Türkei im Herbst 22 - Teil 5/9
Von Neel Bechtiger
06. Oktober 2022 / Elâzığ – ElâzığHeute ging es noch 30min früher raus als die letzten Tage. Auf 06oo Uhr war die Abfahrt gelegt. Das war schon etwas «anstrengend», denn es war noch stockfinster vor dem Fenster geblickt aus dem 8 Stock ;).
Pünktlich trafen wir alle ein, also fast .. wir hatten gestern Abend das Hotel nochmal verlängert und die Zimmerkarten wollten wir noch eben neu validieren lassen. Vielleicht nicht die beste Idee beim Nachtportier. Dabei stand da schon eine ganze Reisegruppe in der Lobby ;).
Wie gestern Abend noch erwähnt ändern wir die Taktik. Es sollte kein dynamischer Fototag werden, wo man von den Zügen von A nach B getrieben wird. Es sollte ein statischer Fototag werden. Und zwar in Pınarlı. Yannik kommt es bekannt vor – ist (zum Teil) geklaut bei ihm ;). Die Gegend da ist aber auch wunderbar! Der kleine Ort liegt zwischen Elâzığ und Malatya, da wo beide Strecke schon wieder zusammen laufen. In Erwartung auf ordentlich verkehr wagten wir das Experiment einfach mal.
Beim Weg aus der Stadt füllten wir unsere Vorräte noch an einer Tankstelle auf, denn mutmasslich werden wir heute keinen einzigen Laden mehr zu Gesicht bekommen.
Die Fahrt nach Pınarlı dauerte nicht ganz eine Stunde. Die letzten 15min davon über eine nicht enden wollende und enge Schotterpiste … oder eher ein besserer Feldweg. Ob das die Hauptzufahrt war? Vermutlich nicht, aber Google wollte da durch, und auf dem Luftbild sah die Zufahrt von hinten zum Ort auch nicht unbedingt besser aus. Wir wollten mit dem Sonnenaufgang in dem kleinen Ort sein. In der freudigen Erwartung auf einen verspäteten Schnellzug von Ankara. Wie aber schon Yannik so schön schrieb, auf derart viel Verspätung zu hoffen ist vermessen. Sie sahen den Zug so viel mir ist noch im Bahnhof stehen, so weit kamen wir nicht – der Bahnhof war leer.
Wir stellten uns exakt mit dem Sonnenaufgang an die westliche Einfahrt und froren. Denn es war schweinisch kalt draussen. Tatsächlich, so ohne Sonne. Uns war bewusst, dass wir heute Nachmittag wieder in der Sonne schmoren würden, in dem Moment wollten wir gerade tauschen. Wir mussten aber nicht lange warten, ein Grummeln durchbrach die totale Stille. Da kam ein Zug aus dem Tal Bergwärts, also genau so wie erhofft. Der Zug entpuppte sich als leerfahrende DE33 036.
So, wie schnell kommt da jetzt etwas hinterher? Ungefähr eine Stunde Zeit hatte das Ganze, dann wäre das Licht raus. Also warteten wir in der immer wärmer werdenden Umgebung und lauschten ins nichts. Ein naher Steinbruch nahm dann irgendwann seine Arbeit auf und machte die Geräuschkulisse etwas kaputt, so wahnsinnig früh würde man also einen Bergfahrer nicht mehr hören.
Aber kein Problem. Es kam auch nichts. Also wechselten wir nach 9 Uhr die Bahnhofsseite – jetzt an die Ostausfahrt. Da konnte man hinter dem Bahnhof langgondeln und dann direkt an der Stelle parken. Um Schatten brauchten wir uns noch nicht zu kümmern, es war immer noch frisch. Und da sassen wir dann … ein Güterzug wäre nett! Aber wir hatten immerhin einen Zug auf dem Plan der irgendwann kommen muss. Der Ekspresi nach Adana. Der kommt aus Elâzığ und startet da in aller früh, um dann am Abend in Adana zu sein. Der Zug wäre um ziemlich genau 10 Uhr hier. Und die Zeit bis dahin verstrich ohne weitere Bewegung.
93- Auf der Ostseite des Bahnhofs, wir haben gewechselt. DE24 184 zieht den Fırat Ekspresi 52003 (Elazığ - Adana) in den Bahnhof hinein, und zwar pünktlich.
94- Das Bild oben ist von Gubi, er hat sich hinter die Kurve gestellt für den Zug. Ich blieb derweil direkt am Auto stehen und nahm das Formsignal mit aufs Korn.
Der Zug war durch, Verfolgung wie erwähnt nicht möglich. Also warteten wir weiter, denn wir hätten gerne noch ein Bild von einem Zug nach Osten, also an der Ausfahrt des Bahnhofs vor dem Tunnel mit Formsignal. Noch war ein wenig Licht auf der Front. Und da die Züge ja gerne auch geschoben werden, so glauben wir, wäre einer aus der Gegenrichtung ja auch möglich.
Es dauerte gar nicht so lange da trampelte ein Eisenbahner zu den Weichen auf unserer Bahnhofseite. Das kann nur etwas bedeuten? Und nochmal 10min später kündigt sich ein Zug an mit getröte. Wenig später rollte er schon durch den Bahnhof auf uns zu. Wie bestellt. Mit flinken Füssen konnten wir auch noch den Nachschub, der tatsächlich dran war, am Einfahrsignal fotografieren.
95- Blick auf die Ausfahrsignale des Bahnhofs Pınarlı. DE 33 035 fährt mit einem Zug in Richtung Osten.
Beide Seiten im Kasten, muss man noch mehr wollen an der Stelle? Neee! Jetzt könnte man die Zeit nutzen um sich etwas zu verschieben. Denn nur ein paar Kilometer weiter nach Westen geblickt sieht die Strecke auf dem Luftbild auch nicht verkehrt aus. Irgendein Werk liegt da, oder ein Zementfabrik, mit Gleisanschluss und Hügeln drumherum. Könnte man ja? Nö, wir entschieden uns für die andere Bahnhofsseite. Das geht auch prima, und da wäre jetzt Licht.
Also zurück mit dem Auto und schon standen wir im Schatten und dösten vor uns hin. Es geschah einfach nichts, über eine Stunde. Ausser der gelben Gefahr! Die stand im Bahnhof auf einem Stumpfgleis und hat sich nach der Durchfahrt des Güterzuges um die östlichen Ausfahrweichen herum zu schaffen gemacht.
Dann wurde es mir langsam zu blöd ;). Wir standen sehr einseitig und hinter dem Einschnitt auf dem wir standen könnte man auch in die Gegenrichtung fotografieren. Ein Hügel gibt es auch an der richtigen Stelle, also lief ich da mal rauf. Gunar folgte mir mit ein paar Minuten Abstand und dann sassen wir halt da im Schatten. Der Blick war herrlich, vor allem für Züge nach Osten. Dumm kam da erst «gerade» einer, aber eben … Nachschub ;).
13 Uhr war durch als die gelbe Gefahr wieder von der Strecke rollte und sich im Bahnhof hinstellte. Entweder für eine Mittagspause oder weil ein Zug erwartet wird? Letzteres war der Fall.
97- Blick in den Bahnhof von Pınarlı rein. DE33 036 fährt mit einer langen Wagenschlange westwärts. Das Bild von oben.
98- Gubi kam nicht auf den Hügel, er blieb unten. Er musste ziemlich weit in den Einschnitt rein laufen für genug Seitenlicht. Und er stand uns im Bild … ich habe ihn bei meinem Bild (97) aber rausgepixelt – sorry Gubi ;).
Und Schublok … Schublok? Nein, neeeeein, blöd. Gubi gesellte sich zu uns und wir blickten alle wieder auf die gelbe Gefahr, die sich zurück an die Arbeit machte. Wir warteten so lange bis das Frontlicht auf der Gegengerade komplett verabschiedet hat.
Von da oben sah man den Streckenverlauf nach Westen ziemlich weit und man sah, wie spannend es auch da weitergeht. Die Bahn windet sich der Felswand entlang nach unten. Das wollten wir uns anschauen! Da die gelbe Gefahr noch nicht zurück war hatten wir vermutlich auch genug Zeit. Am Ende landeten wir an einem Bahnübergang etwas vor den Felsen. Denn um 15 Uhr war die Sonne auch schon ganz schön tief, hohe Felswände sind da etwas im weg.
Die sinkende Sonne trieb uns dann kurz vor 16 Uhr auch von diesem Platz weg. Ich lief etwas vorweg und sah den Zug als erstes. Die anderen beiden hinter mir rannten nochmal zurück zum Platz vorhin, da war nämlich geraaaade noch so Sonne. Ich hatte da weniger Probleme ;). Und weil nicht so viel läuft, auch von diesem Zug wieder drei Bilder:
100- Oh was rollt da ganz langsam von rechts nach links? DE33 086 kommt mit dem nächsten Zug nach Westen. Er ist gerade an der westlichen Ausfahrt von Pınarlı (ja, wir kommen da nicht wirklich weg).
102- Und so sah es bei Gubi aus, der noch zurück zur vorherigen Stelle gerannt ist. 5min später war der Schatten komplett da, das war mal dussel für die Stelle mit dem Zug.
Wohin jetzt? Die Sonne sank unaufhaltsam. Nach zwei Westfahrern rechneten wir bald mal mit einem Ostfahrer. Noch ganz lange Licht hätte eine Stelle; die Gerade an der westlichen Einfahrt (eigentlich da wo der Zug bei Bild 100 ist). Also wieder hinauf auf den Hügel vom Mittag. Zwar mit Frontschatten, aber mit der sinkenden Sonne alles kein Problem.
Nur kam nichts. Der erneute Aufstieg auf den Hügel hätten wir uns sparen können. Als die Sonne dann verschwand taten wir es ihr gleich. Und dann blieb uns eigentlich nichts anderes übrig als zurück nach Elâzığ zu fahren. Und gerade als wir am Bahnhof vorbei fuhren rollte da ein Personenzug rein. Hö? Der Blick auf die Uhr machte dann klar, was das war. Der Van Van Gölü auf die Minute pünktlich nach Ankara! Hm, viel hätte da ja gar nicht gefehlt mit dem Licht, so 15min wohl schon … aber früher im Jahr.
Die Fahrt nach Elâzığ war ziemlich unspektakulär. Wir diskutierten flessig was vom heutigen Tag zu halten war. Wir erwarteten eigentlich mehr Züge. Das war etwas enttäuschend. Und das nehmen wir zum Anlass die Taktik wiederum zu ändern für morgen, wir hängen uns wieder an Züge ran ;).
In Elâzığ parkten wir, langsam haben wir’s ja raus, wieder vor dem Hotel. Machten uns in eben diesem frisch und liefen dann zum Essen. Heute war Lamacun Tag, da gibt es in der «Fressmeile» ein darauf spezialisiertes Wirt. Die Google Bewertungen waren sich nicht ganz einig, was man von der Lokalität halten soll. Zwischen «bestes Lamacun ever!» zu «geh da bloss nicht rein!» war die Bandbreite unerschöpflich. Wir reihen uns in die erstgenannte Bewertungskategorie ein. Das war richtig lecker!
Der Abend endete dann, wie immer, mit einem Besuch in der nahe gelegenen Migros Filiale und dann im Zimmer. Für morgen hatten wir einen Plan für den Vormittag, den wir dann nur noch aus der Schublade ziehen müssen. Gute Nacht!
[hr]
07. Oktober 2022 / Elâzığ – Malatya
Es ist Freitag der 7 Oktober. Freitag, schon Freitag! Ups. Wir fliegen am Sonntagabend zurück. Wir wachen in Elâzığ auf. Bleiben nicht ganz 3 Tage, um zurück nach Istanbul zu kommen. Da müssen wir uns langsam aber sicher Gedanken machen wie wir das bewerkstelligen. So war heute klar als wir das Hotel verliessen, es wird das letzte Mal sein. Heute Abend übernachten wir bereits ein wenig weiter westlich, Malatya oder so.
Der Plan für den Vormittag ward gesponnen, für den Nachmittag bestanden noch einige Ideen, die wir irgendwie zusammenwursten mussten. Ich hatte ja die Idee nochmal in das Tal an der E-Piste zu fahren, wo uns der Personenzug im Schatten abging. Gubi hatte weniger Lust am frühen Nachmittag bei dem sonnigen Wetter 2h im Auto zu sitzen – je nach dem wo uns der Vormittag hinschlägt sogar noch länger. Gunar war eher Team Gubi ;).
Wir fuhren raus wie immer, also um 06:30 Uhr. Heute wieder volle Möhre in die aufgehende Sonne, die auf der südlichen Schnellstrassenumfahrung von Elâzığ wirklich genau über der Strasse aufgeht. Wir hatten vorgestern mit dem Wetter nur bedingt Erfolg, so zielten wir eigentlich auf dieses Programm am Vormittag. Das war schon ein wenig vertraut und wir wussten, worauf wir uns einlassen ;). Heute Freitag fährt der Ekspresi aber nicht nach Tatvan sondern nach Kurtalan, obwohl eigentlich Tatvan-Tag wäre. Dafür fährt am Vormittag der Bölgesel zusätzlich nach Tatvan. Er kommt aber am Nachmittag nicht zurück … so gibt es heute nur einen Personenzug auf der oberen Strecke. Dafür kommt am Nachmittag natürlich der Zug aus Kurtalan zurück. Alles kompliziert hier!
Wir fuhren gemütlich aus der Stadt und dem See entlang nach Osten. Wieder zum Tunnel bei Icme. Der Bölgesel wäre gute 30min hinter uns, also alles safe. Wie wir dann bei Icme in die Kurve blicken verschwindet gerade der Schwanz eines Güterzuges nach Osten im Tunnel. Öh, war das schon der Güterzug, den wir um ca. 8 Uhr in der Planung hatten? Das wäre dann dumm.
Angefixt vom Gedanken keinen weiteren Güterzug zu sehen am Vormittag entschied ich, eigenmächtig und Kraft meines Amtes als Fahrer, von dem Zug ein Bild machen zu wollen ;). Eine Idee hatte ich auch schon, der Damm bei Muratbağı sollte im Licht sein. Wir holten den Zug gut wieder ein und hatten am Schluss sogar noch etwa 3min um uns zu positionieren.
103- Bei Muratbağı rollt DE24 389 in den ersten starken Sonnenstrahlen des Tages nach Osten. Den Zug haben wir gerade noch so gesehen und so ging sich eine kleine 5min Verfolgung noch aus.
Wir waren voll im Plan, um 7:15 Uhr haben wir das Bild gemacht, allerspätestens um 7:25 Uhr mussten wir an der Stelle bei Icme sein, ab dann war Bölgesel-Zeit. Fahrzeit zur Stelle, gute 10min inkl Dreckpiste.
Wir parkten das Auto unter den Bäumen und horchten in den Wind. Man musste aber gar nicht horchen, nur die Augen auf die Strecke richten. Denn der Bölgesel war schon sichtbar und flott auf dem Weg zu uns. Gubi hat das nicht wirklich begriffen und trödelte rum, Gunar war schon weg ;). Aber das reichte alles, die eingepackten Vorräte blieben also noch immer unangetastet.
Wir spekulierten beim zurücklaufen dann; war der Güterzug vorhin schon der Güterzug der eigentlich erst hinter dem Personenzug erwartet wurde? Nein, war die einhellige Meinung. Also stellten wir uns für den Güterzug auf. An einer neuen Stelle aber, kaum 2km weit weg direkt am See – also hinter dem Tunnel dessen Berg wir für das letzte Foto nutzten.
Da hinzukommen war wieder mal sehr einfach. Etwas Dreckpiste wohl, aber gut befahrbar und der Weg liegt direkt an der Fotostelle ;). Für die faulen perfekt! Wir selben standen noch im Schatten und froren wieder mal ein bisschen. Dafür konnten wir jetzt endlich mal einen Bissen nehmen. Das waren die ersten entspannten Minuten heute. Die Sonne kämpfte sich immer mehr an die Stelle und es wurde wärmer. Nur die Sonne war noch sehr spitz. Viel vor 9 Uhr rechneten wir aber nicht mit dem Zug .. als es um kurz nach 8 Uhr trötete.
105- Wir blicken (mal wieder) auf den Keban Stausee. Der Standpunkt immer noch in der Nähe von Icme. Es zieht DE33 076.
Die Begleitwagen, die hinter der Lok aus dem Tunnel auftauchten, waren schonmal wie erwartet. Die Luft dahinter war umso unerwarteter. Wegen den Begleitwagen identifizierten wir den Zug als «Iran Zug», aber halt ohne Iran dabei. Diesen Zug so zu verfolgen, wie die Planung es vorsah, machte keinen von uns wirklich glücklich. Aber … die nächste sichere Leistung wäre … also eigentlich auf der Strecke gar nichts. Wir erwarteten zwar nochmal einen Güterzug gegen 14 Uhr nach Osten, aber es war ja gerade erst 8 Uhr vorbei. Da muss man nicht warten.
So zog ich eine Alternative aus dem Ärmel. Das Tal nördlich von Malatya an der E-Bahn wäre ja noch. Dafür waren wir zwar viiiel zu früh, aber auf dem Weg dahin könnte man mit einem kleinen Umweg den Ekspresi von Elâzığ nach Adana mitnehmen. Wir wären ziemlich zeitgleich mit ihm in Baskil, einem Ort südwestlich von Elâzığ, wo ich schon lange ein Auge (über das Luftbild) drauf geworfen habe ;). Also ging es sofort los, es war keine Zeit zu verlieren.
Wir fuhren westwärts auf der Autobahn in Richtung Elâzığ. Am Südrand der Stadt geht’s dann an Elâzığ vorbei und dann in die Zielregion. Aber soweit kamen wir nicht. Denn kurz vor Elâzığ sahen wir, etwa 20min nach der Abfahrt, einen Güterzug nach Osten fahren. Diesmal mit Last. Ja heissas, hier ist ja was los heute früh!
Der Plan wurde sofort wieder geswitcht zum ursprünglichen. Also wieder drehen und zurück. Zur Stelle von vorhin, wir wollten da gerne noch einen richtigen Zug. Aber nicht gleich, denn der Güterzug war nicht schnell und beim Gondeln haben wir kurz zuvor einen Hügel nächst Yenikapı gesehen und notiert. Der Zug käme jetzt ja perfekt!
Es war leicht stressig aber klappte. Dabei haben wir wohl mal wieder ein kleines Dorf verwirrt. Nach dem Front- und Nachschuss angefertigt waren liefen wir zum Auto zurück und fuhren sofort zur Stelle von gerade eben. Das passte zeitlich mit einer guten Reserve.
106- Wir waren eigentlich schon auf dem Weg nach Westen, der Güterzug ohne Last vorhin hat uns die Hoffnung auf einen Zug am Vormittag nach Osten genommen. Aber auf dem Weg entdeckten wir diesen Zug. Also Pläne geändert, gedreht, und bei Yenikapı einen Hügel bestiegen. Es zieht DE33 075.
Dieser Zug lief jetzt ziemlich perfekt in der Zeit für eine Stelle die noch auf der Wunschliste stand. Die ist zwar hinter Palu und deshalb gute 30min entfernt, aber wir wollten da hin. Ein bisschen eilig ging es zurück auf die Autobahn und dann direkt nach Osten. Vor dem grossen Damm, siehe Bild 103, geht die Strasse dann rechts weg. Von da oben aus sieht man auf den Damm und die Brücke .. und da … könnte … reicht es? Ja, die Polizeikontrolle liess uns in frieden und deshalb reichte es gerade so.
109- Nochmal der Damm bei Muratbağı, wie schon bei Bild 103. Wir schiessen auf die beiden Schubloks.
Nun war keine Zeit zu verlieren. Denn im Tal hätten wir noch ein paar Minuten, um zur Stelle zu laufen. Also flott über (sehr) bekannte Wege nach Palu und dann hinten raus. Geparkt haben wir am Strassenrand und dann trieb uns der Wille immer weiter hinauf in die Bergflanke. Mit jedem Meter wurde das Panorama besser, am Schluss stand ich so weit oben wie möglich .. vielleicht auch zu weit. Dafür ging von meiner Stelle aus auch noch der Nachschuss ;). Der Zug liess sich viel mehr Zeit als vermutet und wir hatten zwischenzeitlich schon Angst, dass er irgendwo verendet. Die Angst war unbegründet, er war einfach nicht so schnell.
110- Im Murattal, auch nicht das erste mal, lag dieser Güterzug zeitlich ziemlich perfekt. Hinter Palu, die letzten Häuser des Ortes sind noch zu erkennen, ging es in die Hügel. Nach mehr Wartezeit als vermutet rollte der Zug dann aber an uns vorbei.
Schön! Der Personenzug nach Adana war natürlich nicht mehr erreichbar, wir waren jetzt ja auch plötzlich über 30min in die falsche Richtung gefahren. Selbst ins Tal nördlich von Malatya zu wechseln war jetzt schon fast Sinnlos geworden beim Blick auf die Uhr. Also blieben wir wo wir waren … und erinnerten uns an den Plan von vorgestern. Also auf die Felsen bei Palu und dann zum Personenzug an die Strecke von Kurtalan runter. Denn Personenzug war an dieser Strecke heute keiner mehr zu erwarten.
Wir legten deshalb die Deadline früher als letztes mal, um dem Personenzug von Kurtalan entgegenzufahren und von ihm noch zwei / drei Bilder machen zu können. An der Tankstelle von Palu füllten wir den Tank, der würde keine grosse Verfolgung mehr mitmachen, und Getränke auf. Der Bahnübergang direkt neben der Tankstelle schloss sich … und wir fluchten schon. Es rollte aber nur eine kleine gelbe Gefahr nach Osten durch. Und was das bedeutet?
Für einmal, ausnahmsweise, löste das keine Planänderung aus. Wir sind schon sehr konstant geworden vor dem Mittag. Mit den kühlen Getränken im Gepäck liefen wir auf den hinteren der beiden Tunnel und warteten. Erst zu dritt gedrückt im Schatten des einen Baumes, bis ich dann rüber wechselte zum anderen Baum. Zeitlich würde das dann schon reichen … schnell waren die ja nicht?
Kaum hingesetzt kam die Gelbe Gefahr zurück. Macht die Strecke frei?! Oder eher auf dem Weg zur Mittagspause um 11:50 Uhr? Die Wahrheit liegt vermutlich in der Mitte, denn 30min später trötete es tatsächlich in Palu. Das könnte die Gelbe Gefahr sein, oder ein Zug? Es war ein Zug!
Heieiei, wir waren noch weit weg von unserer Deadline! So blieb uns eine Menge Zeit zum Kurtalan Ekspresi zu wechseln. Trotzdem trödelten wir nicht, denn mit jeder Minute kommt man ihm weiter entgegen. Um nochmal kühle Getränke nach zu bunkern reichte die Zeit aber doch noch … wenn die Tankstelle denn nicht geschlossen gewesen wäre. Zum Glück hatten wir vorher noch getankt. So mussten wir halt ohne kühle Getränke die Fahrt an die südliche Strecke antreten.
Es wurde sehr schnell sehr ruhig im Auto. Der Stress am frühen Morgen, das Warten in der Hitze um die Mittagszeit zerrte an die Kräften. Wir geleiteten ganz ohne Stress nach Maden an der Kurtalanstrecke, im Madental. Weiter südlich sprang uns keine Stelle ins Auge auf dem Luftbild und … da … am Bahnhof hinten oben? Luftlinie 30m von der Autobahn entfernt, aber mit etwas Umweg verbunden. Im Ort links, über den Fluss, der Bahn entlang … über die Bahn und dann immer dem Hang entlang. Vorbei am letzten Bauern mit Geflügel auf der Strasse, bis zum Ende der Dreckpiste. Und voilat!
Der Personenzug wäre so in … 30 – 45min bei uns. Je nach Verspätung halt. Einige kleine Sorgenfalten bekamen wir beim Blick zum Himmel. Quellwolken in den Bergen waren schon angekündigt … aber erst am späten Nachmittag. Es war doch noch gar nicht später Nachmittag. Aber weit weg irgendwie, und es war auch nicht viel Bewegung im Gewölk.
Viel früher als erwartet sahen wir sich bewegende Wagen im Wald vor dem Bahnhof. Nicht der Personenzug, es waren Kesselwagen. Das konnte dann nur Körfez Ulaştırma bedeuten. Schnell Blicke ausgetauscht, man war sich einig diesen Zug anstelle des Personenzugs zu verfolgen. Von den Powerhaul fehlten uns ja noch g’scheite Bilder, dann holen wir das am letzten Tag hier an der Piste doch einfach noch nach ;).
Der Zug stand kurz im Bahnhof und fuhr dann ganz langsam wieder an. Das Bild weiter vorne, voll im Licht. Und dann knipste jemand am Schalter. Zum Glück aber nur über dem Bahnhof und nicht im Auslösebereich. Phuuu!
114- Körfez Ulaştırma rollt durch den Bahnhof von Maden. Diesmal zieht die PowerHaul DE 005 vor 002 den Zug. Somit sind mindestens zwei Lokpaare auf der Strecke unterwegs.
Ja äääh, verfolgen! Dazu mussten wir aber erst auf die Autobahn zurück. Wir waren ganz froh die Verfolgung mit dem Zug machen zu können, der Personenzug wäre vielleicht etwas gar schnell? Denn wir verloren gute 10min, bis wir 30m weiter drüben auf der Autobahn wieder an der Stelle vorbei rollten.
Wir hatten ein Ziel für den Zug, eine Stelle hinter dem Stausee. Bis da hin hätten wir ihn definitiv wieder eingeholt. Als wir ihn dann aber schon deutlich vor dem Ende des Madentals erreicht haben blieb sogar Zeit für ein weiteres Bild. Nichts spektakuläres. Zum See selbst konnten wir leider nicht, denn am Südufer der Bahn folgend wäre der Zug mutmasslich schneller als wir.
Am angepeilten Bahnübergang war ein fetter Wolkenklopper am rumwabern. Da immer noch keine erkennbare Bewegung am Himmel war fuhren wir da vorbei, es war absehbar war geschehen würde. Nicht so einen Kilometer weiter vorne bei Kızıltepe. Da war eitel Sonnenschein für die ganze Zeit. Wir warteten dann fast 10min auf die Fuhre …
116- Der Zug war langsamer als gedacht. So gab es ein «schnelles Bild an der Autobahn» bei Kızıltepe auf den Zug.
Und dann weiter zur letzten Stelle für den Zug. Im Abstieg westlich von Sanayi. Die Stelle hatten wir uns vorgestern angeschaut, aber das Licht war schon weg. Der Zug ist heute aber viel früher unterwegs, also gefahrlos möglich.
Wir wussten ja jetzt, wo wir lang müssen und fuhren direkt an die Stelle. Etwas unsicher waren wir wegen einem eingezäunten Bereich am Gegenhang, in naher Sichtdistanz. Ist das eine Militäranlage? Wir einigten uns dann auf eine Wasserfassung … und standen einfach mal hin. Es war dann auch keine Bewegung zu sehen, also bleiben wir bei der Wasserfassung ;).
Es dauerte wieder viel länger als vermutet bis der Zug dann kam. Und es wurde noch richtig «spannend», oder eher nervenaufreibend. Denn die Wolken von Westen wurden mehr und wir standen auch immer mal wieder im Schatten. Und als der Zug dann kam blieb er vor der Stelle auch noch stehen, zum Bremsen kühlen oder so. Aber das letzte Bild von diesem Zug klappte auch wie gewünscht.
Das war heute jetzt der 5 Güterzug. Gestern haben wir deren 2 gesehen, irgendwie komisch. Aber das war ein äusserst erfolgreicher Tag, wir sind begeistert! Was noch fehlte war der Kurtalan Ekspresi. Für ihn machten wir es uns einfach, wir stellten uns nochmal auf die Strassenbrücke mit der Mosche, wo der Personenzug vor zwei Tagen in der Dunkelheit daher kam. Heute hatte der Zug ungefähr 30min Verspätung und er bekam gerade so noch etwas Licht ab.
Die Sonne blieb noch ziemlich stabil am Himmel. So warteten wir noch etwas an der Stelle, ob noch etwas im Windschatten vom Personenzug in Richtung Westen kommt. Dem war nicht so, dafür kam ein Anwohner zum Quatschen vorbei. Sein Englisch war mässig, aber Google half. Er hatte ein Spass an uns und zeige Bilder vom Winter, vom Sommer, vom Herbst, alles von seinem Haus. Das links gerade nicht mehr im Bild zu sehen ist oben.
Die Wolken gewannen bei der sinkenden Sonne immer weiter die Überhand und wir wollten dann los. Malatya war zwar nicht extrem weit weg, aber auch nicht gleich ums Eck. Die ganze Fahrt in der Dunkelheit musste am Ende auch nicht sein. So verabschiedeten wir uns nach dem Austauschen der Facebooknamen und fuhren los. Ziemlich direkt, trotzdem erreichten wir den Stadtrand von Malatya erst am Ende der blauen Stunde gegen 18 Uhr. Wir unterschätzten die Stadt wohl etwas, denn die ist grösser als vermutet ;). Sogar ein O-Bus gibt es da, mit Chinabussen. Und ein Chaos gibt es in der Stadt, zur besten Uhrzeit von uns Besucht.
Das Hotel lag, wenn schonmal Chaos ist, mitten in der Stadt, mitten im Stau. Vor dem Hotel war alles voll und ich fuhr in der Kolonne dran vorbei. Dann parken wir halt eine Querstrasse weiter drüben. Mitten an einer belebten Marktstrasse. Kaum aus dem Auto stieg uns der Duft von Dörrobst in die Nase. Die Geschäfte waren voll damit. Gewürze gab es genauso wie frisches Obst, Süsskram und hastenichtgesehen. Gar nicht so weit weg vom Angebot «drüben» im Iran.
Die Strasse merkten wir uns, einerseits wegen dem Auto, andererseits um noch etwas zu schlendern. Aber erst wollten wir zum Hotel. Die Reservation hatte man und man war auch bereit, uns den letzten Parkplatz vor dem Hotel zur Verfügung zu stellen, dazu muss man aber die Schilder wegräumen. Also drehten wir «schnell» (so in 10min) einmal um den Block um dann wieder wie letztes mal, in der Kolonne vor dem Hotel zu landen. Und wenn der Depp hinten nicht so nah aufgefahren wäre, hätte das Seitwärtsparkieren auch ganz gut geklappt. So stand ich etwas schief in der Lücke … das wurde in einem ruhigen Moment korrigiert ;).
Im Hotel machten wir uns frisch und dann sind wir raus in die Stadt. Wir hatten Hunger und wollten schlendern. Wobei das Essen klar Priorität genoss. Ein Lokal wurde von Google hervorgehoben, da setzten wir uns rein. Eine Karte gab es nicht, der Besitzer winkte aber einem Kollegen der etwas Englisch konnte und uns packte. Wir mussten in die Töpfe schauen und konnten dann entscheiden, was wir zu unserem Reis den haben wollten. Das Essen kam entsprechend innerhalb von 2min auf den Tisch. Das war eine Massenabfertigung im Restaurant, kaum jemand sass länger als 15min den Tischen. Es war aber famos lecker!
Ja äh, das ging schneller als erwartet, so drehten wir eine etwas grössere Runde um den Platz, die Zentrale Mosche, und durch die (leider bereits geschlossene) Einkaufsstrasse. Bei einem Krämer zog ich noch kurz ein kühles Getränk und schon verschwand jeder in seinem Zimmer.
Morgen soll das Wetter, wenn dann überhaupt, um Kayseri etwas taugen, und eher am Vormittag als am Nachmittag. Aber viel Zeit für Fotos bleibt nicht, denn in 1 ½ Tagen stehen noch knapp 1200km vor uns. Istanbul ist ganz schön weit weg …
Wir planten mal eine gemütliche Abfahrt um 9 Uhr, erst wollten uns noch eine Ecke am Stadtrand anschauen und dann nach Westen aufbrechen. Die Nacht irgendwo um Ankara sollte ungefähr in der Mitte zwischen uns und dem Flughafen liegen. Alles ganz entspannt!