Türkei im Herbst 22 - Teil 6/9

Von

08. Oktober 2022 / Malatya – Kırıkkale

Wir müssen heute Strecke machen. Aber nicht übersäuern, der Grossraum um Ankara wurde angepeilt für die kommende Nacht. Das Wetter sollte am Vormittag hier um Malatya ganz OK sein, der Nachmittag dann um Kayseri. Die Prognose hatte sich über Nacht nochmal deutlich verbessert.
Wir gingen es aber gemütlich an, um 8 Uhr sind wir aus den Betten raus heute früh. Das Auto vor der Türe war flott beladen und dann ging es schon los. Das Verkehrschaos von gestern hat sich komplett aufgelöst, die Strassen waren praktisch leer und wir kamen sehr schnell ans Ziel. Das lag noch in Malatya am südlichen Stadtrand. Da umfährt die Bahn ein Tal mit Staumauer (vom Stausee ist nichts zu sehen ;)). Also einmal 180° gedreht am hinteren Ende des potentiellen Sees. Davor und danach ist ein Ab- bzw. Aufstieg zu bewältigen. Alles kleinräumig, aber alles vermutlich vielleicht fotografierbar?
Direkt am nördlichen Ende ist ein Park, da konnte man prima parken und sich das ganze mal anschauen. Das sah alles gar nicht so schlecht aus. Eine leerfahrende Lok kam auch relativ bald. Die Sonne war aber noch zu tief, denn die Wolken hingen in den Bergen hinter der Stadt und es war ein steter Wechsel zwischen Wolken und Sonne. Heute war da mehr Bewegung am Himmel als auch schon.
Das wurde aber irgendwie in der Tendenz nicht besser, dafür sah es südlich von uns eigentlich immer blau aus. Auch wenn es nur bedingt unsere Richtung war, stiessen wir mal 15min nach Süden vor. Ein kleiner Aufstieg aus einem Tal sollte gehen. Etwas südlich vom Bahnhof Karapınar konnte man von der Strasse hinauf zur Bahn stechen und da standen wir dann.
Das blaue Loch war leider nicht bei uns, sondern weiter westlich, dass sah aus der Ferne besser aus. Aber so ist es ja oft. Wir standen dann oben an der Strecke und beäugten die Wolkensituation mal. Wir hätten den Personenzug von Elazig nach Adana als Deadline wenn das Wetter halten würde. Und dann müssten wir aber die Pferde satteln und fahren. In den Überlegungen, ob man wirklich so lange warten will, trötete es im Süden und es wurde gerade Sonnig. Oder auch nicht?

119- Südlich von Malatya ganz in der Nähe vom Bahnhof Karapınar stehen wir hier. Das blaue Loch war nicht da wo wir es uns gewünscht hätten, der Zug kam aber Punktgenau als wir uns die Stelle anschauen wollten. Es zieht DE33 042.


Es begann dann zu Tröpfeln aus den Wolken und wir waren uns sicher die Sache jetzt zu beenden. Ein weiteres tröten aus Süden hielt uns aber spontan noch davon ab. Es kam «nur» eine leerfahrende E-Lok. Das versteht wieder mal einer (nicht). Da wird ein langer Zug mit Diesel die Hügel hinauf gekarrt und im Block dahinter folgt eine E-Lok. Man hätte das ja auch … irgendwie kombinieren können?

120- Kurz nach dem Güterzug folgte noch E68 028 als Lokzug, ebenfalls gen Malatya.


Heller war es nicht und wir kletterten vom Berg runter zum Auto. Gegen 10 Uhr erreichten wir die Hauptstrasse und ab da ging es dann beständig nach Westen. Durch eine grandiose Gegend, die grandios Bahnbefreit ist. Direkt nach Kayseri durch die Berge. Bei der Topografie ist auch klar weshalb die Bahn den weiten Umweg obenrum über Sivas nimmt.
Das Wetter war viel besser als erwartet. Die Klimaanlage musste sogar noch arbeiten heute um die Mittagszeit. Nach einem Tankstop durchquerten wir Kayseri und dann wurde es langsam wieder interessant. Wir waren wieder an der Strecke, an der Strecke von Ankara – wo ja nicht gar nichts läuft.
Wir kurvten etwas um Himmet herum um eine Stelle zu finden. Die Landschaftsform war aber einfach nicht auf unserer Seite. Es war leicht hügelig, aber eben nicht an den richtigen Stellen. Da half die Sonne auch nicht weiter. Also nochmal 20min zur grösseren Verschiebung nutzen, auch wenn es nicht wie geplant «der erste fotografierbare Abschnitt» war. Bei Fehimli sah das alles schon viel besser aus, sagte auch schon das Luftbild. Die Hügel werden höher, die Felder werden leerer.
Es war 15 Uhr als wir uns an einer ersten Stelle aufbauten und in freudiger Erwartung waren. Beide Richtungen gingen. Nur kam nichts über die nächsten zwei Stunden. Na super. Dann war der Schatten unseres Hügels auf den Gleisen. Man hätte jetzt ja verdampfen können, aber nur ein paar Meter weiter nördlich hätte man noch fast eine Stunde Licht. Und wir hätten auch eine Planbewegung in der Zeit, der Ekspresi von Ankara müsste noch – wenn er denn irgendwie etwa pünktlich wäre.
Direkt an einem defekten Bahnübergang parkten wir. Der war als Vorwarnung nicht wirklich zu gebrauchen. Denn er lief einfach. Die Schranken hatte man (vermutlich eher Strassenverkehrsteilnehmer und nicht Eisenbahner) schon abgeräumt und in den Strassengraben geschmissen. So bringt das alles natürlich wahnsinnig viel ;).
Der Personenzug tauchte kurz nach 17 Uhr bei uns auf, und damit ziemlich pünktlich. Die Eisenbahn weiss von der BÜ-Störung und der Zug fuhr mit Schrittgeschwindigkeit über die Strasse. Wie lange das wohl schon so ist?

121- Der Güney Kurtalan Ekpresi 22014 (Ankara - Kurtalan) hat Ankara um 11:20 Uhr verlassen und fuhr ab da immer nach Osten. Wir hatten ihn vor ein paar Tagen schonmal verfolgt. Heute stellten wir uns fix für ihn. Etwas nördlich von Fehimli platzierten wir auf einem Hügel und fotografierten DE22 072 auf die Nase.

122- Und noch weiter aufgerissen.


Man sieht es, das Wetter östlich von uns war nicht viel, westlich von uns ging die Sonne aber im fast perfekt geputzten Himmel unter. Das Licht war so toll, da wollten wir noch etwas warten. Letztes mal fuhr hinter dem Personenzug ja ein Güterzug in dem Bereich, ob das heute auch so ist? Tatsächlich wurden wir nicht enttäuscht. Nur 20min nach dem Personenzug folgte der erhoffte Güterzug.

123- Dem Personenzug folgte der erhoffte Güterzug. DE33 061 fährt im letzten Licht dieses Tages in Richtung Kayseri.


Das war dann im allerletzten Licht. Also weg, weg nach Kırıkkale. Wir hatten etwas lange vertrüdelt heute Nachmittag, so buchten wir uns wieder im bekannten Hotel in Kırıkkale ein. Grossraum Ankara passt da schon irgendwie, wenn man den Kreis etwas weiter zieht ;). Es war aber trotzdem nicht ums Eck. Schnell dämmerte es, schnell wurde es dunkel und die Fahrt zog sich noch über 2h.
In Kırıkkale waren wir froh zu wissen, was uns erwartet. Parken ging heute einfacher als letzte Woche direkt vor dem Hoteleingang, da war ein Platzerl verfügbar. Die Zimmer waren heute kleiner und stickiger als letztes mal, aber immer noch ganz in Ordnung.
Zum Essen gingen wir nochmal raus, wir hatten gar nicht gross Lust uns Gedanken zu machen wohin wir wollen. Das letzte mal was das Tavuk überzeugend, und so landeten wir nicht ganz zufällig nochmal beim selben Wirt. Der kannte uns nicht mehr, wir ihn aber auch nicht ;).
Und Morgen dann die letzte Etappe. Das Wetter ist noch sehr unsicher. Sicher ist nur; wir müssen / wollen gegen 16 Uhr am Flughafen sein. Fahrzeit etwa 4h, da könnte man bis 11 Uhr schon noch etwas in der Gegend machen. Wetter wäre möglicherweise leicht östlich von unserem Bett … mal gucken, Ideen haben wir genug ;).

[hr]

09. Oktober 2022 / Kırıkkale – Schweiz
Auf 8 Uhr war die Abfahrt heute gelegt. Also alles wieder auf der eher gemütlichen Seite. Wir wären gerne früher gefahren, auch schon um 7 Uhr, wenn es hätte sein müssen. Die Prognosen trafen aber nicht ein, von Sonne am Vormittag war weit und breit nichts zu sehen. Auch nicht östlich von uns, das bestätigte der Blick aufs Satellitenbild. Also wurde nichts in den Kehren mit den Personenzügen, schade eigentlich.
Ein Vorteil aber, wir bekommen am Nachmittag keinen Stress auf dem Weg zum Flughafen. Denn wir folgten jetzt dem Plan von Gunar. Er hat am Tag unserer Anreise bei der Fahrt aus Istanbul raus bei İzmit eine nicht unfotografierbare Stadtdurchfahrt notiert. Das war sowieso am Weg und würde sich zur längeren Pause um die Mittagszeit anbieten. Vielleicht sogar mit etwas Licht, denn am Nachmittag sollte es von Westen her aufreissen.
So ging es um 8 Uhr raus und dann weiter nach Westen. Kurz hinter Irmak riss es dann aber plötzlich doch auf, der ganze Aufstieg in Richtung Ankara war im Licht. Ich verspürte stark den Drang mich zu stellen. Denn lieber ein sicheres Sonnenbild als vielleicht am Nachmittag etwas. Ich wurde überstimmt und die Fahrt wurde nicht unterbrochen. Dafür sahen wir dann 5min später auf der Strecke eine Eurodual mit Kesselzug nach Osten fahren … der wäre da dann gekommen. Ob mit Sonne oder nicht war bei der dynamischen Wetterlage nicht klar. Sagen wir einfach mal; es wäre sicher nicht in der Sonne gekommen.
An Ankara vorbei ging es auf die grosse Autobahn direkt nach Istanbul. Also im Norden durch, weit weg von jeder Eisenbahn. Aber eine Eisenbahn hätte auch nichts gebracht, denn es begann dann bald zu Regnen in den Hügeln und hörte nicht auf bis wir in die Zielregion bei İzmit kamen. Die Autobahn ist gross und war schön leer, es fuhr sich ganz angenehm.
Auch wenn, jetzt so leicht rückblickend betrachtet, der Start in Istanbul natürlich völlig doof war. Ankara wäre besser gewesen … nur fliegt da ab Zürich überhaupt nichts hin im Moment. İzmit erreichten wir kurz vor 13 Uhr und Gunar zauberte auch schon eine Zugfahrt aus dem Fahrplan. Von besonderem Interesse waren die Regionalzüge, nicht S-Bahnen. Denn die werden mit E-Lok bespannt … und E-Loks vor Personenzügen hatten wir jetzt noch nicht in der grossen Masse fotografiert, wenn wir uns zurück erinnern ;).
Von Sonne war weit und breit nichts zu sehen, trotzdem stellten wir uns mal auf eine der Brücke in der Stadt. Die Bahn ist beidseits flankiert von Strassen, 4 Gleise mit Fahrleitung. Nicht ganz einfach, aber das ging schon. Was hätten wir auch schon zum Flughafen fahren wollen … :-P.
Wir wechselten etwas die Brücke, mampften in einer Mall noch ein Mittagessen, bevor es dann nach dem letzten Bild eines Regios vorbei war mit Bildern für diesen Urlaub.

124- In İzmit verläuft die Bahn mitten durch die Stadt. 4 Gleise, flankiert von Haupt- und Schnellstrasse. E68 049 zieht Bölgesel 12604 (Gebze - Adapazari) westwärts an uns vorbei.

125- In der Gegend gibt es keine Neubaustrecke, so verkehren auch die YHT Züge auf den normalen Gleisen. Hier ist gerade CAFCAF 81009 (Ankara - Istanbul) auf dem Weg nach Istanbul.

126- Und nach dem Mittagessen in einer nahen Mall der nächste Regio, diesmal Bölgesel 12606 (Gebze - Adapazari) mit E68 058.


Güterzug sahen wir keinen in der Zeit. Sowieso wird die Infrastruktur noch nicht so richtig ausgelastet. Es ist vermutlich mal eine Verlängerung der S-Bahn von Istanbul her geplant, die dann zwei eigene Gleise erhält in der Stadt?
Wir hatten noch 150km Autobahn vor uns bis zum Flughafen von Istanbul. Um 15 Uhr waren wir beim Auto und dann gings los. Erstmal auf der Autobahn angekommen rollte es sich ganz gemütlich über den Bosporus und bis zum Flughafen hin. Chaos war da überhaupt nirgends, selbst am Flughafen war die Mietwagenrückgabe so gut angeschrieben, wie selten an einem Flughafen erlebt. Das war alles fast etwas zu einfach.
Wir stellten den Duster auf den Platz und waren ihn los. Ein Trekker, aber kein schlechtes Auto. Und ohne einen zusätzlichen Kratzer (vom Unterbodenschutz sehen wir mal ab) ging das Auto zurück. Der Regen heute auf der Autobahn hatte ihn auch wieder optisch in einen annehmbaren Zustand zurück versetzt ;).
Gunar flog eine gute Stunde vor uns nach Stuttgart, wir dann um kurz vor 20 Uhr nach Zürich. Die Koffer gaben wir gemeinsam ab, durch die Pass- und Sicherheitskontrolle ging es mit langen Schlagen. Wir setzten uns dann mit Gunar an sein Gate und als er verschwand wechselten wir irgendwann zum ZRH Flug.
Der Rückflug war langweilig, ich schlief die meiste Zeit und wir landeten pünktlich in Zürich. Mit der knapp erreichten S-Bahn gondelten wir zurück in die heimischen Wohnungen.

[hr]

Epilog: Türkei 2022. Eine tolle Sache! Danke Yannik fürs Vorspuren um Elâzığ. Die Türkei war schon länger auf dem Radar, die Bestätigung das man auch da ganz weit in den Osten will kam aber von deinem Bericht ;).
Ich war wie erwähnt schonmal in der Türkei für Eisenbahn. Damals spürte ich keinen grossen Drang schnell wieder da hin zu fahren. Das geht mir diesmal definitiv anders. Das Reisen ist entspannt, das Preisniveau extrem Budgetfreundlich und die Landschaft inkl. Eisenbahn macht einfach Spass. Der Verkehr ist dichter als erwartet, eigentlich an allen Strecke an denen wir waren.
Alleine schon an den besuchten Ecken gibt es viel mehr zu sehen, östlich von Ankara inkl. der Strecke nach Karabük, im Nordwesten an der E-Bahn. Aber auch um Malatya … und dann gibt es noch ganz viele Ecken, die wir überhaupt nicht berührt haben in diesem Urlaub. Dochdoch … die Motivation ist da!

Und wer jetzt denkt … ääääh … fertig, aber ja doch nicht?! Richtig, weiter unten geht’s weiter. Warum, siehe den Prolog, nur ein paar Zeilen weiter unten.

[hr]
Teil 2 – Türkei im Herbst 22!
Es sollte kein Monat vergehen nach der Rückkehr als Gubi und ich wieder eine Woche Urlaub hatten. Die letzten dieses Jahr … wohin? Wir hielten uns spontan und buchten gar nichts. Das Ziel war klar: Eine Woche möglichst sicher Sonne. Ob das in Spanien, Polen oder an der Adria ist – egal! Beim Blick auf die Grosswetterlage und Prognosen für ganz Europa am Samstagabend stach eine Region ins Auge.
Kroatien und Slowenien waren es nicht – das wäre bei Auswahl unser präferiertes Zielgebiet gewesen. Es war auch nicht Spanien oder Italien … es war tatsächlich die Türkei. Und zwar die Westtürkei südlich von Istanbul. Das war ungelogen die einzige Region, wo man eine Woche lang mit gutem Wetter rechnen konnte. Mir war das sowas von egal, im Gegenteil, ich hatte riesig Spass am Gedanken nochmal in die Türkei zu fahren. Die Gründe sind im Epilog oben beschrieben ;).
So kam es das Gubi und ich am Samstagabend einen Flug nach Istanbul gebucht haben … schon wieder. Abflug am Sonntag kurz vor dem Mittag. Also kein Mietwagen ab Zürich, sondern ab Istanbul. Mit der Erfahrung vom letzten Monat hatten wir einen favorisierten Flughafen in Istanbul, nämlich jener auf der Asiatischen Seite – den Gökcen. Das wäre dann einfach schon mal 1h weniger Fahrzeit als vom anderen Flughafen aus. Die Flugzeiten passten genauso wie das Mietwagenangebot. Auch wenn man dieses wohl besser 24h vor der Anreise buchen würde. Das ging halt nicht mehr ;). So mussten wir auf Autoeurope ausweichen, denn direkt beim Vermieter der Wahl kam immer die Meldung es sei so spontan nicht möglich. Bei Autoeurope gab es keine solche Meldung. Ob’s dann klappt? Man wird es sehen! ;).

06. November 2022 / Schweiz – Bursa
Wir hatten gestern den Flug und ein Mietwagen gebucht. Also alles, was der geneigte Reisende so braucht um loslegen zu könne. Um 12 Uhr geht die Garreta ab ZRH, direkt zum Gökcen Flughafen auf der Asiatischen Seite des Bosporus.
Der Flug, zwar gebucht bei der Turkish, wurde durchgeführt von Andalou Jet. Kein Geheimnis, das wurde bei der Buchung ersichtlich. Der Unterschied ist wie Tag und Nacht. Turkish ist auch auf Mittelstrecke äusserst grosszügig, richtige Mahlzeiten, TV am Platz, einiges an Beinfreiheit. Bei Andalou kommen maximal eng bestuhlte 737 zum Einsatz, als Verpflegung gibt es ein unsäglich trockenes Minibrötchen (immerhin gibt’s was ;)). Das Turkish sowas als Tukrish verkauft … also … ich hätte im Marketing meine Bedenken.
In der Türkei gibt es keine Winterzeit, so war die Zeitverschiebung jetzt gleich zwei Stunden gegenüber Zürich. Bei einem Abflug um 12 Uhr erfolgte die Landung also um 17 Uhr. Da war’s schon fast komplett dunkel in Istanbul. Es blieb also beim Reisetag.
Am Flughafen übernahmen wir den Mietwagen. Ein Duster, wie gebucht, habe man aber keinen. Ob das jetzt an der spontanen Buchung lag oder einfach so war, wurde nicht beantwortet. Aber man habe ein Upgrade für uns, und zeigte ein Kombi auf dem Bildschirm. Danke, habt ihr auch etwas Geländegängigeres? Es tauchte ein Van auf im Display. Gut, wir sind zu zweit. Kleiner? Nö, nur in den Kategorien der Automatischen Kupplungen. Die sind strikt getrennt, was uns aber völlig egal ist. So bekamen wir für ein bisschen Aufpreis einen Ford Kuga. Nicht riesig, geländegängig. Ein Duster wäre uns fast lieber gewesen, aber wir nehmen auch den Kuga ;).
Wir buchten uns noch kurz ein Hotel für die Nacht, in Bursa, und fuhren in die Dunkelheit. Bursa war strategisch gut gelegen. Es führt eine Autobahn direkt hin und morgen früh wäre man innerhalb einer Stunde an der Neubaustrecke bereits südlich des Gebirges kurz vor Eskişehir. So konnten wir heute noch etwas Strecke machen, aber nicht ewig durch die Dunkelheit gondeln. Alles perfekt eigentlich.
Die Grosswetterlage spülte uns wie gesagt in die Südwesttürkei, südlich von Istanbul. So im Dreieck Eskişehir – Izmir – Isparta. Wer das irgendwie verorten will schaut sich am besten eine Streckenkarte an, z.B. jene von Buecker. Die ist zwar, bezüglich Fahrleitung, nicht ganz aktuell, aber man kann damit arbeiten zur Orientierung ;).
Es gibt da unten drei Ost-West Strecken. Vor allem diese waren für uns von Interesse, denn die führen alle mehr oder weniger durch die Hügel. Die nördlichste ist schon elektrifiziert und es gibt ein Ekspresi Zugpaar (mit E-Lok) drüber. Zu guten Zeiten, auch für Fotos jetzt im November. Die mittlere Strecke ist auf einer Karte drauf die von künftiger Elektrifizierung berichtet. Personenzüge gibt es da nicht über die ganze Strecke am Tag – nur ein Nachtzugpaar von Konya nach Izmir. Auf der Südstrecke gibt es einen Ekspresi immerhin von Eskişehir bis nach Denizli. Güterverkehr? Hmmm … wird man sehen.
Vor dem Hotel entlang der Autobahn assen wir noch etwas und dann waren wir auch schon am Ramada im Wohnquartier. Ruhig gelegen, nicht ganz ersichtlich weshalb genau da. Oder wir sahen etwas nicht, es war nämlich auch schon wieder dunkel :-D.
Der Abend endete gegen 22 Uhr nach einer kleinen Planung für morgen Vormittag.

Ich freute mich wieder zurück in der Türkei zu sein!

[hr]
07. November 2022 / Bursa – Afyon
Tag 1 mit Streckenberührung begann ganz gemütlich um 8 Uhr. Wir hatten es nicht eilig, was auch dem Wetterbericht geschuldet war. Der hat es sich nämlich nochmal überlegt und gar nicht mal so gutes Wetter hervorgezaubert. Die Schönwetterphase startet dann erst morgen. Aber um Eskişehir soll es trotzdem ganz gut werden. Nicht aber nördlich davon. Also zielten wir ziemlich direkt in diese Gegend. Von Bursa geht die Schnellstrasse auch direkt da hin.
Es war aber sonniger als vermutet als wir langsam ins Tal der NBS kamen. Also ging es dann erstmal links nach Norden anstatt rechts nach Süden. Nicht weit entfern von der Kreuzung, bei Karaköy, machte das Luftbild wieder mal Lust die Situation vor Ort zu beäugen. Und das ging ganz gut, direkt aus dem Auto heraus – für die faulen ;).
Blick auf den Fahrplan, Züge waren auch nicht mehr weit weg. Kaum 10min standen wir, bis der erste Zug auf der NBS nach Süden an uns vorbei rollte. Es CAFte.

127- YHT CAF 65 004 als 81004 nach Ankara fährt bei Karaköy sehr gemächlich nach Süden.


Der Zug fuhr ganz langsam an uns vorbei. Ob das am Bahnhof in unserem Rücken liegt, wo er aber gar nicht hält? Liegt wohl eher an der Ecke vor uns, da ist ein NBS Tunnel noch nicht fertig laut Luftbild, und der Zug fährt kurz kurvig durchs Tal entlang der Bestandsstrecke. Alles noch etwas ein Gebastel hier in der Gegend.
Einen Zug von hinten warteten wir noch ab, es war aber nicht der erhoffte Velaro sondern nochmal eine CAF-Kiste. So blieb es bei dem einen herzeigbaren Bild von dieser Stelle. Es zog zudem auch schon wieder etwas zu von Norden her – das nutzten wir jetzt zur Fahrt nach Süden. Aber nicht weit, in Bozüyük werden die Berge verlassen und bis Eskişehir geht es erstmal durch flaches Terrain. Und genau in diesen Abschnitt wollten wir hin. Da läuft NBS und Bestandsstrecke direkt parallel und wir suchten eine Brücke mit Blick auf beide Strecke. Das war nördlich von Oklubali auch kein Problem. Nur das hinkommen … direkt von der Autobahn über einen Feldweg. Gubi kündigte zwar die Einfahrt an, aber ich erwartete mehr als ein Loch in der Leitplanke und eine steile Rampe aus Dreck … die hinter uns haben sich vermutlich ein bisschen gefragt warum da ein Auto plötzlich rechts im Gebüsch verschwindet ;).
Das Gehoppel dauert etwas, die Stelle würde man wohl besser von Süden her, von der Hauptstrasse, anfahren. Immerhin kamen wir dann da viel einfacher wieder raus.
Die Brücke war ganz gut zu fotografieren und zwei YHT Züge konnten wir abwarten. Dann «mussten» wir weiter, wir wollten uns dann um einen richtigen Ekspresi von Eskişehir nach Süden kümmern. Die beiden YHT kamen nicht ganz pünktlich, aber früh genug. Und zu unserer Freude je einmal CAF und Siemens. Auf der Bestandsstrecke rührte sich derweil kein Rad.

128- Nördlich von Oklubali, kurz vor Eskişehir, sind NBS und ABS direkt Parallel. Wir warteten auf Züge, der erste kam in Form von Velaro 80 101 als 81009 nach Istanbul.

129- In die Gegenrichtung als Zug 81304 nach Konya – Karman CAF 65 006.


Jetzt war es an der Zeit eilig zu wechseln. Denn 30min nach dem letzten Bild verlässt der Ege Ekspresi Eskişehir nach Izmir. Und für ihn wollten wir irgendwo südlich von Eskişehir stehen. Es sah auf dem Luftbild gleich südlich der Stadt toll aus. Da geht die Bahn bereits aus der Fläche in ein Tal hinein. Und genau da hin wollten wir.
Die Stadtdurchfahrt, auf Schnellstrassen, war überhaupt kein Problem und zeitig waren wir da. Und wir sahen auch gleich das Problem welches uns vermutlich noch öfters begegnen wird; Sonnenstand. Hoch war die Sonne nicht, trotz 12 Uhr, der Hügel für den Standpunkt schmiss schon sehr viel Schatten ins Motiv. Aber es ging um die Zeit prima. Wir erklommen die Hügel und stellten uns für den Zug so wie wir wollten hin. Er brauchte bis zu uns zwar viel länger als vermutet – oder war zu spät aus Eskişehir raus.

130- E68 018 hat den Ege Ekspresi nach Izmir am Haken. Nur wenige Kilometer südlich von Eskişehir, seinem Startpunkt, rollt der Zug hier nach Süden.


Schade war jetzt nichts mehr los auf den Gleisen, die Kurve hätte Potential für mehr! Den ursprünglichen Gedanken nochmal hoch an die NBS zu fahren, verwarfen wir. Dafür war die Strecke hier zu spannend – und dafür sah es auf dem Luftbild einfach zu interessant aus.
Also suchten wir uns eine nächste Stelle. Am Ende spätestens für den Gegenzug des Ekspresi von gerade eben. Der Zug aus Izmir läuft schon gegen 16 Uhr durch die Gegend. Also im Plan zumindest. Wir wollten ihm mal eine ganze Ecke entgegenfahren. Fast schon runter bis Kütahya. Die Strecke von Izmir kommt da aus dem Westen und läuft denkbar schlecht im Licht. Da drehts dann nach Norden und man hat immerhin viel Seitenlicht auf dem Zug.
Als erstes schauten wir uns aber ein paar Kurven bei Uluköy an, da windet sich die Bahn um ein paar Hügel und Täler herum, und hätte sogar Frontlicht für den Zug spendiert. Das war zwar ein ewiges gehoppel über Sandpisten, aber es war gerade so fahrbar für unser Hausfrauen SUV. Nur war die Stelle nicht viel, wir liefen alle möglichen Positionen an, mindestens zwei Bäume waren aber immer im Bild. Das war mal gar nicht so einfach.
Am Ende landeten wir Nördlich von Alayunt nah an den Gleisen. Gerade am Ende dieser Hügelkette. Das ging ganz nett, und wir konnten sogar fast komplett zufahren zur Stelle ;). Wir sassen dann in den relativ frischen Wind und sahen dabei zu wie die Sonne langsam in den Siff sank.
Der Ekspresi auf den wir warteten war schonmal nicht pünktlich. Dafür trötete es plötzlich von hinten. Ein kurzer Sprint über einen Hügelrücken und schon machte es klick. Das war eine Diesellok mit ein paar Personenzugwagen. Hm. Ekspresi konnte das ja schonmal nicht sein.
Das Mysterium löste sich aber rasch beim Blick in die TCDD App. Stimmt … hier gibt’s ja noch Bölgesel! Die hatte ich mir gestern Abend noch angeschaut, aber bis heute wieder vergessen. Das war dann wohl so einer. Komplett unter Fahrdraht mit Dieselloks. Immerhin … kein bekannter Dieseltriebwagen ;).
Die Sonne sank und sank … und wir kümmerten uns um ein Hotel. Das Wetter ... morgen müsste man etwas nach Süden, um Sonne zu bekommen. So buchten wir uns in Hilton in Ayfon ein. Das ist ein grösserer Bahnknoten mit ganz vielen Möglichkeiten auf alle Strecken die es da so gibt. Und in Afyon ist die Fahrleitung komplett weg. Es ist also ein grosser Dieselknoten, was uns ganz besonders gefällt nach dem vielen Dieseln unter Fahrleitung – auch in den letzten beiden Wochen hier in der Türkei.
Wir sassen es bis zum bitteren Ende aus an der Stelle, und wurden belohnt. Der Ekspresi kam mit ungefähr einer Stunde Verspätung. Und leuchtete erfreulich im letzten Dimmerlicht.


131- Nördlich von Alayunt warteten wir auf den Ekspresi von Izmir. Als es in unserem Rücken plötzlich zu hupen begann. DE24 297 zieht Bölgesel 72604 von Eskişehir nach Kütahya, komplett unter Fahrleitung.

132- Der Ege Ekspresi von Izmir nach Eskişehir kam mit ungefähr +60 an unserer Stelle bei Alayunt durch. Es zieht im letzten Licht die E68 035, der Zug heisst 32011.


Das war doch ein versöhnlicher Abschluss. Vor allem mussten wir uns selbst an der Nase nehmen, die Regios hätten wir durchaus auf dem Radar haben können. Da hätte es sogar noch einen mehr gegeben. Denn die Fahrpläne ackerten wir dann noch durch und schrieben alles raus – um alles auf dem Radar zu haben.
Es gibt hier, bzw. auch um Afyon, auf praktisch jeder Strecke ein bisschen Regionalverkehr, nicht viel, meist sogar nur ein Zugpaar, aber es gibt ein bisschen was. Und ein paar wenige sichere Zugleistungen waren sicher gut in den Plänen – denn mit Güterverkehr rechnen? Bei der «Dichte» an Zügen die wir heute gesehen haben … äääh.
Apropos Güterzug. Wir fuhren dann von der Stelle weg und querten auf dem Weg zum Asphalt die Bahn. Und da blickten wir auf ein offenes Signal nach Süden. Selbstblöcke kennen wir aus der Türkei nicht, also müsste da noch etwas nach Süden kommen?
Tatsache, nur wenig später parkten wir wieder jenseits der Bahn und der Zug war schon zu hören in den Hügeln.

133- Auf dem Weg zurück zur Strasse erblickten wir ein offenes Signal. DE24 291 war der Grund für die Fahrstrasse. Mit einem Zug nach Süden rollt sie an uns vorbei.


Das war es dann definitiv mit der Sonne. Wir musste noch zum Hotel und wollten so viel Dämmerung wie möglich mitnehmen. Etwas mehr als eine Stunde bräuchten wir an den Ortsrand von Afyon, wo unser Hotel gelegen ist. Die Fahrt war kurzweilig, denn wir konnten prima diskutieren, was wir in den nächsten Tagen so machen – jetzt wo wir immer mehr verstehen was die Strecken hier unten überhaupt sind.
Das Hilton hatte viele Parkplätze vor dem Haus und wir bezogen kurz darauf unser Zimmer im 8 Stockwerk. Mit Blick auf die Bahn … und da kamen sogleich auch zwei Züge auf der Strecke. Wir blickten auf die mittlere Strecke nach Izmir – jene die nur einen Nachtzug zu bieten hat. Ein Kistenzug fuhr nach Osten, und dann gleich einer nach Westen. Beide gespannt von TCDD GE Powerhaul. Uiiii! Stimmt, TCDD hat ja auch so welche, dass macht der Güterverkehr zumindest in der Mitte plötzlich äusserst interessant!
Zum Essen blieben wir im Hotel, wir setzten uns in bzw. auf die geschlossene Terrasse. Was natürlich die Türken nicht davon abhält in diesem offenen bzw. geschlossenen Raum trotzdem zu Rauchen ;).Das Essen war äusserst lecker. Das ganze Hotel gefällt uns sowieso wunderbar. Die Lage ist perfekt, mal schauen, wie oft wir hier nochmal einchecken in der nächsten Woche. Ich hoffe ja oft ;).