Strecke, neben Güterfernverkehr, sogar internationale Schnellzüge von Holland in die Schweiz und nach Italien halt und Kopf, zeigt sich hier heutzutage nur noch Regionalverkehr. Während der rechts stehende X 76559 in wenigen Minuten als TER 30593 starten wird, verlässt 643 504 der DB schon wenig zuvor als RB 81416 die Station in Richtung Deutschland. B 83515 dagegen hat bis auf weiteres noch Pause.






Noch einen Regenguss abgewartet, dann machen wir uns auf den Weg in das historische Zentrum der kleinen Stadt, die auf eine bewegte Geschichte zurückblicken kann.











Kirche St. Peter und Paul in Wissembourg. Die Wurzeln der gotischen Kirche reichen zurcük, bis ins 7. Jahrhundert.












Blick auf die Hauptstraße im historischen Kern von Wissembourg. Im Umfeld des im 7.Jahrhundert gegründeten Klosters Weißenburg entstanden und 1306 zur Reichsstadt erhoben, gehört das kleine Städtchen an der Lauter heute zur Präfektur Bas-Rhin.






Nachdem wir sogar ein Sonnenloch nutzen konnten, um uns draußen mit Kaffee und lecker Kuchen zu verwöhnen, geht es langsam wieder zurück in Richtung Ilbesheim. Dort klingt der Abend, nach einer ausgiebigen Spazierrunde durch den kleinen Ort, bei einem guten Essen und ebensolchem Wein gemütlich aus.


Epilog

Mehr aus Tapferkeit wie aus Lust wandern wir am folgenden Morgen nochmal durch die Weinfelder. Dann heißt es für mich Abschied nehmen. Während Wolfgang und Jenny noch eine Woche hier Urlaub machen, geht es für mich zurück in die heimisch Oberpfalz. Schön war es hier, trotz des miesen, für Mitte September extrem miesen Wetters. Aber das ist einfach ein Grund wieder her zu kommen. Außerdem, die mechanischen Signale in Winden warten ja schließlich auch noch auf mich.